Nr. 65.
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Telegramm Abrene: Socialdemokrat Berlin"
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.
Bürgertum und Revolution.
Dienstag, den 18. März 1902.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.
ließ er sogar auf dem Bundespalais die schwarz- rot- goldene Fahne versammlung vertrödelte, statt erst einmal durch Einführung aufpflanzen. Alle deutschen Staaten beeilten sich, den Volkswünschen der Volksbewaffnung und Auflösung der stehenden Heere die Macht Gewährung zu versprechen. Aber das Volk hatte mit fürstlichen der Reaktion endgültig zu brechen und sich selbst eine wirkliche BVersprechungen aus der Zeit der Fürstenbefreiungs- Kriege zu böse Machtposition zu schaffen, ihre Zeit mit endlosen theoretischen Erfahrungen gemacht, als daß es sich mit diesen Versprechungen hätte Debatten über die Grundrechte des deutschen Volkes, wobei eine beruhigen lassen. Ein Ausschuß einflußreicher Politiker berief die Unmasse des blamabelsten politischen Unverstandes an den Tag befrüheren und gegenwärtigen Bundesmitglieder sowie die Teilnehmer fördert wurde. Auch die preußische sogenannte Nationalaller gefeßgebenden Körperschaften zu einem Vorparlament, nach versammlung bewies feine größere politische Reife. Schon dadurch, Frankfurt a. M. zusammen, das am 31. März zusammentrat. daß sie sich nicht als tonstituierende, souverän die Verfassung Inzwischen war es freilich überall in Wien , Berlin , in festlegende Versammlung aufthat, sondern mit der Rolle eines mit Ba den usw. zur offenen Erhebung gekommen. der Krone feilschenden Kontrahenten begnügte, verurteilte sie sich zur
Als durch die Pariser Februar Revolution auch in Deutschland die Lawine endlich ins Rollen kam, war Deutschland zwar mit revolutionärem Zündstoff reichlich genug angefüllt, allein der große geschichtliche Moment fand keine Bürgerklasse vor, die im stande gewesen wäre, Feudalismus und Absolutismus nicht nur für den Augenblick zu schlagen, sondern dieser Mächte auch dauernd Herr zu werden. Die deutsche Bourgeoisie befand sich politisch gegenüber der Bourgeoisie Englands und Frankreichs in einer geradezu kläglichen Rückständigkeit. In den meisten deutschen Staaten, namentlich in Breußen, Die Revolution war überall siegreich. In Wien mußte Ohnmacht. Wohl faßte sie allerhand von einem gewissen Radikalisherrschte noch der unverhüllteste Absolutismus, der seinerseits wiederum Metternich, die Jukarnation des ganzen feudal- absolutistischen mus zeugende Beschlüsse, wie die Abschaffung der Gottesnur eine besondere Regierungsform der Junterherrschaft bildete. Die Systems, nach London flüchten, wo er bereits Herrn Guizot vor- gnadentums- Formel, die Abschaffung des Adels, die preußischen Provinzialstände z. B., die Friedrich Wilhelm IV. am fand und wo sich auch der Prinz von Preußen, als„ Kauf- Ausmerzung der reaktionären Elemente in der 3. Februar 1847 als„ Vereinigten Landtag " einzuberufen geruhte, mann Lehmann" flüchtend, bald einstellte, um das Trifolium ge- Armee, allein diese Beschlüsse hatten nur eine papierene Bedeutung, hatten, abgesehen davon, daß sie keine gewählte Volksvertretung stürzter Steaktionäre vollzählig zu machen. sie verloren in dem Augenblick allen Wert, als im November waren, nichts zu beschließen, sondern nur zu beraten. Sie Die Revolution war siegreich, und sie hätte sich trotz der Nieder- General Wrangel den Rumpf der Versammlung mit dem Bajonett bildeten nichts als die Geldbewilligungs- Maschine, deren der Ab- lage der badischen Republikaner auch behaupten können, wenn sich auseinanderjagte. Indem die konstituierenden Versammlungen nur folutismus zur Erhaltung seiner Kreditfähigkeit bedurfte. nicht alsbald die ganze Misere bourgeoiser Engherzigkeit redeten und Beschlüsse faßten, aber gar nichts thaten, bereiteten Dieser Zustand traurigster Rechtlosigkeit ist weniger verwunderlich, und beispielloser Philisterei offenbart hätte. Was sich in sie mit beispielloser Kurzsichtigkeit der Reaktion ihren Triumph vor. wenn man sich die sociale Rückständigkeit Deutschlands vergegen- der französischen Revolution erst in einem viel späteren Stadium Das Verhängnis ließ denn auch nicht allzulange auf sich warten. wärtigt. Die deutsche Industrie lag noch in den Windeln, nur in Sachsen zeigte: der Interessenzwiespalt der revolutionären Elemente, Bereits im Sommer 1849 hatten die Regierungen mit Hilfe der und namentlich am Rhein spielte sie eine größere Rolle, weshalb sich das tam bei der deutschen Revolution gleich in ihren allerersten Armee überall wieder das Heft in ihre Hände gebracht. Schon im denn auch die rheinische Bourgeoisie durch politische Fortgeschritten- Anfängen zum Ausdruck. Schon am 13. März kam es bei der November 1848 war Robert Blum erschossen worden, im Juni 1849 heit auszeichnete. Der Bau von Eisenbahnen, mit dem erst in den revolutionären Erhebung in Wien zu einem Zusammenstoß zwischen wurde der erneute Aufstand in Baden durch preußische Truppen dreißiger Jahren begonnen worden war, hatte allerdings einen Auf- Bürgertum und Proletariat. Das Wiener Bürgertum war faum niedergeschlagen. Vergebens forderte das auf 100 Mitglieder zuschwung der Kohlen- und Eiſenindustrie zur Folge gehabt; doch be- Herr der Situation geworden, als es den Tausenden bewaffneter sammengeschrumpfte„ Rumpfparlament" zur Schaffung von Voltsstand die Mehrzahl der Betriebe aus kleinen Handwerksbetrieben. Vorstadt- Proletarier, die den bürgerlichen Straßenkämpfern zu Hilfe wehren auf: die Bajonette spreugten auch diesen letzten Rest des In Preußen wurden beispielsweise 1846 457 000 Handwerksbetriebe eilen wollten, die Thore verschloß und sogar von den Wällen deutschen Revolutionsparlaments. Im Juli begannen die Kriegsgezählt, in denen 384 000 Gesellen und Lehrlinge beschäftigt waren. herab auf die Arbeitermassen feuerte. Man wollte eben die Revolution gerichte in R a st att ihre Blutarbeit. Die Reaktion hatte gefiegt 78 000 Fabrikbetriebe beschäftigten 550 000 Personen. Der Mittel- ohne das Proletariat machen, dem man dann auch die Errungen- und alle Blütenträume des deutschen Völkerfrühlings wurden von dent stand, der Kleinbetrieb dominierte also; kein Wunder, daß unter schaften der Revolution vorenthalten zu können glaubte. Nicht anders brutalen Schreckensregiment der Sieger erstickt. solchen Umständen die deutsche Revolution im großen und ganzen spielten sich die Dinge in Berlin ab.
einen spießbürgerlichen Charakter trug und nach schönem Anfange Als am 13. März eine start proletarisch durchsetzte Boltsund trotz mauch erhebender Episoden im ganzen den kläglichsten versammlung eine Adresse an den König richtete, in der Berlauf nahm.
Das deutsche Bürgertum hatte sich selbst durch seine standalöse Unfähigkeit und seine spießbürgerliche Angst vor dem Proletariat um den Sieg gebracht. Das Bauerntum war gleich nach der Befreiung von den Feudallasten, die es an der Revolution in ihren Anfängen regen Anteil nehmen ließ, in seine Apathie zurückgefunken. Das Broletariat, so wenig zahlreich es auch sein mochte, hätte einzig eine ver läßliche Schuzwehr gegen die Reaktion abgegeben. Aber man scheute sich aus Furcht vor den proletarischen Forderungen vor der Volksbewaffnung, vielmehr mißhandelte und brutalisierte man die einzig wahrhaft revolutionäre Boltsschicht. So mußte denn die Tragikomödie der deutschen Revolution mit Schimpf und Schande enden.
die Schaffung eines Arbeitsministeriums geDer Bauernstand hatte sich in dem Zeitraum von 1815-1848 fordert und der Wunsch ausgesprochen wurde, das Volk vor allmählich und unter den schwersten Opfern von den schlimmsten Bürden Kapitalisten und Wucherern zu schüßen und das Los der Arbeiter zu " abzulösen" vermocht, doch drückten ihn beim Ausbruch der Revo- verbessern, da forderte die Tante Voß, schon damals das Organ lution noch ansehnliche feudale Lasten, namentlich auch die junterlichen der liberalen Berliner Weißbierphilister, daß den MilitärkommanJagdgerechtsame. Neben den freien Kleinbauern gab es noch feudale danten strenge Befehle gegeben würden, gegen die ProletarierHinterjassen, die Fronarbeit leisten mußten. Das Loos der Land- versammlungen vorzugehen, in denen der Wille des„ gesitteten" und proletarier vollends war ein trauriges. Renommierte doch 1848 der anständigen" Volkes doch nicht zum Ausdruck gelange! Als dann Junker Bismarck damit, daß die Tagelöhner seines Gutes Kniephof am 18. und 19. März das Berliner Proletariat sein Blut auf den gegen jammervolle Naturallieferungen und einen Tagelohn von 4, Barrikaden versprigte, um die infame Militärattacke gegen gesittete" resp. 3 Groschen, im Winter noch weniger, jährlich 156 Männer und anständige" Bourgeoisdemonstranten zu rächen und die Macht War die deutsche Revolution ein Kampf des dritten Standes und 26 Frauentage zu schanzen hatten! Die Bauern waren deshalb der Reaktion zu brechen, ließ dieselbe Tante ihr berühmtes, Extra- gegen den Feudalismus, so war die grandiose Volkserhebung der im Anfang der Bewegung größtenteils durchaus revolutionär. blatt der Freude" vom Stapel, in dem es den Barrikaden - Bariser Kommune 1871 im wesentlichen der Verzweiflungskampf der Bei den Bauernaufständen in Württemberg beispielsweise kämpfern nicht Elogen genug machen konnte. Sobald jedoch der Proletarier und des Kleinbürgertums gegen die Großbourgeoisie. Die verfuhren die Bauern denn auch keineswegs zimperlich: sogar das Erfolg der Revolution sicher gestellt schien und das Proletariat durch Wahlen für die französische Nationalversammlung hatten eine Schloß eines besonders gehaßten Feudalherrn ging in Flammen auf. Demonstrationen und organisatorische Bestrebungen verriet, daß auch fonservative Majorität ergeben, die Regierungsgewalt war in die Die Atmosphäre in Deutschland war mit Elektricität geladen, es einen Anteil an den revolutionären Errungenschaften zu erobern Hände der industriellen und ländlichen Großfapitalisten übergegangen, als das Wetter in Paris ausbrach. Sogar dem Bundestag in versuchte, begann die Hezze gegen die Arbeiter von neuem. Die Die regierenden Schlot- und Krautjunker haßten die Pariser revolutio= Frankfurt, der„ Mumienversammlung", erpreßte der Schreck einigen gange Geschichte des Jahres 1848 strogt von Brutalitäten, die sich näre Bevölkerung und ließen sie diese Hassung durch allerhand MaßzAngstschweiß. Er erließ denn auch bereits am 1. März eine Pro- die Berliner Bürgerwehr, die Schutzgarde der Bourgeoisie, gegen das nahmen spüren. So dekretierte sie, daß die am 30. November 1870 verflamation, in der es hieß:„ Deutschland wird und muß auf die Stufe Proletariat herausnahm. fallenen Wechsel, deren Zahlung wegen des Krieges auf unbestininite gehoben werden, die ihm unter den Nationen Europas gebührt. So schroff und unduldsam das siegreiche Bürgertum gegen die Zeit vertagt worden war, binnen zwei Tagen eingetrieben werden Am 3. März gab er jedem Bundesstaat die Aufhebung der Arbeiterklasse auftrat, so schlaff und energielos verhielt es sich sollten, ein Aft, der die kleinbürgerliche Bevölkerung von Paris mit Censur anheim und beschloß am 10. März, Vertrauensmänner zur gegen die allmählich erstartende Reaktion. Die seit dem dem Ruin bedrohte. Der Versuch, die republikanisch gesinnte Pariser Revision der Bundesverfassung einzuberufen. Ein paar Tage später 18. Mai in Frankfurt tagende deutsche National Nationalgarde zu entwaffnen, schlug vollends dem Faß den Boden
Aus der preußischen Volksvertretung ländlichen Mittelstandes gegen den Feudalismus, wieder. Und so zer- wollte, allein auch die obige Erklärung drückt durch den Baffus von
des Jahres 1848.
Man sieht, die Versammlung spiegelt in ihrer Zusammensetzung bedeutete zwar die Ablehnung des Antrages der Linken, der den den Charakter der Revolution: die Auflehnung des bürgerlichen und Märztämpfern direkt den Dank der Versammlung votiert wiffen fahren und energielos fich die Versammlung im allgemeinen auch den unbestrittenen Verdiensten der Märzkämpfer zeigte, so sehr ihre Thätigkeit die klägliche Halbheit des liberalen die Anerkennung der Revolution aus. Philistertums aufwvies, die sich in Brutalität gegen das Proletariat Der Antrag, den Märzkämpfern den Dank des Hauses ausa Die preußische Nationalversammlung", wie die tonstituierende und kurzfichtiger Vertrauensseligkeit und Waschlappigkeit gegenüber zusprechen, hatte folgenden Wortlaut: Versammlung des Revolutionsjahres oft genannt wird, bewies schon der Krone und der reaktionären Camarilla äußerte, so hoch steht trotz" Die hohe Versammlung wolle in Anerkennung der Res durch die Art ihres Zustandekommens, wie wenig demokratisch- alledem das Niveau jener Versammlung über dem der Vertretungen des volution zu Protokoll erklären, daß die Kämpfer des 18. und revolutionärer Geist in der ganzen Erhebung des Bürgertums steckte, heutigen Bürgertums. Der Demoralisierungsprozeß der Bourgeoisie hat 19. März sich ums Vaterland verdient gemacht haben." dem die proletarischen Barrikadenkämpfer zum Siege verholfen inzwischen reißende Fortschritte gemacht. Die Furcht vor dem Prole- Der Antragsteller Abg. Berends begründete den Antrag unter hatten. Das Wahlrecht, nach dem die konstituierende Versammlung tariat, die damals schon die Aktion des Bürgertums lähmte, hat es anderm mit folgenden Ausführungen: gewählt wurde, war kein demokratisches direktes, sondern ein heute völlig entnervt. Die Verhandlungen der preußischen Ver- Man sagt, der Kampf wäre überflüssig gewesen, es wäre alles indirektes, gemäß den Wünschen der Bourgeoisie, die fammlung atmen doch wenigstens hin und wieder den Hauch souveränen bereits vor dem Kampfe bewilligt gewesen. Allerdings hatte der in Uebereinstimmung mit dem mit dem liberalen Ministerium Camp- Boltsbewußtseins, des Kampfes gegen Junkertum und Absolutismus . König vieles bewilligt, bevor der Stampf eingetreten war, aber war hausen erklärte, daß das Volk noch nicht„ reif" sei für Heute dagegen überbieten sich die Barteien des Bürgertums in in dieser Bewilligung, die zufriedenstellung des Boltes die direkte Wahl. Bergebens war der Protest der überwiegend aus ekelhaften Loyalitätsbeteuerungen gegenüber dem immer nackter erlangt? War uns die Garantie gegeben, daß diese Vers Arbeitern bestehenden und auf die Arbeiter sich stützenden demokrati- hervortretenden Absolutismus, und das Junkertum herrscht in heißung auch wirklich zur Wahrheit werde? Ich glaube, schen Elemente gegen den undemokratischen Wahlmodus. Zwar Preußen noch so dreist und unbeschränkt, als ob das deutsche Bürger- diese Garantie war nicht da, diese wurde erst nach dem Kampfe fanden eine Reihe von Versammlungen statt, in denen heftiger tum niemals ein Revolutionsjahr erlebt habe. Wie gesagt, viel erlangt. Es ist gewiß nicht anders möglich, als daß ein jeder, der Protest gegen das indirekte Wahlsystem erhoben wurde, allein ge- Staat ist mit den deutschen Revolutions - Parlamenten nicht zu machen, ein menschliches Herz hat, dergleichen Ausbrüche des Kampfes bes plante Massenkundgebungen wurden durch Verhaftung und Prozessie- mit dem preußischen ebenso wenig wie mit der Frankfurter National- dauern und die Schrecken des Kampfes beklagen wird, aber rung der Organisatoren und durch die brutale Gewalt der Bürger- versammlung; immerhin sind einige Reminiscenzen aus den Verwehr vereitelt. Die Bürgerwehr entpuppte sich hier bereits als handlungen der preußischen konstituierenden Versammlung geeignet, reaktionäre Institution, die dem bedrängten Ministerium zu Hilfe die Entwicklung bourgeoisen Bürgerstolzes zu illustrieren. tam und die Demonstranten mit dem Bajonett zurückwies. Eine der ersten Aktionen der am 22. Mai zusammengetretenen Immerhin war die Versammlung zur Vereinbarung der preußi- Versammlung war die Anerkennung der Revolution. schen Staatsverfassung", wie ihr offizieller Titel lautete, troß der 8. Juni wurde folgende motivierte Tagesordnung mit 198 gegen indirekten Wahl, aus der sie hervorgegangen war, doch recht wesents 177 Stimmen angenommen: lich anders zusammengesetzt, als die spätere preußische Landratskammer, die auf Grund des 1849 octroyierten Dreiklassen- Wahlsystems gewählt wird. Der Adel war in der 48er Versammlung nur durch 40 Personen vertreten( darunter nur 16 Mitglieder des unabhängigen Adels, des ostelbischen Junkertums), Justizbeamte waren 98 gewählt worden, Verwaltungsbeamte 48, städtische Beamte 28, außerdem 52 Geistliche, 27 Lehrer, 31 Kaufleute, 28 Handwerker, 68 Bauerit, 11 Aerzte, 5 Litterateu, 4 Offiziere, 1 Commis, 1 Gefelle, 1 TageLöhner.
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„ Die Versammlung geht, in Erwägung, daß die hohe Bedeutung der großen Märzereignisse, denen wir in Verbindung mit der königlichen Zustimmung den gegenwärtigen staatsrechtlichen Zustand verdanken, auch das Verdienst der Kämpfer um dieselben unbestritten ist, und überdies die Versammlung ihre Aufgabe nicht darin erkennt, Urteile abzugeben, sondern die Verfassung mit der Krone zu vereinbaren, zur Tagesordnung über."
es ist ebenso begründet, daß eine solche Staatsumgestaltung nur in großen Katastrophen des Kampfes geboren und fest gegründet werden kann." Der Abg. Schulze aus Deligsch erklärte: " Ich wüßte nicht, daß irgend eine Thatsache eine Iautere Acclamation im Lande hätte finden können, als eben diese Berliner Revolution."
Abg. Schulz aus Wanzleben : Haben nicht Trauergottesdienste stattgefunden für die Berliner Helden? Hat man nicht in allen Provinzen reichliche Beiträge für die Hinterbliebenen derselben gesammelt? Und man wollte noch zweifeln, daß die Provinzen diese Ansichten nicht geteilt hätten? An diesem Grundsatz knüpfen wir den Antrag, als Grabschrift auf das Denkmal, welches den Freiheitskämpfern gesetzt werden muß, zu schreiben:" Die Nationalversammlung hat dekretiert, daß Die Annahme dieses motivierten Uebergangs zur Tagesordnung diese Gefallenen wohlverdient ums Vaterland find."