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1. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 74.

Parlamentsberichte.

( Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)

Sonntag, den 27. März 1892.

9. Jahrg.

die Firma gleichfalls vertrete. Natürlich sind diese Angaben weggenommen. Im Oktober oder November 1891 hat die Sydow fämmtlich unwahr, was schon daraus hervorgeht, daß Beide das ihrem Dienstherrn aus dem Portemonnaie einen Tausend­Schloß des Koffers durch einen Schlosser erbrechen ließen. Der markschein fortgenommen und denselben in ihrem Haar Fabrikant ist übrigens aus der Haft entlassen worden, sein Ver- versteckt. Guhrauer hatte aber damals den Diebstahl Die Konservativen selbst haben stets die Meinung vertreten, treter jedoch, der in der Königgräberstraße eine kleine Wohnung bald bemerkt, Der Sydow denselben auf den Kopf daß die Beamten unabhängig sind und auch ihrer Regierung inne hat, ist als fluchtverdächtig nach dem Untersuchungsgefängniß zugesagt und auf diese Weise sein Geld gerettet. entgegen ihre unabhängige Ueberzeugung vertreten; jekt haben in Moabit gebracht worden. Das Zusammenleben mit dem alten, ganz allein stehenden Sie diese Meinung verleugnet. Ich meine, nun werden sich die und sehr reichen Guhrauer hat dann die Begehrlichkeit der Sydow Wähler bei den nächsten Wahlen die Frage deutlicher, Wegen versuchter Brandstiftung ist die Frau eines hervorgerufen und in ihrem Kopf reifte langsam der Plan, dem vorlegen, ob sie einen Landrath oder Präsidenten wählen sollen, Militärinvaliden K. vorgestern verhaftet und dem Staatsanwalte alten geizigen Manne seine Gelder mit Gewalt abzunehmen. Sie der vielleicht nachher von dem Herrn Grafen Ranih hinter den vorgeführt worden. Die Frau erschien vorgestern bei der Kriminal- wußte, daß Guhrauer fich Nachts in seinem Schlafzimmer ein­Koulissen zur Rechenschaft gezogen wird. Gerade ein Mitglied polizei und zeigte an, daß sie soeben aus Verdruß über das schloß, aber die Gewohnheit hatte, noch einmal aufzustehen und der konservativen Partei hätte nach den Vorgängen, welche wir Betragen ihrer Stieftochter, die ihr in unehrerbietiger Weise das Kloset aufzusuchen und mit diesen Thatsachen rechnete sie bei mit Beamten z. D. soeben erlebt haben, besser gethan, diese widersprochen habe, eine Flasche Petroleum über zwei Betten der Ausführung ihres Planes, die sie im Verein mit den Aeußerung zu unterlassen. ausgegossen und diese dann angezündet habe. Hierauf habe sie übrigen Angeklagten in der Nacht des 13. Dezember vorigen Abg. v. Stumm: Die Sozialdemokratie habe ihr Versprechen, die Wohnung verschlossen und sei zur Kriminalpolizei geeilt, um Jahres in Szene fetzte. Als an jenem Abend die in dem­feine Rede bei der zweiten Berathung des Etats gegen die Sozial- Anzeige zu machen. Als die Kriminalpolizei fofort Nach ſelben Hause wohnende unverehelichte Leschkowih den Hausflur demokratie und die Debatte darüber als Broschüre zu verbreiten, forschungen anstellte, fand sie, daß der Hausbesiker, auf deffen betreten hatte, um das Gas im Hause auszulöschen, hörte sie, schlecht gehalten, sie habe nur seine erste Rede und die Antwort Grundstück am Weinbergsweg Frau R. wohnte, das Feuer be- daß Guhrauer die Endow auszankte, daß sie so lange fort­des Abg. Bebel drucken laffen, die ganze übrige Debatte aber reits gelöscht hatte, bevor es erheblichen Schaden anrichten konnte. geblieben sei. Als die Leschkowi kurz darauf bei der Guhrauer­weggelassen, namentlich die beiden späteren Reden von Stumm. Der Hausbesitzer hatte zeitig bemerkt, daß aus der verschlossenen schen Wohnung vorüberfam, blieb sie an der Entreethür stehen Es liege hier also eine Fälschung vor. Wohnung Rauch hervordrang, und gewaltsam die Thür geöffnet. und hörte, daß Guhrauer auf wiederholtes Klopfen seine Stuben­Abg. Singer: Diese Auffassung von Fälschung ist recht Verbrannt waren nur mehrere Kleidungsstücke. Aus der Koch- thür aufmachte. Darauf ertönte ein Schlag und es fiel etwas eigenthümlich; sonst pflegt man unter Fälschung etwas Anderes maschine waren glühende Kohlen auf den Boden des Kleider zur Erde. Dann rief Guhrauer wiederholt: Ach Gott, ach zu verstehen. Mit Herrn Stöcker bin ich darin einig, daß Moral spindes gelegt worden, der gleichfalls in Brand gerathen war. Gott !" und es folgte ein dumpfes Röcheln," welches längere und Religion zweierlei sind. Man kann ein sehr religiöser und Da bezüglich ihrer zurechnungsfähigkeit erhebliche Bedenken auf Zeit andauerte. Die Leschkowiß flingelte alsdann mehrere dabei höchst unmoralischer Mensch sein.( Bustimmung links.) Die gestiegen sind, so wird Frau R. im Untersuchungsgefängniß zu Male an der Guhrauer'schen Wohnung, es wurde ihr Behauptung, daß die Sozialdemokratie an der Berrohung der Massen nächst auf ihren Gemüthszustand beobachtet werden. jedoch nicht geöffnet und sie rief deshalb die Haus­und an den Krawallen schuld sei, ist so wahrheitsliebend wie alle Der Schwindler, der durch Vorlegen von Sammellisten Male lingelte. Endlich wurde geöffnet und vor dem Haus bewohner und den Wächter Ploch herbei, welcher gleichfalls mehrere Behauptungen des Herrn Stöcker.( Der Präsident rügt diese Aus­drucksweise.) Die Versammlungen, auf welche das Urtheil des Herrn für stellenlose Dienstmädchen" zahlreiche Mädchen betrogen hat, bewohner stand die Angeklagte Sydow, nur mit Unterrod und

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den Sie die Krawalle beseitigen. Das Umfichgreifen des Anti- Eine jugendliche Diebesbande, die bei ihren Streifzügen semitismus in der Sozialdemokratie ist eine Behauptung, weiter in Berlin und den Nachbarorten mit großer Verschlagenheit zu nichts; jämmerlicher als die antisemitische Partei bei den letzten Werke ging und reiche Beute aller Art gemacht hatte, ist am Berliner Stadtverordnetenwahlen durchfiel, ist es noch keiner Partei paffirt. Interessant an den Aeußerungen des Herrn Lieber- Freitag Nachmittag in Weißensee verhaftet worden. Der Führer Partei passirt. Interessant an den Aeußerungen des Herrn Lieber- Der aus etwa einem Duhend schulpflichtiger Jungen bestehenden mann v. Sonnenberg war mir nur sein ungeschriebenes Gesetz". Bande ist ein zwölfjähriger Bursche, sein erster Gehilfe noch Der ganze Kampf der antisemitischen Partei besteht nach meiner etwas jünger. Bei der Festnahme wurde ihnen ein Bosten Meinung nur darin, die Juden, die sie todtschlagen, zu beerben. Zigarren abgenommen. Das Hehlernest ist noch nicht entdeckt ( Beiterkeit.)

Abg. Richter: Die Börse als Mitschuldige an den Kra­wallen hinzustellen, hat Herr von Liebermann versucht. Das ist ein Märchen.

Abg. von Kardorff: Wenn Herr Stöcker der sog. liberalen Mehrheit folche Schuld giebt, so bemerke ich, daß meine Partei einstimmig zu den Gegnern des Volksschul- Gesetzes gehört hat. ( Hört, hört! links.)

Abg. Stöcker stellt in Abrede, daß er behauptet habe, die Sozialdemokratie sei an der Verrohung schuld. Damit schließt die Generaldiskussion.

worden.

Eine Droschke 1. Klasse 1220 ist mit Pferd und Kutscher seit einigen Tagen spurlos verschwunden. Die Nachforschungen haben noch keinen Erfolg gehabt.

öffentlichen Radauversammlungen spricht man erst seit dem Auf- bestraften Kellners und Kolporteurs Hugo Geserich, genannt dem Bett gestiegen sei. Als man sie fragte, was denn vorgegangen treten des Herrn Stöcker und seine Anhänger. Daß man diese Kleinod ermittelt, und verhaftet worden. G. behauptet, daß die sei und ob sie denn dem Guhrauer Gewalt angethan habe, gab Borgänge politisch fruktifiziren will, finde ich standalös. Wir meisten Namen seiner Sammelliſten von ihm fingirt worden sie zu, denselben mit einem Stuhle geschlagen zu haben, und auf find bei den Dingen nicht im geringsten interesfirt. Das System seien. Immerhin aber hat er bereits zugegeben, daß seine die weitere Frage, ob sie denn allein sei oder noch Jemand bei der heutigen bürgerlichen Gesellschaft im Verein mit der Noth Spekulation auf die Gutmüthigkeit der armen Mädchen den Er­der Zeit und der großen Arbeitslosigkeit hat diese Konsequenzen folg gehabt habe, daß er ihnen im Ganzen etwa 40 M. ab- wegen der langen Weile bei mir." Der Wächter Ploch betrat dann fich habe, antwortete sie:" Nun ja, ich habe einen Bekannten gezeitigt. Schaffen Sie Arbeit für die Arbeitslosen, dann wer- schwindeln konnte. das Wohnzimmer, wo er den Angeklagten Eifert vorfand, und als er das Schlafzimmer betrat, fah er den Guhrauer in einer Situation auf feinem Bette liegen, welche feinen Zweifel darüber ließ, daß ein schweres Verbrechen an ihm verübt war. Die Füße waren mit einem Strick, die Hände mit einem Handtuch gefesselt, auf seinem Gesicht lag ein Handtuch, ein Hemd und ein zusammen. gelegtes Deckbett. Unter dieser Last vermochte der alte Mann kaum mehr zu athmen und als man ihn von seinen Fesseln be= freite, war er dem Verscheiden nahe. Der hinzugekommene Schutz­mann Schmidt bemerkte an dem Halfe des Gebrauer Eindrücke von den Fingern und Blutspuren. Nach kurzer Zeit wurde auch die Kousine der Sydow, die verehelichte Wille, in der Wohnung, daß hinter einer Thür versteckt, vorgefunden. Es war flar, bar das Verbrechen, dem Guhrauer zum Opfer gefallen, von diesen 3 Personen gemeinschaftlich ausgeführt worden war; dieselben Paffage- Panoptikum. Jn Paffage- Banoptikum traten am leugneten das Attentat auch gar nicht, behaupteten aber, es nicht Freitag vier neu engagirte Spezialitäten auf. Die Spezialitäten auf einen Mord, sondern nur auf einen Raub abgesehen zu waren: Der Riefe Brough mit dem Zwerg Kennan. Eine afri- haben. Die Kriminalpolizei hatte sehr bald ermittelt, daß der fanische Zwergin Ata, dem von Stanley in Afrika aufgefundenen Ehemann der Wilfe auch mit bei dem Verbrechen betheiligt war. Gr Zwergvolt angehörig, und Mr. Hull, der Mann mit dem Stein- hatte zur Zeit, als das Attentat ausgeführt wurde, sich in einer Nach einer Reihe persönlicher Bemerkungen wird die Fort- topf. Der Riefe Brough hat viele Aehnlichkeit mit einer Hopfen- in der Stähe belegenen Kneipe aufgehalten und Billard fegung der Berathung auf Montag 12 Uhr vertagt. ftange; er ist so schlank wie eine Weidengerte und hat den Vor- gespielt. Nach Ansicht Der Anklagebehörde ist dies theil, die gewöhnlichen Sterblichen um drei bis vier Ropflängen aber nur geschehen, um fich einen Alibibeweis ชิน zu überragen. Rennan ist der Kleinste der Kleinen, bedient sich sichern. Thatsächlich soll Wilte vor der That seiner eines Stockes, er scheint uns nicht ganz sicher auf den drei Mitangeklagten genaue Kenntniß erhalten und Beinen. Die Frau Ata ist, wie gesagt, ebenfalls eine Zwergin. wiederholt Nath ertheilt haben. Die Ermittelungen der Anklage­Bon Liebreiz kann man nicht gut sprechen. Sie ist schwarz wie behörde haben in dieser Beziehung Folgendes ergeben: Als der der Teufel; ihre Haarfrisur erinnert an die Familie Struwel verbrecherische Plan bei der Sydow gereift war, zog sie ihre Noth macht erfinderisch, sie bringt den Menschen fogar peter. Sie hat einen ziemlich großen Kopf und ihr Gesicht ziert Roufine Wilte ins Geheimniß und intereffirte fie für den Plan, Soweit, daß er in Gefängnissen seine Zuflucht sucht. Ein obdach eine rudimentäre Nafe, welche lebhaft an gewisse Vorfahren nach den Gubrauer, wenn er auf das Kloset ginge, zu binden und ihn lofer Arbeiter in Rigdorf machte an einem der letzten Abende den Darwin erinnert. Sie soll an beständigem Frost laboriren, sonst dann seiner Gelder zu berauben. Die Wilke forderte dann ihren Versuch, eine Gefängnißstrafe zweimal abzubüßen, indem er sich aber ist sie sehr interessant. Das meiste Interesse erregte Ehemann zur Betheiligung an dem Verbrechen auf, dieser lehnte bei dem dienstthuenden Beamten des Amtsgerichts- Gefängnisses Mir. Hell, der Dickkopf, pardon der Steinkopf, mit feinen Pro- es jedoch ab und nun wurde Eifert dafür gewonnen. Bei den meldete unter der Angabe, daß er die Aufforderung erhalten duktionen. Er zerschellt an seinem harten Schädel ein zwei Zoll Verhandlungen mit Eifert soll der Angell. Wilke wiederholt zu­habe, eine gegen ihn festgesetzte Polizeistrafe von 3 Tagen Haft dickes Brett in Stücke und macht noch andere ebenso staunen- gegen gewesen sein. Die Ausführung des Plans sollte schon am zu verbüßen. Er habe aber die betreffende Aufforderung ver- erregende Kunststücke. Diefer Amerikaner ist ein schlankes Abend des 9. Dezember stattfinden. Die beiden Mitthäter waren loren und komme deshalb ohne dieselbe, um die Strafe abzumachen. Kerlchen und besteht absolut nur aus Knochen und Muskeln. Es schon an diesem Abend von der Sydow in die Guhrauer'sche Der Gefängnißaufseher war nicht sofort zur Stelle und da der ist der Mühe werth seine Kraftstücke zu sehen. Wohnung eingelassen worden, fie mußten sich aber gegen 2 Uhr Mann darauf bestand, seine Strafe fofort antreten zu wollen, ließ sich der Beamte schließlich bereit finden, ihm eine Belle an Polizeibericht. Am 25. d. M. Nachmittags wurde ein Nachts wieder entfernen, da Guhrauer bis dahin aus seinem ver­zuweisen. Als der Gefängnißwärter erschien, wurde ihm der Vorfall vierjähriger Knabe vor dem Hause Hussitenstr. 14 von einem schlossenen Schlafzimmer nicht mehr zum Vorschein gekommen gemeldet. Als ihm der Name des Häftlings genannt wurde, erklärte Arbeitswagen überfahren und erlitt anscheinend innere Ber - genau verabredeten Weise zur Ausführung gekommen. Nach den war. Das Attentat ist dann am 13. Dezember in der vorher er entrüftet, daß dieser ja seine Strafe längst abgefeffen habe legungen. Im Keller des Hauses Chauffeestraße la wurde zustattgehabten Ermittelungen sind die Wilfe und der Angeklagte und jedenfalls nur nassauern" wolle. Es wurde also der Weg derselben Zeit ein Mädchen erhängt vorgefunden. Eifert Nachmittags gegen 6 Uhr von der Angeklagten Sydow in nach der Zelle angetreten, wo der Nassauer" untergebracht war. Nacht zum 26. d. M. sprang ein Mädchen von der Michaelbrücke die Guhrauer'sche Wohnung eingelassen worden. Während ihrer Der lag bereits in sanftem Schlummer auf seinem Strohsack. in die Spree, wurde jedoch auf seinen Hilferuf von zwei Schiffern dortigen Anwesenheit rief Guhrauer wiederholt die Sydow und Sein Schreck war groß, als er jählings aufgeweckt wurde und noch lebend aus dem Wasser gezogen und nach seiner Wohnung beschimpfte sie. Eifert. soll doch Angst gehabt haben, die ihm der Gefängnißwärter in strengem Ton auseinander fette, gebracht.- Am 25. d. Mt. Abends fanden drei kleinere That auszuführen, er soll die Wohnung verlaffen und

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Lokales.

daß er gar kein Recht habe, sich in diesem Gefängnißgelaß auf- Brände statt. zuhalten, da er feine Strafe längst verbüßt habe. Bergeblich be theuerte der Arme, daß er wirklich und wahrhaftig noch das Recht habe, in dem gemüthlichen Lotal drei Tage zu verweilen, es half ihm nichts, er mußte seine sieben Sachen zusammenpacken. Der arme Teufel flehte inständigft, ihn wenigstens bis Tages­anbruch im Gefängniß zu laffen, er sei obdachlos und wisse nicht, wo er die Nacht zubringen solle, er habe gerade noch so viel

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Gerichts- Beitung.

In der

fich erst noch Muth getrunken haben. Gegen 10 Uhr soll er mit der Sydow zusammengetroffen fein, welche aus­gegangen war, um Wasser zu holen, beide machten noch einen Spaziergang und als die Sydow zurückkehrte, empfing fie Guhrauer mit Schelten über ihr langes Ausbleiben. Dann er folgte das Attentat, von welchem die Zeugin Leschkowih in der oben geschilderten Weise Kenntniß erhielt. Als Guhrauer auf

Der Mordanfall auf den Rentier Guhraner beschäftigte wiederholtes Klopfen seine Thür geöffnet hatte, scheinen die drei Geld, um 10 Pfennig für den Morgenkaffee bezahlen zu können, gestern, Sonnabend, das Schwurgericht am Landgericht I. Auf ersten Angeklagten ihn gemeinschaftlich gepackt zu haben. Eifert faßte er mußte raus! Wehmüthigen Blickes nahm der Mann von der Anklagebant faßen: 1. die unverehel. Emilie Sydow, ihn an der Brust und hielt ihm mit der Hand den Mund zu, die Sydow der warmen Belle Abschied und stand wenige Minuten später in ſeinem abgeschabten Nöcklein in der kalten Frühlingsnacht. Wo geboren; 2. der Schuhmacher Stub& servis, Sönigsberg i. M., schlug zugleich mit einem Stuhl auf ihn ein und alle brei trugen er die Nacht zugebracht hat, wiffen wir nicht, wahrscheinlich ist Bürges, Kreis Limburg , geboren; 3. die verehelichte Zimmermann haltenen Strick die Füße und die Sydow mit einem Handtuch chuhmacher Jakob Gifert, 21 Jahre alt, zu ihn auf das Bett. Die Wilke band ihm mit einen bereit ge­er vor Kälte zitternd die Straße auf und niedergelaufen, uAuguste Wilte, 32 Jahre alt, zu Nipperwiese, Kreis Greifen- die Hände fest und als Guhrauer zu schreien und zu stöhnen an­fich die Glieder nicht erstarren zu lassen. Wäre es nun ein hagen, geboren; 4. der Zimmermann Wilhelm Wilte, 28 Jahre fing, soll sich die Sydow mit den Worten Versluchtes Aas, Wunder, wenn ein solcher jammernswerther Mensch am nächsten alt, ebenfalls zu Nipperwiese geboren. Sämmtliche Angeklagte wirst Du still sein!" auf ihn gestürzt und ihn gewürgt haben, Morgen irgend einen dummen Streich verübte, nur um wieder ins Gefängniß zu kommen? Die fapitalistische Presse würde Angeklagten auf versuchten Mord und versuchten schweren sicht packte. Wenn die Leschkowitz das Stöhnen nicht gehört unbescholten. Die Anflage lautet gegen die drei ersten während Eifert ihm Handtuch, Hemd und Deckbelt auf ben, natürlich von Neuem Mord und Beter schreien und wer weiß, Raub, gegen die Sydow ferner auf wiederholten Diebstahl hätte, wäre Guhrauer mit dem Leben schwerlich davon ge­ob das Einschlagen einer Fensterscheibe nicht irgend eine neue und gegen den Angeklagten Witte auf Beihilfe am versuchten tommen. Gesetzesvorlage zeitigte. Wir wissen, welches Gesetz allein im Mord und versuchten Raub. Wilke wird außerdem noch be- Den Vorsitz im Gerichtshofe führt Landgerichtsrath Voigt, Stande wäre, hier Wandel zu schaffen: Man dekretire die schuldigt: von dem Vorhaben eines Mordes und Raubes zu als Vertreter der Anklagebehörde fungirt Staatsanwalt Abschaffung des Hungerns!- jener Zeit," in welcher die Verhütung des Verbrechens möglich v. Jaraczewski, die Vertheidigung führen die Rechtsanwälte Die steten Erschütterungen durch den Stadtbahnverkehr war, glaubhafte Kenntniß erhalten und es unterlassen zu haben, Dr. Holz, Ballien, Träger und Dr. Fla tam Die Angeklagte Sydow erklärt auf Befragen des Prä­machen sich doch sehr bemerkbar. Am Bahnhof Alexanderplatz hiervon der Behörde oder der durch das Verbrechen bedrohten fidenten, daß sie sehr schlecht von Guhrauer behandelt worden bat man laut der Bolksztg." die Schornsteine für die Heizung Person zur rechten Zeit Anzeige zu machen. Der über 70 Jahre Rentier Moris Guhrauer bewohnt in sei; derfelbe habe sie oft mit den häßlichsten Schimpfworten be­schon wieder neu verankern müssen. An einem Hause gegenüber bem Bahnhofe in der Gontardstraße mußte man die das Gesims dem Hause Lothringerstraße 28/29 eine aus vier Zimmern, Bade- legt, sie habe aber den Dienst doch nicht verlassen, weil die Ver­trönenden Vasen entfernen, weil sie herabzustürzen drohten. Jetzt stube und Küche bestehende Wohnung; drei nach der Straße be- wandten des Herrn Guhrauer sie baten, den alten Herrn Tegene Zimmer hatte er selbst in Benutzung, das hintere Zimmer doch nicht allein zu lassen. Ihre Kousine, Frau Wilke, habe sie stehen nur noch die kahlen Sockel da. war für das Dienstmädchen, die Angeklagte Sydow, be- häufig besucht, bis Herr Guhrauer dies untersagte.- Präf.: Dieselbe war seit dem 1. September 1891 bei Eines Tages hat Sie die Wilfe besucht, Sie haben sich Zu dem gestern gemeldeten versuchten Muster- stimmt. Dienst und behauptet, daß fie von beklagt, daß Guhrauer Sie wieder schlecht behandelt und Be­Diebstahle schreibt noch ein Berichterstatter: Die an dem Dieb- Guhrauer im ftahl Betheiligten find der Zuchfabrikant Gründer aus Peit in ihrem Dienſtherrn wiederholt schlecht behandelt und beschimpft schimpft habe und da sollen Sie gesagt haben: Gie würden Sachsen und der Agent Collin. Beide erklärten anfänglich, daß worden sei. Sie hatte oft Gelegenheit wahrzunehmen, daß nicht aus dem Hause gehen, ohne dem alten Herrn Geld weg­eine Verwechselung beim Abholen des Koffers aus dem Laden Guhrauer sein Geld in dem in seinem Schlafzimmer befindlichen zunehmen. Angeli.: Das weiß ich nicht. Bräf.: Gle erfolgt wäre, und als ihnen dann nachgewiesen wurde, daß der Schrank aufbewahrte und den Schlüffel dazu in der Tasche seines wußten doch, daß Guhrauer sehr reich ist?- Angell.: Das betreffende Kunde weder mit G. noch dessen Vertreter gearbeitet Schlafrockes trug. Guhrauer hat auch wiederholt in Gegenwart war mir von Wilke's gesagt worden. Präs.: Am 6. Dezember habe, geftand der Fabrikant ein, daß ihm sein Agent die Durch der Sydow sein Geld aufgezählt. Hierbei ließ er, da er sehr sind Sie mit dem Vorschlage an die Wille herangetreten, den sicht der Muster angeboten habe, falls er ihm dafür eine be- furzsichtig ist, öfters Geldstücke herunterfallen, welche die Sydow alten Herrn, wenn er auf das Kloset gehen würde, zu vergewal. fondere Gebühr zahlen wolle, dabei habe C. angegeben, daß er aufnahm und sich aneignete. Auf diese Weise hat sie ca. 160 M. tigen und ihm den Schlüssel zum Geldspinde wegzunehmen.

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