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Nr. 22.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

19. Jahrg.

Die Insertions- Gebüge beträgt für die fechsgespaltene Kolonel geile oder deren Raum 40 Pfg., für politische und gewertschaftliche Vereins­und Versammlungs- Anzeigen 20 fg. Kleine Anzeigen" jedes Wort 5 Big. ( nur das erste Wort fett). Inserate für bte nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in derExpedition abgegeben werden. Die Erpcdition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.

Telegramm Adresse: Bocialdemokrat Berlin","

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.

Das Urteil fordert in der That den schärfsten Widerspruch der Arbeiterschaft und ihrer Presse heraus, und kein Mittel darf un­versucht gelassen werden, es wieder aus der Welt zu schaffen oder seine Wiederholung unmöglich zu machen.

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Sonntag, den 26. Januar 1902.

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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3. Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.

,, Unser Kaiser ist aber nicht nur ein Friedensfürst nach außen, sondern er ist auch unausgesetzt bemüht, den Frieden im Innern zu wahren. Bedroht ist der innere Frieden seit Jahren schon durch die zersehenden Agitationen einer republi= tanischen Partei, welche unserem teuren Monarchen die Herzen seines Volkes zu entfremden trachtet. Bedroht ist er durch die vielfachen wirtschaftlichen Inter­essen Kämpfe, die unser öffentliches Leben beherrschen und welche ebenfalls von den zersegenden Elementen antimonarchischer Richtung zielbewußt gefchürt werden. Nun ist ein bedeutsames nationales Friedenswerk im Gange, durch welches ein Ausgleich der wirtschaftlichen Interessen­gegensäge erfolgen und welchem das deutsche Bolt fer Boden geschaffen werden soll, auf Volk sich zu vereinigen vermag, um ge schlossen gegen die socialdemokratischen Friedens­störer vorzugehen. Unser Kaiser hat als sein eignes Pro= gramm verkündet: Schutz der nationalen Arbeit aller produktiven Stände, Kräftigung eines gefunden Mittelstandes, rücksichtslose Niederwerfung jedes Umsturzes." Es gilt mun, dieses Pro­gramm, welches in dem Zolltarifentwurfe zum Ausdruc gebracht ist, zu verwirklichen."

treiben.

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nämlich die Monarchie die konservativen Forderungen nicht auf jeden Es ist etwas Berechtigtes in diesem Täuschungsversuch. Wein Fall durchsekt, dann ist es gänzlich aus mit dem konservativen Mons archismus.

stellt: Republik mit hohem Korngoll Monarchie ohne Kornzoll! Wären die konservativen Monarchisten vor die Entscheidung ge= wie möchten da die konservativen Jubelartikel zum 27. Januar flingen?-

der 15 Berliner Zimmergesellen aussprachen. Dem formal ge- servativen des agrarifchen Wucherberufs. Ein wahrhaft Gewerkschaftskampf und ,, Erpressung". richteten Geist des Fachjuristen liegt es nahe, das Koalitionsrecht Claſſiſches Zeugnis für die Gründe des konservativen Monarchen­lediglich unter dem Gesichtspunkt eines individuellen Rechts auf- tultus erbringt die Konservative Korrespondenz", das offizielle Die Verurteilung von fünfzehn Berliner Zimmerleuten wegen znfaffen, als das Recht von Arbeitern als einzelnen, sich nach Blatt der konservativen Partei. In ihrem Artikel Bum 27. Januar" Erpressung, weil sie sich geweigert hatten, mit einem nicht- Wunsch zu koalieren oder nicht zu koalieren, wo dann naturgemäß fagt fie: organisierten Zimmerer zusammenzuarbeiten und dadurch dessen das Recht, sich nicht zu foalieren dem andern gleichwertig ist und wie Entlassung herbeiführten, hat selbst in sonst kapitalistenfreundlichen dieses geschützt werden muß. Blättern Kopfschütteln verursacht. Selbst die Berliner Neuesten Unter diesem Gesichtspunkt, auf den das oft falsch angewendete Nachrichten" geben zu, daß eine vielleicht gezwungene Rechts- Wort manchesterlich" wirklich paßt, haben auch englische Richter interpretation" vorliege. wiederholt Gewerkschaftsvertreter, die in gleicher Weise, wie die 15 Zimmerleute gehandelt hatten, zu Strafen verschiedener Art ver­urteilt, bis im Jahre 1898 die Rechtskammer des Hauses der Lords, welche die oberste Rechtsinstanz Englands bildet, durch einen Entscheid in der Klage Floud wider Allen dem einen Riegel vorgeschoben hat. Das Recht, gemeinsames Arbeiten mit nichtorganisierten Berufs- Der Fall lag fachlich ganz ebenso wie der in Berlin . Allen, als genossen zu verweigern, ist für die gewerkschaftliche Bethätigung der Distriktsdelegierter des Verbandes der Kesselschmiede, hatte einer Arbeiter von grundlegender Wichtigkeit, in vielen Fällen eine Lebens- Schiffsbaufirma angekündigt, daß alle von ihr beschäftigten Verbands. frage der Gewerkschaftsthätigkeit. Der nichtorganisierte Berufs- mitglieder austreten würden, wenn die Firma zwei von ihr an= genosse ist der zukünftige Streifbrecher; er ist der Störenfried bei gestellte Nichtverbändler weiter beschäftige. Darauf hatte die Firma allen Verhandlungen zwischen Organisation und Unternehmer. Er die beiden Leute entlassen, und diese verklagten mum persönlich Allen schiebt sich zwischen beide Parteien und erschwert die Erlangung auf Schadenersatz, weil er in böswilliger Weise" ihre Entlassung unterschiedslos für alle geltenden Regeln, wenn er sie nicht ganz erwirkt habe und erzielten selbst noch von der Berufungskammer unmöglich macht. Vereinzelte Fälle ausgenommen, ist er ein thatsächlich dessen Verurteilung. Die kapitalkräftige Gewerkschaft der schäbiger, eigenzinniger eigenzinniger oder eigennütziger Geselle, der sich Kesselschmiede ließ sich aber die Kosten eines Prozesses in allen die Vorteile, welche die organisierten Kollegen in opfervollem Instanzen nicht renen und brachte die Sache bis vor die Lords. Monarchismus über der Reklame von Ramschbazaren zu halten. Nicht einmal in der äußeren Form weiß sich der konservative Kampf erringen, gern gefallen läßt, aber die Taschen zuhält, kammer, die dann mit 6 gegen 3 Stimmen das verurteilende Er­verurteilende wenn es gilt, den ihm zukommenden Anteil an den nötig gewordenen fenntnis der unteren Gerichtshöfe umstieß und den Grundjak fest Plump trägt er die brutalen Justinkte auf, die seinen Monarchismus Opfern zu tragen. Auf diese Weise bewirkt er oft von zwei Seiten stellte, daß eine Handlung, die an, sich gesetzlich zulässig ist, für die her Erhöhungen der von den organisationstreuen Kollegen zu Rechtsprechung nicht auf die hinter ihr liegenden Motive untersucht gunsten das ist der Monarchismus der Konservativen. Zwar Der Brotwucher, die Auswucherung der Massen zu Junker­tragenden Kosten: er wird zur Ursache, daß Kämpfe sich länger, als werden darf. Jeder Arbeiter habe das Recht, sein Arbeits - hat der Kaiser das Wort vom Brotwucher gesprochen, aber der fon­sonst nötig, hinziehen, vielfach würde es sogar ohne die Un- verhältnis aus irgend welchem Grunde zu kündigen und dies selbst fervative Monarchismus sucht den Kaiser an den Brotwucher zu organisierten überhaupt nicht erst zu Aussperrungen und dergleichen oder durch seinen Vertreter dem Prinzipal zu melden. Welche tetten, indem er ihm den Wahn vortäuschen will, als bedeute der fommen, und zweitens verteilen sich die so erhöhten Kosten auf weiteren Absichten er damit verbindet, gehe das Gericht nichts an, Brotwucher die Sicherung der Monarchie. eine kleinere Anzahl von Kollegen, als sonst der Fall sein sollte, und so lange die Handlung selbst nicht strafbar sei. tommt so auf den einzelnen eine unbillig hohe Quote. Darum Nach diesem Spruch wäre eine Verurteilung wie die der Berliner ist der Kollege, der den Beitritt zur Gewerkschaft verweigert, für Zimmerer einfach eine Unmöglichkeit. Denn deren Handlung war diese ein gemeinschädlicher Patron und ihren Anhängern an sich eine gesetzlich durchaus erlaubte; erst dadurch, daß der hinter naturgemäß verhaßt. ihr liegende Zweck herangezogen wurde, ward die Verurteilung So wenig der Arbeiter in einer modernen Betriebsunternehmung ermöglicht, obwohl der Zved selbst wiederum auch durchaus gese Fabrik, Werkplatz 2c. noch freie Verfügung über sein Thun ge- lich war: es sollte bewirkt werden, nimmt das Urteil an, daß die nießt, so sehr er hier zu einem Glied eines einheitlichen Or- Nichtverbändler sich dem Verband auschlössen, der Verband aber ist ganismus geworden ist, dem er sich bei der Arbeit, bei Verlust der eine gesetzliche Verbindung, die gesetzlich erlaubte Zwede verfolgt. Arbeitsmöglichkeit einzupassen hat, so wenig ist er beim Abschluß des So stellt fich dies Urteil vor den Augen der höchsten englischen Arbeitsvertrages frei. In 99 von 100 Fällen findet er fertige Rechtsautoritäten als eine Unmöglichkeit dar, und doch ist England Bedingungen vor, bei denen es heißt: annehmen oder ein Staatswesen, wo das Recht des Einzelnen unendlich höher ge­auf Beschäftigung verzichten. Ober es will nicht, schätzt wird, wie in Preußen. Wenn irgendwo, so wäre gerade dort wird er schon vor der Thür zur Fabrik mit dem Gros seiner ein solches Urteil immer noch eher verständlich. Aber man hat eben Kollegen solidarisch gemacht. Dieser thatsächlichen Solidarität würde in England gelernt, das Koalitionsrecht unter dem Gesichtspunkt als logische Folgerung der Zwang zum Anschluß an die Gewerkschaft eines socialen Rechts zu begreifen, in dem mehr steckt als die rein entsprechen. Das sind indes noch Ausnahmen. Dem Wesen der persönliche Freiheit, Verbindungen oder nicht einzugehen. modernen Wirtschaftsorganisation entspricht es aber auch, daß die Für die Arbeiterkoalitionen soll feineswegs ein Freibrief verlangt Berufsverbindung der Arbeiter frei von jeder Verquickung mit werden, der sie über all und jedes Recht des Einzelnen stellt. Gewiß Unternehmereinrichtungen bleibt. Die Gewerkschaft soll das all- giebt es auch für ihr Recht Grenzen. Aber sie dürfen nicht da ge­gemeine Berufsinteresse, aber fein besonderes Kapitalsinteresie wahre zogen werden, wo sie in ihre Existenzbedingungen eingreifen, die nehmen. Als Wahrerin dieses allgemeinen Interesses hat sie einen, volle Entfaltung ihres organisatorischen Wirkens hindern. Wegen Der Direktor des Bundes der Landwirte, der Abg. Dr. No efice­aus der Natur der Dinge springenden Anspruch auf den Anschluß möglicher kleiner Mißgriffe und Ungerechtigkeiten darf ein Recht nicht Kaiserslautern , hatte die sächsische Regierung mit dem Verlust seines aller Berufskollegen. angetastet werden, das bei der heutigen wirtschaftlichen Verfassung Vertrauens bedroht, wenn das Gerücht sich bewahrheiten sollte, daß der Gesellschaft aus einer Notwendigkeit für Arbeiter eine solche für sie die Grenzen Sachsens der Schweine- Einfuhr aus Oestreich öffnen die Gesellschaft im allgemeinen geworden ist. Sehr gut äußert sich in wolle. Geheimrat Fischer komite den agrarischen Zorn sofort Bezug auf diesen Bunkt der berühmte englische Jurist, Sir Frederik dämpfen und in stürmischen Beifall verwandeln. Die sächsische Ganz unzweifelhaft. Ohne das Recht dieser Weigerung wäre das Pollock, in seinem als Mitglied der Königlichen Untersuchungskommission Regierung hat zwar einen Augenblick geschwankt, ob sie angesichts gesetzlich verbürgte Koalitionsrecht nur eine grobe Täuschung. Es ist von 1892/94 abgegebenen Rechtsgutachten über das Koalitions- der toloffal gestiegenen Preise für Schweinefleisch nicht die Ein­bon Hause aus der Gedankenfolge nach im Koalitionsrecht gesetz. Unter Bezugnahme auf Erkenntnisse der Lordkammer, die führung östreichischer Schweine in die Schlachthöfe an der Grenze eingeschlossen. Das Koalitionsrecht soll die Arbeiter in die Lage schon damals festgestellt hatten, daß keine Handlung auf dem Gebiet gestatten solle, wie es das Intereffe der sächsischen Industrie- Arbeiter versetzen, durch gemeinsames Handeln das erwirken, was sie als des Koalitionskampfes, die nicht schon widerrechtlich ist, wenn ein gebietet. Aber wozu haben wir denn einen Reichskanzler. An ihn einzelne bei der heutigen Wirtschaftsordnung nicht ausrichten können, Einzelner fie begeht, dadurch allein strafbar wird, daß eine Anzahl hat sie sich in ihren Nöten, ob sie der Arbeiter wegen und was doch der moderne Rechtsgedante ihnen principiell zugesteht: von Personen fie unter Verabredung begehen oder dem Unternehmer die sächsischen Agrarier ärgern dürfe, mit einer Anfrage Erzielung der möglichst günstigen Arbeitsbedingungen, möglichste anzeigen, daß sie sie begehen werden: gewandt und Graf Bülow hat in seiner hohen Weisheit Hebung ihrer socialen Bildung u. s. w. Wem konnte es früher und Wenn jemand glaubt, daß das Gesetz, wie es das Haus der entschieden, daß die veterinär polizeilichen Bedenken" überwiegen wem kann es heute einfallen, es dem einzelnen verwehren zu wollen, Lords festgestellt hat, die individuelle Handlungsfreiheit nicht und die Grenze gesperrt bleiben soll. Und danach wird sich die aus einer Arbeitsstellung auszutreten, weil er mit irgend einem genügend beschüßt, so mag ihm die Erwägung der offenkundigen sächsische Regierung natürlich richten. Kollegen aus irgend welchem Grunde nicht weiter zusammenarbeiten Thatsache teilweise ein Trost sein, daß, welches auch das Gesetz sei, Auch dieser kleine Zug zeigt, daß Graf Bülow sich den Agrariern mochte oder mag? Wem es einfallen, dem betreffenden durch ein es immer Tausende von außerhalb des Bereiches gesetzlichen Ein- mit Haut und Haaren verschrieben hat.; Verbot daran zu verhindern, dem Prinzipal den Grund seines Aus- schreitens liegende Mittel giebt, durch welche eine Mehrheit eines Unser Genosse Horn hatte Gelegenheit, sofort darauf hinzu tritts zu erklären und zu sagen: entweder der geht oder ich? Der Gewerbes oder einer Gesellschaft es der Minderheit unangenehm weisen, daß die hohen Fleischpreise in Sachsen die Arbeiter zwangs­gleichen kam und kommt in Einzelfällen alle Tage vor und häufig machen kann, von ihr abzuweichen. In letter Instanz können die weise zu Vegetariern machen. Im übrigen brachte er die Beein­genug ist damit ein Druck verbunden, der den Prinzipal nötigt, den Rechte der Minderheiten nur dadurch gesichert werden, daß trächtigung des Koalitionsrechtes der Glasarbeiter durch die Unter­andern zu entlassen. Niemand ist aber so abgeschmackt, in solchem für allgemeine Achtung vor der gesetzmäßigen Freiheit der Minder- nehmer, die Ausweisung fremder streifender Glasarbeiter durch die Vorgehen, selbst wenn es aus unschönen Motiven entspringt, eine heiten in Bezug auf Rede und Handlung gesorgt wird, dies aber muß sächsischen Behörden und die Nichtbeachtung der Verordnung über ftrafgefeßlich zu ahndende Erpressung zu erblicken. Erpressungen" das Wert einer aufgeklärten öffentlichen Meinung, nicht von gefeß die Sonntagsruhe in der Glasindustrie zur Sprache. folcher Art liegen im Wesen der modernen Gesellschaft, fie bilden ein lichen Definitionen sein. Erkenntnisse und Gesezesparagraphen, welche umentbehrliches Element ihrer politischen Kämpfe, sie spielen sich auf das beste Wissen und Erfahren der Nation verkörpern oder verkörpern Tritt und Schritt im heutigen Geschäftsleben av. sollen, mögen dazu beitragen, die öffentliche Meinung zu leiten und bilden, aber sie können sie nicht ersetzen." Das ist kein Socialismus, aber es ist wenigstens fonfequenter bürgerlicher Liberalismus. Ed. B.

Jst nun die Weigerung, mit Nichtgewerkschaftlern zufammen zu arbeiten, ein rechtmäßiges Mittel der Erwirkung des Anschlusses an die Gewerkschaft?

Es hieße die Arbeiter außerhalb des Rechts stellen, wenn man ihnen als strafbare Erpressung anrechnet, was die kapitalistischen Wirtschaftsverbände jeden Tag ungestraft vollziehen. Jedermann weiß, welchen Druck die kapitalistischen Preisverbände auf ihre Ab­nehmer ausüben, um sie vom Kaufen bei Nichtverbandsmitgliedern abzuhalten. Jede solche Maßregel läuft darauf hinaus, Konkurrenten in den Verband hinein oder zur Unterwerfung unter seine Ab­machungen zu preffen; wann ist je eine Auflage auf Erpressung gegen diese Körperschaften erhoben worden? Und doch ist ihr Vor­gehen bei weitem nicht in dem Maße von der Notwendigkeit diftiert, wie das Bestreben der Gewerkschaften, sich vom Druck der Nicht­verbändler zu befreien.

Politische Mebersicht.

Berlin , den 25. Januar.

Der Monarchismns des Brotinchers. Eine hervorragende Gelegenheit zur Bethätigung byzantinischea Befähigungen bietet gewissen Leuten der bevorstehende Geburtstag des Kaisers. Alle diejenigen, die aus dem Monarchismus ein Wir müssen natürlich annehmen, daß die Richter geglaubt Geschäft zu schlagen glauben, überbieten sich in maßlofen Ber­haben, im Sinne des Gesetzes zu handeln, als sie die Verurteilung herrlichungen. Boran allen andern Geschäftemachern die Kon

Der Reichstag . Bevor die Generaldebatte über Socialpolitit fortgesetzt wurde, beschloß der Reichstag gegen die Stimmen der Rechten, die Gea nehmigung zur Zeugenvernehmung des Abg. Conrad Haußmann nicht zu erteilen. Singer hatte dabei auf die Notwendigkeit hin­gewiesen, die Versagung der Genehmigung als Regel hinzustellen, und es nicht, wie es im vorigen Jahre in einem Falle geschehen ist, in das Belieben eines Abgeordneten zu stellen, ob er während der Session einer Ladung auf den Zeugenstand folgt.

Die socialpolitische Debatte zerfiel in zwei scharf getrennte Teile, einen sehr ernsten und einen sehr komischen. Aus den ernsten Ver handlungen ist eine Thatsache besonders hervorzuheben:

zu.

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Graf Posadowsky sagte nähere Prüfung dieser Beschwerde Weiter versprach er für die nächsten Gewerbe- Inspektions­Berichte eine Untersuchung der Frage, ob der zehn stündige Maximal Arbeitstag für die Frauen eingeführt werden könne.

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Herr Hehl von Herrnsheim beschäftigte sich fast aus schließlich mit der Socialdemokratie. Er suchte mit dem Fall der Hamburger Accordmaurer zu krebsen, um den Terrorismus der Gewerkschaften nachzuweisen, setzte die socialpolitische Unthätigkeit Millerands in Gegensatz zu den gewaltigen Fortschritten der deutschen Socialreform und versuchte sich in einigen frostigen Scherzen über die Stellung der Socialdemokratie zur Frauenfrage. Als persön­liches socialpolitisches Programını stellte er den zehnstündigen Magimal- Arbeitstag für die Frauen, die Erhöhung der Altersgrenze für Frauenarbeit in der Fabrik von 16 auf 18 Jahre und die Ein­beziehung der Heimarbeit in das kommende Gesetz zum Schuße der Kinder auf.