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r. 144. 19. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 24. Juni 1902.

Prozeß Sanden und Genossen.

Neunzehnter Tag.

Bücherrevisor Huschke hat aus den Privatbüchern des An­geklagten Ed. Sanden, die mehr den Charakter von Notizbüchern haben, die Privatentnahmen

desselben festgestellt. Danach betrugen diese im Jahre 1895 186 000 M. Darin liegen allerdings 43 000 M. Steuern und ungefähr 24 000 m. für Wohlthätigkeits- und kirchliche Zwecke. Im Jahre 1896 stellten sich die Privatentnahmen auf 203 000 M., darunter 36 000 m. für Steuern, ungefähr 9000 M. für Wohlthätigkeits- und kirchliche Zwecke. Für die Jahre 1897-1900 find genaue Feststellungen noch nicht getroffen worden. Es ist möglich, daß sich die Zahlen noch etwas verringern, da es möglich ist, daß sich darin noch Kosten befinden, die durch einen von Ed. Sanden unternommenen Umbau verursacht wurden.

Angeklagter Ed. Sanden hat seinerseits Privataufstellungen gemacht, die etwas von diesen Daten abweichen. Nach seinen Er: mittelungen haben diese Gesamtentnahmen betragen: 1895: 165 000 m., 1896: 162 000 m., 1897: 174 000 m., 1898: 178 000 m. und sie stiegen 1899 auf ca. 200 000 M., wobei der Angeklagte her­vorhebt, daß er in den Jahren 1895-1900 sehr große Ausgaben für schwere Krankheiten in seiner Familie gehabt habe.

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Auflösung des Verhältnisses erklärte sich Eduard Schmidt persönlich Anstalt in aufdringlichster Weise zu belästigen. Im Auftrage der zum Schuldner von 1 708 165 m. Die Anklage hebt hervor, daß er nur einen Gutschein gegeben, daß er im Fall seiner finanziellen Uns außer stande sei, sei das Recht aus dem Gutschein wertlos. fähigkeit später zahlen werde. Da er zur Zeit zur Zahlung völlig

Oberin wurde ihr nämlich die Mitteilung gemacht, das Haus geseg" schreibe vor, daß die Angehörigen der in dieser Brivat­flinit verstorbenen Personen die Särge nur in einem be stimmten Geschäfte zu faufen hätten. Infolgedessen erwarte Die Angeklagten bestreiten die thatsächlichen Angaben und die die Oberiu auch in diesem Falle die Respektierung" des Haus­Berechnungen der Anklage zu diesem Kapitel in vielen Punkten. gesetzes!- Verhältnisse des Luisen Theaters zurückgekommen. Volle Auf- möglichst weitgehende Plusmacherei ist, dagegen scheint man einer Zum Schluß der heutigen Sitzung wird noch einmal auf die Es scheint, als ob das oberste Hausgesetz dieser Privatklinik eine flärung wird auch jetzt noch nicht erzielt, die Bücherrevisoren den heutigen Ansprüchen genügenden Krankenpflege dort nur unter­Suschte und Kruse sollen vielmehr noch weitere Feststellungen geordnete Bedeutung beizumessen. Immerhin sollten die Aufsichts­aus den Büchern treffen. behörden derartigen Anstalten eine erhöhte Aufmerksamkeit widmen.

Die Verhandlung wird Dienstag 9 Uhr fortgesetzt.

sich fort

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Tokales. Barfußt.

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Der Ehrenbürgerbrief der Stadt Berlin wurde gestern dem Geh. Regierungsrat Prof. Dr. H. Bertram, dem ehemaligen Stadtschulrat, von Deputationen des Magistrats und der Stadt­verordneten Versammlung durch den Ober- Bürgermeister Kirschner überreicht.

Mamachen, das schickt sich doch nicht?"" Nein, mein Kind, barfuß Oranienstraße 26 verlegt worden. Der Magistrat hat be­ Ach Pfui, die Kinder laufen hier ja alle barfuß! Nicht wahr, Die städtische Blindenanstalt ist nach dem Schulgrundstück laufen ist unanständig. Nun, es sind Straßenkinder, komm, mein schlossen, auch die Blindenschule, Fortbildungsschule und die Be­Gespräch mit ihrem reizenden, blondlockigen Töchterchen führte. Engelchen.-"" Eine elegant gekleidete Dame war's, die jenes schäftigungsanstalt nach demselben Grundstück zu verlegen. Beide promenierten die Schönhauser Allee hinab, und an der Ecke manche Vorsitzende von Gewerbegerichten mit Eifer dabei, Geschäftsmäßige" Arbeiterhilfe. In früherer Zeit waren Die Verhandlung fehrt hierauf wieder zur Erörterung des Ver- ihnen der Anblick der vielen, in ärmlichen Rödchen barfuß umher- nachzuspüren, ob solchen Leitern von Arbeiterorganisationen, welche einer von zahlreichen Arbeiterfamilien bewohnten Seitenstraße mochte hältnisses der Aktiengesellschaft zur Firma Anhalt u. Wagner spielenden Proletarierkinder wohl etwas auf die Nerven gefallen sein, gericht wahrnahmen, nicht dadurch diese Hilfeleistung verleidet werden Nachfolger zurück. unentgeltlich die Rechte mindergewandter Kollegen vor dem Gewerbe­Der Angeklagte Generalkonsul Ewald Schmidt giebt auf Be-" Sonim, mein Engelchen--". Die Dame streichelte mit über­fragen des Vorsitzenden an: Er sei seiner Zeit, nachdem er aus der quellender Zärtlichkeit die Wange ihres Lieblings und zog diesen mit könnte, daß man bei ihnen Gewerbsmäßigkeit vorausseßte und ihnen Sekunda des Grauen Klosters abgegangen, bei Anhalt u. Wagner ferneres Verweilen in deren Nähe ein Hauch des Elends an ihr der meisten Gewerbegerichte von dieser unschönen Anwendung des fort aus dem Bereiche der Armut, als könne durch ein die Ausübung der Vertreterpflicht untersagte. Während die Vorsitzenden so durch eine falsche Handhabung des§ 31 der Getverbe- Ordnung als Lehrling eingetreten und sei 1875 Chef des uralten Bankhauses haften bleiben. geworden. Sein Vorgänger sei Herr Broot, der Schwiegersohn des verstorbenen Konsuls Wagner gewesen und da diese Familie zu einer Reise ins Bad. Es geht nach Norderney , Sylt oder auch fultivieren zu wollen. Wie uns der Vorsitzende der Lohnkommission Nur wenige Tage noch, dann rüstet sich jene Dame vielleicht Geseges abgekommen sind, scheint der Vorsitzende des Gewerbe­ausstarb, ist ihm durch Vermächtnis die Firma zugegangen. Im nach Heringsdorf . Hier an den herrlichen Gestaden der Nord- und der Bauarbeiter, unser Parteigenosse Georg Heinemann gerichts in Schöneberg die eigentümliche Braris weiter Jahre 1875 habe die Firma mit der Berliner Handelsgesellschaft Ostsee giebt sich die vornehme Welt alljährlich ihr Stelldichein. in Nixdorf, mitteilt, hatte er dieser Tage einen Kollegen vor dem ein Kommanditverhältnis abgeschlossen, auf der Grundlage, daß sie werkwürdig aber: So unanständig" diesen Kreisen das Barfuß Gewerbegericht in Schöneberg zu vertreten. Der Vorsitzende fragte drei Millionen Mark einlegte. 1881 oder 1882 sei die Handels- laufen der Arbeiterkinder in der Stadt auch erscheinen mag gesellschaft wieder ausgetreten und es sei das Kommanditverhältnis selbst entledigen sich dort sehr gerne ihrer Fußbekleidung. Stunden- untersagte ihm ohne weiteres die Erfüllung seiner Pflicht, als er die fie mit der Allgemeinen Kreditanstalt abgeschlossen worden. Heinemann, ob er öfter die Rechte andrer Personen wahrnehme und bis zum Tode des Direktors Wachsmuth gedauert. Dies habe lang wandeln Damen und Herren jeden Alters, dick und dünn, Ein solches Kommanditverhältnis sei notwendig gewesen, da seine eignen Mittel gerade und schief am Strande auf und ab, und lassen sehr ungeniert Frage, was ja selbstverständlich war, bejaht hatte. Hoffentlich sieht zu den sehr ausgedehnt gewordenen Geschäften nicht ausreichten. Mit aber hört man da von ihnen sagen: Das schickt sich nicht". ihre bloßen Füße, Waden und noch manches andre bewundern. Nie man, wie anderswo, so auch in Schöneberg ein, daß die heran­dem Angell. Sanden sei er auf folgende Weise bekannt geworden. dings die Herrschaften sind dort unter sich; das Barfußlaufen ge- mag, daß ihre Anwendung aber Gewerkschaftsbeamten gegenüber gezogene Bestimmung wohl bei Winkelkonsulenten angebracht sein Graf Solms- Baruth sei eines Tages zu ihm gekommen und habe hört da zum guten Ton, zur Mode. Und zu ihm gesagt: der damalige Liquidator der Hendelschen Bant falls es ihnen völlig verfehlt ist. brandschatze den Aufsichtsrat beliebt, können sie auch jederzeit wieder in das eleganteste Schuhivert Ein Geständnis abgelegt hat munmehr der verhaftete hineinschlüpfen, sie habens ja dazu. Direktor Schuc el von der Landwirtschaftlichen Spar- und Dar­Beim Proletarier handelt es sich indessen nicht um eine Marotte lehustasse in Lichtenberg . Er hat verschiedene Fälle von Betrug und oder Mode. Hier ist es meistens das eherne Muß, die Not, die Urkundenfälschung zugegeben, will jedoch das Opfer einer Intrigue manchen zwingt, seine Kinder in den Sommermonaten wochentags geworden sein. Nachdem er der Kasse 5000 m. auf sein Conto ent barfuß gehen zu lassen. Wohl strebt jeder Arbeiter danach, seinen nommen hatte, lieben Kleinen ebenfalls das nötige Fußzeng anzuschaffen, denn der der Landwirte der Zweigstelle Lichtenberg weigerte sich die Centralkasse des Bundes allgemeine Kulturfortschritt bringt es mit sich, daß in den Städten zahlung Zuschüsse zu geben. bor deren Rück­In dieser Verlegenheit sollen, die Abneigung gegen das Barfußlaufen auch in den unteren Bolts- wie schichten ständig wächst. Doch leider nur zu häufig reicht der Verdienst ihn herangetreten fein und ihn zu einer falschen Buchung veranlaßt er behauptet, zwei Mitglieder des Aufsichtsrates alt nicht aus, um die beträchtlichen Ausgaben für das erforderliche haben. Der Direktor sollte eine fingierte Einzahlung von 5000 M. Schuhwerk bestreiten zu können, und so fommt es, daß auch heute in die Bücher eintragen, um dann der Kasse nach Belieben Geld ent­noch in den Außenvierteln der Großstädte zahlreiche Proletarier nehmen zu können. Inwieweit diese Angaben auf Wahrheit beruhen, finder in der warmen Jahreszeit barfuß laufen müssen. wird die eingeleitete Untersuchung ergeben. Es soll übrigens bei Diejenigen aber, die durch ihren Egoismus und ihre Hart- Gericht der Antrag gestellt werden, Schuckel als nicht fluchtverdächtig herzigkeit schuld an der Mittellosigkeit des Arbeiters sind, rümpfen aus der Haft zu entlassen. Seine Frau bemüht sich bei Bekannten, beim Anblick barfüßiger Proletarierkinder hochmütig die Nase, eine erhebliche Kautionssumme für diesen Zweck zusammenzubringen. indem sie zu ihren Sprößlingen sagen: Barfuß laufen ist un anständig, komm mein Engelchen" Das ist der Fluch der

fehr, ohne Rechnung zu legen. Da habe denn der damalige Bank­präsident Herr v. Dechend zu ihm gefagt, er( Angeklagter) müsse die Liquidation übernehmen und er habe sich dem nicht entziehen können. Da habe er Otto Sanden kennen gelernt, der die Liquidation mit großem Eifer und großer Sachkenntniß schon in die Hand genommen hatte. Im Jahre 1884/85 sei er dann Aufsichtsrat der Grundschuld Bank geworden.

Präsident Landgerichts- Dir. Heidrich: Wenn Sie von der Bike auf gedient haben, müssen Sie doch eigentlich mit allen geschäftlichen, buchtechnischen und Bilanz- Verhältnissen vertraut gewesen sein. Man müßte sich ja doch sonst auch wundern, wie Sie Chef des Bankhauses

werden konnten.

Angeki. Ed. Schmidt: Er habe sich in den letzten Jahren um die Buchführung natürlich nicht mehr viel bekümmern können. Präsident: Ist es richtig, daß Sie sich im Jahre 1869 ver­Heiratet haben und Ihnen Ihre Frau ein erhebliches Vermögen mitgebracht hat? Angell: Ja. Präs: Wie hoch bezifferte fich das Vermögen Ihrer Frau?- AngelL:

Auf 4-5 Millionen Mart.

Der Angeklagte weist darauf hin, daß er große Verluste bei der Bayrischen Landesbank erlitten und daraus sehr große persönliche Verpflichtungen zu erfüllen hatte.

wurden?

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Präf.: Wie kam es denn, daß Ihnen, als die Aktiengesellschaft als Kommanditistin eintrat, Ihre Befugnisse so bedeutend eingeschränkt Angel.: Ich bin viek krank gewesen, leide an der Zuckerkrankheit, habe mich einer schweren Operation bei Professor v. Bergmann unterwerfen müssen und war noch sehr trant, als ich seiner Zeit verhaftet wurde.

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Armut.

F

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Aller­

medium, ist am Sonnabend vom Untersuchungsgefängnis nach der Das Blumenmedium. Frau Anna Rothe, das Blumen­Charité gebracht worden, um auf ihren Geistes zustand beoba Frau, die ein ruhiges, grübelndes Wesen zeigt, an ihrer förperlichen achtet zu werden. Die Untersuchungshaft hat der fast 52 Jahre alten Gesundheit anscheinend nicht geschadet.

Versammlung zu den Kosten, die durch die Teilnahme der Stadt 60000 Mark verlangt der Magistrat von der Stadtverordneten­Berlin an der Deutschen Städte Ausstellung 1903 in ständen an der Ausstellung beteiligen: Photographien, Plänen und Unter den Linden , wurde vor etwa 14 Tagen wegen Kuppelei zu Dresden entstehen werden. Berlin wird sich mit folgenden Gegen- Restaurateur Wedel , der frühere Inhaber der Maison d'or Modellen von Brücken, Generalstabsplan von Berlin mit Einteilung einer Gefängnissträfe von 6 Monaten verurteilt und sofort in Haft der Radialsysteme und den Rieselfeldern, Modellen der Kanalisation, genommen. des Märkischen Museums , vom Feuerwehr- Denkmal, der Volks- Dr. Löwenstein und Oskar Neumann, erwirkt, daß derselbe gegen Jetzt haben die Verteidiger Wedels, Rechtsanwalte badeanstalten, Straßenreinigungs- Depots, der Feuerwache Fischer Hinterlegung einer Sicherheit von 6000 m. auf freien Fuß gesetzt Präs.: Welches Einkommen hatten Sie? straße, vom Kinderasyl, vom Krankenhause Moabit , Plänen der worden ist. Angefl.: Ich bezog ein Gehalt von 36 000 W. und 10 000 m. bauten, von Gasanstalten, Markthallen, des Central- Bich- und Schlachtteilung des Schöffengerichts die Freisprechung zweier Angeklagten. Jrrenanstalt Buch, des Nudolf Virchow- Krankenhauses, von Schul­Repräsentationsgelder. Präs.: Dazu tamen aber doch noch hofes 2c. 2c. Aus einem feltenen Grunde erfolgte gestern von der 139. Ab­Tantiemen und der etwaige Reingewinn? Angell.: Ich hatte aus verschiedenen Aufsichtsratsstellen noch ein Einkommen von etwa Es zeigte sich nämlich, daß im ganzen Strafgesetzbuch kein Paragraph Ein Tag in einer Privatklinik. Neben den öffentlichen vorhanden war, der auf die Handlungsweise der Angeklagten an­50 000 M. Bräs: Das macht also insgesamt etwa 100 000 m. Krankenhäusern existieren in Berlin bekanntlich auch eine ganze An- zuwenden war. Seitens der Staatsanwaltschaft war Diebstahl an­Hat dieses Jahreseinkommen denn gereicht für Ihre Lebens- zahl sogenannter Privatkliniken, von denen ein Teit zweifel- genommen worden. Der Schlosser Uthke und der Arbeiter Bergens haltung? Angel.: Ich habe nicht mehr als 50 000 m. ver- los unter durchaus mustergültiger Leitung steht. Ob jedoch alle hatten sich am 6. April mit einem Handwagen nach einem Kohlen­braucht. Anstalten dieser Art ihren eigentlichen Aufgaben völlig gerecht play begeben, um Kohlen zu holen. Da viel zu thun war, so ge­werden, dürfte, nach folgendem zu urteilen, jedenfalls wohl start stattete ihnen der Anweiser Briesemeister, das Beladen ihres Wagens bezweifelt werden. selbst zu besorgen. Sie fuhren dann mit dem beladenen Wagen davon, ohne den verabredeten Preis von 2 M. 40 Pf. zu zahlen. Die Angeklagten behaupteten zwar das Gegenteil, wurden aber durch die Beweisaufnahme überführt. Ihre Verurteilung fonnte gleich­wohl nicht erfolgen, weil, wie der Vorsigende im Anschluß an die Rechtsausführungen des Verteidigers, Rechtsanwalt Dr. Schwindt, verkündete, fein Paragraph des Gesetzbuches auf sie und ihr Thun passe. Diebstahl läge nicht vor, weil die Kohlen mit Genehmigung des Anweisers aufgeladen wurden, Unterschlagung nicht, weil fie durch das Kaufgeschäft Eigentümer der Kohlen geworden und endlich auch Betrug nicht, weil nicht nachgewiesen sei, daß sie schon mit der Absicht, die Kohlen schuldig zu bleiben, auf den Kohlenplatz ge­kommen seien.

Auf weiteres Befragen erklärt der Angeklagte Ed. Schmidt, daß er selbst in das Kommanditgeschäft 400 000 M. eingelegt und nach dem Abgange von Frize 400.000 M. zugelegt habe. Bräs. Angeklagter Otto Sanden, wie erklären Sie die ge­Harnischten Vorstellungen, die Sie wiederholt Herrn Generalfonful Schmidt gemacht haben?

Das Kind eines Ehepaares im Westen der Stadt verunglückte fürzlich durch einen Sturz aus dem Fenster; schwerverletzt wurde es den Eltern ins Haus gebracht. Der schnell herbeigerufene Arzt er flärte die sofortige Ueberführung in eine Strantenanstalt für uns Angeklagter Otto Sanden: Nach meiner Auffaffung ließ Herr bedingt notwendig, wenn nicht das Leben des Kindes gefährdet Generalkonsul Schmidt seinem Prokuristen viel zu viel freien Willen. werden solle. Wenn auch ungern, so gab die Mutter dennoch ihre Ich stand unter dem Eindruck, daß bei den großen Gunstbezeugungen, Einwilligung hierzu unter der ausdrücklichen Bedingung, daß fie in die ihm von oben und von vielen Seiten als dem Chef des alten der Klinit bei ihrem Liebling bleiben und ihn dort pflegen dürfe. Bankhauses Anhalt und Wagner zu teil wurden, er sich gewissermaßen Diefen gewiß begreiflichen Wunsch hielt auch der Arzt für ganz selbst gefeit fühlte gegen alle Mißerfolge, während doch thatsächlich recht verständlich und sagte dessen Erfüllung ohne weiteres zu. In der schwierige Unternehmungen in Frage standen. Deshalb habe ich mich Klinik angelangt, wurde das Kind dann in das Operationszimmer immer bemüht, ihn einzudämmen und anderseits darauf hinzuwirken, getragen, indessen die Mutter in dem Warteraum blieb. Während daß er selbst mehr mit den Dingen sich vertraut machen und seinen Beamten mun das Wehegeschrei des Kindes der Mutter ins Herz schnitt, gingen nicht so viel freien Willen laffen müßte. Bis zum Jahre 1896 er- Dienstmädchen und Pflegerinnen lachend und schwazend an ihr Durch einen Tritt auf eine Scherbe hat sich der Schultnabe Vorsicht beim Fortwerfen von zerbrochenen Flaschen. forderten die Objekte noch sehr viel Geld, Herr Generalfonful Schmidt vorüber und suchten nach Verbandzeug, Watte und der benötigten Stediewski, welcher mit einigen Altersgenossen in der Schönholzer habe sich aber um die Dinge gar nicht gefümmert, während ich Beinschiene. In jeder vernünftig geleiteten Anstalt liegen diese Stebiewski, welcher mit einigen Altersgenossen in der Schönholzer Tag und Nacht darüber zu arbeiten hatte und meine Gefundheit Dinge gewiß an bestimmten Plägen, so daß sie bei Bedarf gleich beide spielte, die Fußsohle abgeschnitten. Die Verlegung war der dafür opferte. zur Hand find. Anders jedoch hier. Man suchte eine Zeitlang und artig schwer, daß der Knochen freilag und die etwa 15 Centimeter Angeklagter Schmidt: Ich habe doch wahrhaftig von früh fand nichts. Als sich endlich eines der Mädchen daran erinnerte, daß lange Wunde vernäht werden mußte." bis spät die gesuchten Gegenstände vielleicht in Zimmer so und so liegen ehrlich gearbeitet! Durch einen Sturz vom Henboden verunglückte gestern, müßten, begann in Gegenwart der Mutter ein regelrechter Bank Montag, der 31 Jahre alte Kutscher Behnke, der bei dem Fuhr­Ich mache auch darauf aufmerksam, daß durch mich keine einzige darüber auszubrechen, wer wohl verpflichtet sei, die Sachen von dort herrn Kurz in der Ringbahnstraße zu Wilmersdorf in Stellung Kreditverbindung eingegangen ist, die Verluste gebracht hat. Als die zu holen! Nach beendeter Operation brachte man das bewußtlose ist. Er zog sich lebensgefährliche Schädelwunden und innere Ver­Attiengesellschaft als Kommanditistin eintrat, habe ich die Firma Kind in ein schmales Zimmerchen ,, das sich schon wegen der daselbst legungen zu und wurde mit einem Swadeschen Rettungswagen nach Anhalt u. Wagner für durchaus gut gehalten. außerordentlich stark wahrnehmbaren, fortwährenden Außengeräusche dem Groß- Lichterfelder Kreiskrankenhause gebracht. Angeklagter Eduard Sanden: Wie gut die Firma auch wohl zu allem andern nur nicht zum Krankenzimmer eignete, von bon andrer Seite gehalten wurde, geht wohl daraus hervor, daß dem merkbaren Mangel an Licht und Luft gar nicht zu reden. am 21. Oktober 1900 der Präsident der Seehandlung sich bereit Als nun die Mutter dem ihr gegebenen Versprechen gemäß erklärte, der Preußenbank ein Lombarddarlehn von zwei Millionen am Bette ihres Kindes bleiben wollte, wurde ihr sowohl von den zu gewähren gegen Pfandbriefunterlage, aber gleichzeitig mur gegen daß ihre Anwesenheit sehr überflüssig sei, worauf sie sich wohl oder Aerzten als auch von der Oberin in wenig höflicher Weise bedeutet, Accept der Firma Anhalt u. Wagner. Den schließlichen Verlust, welchen die Aktiengesellschaft aus ihrer übel entfernen mußte. Doch schon nach drei Stunden wurde sie Geschäftsverbindung mit Anhalt u. Wagner Nacht. seit dem 26. März wieder gerufen; ihr Kind lag bereits im Sterben. Aber welcher Au­1896 erlitten hat, wird in der Anklage auf 12 300 250 M. berechnet. blick bot sich ihr! Das mit dem Tode ringende kleine Wesen war Da der Berlust der Aktiengesellschaft aus ihrer Geschäftsverbindung nur mit einem loſen Bettbezuge bedeckt, aus dem die Einlage wohl Eine Diebesjagd gab es gestern, Montagvormittag um 11 Uhr mit Anhalt u. Wagner vor dem 26. März 1896 auch noch nur aus Besorgnis vor Beschmutzung durch das aus den Wunden in der Leipzigerstraße. Eine junge Dame, die vor einem 10 405 093 m. betragen habe, so beziffere sich ihr sickernde Blut entfernt sein mochte. Sein Köpfchen hing über das Schaufenster des Hauses Nr. 99, zwischen der Friedrich- und Reillissen hinweg, so daß das aus dem Munde rinnende Blut teil- Charlottenstraße stand, wurde von einem Herrn darauf aufmerksam weise hinuntergeschluckt sein mußte. Kurz, der ganze Zustand des gemacht, daß sich ein feingekleideter junger Mann perdächtig an ihrer Dabei ist die Herrschaft Driesen- Steinbusch, die mit 1748 476 m. Kindes machte den Eindruck, als ob man sich nach der Operation Seleidertasche zu schaffen gemacht habe. Die Dame faßte in die eingestellt war, als völlig wertlos eingestellt worden, ebenso als nur sehr mangelhaft um das unglückliche Wesen bekümmert habe. Tasche und vermißte ihr Portemonnaie. Während sie nun einem wertlos die Stutari- Wasserwerk- Effekten, die mit 6 544 828 m. ein- Nach kurzer Zeit hauchte es dann in den Armen gestellt waren. Als Pfandobjekte aus dem Rechnungsverhältnis Mutter sein Leben der Schutzmann an der Ecke der Leipziger - und Friedrichstraße ihr Leid aus. Anstatt mun 1891 bis 1900" waren 14 203 554 M. eingestellt worden, die die der verzweifelten Mutter einigermaßen Rechnung zu tragen, ent Dieb bezeichnet hatte, sehr eilig gerade an ihr und dem Beamten dem Seelenschmerz flagte, drängte sich das Herrchen, das man ihr als den mutmaßlichen Anklage auf voraussichtlich höchstens 1 500 000 M. bewertet. Bei blödete man sich nicht, diese sofort mit den Handelsgeschäften der vorbei durch die Menge nach der Mauerstraße zu. Der wiederholte

Gesamtschaden auf 22 705 344 M.

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Das Opfer eines Unfalles ist der 53 Jahre alte Bauarbeiter Ferdinand Ratsch aus der Holzmarktstraße Nr. 33 geworden. Der Mann war auf einem Neubau in der Freiligrathstraße mit Staaten bom dritten in den zweiten Stock hinunter, wo er auf ein Stantholz beschäftigt, rutschte bei der Arbeit von einem Balken ab und stürzte wurde er nach dem Krankenhaus am Urban gebracht. Hier starb er aufichlug. Mit mehreren Rippenbrüchen und inneren Verlegungen nach achttägigem Krankenlager,