Maßregelung städtischer Arbeiter.
Den Arbeitern( Schreibern, Rohrlegern, Controleuren, Helfern 2c) der. Nevier- Jufpeftionen der Berliner städtischen Gaswerke wurde vor wenigen Wochen eine neue Arbeits- Ordnung unterbreitet. Da in diesem städtischen Betrieb seit kurzem ein Arbeiterausschuß besteht, so mußte die neue Arbeits- Ordnung diesem zur Begutachtung vorgelegt werden. Die Arbeits- Ordnung entsprach nun in einigen Punkten nicht den Wünschen der Arbeiter. So wurde unter anderm gerade das Gegenteil von dem angeordnet, was der bekannte $ 616 des Bürgerlichen Gesetzbuchs befagt und daher be antragte der Arbeiter- Ausschuß einige Abänderungen. In der Sigung des Arbeiterausschusses erklärte sich auch der Oberinspektor der Revier- Inspektionen mit den geäußerten Wünschen der Arbeitervertreter durchgängig ein verstanden und versprach in diesem Sinne bei der Direktion zu wirken. Nicht geringes Erstaunen rief es daher bei den interessierten Berionen hervor, als vor ungefähr 14 Tagen diesen von seiten der Direktion der Gaswerte die unveränderte Arbeitsordnung mit der Bekanntgabe unterbreitet wurde, daß sie am 25. November in Kraft trete und unterschrieben werden müsse.
Man hatte also nicht nur die Wünsche des Arbeiter- Ausschusses unberücksichtigt gelassen, sondern gab auch dieser offiziell anerkannten Arbeiervertretung nicht einmal eine Antwort.
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Bemerkt jei noch, daß die Polizei bereits am Vormittage des vergangenen Sonnabends von den städtischen Behörden ersucht wurde, Polizeibeamte nach dem fraglichen Revier zu beordern.
Die Organisation der Arbeiter will versuchen, auf gütlichem Wege zur Wiedereinstellung der Entlassenen zu kommen und hat dazu die geeigneten Schritte unternommen.
in
Zählung der Arbeitslosen beschlossen die Gewerkschaftskartelle Düsseldorf , Duisburg und Effen.
Die Gewerbe- Inspektion in Schweden . Der Bericht über die Thätigkeit der Gewerbe- Inspektion im Jahre 1900 ist im Druck erschienen. Es wird darin it. a. mitgeteilt, daß seit dem Jahre 1890, wo das Gesetz zum Schuge gegen die gewerblichen Gefahren in Kraft trat, 7785 Betriebe mit insgesamt 236 082 Arbeitern, ein Teil davon zwei oder mehrere Male, inspiciert worden find. Im Jahre 1900 allein wurden 1472 Betriebe mit zusammen 52 835 Arbeitern inspiciert. Unglücksfälle tamen im Jahre 1900 2088, wovon 84 den Tod zur Folge hatten, zur Kenntnis des Gewerbe- Inspektorats.
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Mittwoch,
lichen Bostuniform offenbar bei den verschiedensten Gelegenheiten durch den Verkehr mit weiblichen Personen. Wir erwarten bestimmt eine entsprechende Verfügung.
Dersammlungen.
Schutz gegen Milzbrandgefahr.
Am Somitag tagte im Getverkschaftshause eine öffentliche Bers sammlung der Bürsten- und Pinselmacher, um die Forderungen geltend zu machen, welche die Arbeiter dieses Berufes bezüglich der Ausdehnung der Borschriften it Ausdehnung der Vorschriften über die Desinfektion des Haar und Borstenmaterials stellen. Reichstags- Abgeordneter Wurm, der das Referat übernommen hatte, besprach zunächst die Arbeiterschutz- Vorschriften und deren mangelhafte Durchführung im allgemeinen und ging dann auf die zum Schutz gegen Milzbrand bestehenden Vorschriften über. In eingehender Weise legte der Redner dar, daß diese Vorschriften durchaus ungenügend seien und keinen genügenden Schuz gegen Milzbrandvergiftung der Arbeiter bieten. Einesteils verfehle die Verordnung schon deshalb ihren Zweck, weil sie die Desinfektion nur für das ausländische Material vorschreibt, während doch anitlich fest= stehe, daß auch unter den inländischen Tieren Milzbrand - Erkrankungen vorkommen, und zwar zweifellos zahlreicher, als aus der amtlichen Statistik ersichtlich ist. Ebenso sei nachgewiesen, daß auch Ziegen an Aus der Frauenbewegung. Milzbrand erkranken, und deshalb müßten auch die Ziegenhaare, was nach der gegenwärtigen Verordnung nicht vorgeschrieben ist, der Dieses Verhalten der Direktion der Gaswerke rief natürlich unter Eine öffentliche Versammlung findet Donnerstag, 21. No Desinfektion unterworfen werden. Ein weiterer Mangel der beden Arbeitern der Revier- Inspektionen eine große Erregung hervor. vember 81/2 Uhr in Schöneberg , Klubhaus, Hauptstr. 5-6, statt, in stehenden Vorschriften sei der, daß drei Arten der Desinfektion Man war zwar immer in den Kreisen der organisierten städtischen welcher Frau Ihrer über Wesen und Gefahren der Heim zugelassen sind, von denen nur die durch strömenden Wasserdampf Arbeiter der Auficht, daß es den städtischen Behörden industrie sprechen wird. Bei dem außerordentlichen Interesse, vorausgesetzt, daß sie sachgemäß und gewissenhaft ausgeführt mit den Arbeiter- Ausschüssen in Wirklichkeit gar nicht ernst welches diese Frage für alle Proletarierinnen besigt, erwarten wird nicht ernst welches diese Frage für alle Broletarierinnen befigt, erwarten wird geeignet sei. die Keime der gefährlichen Strankheit sei, sondern daß sie ein Dekorationsmittel für wir eine zahlreiche Beteiligung arbeitenden Frauen, sicher zu töten. Es müßte deshalb mir diese Methode zugelassen Arbeiterfreundlichkeit" sein sollen, aber daß diese Körperschaft in feien es Heimarbeiterinnen oder Fabrikarbeiterinnen. Sie alle werden. In seinen weiteren Ausführungen verwies der Redner Ser Weise mißachtet würde, ihr nicht einmal eine Antwort erteilt haben das gleiche Interesse, ihre traurige Lage zu beffern, darauf, daß die vorgeschriebene Desinfektion oft sehr mangelhaft würde, glaubte wohl nicht einer unter den städtischen Arbeitern. welche infolge der herrschenden Krise noch gefährdeter erscheint als Mau arrangierte nun zum 11. d. M. eine Versammlung, die auch je zuvor. sehr gut besucht war. Diese Versammlung beauftragte den Arbeiter- Deshalb richten wir an alle Genoffinnen als alle Arbeiterinnen Ausschuß, mit der vorgesetzten Behörde von neuem wegen der den Ruf: Besucht die Versammlung, welche Euch Aufklärung geben Arbeitsordnung zu verhandeln. Am 15. d. M. ließ dann der und Euch zur Selbsthilfe den Weg zeigen will. Juspektor Jacobs vom achten Revier einige Arbeiter zu fich fommen und fragte fie, ob sie die neue Arbeitsordnung unterzeichnen wollen. Angesichts der neuen beantragten Verhandlungen des ArbeiterAusschusses und des Umstandes, daß die Arbeitsordnung erst am 25. d. M. in Kraft treten soll, baten die Arbeiter noch um einige Tage Bedenk zeit, womit die Unterredung beendet war. Als die Arbeiter des genannten Reviers dann am 16. ihren Lohn in Empfang nahmen, wurde ihnen sämtlich 20 Mann- thre fofortige Entlassung bekannt gegeben, da sie sich geweigert hätten, die neue ArbeitsOrdnung zu unterzeichnen. Unter den Entlassenen befinden sich Lente, die bis zu 40 Dienstjohren bereits bei der fraglichen Behörde beschäftigt waren. Von einer Verweigerung der geforderten Unterschrift kann gar nicht die Rede sein. Hätte man den Arbeitern erklärt, daß sie entlassen würden, falls sie nicht sofort die Unterschrift leisten, fo hätte man angesichts der geringfügigen Differenzen ohne weiteres die Unterschrift hergegeben.
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Die Vertrauensperson.
Die gefährdete Sittlichkeit der Telegraphic. Die Ober Postdirektion Dresden hat folgende Verfügung erlassen:
„ Es ist zur Sprache gekommen, daß einzelne Telegrephengehilfinnen sich nach dem Dienste von männlichen Personen un mittelbar vor dem Amtsgebände abholen lassen. Es kann dies im Interesse des guten Rufes der Beamtinnen und des Ansehens der Verkehrsanstalten nicht gebilligt werden. Das faiserliche Bost amt wolle die dort beschäftigten Telegraphengehilfinnen in geeig neter Weise hierüber verständigen."
Der Postdirektor des Postamts I in Riesa seyte noch einen Trumpf drauf und verfügte:
ausgeführt werde. Im Anschluß hieran führte Genosse Wurm aus, daß die Arbeiter, wenn sie von Berufskrankheiten befallen werden, nicht nur auf die Krankenkasse angewiesen sind, sondern daß fie vom Unternehmer vollen Schadensersatz auf Grund des Bürgerlichen Gesetzbuches beanspruchen können, wenn nachgewiesen wird, daß in dem Betriebe, 100 der Arbeiter beschäftigt war, die betreffenden Schutzvorschriften nicht durchgeführt worden sind. Die Gewerkschaften sollten es sich angelegen sein lassen, in derartigen Fällen die Erhebung des Anspruchs auf Schadensersatz zu ver anlassen. Dem Vortrage folgte eine rege Distuffion, in der ver fchiedene Redner persönliche Erfahrungen, die sich auf die vorliegende Angelegenheit beziehen, mitteilten. Einige Gerber meinten, daß auch in ihrem Beruf die Gefahr der Milzbrandvergiftung vorliege. In Berlin müsse der Erkrankte erst zum Kaffenarzt gehen, und wenn dieser Milzbrand festgestellt habe, dann werde der Patient dem Krankenhause überwiesen, wo er auch nicht immer sogleich in ärztliche Behandlung genommen werde. Juzwischen sei so viel Zeit verstrichen, daß die Krankheit, weil zu weit fortgeschritten, nicht mehr geheilt werden könne. Hierzu bemerkte Genosse Wurm, er rate den Gewerkschaften, deren Mitglieder der Milzbrandansteckung ausgesetzt sind, bei den betreffenden Krantentassen, vielleicht durch. die Centraltommission der legeren dahin zu wirken, daß jeder Arbeiter eines durch Milzbrand leberDie postamtliche Sittlichkeit Sachsens geht nicht soweit, den tragung gefährdeten Berufs, wenn er mit einer Hauta Telegraphengehilfinnen überhaupt jeden Verkehr mit männlichen trantheit zum Arzt komme, ohne weiteres als milzPersonen" zu verbieten; oder sollte sie annehmen, daß die jungen brandverdächtig anzusehen, und einer schleunigen Damen, lediglich um den guten Ruf der Telegraphie in Mißkredit Behandlung zu unterziehen sei. Die in der Versammlung Es muß angenommen werden, daß die stattgefundenen Entlassungen zu bringen, nur auf dem Dienstwege und sonst nirgends mit Männern anwesenden Gerber erklärten, daß auch sie sich dem Vorgehen der eine Provozierung der organisierten städtischen Arbeiter bedeuten zusammenkommen? Bürsten- und Pinselmacher anschließen würden. Die Versammlung sollen. Die Entlassungen soll man auf ausdrückliche Anordnung von Es ist deshalb der Sinn der Verfügung nicht recht zu faffen. stimmte einer Stesolution zu, die bereits von den Nürnberger Bürsten„ Oben" vorgenommen haben. Die Organisation der städtischen Auf dem Dienstwege liegt doch am allerwenigsten Gefahr vor, daß und Pinselmachern angenommen ist. Die Resolution ist im Sinne Arbeiter scheint den städtischen Behörden höchst unangenehm die Damen an ihrer Sittlichkeit Schaden leiden. Wenn daher die des Referats gehalten und soll zur Kenntnis der zuständigen Begeworden zu fein und so versucht man durch diese Maßnahmen| Postfittenrächter tonsequent sein wollten, dann müßten sie den Behörden gebracht werden. die Arbeiter zur Arbeitseinstellung zu provozieren. Man möchte amtinnen überhaupt jeden Verkehr mit Männern amtlichen oder un- Verband deutscher Barbiere, Friseure 2c.( Zweigverein Berlin ). wahrscheinlich so gern die unzufriedenen Elemente". Tos werden, amtlichen Charakters verbieten und jede der Damen ständig durch Donnerstag, den 21. d. Mts., abends 10 Uhr, bei Bauer, Rosenthalerdamit auf Jahre Kirchhofsruhe in die städtischen Betriebe einzieht; einen Schugmann, oder sicherer durch ein Schutzweib, überwachen straße 57: Bersammlung. Vortrag über:„ Genossenschaftswesen im Barbierdoch die Organisation wird dafür Sorge tragen, daß dieser Wimsch laffen. gewerbe". nicht in Erfüllung geht. Oder sollte auch vielleicht die Thatsache, daß die organisierten städtischen Arbeiter kürzlich beschlossen, bei den Stadtverordneten- Wahlen nur für die socialdemokratischen Kandidaten zu stimmen, die städtische Verwaltung so nervös gemacht haben, daß man sich jetzt an den Arbeitern rächen will?
Es ist geradezu standalös, daß wegen solch' untergeordneter Differenzen die städtische Behörde Lente entläßt, die fast ihr ganzes Leben im städtischen Betriebe arbeiteten und zum Teil bereits Anspruch auf die höchste zulässige Pension haben. Ohne Kündigung wurden die Leute aufs Pflaster geworfen.
Auch die Begleitung der Telegraphengehilfinnen durch männliche Beamte von und nach dem Amte, wie solche hier wiederholt wahrzunehmen gewesen ist, muß als unangemessen be: zeichnet werden.
Centralverband der Konditoren und verw. Berufsgenossen. Heute, Mittwoch, den 20. November, abends 8½ Uhr, bei Bauer, Rosenthalerstraße 57: Mitgliederversammlung. Central Tischler- Kaffe. Die Mitglieder der Ortsverwaltungen von Berlin und Umgegend versammeln sich am Freitagabend 8 Uhr in Ge
Wie stellt sich übrigens die Ober- Postdirektion Dresden dazu, wenn männliche Beamte von weiblichen Personen abgeholt werden? Die Sache ist hier sogar noch schlimmer, wie bei den weiblichen Beamten. Die männlichen Postbeaniten tragen bekanntlich auch außer Dienst häufig Uniform. Sie kompromittieren das Ansehen der kaiser- werkschaftshause( Saal 5).
Mittel der List und der Gewalt an, den Sohn von der Mutter zu trennen.
retten konnte, hatte ihr Bruder richtig erkannt, aber wenn der offene Rechtsweg" diesem Feudalherrn gut genug war, um damit seinen anAus diesem vieljährigen Kampfe mögen hier mir zwei Episoden gestammten Stönig einzuschüchtern, so war er ihm längst nicht gut erwähnt werden, die zugleich für vormärzliche Zustände höchst be genug, um darauf seine unglückliche Schwester zu retten. Lieber Gelegentlich der Pensionierung des deutschen Botschafters in zeichnend sind. Indem der Graf Hazfeldt die viehische Verleumdung mochte sie langsam hingemordet werden, ehe die Brandmarkung des London , Fürsten Hatzfeldt, erwähnten vir furz seine Jugendbeziehungen verbreitete, seine Frau sei eine Messaline, die den siebenjährigen Mörders den feudalen Glanz des Hauses Hazfeldt befleckte! Wie die zu Ferdinand Lassalle und seine Verantwortlichkeit für die Geheim- Senaben zu unnatürlichen Ausschweifungen verleite, ließ er das Kind Gräfin und ihr Sohn dennoch gerettet wurden, das ist bekannt haltung des Nachlasses unsres Vorfämpfers. in Baden- Baden , wo sich Paul mit feiner Mutter aufhielt, durch genug. Der junge Lassalle wurde der Mutter zum treuesten Freunde In der„ Nenen Zeit" veröffentlicht Franz Mehring interessante einige Banditen von der Promenade rauben. Sobald die Gräfin und dem Sohne zum sorgsamsten Erzieher; er beschritt den„ offenent Einzelheiten über die Jugendzeit Habfeldts. durch das Ausbleiben des Kindes und seiner bestochenen Wärterin Rechtsweg", und in einem achtjährigen, aufreibenden Kampfe rettete Geboren am 8. Ottober 1831, ist Graf Melchior Paul Hubert Verdacht schöpfte, suchte und fand sie schnell entschlossen die Spur er der Mutter und dem Sohne das große Allodialvermögen des Gustav Hagfeldt das dritte und jüngste Kind aus der Ehe, die Graf der Entführer, sandte Estafetten voraus, um die Poststationen zu be- Hauses, das ihr natürlicher Beschützer eben seinen Dirnen zu verEdmund von Haßfeldt- Kinsweiler am 9. August 1822 auf dem Schloffe nachrichtigen, jagte felbst mit den schnellsten Gäulen hinterher, die schreiben beslissen war. Afiner mit der Gräfin Sophie Haßfeldt, eine Tochter des Fürsten sie auftreiben fonnte, holte die Verbrecher in Hattersheim ein und Es sind Zeugnisse genug dafür vorhanden, daß Graf Paul HazHazfeldt, geschlossen hatte. Diese Heirat war einer jener Kauf- rief die schnell zusammenströmende Bevölkerung au, vor deren feldt von schöner Dankbarkeit gegen seinen und seiner Mutter Netter kontrakte, die der bürgerlichen Ehe nach der Meinung ihrer drohender Haltung die Banditen das Kind wieder herausgaben. erfüllt war. Man braucht nur die Nene Rheinische Zeitung " aufBewunderer eine so besondere Heiligkeit" verleihen. Die Braut Gefährlicher war ein zweiter Ueberfall. Die Gräfin war mit zuschlagen, um zu erkennen, wie frisch und munter der achtzehnvollendete am Trauungstage gerade ihr sechzehntes Lebensjahr: dem Kinde zu ihrem Bruder, dem Fürsten Hatzfeldt in Breslau ge- jährige Jüngling in den Jahren 1848 und 1849 an Laffalles Seite in jo zarter Jugend, noch findisch, geistig und, wie spätere flüchtet. Der Graf aber hatte eine Kabinettsorder des Königs den revolutionären Emancipationskampf der rheinischen Arbeiter ärztliche Zeugnisse feststellten, auch förperlich unreif, wurde sie Friedrich Wilhelm IV. ertvirkt, wonach ihm das Kind ausgeliefert mitgemacht hat. Wenn er später andre Wege gegangen ist, so verdem Grafen Hazfeldt überantwortet, der landauf landab am werden sollte; eine so gottesfürchtige Majestät, wie dieser Monarch, dient er deshalb so wenig einen Vorwurf, wie er dadurch der Sache Rhein als jardanapalischer Wüstling berüchtigt war. Majorats nahm natürlich die Partei des fardanapalischen Wüstlings und nicht geschadet hat. Junker bleiben doch immer Junter, und selbst die ftreitigkeiten zwischen der fürstlichen und der gräflichen Linie des die Partei der schändlich verschacherten Frau. Aber der König hatte frischeren Zweige solcher vermorschter Stämme pflegen teinen Samen Hauses Hayzfeldt, die sich auf den Reveniengenuß und die Admi- nicht hinlänglich erwogen, daß er dem einen Feudalherrn nicht zu zeitigen, der in revolutionärem Erdreich gedeiht. Die Gräfin nistration der Herrschaften Trachenberg und Schönstein- Wildenburg Sbirrendienste leisten konnte, ohne von einem andren Fendalherrn Haßfeldt war sicherlich eine ungewöhnlich gescheidte Frau und jede bezogen, hatten es als ein erwünschtes Auskunftsmittel erscheinen einen gehörigen Dentzettel zu bekommen. Kaum war die Kabinetts. Fafer ihres Herzens war von dankbarer Gesinnung gegen Lassalle lassen, daß der damalige status quo fortbestehen solle, der Graf order ausgeführt, als der König folgenden erfrischenden Schreibebrief getränkt, aber doch hat sie mir Unheil gestiftet, als sie nach Edmund Hatzfeldt aber eine Tochter des Fürsten Hazfeldt zu ehelichen vom Fürsten Hatzfeldt erhielt:„ Ohne mein Wissen und gegen Lassalles Tod sich in die Arbeiterbewegung mischte. Sie ist dadurch und mit ihr in Gütergemeinschaft zu treten habe. Der Graf wählte meinen Willen sind in früher Morgenstunde Militär- und Polizei felbft, wider ihren Willen, undankbar gegen ihren Retter geworden, die sechzehnjährige Sophie, obgleich ihre beiden älteren Schwestern beamte in mein friedliches Haus gedrungen und haben unter An- indem sie die ihr testamentarisch vermachten Briefschaften und noch unverheiratet waren. drohung von Geivalt sich des Sohnes meiner Schwester bemächtigt, Papiere Laffalles nur denen zur Einsicht anvertrauen wollte, die Was ihn zu dieser Wahl bewog, war ein öffentliches Geheimnis. die an dem Herde ihres Bruders ein Asyl gefunden hatte. Dieses sich der möglichen Bedingung unterwarfen, von vornherein auf jede Seine Hauptmaitresse, eine Gräfin Resselrode- Ehreshoven, hatte ver- Ereignis erhielt gleich im Augenblick der Ausführung die allergrößte tonfuse Vorstellung der Gräfin zu schwören. langt, daß er sich für die kindische, unentwickelte und allgemein für Publizität und groß ist das Aufsehen, das dasselbe in der Provinz Die Gräfin Hagfeldt ist nun seit 20 Jahren tot, und was aus beschränkt geltende Sophie entscheiden sollte, um neben einer Gattin. macht! Ich habe die Ehre, an der Spiße der schlesischen Ritterschaft Lassalles Briefschaften und Papieren geworden ist, weiß niemand als die ein Kind war, desto ungestörter ihr Verhältnis mit dem Grafen zu stehen, die mich zwar mit großem Vertrauen beglückt, aber auch ihr Erbe, der Graf Paul Hatzfeldt. Auf die Anfragen, die deshalb fortsetzen zu können. Sogar die Eltern der Braut wußten, woran verlangt, daß der Ruf ihres Vorstandes fleckenlos fei. Der meinige, an ihn gerichtet worden sind, hat er bisher geschwiegen. Vielleicht sie waren, doch bei den Moralbegriffen, die in den Kreisen der ich muß es tief verlegt aussprechen, ist durch dieses Ereignis anf das war dies Schweigen durch seine amtliche Stellung veranlaßt, obEdelsten und Besten" herrschen, begnügten sie sich, in den Ehepatten äußerste gefährdet die Existenz meiner Schwester ist jetzt ver- gleich nicht abzusehen ist, welches agitatorische Interesse die socialfestzusetzen, daß der Graf seiner Gattin mit der reinsten, zärtlichsten nichtet, der älteste Sohn wird entfernt von ihr erzogen, die Tochter demokratische Partei an den Briefschaften Lassalles haben kann. Sie Liebe und Treue lebenslänglich beiwohnen solle, und ihm das feier- ist seit einer Reihe von Jahren im Kloster völlig verlaffen und ver- hat nur das Intereffe daran, daß ihrem großen Vorfämpfer fein liche Ehrenwort abzunehmen, daß er seine Hauptmaitresse mit der loren, und jetzt ist auf Eiv. Majestät Befehl auch das letzte Kind von historisches Recht wird. Persönliches Interesse an der Sache Ehe verabschieden werde. ihr genommen, an dem sie mit wahrer Liebe hing. Diefer unglück- fann allein der Graf Paul Haßfeldt selbst haben: in dem Kampfe für Natürlich dachte der Sünder nicht daran, feine Versprechungen lichen Frau bleibt nun feine Wahl; der Trennung ihrer Ghe bisher ihn und seine Mutter hat Lassalle manches gethan, was ihm heute zu halten. Vielmehr machte er seiner jungen Gemahlin vom ersten aus allen Kräften widerstrebend, ist sie jezt genötigt, den einzigen, noch, und nicht bloß von Philistern verdacht wird; es wäre ein Aft Tage der Ehe an das Leben zu einer Hölle, deren ausgesuchte ihr offenen Rechtsweg zu gehen, auf Tremmung der Ehe zu flagen schnödesten Undankes, wenn Graf Paul Sazfeldt dem historischen Foltern jeder Beschreibung spotteten. Sie ertrug es lange, bis die und in der Oeffentlichkeit, welche die Verhandlungen des Urteil der Mit- und Nachwelt irgend ein Licht vorenthalten wollte, raffiniertesten Stränkungen ihrer Mutterliebe endlich etwas von der französischen Gesezes gewähren, augleich ihre Stechtfertigung das Lassalles Bild heller zu beleuchten geeiquet wäre. Löwin in ihr erweckten, die um ihre Jungen kämpft. Es gelang zu suchen." Vor einem so energischen Nüffel, den ihm die Spige Mit seinem Austritt aus dem Staatsdienst fällt jeder, gleichviel dem Grafen, den ältesten Sohn als den Majoratserben ganz von der schlesischen Ritterschaft" erteilte, mußte der König von Gottes ihr abzusperren, und die Tochter, das zweitgeborene Kind, in ein Gnaden flein beigeben, und die Gräfin erhielt ihren Sohn zurück. Wiener Kloster zu vergraben. Um so furchtbarer entbrannte der Gleichwohl wäre sie auf die Dauer unterlegen, wäre sie den Kampf um das letzte Kind, den Sohn Paul, der mit zärtlicher Liebe Tod der Jnfamie gestorben unter der unerschöpflichen Flut von Veran der Mutter hing. Vergebens suchte ihn der Vater erst in einem leumdungen, die von den litterarischen Lataien ihres Mannes gegen Freiburger Jesuitenkloster, dann in der Potsdamer Kadettenanstalt fie verbreitet wurden und in der lakaienhaften Presse des vormärz zu einer willenlosen Puppe zu dressieren; vergebens wandte er jedes lichen Deutschlands ein bereitwilliges, Echo fanden. Was sie allein
ob scheinbare oder wirkliche Grund fort, der sein bisheriges Schweigen über Lassalles Briefschaften und Papiere etiva noch erflären könnte. Er ist jegt ein freier Mann, und so steht zu hoffen, daß er sich der einfachen menschlichen Pflicht entfinnen wird, die er gegen Lassalles Andenken hat, das will sagen, gegen das Andenken eines Mannes, der seine hilflose Jugend beschirmt und seine leibliche Mutter vor dem Tode der Infamie gerettet hat.