Partei- Machrichten.
Der nächste internationale socialistische Kongreß wird im August 1903 in Amsterdam stattfinden. Das internationale Bureau fordert die Parteien und wirtschaftlichen Verbände aller Länder auf, auf ihren nächsten Kongressen und Parteitagen zu dem internationalen Arbeiterkongreß Stellung zu nehmen und event. Anträge zur Tagesordnung rechtzeitig zu stellen. Alle Zuschriften sind zu adressieren an Victor Servy, Maison du Peuple, Rue Joseph Stevens, Brüssel . Ueber Alois Kiefer, von deffen plöglichem Tode wir bereits Mitteilung gemacht haben, lesen wir in der Münchener Post" einige ausführlichere Angaben aus seinem Leben, die wir unsern Lesern noch
mitteilen wollen.
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Kiefer wurde im Jahre 1836 in Mindelheim geboren. Er fam als junger Schriftsezer nach München , absolvierte hier seine Militärzeit, ging als Sergeant ab und schloß sich der ins Leben tretenden modernen Arbeiterbewegung an. Auch bei der Gründung der socialdemokratischen Partei in München war Kiefer dabei und viele Jahre hindurch stand er mit einem kleinen Häuflein opfer- und kampfbereiter Männer an der Spitze der Bewegung. Geraume Zeit vor Erlaß des Socialistengesezes hat er mit dem Genossen Ernst zu fammen eine politische Organisation geschaffen, die in 24 Bezirke eingeteilt, sich über die ganze Stadt erstreckte. Um der drohenden Auflösung durch die Polizei zuvorzukommen, löste sich jene Organifation nach kurzer Dauer jedoch wieder auf.
Freitag, 14. februar 1902.
Der
legen müssen. Ich revidierte einmal drei Tage nach einander im und der Park Deputation war mitgeteilt worden, daß es sich bei Sommer meine Schulen und konstatierte, daß zehn Knaben immer dieser Verfügung nur um die sogenannten Gelegenheitsarbeiter wieder einschliefen. Der Geist war willig, aber das Fleisch war schwach. handelte; trotzdem hat sie sich ebenfalls dagegen ausgesprochen. Die Die Lehrer waren auf dem Plaze und unterrichteten frisch und lebendig, Verfügung vom 25. Oktober lautete übrigens nicht so, wie die die Anwesenheit des Orts- Schulinspektors trägt auch sonst dazu jetzige revidierte, denn nach ihr konnte schon am ersten Tage der bei, daß die Kinder aufmerksam find, aber die Uebermüdung dieser Arbeitsunfähigkeit eine Lohukürzung vorgenommen werden. abgehegten Kinder war so groß, daß sie nicht wach erhalten werden Redner kritisierte das Vorgehen des Magistrats gegenüber den fonnten. Arbeitern, er verwvies auf die Forderungen, die von der SocialIch schickte der Regierung sogleich einen ausführlichen Bericht demokratie gestellt werden und forderte zum festen Zusammen über diesen Vorfall ein; im Jahresberichte wies ich unter Anschluß auf, um durch eine kraftvolle Organisation die städtischen wendung von roter Tinte noch einmal darauf hin; ich bat die Behörden zur Anerkennung der Arbeiterforderungen zu zivingen. Regierung, darauf hinzuwirken, daß das Viehhüten durch Schulkinder Durch stürmischen, langanhaltenden Beifall bezeugte die Versamm vor der Schulzeit verboten werden solle. Ein Bescheid hierauf ist lung ihr Einverständnis mit dem Redner. Folgende Resolution, die mir niemals zugekommen; die Initiativberichte der unteren Be- auch den städtischen Behörden übermittelt werden soll, gelangte hörden scheinen bisweilen unerwünscht zu sein. einstimmig zur Annahme:
Weiter ist auch zu erwähnen, daß diese Dienstkinder sittlich gefährdet sind. Bei dem Zusammensein mit den Knechten und Mägden hören und sehen sie viel Unzüchtiges. Eine Konfirmandin mußte aus ihrem Dienst von den Eltern weggenommen werden, weil in dem Schlaflokal, welches das Mädchen mit den Mägden teilte, allnächtlich Knechte mit den Mägden verkehrten. Als es sich darum handelte, über die Unterbringung von Fürsorglingen zu beraten, habe ich mich gerade um solcher Erscheinungen willen ganz entschieden gegen die Unterbringung weiblicher Fürsorglinge auf den Bauernhöfen ausgesprochen."
An diese Darstellung knüpft der Geistliche, der übrigens sonst auch von der Not der Landwirtschaft redet und darum gewiß nicht zu den Umstürzlern gerechnet werden wird, die Forderung, daß Bestimmungen gegen die Ausbeutung der Kinder in der Landwirtschaft erlassen werden sollen.
Jm November 1875 übernahm Stiefer die Redaktion des ersten socialdemokratischen Organs in München :" Der Zeitgeist", und schon im Sommer des nächsten Jahres wurde er wegen Beleidigung des Bolizeikommissars Gehret( Meineid- Michel) zu 3 Monaten 15 Tagen Die Junkerregierung wird sich hüten. Auf solche Beschwerden Gefängnis verurteilt. Wegen Fluchtverdachts", weil ihm noch ein giebt sie keinen Bescheid. Sie will davon überhaupt nichts hören. andrer Preßprozeß bevorstand, wurde er am 24. Juli 1876 verhaftet. Deshalb hat man ja auch die Junker mit der Enquete über die Im November tehrte Kiefer aus dem Zellengefängnis zurück und Kinderarbeit verschont. Ja, wenn die Junker schrieen, daß sie von nahm als verantwortlicher Redacteur des Zeitgeist" erneut den Kindern ausgebeutet werden da hätte die Regierung feine Kampf auf gegen Reaktion, Ausbeutung und Polizeiwillkür . Daß Ohren. auch die spätere Zeit dem Kämpfer so manche Wunde schlug, ist klar. Kiefer schrieb auch mehrere Broschüren, darunter die bekannte, vielgelesene Schrift: 200 000 Vagabunden. Im Jahre 1878 war Kiefer
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Das Zollwucher- Gesetz
fürsorge und Mißstände in städtischen Betrieben.
im Wahlkreise München II als Reichstagstandidat aufgestellt. Später und seine Bedeutung für die städtischen Arbeiter.- Arbeiter. war er lange Jahre als Schriftseger bei der Firma Schuh 11. Co. und dann in der Druckerei des" Münchener Fremdenblattes" beschäftigt.
Seit 1890 war Kiefer in der Ernstschen Offizin und zulegt als Korrektor in der Offizin der Münchener Bost" thätig. Bei Gen. Ernst zeichnete Kiefer auch den Süddeutschen Postillon" und hatte sich in seiner Eigenschaft als verantwortlicher Redacteur mehrfach vor Gericht zu verantworten. In einem Prozeß vor dem Mänchener Schwurgericht wurde Kiefer freigesprochen, in einem andren, der in Chemniz spielte, jedoch zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt, die der Veteran im Gefängnis in Stadelheim verbüßt hat.
Ganz bedeutende Verdienste hat sich Kiefer um die deutsche Buchdrucker- Bewegung erworben.
Polizeiliches, Gerichtliches ufiv.
Zu einer bedeutenden Demonstration gestaltete sich die VerArbeiter und Unterangestellten, die am Mittwoch im sammlung der in städtischen Betrieben beschäftigten Gewerkschaftshause tagte. Es war wohl die größte Versammlung, welche bisher von diesen Arbeitern abgehalten, in der sie gegen den Lebensmittelivucher protestierten, als auch unzweideutig ihr Mißfallen über die von den städtischen Behörden beliebte Arbeiterfürsorge" zum Ausdruck brachten. Der große Saal und Galerien waren, trotzdem die Tische entfernt wurden, bis auf den legten Platz gefüllt. Unter den Versammelten befanden sich auch viele Frauen. Von den Stadtverordneten waren anscheinend nur die socialdemokratische Fraktion vertreten. Der Magistrat, der ebenfalls eingeladen war, hat in einem Schreiben mitgeteilt, daß er bereits am 5. März v. J. in einer Eingabe an das Staatsministerium gegen die Ehöhung der Zölle auf die notwendigen Lebensmittel vorstellig geworden und folgedessen davon Abstand nimmt, fich an dieser Verfammlung zu beteiligen.
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Die heute im Gewerkschaftshause versammelten Arbeiter aller städtischen Betriebe bedauern auf das lebhaftefte die fortgesetzte Weigerung des Magistrats, die Lohn- und Arbeitsverhältnisse der städtischen Arbeiter auläßlich der bestehenden Teuerungsverhältnisse in socialpolitischer Hinsicht ausreichender zu gestalten.
Sie erblicken in der Gewährung einer nur vierwöchentlichen Lohnentschädigung bei Krankheiten die trop magistratlicher Verfügung nicht einmal in allen Betrieben gewährt wird und in der Fortzahlung des Lohnes, nach Abzug aller Kompetenzen, bei bis vierzehntägigen Landwehrübungen Bugeständnisse, die auch nicht im entferntesten ausreichen, Not und Elend bei den davon Betroffenen abzuwvehren.
Auch die Ausschaltung des§ 616 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bei einer Kommune von der Größe Berlins , die vorbildlich allen andren Gemeindeverbänden erscheint, bedeutet eine wesentliche Härte und ist nicht geeignet, die Achtung vor Reichsgesetzen und sonstigen Bekanntmachungen zu stärken.
Weiter ist der von den Leitern der städtischen Betriebe beliebte Weg der definitiven Entlassung aus den städtischen Diensten bei der Einberufung zu Reservistenübungen aus moralischen Gründen strikte zu verwerfen.
Indem die heute Versammelten von dem gefunden Sinn der städtischen Kollegien eine Aenderung dieser unhaltbaren Zustände baldigst erhoffen, wünschen dieselben des ferneren die schriftliche Bekanntgabe aller die Arbeiter angehenden Verfügungen, wie dies in größeren Betrieben üblich ist, und die Einberufung von Plenarfizungen aller Arbeiterausschüsse, um die bestehenden Mängel und Mißstände einer eingehenden Besprechung zu unterziehen und Vorschläge zur Abhilfe festzusetzen.
Die Anwesenden sind der Ueberzeugung, daß die Erfüllung dieser Forderungen dazu angethan ist, die Existenzbedingungen der städtischen Arbeiter zu heben und den Gedanken der Schaffung von kommunalen Musteranstalten näher zu bringen.
Und dieser socialpolitischen Pflicht kann sich die Stadt Berlin nicht entziehen!" Mit einem fräftigen Hoch auf die Organisation der städtischen Arbeiter und die allgemeine moderne Arbeiterbewegung erfolgte der Schluß der imposanten Versammlung.
Aus der Frauenbewegung.
Frauen im bayrischen Staatsdienste.
- Drei Charlottenburger Parteigenossen sollten durch Verbreitung des Märkischen Volkskalenders in Teupit die Polizeiverordnung von 1896 über die Sonntagsheiligung übertreten haben und wurden deshalb in Polizeistrafen von je 5 M. genommen. Sie Um bei der bahrischen Post die gesegnete Stellung einer Teles beantragten gerichtliche Entscheidung, über die das Schöffengericht Das Referat über den ersten Punkt der Tagesordnung: phonistin zu erlangen, muß ein weibliches Wesen ledig sein, voll Mittenwalde zu verhandeln hatte. Selbst der Amtsanwalt Das Zollwucher- Gesez" hatte Reichstags- Abgeordneter kommen gesund sein, ungetrübten Leumund" haben, einer achtbaren beantragte die Freisprechung und das Gericht erkannte demgemäß. H. Molkenbuhr übernommen. Die Ausführungen des Referenten, Familie angehören oder an eine solche Anschluß haben, gute Schul -Wegen Beleidigung durch die Presse wurde der Genosse der den geplanten Raubzug auf die Taschen der Bevölkerung fehr bildung befizen und ein französisches oder englisches Diktat ohne Wegen Beleidigung durch die Presse wurde der Genosse treffend tennzeichnete und die Arbeiterschaft zur Abwehr gegen das grobe Fehler niederschreiben und übersetzen können. Köllmar in Ilmenau , Borsigender der dortigen lokalen Brez habfüchtige Junkertum aufforderte, wurde von den Versammelten kommission für die Erfurter Tribüne" zu 100 M. Geldstrafe ver- mit stürmischem Beifall aufgenommen. Ohne Distusfion wurde ein- fönnen glaubt, um eine solche Stellung beworben, so kommt sie nach Hat sich ein junges Mädchen, das diese Bedingungen erfüllen 3 urteilt. Die Ilmenauer Genoffen hatten für ihren Ort eine bestimmig eine Resolution beschlossen, in der energischer Protest dagegen er Jahren an die Reihe, ihre Fachprüfung abzulegen und einen Probes fondere Agitationsausgabe der Tribüne" veranstaltet und durch hoben wird, daß die deutsche Reichsregierung, dem habfüchtigen Beginnen dienst in der Dauer von 6 Wochen abzulegen, wobei sie einen Tageeinen darin enthaltenen Artikel sollen Lehrer in Ilmenau beleidigt einer kleinen Anzahl Interessenten Rechnung tragend, durch die lohn von 2 M. erhält. Dann fann sie vorläufig wieder gehen, bis worden sein. In dem Artikel war die Thatsache behandelt worden, enorme Zollerhöhung des Getreides und andrer Lebensmittel und sie einmal zum Aushifsdienst für 2 M. pro Tag gebraucht wird und daß die Lehrer dort den Schulkindern Schulbedarfsartikel verkauften Bedarfsartikel die an und für sich schon schlechte Lebenslage der wird dann später einmal ein Plaz dauernd frei, dann kann sie, nach und daran die Frage geknüpft, ob die Lehrer davon Vorteile hätten. wertthätigen Bevölkerung noch elender gestalten will. In dieser Frage wurde die Beleidigung gefunden, da in der That die Lehrer Versammelten Die Beibringung eines als neuen Leumundzengnisses, ständige erwarten von den Parteien des deutschen Telephonistin angestellt werden für 2,20 Mark pro Tag, feine Vorteile von dem Handel hatten. Festgestellt wurde aber, Reichstags, daß sie, den Willen von Millionen deutscher wenn sie daß der Einkauf der Schulbedarfsartikel durch die Lehrer zu Groß- Staatsbürger respektierend, nicht unterdeffen 25 Jahre alt geworden gegen jedivede Erhöhung preisen erfolgt, während die Kinder die Kleinverkaupspreife zahlen Bolles und für die Abschließung den Interessen des Voltes Arbeitskraft ins alte Gisen, sie wird von der Liste der Bewerberinnen des ist. Dann hört's auf; mit 25 Jahren wirft der Staat die weibliche müssen; der Ueberschuß tommt in eine sogenannte Slaffenkasse, aus dienender Handelsverträge ihre Stimme erheben. der dann die Lehrer Tinte, Kreide, Schwämme 2c. für Schulzwecke Annahme des Wuchergesetzes müßten die Versammelten auf eine Er- Prüfung und des Probedienstes nicht jederzeit einer Ginberufung Im Falle der gestrichen. Gestrichen werden auch diejenigen, die nach Ablegung der kaufen, da die Gemeinde diese Artikel nicht liefert. höhung ihrer Lohnentschädigung dringen und erwarten von den Die als beleidigend angesehene Frage war nur an die falsche städtischen Behörden, daß dieselben in Anbetracht der jetzt schon be zum Aufsichtsdienste Folge leisten. Adresse gerichtet; unbegründet war sie nicht. deutend gesteigerten Lebensmittel und Bedarfsartikel dieser dann die Köllmar wurde als Thäter bestraft. Zustimmung nicht versagen werden.
-Zu zwei Wochen Gefängnis wurde der Genosse Erust vom Bauer in Elberfeld verurteilt, weil er in einer Versammlung einen Polizisten beleidigt haben soll.
Sociales.
Gegen die Vertrauensärzte.
Die vielfach erhobenen Klagen über die schablonenmäßige Behandlung der Unfallverlegten durch die Bertrauensärzte, die durch den Prozeß Sprengel gegen Blafins das Interesse der großen Deffentlichkeit wachgerufen haben, scheinen das Reichs Versicherungsamt zum Eine schreiten veranlaßt zu haben. Der Präsident erließ ein Rundschreiben stimmungstundgebungen unterbrochen wurden, wendete sich der Referent an die Vorstände der Landes Versicherungsämter und der Berufsgenossenschaften, worin sie darauf hingewiesen werden, daß es ihre Aufgabe ist, selbständig den Grad der Erwerbsunfähigkeit festzustellen und sich nicht schablonenmäßig auf die Angaben der ärztlichen Sach verständigen, soll heißen der Vertrauensärzte, au verlassen.
Viel helfen wird das allerdings nicht, weil ja die niederen Rentenfeststellungen nicht eine Folge des Instituts der Vertrauensärzte sind, sondern umgekehrt dieses Institut ein Produkt der Berufs genossenschaften ist, die sich den Vertrauensarzt nur als Mittel zum Bwed, als gefügiges Werkzeug erst geschaffen haben. Die Wurzel des Uebels liegt in der Organisation der Unfallversicherung überhaupt, in dem Vorhandensein der Berufsgenossenschaften, in der Thatsache, daß sie Richter in eigner Sache sein dürfen, ein Zustand, der in jedem andren Rechtsverhältnisse jedermann als ungeheuerlich erscheinen würde, der aber gar nicht auffällt, wo es sich blog um die Interessen und Rechte armer verunglückter Arbeiter handelt.
Das bedeutet alfo jahrelange Bereitschaft ohne jeden Erwerb und nach Absolvierung dieser einträglichen Bereitschaft Streichung von der Liste der Bewerberinnen wegen Veraltung.
Im Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse wird Montag, den 17. Februar, abends 81/2 Uhr, in den ArminHallen, Kommandantenstr. 20, die Gewerbe- Inspektions- Assistentin Frl. Reichert einen Vortrag halten. Das Thema lautet:„ Die Beschäftigung der Frauen in Fabriken nach den Erhebungen der Gewerbe- Inspektionen im Jahre 1899." Gäste find willkommen. Der Borstand.
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Franen Stimmrecht.
Die von den bürgerlichen Frauen veranstaltete Versammlung, die sich am Mittwochabend in Cohns Festsälen mit diesem Thema beschäftigte, war von etwa 1000 Personen besucht. Sie nahm folgende Resolution an, die dem Reichstage übergeben werden soll: Die ant 12. Febrnar in Berlin , Beuthstr. 19/20, tagende Versammlung von Männern und Frauen erklärt, daß die Ausübung des Stimmrechts durch die Frauen vom ethischen und wirtschaftlichen, vom politischen und socialen Standpunkt aus eine unbedingte Notwendigkeit ist. Sie rechnen zuversichtlich darauf, daß bei den nächsten Reichstagswahlen dieser Punkt von allen Parteien in ihr Programm aufgenommen und diese Forderung energisch vertreten wird."
Ueber die Arbeiterfürsorge und Mißstände in den städtischen Betrieben referierte der Verbandssekretär H. Schubert. Nach den Ausführungen des Redners, der mehrere Einzelfälle schilderte, sind in den verschiedenen Betrieben, insbesondere aber in den Gasanstalten, in der Desinfektionsanstalt und in den Krankenhäusern schwere Mißstände vorhanden, unter denen die Arbeiter zu leiden haben. Einige Betriebsleiter scheinen dem dadurch abhelfen zu wollen, daß sie ein fach die mit den Verhältnissen unzufriedenen Arbeiter entlassen. So ist ein Arbeiter, wie vom Betriebsleiter selbst zugegeben wurde, lediglich deshalb entlassen worden, weil er sich an seine Organisation gewandt und sich über die ihm zu teil gewordene Behandlung beflagt hatte. In längeren Ausführungen, die mehrmals durch lebhafte Zugegen die bekannte, im Vorwärts" veröffentlichte Berfügung des Magistrats vom 25. Oktober, welche die Arbeitsverhältnisse der städtischen Arbeiter einheitlich regeln soll. Von dieser Verfügung hatten die direkt Beteiligten, also die Arbeiter, vor deren Veröffent lichung in der Presse gar keine Kenntnis, da ihnen von dem Betriebsleiter hierüber gar nichts mitgeteilt wurde. Mit diesen geringfügigen Bugeständnissen, die diese Verfügung enthält, die noch dazu von den Betriebsleitern ganz verschiedenartig und zumeist au Ingunsten der Arbeiter interpretiert wird, tönnen sich die Arbeiter durchaus nicht einverstanden erklären. Durch diese Verfügung ist der Willkür Thür und Thor geöffnet und die Arbeiter sind völlig abhängig von der Gunst dieses oder jenes Vorgesetzten. Der Redner, der sich sodann im wesentlichen in Sinne der nachstehenden Resolution ausspricht, verweist auf andre In Charlottenburg findet heute eine Ersatzwahl zur StadtKommunen, wo für die Arbeiter weit bessere Verhältnisse herrschen, verordneten Versammlung im 4. Bezirk statt, weil der und wünscht, daß endlich auch der hiesige Magistrat die so berechtigten dort von uns gewählte Genoffe nicht als Haus befizer erachtet wurde. Forderungen der städtischen Arbeiter und Ünterangestellten berück- Es ist uns aber gelungen, unter den 1944 Hausbesizern, die Charfichtigt. An der Diskussion beteiligte sich u. a. auch der Reichs- lottenburg zählt, und die in der überwiegenden Mehrzahl die voltsDie Kinderansbeutung auf dem Lande. tags Abgeordnete Fr. 3ubeil, der mitteilte, daß die social- feindlichsten hausagrarischen Interessen verfolgen, einen Arbeiter In Anknüpfung an die Rede des Genossen Beus im Reichstage demokratische Fraktion in der Stadtverordneten Versammlung zu finden, der sich solidarisch mit feinen Arbeitskollegen fühlt über die Ausbeutung der Kinder bei der landwirtschaftlichen Arbeit bereits beantragt habe, die von den Arbeitern mit Recht fritisierte Ber- und über dem gewonnenen Befiz das Gefühl der Zugehörigkeit zu veröffentlicht ein Geistlicher, der 32 Jahre Orts- Schulinspektor auf fügung des Magistrats außer Kraft zu setzen, und der darauf den Arbeitern nicht verloren hat. Daher muß hente jeder Arbeiter dem Lande war, feine Erfahrungen über den Gegenstand. Er schreibt: hinwies, daß schon bei der Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuches im 4. Bezirk seine Stimme für den Genossen „ Der Schulbetrieb in den Landschulen wird durch die Weber- von der socialdemokratischen Partei Bedenken gegen die Faffung des Hausbesitzer Maurer Mickler bürdung der sogenannten„ Diensttinder" vielfach in der empfindlichsten§ 616 erhoben und verlangt wurde, daß die betr. Bestimmungen abgeben. Weise gehemmt und gestört. Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, daß der Sieg zwingendes Recht werden. Von den bürgerlichen Parteien sei damals Diese Kinder befinden sich zumeist im Alter von 11 bis 13 bestritten worden, daß der Staat, die Kommunen und Großbetriebe unser ist; die Gegner bieten alle Mittel auf, um einen der ihrigen Jahren; sie werden zum Hüten des Viehs und zu den verschieden diese Bestimmungen einfach aufheben würden. Wie recht die Sociale durchzubringen. Eine Stärkung der reattionären Mehrheit im Stadtparlament muß im jeden Preis artigsten Arbeiten im Hause, Hofe und Felde verwendet, daneben demokratie hatte, das hat nun auch der freisinnig sein wollende Deshalb muß jeder Arbeiter auf dem Posten sein; er muß selbst verhindert werden. müssen sie noch auf den Bauerhöfen die Knechte und Mägde be- Berliner Magistrat bewiesen. Allerdings hat die bürgerliche Presse Deshalb muß jeder Arbeiter auf dem Posten sein; er muß selbst Allerdings hat die bürgerliche Presse feine Stimme abgeben, und auch seine Arbeitskollegen veranlassen, dienen. Sie sind gewöhnlich Kinder der Häusler, der Dominials die Magistratsverfügung vielfach energisch fritisiert, froßdem ist es sich nicht auf die andren zu verlassen, sondern sich zu der kleinen Inechte und der Fabritarbeiter aus den naheliegenden Industrie- noch recht fraglich, ob die liberalen Vertreter danach dörfern.. handeln und sich der Forderung der Socialdemokraten anschließen hat der Stimmabgabe aufzuraffen. Genosse Mickler muß mit Im Sommer werden diese Kinder früh um 4½½ Uhr aus werden. Fast scheint es so, als ob der Magistrat nur den Privat- überwältigender Majarität gewählt werden. Wahllokale sind für Abstimmungsbezirk A: Gambrinus dem Bett gejagt; ohne Frühstück erhalten zu haben, bringen fie unternehmern, die bis jetzt noch nach dem§ 616 gehandelt haben, brauerei, Wallstr. 94; Abstimmungsbezirk B: 20geneine Koppel Rindvich auf die Weide und müssen die Tiere am mit schlechtem Beispiel vorangehen und sie zum Erlaß ähnlicher BeStride bis etwa 6/2 Uhr auf der Weide umherführen. Dann eilen ſtimmungen veranlassen wollte. Am 22. November v. J. hat bereits restaurant, Kaiser Friedrichstr. 87. fie nach Hause, frühstücken in Hast und mun geht es im Laufschritt die Baudeputation gegen diefe Verfügung Stellung genommen. Da Steglik. Sonntag findet eine Flugblatt- Ber nach der Schule, wobei viele Stinder bis 3/2 Kilometer Weg zurück- war es aber noch nicht bekannt, daß dieselbe eine generelle war breitung statt. Die Parteigenossen werden dringend auf
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