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Bolizeiwilltür unbegrenzten Spielraum laffe. Das hindert aber natürlich Herrn Schweinburg nicht, sich in der neuesten Nummer feines offiziösen Waschzettels die formale Gesetzesauslegung des Frl. Augspurg schleunigst zu nutze zu machen, um daraus dann auch das moralische Recht der Polizeibehörde abzuleiten, das Vereinsrecht für ordnungsparteiliche Vereine einfach zu suspendieren und nur für um stürzlerische Vereine in Geltung zu be­laffen. Die Berl. Pol. Nachr." schreiben:

Diese Ausführungen eines Socialdemokraten über unsre Auslandspolitik treffen das kommt bei dieser Partei sehr selten vorausnahmsweise völlig zu."-

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Der Patriotismus der Panzerplatten- Intereffenten. Ein Berliner Blatt beschäftigt sich ausführlich mit allerhand Conliffengeschichten des Berliner Blattes der Panzerplatten- Patrioten, der Berliner Neuesten Nachrichten". Für die Leser des Vorwärts" " In diesem( dem§ 8 des Vereinsgesetzes) wird bekanntlich ist es nichts Neues, daß dies Blatt, dessen journalistischer Lebens­bestimmt, daß Vereine, welche Frauen zu ihren Mitgliedern auf zweck in Flotten- Propaganda und ultrareaktionärem Scharfmachertum nehmen, aus diesem Grunde geschloffen werden können, und besteht, von einem Konsortium von Großindustriellen ausgehalten ebenso ist dort gesagt, daß, wenn in einer Versammlung wird, unter denen der Essener Kanonenkönig die erste Geige der Aufforderung der Polizei, antvesende Frauen zu entfernen, spielt. Auf die kürzliche Erklärung des Blattes, daß es nicht entsprochen wird, dies ein Grund der Auflösung der Ber - nicht

fanimlung ist. In beiden Fällen wird daher der Polizei für den nicht mehr krupp- offiziös, sondern in den Besitz einer Aktien­jammlung ift. In beiden Fällen wird daher der Polizei für den gesellschaft übergegangen fei, hatte der Vorwärts" prompt erwidert, Fall der Nicht beachtung jener Beschränkungen das Recht

beigelegt, in der dort angegebenen Weise einzuschreiten, aber es daß Krupp zwar seine Zeitungsaktien verkauft habe, aber nur an ist in ihr pflichtmäßiges Ermessen gestellt, ob und inwie- cin Konsortium, an dem er wiederum besonders start be= weit sie von dieser gesetzlichen Berechtigung Gebrauchteiligt ist. Ebenfalls nicht unbekannt war, daß noch immer als machen will... Daß die Polizei von ihren Vollmachten vollen Vorsitzender des Aufsichtsrats des Blattes Herr Geh. Finanzrat Gebrauch macht gegenüber den Socialdemokraten, gente, das Gehirn der Firma Krupp , figuriert.

welche das Vereins- und Versammlungsrecht zu gegen den Staat und seine Ordnung selbst gerichteten Bestrebungen zu mißbrauchen pflegen und welche in dem vorliegenden Falle planmäßig darauf ausgehen, die in dem Gesetze vorgesehenen Beschränkungen des Vereins- und Versammlungsrechtes zu durchbrechen oder zu um­gchen, liegt in der Natur der Sach e."

Welches Glück, daß Fräulein Augspurg mit ihren juristischen Kommentiertünsten den ministeriellen Breßtuli erleuchtet hat! Herr v. Hammerstein kann aufatmen: Die Frauenrechtlerin hat für ihn die vereinsgefeßliche Frauenfrage gelöst!

Bwar existiert ein preußisches Vereins recht, aber dies Recht legt es gerade in die Hand der Polizei, an die Stelle des Gesetzes die Willkür treten zu lassen.

Ob die Gerichte sich ebenfalls dieser köstlichen Interpretation an schließen werden?

Deutsches Reich .

Der Seniorenkonvent hat am Mittwoch unter dem Vorsitz des Präsidenten beschlossen, nach Erledigung der dritten Lesung des Etats, welche voraussichtlich bis zum 15. d. M. beendet sein wird, Oster­ferien eintreten zu lassen. Nach Vorschlag des Präsidenten werden die Ferien bis zum 15. April dauern.

Neben dem Etat wird nur noch der Gefeßentwurf betreffend das Rote Kreuz vor Ostern fertiggestellt werden. Ebenso sollen die rück­ständigen Petitionen, welche von der Kommission als ungeeignet zur Erörterung im Plenum erachtet sind, durch Beschlußfassung des Reichstags erledigt werden.

Der Absicht, die Zolltarif- Kommission über die Vertagung des Reichstags hinaus und auch vor dem Wiederzufammentritt nach Ostern arbeiten zu lassen, wurde von socialdemokratischer Seite mit dem Hinweise entgegengetreten, daß zivar gegen den früheren Beginn der Kommissionsfigungen nichts einzuwenden sei, daß aber die Unter­brechung der Kommiffionsarbeiten vor Ostern gleichzeitig mit der Vertagung des Reichstags erfolgen solle.

Falls der Plan nicht aufgegeben werde, könnte es leicht passieren, daß die Beratung der dritten Lesung des Etats über den 15. d. M. hinaus danern könnte, wodurch dann auch die Mitglieder der Zoll­tarif- Kommiffion im Plenum festgehalten werden.

auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Erstaunliche Geduldproben

effante Mitteilung, daß Herr Krupp einmal in einer Anwandlung Neu an dem Artikel des Berliner Blattes ist dagegen die inter­von Zeitungsmüdigkeit sein Blatt, das Blatt für Marine- Patriotis mus und deutsche Weltmachtpolitit, das Patriotenblatt schlechthin einem englischen Konsortium zum Verkauf hat anbieten lassen!

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einem damaligen Angestellten des Boltsblatts", dessen Aufgabe es ist, die Arbeiter mit Volfsblatt"-Politik zu bemeistern.( Bur Charakteristik dieser lettgenannten Centrumsgröße diene dem Leser zur Kenntnis, daß diefelbe, vorgenannter Bernhard Meyer, noch vor einigen Jahren radikalster Socialdemokrat war, wenigstens in Düsseldorf seit Jahren sich als solchen öffentlich gerierte. Wie er jetzt die Socialdemokraten mit Haut und Haaren vertilgte, so war er damals öffentlich Centrums- und Pfaffenfresser; aber die Herren Geistlichen wußten den wackeren Mann herum­zukriegen, gaben ihm eine Stelle im katholischen Volksblatt" und Sankt Bernhard ist seitdem Düsseldorfer Centrumsgröße und weiß sich nicht fromm genug und focialistentöterisch genug zu geben. D. B.)

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Wir fügen hinzu, daß im Protokoll diefer Sigung die ein­mütige Stellungnahme der Mitglieder gegen die Getreidezölle möglichst verfchleiert worden ist. Die Sache charakterisiert sich selbst zur Genüge. Man sucht die Arbeiterschaft zu versimpeln und über ihre Interessen hinwegzutäuschen, im Interesse der Wirt­fchaft einer Oligarchie in der hiesigen Centrumspartei, wie ste in der hiesigen Attien- Gesellschaft Voltsblatt" nebst dem, was drum und dran hängt( vergl. Düsseldorfer Volksbank usw.) repräsentiert ist. Daß die Interessen dieser Kapitalisten, welche die Centrumspolitik nach ihren eigenen Zwecken und gielen auslegen, mit den Interessen der Arbeiterschaft nicht ſtimunen fönnen ist klar, klar aber auch, warum diese Leute die volks­freundliche Politik eines Windhorst verlassen haben.

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So die christlich- ultramontane Wochenzeitschrift, die in derselben Rummer, wo sie dies schreibt, zum Bapstjubiläum beffen großes Portrait und einen schwungvollen Artikel dazu bringt, die in jeder Daß hinter dem aufdringlichen Patriotismus unsrer Banzer- Nummer Heiligenbilder und entsprechende Artikel liefert, die also platten- Fabrikanten ja nichts steckt, als der schäbigste und strupel boch sicher" stockkatholisch" genannt werden muß. loseste Kapitalisten- Heißhunger, ist zwar allbekannt; daß diese Schäbigkeit aber soweit geht, hätte man kaum annehmen sollen.

Hans Moft und die Schutzöllneret. Man schreibt uns: In der Besprechung der Reichstags- Verhandlungen vom 4. März er­wähnt der Berichterstatter auch die Thatsache, daß Herr v. Kardorff einen Artikel der Berliner Fr. Presse" aus dem Jahre 1878 citiert habe, der sich angeblich für die Bismarcksche Bollpolitik aus­gesprochen habe. Ob letzteres richtig, vermögen wir nicht fest zustellen, da uns der Artikel nicht zur Verfügung steht. Nicht richtig ist aber die Bemerkung des Berichterstatters, der schon damals speciell in Zollfragen eine Ausnahmestellung ein­er schreibt: Der Verfasser dieses Artikels war Johann Most . nahm."

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Daß letzteres nicht der Fall war, ergiebt sich wohl klar daraus, daß Most namens der vom Parteitag in Gotha 1876 eingesezten Kommission zur Prüfung der Frage: ob Schutzzoll oder Freihandel?" den Bericht an den Parteitag erstattete. Hätte Most eine Ausnahme­stellung eingenommen, so wäre er sicher nicht zum Referenten für Vorschläge ernannt worden, die nachher der Parteitag ohne jede die Partei damals so wenig wie heute sich einseitig auf den Frei­Debatte einstimmig annahm. Ten Thatsachen entspricht, daß handel oder Schutzzoll festlegen lassen wollte; ein Bestreben, dem Genosse Bebel in den Worten Ausdruck gab: Man könne nicht Beschluß fassen, ob für oder gegen Schußzzoll, da diese Frage für uns teine Principienfrage sei und in jedem einzelnen Fall nach Umständen entschieden werden müsse."

An Getreidezölle von 5 M. oder gar 7,50 m. dachte damals, wo schon ein Zoll von einer Mark unerreichbar hoch schien, freilich niemand, auch der verrückteste Agrarier nicht.

Ein neuer Wreschener Prozeß droht. Gegen mehrere Brefchener Bürger, den Photographen Fürmanet, den Maurer Piasecki u. a.( den Mann der Verurteilten) hat man eine Unter­fuchung wegen Anfreizung zu Gewaltthätigkeiten ein­geleitet. Es handelt sich um die Photographien mit der Gruppe der Verurteilten. Sie sollen aufreizend sein! Die Karten sind in Taufenden in ganz Polen in Umlauf. Man spricht in Wreschen schon von dem neuen Prozeß. Der Schulinspektor Winter soll wieder als geuge fungieren.

Das kann ja nett werden!

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Zur Wahlrechtsfrage in Sachsen- Weimar , 3. März.( Eigner Linten gestellter Antrag, die Abänderung des Landtagswahl- Gesezes Bericht.) Wieder einmal beschäftigte heute den Landtag ein von der betreffend. Jeder neugewählte Landtag hat sich um schon seit einer Reihe von Jahren mit der Einführung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts zu beschäftigen gehabt, und ebenso regelmäßig gelang es den vereinten Sträften der Reaktion, jede Verbefferung diefes Gesetzes zu vereiteln. In dem gegenwärtig vorliegenden An­trag wird das gleiche, geheime und direkte Wahlverfahren­welches für die privilegierten Wahlen( 10 Abgeordnete) bereits be Die Regierung schwieg sich aus, während die konservativen Abgg. steht, auch für die allgemeinen Wahlen( 23 Abgeordnete) verlangt. v. Boyneburg und Reichmuth sowie der Vicepräsident Schöne­mann das bestehende Gesetz gegen die von den Antragstellern er folgten Angriffe verteidigten. Der Antrag wurde zur weiteren Be ratung einem Ausschuß überwiesen.

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Vom reichsländischen Versammlungsrecht. Aus Metz wird uns geschrieben: Vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts hatten sich dieser Tage der Schuhmacher Ehrhardt und der Gast­wirt uhlemann unter der Anklage zu verantworten, eine Ver­sammlung veranstaltet beziehungsweise geduldet zu haben, ohne Befferung der Schulzustände als Strafe. dieselbe vorher polizeilich anzumelden. In der That handelte es Als erster Gegenstand soll nach Ostern die Fortsetzung der zweiten Folge gehabt, welche deren Il rheber nicht vorausgesehen lung), die, falls jeder Erschienene sich durch persönliche Schweinburg meldet: Die Vorgänge in Wreschen haben eine sich jedoch um eine sogenannte réunion privée( Privat- Verfam­Beratung der haben dürften. Die Staatsregierung ist infolge derselben zur leber schriftliche Einladung ausweisen tann, Seemanns- Ordnung der polizeilichen An­zeugung gelangt, daß die dortigen Schulverhältnisse einer intensiven meldung, Genehmigung und Neberwachung nicht bedarf. Besserung bedürfen, und daß die Schulunterhaltungs- Die Anklagebehörde hatte nach dem Bericht eines in die pflichtigen demzufolge zu erheblich stärkeren Leistungen für Versammlung eingedrungenen Polizei Wachtmeisters behauptet, ihre Schule anzuhalten sind. Die Zahl der Lehrkräfte an der katho- es seien darin Ausdrücke gefallen, die weit über das Maß des Er­legt Brinz Heinrich in Amerika ab. Der Telegraph meldet ein paar ein besseres Berhältnis zwischen Lehrer und Schülerzahl hergestellt lischen Stadtschule in Wreschen ist beträchtlich vermehrt, damit neue Episoden, die gleich bezeichnend sind für den Heroismus des und eine intensivere Gestaltung des Unterrichts ermöglicht wird. Prinzen wie für die" Gleichheitsflegeleien" der Amerikaner. Diese Maßnahmen dürften sich aber nicht auf diese einzelne Die Budringlichkeiten eines Amateur- Photographen werden Schulgemeinde beschränken, sondern es liegen Anzeichen da folgendermaßen geschildert: für " Der Prinz stellte sich ihm bereitwillig, jedoch die Landesteilen, namentlich in der Provinz Bosen mit der vor, daß auch anderwärts in den zweisprachigen Stellung gefiel nicht; der Photograph fagte: Mister Bermehrung der Lehrkräfte planmäßig und nach Prince, treten Sie nach rechts, Mister Prince, jezt mehr nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Lehrer vorn, Mister Prince, noch weiter rechts usw.; das war träftigst vorgegangen werden wird." denn doch zu viel. Der Prinz wurde unwillig und Ob diese Strafe besonders schrecklich empfunden werden wird? fagte:" Well, jetzt habe ich schon fünfmal die Oder will man statt der Lehrer Büttel anstellen? Stellung gewechselt für Sie und nun machen Sie Schluß!" Später drückte der Prinz sein Bedauern darüber aus, daß er seine Selbstbeherrschung verloren habe; aber der Chef der Geheimpolizei möge ihn etwas mehr vor den Amateurs schüßen."

Bengt es nicht von fast beispiellofer Langmut, daß der Prinz es später fogar noch bedauerte, fich gegen seinen dreisten Quälgeist fchließlich zur Behr gesezt zu haben?

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Riffe im Centrum& turm.

gegen beide Angeklagte sechs Tage Gefängnis und 20 M. Geldstrafe, laubten" hinausgingen. Die Staatsanwaltschaft beantragte deshalb eventuell weitere 20 Tage Gefängnis. Im Gegensatz hierzu erkannte das Gericht auf kostenlose Freisprechung, da die Ver­fammlung in durchaus gefeßlicher Weise veranstaltet worden und des§ 152 der Reichs- Gewerbe- Ordnung eine für die Arbeiter­verlaufen fei. Das Mezzer Landgericht hat bereits in der Frage - bewegung des Reichslandes günstige Entscheidung gefällt, ohne daß sich die Berwaltungsbehörde veranlaßt gefühlt hätte, sich auch nur im geringsten an diefelbe zu kehren.

Ausland. England.

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Der Achtstundentag für Bergarbeiter. London , 3. März. Der kürzlich unter diefer Spitzmarke im Vorwärts" veröffent-( Eig. Ver.) Jufolge der Kränklichkeit von Mr. Balfour, dem Führer lichte Leitartikel hat in Düsseldorfer Centrumskreisen recht mobil ge- des Unterhauses, ruhen die Verhandlungen über die neue Geschäfts­macht. Das Düsseldorfer Boltsblatt" ficht sich ge- ordnung. Dafür aber gewinnt das Haus Beit zu parlamentarischen zwungen, der Not gehorchend, die Thatsache zuzugeben, daß aus Arbeiten. Uebermorgen soll die zweite Lefung des Entwurfs Sen Reihen der katholischen Arbeiter Düsseldorfs in schärffter betreffend Einführung des Achtstundentages für Bergarbeiter Seine schier unverwüstliche Geduld bewies der Prinz auch in Weise gegen Boltsblatt" und Brotwucher- Centrum Front ge- beginnen. Der Entwurf wurde vor ungefähr 18 Monaten einem zweiten, noch ärgeren Falle, der folgendermaßen geschildert macht wird. ausgearbeitet. Noch am 27. Februar 1901, also vor mehr als wird: Die Spaltung im Düsseldorfer Centeumslager nimmt inzwischen einem Jahre, wurde die zweite Lesung beantragt und mit 212 gegen Als der Zug 2 Uhr nachts bei der Wafferstation Somerset ihren luftigen Fortgang und die christliche Düsseldorfer Wochen- 199 Stimmen beschlossen. Nichtsdestoweniger wurde in der Session hielt, forderte eine lärmende Menge schreiend, daß der schrift, der ultramontane Rhein . Hausschat", wartet jetzt mit 1901 nichts zur Förderung des Entwurfs gethan. Zu bemerken ist Prinz sich zeige; junge Burschen schlugen schließlich einer Enthüllung auf, die so recht zeigt, wie die frommen Schäflein noch, daß unter seinen heftigsten Gegnern fich auch Mr. Fenwick be­gegen die Fenster des Zuges, so daß alle aus dem in den katholischen Arbeiterkreisen von den Centrumsgrößen geleit- findet, der die Bergarbeiter von Northumberland im Parlament Schlafe erwachten. Als später diese häßliche Episode, die hammelt werden. Jnteressantes aus dem Arbeiterverein" vertritt. besonders Evans wütend gemacht hatte, besprochen wurde, sagte ruft der Hausschatz" und schreibt: Italien . der Prinz: Ich wußte gar nicht, was los war. Ich konnte doch nicht gut erscheinen, da ich in Nachtkleidern war." Wie muß der Prinz den Unterschied zwischen den amerikanischen und deutschen Sitten empfunden haben. In Deutschland werden nicht nur die Eisenbahnperrons abgesperrt, sondern auch die Straßen, und die Passanten, mögen fie es auch noch so eilig haben, müssen fich gedulden, bis die Straße dem öffentlichen Berkehr wieder frei gegeben wird. In Amerika herrscht dagegen der Mob, der ohne Rüdficht auf ein allerhöchstes Ruhebedürfnis seine Nengier befriedigen. will und höchst ungnädig gegen die Fensterläden poltert, wenn sein Wunsch nicht als Befehl aufgefaßt wird. Und kein Schußmann legt fich ins Beug!-

Der Merger über die blamable Niederlage, die unsre Redner am Montag der Regierung und den Tartüffs der bürgerlichen Parteien beigebracht haben, kommt in der Presse zum deutlichsten Ausdruck. Zwar hat ein Teil der Berliner Prefse das probateste Mittel gewählt, um sich über die schmähliche Blamage hinwegzu helfen: das Totschweigesystem, aber die Provinzpresse, der das Temperament mit dem Berstand leichter durchgeht, schäumt dafür um so giftiger von Schimpfereien über. Es wird da von den unjäglich platten und thörichten Tiraden" der Ge= nossen Gradnauer und Ledebour gesprochen, von dem verworrenen Berrbild" ihrer Darlegungen über die auswärtige Politik, von dem vollständigen Mangel jedes vaterländischen Gefühls und nationalen Taftes". Nur ein Blatt von der Ordnungspresse macht eine Aus­nahme, die Rheinisch- Westfälische Beitung", die ja bei aller fanatischen Scharfmacherei hin und wieder den Mut hat, die Dinge beim richtigen Namen zu nennen.

melden:

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Sie läßt sich in ihrem Reichstags Entrefilet aus Berlin Eine längere Rede voll boshafter und nicht selten ins Schwarze treffender Spigen hielt der Social­demokrat Dr. Graduauer gegen die aufdringliche Reisepolitit" des neuen Kurses und gegen die ängstliche Zurückhaltung Deutsch­ lands und der andren Mächte gegenüber den Greueln des Boeren­Irieges."

und in einem Bülows Rede gloffierenden Leitartikel erklärt sie nochmals ausdrücklich:

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Welche Stellung nimmt der Verein christlicher Arbeiter und Zur Eisenbahner Bewegung. Die Regierung dürfte mit Handwerker im Paulushaus zur Zolltarif Vorlage und den ihren Maßnahmen gegenüber den Eisenbahneru recht wenig zufrieden Getreidezöllen ein? Am zweiten Weihnachtstage hat bekanntlich fein. Aus allen Teilen des Landes und von den verschiedensten cine chriftliche Arbeiterversammlung im Baulushause statt Bevölkerungsklassen gehen Proteste ein gegen die Mobilisierung der gefunden, in welcher verschiedene intereffante Tagesfragen gestreift Eisenbahn- Angestellten. Bon dem mobilisierten Jahrgang 1878 haben wurden; unter anderm hat Herr Kirsch auch die Zoll- sich nur etwa 40 000 gestellt, es fehlen also noch 25 000 Mann. vorlage berührt mit Rücksicht auf die kurz vorher dort Der Avanti" meint, daß vielleicht 20 000 von den Fehlenden einen abgehaltene Hetversammlung des Bundes der Landwirte. Die triftigen Entschuldigungsgrund würden beibringen fönnen, von 5000 aus der Versammlung heraus durch Antrag mit etwa aber fönne man annehmen, daß sie sich der Mobilisation zu entziehen 50 Unterschriften geforderte Diskussion wurde vom Vor- suchen. Gegen diese wird nach Ablauf von 8 Tagen gerichtlich vorgegangen fitzenden, hochwürdigen Herrn Präses Dr. Schmitt be: iverden. Daß die Regierung selbst das Gefühl hat, daß sie unberechtigt fanntlich mit leichten Auerden abgelehnt. Das Gauze und parteiischer Weise in die Differenzen zwischen Eisenbahner und war nur ein jämmerlicher Versuch, das Ansehen der den Gesellschaften eingegriffen hat, geht daraus hervor, daß sie jetzt hiesigen Arbeitervereine zu Gunsten der Getreidezölle und die Führer der Eisenbahner nach Nom berufen hat. Diese unter­der Politik der offiziellen hiesigen Centrumsgrößen handeln seit zwei Tagen mit dem Ministerium und wenden sich nun à la Bolfsblatt" zu verwerten. Es ist gewiß fläglich, an ihre Genossen mit der Aufforderung, die Entscheidung über den wenn man zu solchen Kunststückchen seine Zuflucht nehmen muß. Streit bis auf den 10. März hinauszuschieben. In dem Aufruf, der Man fürchtete eine Diskussion, denn man traute offenbar der von fünf der bekanntesten Führer der Eisenbahuer unterzeichnet ist, Masse der Arbeiterschaft nicht den Grat von Dummheit zu, daß worunter sich auch der Deputierte Nofri und Turati besinden, heißt sie ihre eignen Interessen verkennen und sich für die Brot- und es, daß die Unterhandlungen über die organici"( Neglements der Fleischverteuerung aussprechen würden. Löhne, Dienstzeit usw.) schon ziemlich weit gediehen seien, daß sich

leber die Anfichten, welche unter den Mitgliedern des ge- aber eine eingehende Beratung nötig mache.- nannten( christlichen) Arbeitervereins in dieser Hinsicht herrschen, dars Zur Regierungskrifis. Der Minister des Innern, Giolitti, über wollen wir mmmehr ein weniges verraten. Im hat sich über die Krisis einem Zeitungskorrespondenten gegenüber Arbeiterverein findet bekanntlich allwöchentlich ein sogenannter bahin ausgelassen, daß das Ministerium nochmals geschlossen vor die socialer Unterricht Unterricht statt, ein Vortrag nebst Aussprache Stammer treten werde. Erhalte es teine Mehrheit, so bleibe ihm der Mitglieder über sociale Fragen. Es tvar im nichts übrig als zurückzutreten und einem Ministerium Somnino Frühjahr vorigen Jahres, als auf Wunsch der Mitglieder Blaz zu machen. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten haben die einmal eine praktische Tagesfrage vorgenommen wurde, nämlich Regierungsparteien zu wählen, es läge nun an ihnen, zu eut­die Getreidezölle. Das Referat hatte das Mitglied Herrscheiden, Suertamp, welcher in sachgemäßer Weise die Zwecklofigkeit der Getreidezoll- Erhöhung hervorhob. Ebenso erklärten fich alle Diskuffiou8redner mehr oder weniger scharf gegen die Getreidezölle. Die schußzöllnerische Politik des hiesigen alten Cemtrumsblattes fand mun zwei Berteidiger, einmal an Erster Verhandlungstag.( Schluß der Abend- und Nachtsizung.) Herrn Sonnen, dem allmächtigen Mitgliede des Kuratoriums, Programm- Diskussion. mehrfachen Hausbesitzers und Inhaber eines gutgehenden In Fortsetzung dieser Diskussion spricht Ladengeschäfte, der wohl der wohl wenig nach einer Brotver Revelin zu Gunsten des Programmentwurfs des General­teuerung zu fragen braucht, und Herrn Beruh. Meyer, fomitees. Zunächst kritisiert er Devilles Auffassung von den Minimal­

Der Kongreß zu Tours .

Tours, 3. März 1902.