untttscheidtn. daß sie Geld haben und er leineS;«aS Wunder.daß er denkt:„Die Sache läßt sich ändern." Aber auch hier-be: sehen wir. daß die Arbeiter trotz ihrer Unbotmäßigkeit nicht«gentlich der„schuldige Theil" sind, sondern ihre liberalenErzieher, deren Hetze gegen Autorität, Aristokratie und Rangzu dieser alles beherrschenden Uebermacht des Kapitalismusund Mammonismus, dieses wahrhaften„Kolosses auf thönernenFüßen" geführt haben. Dieser moderne Mammonismus trägtdas Zeichen des göttlichen Gerichts an der Stirn, durch dieHerzlosigkeit und Brutalität seines Ausbeutungssystems ist erzum Untergange reif. Soll die Sozialdemokratie diesen ent-scheidenden Schlag führen und damit den Sieg erringen? Wirmeinen, es bleibt nur die Alternative, daß die Sozial-demokratie den großen Schritt vorwärts gehe— oder wireinige Schritte rückwärts thun. Wer zieht das letzter« nichtvor? Zwar ist es heute schon sehr schlimm, aber noch nichtso schlimm, daß bereits„aller Tage Abend" ist."Einige Schritte rückwärts, mit keckem Sprung umktliche Jahrhunderte zurück! Ist der„Kreuz-Zeitung" ihrgeschichtliches Wissen verloren gegangen?„Caltban" schlugdie Junker ohne Gnade todt, ließ den rothen Hahn fliegen,lugte kaiserliche Schwiegersöhne in die Spieße, so einigeweltgeschichtliche Jahrhundert-Schritte zurück. Die Vertreterdes Großgrundbesitzes, die Alliirten des mobilen Kapitals,haben keine Ursache, ihr Thun, ihr Ziel, ihr Loos von demder Großhändler, Jobber, Großindustriellen, Bankkönige zuscheiden. Sie ziehen alle an einem Strang, und Calibanhat mit ihnen Allen ohne Unterschied zu rechnen undabzurechnen. Der Sturm, das Drama der Zukunft, wirdden Artel Kapitalismus verwehen wie ein welkes Blatt,diesen Ariel, der die Ausbmtung des Menschen durch denMenschen, die soziale und politische Unfreiheit, den Hunger derMassen, den wahnwitzigen Luxus der Besitzenden zumZwangsgesetze des gesellschaftlichen Lebens gemacht hat.Und Caliban, das geknechtete, nach Freiheit ringende Volk,Caliban, der Träger der Kultur und des Fortschritts, derErbe der Vergangenheit, der Bürge für eine bessere Zu-tunft, wird die Repräsentanten veralteter, verrotteter, gemein-schädlicher Einrichtungen nicht rauher anfassen, als sie esverdienen. Nicht wahr, Frau Hurtig aus der Königgrützer-straße, uradlige Gelegenheitsmacherin des Säbelregiments?—Ein Zugeständnis;. Anläßlich einer Erörterung überdie Nothlage des Bauernthums schreibt ein Leser der hoch-schntzzöllnersschen„Leipziger Zeitung," des amtlichen Organsder sächsischen Regierung:„Wer kann also heute Jemandzumuthen, daß er sich auf dem Lande umsonst halb zu Todeplagt? Ganz dasselbe ist es mit den landwirthschaftlichenArbeitern, sie verdienen in der Stadt in 2 Tagen mehr alsauf dem Lande die ganze Woche, haben nebenbei noch einangenehmes Leben." Aber die„Leipziger Zeitung," das ge-treue Mundstück der Agrarier, schilt über die aufsässigen,unzufriedenen Landproletarier, welche dem Joche der Grund-besitzer sich entziehen und in die Städte wandern.—AuS der Ferienkolonie. In Stuttgart fand am14. März eine Gerichtsverhandlung statt, die einendrastischen Beleg zu den bekannten Erlassen geliefert hat.Der Ersatzreservist Karl Schmidt, Sohn des Bauern ChristianSchmidt von Schützingen, der im S. Infanterie-Regimentin Ludwigsburg seiner Militärpflicht genügte, ist infolaeder von dem Unteroffizier Siegle an ihm verübten Mißhand-lungen wahnsinnig geworden und befindet sich seit dem9; Oktober vorigen Jahres in der Irrenanstalt Pfullingen.Dem Schmidt ist eine lebenslängliche Pension von 684 M.ausgesetzt worden und sein Vater klagt nun die Kranken-und Verpflegunaskosten im Betrage von 510 M. vom Unter-offizier Siegle em. Dieser war wegen seiner an Schmidtverübten Schändlichkeiten zunächst vom Militärgericht mit9 Wochen Arrest bestraft worden; das Urtheil wurde vomKriegsministerium als zu milde umgestoßen und er zuweiteren 12 Wochen und zur Degradation verurtheilt. Inder erwähnten Verhandlung wurde das Sündenregister desHerrn Siegle entrollt: Gemeine Schimpfworte, roheDrohungen, Schläge, Fußtritte u. s. w. waren es, mit denener die Angehörigen seiner Korporalschaft regalirte und denSchmidt, auf den er es besonders abgesehen hatte und derS3ar kein besonders guter Soldat, aber in seinem zivilen«u|e ein tüchtiger und ordentlicher Mensch war, in Ver-zweiflung und geistige Umnachtung trieb. Sein Zustand istunheilbar. Die Verhandlung wurde behufs Vernehmungweiterer Zeugen auf den 3. April verschoben.--Zum Kapitel der Majestätsbeleidigunaen. Die.Züricher Post" versieht die auch von uns besprocheneNachricht der„Allgemeinen Zeitung", daß„an höchsterStelle" die Verfolgung von Maiestätsbeleidigungen nichtgebilligt werde, mit folgender Randbemerkuna:„Weit besser wäre, der Kaiser würde sich hierüber in einerTischrede äußern; ein Tadel aus seinem Munde dürste offenbarsehr bestimmend auf den Kurs der Staatsanwälte einwirken;die Herren hören ausgezeichnet, wenn oben gesprochen wird. Andie Notiz der„Allgem. Ztg." aber kehren sie sich sicher nicht.wissen sie ja doch, daß Uebereiser in der Regel doch eher Be-lohnung als Straf, einträgt."—Kindsköpfe. Obwohl der Sieg unseres Genossen Hos-wann bereits gestern unbestritten scststaud, treibt noch heuteAbend die bürgerliche Presse vom„Reichs-Anzeiger" bis zur«National-Zeitung" und bis zu den kleine» Waden beißerndes�Deutschsreisinns da ergötzlichste Versteckspiel. Sie sträubensich gegen die offene Beichte, so lange es angeht, melden dasZahlenmäßige Wahlergebniß, schweigen aber mit'peinlicherSorgfalt darüber, daß die Sozialdemokratie im 22. sächsischenWahlkreise einen glänzenden Erfolg zu verzeichnen hat. DerBogel Strauß ist das Modell für diese Kindereien.—Wozu der preußische Landtag Geld hat und wozu«icht. Er hat Geld für Kircheubauten, er hat kein Geldfür wissenschaftliche Zwecke. Er giebt zehn Millionen für denBerliner Dom. aber 750 000 Mark sind nicht zu beschaffenzu einem zeitgemäßen großen Fernrohr(Refraktor) für dasastrophysikalische Observatorium in Potsdam, diese bedeutendewissenschaftliche Anstalt, welche dank ihren Leistungen Welt-*uf besitzt. Für Prachtbauten Millionen, keinen Pfennigfür dringend nöthiges wissenschaftliches Handwerksgeräth!—Sonntagsruhe im HandelSgcwerbe. Dem Vcr-vehmen nach sollen die Sonntagsruh«- Bestimmungen fürdas Handelsgewerbe endgiltig am l. Juli 1892 in Krafttrete«. Schon mit dem 1. April ds. Is. sollen diejenigenBorschriften eingeführt werden, welche sich auf die zur Durch-lührung des betreffenden GesetzeSabschuittcs erforderlichenMaßnahmen beziehen. Nach diesem Zeitpunkte werden dannvw Gemeinden oder weiteren Koimnunalverbände die im9 105 b Abs. 2 der Gewerbe-OrdnungS-Novelle vorgesehenenstatutarischen Anordnungen über die Einschränkung oderUntersagung der sonst zugelassenen sünfstündigen Sonntags-arbeit erlassen können.—Der Dombau. Gestern hat das preußische Ab-geordnetenhaus in einer Nachtsitzung glücklich die zehnMillionen Mark bewilligt. Nur die Deutschfreisinmgensahen sich genöthigt, dagegen zu stimmen; Herr EugenRichter betonte fromm und brav in seiner Rede, für dasviele Geld könne man zwölf Predigtkirchen bauen. National-liberale, Konservative und Zentrum stimmten für die For-derung. Die Führer der Katholiken erklärten, daß sie aus„Pietät" für das Königshaus die Millionen für den pro-testantischen Kirchenbau votirten. Die Herren sind abervon ihren Wühlern nicht nach Berlin geschickt worden, umaus Kosten der Steuerzahler ihr gefühlvolles Herz zu zeigen.Die Junker und Schlotbarone hätten ihre Pietät ja be-weisen können, indem sie aus ihrer eigenen Tasche dieMittel für den Bau hergaben. Im Lande herrscht Roth,die Arbeitslosigkeit liegt wie ein Alp aus dem werkthätigenVolke, in Schlesien herrscht der Hungertyphus, und derLandtag bewilligt vorläufig-» das dicke Ende kommtnach— 10 Millionen für einen Prunkbau, um demMonarchen zu gefallen. Merkt's Euch, Wähler!—Zweierlei Sittlichkeit. Die frommen und konser-vativen Herren haben im Reichstage dafür gestimmt, daßArbeitern, welche sich eine Krankheit durch geschlechtlicheAusschweifungen zugezogen haben, kein Krankengeld gewährtwerde. König Stumm erblickte eine ungerechte Schädigungder anderen Arbeiter darin, daß auf ihre Kosten solchen Krankennoch Krankengeld gewährt werden sollte, und überdies würdedieses auf das sittliche Bewußtsein der Arbeiter nachtheiligwirken. O dieser hochmoralische Herr v. Stumm! Nur dieMoral der Arbeiter liegt ihm am Herzen. Offiziere, diesich durch geschlechtliche Ausschweifungen Krankheiten zu-ziehen, beziehen während derselben ihr volles Gehalt ausden Taschen der Steuerzahler. Tarin sieht Herr v. Stummkeine Ungerechtigkeit gegen diese, noch fürchtet er davon eine„Schädigung des stttlichen Bewußtseins" bei den Offi-zieren.—Deutsches Bauern- Elend. Einer unserer Partei-genossen stellt uns einen Brief einer ihm naheverwandtenBauernsamilie aus dem Amt Rastatt in Baden zur Ver-fügung, aus dem hervorgeht, in welcher Lage sich der kleineBauer befindet, für den nach Angabe unserer Agrarier dieGetreide- und Fleischzötte eingeftihrt wurden. Unser Ge-währsmann bemerkt, daß die betreffende Bauernfamilie innormalen Zeiten ihren Bedarf an Feldfrüchten selbst baueund vom Ackerbau lebe. In dem Briefe heißt es:Wir sind genöthigt. Euch mit einer Bitte zu kommen,die Ihr uns wenn irgend möglich erfüllen werdet. UnserFrnchtvorrath ist ausgegangen und deshalb sind wir ge-nöthigt, das Mehl, das bei uns so theuer ist, kaufen zumüssen, wozu wir aber kein Geld haben, weil der Vaterbei dem kalten Winter nichts verdienen kann. Ihr könntEuch deshalb denken, wie hart es ist für uns, das Brotanzuschaffen."Die Schreiberin bittet alsdann den Adressaten um einGelddarlehn, indem sie weiter bemerkt, daß sie schonseit vierzehn Tagen kein Brot mehr hätten.Das Geld verspricht sie zum Herbst nach der Ernte zurück-geben oder auch Kartoffeln dafür senden zu wollen.In der Lage dieser badischen Bauernfamilie befindensich heute Millionen kleiner Bauern im Deutschen Reich,aber die Getreidezölle bleiben bestehen, nicht den viele»kleinen, sondern den wenigen großen Bauern und Grund-herre» zu Liebe, die nahezu allein den Vortheil davonhaben.—Dynamit und kein Ende. Die Entdeckungen vonDynamit- Patronen und Dynamit- Verschwörungen inFrankreich und sonstigen Ländern folgen einander mit einerRegelmäßigkeit, welche gar zu lebhaft an die Aera Pourbairin den belgischen Kohlenbecken erinnert und jeden Zweifelan dem Vorhandensein eines Plans ausschließt.Auch das haben die jetzigen Dynamit- Funde undDnnamit-Streiche mit den Pourdaix'schen gemein, daß ent-weder die Entdeckung erfolgt, ehe Schaden angerichtet ist,oder. in Anbetracht der furchtbarm Sprengkraft nurvergleichsweise geringer Schaden angerichtet wird, und,bis jetzt wenigstens, kein Menschenleben verlorengegangen ist. Das ist em für die Beurtheilung sehrwichtiges Moment. Wenn wir nach den Urhebern dieser sDy-namit-Attentate forschen, so bewegen sich unsere Vermuthungenin zwei Richtungen. Entweder haben wir es mit wahn-sinnigen Verbrechern zu thun, gleichviel wie sie sich nennen,oder mit Kollegen und Nachahmern des biederen Pourbaix.Tollhänsler oder Lockspitzel— ein Drittes giebt's nicht.—Rede man nicht von„revolutionärem Fanatismus". Derverbissenste Fanatiker, der auch nur im theil-weise» Besitz seiner fünf Sinne ist, muß sich sagen,daß durch solche Attentate die Sache der Revolution nichtgefördert, sondern nur in Verruf gebracht werden kann—auch bei den Volksmassen. Es bleiben also nur die Lock-spitze! und Wahnsinnige.Ein Wahnsinniger berechnet aber die Folgen nicht;und wenn er einmal zu Dynamit greift, würde er dies nichtunter Bedingungen thun, welche geeignet sind, die Wirkungeneinzuschränken. Er würde ini Gcgcntheil, wie das in derNatur solcher Irren liegt— und jeder Irrenarzt wird unsdas bestätigen— nach möglichster Zerstörung— auch vonMenschenleben— trachten. Die Annahme, daß die ThäterWahnsinnige seien, scheint hiernach ausgeschlossen.Bleiben die Lockspitzel; und die Annahme, daß derartige„Gentlemen" ihre Hand im Spiel haben, wird gerade durchden eben besprochenen Umstand— die relative Harmlosig-keit der bisherigen Tyuamit-Attentate— wesentlich gefestigt.Der Polizci-Agent, welcher Dynamit-Attentate macht oderzu solchen auffordert, fühlt sich doch immer noch als Agentder öffentlichen Ordnung und er hat zu viel Manneszucht,als daß er seine staatSretterische Thätigkeit nicht in einerdie vsscutliche Ordnung möglichst wenig störenden Weiseauszuüben versuchte. Attentate müssen sein— im Interesseder Staats- und Gcsellschaftsrettnng— allein es sollendabei wo möglich keine Menschenleben geopfert werden—das war der faniose Moralkodex des Pourbaix; und seinefranzösischen und sonstigen Kollegen werden wohl ähnlichdenken.—Wieder eine k Ans Lüttich fliegt eine neue Spitzel-Ente auf. In der Nacht vom 16. zum 17. März sei amEingänge des Hauses, in welchem der mit der Dynamit-assäre von Ougröe beschäftigte Präsident des Assisenhofeswohnt, eine Dynamitpatrone niedergelegt, aber noch ehe sieexplodirte, entdeckt und beseitigt worden. Wer hat diesePatrone niedergelegt? Antwort, ihr Patrone der Lock-spitzel!—Soldatenmißhandlnngen in Oesterreich. DasKriegsgericht des fünften österreichischen Korps verurtheiltezwei Lieutenants der neunten Batterie wegen Mißhandlungihrer Untergebenen zum Verluste der Charge und Arrest-strafe. Einen Mann von derselben Batterie, welcher sichdem ihn aus Befehl des Offiziers mißhandelnden Korporalmit der Waffe widersetzte und ihn schwer verletzte, ver-urtheilte das Kriegsgericht zum Tode; derselbe dürfte jedochbegnadigt werden. Der bis zur Verzweiflung gequältearme Teufel von gemeinem Soldaten wird zum Tode ver-urtheilt, weil das jenseits der schwarzgelben Grenzpfähle sogut wie bei uns mit Blut geschriebene Militär-Strafgesetz-buch die Nothwehr eines Unterdrückten so furchtbar ahndet.Die frechen, brutalen Lieutenants kommen in Arrest undverlieren ihre Charge, Buben, welche die Menschenquälereials Sport betreiben und die Korporale aus die Soldaten,wie ihre Hatzrüden auf ein Stück Wild hetzen. Gut, derzum Tode Verurtheilte mag begnadigt werden. Aberwelcher Widersinn der Zustände offenbart sich.in den obenregistrirten Angaben!—Das„Recht auf Arbeit" in der Schweiz. DieUrabstimmung innerhalb der schweizerischen sozialdemo-kratischen Partei bezüglich des Rechts aus Arbeit ergab rundein Plus von 400 Stimmen zu Gunsten der Annahme.Zusammen stimmten etwa 1200 Mitglieder. Das Partei-komitee ist nun verpflichtet, zu geeigneter Zeit zur Verwirk-lichung des Postulates die Volksinitiative anzurufen. Wirhalten diesen Beschluß für durchaus verkehrt und der ganzenwissenschaftlichen Anschauung des modernen Sozialismusfür zuwiderlaufend. Mit solchen kleinbürgerlichen Utopienest gar nichts erreicht. Die sozialistische Gesellschaft bedarfdieses„Rechts" nicht, die bürgerliche Gesellschaft verwirk-licht es nicht, oder doch, sie verwirklicht es, indem sie dieArbeiterklasse exploitirt. Nicht das Recht auf Arbeit, diesevon Bismarck vollends auf den Hund gebrachte� Phrase,das Recht aus Muße ist eS, das wir begehren.—Der englische Kohlenarbeiterstreik. Ein Telegrammvom heutigen Tage meldet, daß die Konseren» des Berg-arbeiter- Verbandes, nachdem sie gestern noch zu keinemResultat gekommen, die Wiederaufnahme der Arbeit fürnächsten Montag beschlossen habe, da der Zweck der Arbeits-einstellung erreicht sei.—Indisches. Im Unterhause brachte letzter Tag« MaeNeill die indische Hungersnoth zur Sprache. 34 000 Per-sonen seien in Indien Hungers gestorben. Der Unterstaats-sekretär für Indien, Curzon, erklärte, daß die indische Re-gierung ihr„Bestes" gethan habe. Der Gouverneur vonMadras habe persönlich dreimal die nothleidenden Distriktebesucht. In der ersten Woche des laufenden Monats seien70 141 Personen in Indien an Nothbauten beschäftigt ge-wesen. 4780 hätten anderweitige Unterstützung bekommen,Die Hungersnoth werde den indischen Staatsschatz an ent-fallenden Einnahmen und direkten Ausgaben 100 LakhsRupien kosten. Auf Vorschlag Balfours ging das Hausüber den Antrag Mac Neill's zur Tagesordnung über. DieBriten im holden Verein mit den eingeborenen Unterdrückern saugen das herrliche Hindustan aus, plündern dasLandvolk, das unter dem Steuerdruck fast vergeht, bereichernsich auf alle Weise und cxploitiren in Betrieben, welchekein Fabrikgesetz schützt, Zehntausende armer Weber undSpinner.—Soztals Llclrerlrrstl.An die Zimmerer Berlins nnd Umgegend!Kameraden! In Anbetracht der jetzt so großen Arbeitslosigkeit in unserem Gewerbe und der damit verbundenen Lohndrückernhalten wir es für unsere Pflicht, Euch nochmals daraus aufmerk-sam zu machen, daß sehr viel der unter den Kameraden herrschendeJndifferentismus dazu beigetragen hat. Eure Lage zu ver-schlechter». Für jeden Arbeiter aber ist es Pflicht, die Ursachen,welche diese schlechten Zustände herbeiführen, möglichst zu be-seittgen. Dies ist nur zu erreichen, wenn ein Jeder an den Ver-sammlungen Theil nimmt, welche Gelegenheit bieten, über dieEuch so nahe angehenden Fragen zu berathen und somit eingleiches Handeln unter sämmtlichen Kameraden herbeizuführen.Einem Jeden von Such muß es klar sein, daß unter den jetztherrschenden Verhältnissen der Einzelne machtlos der Willtür derUnternehmer preisgegeben ist; fast jeder wird am eigenen Ich er-fahren haben, wie sein gutes Recht so vielfach mit Füßen ge-treten wird und er Alles über sich ergehen lassen muß, wenner nicht der Existenz verlustig gehen will. Darum, Kameraden,rafft Euch auf und tretet Alle für die Arbeitersache mit Energieein und Ihr werdet erfahren, daß eine große geschlossene Masseauch in der schwersten Zeit noch im Stande ist, der Willkür einenDamm zu setzen. Kein denlender Kamerad wird sich der Ansichtverschließe», daß in Berlin Alles daran gesetzt werden muß, umeine Einigung unter den Zimmerern herbeizuführen: dazu ist abernöthig, daß alle Kameraden ihre Sache mit Interesse verfolgenund nicht wie bisher, von den Versammlungen fernbleiben. DerGewerlschastskongreß. der zur Zeit in Halberstadt tagt, muß fürJeden von hohem Interesse sein. Erscheine deshalb jederZimmerer in der am Sonntag, den 2v. März, Vormittags10 Uhr, bei Mündt, Köpnickerstr. lOO, stattfindenden öffentlichenVersammlung, wo von den in der öffentlichen Versammlung am23. Februar gewählten Delegirlen Bericht über den Gewerk-schastskongreß erstattet werden wird. Mit kameradschaftlichemGrußDie Lohnkommission.I. A.: E. O b st, Blumenthalstr. 8, Hof 3 Tr.Zum Nothstand. Im Dorfe S ch ö n, f e l d bei Leipzigwaren am 12. März 124 Personen arbeitslos; davon 77 Ver-heiralhete. Von den Verhenatheten haben öl insgesammt186 Kinder zu ernähre», davon 7 Familienväter je 4, 4 je«,einer 7 und einer sogar V Kinder!— Trotzdem kommen natür-lich hungernde Arbeiterfamilien nur in Romanen vor.AnS Holland. Die Arbeitslosigkeit ist unter den Tors-gräbern in der Provinz Friesland wahrend der letzten Wochenso gestiegen, daß die Ar, nonvögte nicht länger im Stande sind,den stets sich mehrenden Anfragen um Unterstützung Seitens dernothleidenden Arbeiter zu entsprechen. Im ganzen Lande werdenjetzt zur Milderung des Elends Sammlungen vorgenommen,welche bereits mehrere tausend Gulden ergeben haben. Wiewohldie Arbeitslosen in mehreren Dörfern in großer Anzahl vor denWohnungen der Armenvögte demonstrirten. wurde die Ruhe dochüberall von den Gendarmen aufrecht erhalten. Auch in Amsterdam sind viele Arbeiter beschäftigungslos. Ein Beweis dafür ist,daß sich während der letzten Tage bei dem Stadtkommandantendurchschnittlich täglich 16 junge Leute von 18—20 Jahren alsSoldaten für die ostindische Armee einschreiben ließen.