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TE 9

Br. 129, 19. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Reichstag  .

187. Sigung vom Donnerstag, den 5. Juni 1902, nachmittags 1 hr.

Am Bundesratstisch: Graf Pojadowsth. Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Beratung

der Uebereinkunft zum Schuße der für die Landwirtſchaft nüh

lichen Vögel.

Artifel I der Uebereinkunft, der Deutschland  , Destreich- Ungarn, Belgien  , Spanien  , Frankreich  , Griechenland  , Luxemburg  , Monaco  , Portugal  , Schweden  , die Schweiz   beigetreten sind, bestimmt, daß die für die Landwirtschaft nüglichen Vögel, besonders die Jusettenfresser, einen unbedingten Schuß in der Art genießen, daß es verboten sein foll, sie zu irgend einer Zeit oder auf irgend eine Art zu töten sowie ihre Nester, Eier und Brut zu zerstören.

Die Konvention wird nach unerheblicher Debatte auch sofort in zweiter Lesung ohne Debatte unverändert angenommen. Es folgt die dritte Beratung des Toleranzautrages des Centrums.

Abg. Dr. Bachem( C.):

Freitag, 6. Juni 1902.

Präsident v. Kröcher( heftig mit der Glocke läutend): Ich freue mich, konstatieren zu können, daß die Verhandlungen Herr Abgeordneter v. Czarlinsti, für den legten Ausdruck rufe von allen Seiten in einer der Bedeutung der Sache entsprechenden ich Sie zum zweitenmal zur Ordnung!( Große Unruhe bei den würdigen Form geführt worden sind. Man hat anerkannt, daß wir Polen  .) ehrlich gewillt sind, das, was wir für uns verlangen, auch allen andren Religionsgemeinschaften zuzugestehen.

Damit schließt die Generaldiskussion.

Finanzminister Freiherr   v. Rheinbaben:

Bicepräsident Büsing teilt mit, daß ein Antrag auf nament- bei den Polen  .) Die Behauptung, daß die Regierung den Polen  liche Abstimmung bei der Gesamt abstimmung vorliegt. Hierauf folgt die Specialdiskussion.

§ 1 hat nach den Beschlüssen zweiter Lesung folgende Faffing erhalten: Jedem Reichsangehörigen steht innerhalb des Reichs­gebiets volle Freiheit des religiösen Bekenntnisses, der Vereinigung zu Religionsgemeinschaften, sowie der gemeinsamen häuslichen und öffentlichen Religionsübung zu. Den bürgerlichen und staatsbürgerlichen Pflichten darf durch die Ausübung der Religionsfreiheit kein Abbruch geschehen. Unberührt bleiben die allgemeinen polizeilichen Vorschriften der Landesgesetze über das Vereins- und Versammlungswesen. ( Der legte Abschnitt ist neu.)

Der Ton, den Herr v. Czarlinski angeschlagen hat, überhebt mich der Verpflichtung, darauf zu antworten.( Lebhafte Oho!-Rufe den Krieg erklärt habe, ist total falsch. Wir haben durchaus den Wunsch, mit unsren polnischen Unterthanen in vollem Frieden zu leben. Wenn man aber liest, was in der polnischen Presse jeden Tag den Deutschen   ins Gesicht gesagt wird, so kann man nur bedauern, daß unsere Straf­gesetze nicht die Handhabe bieten, um solche Dinge zu verhüten. Was das Interview anlangt, daß der Reichskanzler einem franzö­ sischen   Journalisten gewährt hat, so hat er mit dem angezogenen Bergleich nur sagen wollen, daß die polnische Bevölkerung fich in stärkerem Maße vermehrt als die deutsche  , und daß dies einer der Gründe ist, weshalb die Polen   stärker vordringen als die Deutschen  . Aber dies ganze Moment, das der Reichskanzler ant­Abg. Schrader( frs. Wg.)[ auf der Tribüne fast unverständlich] geführt hat, hat mit der Vorlage, die Ihnen hier unterbreitet ist, nicht das geringste zu thun.( Lachen bei den Polen  .) erklärt, daß seine Freunde dem Gesetze zustimmen würden, da es Abg. Stolle( Soc.)( auf der Tribüne unverständlich): Wir dürfen der polnischen Bevölkerung ihre stärkere Bu immerhin einige Verbesserungen enthalte: Wenn gegen das Gesetz Der§ 9 sichert jedem Reichsangehörigen volle Freiheit des nahme von Herzen gönnen. Aber wir müssen verlangen, eingeworfen ist, der Statholizismus iſt an fich toleranzfeindlich, so ist religiösen Bekenntnisses und der Vereinigung zu Religionsgentein- daß sie ihre Stärke nicht dazu ausmuzen, um auf allen Ge­das an sich richtig. Der Statholizismus fügt sich nur da den Durch den auf Antrag schaften. des Abg. Dertel modernen Verhältnissen, wo er sie nicht ändern kann. an- bieten aggressiv gegen das deutsche   Volk vorzugehen. Die Staats­Das dieses Paragraphen wird aber die regierung ist gewillt, auf dem Wege, den sie bisher beschritten hat, kann uns aber nicht hindern, dem Katholizismus in Deutschland   die genommenen Absah 3 desselben Wirkung ivie gut Bewegungsfreiheit einzuräumen, die auch die andren Religions- sächsischen Verfassung steht zwar, daß die staatsbürgerlichen aufgehoben. In der weiter vorzugehen.( Beifall rechts.), gemeinschaften genießen wollen.( Bravo   links.) Abg. Dr. Hirsch( frs. Vp.) Rechte nicht durch das religiöse Bekenntnis der Bürger beeinflußt verliest namens seiner politischen Freunde eine Erklärung, wonach fie Abg. Kunert( Soc.): werden könnten. Ob: vohl aber diese Verfassung vom König be- bereit sind, das Deutschtum in den östlichen Provinzen mit allen Wir stehen dem Grundgedanken des Gesezentwurfs sympathisch schworen wird, so ist es doch Thatsache, daß in Sachsen   tein rechtmäßigen kulturellen Mitteln zu schüßen und zu fördern, daß sie gegenüber. Freilich sind eine große Anzahl von Fehlern in ihm Jude Richter wird. Das Recht zu religiösen Vereinigungen aber den Ansiedlungsfonds nicht für ein solches Kultur­vorhanden. Für den§ 1 über die volle Freiheit des religiösen fann nach dem sächsischen Vereinsrecht versagt werden, wenn gegen mittel erachten können und die Vorlage als ein Ausnahme­Bekenntnisses fönnen wir nicht stimmen, weil der Antrag Dertel eine der nachsuchenden Personen etwas auszusetzen ist oder die gesetz betrachten. Seine Freunde würden deshalb gegen die Vorlage Das ist eine so timmen. dazu angenommen ist, unberührt bleiben die allgemeinen polizei- Bahl der Teilnehmer nicht genügend erscheint. Abg. v. Strombeck( C.)

lichen Vorschriften der Landesgesetze über das Vereins- und Ver- fautschutartige Bestimmung, daß, wenn sie bestehen bleibt, wie dies fammlungsrecht". Damit ist der Polizeiwillkür Thor und Thür der Zujayantrag Dertel will, der ganze§ 1 wertlos wird. Bu legt den ablehnenden Standpunkt seiner Fraktion gegenüber der geöffnet. Die weiteren Paragraphen über die Bestimmung einer derartigen Gesetzgebung kann ich nicht die Hand bieten und des religiösen Bekenntnisses der Kinder bringen insofern werde jedenfalls für meine Person, wenn dieser Zusatz angenommen Borlage dar. Seine Partei hege vom politischen, wirtschaftlichen einen Fortschritt, als in dieser Beziehung einheitliches Recht geschaffen wird, gegen den§ 1 stimmen.( Bravo  ! bei den Socialdemokraten.) und konfessionellen Standpunkt aus Bedenken gegen das Gesez. wird. Ebenso ist es mit Freuden zu begrüßen, daß die Erklärung Sächsischer Bundesbevollmächtigter Graf Hohenthal: des Austritts aus einer Religionsgemeinschaft kostenlos erfolgen kann. Aus diesen Gründen werden wir für das Gesetz im ganzen Gesetz nachzuweisen, wonach in Sachsen   kein Jude Richter werden Der Herr Vorredner wird kaum in der Lage sein, ein sächsisches stimmen, um so mehr als der zweite Teil des Antrags, der nur für darf. Ob gegenwärtig ein fächsischer Richter der mosaischen Kon­die anerkannten Religionsgemeinschaften galt und insofern das Gepräge der Jutoleranz an der Stirne trug, zurüdgezogen ist. feffion angehört, kann ich nicht kontrollieren.

Nun noch einige Bemerkungen über die Schulfrage. Unfren Antrag,

Abg. Dr. Stockmann( Rpt.)

Abg. v. Glebocki( Pole):

Abg. Ehlers( fr. Bg.): Centrum, als wir meinen, daß der Staat ein Unternehmen, Meine politischen Freunde nehmen insofern einen andren Standpunkt ein als die freisimmige Voltspartei und das in dem er bereits 200 Millionen investiert hat, nicht ohne weiteres liquidieren kann und daß auf dem Gebiete der Ansiedelungs­politik noch größere Erfolge zu erzielen sind, als es bisher geschehen den Religionsunterricht in allen Schulen des Reiches zu verbieten, tommt auf die Ausführungen des Abg. Bachem aus der zweiten ist. Wir glauben aber weiter, daß ein Betrag von 100 bis haben wir für die dritte Lesung deshalb nicht wieder eingebracht, Lesung zurück und hält seine Behauptung aufrecht, daß die Toleranz 150 Millionen vollkommen ausreicht, um für eine Reihe von weil seine Annahme aussichtslos wäre. Man hat einen Gegenfag mit der fatholischen Lehre unvereinbar sei.- Gegen den§ 1 hätten Jahren die Ansiedelungspolitik der Regierung fortzusetzen. Unser in tonstruieren wollen zwischen Vollmar und mir auf der seine Freunde, abgesehen von dem Worte allgemein" in Absatz 3, der Kommission gemachter Versuch, die Forderung auf eine solche einen und Bebel auf der audren Seite in Bezug auf inhaltlich nichts einzuwenden, würden aber trotzdem dagegen Summe zu reduzieren, hat aber keinen Erfolg gehabt. Wir können den Religionsunterricht in Privatschulen. Das ist vollkommen stimmen; da fie diesen Eingriff in die Kirchenhoheit der Einzelstaaten die Verantwortung für die Verwendung der riesigen Summe von immberechtigt. Bebel steht mit mir auf dem Standpunkt, daß auch nicht mitmachen könnten. 250 Millionen nicht übernehmen und lehnen deshalb die Vor­iu Privatschulen tein Religionsunterricht stattzufinden hat. Dagegen lage ab. haben wir natürlich nichts gegen Religionsschulen resp. besondere Abg. Bachem( C.) polemisiert gegen den Vorredner. Landwirtschaftsminister v. Podbielski Religionsstunden, wenn die Eltern sie wünschen. Reduer polemisiert Abg. Schrader( frf. Vg.): Herrn Stolle möchte ich nur darauf wiederholt feine in der Kommission abgegebene Erklärung, daß er Hierauf des weiteren gegen die Ausführungen der Abgeordneten aufmerksam machen, daß eine reichsgesetzliche Bestimmung besteht, im Herbst eine Kommission zur Prüfung der Frage einberufen Dertel und Dr. Hieber aus der zweitent Lefung, feine Bemerkungen wonach das religiöse Bekenntnis auf die Rechte des Staatsbürgers werde, ob die Raiffeisen- Genoffenschaften in den östlichen Provinzen bleiben aber im einzelnen auf der Tribüne fast unverständlich. feinen Einfluß hat. Ich zweifle nicht daran, daß die sächsische Re- dem städtischen Handwerke Schaden zufügen. Herr Hieber warf mir vor, ich verwechselte Religion und Dogma. gierung, wenn sie darauf hingewiesen wird, dem Reichsgesch Geltung Es ist mir gar nicht eingefallen, diese beiden Begriffe zu identifizieren, verschaffen wird.( Seiterkeit lints.) Herr Hieber hat meiner Rede jedenfalls nicht aufmerksam zugehört. Weiter behauptete Herr Hieber, es sei lächerlich, wenn fagte, Religion und Naturwissenschaft sei unvereinbar. Wenn manfonsequent denkt, ergeben sich allerdings bont reli­giösen und vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus zwei Weltanschauungen, die nichts miteinander gemein haben. Als Gegenbeweis hat man mir entgegengehalten, Darwin   sei ein religiöser Mensch gewesen. Thatsache ist aber, daß Darwin   eine göttliche Offenbarung nicht anerkannt hat, er widerspricht der Genesis des Alten Testaments  . Darwin   vergleicht auch die Liebe des Menschen zu Gott mit der Liebe eines Hundes zu seinem Herrn. Herr Hieber meinte, ich hätte eigentlich gesagt, Religion Das Verhalten der Katholiken in Bayern   gegenüber den Alt­ist Privatsache, im übrigen aber Unsinn. Es ist doch ein starkes fatholiken hat belviesen, daß sie Toleranz nicht kennen, Stüd, wie ein tollege so etwas sagen fam. Meine Ausführungen wo fie die Macht haben. Dieselben Zustände, unter denen gaben ihm nicht den geringsten Anlaß zu dieser Aeußerung, ich muß in Mecklenburg   bisher paar Hundert Katholiken zit gegen derartige Unterschiebungen energisch protestieren. Frankreich   leiden hatten, bestehen in Bayern   für die Altkatholiken. Deswegen hat die religionslose Schule längst eingeführt, ohne daß sich irgend empfinden wir mit Recht das tiefste Mißtrauen gegen diesen welche Schwierigkeiten daraus ergeben hätten. Man hat gesagt, dann Toleranzantrag des Centrums und ich bitte Sie, möglichst zahl­müßte man auch den Geschichtsunterricht aus der Schule entfernen, reich dagegen zu stimmen.( Bravo  ! bei den Nationalliberalen.) denn auch in der Geschichte gäbe es verschiedene Anschauungen. In der Religion aber handelt es sich um unüberbrückbare Gegenfäße, in der Geschichte nur um Unterschiede.

-

man

Herr Bachem erklärte hier im Reichstage, für den polnischen Antrag, der Religionsunterricht an polnische Kinder dürfe mur   in ihrer Muttersprache erteilt werden, nicht stimmen zu können; im preußischen Landtage werde er stets für diese Forderungen eintreten. Ich frage Herrn Bachem, wo ist das bessere Terrain diesen Antrag durchzubringen, hier oder im Landtage?

Abg. Stolle( Soc.):

Eine solche Henchelei, wie in der Rede des Finanzministers, Graf Hohenthat hat mir jedenfalls nicht aufmerksam zugehört. tst mir noch nicht vorgekommen Jch habe nicht gesagt, daß eine gesetzliche Bestimmung es verbietet, Präsident v. Kröcher( unterbrechend): daß Juden Richter werden, sondern betont, daß entgegen den be= Der Ausdruck Heuchelei, einem Minister oder einem Mitgliede flehenden gesetzlichen Bestimmungen Dissidenten nicht Richter werden, des Hauses gegenüber angewandt, ist sicher unparlamentarisch. Ich nicht einmal als Gemeindevorsteher bestätigt werden. Dieser Zustand rufe Sie deshalb zur Ordnung. ist, wie ich Herrn Schrader bemerken möchte, wiederholt in der Zweiten sächsischen Kammer zur Sprache gekommen.

Abg. Deinhardt( natl.):

die paar

Abg. v. Glebockt( fortfahrend):

was mit

Die Vorlage wendet sich gegen ein um seine Würde und sein Dasein ringendes Volk. Ueber den Geschmack, den der Reiche­kanzler bei seinem Kaninchen- Vergleich entwickelt hat, will ich kein Wort weiter verlieren. Sein Geschmack und Wih Taffen stets sehr viel zu wünschen übrig, wenn es sich um die Polen   handelt. Bisher hat noch niemand die Deutschen   mit Safen verglichen. Dies Privileg ist dem ersten Beamten Preußens vorbehalten geblieben. Kaninchen pflegen abgeschoffen zu werden den Polen   geschehen soll, ist mir nach diesem Vergleich nicht erfindlich. Man kann doch nicht annehmen, daß der Gedanke einer Kontingentierung der Polen   dem Vergleich zu Grunde ge­legen hat.( Große Heiterfeit rechts.) Einen solchen Gedanken traue ich dem Reichskanzler doch nicht zu, obwohl vielleicht in nächster Zeit der Reichskanzler auch in dieser Richtung einen Wechsel ausstellen wird. Die Offenbarung des Grafen Bülow, daß es die natürliche Vermehrung der Polen   ist, gegen die sich das deutsche Volt wehren muß, ist für uns unschäzbar. Der große leitende preußische Staatsmann offenbart sich hier als simpler Gegen den Gefeßentwurf stimmen die Nationalliberalen( mit Kaninchenjäger!( Sehr gut! bei den Polen  . Unruhe rechts.) Auf Ausnahme des Grafen Oriola), die Mehrheit der konservativen und unsrer Seite ist das Recht und die Wahrheit, auf unsrer Seite wird der Reichspartei, der Abstimmung enthalten sich 3 Abgeordnete. Bravo! aufgenommen. Die Verkündigung des Resultats wird vom Centrum mit fantem auch der Sieg sein!( Lebhafter Beifall bei den Polen  .)

In der Abstimmung wird§ 1 nach den Beschlüssen der giveiten Lesung gegen die Stimmen der Nationalliberalen, der Reichspartei und eines Teiles der Konservativen angenommen.

Der Rest des Gesetzes wird debattelos augenommen. In der Gesamtabstimmung, die auf Antrag Hieber eine nament­liche ist, wird der Toleranzantrag mit 163 gegen 60 Stimmen an genommen.

Hierauf vertagt sich das Haus.

thin Herr Nichter hat über die Dinge, die hier verhandelt werden, gesprochen wie der Blinde von der Farbe. Er hat sich in die Materie absolut nicht vertieft. Er hat mir vorgeworfen, ich hätte alles mögliche gethan, um den Antrag in § 2b taput zu machen. Herr Bachem hat aber selbst anerkannt, daß Nächste Sigung: Sonnabend 1 Uhr.( 1. 3. Lesung des der§ 2b über die Teilnahme der Kinder am Religionsunterricht gar Vogelschutz- Gesetzes. 2. 3. Lesung des Berichts der Reichsschulden­nicht gekommen wäre, wenn nicht von uns weitergehende Anträge Kommission. 3. 1. Beratung des Gesetzentwurfs betreffend Auf borgelegen hätten. Wir haben also den Antrag nicht taput gemacht, hebung des Diktaturparagraphen. 4. Wahl von 7 Abgeordneten sondern ins Leben gerufen.( Sehr richtig! b. d. Soc.) Wenn Herr zum Beirat der Abteilung für Arbeiterstatistik im Reichsamt des Richter erklärte, er finde meine Haltinig unbegreiflich, so finde ich es Junern. 5. Petitionen.) unbegreiflich, wie ein Mann eine große Partei so taput machen kann, Schluß 6 Uhr. daß nur noch Rudimente fibrig bleiben. Herr Richter hat durch sein Verhalten in dieser Sache bewiesen, daß er ein sehr konservativer Herr ist. Man hat uns vorgeworfen, wir wollten dem Proletariat seine Ideale rauben. Davon ist keine Rede, im Gegenteil wollen wir das Ideal der Humanität und Toleranz immer mehr ver breiten. Bei uns heißt es nicht rückwärts, sondern immer vorwärts! ( Beifall bei den Socialdemokraten.)

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Abg. v. Schele- Wunsdorf( Welfe) erklärt die Zustimmung seiner Freunde zu dem Toleranz- Antrag trotz mancher Bedenken. Reduer tritt für Heraufsetzung der Alters­grenze für die eigne Wahl des religiösen Bekenntnisses von 14 auf 16 Jahre ein.

Abg. Dr. Hieber( natl.):

Abgeordnetenhaus.

82. Sigung vom 5. Juni, 11 Uhr. Am Regierungstisch: Frhr. v. Rheinbaben, Studt, Frhr. v. Hammerstein, v. Podbielski.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung der Polenvorlage. Die Kommission beantragt unveränderte Annahme des Gesezentwurfes. Abg. v. Czarlinski( Bole):

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Finanzminister v. Rheinbaben:

Ich will nicht auf den Ton der billigen Wiße des Vorredners herabsteigen. Jeder, der die Verhältnisse in den östlichen Provinzen fennt, weiß, daß die Wahrheit auf unsrer Seite ist.( Unruhe bei den Polen  .) Wir haben längst die Hoffnung einer Verständigung aufgegeben. Der Minister verliest darauf eine Anzahl von Artikeln preußischer und ausländischer polnischer Blätter. Gegen einen solchen aufreizenden Ton muß das Deutschtum sich wehren.( Beifall rechts.)

Justizminister Schönstedt  

verweist gegenüber der Bemerkung des Abg. v. Glebocki, daß die Ansiedelungsgesetzgebung mit dem Ausführungsgesetz zum Bürger­lichen Gesetzbuch im Widerspruch stehe, auf eine von ihm im Jahre 1898 abgegebene Erklärung.

artikel

Abg. v. Glebocki( Bole):

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Gegen das Verfahren der Regierung, immer nur Zeitungs­und sogar Artikel ausländischer Zeitungen! gegen die polnische Bevölkerung auszuspielen, muß ich ganz entschieden protestieren. Diese Taktik, erst die Polen   zur Verzweiflung zu treiben und dann aus den Reußerungen der Verzweiflung neue Kampfmittel gegen sie zu schmieden, ist geradezu skandalös!( Stürmische Zustimmung bei den Polen  . Große Unruhe.) Minister des Innern Frhr  . v. Hammerstein:

Mit parlamentarischen Ausdrücken läßt sich die Vorlage über­Die Ausführungen des Abg. Kunert standen in merkwürdigem ganzen prenßischen Polenpolitik. Mit der Begründung hat es haupt nicht kritisieren. Sie bedeutet die Bankerotterklärung der Gegensatz zu den Ausführungen des Abg. v. Vollmar in der Kom- sich der Finanzminister außerordentlich leicht gemacht; nicht einmal mission. Ich glaube Herrn Kunert nicht zu nahe zu treten, wenn die Zahlen der Begründung sind richtig. Der Reichskanzler hat Es ist eigentümtlich, daß der Vorredner sich gegen die Verwertung ich sage, er hätte besser gethan, Herrn v. Vollmar heute reden zu neulich in einem Interview die Polen   mit Kaninchen und die von Zeitungsartikeln verwahrt und dabei selbst zur Grundlage feiner lassen. Aus der Rede des Herrn Kunert Klang heraus, als ob mur   Deutschen   mit Hafen verglichen. Durch diesen chnischen Bergleich ganzen Polemit einen französischen   Zeitungsartifel über eine an­von kirchlicher und theologischer Seite der Religionsunterricht in( Glocke des Präsidenten) gebliche Unterredung des Reichstanzlers mit einem den Schulen gewünscht würde. Demt gegenüber verweise ich auf Aeußerungen einer ganzen Reihe moderner Philologen. Auch die Interviewer benzt. Wer so selbst im Glashause sitzt, sollte nicht Präsident v. Kröcher( unterbrechend): mit Steinen werfen. Es thut mir und der Regierung außer Eltern, die doch hier wesentlich in Betracht kommen, haben nur ganz Sie es gesagt haben, Herr Abg. v. Czarlinski, rufe ich Sie zur treuen Artikel finden. Ich verstehe die Opposition der polnischen Barlamentarisch Unzulässiges dürfen Sie nicht sagen, und da ordentlich leid, daß wir in den polnischen Zeitungen teine staats­zahl der Eltern erbliden glücklicherweise in der christlichen Erziehung Ordnung! Abgeordneten gegen dies Gesez sehr wohl, denn die Politik der Re­noch die wahre Grundlage der deutschen   Familie.( Buruf links: gierung ist geeignet, ihren Einfluß in der Provinz Posen   zu be= Rebensarten! Unrube rechts und im Centrum.) In Verbindung mit dieser Aeußerung muß sich die Ueber- feitigen.( Unruhe bei den Polen  .) Die Regierung will gegenüber Meine politischen Freunde werden bei der Geſamtabstimmung geugung immer mehr verbreiten, daß die Einbringer dieses Gefeßes den staatsfeindlichen Tendenzen des Polentums ein preußisches uns ablehnend verhalten und zwar vor allem wegen der Fassung, den letzten Rest des Schamgefühls verloren haben.( Pfui! Nationalgefühl, Vaterlandsliebe und dauernden Wohlstand in den die der§ 1 erhalten hat.( Bravo  ! bei den Nationalliberalen.) rechts.) öftlichen Provinzen herbeiführen. Daß das Gesetz gut ist, das be

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Abg. v. Czarlinski( fortfahrend):