Mr. 78.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
19. Jahrg.
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Telegramm Adresse: Socialdemokrat Berlin"
Redaktion: SW. 19, Bent- Straße 2.
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Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.
Baner und Junker.
Die Befreiung der Bauernschaft aus dem Joche des Feudalismus mag rechtsförmlich noch so vollkommen gewesen sein wunderbar ist darum nicht, daß sich der Jahrhunderte alte Druck in der Form geistiger Hörigkeit bis auf den heutigen Tag fortpflanzt. Ja, die rechtliche Gleichstellung ist dem Bauer in diesem Sinne gefährlich geworden, daß er sich heute neben dem Feudalherren als ein Landwirt mit gleichen bürgerlichen Rechten und darum
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begreiflicher Trugschluß! auch mit gleichen Interessen fühlt. In einer Zeit, da das wirtschaftliche Interesse immer mehr für die politischen Parteigruppierungen ausschlag gebend ist, haben sich die Bauern zu einer selbständigen Wirtschaftspolitik nicht aufzuschwingen vermocht. Sie sind vielmehr im politischen Troß jener Leute geblieben, deren Großvätern noch das Wort Bauer ein Schimpfwort war, die sich heute aber mit derselben stolzen Betonung Bauern nennen, mit der etwa ein Scharfmacher versichert, auch ein- Arbeiter zu sein.
Freitag, den 4. April 1902.
im„ Tag":
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.
des Verkäufers günstiger. Körnerfrüchte, ZuderDerselbe Herr v. Holleben spielt auch eine merkwürdige Rolle in rüben, Raps weisen einen Rückgang des Preises auf, dem luftigen Champagnerkrieg. Die Kaiser- Jacht sollte bekanntlich und auch der Tabak- und der Hopfenbau leiden unter schlechten mit dem deutsch - nationalen" Sett Rheingold" getauft werden. Absatzverhältnissen. In Wirklichkeit hat Fräulein Roosevelt eine Flasche französischen Die Anbaufläche für Weizen, Spelz und Rogen vergrößert Champagner der Firma Moet geopfert. Darüber plaudert jemand sich in den letzten 22 Jahren nur in jenen Reichsteilen, in Bommern , Brandenburg , Posen, Mecklenburg Schwerin, denen der Großbesitz vorherrscht( wie Ostpreußen , Westpreußen , Schleswig- Holstein , Hannover , Oldenburg ) sie vermindert sich im gleichen Zeitraum in jenen Ländern, in denen der mittlere und kleine Betrieb vorherrscht( Bayern , Württemberg, Baden, essen, die Reichslande). Es zeigt sich demnach, daß nur der Großgrundbesit feinen Getreidebau ausdehnt, während ihn der Bauer langsam aber stetig einschränkt.
Dagegen wendet sich der Bauer mit steigendem Erfolge der Viehhaltung zu. Sie erfordert eine individualisierende Behandlung, höhere persönliche Arbeitsleistung, aber geringeres Betriebskapital, sie ist in minderem Grade vom Weltmarktspreise abhängig, ihre Produkte sind jederzeit verkäuflich und erzielen immer höhere Preise. Die Preise für Fleisch und Butter steigen in den letzten vierzig Jahren in Preußen fast ohne Schwankungen um 25-50 Pro3.
Moët schloß mit der Schiffsbau- Gesellschaft einen Vertrag", sechs Monate vorher, daß mit Most getauft werde. Ein solcher Vertrag pflegt auf wechselseitigen Vermögensvorteilen zu ruhen. Bierzehn Tage vor dem Ereignis trat Herr v. Holleben wegen Selts in Thätigkeit. Holleben hat eine Vorliebe für deutschen Sekt? Nein. Er fragte nicht an, ob deutscher Sekt benutzt werde, sondern er fragte an: ob theingold" von Söhnlein benutzt werden könne. Die bestimmte Marke einer bestimmten Firma? Das wird nicht stimmen. Das muß ein Zeitungsirrtum sein. Kupferberg, Mattheus Müller, Henckel , haben ebenso großes Anrecht, durch den deutschen Botschafter vertreten zu werden, wie Rheingold" von Söhnlein.
Nun hatte der Kaiser, dem die Jacht gehört, teinen besonderen Sektwunsch geäußert. Also wurde mit Moët getauft; der Ver trag" trat in Geltung.
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Jegt aber fragte Söhnlein telegraphisch Herrn v. Holleben , ob denn sein Sekt verwandt jei oder nicht. Und Holleben, der eine tiefe Vorliebe für die Marte Rheingold" in der Seele Herumträgt, telegraphierte zurück, auch jetzt noch, Rheingold" ist verwandt worden. Das war aber falsch! Holleben war schlecht unterrichtet! Holleben wußte nichts von dem Separatabkommen zwischen Moët und Townsend.
Num brach der letzte Akt an. Moëts Vertreter tam Donnerstag nach Berlin , wurde vom Ober- Hof- und Hausmarschall Grafen zu Eulenburg empfangen, um Erinnerungszeichen für den Kaiser zu überreichen". Welche Erinnerungszeichen? Gleichviel! Moëts Vertreter flagt gegen Söhnlein auf eine Million."
Welche diplomatischen Zerwürfnisse und Wirren aus diesem Sektfonflitt noch entstehen werden, das ist nicht abzusehen.
Unter der Führung der Bündler haben sich tausende Unter der Führung der Bündler haben sich tausende deutscher Bauern besinnungslos in den Krieg um den höheren Brotzoll gestürzt. Die Verteuerung der notwendigen Lebensmittel schien ihnen das Allheilmittel zu sein, das ihrem Not Breisen verkaufen kann, verfüttert es an sein Vieh. Nach den Der Bauer, der sein Brotgetreide nicht zu rentablen stande, wo er wirklich vorhanden ist, abhelfen, eingebildete Erhebungen des Deutschen Landwirtschaftsrates steigen die Leiden beseitigen und alle Wünsche befriedigen sollte. Daß Mengen des Ernte- Ertrages, die auf diese Weise verwertet irrationelle Betriebsweisen durch schutzölnerische Maßnahmen werden, in gleichem Maße, in dem die Größe des Besizes nicht beseitigt werden können, daß die Verteuerung ein abnimmt. So wird der Bauer durch eine notwendige wirtzelner landwirtschaftlicher Produkte ihnen zum großen Teile mehr Schaden als Nugen brächten, übersahen sie vollschaftliche Entwicklung immer mehr zur Einsicht geführt, daß die Viehhaltung, insbesondere die Rindvieh- und Schweineständig. Ihre ganze politische Tattit hält mit dem ererbten Instinkte Haus, daß auch ihnen ein Brosamen der Beute zucht, feine beste und sicherste Einnahmequelle ist. zufallen müßte, wenn die Herren die Schlacht gewinnen sollten. landwirtschaftlichen Interessen zu einem schreienden Mißklang Auf diese Weise löst sich die vielgepredigte Harmonie der Die Unmäßigkeit der Hochschutzöllner und, wenn nicht auf. Der Nuken, den der Bauer aus hohen Getreidezöllen sie, eine entschlossene Opposition wird aller Voraussicht nach die Bauern daran verhindern, ihr politisches Erempel an der ziehen kann, wird mit der zunehmenden Konkurrenzunfähigkeit herrscht eine große Erregung über die deutsche Gesundheitskomödie. Wirklichkeit nachzuprüfen. Den geborenen Führern des Land- des Kleinbetriebes immer geringer. Wird er durch künstliche Der erwähnte Storrefpondent der Berliner Zeitung " berichtet über Wirklichkeit nachzuprüfen. Den geborenen Führern des Land- Preissteigungen der Brotfrucht dazu verleitet, den Körnerbau folgende charakteristische Aeußerung eines Amerikaners: volks eröffnet sich damit die lockende Aussicht, noch nach zehn stärker zu pflegen, so bedeutet das eine rückläufige Bewegung Jahren erzählen zu können, wie herrlich alles geworden wäre, in reiner wirtschaftlicher Entwicklung. Während der Großwäre es nur nach ihrem Willen gegangen. Um so wertvoller werden darum Arbeiten von Theoretikern, die den schlüssigen grundbesitz seine Haupteinnahmen aus Produkten zieht, die wie das Brot nicht leicht entbehrt werden können, deren Beweis erbringen, daß eine Erhöhung der Getreidezölle den deutschen Bauern nicht nur keinen Nuken stiften, sondern sogar schweren Schaden verursachen würden.
Konsum also durch eine rapide Preiserhöhung nicht so start berringert werden kann, daß die Vorteile des Ver
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Wir nehmen den Deutschen gar nicht übel, wenn fie fich verteidigen. Sie sollen für ihre Landwirtschaft, für ihre Industrie thun, was sie wollen, aber offen und ehrlich, gleich uns. Sie sollten uns nur keinen Humbug vormachen und das qui trompe- t- on ici?" beachten. Sie sollten uns dreist ins Gesicht rufen: Stampf!" Den nehmen wir an. Aber wir ertragen es nicht, daß man reine Vorteilspolitik hinter dem Humbug angeblicher hygienischer Maßregeln versteckt. Sie follen unser Fleisch verbannen schön, dagegen sind wir machtlos und suchen andre Märkte auf. Aber sie sollen es nicht ohne jeden Grund bor der gangen Welt diskredi tieren und als gesundheitsschädlich brandmarken. Das ist eine unwahrheit, das lassen wir uns nicht gefallen, und in dem Augenblick, da wir Gewißheit erlangen sollten, daß diefe Unwahrheit keine unbewußte wäre, würden wir ver dammt energische Gegenschritte thun."
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faufs dadurch wieder aufgehoben werden tönnten, Eine solche Arbeit eines ungenannten Verfassers ist dieser 10 ist Tage im Verlage von Gustav Fischer in Jena erschienen.") in höherem Grade der Einschränkung des Konsums fähig: das wichtigste Produkt der Bauernwirtschaft Mag auch die Junkerpresse den Ritter mit geschlossenem Bisier die Nachfrage nach Fleisch und Butter geht in dem als einen verkappten Bauernfeind denunzieren man fann Maße zurück, in dem größere Summen des Volkseinkommens nicht zweifeln, daß das wirklich geschehen wird- so berührt doch die Treuherzigkeit seiner Freundschaftsversicherungen schon durch gesteigerte Brotpreise aufgefogen werden. Die amtliche Begründung der Zolltarif. deshalb echt, weil sie sich so überaus naiv giebt. Der Anonymus will den Bauernstand aus zwei Gründen erhalten Ganzen zu reden, trotzdem kann auch sie das hohe Interesse, Vorlage liebt es zwar, von der Landwirtschaft als einem wissen: erstens weil er eine dem Staatswagen für abschüssige das gerade der Kleine und mittlere Betrieb an dem Aufblühen aber übt immer die Treu und Redlichkeit, die es von feinen tuhDas ist eine Meinung, die man würdigen kann. Deutschland Wege unentbehrliche Bremse" sei und zweitens weil er, wenn der Viehzucht hat, nicht ganz verkennen. Sie muß fest handelnden Junkern gelernt hat. Diese ganze Politit des Brot es sich um die nationale Wehrkraft handelt, schwerer als der Viehzucht hat, nicht ganz verkennen. stellen, daß daß der Besitz unter alle übrigen Berufsgruppen des Staates in die Wagschale" 20 Hektar Umfang wuchers läuft auf den Humbug hinaus, die niedrigste Selbstfucht falle. Von diesen beiden Beweisgründen für die Not- auf einer Gesamtfläche von 14 816 303 Hektar bald doppelt fleiner Intereffentengruppen mit den tönenden Lügen von dem wendigkeit des Bauernstandes ist der erste nicht für so viel Vieh hält als der größere Besiz auf einer Gesamtfläche Schutz der nationalen Arbeit zu rechtfertigen. Der Gesundheitsder erste nicht für alle Barteien annehmbar, der zweite aber anerkannter on 17 701 638 Hektar. Und sie muß weiter feststellen, daß humbug ist freilich der empörendste und verächtlichste unter diesen maßen falsch. Der Verfasser erklärt, nach seiner Ansicht sich die Viehzucht noch zu einer Zeit gedeihlich zu entfalten Kniffen. „ unterliege es keinem Zweifel, daß, wenn die Erhaltung des Wettbewerb aufs schwerste zu leiden hat. Sie erkennt, daß teidigung des Borsäureverbots der bedenklichsten Mittel zu bedienen. vermag, in welcher der Getreidebau unter dem ausländischen Uebrigens scheinen sich die deutschen Offiziösen in der Verdeutschen Bauern höhere Getreidezölle fordert, diese von der" die deutsche Landwirtschaft" für die weitere Entwickelung der Die„ Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hatte sich darauf berufen, Allgemeinheit getragen werden müssen". Man wird, wenn man teine besseren Gründe für die Erhaltung des deutschen Bichhaltung vor allem der Sicherung des Absages daß auch der Reich 3- Gesundheitsrat sich für das BorBauern hat, auch mit bedingten Zusicherungen etwas bedürfe. Daß aber diese Sicherung des Absages durch Sperr fäureverbot ausgesprochen habe. Darauf erläßt der Verein gur maßregeln mit gleichzeitiger Devastierung des inneren Marktes Wahrung der chemischen Intereffen Deutschlands die folgende ErDer Streit darüber erweist sich aber bald als müßig. nicht zu erreichen ist, liegt auf der flachen Hand. Man kann darum dem Verfasser des vorliegenden Buches Denn unser Autor stellt fest: daß sich der deutsche Bauer mehr und mehr von dem Anbau des Brotgetreides abwende, daß vollständig recht geben, wenn er die landwirtschaftliche Schutzdieses Zurückweichen feine tiefberechtigten wirtschaftlichen 30llpolitik einseitig auf die Intereffen des Großgrundbesitzes Gründe habe, daß die Bauernwirtschaft nicht im Körner- zugeschnitten findet. Der agrarische Schuzzoll ist nicht nur bau, sondern in der Viehhaltung ihren besten ein Flibustierstreich der„ Landwirtschaft" an den industriellen Stützpunkt befize, daß also hohe Getreidezölle den Volksmassen, er ist auch ein friegerischer Ritt der Junker ins Bauer in seiner Rückständigkeit erhielten und dem Großbetriebe Bauernland. Einst that man's gestiefelt und gespornt; heute ein künstliches Uebergewicht über den Mittel- thut man's in Frack und Cylinder. Aber noch immer ist es so geblieben, daß der Bauer dem gnädigen und gestrengen und Kleinbetrieb sicherten.
borsichtiger sein müssen.
Politische Uebersicht.
Während die fonfervativen Getreidezöllner versichern, daß Herrn mit seinen Ochsen das Korn in die Zenne fährt. der Zoll von 7,50 M. zur Erhaltung von Gott, König und Vaterland unumgänglich notwendig sei, erklärt unser Gewährsmann die Getreidezölle gerade deshalb für unannehmbar, weil durch sie die Staatsbremse und die nationale Wehrkraft Schaden leiden tönnte.
Berlin , den 3. April. Die Erfolge der Prinzenreise Erstens find infolge der Reise allerlei Unannehmlichkeiten für ben deutschen Botschafter in Washington Holleben entstanden. 8weitens ist der Borfäure- Krieg entstanden und drittens hat sich ein blutiger deutsch - französischer Bruderkampf zwischen zwei konkurrierenden Settfabrikanten erhoben.
Gegen die adeligen Pächter der alleinigen guten Ge- nach Amerita laffen sich nun vollständig übersehen. sinnung wird damit eine überaus schwere Anklage erhoben, die mit zahlreichen Beweisen belegt und durch forgfältig zu fammengestellte Zahlen bekräftigt wird. Der Bau von Brot getreide fordert ein verhältnismäßig großes Betriebskapital, die Möglichkeit raschen Absatzes und die Fähigkeit, die Konjunkturen auszunüßen. Der Preis des Lokalmarktes ist von Die„ Enthüllungen" über Holleben knüpfen sich an den Namen dem des Weltmarktes nicht allzusehr verschieden, und alle Witte. Man hat den Mann als einen Erpresser abzuthun versuchtSchwankungen schlagen nur zu Ungunsten des fleinen Ver- dennoch sind seine Mitteilungen auscheinend nicht durchweg erfunden. fäufers aus. Nur für jene Halmfrüchte, die wie Futtergerste Benigstens versichert der New Yorker Korrespondent der Berliner und Hafer in höherem Maße der lokalen Preisbildung Beitung", daß es sich um dem Papierkorb entnommene Briefe unterliegen, sind die Verhältnisse vom Standpunkte bandelt, die ziemlich entschiedene Urteile über namhafte amerika nische Persönlichkeiten enthalten, die im Vordergrund des politischen Der deutsche Bauer und die Getreidezölle. Jena . Gustav Lebens stehen". Fischer. 1902.
flärung:
Die scharfe, aber nicht unverdiente Kritit, welche von hervor ragenden Vertretern der Wissenschaft an dem Gutachten des Reichs Gesundheitsamts über die angebliche Gesundheitsschädlichkeit der Borsäure bei ihrer Verwendung zur Fleischkonservierung geübt wird, scheint die Reichsregierung peinlich zu berühren. Sie sucht deshalb die Schuld des Borsäureverbotes auf andre Schultern abzuwälzen und läßt offigiös erklären, daß auch der Reichs Gesundheitsrat, zu dessen Mitgliedern hervorragende Hygieniter aus den verschiedenen Teilen des Reiches gehören, sich für ein solches Verbot ausgesprochen hat." Von zuverlässigfter Seite, b. h. von Mitgliedern des Reichs- Gesundheitsrates selbst, wird uns mitgeteilt, daß ihnen die Angelegenheit niemals zur Begutachtung vorgelegt worden ist, daß sie von dem Verbot selbst erst durch die Tages presse Kenntnis erhalten haben, und daß sie sich, falls man fie befragt hätte, mit aller Entschiedenheit gegen die beschloffene Maßregel ausgesprochen haben würden. Die gegenteilige Behauptung der„ Nordd. Allg. Ztg." erscheint um so auffallender, als wie wir hören noch vor kurzem ein Mitglied des Reichs- Gesundheitsrates dem Staatssekretär Grafen Posadowsky selbst gegenüber direkt sein Befremden darüber ausgesprochen hat, daß man diese in der That sehr kompetente Behörde in dieser wichtigen Frage bollständig übergangen habe, und daß die in dem Gutachten des Reichs- Gesundheitsamtes niedergelegten Ansichten in wissenschaftlichen Kreisen durchaus nicht geteilt würden."
Die„ Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bestreitet diese Mitteilung und behauptet:
Der Reichs Gesundheitsrat, Ausschuß für Ernährungswesen und Unterausschuß für Fleischbeschau, hat in der Sigung vom 12. Oftober v. J., zu der außer den Mitgliedern der bezeichneten Unterabteilungen noch weitere auf dem einschlägigen Gebiete besonders erfahrene Augehörige des Reichs Gesundheitsrates fowie als Auskunftspersonen Vertreter der Fleischindustrie