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Nr. 285.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

18. Jahrg.

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Zelegramm- Adresse: Socialdemokrat Berlin"

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508.

Verurteilt!

Bebel: Der Lehrer fragte den Kleinen, warum er denn in den Himmel wolle, und was war die Antwort? Da hätte ich keinen Hunger mehr! Giebt es etwas Empörenderes, giebt es etwas Aufreizenderes gegen die heutige Gesellschaftsordnung, als diese Aeußerung des

Bebel: Das ist eine Infamie! Der Herr lacht, das ist eine Gemütsroheit!( Stürmische Zu­stimmung links. Lärm rechts.) In der Donnerstagsigung des Reichstags erreichte die Bolldebatte ihre Höhe. Die große Anklagerede Bebels wurde die endgültige und unerbittliche Verurteilung des Brotwuchers und diese Verurteilung wurde verschärft durch die Selbstverurteilung, die der freikonser vative Abgeordnete Graf Arnim herbeiführte.

Der Zwischenruf, den Graf Arnim in die Schilderung Bebels vom Notstand der Arbeiterschaft warf, enthüllte tiefer als alle geg­nerische Kritik das wahre Seelenwesen des Brotwuchers und seiner Parteien.

Freitag, den 6. Dezember 1901.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3. Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.

Politische Neberlicht.

Berlin , den 5. Dezember

Nach dem Minister kamen zwei Herren aus dem Hause zu demokratie zum Aufruhr ruft, sondern die Regierung und die Par­Worte, die zu den ernsten Parteivertretern nicht gezählt werden können. teien des Bollwuchers, indem sie die arbeitenden Klasseu in ver­Herr Vogel, der Antisemit, und Herr Nißler, der bahrische ziveifelte Verbitterung treiben. Dann aber wurde aus dem Polizei­Meggermeister und Renommierbauer, versuchten nicht ohne Erfolg, minister der Finanzminister, der endlose statistische Ausarbeitungen die rechte Seite des Reichstags zum Cirkus Busch zu verwandeln. seiner Geheimräte dem Hause vorlas; da er jedoch agrarische Ge­was ihnen an Sachkenntnis mangelie, das ersetzten grobe Schlag- meinpläglichkeiten reichlich ausstreute und die Bebelsche Schilderung worte. Nach diesen Neden waren alle Parteien einmal zu Worte ge- von der Lage der Arbeiter durch die tiefsinnige Erklärung, daß es kommen. Bemerkenswert ist nur, daß bisher kein Redner der Elend allerdings stets gegeben habe, bekämpfte, so erhielt er den ver­Kindes? süddeutschen Volkspartei das Wort verlangt hat. dienten Lohn eifrigen antisemitischen Beifallsgelärms. Graf v. Arnim: Der Vater hat vielleicht alles Es darf ausgesprochen werden, daß durch die nun folgende Schließlich sprach der sächsische Minister des Junern v Metsch, vertrunken!( Stürmische Pfui- Rufe bei den große Anklagerede Bebels die Debatte erst zu derjenigen Größe dem ebenfalls Bebel durch seine Attaque auf die Brotwuchermitschuld Socialdemokraten.) emporwuchs, die dem furchtbaren Ernst dieser Wuchervorlage geziemt. der Regierung des industriellsten Staates und auf die Mißhandling So Vortreffliches in den früheren Tagen schon durch verschiedene der Arbeiterinteressen in Sachsen herausgefordert hatte. Aber, ob­Redner über die Gefahren des nenen Tarifs gesagt war, so war es schon Herr v. Metzsch in der Einsicht, nicht vor Dem doch der großen Leidenschaft Bebels vorbehalten, die wahrhaft er- sächsischen Klaffenivahlparlament zu stehen, sich äußerst zurück­schütternde Anklagerede gegen das Wuchergesetz zu schleudern. hielt, verunglückte fein Auftreten völlig. Er mußte zugestehen, Die Rede Bebels führte eine parlamentarische Scene größter Be- daß in Sachsen nur ein verschwindend geringer Bevölkerungsteil deutsamkeit herbei, in der das ganze Haus, die Rechte wie Vorteil von den Kornzöllen habe, suchte dafür die Aufopferung der die Linke in lebendigster Anteilnahme und gesteigertster Spannung Industrie- Arbeiter durch die wundervolle Beweisführung zu ent­mitthätig wurden; in zahllosen Zwischenrufen, in stürmischen Er- schuldigen, daß die von Bebel angeführte Not des Arbeiters doch regungen bekundete sich Schreck und Wut der Wucherparteien, nicht so schlimm fei, denn das liegt fo in der ganzen denen der erste Versuch leichtherziger Lachluft schnell verflog, andrer- 8eit" und ein wirklicher und exorbitanter Notstand existiert in feits begeisterte Freudigkeit der socialdemokratischen Reihen. Sachsen nicht". Bebel begann seine großzügig und in durchsichtiger Klarheit auf- So verblieb nach drei agrarischen Ministerreden und zivei Bebel sprach von den wirklich Notleidenden, schilderte Vorkomm- gebaute Rede mit einer allgemeinen Charakteristit der wucherischen Wucherreden aus dem Hause der Socialdemokratie ungeteilt der nisse aus dieser und jener Stadt, wie Arbeitslosigkeit und Hunger, Parteien. Er geißelte den Monarchismus, der bei verweigerter moralische Sieg. Some Krankheit und Tot unter den Wermsten verheerende Opfer fordern. Bollerhöhung auf Null sinkt und bei Zollerniedrigung in Republika Bebel hat den aufs Aeußerste gerichteten social­Er zwang das ganze Haus in den Bann dieser erschreckenden Wahr - nismus umschlägt; er sprach seinen Ekel aus vor der Religiosität, demokratischen Widerstand gegen den Zollwucher pro­heitsbilder, die Junker der Rechten schwiegen betreten. Nun schilderte vor dem Christentum, das als Deckmantel des religionswidrigen, flamiert, und für Regierung und Wucherparteien bricht die Er­Bebel eine Scene aus Köln , wie ein Kind in der Schule dem unchristlichen Brotwuchers. mißbraucht wird; er fagte dem Reichs- tenntnis an, daß die Mehrheit der Zahl noch längst. Lehrer auf die Frage, warum es denn in den Himmel lanzler, daß dieser, wenn er die Interessen der Nation zu vertreten nicht den Erfolg zu sichern vermag! wolle, erwiderte: damit ich nicht mehr hungern vorgebe, allerdings die Interessen der Ausbeuter- Nation fördere, lanolinally] muß! da entflog das verrätherische Wort dem aber die Socialdemokratie vertrete die Juteressen der andern Nation, Munde des freikonservativen Grafen Arnim, des Schloßherrn von die mit jener im gleichen Lande lebe, der Nation der Ausgebenteten. Mustau: Weiter erwies Bebel die Unsinnigkeit des neuen Tarifs aus Vielleicht hat der Vater alles vertrunken! den eigenen Worten, mit denen die Reichsregierung vor 10 Jahren In diesem Wort enthüllte sich der Abgrund der brotwucherischen die Handelsvertragspolitik einleitete; er citierte Aussprüche von Brutalität. Dies eine Wort verkündet weithin die schmachvolle Konservativen und Centrumspolitikern, die sich scharf gegen die Zölle, Gewiffenlosigkeit und Roheit der Parteien, die den Brotwucher wie fie fegt geplant find, als unnötig und ummmüglich für die Land­fordern. Wohl giebt es einzelne Fälle, wo durch zerrüttete wirtschaft gewendet hatten; er gab eine eindringliche Uebersicht über die Familienverhältnisse die Kinder darben, aber auch diese Zustände zahllosen großen und fleinen Mittel, durch die je und je in allen Bundes­find eine Anklage gegen die Gesellschaft, die sie erzeugt und fördert. staaten, besonders in Preußen, der größere Grundbesitz auf Volkes­Aber in einer Entrollung der Notlage weitester Schichten, die jede kosten bereichert wurde. Nun folgte die Schilderung der jetzigen Lage neue Belastung ausschließen muß, in einer Schilderung, die jedem der Landwirtschaft, die, so weit die größern und mittlern Befizer in Fühlenden das Herz erbeben ließ, nichts zu empfinden als den eklen Frage gestellt werden, keineswegs eine üble ist; die Eingabe des Cynismus, aus dem jener Nuf entsprang und der die schwere Not Bundes der Landwirte klagt über unlohnende Produktion und Die Konservative Sorrespondenz" spendet der rats der Zeit, die durch die Herrschenden verschuldet ist, der Lasterhaftigkeit wachsendes Deficit, aber würde wohl dauernd die Anbaufläche losen Streisblattpresse die beliebte Phrase, daß die scharfe Strafe den Armen aufbürdet, der die Schuld am Hunger der Kinder dem ausgedehnt werden, vie die Statistik zeigt, wei mit nicht die wirklichen Anstifter, sondern deren Wertzenge getroffen unglücklichen Vater zuwälzt, das war die Selbstoffenbarung der jeder Ausdehnung das Deficit wüchse? wüchse? Ein schlagender habe. Außerdem spricht sie von dem Hunnenbrief- Schwindel". Unter Gemeinheit. Beweisgrund reihte sich an den andren, und der Redner belebte den Schwindel versteht offenbar das amtliche Organ entweder eine That­Diese Selbstoffenbarung erneuerte und verschärfte der edle Graf, spröden Stoff der Statistit, indem er in packenden Eykursen hier die sache, die durch die Beugenausfage als noch schlimmer fest­als er am Schluß der Sigung seinen Ruf zu verteidigen fuchte. allgemeine wirtschaftliche Entwicklung der Gegenwart aufwies, dort gestellt worden, oder eine Wahrheit, deren Beweis vom Gericht a b Er hatte nicht das Empfinden, daß er sich irgendwie zu entschuldigen brennende Lichter auf die habsüchtige Sinnesart der herrschenden geschnitten worden ist. 000 15 suchen müsse. Er suchte nur durch dreiste Entstellung seiner steno- Klassen warf. Groß ist dagegen der Jubel derselben Kölnischen 8tg.", graphisch festgestellten Schande Milderung: er habe nicht eine Be Bebel legte dar, wie nur die größeren Besiger Vorteil von den die wir vergebens als Zeugin für das Hummentum vor das Gericht hauptung ausgeprochen, sondern eine Frage gestellt. Dies war eine Böllen haben und den größten die Besitzer der umfangreichen Fidei zu citieren suchten. Sie freischt in den höchsten nationalen Tönen von Bebelfort festgestellte unwahrheit; doch, wäre es teine Un tommiffe, der hohe Adel und nicht zuletzt die Fürsten ; wolle man so und, indem sie das Angenehme mit dem Nüglichen verbindet, sucht wahrhe, so ist darum dies Geständnis seiner Gesinnungen nicht im dem Volke die Neigung für die Monarchie erhalten, indem man den fie gleichzeitig- ihrem englandschwärmerischen Auftrag gemäß- gerigsten weniger bellastend für den Führer einer der eifrigsten Reichtum der Monarchen durch die Opfer der Armen vermehre? bie, Anti- Chamberlain- Kundgebungen zu beschwichtigen. sucherparteien. Bebel erregte die Wucherparteien zu aufschreiender Wut, als er Die Kölnische Zeitung " ist der bescheidenen Meinung, Auch die ganze Rechte empfand die Selbstbezichtigung; Graf flärte, die Reihen dieser Fraktionen würden sich stark lichten, wenn daß die deutsche Oeffentlichkeit, soweit sie auf nationale Ehre und Schwerin - Löwitz, der neben Arnim saß, sprang entfest auf, als der durch Geschäftsordnung bestimmt würde, die an einer Gefegvorlage Reputation hält und diese in dem aus der allgemeinen Wehrpflicht Ruf fiel, und Graf Ballestrem suchte zu retten, was zu retten Interessierten dürfen an der Abstimmung nicht teilnehmen. Wohl hervorgegangenen Heere verkörpert sieht, daß alle wahrhaft national war, indem er den durch den parlamentarischen Brauch erforderten erteilte an dieser Stelle wie wiederholt der Präsident den Ordnungs- empfindenden Kreise des deutschen Volkes, die durch jene Beschimpfungen Ordningsruf gegen Bebels schneidende Abfertigung Arnims dadurch ruf, doch die leidenschaftliche Auflage Bebels stürmte über diese deutscher Soldaten auf das peinlichfle berührt worden waren, es mit zu einem moralischen Ordnungsruf gegen Arnim Hindernisse hinweg und sprach aus, was die Wahrheit und die Wohl- Genugthuung begrüßen werden, daß diese unwürdigen Schmähungen gestaltete, daß er erklärte, Bebel sei zu seinen Worten fahrt des Volkes fordern. eine exemplarische Sühne gefunden haben. Diesen Kreisen hat das durch den Abg. Arnim schwer provoziert worden. Berliner Gericht auch dadurch aus der Seele gesprochen, daß es einen erschwerenden Umstand in der Thatsache erblickt, daß Deutsche gegen Deutsche so große Beleidigungen aus­gesprochen haben."

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In schroffer Gegenüberstellung zu den maßlosen Bereicherungs­Graf Arnim hat die Wucherparteien schwer getroffen, indem er plänen für die Junker und Großbauern schilderte Bebel die Lage der hre wahren Gefimmungen, die sie flug zu verbergen versuchten, in Arbeiter, der kleinen Bauern, der Handwerker, dec kleinen Beamten. beschränkter Tölpelhaftigkeit vor aller Welt fund machte. Die elementare Den Arbeitern giebt das Reich 40 Millionen im Jahr, den Grund­Empörung in den socialdemokratischen Reihen, die der Cynismus befizern an 1300 Millionen schon jetzt, und das alles ist nicht des Mitgliedes der Stummpartei erregte, wird weithin in das Land genug! Da sprechen die Bucherparteien und die Regierung von , ortschwingen und die Aufreizung der Massen gegen den Wuchertarif Hilfe des Mittelstandes und von allgemeinem Wohl! Die Folge und die Parteien des Wuchertarifes fördern. Wir sind dem Grafen solcher Politik müsse sein: die Empörung der Masse und der Arnim, dem Verteidiger des Hänge- Peters und aller Kolonial- Aufruhr!

abscheulichkeiten dankbar verpflichtet, daß er auch im jetzigen Kampfe Bebel beschloß seine Rede, indem er den Reichstanzler als besten das richtige Wort für das Treiben der Wucherparteien gefunden... Umsturzförderer begrüßte und die Auflösung des Reichs­Die Dienstagssigung begann mit einer Ministerrede und schloß tages und die Befragung der Wähler forderte. mit zwei Miniſterreden, die Bebel hervorgerufen hatte. Mit dieser wuchtigsten Anklagerede hatte sich die Bedeutung der Zunächst sprach erstmals als Minister Herr Möller, der Sitzung erschöpft. Die beiden Minister, die einiges gegen Bebel Minister gegen den Handel. Der Kaiser hat gesagt: Den langen vorzubringen unternahmen, hatten geringen Erfolg selbst bei den Möller werde ich gebrauchen können; aber die erste Ministerrede Wucherparteien. Zunächst produzierte sich, gleich Herrn Möller zum dürfte die ministerielle Brauchbarkeit des Herrn Möller nicht erstenmale im Reichstag und mit gleichem Erfolge oder Mißerfolge erwiesen haben. Minister Möller ragt vor dem Abgeordneten wie Herr Möller der preußische Finanzminister v. Rheinbaben. Möller nur dadurch hervor. daß er rednerisch noch langweiliger Er wollte beweisen, daß Graf Bülow und Herr Möller noch nicht an erscheint als früher. Der Juhalt seiner Rede ist schon befannt aus letzter Stelle der Ministerfähigkeiten stehen, und er erbrachte diesen den häufigen Trinkreden, die er im Lande eifrig gehalten. Er Beweis vortrefflich. Herr v. Rheinbaben ist der Typus des sprach vom guten Einkommen der Arbeiter und von den armen Land- preußischen Amtsvorstehers, er erscheint geradenwegs aus der wirten, von den Jnteresien, die mit einander im Konflikt stehen und Hauptmannschen Biberpelz- Komödie entlaufen, welche die Schneidig­die ausgesöhnt und ausgeglichen werden sollen auf der mittleren feit spottet, der jedes lächerlich mißlingt. Schneidig ist Herr Linie. Herr Möller weckte die Heiterkeit des ganzen Hauses, als er zu- v. Rheinbaben, schneidig, wie es sich dem einstigen Sayoburuffen gestand, er habe sich im Tasten auf dieser mittleren Linie zwischen ziemt, und der Schneidige ist in Preußen zu allem befähigt. Herr zwei Stühle gesezt, aber er hoffe sich wieder emporzuraffen. v. Rheinbaben war vor kurzem noch Polizeiminister in Preußen und in Die Beifallsrufe, die die Konservativen dem Minister spendeten, begreiflicher Verwechslung mit dieser früheren Rolle sprach er im obschon er auch ein Teises Wort gegen die Ueberspannung des agrarischen Bogens sprach, werden ihn sicherlich nicht aus der hilflos tomischen Lage zwischen den beiden Stühlen befreien.

rechten Polizeiton von der Socialdemokratie, die noch immer un gemaufert zum Aufruhr rufe, wie soeben Bebel bewiesen; ein ehe­maliger Bolizeiminister kann nicht begreifen, daß nicht die Social

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#gir Sunnenfrende.

Das überaus harte Urteil der Berliner Straffammer über zwei Redacteure des Vorwärts" hat die Khatipresse nicht froh werden lassen. Erst schwieg man verlegen, dann versuchten wenigstens die schamlosesten Blätter, eine Formel zu finden. Die Berliner Neuesten Nachrichten", die früher die Hunnenbriefe als Fälschungen des Vorwärts" und seiner Hintermänner denunziert hätten, fönnen mm zwar diese dumme Verleumdung nicht mehr aufrecht erhalten, und sie begnügen sich, aus den staatsanwaltlichen Darlegungen einige Brocken wiederzufäuen.

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Diefen national empfindenden Kreisen wird von der großen Hu- moristin am Rhein eine außerordentlich große Genügsamkeit zugeschrieben. Diese Nationalen sind schon befriedigt, wenn über haupt nur jemand bestraft wird wenn auch unter Ausschluß des Wahrheitsbeweises. Minder anspruchsvolle nationale Leute müßten sich vielmehr darüber entrüsten, daß das Gericht keinen Beweis zuließ, und damit alle gegen das Humnentum erhobenen Anklageu in un­verminderter Schwere fortbestehen!

Aber die Hunnenfreude der Köln . 3tg." über die 13 Monate Gefängnisstrafe ist so stark, daß sie die wildesten Clownsprünge macht. Warum, fragt das Blatt, twaren nicht bei jenen Beschimpfungen des deutschen Heeres die Professoren, Pastoren, Studenten und sonstige Reichsbürger in flammenden Entrüstungs­fundgebungen gegen ein solches Gebahren aufgestanden? Dieselben Leute, die neulich ob einer weit harmloseren Aeußerung des britischen Ministers Chamberlain vor patriotischer Entrüftung überschäumten, haben es damals der nationalen Presse überlassen, unsre Soldaten gegen die Schmähungen zu verteidigen. Chamberlain ist vielleicht noch der mildernde Umstand der Unwissenheit und der Unkenntnis deutscher Heeres- und Wehrverhältnisse zuzubilligen, die deutschen Berunglimpfer unsrer Armee aber handelten wider besseres Wissen". Wir können der Kölnischen Zeitung " den Grund angeben. Diese Professoren, Pastoren, Studenten und sonstigen Staatsbürger hätten fich wohl sehr gern entrüstet, wenn sie nicht alle überzeugt gewesen wären, daß die Socialdemokratie die Wahrheit spracy, gentan so überzeugt wie der China - Berichterstatter der Kölnischen 3eitung". Und wenn sie sich nur wider besseres Wissen hätten