nachgewiesen worden sei. Daraus geht hervor, daß der Kriegs-| minister zur Stellung des Strafantrags berechtigt war.
Die weitere Beschwerde geht dahin, daß der Begriff der Thatsachen verkannt worden ist.§ 186 St.-G.-B. setzt die Behauptung
schließen mußte. Die in Nede stehende Molkerei sei die dem Minister v. Podbielski gehörige Central Molkerei Karstädt v. Podbielsti".
Herr v. Podbielski hat sich bisher nicht zu dieser Darstellung foutreter Thatsachen voraus. Die Wahrheit des Einzelnen beteist geäußert. Dafür unternehmen die Berliner Neuesten Nachrichten" aber nicht, daß die daraus gezogene Schlußfolgerung auf die eine höchst amüsante Rechtfertigung des Ministers. Erstlich gehöre Allgemeinheit wahr ist oder nicht; diese ist überhaupt nicht erweisbar. die Centralmolterei Karstädt v. Podbielski" dem Minister nur zum Wenn der Vorderrichter zu der Auffaffung fommt, daß in dieser Teil". Danach soll man wohl einsehen, daß auch die Verantwort Schlußfolgerung keine Thatfachen enthalten find, so ist die Ablehnung lichkeit für die Milchfälschung nur zum Teil", wahrscheinlich nach der Beweisanträge korrekt, weil Schlußfolgerungen sich der Beweisbar- dem Grade des Besizverhältnisses, dem Minister zufallen. feit entziehen. Zweitens liefere das Gut Podbielski teine Milch an die Die Rüge der Revision, daß der Angeklagte durch Ablehnung der Molkerei Bobbielski- der Minister hat sich offenbar selbst. Beweisanträge in seinem Rechte verkümmert worden sei und diese boykottiert! Endlich aber sei die Wäfferung die Folge eines Wirkung auf die Strafzumessung haben könnten, ist hinfällig. In Röhrenbruchs. Eine mit Wasser gefüllte Röhre des Kühldieser Richtung konnte der Beweisantrag nur von der Bedeutung apparates sei leck geworden und habe große Mengen Wassers in die sein, den guten Glauben des Artikelschreibers an die Richtigkeit seines Milch ergossen." Selbstverständlich", so wird stolz hinUrteils nachzuweisen als das Gegenteil, daß sein Urteil unwahr und zugefügt, ist die Milch sofort zurückgenommen und vernichtet unbegründet war und die Gründe, die das Urteil strafverschärfend zu worden. Grunde legt, als die durch die Beweisanträge getroffenen sind. Das Gut, auf dem dieser Röhrenbruch passiert ist, wird leider nicht genannt. Das ist sehr schade! Denn dieser Röhrenbruch wurde wenn die Darstellung der Milchhändler richtig ist trotz der großen Menge eingedrungenen Wassers so wenig bemerkt, daß man ruhig das Röhrenwasser als Milch nach Berlin fandte, und erst als die Händler protestierten, mit der bei dem Podbielskischen Unternehmen üblichen Noblesse das Wasser zurücknahm. Die Polizei pflegt sonst derartige Milch einfach in die Kanalisation fließen zu lassen, im Privatreiche Podbielstis ist man noch stolz darauf, wenn man aus einem Wasserrohr stammende Milch" zurücknimmt. Wie aber kommt es, daß man sich über den plöglich gesteigerten Milchsegen gar nicht gewundert hat, sondern ruhig die Röhre laufen ließ? Sollte der Bruch erst zu spät entdeckt worden sein, vielleicht erst nach der jetzigen Veröffentlichung der Milchhändler?
Rechtsanwalt Haase repliciert, es genüge nicht, wenn das Reichsgericht in der Sache Freund und Genossen entschieden habe, daß der Strafantrag mit ausreichenden Belegen festgestellt worden ist, und könne dies nicht für die Frage maßgebend sein, ob die kaiserliche Stabinettsorder rechtsgültig sei. Ebensowenig fönne fie rechtsgültig werden durch die nachträglich nachgesuchte Indemnität. Es fehlt immer noch der Nachweis, daß der Kriegsminister Vorgesetzter ist und ob er nur mit der Verwaltung oder mit der Dienstaufsicht betraut worden ist. Die Frage, об ein Urteil oder eine Thatsache vorliegt, fann man nicht im Sinne des Reichsanwalts beantworten. Der erste Richter sieht auch die Thatsachen an, auf die sich die Schlußfolgerungen stüßen, und aus diesem Grunde mußte er prüfen das beweist gerade der Schlußfaz des Urteils, ob die Kritik der Wahrheit entspricht oder nicht.
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Das Gericht schloß sich in seinem Urteil den Darlegungen des Reichsanwalts an. Es erklärte den Kriegsminister als zur Stellung des Strafantrags berechtigt. Die Verteidigung sei durch Ablehnung der Beweisanträge nicht beschränkt worden und§ 193 des Strafgesetzbuchs sei mit Recht nicht angewandt worden.
Wir werden in unfrer nächsten Nummer eine Würdigung dieses erstaunlichen Urteils veröffentlichen. Nicht die socialdemokratische Chinapolitik ist verurteilt, die deutsche Justiz hat durch das Urteil sich selbst das Urteil gesprochen.-
Politische Weberlicht.
Berlin , den 2. Mai. Preußischer Landtag.
Beide Häuser des Landtags hielten am Freitag Sigungen ab. Das Abgeordnetenhaus nahm in dritter Lesung den Gesezentwurf über die Kompetenzkonflikte an. Das Herrenhaus beriet nur kleine Vorlagen und Petitionen. Auch der glücklich aus China heimgekehrte Weltgeneralissimus Graf Waldersee wohnte der Sizung bei, ohne sich indes an der Debatte über die welterschütternden Fragen, die die Herrenhäusler berieten, zu beteiligen.
Am Sonnabend tagen wieder beide Häuser. Zur Beratung stehen nur unbedeutende Vorlagen.-
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Zum Fall Kauffmann stellt jetzt der Mitarbeiter des LokalAnzeiger", der die Unterredung mit Kauffmann hatte, das Folgende fest:
Als ich in Friedrichroda eingetroffen war, galt mein erster Besuch dem Arzt, in dessen Behandlung sich Stadtrat Kauffmann begeben hat. Ich machte ihm von meiner Abficht, mich mit Herrn Stauffmann über die in letzter Zeit vielerörterten Vorgänge zu unterhalten, ausführliche Mitteilung und bat ihn, mir zu sagen, ob von irgend einem Gesichtspunkte aus Bedenken gegen eine solche Unterredung vorlägen. Für diesen Fall würde ich selbstverständlich auf jedes Zusammentreffen mit Herrn Kauffmann vers zichten. Als der behandelude Arzt mir erklärte, das Bedenken in keiner Weise vorlägen und daß Stadtrat Kauffmann geistig völlig frisch sei, ersuchte ich ihn, bei der Unterredung zugegen zu sein. Auch eine solche Maßnahme hielt der Arzt nicht für geboten."
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ihnen die Haare zu Berge standen über die Art, wie Rhodes mit ungeschminkter charakteristischer Offenheit zum Kaiser sprach. Was sie zu hören bekamen, war ja wohl schon verblüffend genug; aber ich glaube, sie würden starr vor Entsetzen gewesen sein, hätten sie den Nest dieser interessanten unterhaltung zu hören bekommen. Aus diesem„ haarsträubenden" Rest der ungezwungenen Unterhaltung zwischen Wilhelm II. und dem Diamantenkönig erzählt der Berfasser dann folgende Episode: Bevor ich gehe," sagte Rhodes, muß ich Ihnen noch für das Telegramm( an Krüger) danten. Ich war damals in einer bösen Klemme und sollte nach Hause kommen, um von Großmama durchgeprügelt zu werden wie ein böser Junge. Als Sie so gütig waren, sich einzumischen und jenes Telegramm zu senden, wurden Sie statt meiner der Prügelknabe." Der Verfasser bemerkt hierzu, daß Rhodes von seinem Mutterland gewöhnlich als von Großmama" sprach.
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Beiläufig bemerkt, erscheint Cecil Rhodes , der diese Geschichtchen mit sichtlichem Behagen als pikante Erlebnisse jedem von seinen Freunden, der es hören wollte und Mr. Rhodes war in der Wahl seines Umganges sehr wenig wählerisch- erzählte, doch nicht als der Naturbursche, der aus reiner Naivetät ein gekröntes Haupt wie feinesgleichen behandelt. Rhodes scheint vielmehr mit seinen Berliner Erlebnissen, bei denen er den Hinterwäldler martierte, nachträglich mächtig herumrenommiert zu haben.
Inimmerhin: man versteht es, daß der Monarch, der selbst sein freisinniges Bürgertum nur aus winselnden Adressen kennen zu lernen Gelegenheit hatte, nach der Begegnung mit diesem selbstbewußten Parvenu beinahe schmerzlich bewegt ausgerufen haben soll: Endlich einmal ein Mann!
Zum Krosigkprozeß werden uns folgende beachtliche BemerUnter allen Umständen hat Herrn v. Podbielskis Autorität als Ritter für agrarische Milchunschuld einen Röhrenbruch erlitten, der fungen übersandt: Warum ist nicht Frau v. Krosigk darüber befragt worden, aber nicht unbemerkt bleiben wird. Es wird ihm nun nichts übrig wer denn der Offizier war, um dessentwillen sie auf offener bleiben, als auch die Landwirtschaft zu verlassen und Reichs- Straße geschlagen worden ist und der gesagt haben soll:„ Du sollst kanzler zu werden.- nicht mehr lange schlagen".
Walderfees Friedensmission".
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Die Dame, die soviel beobachtet, erfahren, sich eine Anschauung gebildet", was sich gegen Marten verwerten ließ, wird doch wohl auch so viel Beobachtungsgabe haben, um sich eine Ansicht zu bilden, wer der Offizier war, der sie grüßte und für den sie Schläge betam.
Der Weltmarschall ist ein wahrer Protene, er zeigt sich in immer neuen Gestalten. Zuerst galt er als der Nacheengel, dem die Aufgabe zugefallen war, China für seinen Frevel derart zu züchtigen, daß noch in tausend Jahren kein Chinese einen Deutschen scheel an Wenn der Gerichtshof, wie nicht zu beziveifeln, die Sache wirkzusehen wage. Und Waldersee erklärte stolz bescheiden, daß er sich lich aufklären will, so hätte er doch nicht versäumen sollen, diese als der rechte Mann am rechten Plage füble. Als es sich heraus- Spur zu verfolgen, besonders wenn man einen so findigen Kopf stellte, daß er post festum anfam und gerade die militärisch am wie den Kriminalfommiffar v. Bäckmann oder einen so auf die Aufstärksten in China vertretenen Mächte sich oftentativ zurück- flärung erpichten Herrn wie Generallieutenant v. Alten zu Hilfe zogen, um sich dem Oberbefehl" des Weltgeneraliffimus zunimmt. entziehen, wurde der Oberstkommandierende allmählich zu dem Oberstlieutenant v. Winterfeld meinte zwar: Unter Kameraden großen Diplomaten, der durch seine genialen Manöver China zur( bei uns") genügt es, zu fragen: Weiß einer was davon? Gerichts Nachgiebigkeit zwang. Und nun hat Waldersee selbst sich in einer liche Vernehmung ist bei uns" nicht nötig, aber vielleicht ist der dritten Eigenschaft vorgestellt: als den großen Friedensbetreffende Offizier gar nicht gefragt worden, vielleicht ist er ichlichter, dessen gewandter Vermittelungskunst es zu danken gar nicht mehr in Gumbinnen oder Stallupönen? Vielleicht ist das ist, daß in Ostasien nicht der Weltkrieg ausgebrochen ist. In irtell diesmal nur deshalb freisprechend ausgefallen, weit Dresden hat sich nämlich Waldersee dieser Tage zu einem Vertreter man fürchtete, daß das Volk sagen wird: der Offizier ist es des Dresd . Anz." folgendermaßen über seine Mission in China gewesen, der Unteroffizier wird bestraft!- geäußert:
Agrarische Streiche.
Aus Sachfen wird uns geschrieben:
Noch ehe die Einzelheiten der deutschen China - Expedition festgestellt waren, stand es für den Kaiser fest, daß eine ersprießliche Lösung der chinesischen Wirren nur durch die Herstellung eines Einver nehmens der maßgebenden Mächte hergestellt Neue Bedrängnisse bereiten die sächsischen Konservativen dem werden könne. Dieses Einvernehmen in der Praxis auch an der Ministerium Meßsch. Wie es scheint, ist ihnen der Erfolg ihrer Stelle zu sichern, wo bestehende Gegenfäge und Rivalitäten ernste jüngsten Ministerstürzerei zu Stopfe gestiegen, und fie suchen, wie es Reibungen veranlassen und den Weltfrieden gefährden scheint, nachträglich zu erreichen, was ihnen auf den ersten Streich könnten, das war es, was der Kaiser von mir erwartete. nicht gelang: Beseitigung des Ministeriums Meysch. Er, der in Wahrheit ein Friedenskaiser ist, er wollte, daß Aufgeputscht werden sie dazu speciell von der Deutschen Deutschland nicht allein zur Wahrung seiner Ehre und feiner Tageszeitung", die der Hofratsflique Steigbügel hält. giebt es feine bessere Gelegenheit, als dies nationalen Interessen eingreife, sondern auch in der aus Für ste
gesprochenen Abficht, zwischen den Gegensägen zu ber- Winifterium über die agrarische Wucherzöllnerei stolpern zu laffent. mitteln und bedrohliche Schärfen zu mildern. Immer trieb sie die Agrarier des sächsischen Landtags an, die Ne Der Beruf der Deutschen in der gegenwärtigen und gierung für die Forderungen des Bundes der Landwirte zu künftigen Entwicklungsepoche der Völker war damit lar engagieren, und da formell dies für die Regierung eine Unmöglich und bestimmt vorgezeichnet. Meine Aufgabe bestand darin, feit ist, da sie sich für die Zolltarif- Vorlage öffentlich erklärt hat, dem kaiserlichen Willen, insoweit es meine Sträfte gestatteten, gerecht so ist aus diesem Vorgehen unschwer die Absicht zu erkennen, dem Ministerium Metzsch ein Bein zu stellen. zu werden.
Als ich nach China kam, hatten sich die Meinungs- Diese löbliche Absicht führten mun am 30. April die Mannen verschiedenheiten zwischen Engländern und Russen des Bundes der Landwirte in der Zweiten Kammer aus, fie ließen der ebenso schon zu kleinen Konflikten verdichtet. Auf beiden Seiten durch ihren Redner, den Abg. Oekonomierat Steigerwurde der Wunsch laut, die Deutschen sollten Partei täppisch wie jüngst der Abg. Stöckel den Finanzminister angriff, dem ergreifen. Hier galt es daher, flärend und beruhigend zu Minister Megsch die konservative Freundschaft auffündigte- ihrer wirken, und dieser Haltung, deren Wert später noch mehr zur Unzufriedenheit darüber Ausdrud geben, daß die sächsische Regierung Als der Borivärts" zuerst den Fall Kauffmann behandelte, Geltung fommen dürfte, verdankte ich zum großen Teil die ihre Zustimmung nur zu dem Wucherzolltarif der verbindeten Re schrieb die Generalstabspresse des städtischen Freisinns von Räuber- Buneigung, die mir von den Truppen andrer Mächte bezeigt wurde." gierungen gegeben und nicht den Hungerzoll von 7,50 M. pro geschichten und gemeinen Lügen. Nachdem Kauffmann die Dar- Es ist wirklich originell, wie sich in dem Kopfe eines selbst- Doppelcentner Brotgetreide gefordert hat, wie die Agrarier es verstellung selbst bestätigt hatte, versuchte man mit geheimnisvollen, bewußten Generals die Welt spiegelt. Nun bat Waldersee durch langen. Thue sie das nicht, dann müsse sie damit rechnen, bübischen Andeutungen die verlorene Sache so zu wenden, als ob feinen famosen Oberbefehl" den Ausbruch des Weltkrieges verhütet. daß in landwirtschaftlichenkreisen das Vertrauen Kauffmann noch immer geistestrant sei; der Interviever habe war ist es gerade erst nach Waldersees Ankunft zu den bekannten zu ihr schwinde. internationalen Zusammenstößen in Tientsin und anderwärts gemeich, mit einer Verbeugung vor seinen Angreifern und der Diesen Schlag parierte der Minister des Innern, Herr von den Kranken heimtüdisch überfallen, man solle Kauffmann schonen tommen, allein was thut das! usw. Jetzt ist auch dieser freche und brutale Schwindel entlarvt. Für den objektiven Beurteiler geht aus den Erklärungen übertriebenen, die agrarische Begehrlichkeit nur fördernden BeDie Generalstabspresse des Freisinns wird sich nun neue Waldersees und dem Verlauf der Vorgänge in Ostafien lediglich hauptung, daß die Landwirtschaft in einer traurigen " Henryaden" bemühen müssen. Seitdem die freifinnige Preffe das hervor, daß Deutschland von England um Parteinahme zu Situation sei, daß sie unter Bedingungen profich darüber klar geworden ist, daß Kauffmann nicht zu Ehren der Gunsten seiner Intereffen angegangen wurde und daß Deutsch- duziere, die ihre Lebensfähigleit in Frage durch stellten. Und nur schüchtern erlaubte er sich zu sagen, daß Bartei ftumm bleiben wird, daß er sich wehrt- ist der Intriguanten land sich auch in der That dazu gebrauchen ließ, durch stellten. Und Ministerium fippe ja kein Mittel zu schlecht und zu widerwärtig, um die Wahr - die unendliche Verschleppung des Krieges für England die es die sächsische Regierung und speciell das heit unschädlich zu machen. gewünschte Rolle des Buffers gegen Rußland zu spielen. Daß Eng- des Innern nicht angenehm berühre, wenn von so geland später, als es Deutschland nicht mehr gebrauchte, Deutschland schäßter Seite flipp und klar gesagt werde: Wir haben, wenn die in der gehäffigsten Weise angriff, ist nur die übliche Form, in der Regierung fo und so fortfährt, teine Veranlassung, ihr unser BerJohn Bull seinen düpierten Freunden Dank abstattet. trauen zu schenken. Wir gestehen, daß es unsre Schadenfreude herausfordert, das Ministerium Metzsch so unter den Fäusten der grobzottigen Agrarier zappeln zu sehen, die von der Hofratsclique auf dasselbe Ministerium
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Prinz Heinrich als Reichstags- Kandidat.
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aus sofort Veranlassung, schärfere Drohungen an das Ministerium zu richten. Die verbündeten Regierungen hätten die verfaffungs mäßige Pflicht, den Ueberzeugungen der Mehrheit der Volksvertretung die gebührende Beachtung zu schenken, meint sie, und an diesen ernsten Hinweis knüpft das Blatt die Hoffnung, die sächsische Regierung werde ihre Stellungnahme zum Bolltarif einer Revision unterziehen; geschehe das nicht, dann werde ein Schwinden des Vertrauens zur Regierung eintreten. Neben dem Betteln um Wucherzölle so liebenswürdige Drohungen zu hören, wird allerdings dem Ministerium Metzsch nicht angenehm sein. Aber wie es sich auch unter den Streichen der Agrarier biegt und schmiegt, es hilft ihm nichts, es wird doch über die Klinge springen müssen das ist die Konsequenz des Dreiklassen- Wahlrechts.
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Podbielskie Röhrenbruch. Nachdem der Husarengeneral v. Podbielski als Bostminister unmöglich geworden, siedelte er in die Landwirtschaft über, mit der er ja geschäftliche Beziehungen unterhält. In dieser Stellung pflegt er Reichstag , Landtag und Kommissionen mit Ansprachen auszuzeichnen, wie sie wohl in Kreis- In Lübeck ist die merkwürdige Jdee aufgetaucht, den Prinzen gehetzt werden, die den Anregungen dieser Clique nach dem städten bei den auf Viehmärkte folgenden Festeffen von irgend einem Heinrich bei den nächsten Wahlen als Reichstags- Kandidaten auf- Dreiflaffenwahlrecht so eifrig nachging und sich damit die Rute stimmungsvoll vorgeschrittenen Agrarier gehalten zu werden pflegen. zustellen, um das Mandat den Socialdemokraten zu entreißen. Wie band, die die Agrarier nun so luftig auf seinem Rüden tanzen Aber auch diese segensreiche Thätigkeit Podbielstis hat jetzt einen dem Tag" von seinem dortigen Korrespondenten berichtet wird, laffen. bedauerlichen Röhrenbruch erlitten. Als Schlachtendenter des Berliner schlug in der Sigung der Lübecker freisinnigen Volks- Das des und wehmütige Auftreten des Ministers reizt aber die Milchkrieges hatte er neulich bekundet, daß die gewässerte Milch, mit partei Chefredacteur Wienand ein Zusammengehen aller bürger- Agravier immer mehr und die Deutsche Tageszeitung" nimmt dar der das Berliner Publikum angeschmiert" werde, nicht etwa auf dem lichen Parteien vor, um die Socialdemokraten aus dem Sattel heben Lande hergestellt werde, sondern daß sie vielmehr diese Eigenschaft zu können. Er empfahl, als gemeinsamen Kandidaten bei den erst in Berlin sich zuziehe. nächsten Reichstagswahlen den Brinzen Heinrich von Preußen aufDie Berliner Milchhändler waren in der Lage, dem Land- zustellen; dieser würde sicherlich stegen. Die Versammlung beschloß wirtschaftsminister eine durchaus nicht gewäfferte Antwort zu nach lebhafter Debatte, in einer für nächsten Mittwoch einzuberufenden teil werden zu lassen. Sie verbreiteten öffentlich folgende Historie Generalversammlung über die Kandidatur des Prinzen endgültig zu von gewässerter Milch: beschließen. Am 3. Dezember 1901 wurde bei einem Milchhändler Lietz Leider fürchten wir, daß aus dem originellen Kriegsplan der- man in Berlin polizeilich Magermilch als gewässert beschlagnahmit. dente!- freisinnigen Volkspartei nichts werden wird. Diese Milch war in demselben Zustande geliefert worden, in dem Sonst wäre ein solcher Gegner der Socialdemokratie nur willkommen. sie von einer hochangesehenen Molkerei in der Mark Brandenburg Brinz Heinrich hat sich in Amerika selbst den unbequemisten geliefert worden war. Dann ist am folgenden Tage demokratischen Sitten derartig anzupassen verstanden, daß er auch in die ganze Milchsendung dieser Molkerei durch den Assistenten dem Wahlkampf demokratischere Bräuche beobachten würde, als das des Gerichtschenifers Reich sofort geprüft worden. Eine bei den Herren Freisinnigen der Fall zu sein pflegt. Wie Kanne Magermilch erwies sich als start gewässert, gefagt, der Wahlkampf. der Redekampf Auge in Auge würde ja so die Probe der Vollmilch als zum mindesten gering außerordentlich interessant sein, allein wir fürchten wirklich, daß sich wertig. Dasselbe Ergebnis stellte sich heraus, als am darauf der Lübecker Ordnungsmischmasch mit einem weniger illustren Ran folgenden Tage wieder eine Probe, von derselben Molkerei didaten begnügen müssen wird. stammend, von dem Gerichtschemifer Dr. Bischoff untersucht wurde. Die Probe erwies fich wiederum als start gewässert. Noch an demselben Tage lief ein Brief des Molkereidirektors bei dem Milchhändler ein mit der wörtlichen Mitteilung:" Bitte, nehmen Sie doch mal eine Probe, hier habe ich ein großes Gut als Fälscher im Verdacht." Sunmehr reiste am 5. Dezember 1901 der Milchhändler selbst nach der Molkerei, untersuchte mit dem Direktor zufammen die zum Versand bereitgestellte, für ihn bestimmte Mi Ich. Er stellte an Ort und Stelle fest, daß mehrere Kammen der Magermilch( 150 Liter) fo start gewässert waren, daß er sie im Einverständnis mit dem Direktor ohne weiteres von der angeordneten Absendung nach Berlin aus
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Ein Mann! Ueber den Besuch Cecil Rhodes bei Wilhelm II. plaudert in dem neuesten Heft der Fortnightly Review" E. E. Jwan- Müller unter anderm wie folgt:
Ausland.
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Der Bericht des belgischen Generalsrats. Der Entschluß des Generalrats der socialistischen Partei Belgiens , der dem Generalstreit ein plögliches Ende bereitete, ist auch unter den belgischen Parteigenoffen auf Protest gestoßen und auf dem für Sonntag, den 4. Mai, nach Brüssel einberufenen außerordentlichen Kongreß wird es darüber zu lebhaften Debatten Die„ Ich sagte" und" Er sagte" sind sehr charakteristisch für tommen. Im Auftrage des Generalrats hat der Genosse Jules Rhodes' Art, zu erzählen. Ich wünschte nur, ich könnte feinen eten einen Bericht über die Beendigung des Generalstreiks verBericht über die vertrauliche Besprechung wiedergeben, die er mit faßt, welcher den Kongreß unterbreitet werden wird. Wir entnehmen dem Kaiser hatte, als er wegen der Verhandlung über die Kap- diesem bereits vorliegenden Bericht folgendes: Kairo Eisenbahn und des Telegraphen nach Berlin kam. Alles, Der Generalrat, so führt Leken eingangs seines Berichtes aus, was ich sagen darf, ist, daß, als zwei hervorragende habe diesen Beschluß ebenfalls nur mit einer tiefgehenden Bitterkeit Diplomaten in das gimmer traten, um das etwas im Herzen gefaßt. In den Reihen der Socialdemokratie feien alle Iange tête- à- tête zu einem Ende zu bringen, gleicherweise besorgt nicht allein um die Reinheit der Principien,