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Hr. 163. 19. Jahrgang.

Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwoch, 16. Juli 1902,

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Uebersicht der Gewerbe- Inspektionen und der Gewerbe­Aufsichtsbeamten von Berlin , Charlottenburg , Schöneberg und Rixdorf. Assistenten Diensträume und der Gewerbe­Aspiranten. Inspektionen.

Bezeichnung der Gewerbe- Inspektion.

Unternehmungen Klage zu führen. Eine Zerstörung von National­Berliner Partei- Angelegenheiten. vermögen", deren der Staatsanwalt die Angeklagten beschuldigt, Zur Lokalliste! Das Personal der Firma Albert Müller, will er nicht anerkennen. Allerdings hat es sich ja nur um den Zu­früher Blackborn, in Nieder- Schöneweide, veranstaltet am Sonn- sammenbruch fiktiver Werte gehandelt, und der bedeutet keine Ber­abend, den 26. Juli, ein Sommervergnügen im Restaurant Haffel- störung" von Nationalvermögen, sondern nur seine Verschiebung werder, Juhaber Hempel. Man versucht in Arbeiterkreisen Billets aus den Taschen einer Kapitalistengruppe in die der andern, wobei abzusetzen; wir weisen darauf hin, daß das Lokal der Arbeiterschaft die kleineren natürlich ausgiebig geschröpft werden. Schwer verständlich aber ist es, wieso die Verteidigung die zu Versammlungen nicht zur Verfügung steht. Der Verein der Berliner Hotelhausdien er" arrangiert am Sonntag, der Frankfurter Zeitung " zuschieben kann. Daß in dem Falle der Schuld an dem Zusammenbruche der Presse, besonders den 10. August, ein Sommerfest im Waldhaus, Hubertus- Allee 7-9 Sanden- Banken zum Vorteile einzelner Kapitalistengruppen bestellte ( Kolonie Grunewald ). Da man versucht, auch an Nichtmitglieder Totengräberarbeit verrichtet worden ist, erscheint ganz ausgeschlossen. Billets abzusetzen, so bitten wir, die angebotenen Billets zurückzu- Wenn aber wirklich der Leiter der Gruppe, Eduard Sanden, gut­weisen, indem das Lokak der Arbeiterschaft zu Versammlungen nicht zur Verfügung steht. Die Lokalkommission. mütig bis zur Schwäche", Buchmüller ein Direktor mit dem Rechte, nicht dreinzureden", Eduard Schmidt ein Aufsichtsrat, der nichts Königliche Gewerbe­sicht, gewesen ist, so kann es ohne Ansehung der Bewveggründe- Inspektion Berlin N. mir eine nützliche That gewesen sein, wenn die Presse diese Burleske des Kapitalismus in das volle Licht der Rampen rückte und dieser Wirtschaft von Lahmen, Tauben und Blinden durch ihre Enthüllungen Einhalt gebot.

M

Treptow Baumschulenweg . Heute, Mittwochabend 81/2 Uhr, hält der socialdemokratische Wahlverein im Restaurant Michler, Ernst und Marienthalerstraße- Ecke, seine Generalversammlung ab. Auf der Tagesordnung steht unter anderm: Die nicht öffentlichen Gemeinde­vertreter Sigungen.

Adlershof . Morgen, Donnerstag, den 16. d. M., abends 81/2 Uhr, findet im Lokale von Becker, Oppenstraße, eine Mitglieder versammlung des socialdemokratischen Wahlvereins statt. Genosse Grempe wird einen Vortrag halten über: Die neuesten Errungen schaften auf dem Gebiete der Beleuchtungstechnik( mit Experimenten an der Spiritus- Glühlampe).

Tokales.

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Gewerbes Inspektoren.

Inspektion Berlin C. Königliche Gewerbes Dr. Jungfer. von Gigydi. NO. 43 Georgen­firchplag 21.

Königliche Gewerbe­Inspektion Berlin O.

Am Mittwoch gelangen die Justizräte Sello und Munckel größerer Spannung entgegensehen, weil er ja nach Berichten der zum Wort. Man kann den Ausführungen des letzteren mit etwas Aufsichtsbehörde als hervorragender Fachmann auf dem Gebiete des Hypothekenbank- mwesens gelten muß! Da erst dann Repliken Königliche Gewerbe und Dupliken, vielleicht auch noch längere Ausführungen der An geklagten folgen, wird das Redeturnier voraussichtlich nicht so bald zu Ende sein.

Inspektion Berlin S.

Dr. Rasch.

Hartig.

Fräulein

Kummert.

Dr. Delvig. N. 20 Prinzen Fräulein von

Bennigfen Förder.

Dr. Fischer. Dr. Glüh­

Donath.

Schmidt.

manu.

Frl. Reichert.

Wauer.

Lampe.

Allee 88.

SO. 16 Engel­Ufer 4.

Schöneberg, Bahnstraße 6.

Königliche Gewerbe­Lohmann. NW. 52 Calvin Inspektion Berlin W. Straße 13. Gewerbetreibenden sowie für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Vorstehendes bringe ich hiermit für die in Frage kommenden öffentlichen Kenntnis.

Ein alter Parteigenoffe, Gustav Kwasniewti, ist am Ausstellung für Unfallverhütung. Sonnabend zur letzten Ruhe bestattet worden. Der Verstorbene war Seitdem im Jahre 1889 die Deutsche Allgemeine Ausstellung mit einer der ersten, die in Berlin der socialdemokratischen Partei für Unfallverhütung" die bis dahin bekannten Arbeiterschutz - beitraten und für sie wirkte. Kwasniewfi hatte sich erst dem Studium Zusammenstöße auf der Straßenbahn ereigneten fich Montag Vorrichtungen zum erstenmal in umfassender Weise vorgeführt hat, der Theologie gewidmet, sattelte aber bald um und versuchte als nachmittag und gestern mittag. An der Ecke der Linien- und Schön­ist der Wunsch hervorgetreten, den Interessenten fortlaufend Neues Lehrer mühsam sein Fortkommen. Zu Beginn der 60er Jahre ge- hauserstraße scheute Montagnachmittag um 5 Uhr ein junges Pferd, und Nachahmenswertes auf diesem Gebiete durch Schaustellung all- hörte er dem Nationalverein au und ließ sich ganz von der liberalen das der Fuhrherr Hermann Günther aus der Kastanien- Allee 24 vor gemein zugänglich zu machen. Diesem Wunsche soll nunmehr von Parteiſtrömung fortreißen. Bu jener Zeit versuchte er eine An- ieine Droschte gespannt hatte, vor einem Straßenbahnwagen. feiten des Reichs durch Schaffung einer ständigen Ausstellung stellung als Volksschullehrer zu gewinnen, die ihm auch nicht ab- Während die Fahegäste laut aufschrien, bremste der Wagenführer Rechnung getragen werden, welche sämtliche Zweige der Arbeiter geschlagen wurde, nur sollte er aller politischen Thätigkeit entfagen. nach Kräften. Troßdem war der Zusammenstoß unvermeidlich. fürsorge, insbesondere die Vorkehrungen zur Unfallverhütung und Das war dem geraden Charakter des Verstorbenen zuwider, er lehnte Günther wurde vom Bock geschleudert und zog sich eine Kopfverlegung die Einrichtungen auf dem Gebiete der Gewerbehygiene umfassen soll. die Zumutung ab und damit auch die Aussicht auf Anstellung. und eine schwere Gehirnerschütterung zu.- Gestern mittag um 12 Uhr Das Ausstellungsgebäude ist in der leicht zu erreichenden, unweit Später kam er zu uns und versah eine Zeitlang im social- fuhr die Wegemesserdroschke Nr. 3635 an der Ecke der Friedrich- und der technischen Hochschule gelegenen Fraunhoferstraße 11/12 in Char - demokratischen Verein das Amit eines Schriftführers. Im Oranienburgerstraße vor dem Straßenbahnwagen Nr. 1253 der Linie lottenburg erbaut worden und wird in kurzer Zeit auch in seiner Jahre 1871 übernahm er sodann die Redaktion des Crimitschauer Reinickendorf- Charlottenstraße auf den Schienen. Keine Warmung inneren Einrichtung zur Aufnahme der Schaustücke fertiggestellt sein. Bürger- und Bauernfreundes", die er bis 1874 inne hatte. Sorgen des Wagenführers fonnte den Kutscher veranlassen, ihm die Bahn frei­Die Beschaffung der Ausstellungsgegenstände soll vornehmlich in der um den Unterhalt seiner Familie trieben ihn dann, um eine Staats- zumachen. Als er endlich etwas ausbog, faßte der Straßenbahn­Weise erfolgen, daß einzelnen Arbeitgebern, sowie Erfindern und anstellung nachzusuchen, die ihm im Preußischen Statistischen Amt, das wagen die Droschke und warf sie auf die Seite. Eine Dame, die Fabrikanten neuer Unfallverhütungs- Vorrichtungen unentgeltlich der damals unter Leitung des Herrn Engel stand, gewährt wurde. Hier sich in der gefährlichen Lage schon erhoben hatte, um auszusteigen, Raum zur Verfügung gestellt wird, auf dem sie die von ihnen ein- ist er bis zuletzt thätig gewesen, ohne die Zugehörigkeit zur Partei wurde durch den Ruck auf den Fahrdamm geschleudert und blieb geführten oder hergestellten Einrichtungen dieser Art zur öffentlichen aufzugeben. Als 69 jähriger Greis hat er seinen Lebensabend be- bewußtlos liegen. Als sie sich nach fünf Minuten erholte, stellte sich Kenntnis bringen können. In gleicher Weise soll auch den Berufs- schlossen. den Befürchtungen entgegen heraus, daß sie unversehrt geblieben genossenschaften Gelegenheit zur Ausstellung mustergültiger und be= war. Der Droschkenkutscher verlor nur seinen Hut. währter Unfallverhütungs- Vorrichtungen geboten werden.

Die Ausstellungsgegenstände sollen in Modellen oder in be­triebsfertiger Ausführung, und die Maschinen, sofern sie mit Elettromotoren versehen sind, im Betriebe gezeigt werden. Die hierzu erforderliche elektrische Straft wird fostenlos vom Reiche zur Ver­fügung gestellt werden. Ferner wird die vom Reichsamt des Innern ressortierende Verwaltung der ständigen Ausstellung für Arbeiter­wohlfahrt" für eine der Belehrung der Besucher Rechnung tragende Vorführung der Maschinen sowie für die Bewachung und die In­standhaltung der Ausstellungsgegenstände sorgen.

Ueber die Zulassung der auszustellenden Gegenstände entscheidet die Verwaltung nach Anhörung eines vom Reichskanzler zu berufenden Beirats von Sachverständigen.

Sofern sich ergiebt, daß die in der Ausstellung zur Schau ge= stellten Apparate und Einrichtungen durch neuere Erfindungen über­holt sind, oder daß fie in der praktischen Anwendung sich als nicht brauchbar oder als nicht zweckmäßig erweisen, oder sonst Gründe vorliegen, welche die Entfernung gewisser Schaustücke von der Aus­stellung als wünschenswert erscheinen lassen, werden die Eigentümer zur Zurücknahme und Abholung der Gegenstände aufgefordert werden. Die freiwerdenden Plätze sollen sodann alsbald mit andren, die neuesten Erfindungen auf den einschlagenden Gebieten veranschaulichenden Schaustücken besetzt werden.

Mit der Ausstellungshalle ist ein Verwaltungsgebäude verbunden, in welchem sich ein größerer Saal befindet, welcher zu öffentlichen Vorträgen über Unfallverhütung, Wohnungsfürsorge, Gewerbehygiene und verwandte Gebiete benutzt werden soll.

Gewerbe- Inspektion. Der Polizeipräsident hat eine Bekannt­machung herausgegeben, in der auf die Anforderungen, die inner halb der Betriebe nach§ 120 a der Gewerbe- Ordnung erfüllt werden müssen, hingewiesen wird. Die Vekanntmachung lautet: Gemäߧ§ 120 a ff. der Gewerde- Ordnung sind die Gewerbe­Unternehmer verpflichtet, die Arbeitsräume, Betriebseinrichtungen, Maschinen und Gerätschaften so einzurichten und zu unterhalten, daß die Arbeiter gegen Gefahren für Leben und Gesundheit soweit geschützt sind, wie es die Natur des Betriebes gestattet. Insbesondere ist für genügendes Licht, ausreichenden Luftraum und Luftwechsel, Beseitigung des bei dem Betriebe entstehenden Staubes, der dabei entwickelten Dünste und Gase sowie der dabei entstehenden Abfälle Sorge zu eragen.

Ebenso find diejenigen Vorrichtungen herzustellen, welche zum Schuße der Arbeiter gegen gefährliche Berührungen mit Maschinen oder Maschinenteilen oder gegen andre in der Natur der Betriebs­stätte oder des Betriebes liegende Gefahren, namentlich auch gegen die Gefahren, welche aus Fabrikbränden erwachsen können, erforder­lich sind.

In Anlagen, deren Betrieb es mit sich bringt, daß die Arbeiter sich umkleiden und nach der Arbeit sich reinigen, müssen ausreichende, nach Geschlechtern getrennte Ankleide- und Waschräume vorhanden sein.

Ein Zusammenstoß eines Feuerwehr Wagens mit einemt Straßenbahn- Waggon fand Montagmittag in der Chauffeestraße au der Ecke der Schlegelstraße statt. Ein Leiterwagen der Feuerwehr fuhr die Chauffeestraße entlang, während auf Grund des Warnungs­figuals der Straßenbahnwagen 1569 der Linie Kreuzberg - Gefunds brunnen der Vorschrift gemäß anhielt. Kurz vor demselben bog der Löschwagen plötzlich ab, und das schwere Gefährt schleuderte mit solcher Gewalt gegen die Hinterplattform des Motorwaggons, daß die Plattform eingebogen und der Kontroller zerstört wurde. Per­sonen wurden nicht verletzt. Ein zweiter Zusammenstoß fand zu derselben Zeit in der Holzmarktstraße statt. Dortſelbſt fuhr der 26 Jahre alte Arbeiter Albert Kaiser, Brunnenstraße 123, einen Handwagen schiebend gegen den Straßenbahnwagen 1772 der Linie mtsgericht- Schlesischer Bahnhof. S. wurde niedergestoßen, geriet unter seinen eigenen Wagen und erlitt eine Lungen- und Magen­quetschung, die seine Ueberführung nach dem Krankenhause erforder­lich machte.

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Die mangelhafte Beaufsichtigung kleiner Kinder hat Montag nachmittag wiederum zu einem schweren Straßenbahn- llufall Vers anlaffung gegeben. Die dreijährige Tochter des Ackerstraße 132 wohnenden Maschinenbauers Roth spielte auf der Straße und ver suchte unmittelbar vor dem Heransausenden Motorwagen 1911 der Linie Schlesischer Vahnhof- Müllerstraße das Geleise zu überschreiten. Die Kleine wurde von dem Wagen erfaßt, umgestoßen und kam Die Befreiungsarbeiten unter die Schutzvorrichtung zu liegen. waren außerordentlich schwierig, so daß die Feuerwehr zu Hilfe gerufen werden mußte. Es gelang jedoch noch vor dem Eintreffen derfelben, die Kleine aus ihrer Lage zu befreien. Sie hatte einen linksieitigen Oberarmbruch sowie Brüche an den beiden Oberschenkeln und Quetschungen erlitten und wurde nach dem Lazarus- Krankenhause überführt.

Um zunächst einen Ueberblick über die Zahl der zu erwartenden Die Bedürfnisanstalten müssen so eingerichtet sein, daß sie für Schaustücke und über das Bedürfnis an Raum zu gewinnen, sollen die Zahl der Arbeiter ausreichen, daß den Anforderungen der vorerst nur die Berufsgenossenschaften, ferner Gewerbe- Unternehmer, Gesundheitspflege entsprochen wird und daß ihre Benutzung ohne die sich auf dem Gebiete der Unfallverhütung, der Gewerbehygiene Verlegung von Sitte und Anstand erfolgen kann. und der Arbeiterwohlfahrt hervorgethan haben, sowie auch die Er- Diesen Forderungen des Gesetzes ist in vielen, namentlich finder und Fabrikanten bewährter, dem Schuße der Arbeiter dienender älteren, gewerblichen Anlagen noch nicht hinreichend Rechnung ge­Vorrichtungen ersucht werden, sich wegen Beschichung der ständigen tragen. Das Polizeipräsidium, welchem die Pflicht obliegt, auf die Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt mit der Verwaltung in Verbindung Durchführung der gesetzlichen Bestimmungen hinzuarbeiten und zu setzen. namentlich dafür zu sorgen, daß die oben angeführten Forderungen in neu zu errichtenden Anlagen berücksichtigt werden, bringt deshalb Dienstboten- Elend. Verhängnisvoll wurde dem 24 Jahre alten die bezüglichen Bestimmungen auf diesem Wege in Erinnerung. Dienstmädchen Auguste Schmidt , das bei dem Kaufmann Spierschen Da nachträgliche bauliche Aenderungen in schon im Betrieb be- Ehepaar in der Wallnertheaterstraße in Stellung war, ein Unfall. findlichen gewerblichen Anlagen in der Regel unliebsame Betriebs- Während die Herrschaft sich auf einer Reise in Köln befindet, hatte störungen und einen größeren Kostenaufwand verursachen, so liegt das Mädchen Wäsche zu besorgen. Aus Bequemlichkeit hängte fie es im Interesse der Gewerbe- Unternehmer, den gesetzlichen Forderungen diefe nicht auf dem Trockenboden, sondern in der Wohnung auf. bon bornherein Rechnung zu tragen. Diejenigen Gewerbe- Unter- Dabei benutzte sie als Stütze für die Leine auch das Büffett. Die nehmer, welche über das Maß dieser nicht genügend unterrichtet sind, Last wurde aber zu schwer, das Büffett fiel um und sein Inhalt wurde beamten bereit.viflig eingehende Auskunft geben. feien darauf hingewiesen, daß die zuständigen Gewerbe- Aufsichts zum Teil schiver beschädigt, namentlich ein Tafelauffag. Allem in allem mag der Schaden wohl 300 M. betragen. Verständige Hausfrauen redeten dem Mädchen, das mum verzweifelte, gut zu, da ja ihre Herrschaft menschlich sei; andre Mädchen aber machten ihr um so mehr bange.. so daß sie den Kopf verlor. Als man sie am Montagmorgen ver­mißte, ließ die Pförtnersfrau die Wohnung öffnen und fand sie als Leiche an einem Haken hängen. Auf einen Bettel, der auf dem Tische lag, hatte sie die Worte geschrieben:" Der Verlust ist für mich zu schwer, daher habe ich mir heute morgen um 5 Uhr das Leben genommen."

Die Verteidigung des Hofbankiers.

In Erich Schlaitiers Drama Pastors Niete" kommt be­Tanntlich eine Stelle vor, in der es heißt: Also Better Erit iſt Kammerherr geworden? Gerade der Dimmste von der ganzen Familie!" Die Censur hat diese Stelle beanstandet und aus dem Zu diesem Zweck sowie zur Auskunfterteilung über alle andren Kammerherrn einen Abgeordneten gemacht. Das wirkliche Leben aber fann fein Censor umdichten. So kam es, daß nach den Dar- die Gewerbe- Aufsicht betreffenden Angelegenheiten sind die Gewerbe­stellungen seiner Verteidiger der Hofbantier und Generalkonsul Aufsichtsbeamten in den unten bezeichneten Dienstlokalen und zu den

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ganzen

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nachbenannten Zeiten zu sprechen.

Die offiziellen Sprechstunden der Gewerbe- Aufsichtsbeamten A. Für Arbeiter und Arbeitgeber:

Dienstag und Freitags von 1 bis 2 11hr mittags. B. Für Arbeiter allein: Donnerstag von 7 bis 8 Uhr abends und am 1. Sonntage des Monats von 9 bis 10 Uhr vormittags. C. Für Arbeiterinnen allein halten die Gewerbe- Inspektions­Assistentinnen Fräulein Reichert, Fräulein v. Bennigsen- Förder und Fräulein Kummert zu den unter B angegebenen Zeiten Sprechstunden in den Räumen der Gewerbe- Inspektion Berlin O. beziehungsweise N. und C. ab.

Eduard Schmidt, der Mann also, der es vom ganzen Sandenklüngel zu den höchsten äußeren Ehren gebracht hatte, wirklich finden statt: und unbestritten als der Dümmſte von der Familie" erschien. Es liegt etwas Ungeheuerliches, wenn auch nichts unwahrscheinliches in der Behauptung, daß dieser Mann, der mit einem Federzuge Millionen und nicht bloß eigne ins Rollen bringen konnte, seit fünf Jahren schwachsinnig ge= wesen sei und von der Größe seiner Verantwortung keinerlei Vor­stellung besessen hätte. Ganz so unglaublich scheint diese Annahme nicht, wenn man den alten Mann betrachtet, wie er unbeweglich und ohne jedes Zeichen der Anteilnahme die Ausführungen seiner Ver­teidiger an sich vorbeigehen läßt. Man kann hinter diesen ausdrucks­lofen Augen wahrhaftig fein Gehirn vermuten, das jenen verwickelten Gedankengängen des Anwalts folgen könnte, in denen sich die ganze Außerdem sind zur Auskunfiserteilung über alle die Gewerbe­Kompliziertheit seines Geschäfts und seines Verschuldens wider- Aufsicht betreffenden Angelegenheiten täglich von 1 bis 3 1hr spiegelt. Diesem Manne nun hat die Gesellschaft nicht nur die Gewerbe- Aufsichtsbeamte in den Dienstlokalen der Gewerbe­höchsten Ehren erwiesen und die größten Gewinne zu- Inspektionen anwesend. geschanzt, sie hat ihm auch die schwersten Pflichten aufgeladen: Die Bezirke der Gewerbe- Inspektionen für Berlin , Charlotten­Eduard Schmidt war- Vorfizender des Aufsichtsrats der Preußischen burg, Schöneberg und Rigdorf find, wie folgt, bgegrenzt: Hypotheken- Aktienbank! 1. Gewerbe- Inspektion Berlin C., umfassend die Bezirke der Die Ausführungen seiner Verteidiger entbehren sicherlich nicht Bolizeireviere 1, 2, 6, 12 bis 16, 19 bis 22, 27, 29, 38, 40, 55 der Logik. Denn wenn Schmidt wirklich schwachsinnig ist, und und 93. Justizrat Stern mit seiner geistreichen Theorie, die Aufsichtsräte 2. Gewerbe- Inspektion Berlin O., umfassend die Bezirke der feien vor strafrechtlicher Verfolgung desto sicherer, je weniger fie Polizeireviere 23 bis 26, 43 bis 45, 48, 49, 52 bis 54, 65, 66, 70, sich um ihre Obliegenheit fümmerten( weil dann keine böse Absicht" 79, 86, 87, 94 bis 96 und 102, sowie den Stadtkreis Rigdorf. erweisbar sei!), recht behält, dann ist der Hofbankier sicherlich der 3. Gewerbe- Inspektion Berlin S., umfassend die Bezirke der Unschuldigste von allen. Desto größer aber würde unter solchen Polizeireviere 28, 30, 31, 34 bis 36, 39, 41, 42, 47, 56, 63, 67, 71 Umständen die Schuld jener, die den Geisteszustand Schmidts zu bis 78, 78 und 85, sowie den Stadtkreis Schöneberg . ihren Zwecken auszumuzen verstanden haben. 4. Gewerbe- Inspektion Berlin W., umfassend die Bezirke der Auch sonst entbehrte der Vortrag des Justizrats Stern nicht der Polizeireviere 3 bis 5, 8, 32, 33, 37, 57, 58, 64, 74 bis 77, 83, 84, allgemeinen Gesichtspunkte. Den Staatsanwalt, der an dem 91 und 100, sowie den Stadtkreis Charlottenburg. , erotischen" Unternehmen von Stutari Anstoß genommen hatte, hielt er 5. Gewerbe- Inspektion Berlin N., umfassend die Bezirke der entgegen, daß es einem Vertreter des Staates übel austünde, heute, Polizeirebiere 7, 9, 10, 11, 17, 18, 46, 50, 51, 59 bis 62, 68, 69, 80 wo wir im Zeichen der Weltpolitit ständen, über erotische bis 82, 88 bis 90, 92, 97 bis 99 und 101.

Am Biertisch vergiftet hat sich am Montagabend der 49 Jahre alte Goldarbeiter Otto Buchert aus der Sebastianstr. 73. Der Manu, war seit vierzehn Tagen schwer nerventrant. Am Montag abend ging er noch aus, um etwas frische Luft zu schöpfen, wie er seiner Frau fagte. Um 10 Uhr fam er in die Gastwirtschaft von Lehmami in der Prinzenstr. 44 und bestellte ein Glas Bier. Ohire daß jemand es bemerkte, mischte er Blausäure hinein, trant, nachdem er taum zehn Minuten gesessen hatte, einen starken Schluck und brach tot zusammen. Die Leiche wurde von der Revierpolizei beschlag­nahmt und nach dem Schauhause gebracht.

In selbstmörderischer Absicht sprang die von ihrem Manne der Boechstr. 12 am Montagabend gegen 1/29 Uhr an der Admirals­seit einiger Zeit getrennt lebende Frau des Restaurateurs Natusch aus brücke ins Wasser. Auf ihr Hilfegeschrei eilten zwei Schiffer mit schnell geheilte Frau, welche nunmehr mittels Droschte nach dem ihrem Handkahn herbei und retteten die von Selbstmordgedanken sehr Krankenhaus Am 11rban aebracht murde

Eine polizeiliche Absuchung des Weißensee nach der Leiche des 17jährigen Straßenkehrers Gehricke, der gelegentlich einer Boots­fahrt am Sonntag ertrunken ist, hat am gestrigen Tage statt­gefunden, war jedoch trotz der Anwendung von Schleppantern er­folglos. Ueber den traurigen Unfall, durch welchen das Sommer­fest der Augestellten der Berliner Straßenreinigung in jäber Weise unterbrochen wurde, erfahren wir noch folgendes: Vier jugendliche Straßenreiniger hatten eine fleine Gondel gemietet und unternahmen in dieser eine Wettfahrt mit den Insassen eines andren Nuderbootes. Hinter der Bade- Anstalt wollten die Wettfahrer wenden, hierbei ver­lor der das Steuer führende Straßenreiniger das Gleichgewicht und