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Nr. 171. 19. Jabrgang.

Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt

Des Freiherrn v. Auffeß Ende.

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Als die Feste des Germanischen Museums in Nürnberg pomp­haft gefeiert wurden und sich die Spitzen der Gesellschaft von heute patriotisch aufeiern ließen, die doch nichts geleistet und noch weniger etwas geopfert hätten zum Werden dieses nationalen Werkes, da er zählten wir die Leidensgeschichte des Schöpfers des Museums und sein elendes Ende im wüsten Rausche des deutschen Sieges. Genosse Blos hat dann in der Leipziger Voltsztg." noch einige lebhafte Erinnerungen und Ergänzungen aus der Zeit der Siegestümmel" veröffentlicht. Und neueſtens teilt die Frankfurter Kleine Presse" aus den eignen letzten Tagebuch Aufzeich nungen des Freiherrn v. Auffeß die Einzelheiten des tragischen Endes dieses wahren Patrioten mit, der unter den Fäusten roher Hurrahelden, wie sie hordenweise seit den legten Kriegen das einstige Volk der Dichter und Denker hordenweise austilgten, jammer­voll zusammenbrach.

Die Aufzeichnungen lauten:

Freitag, 25. Juli 1902.

mit der Fabritation vertraute Arbeiter, die die Gefahren, denen sie aber fast in demselben Augenblick nach hinten mit den Armen ausgesetzt sind, genau fennen, mit gesundheitsschädlichen Hantierungen hoch zurückschlagen. Ich 80g die Notbremse und nach betraut. Ein Wechsel der Arbeiter fam hier selten vor und spezifische einigen Sekunden stand der Bug. Zwei Mann des Personals wurden Blei- Erkrankungen famen in diesem Betriebe im ganzen Jahre zurückgelaffen; sie haben den Mann gefunden, welcher dann gegen nicht vor. 12 Uhr in Oldesloe gestorben ist, weil seine Verlegungen zu schwerer weiß hergestellt und mit diesen Arbeiten 25 Arbeiter beschäftigt. brüder, welchen der Schaffner angefaßt hatte, aus seiner Ber­In der zweiten Fabrik werden Bleifarben, Bleizucker und Blei- Art waren. Der Unfall ist dadurch herbeigeführt, weil der Thür­Doch findet hier ein häufiger Wechsel der Arbeiter statt, indem im schraubung ausriß und der arme Mensch natürlich fallen mußte. Jahre 1901 im ganzen 75 Arbeiter eingestellt wurden, demnach Der ganze Unfall ist demnach eine Folge des mangelhaften Materials das gesamte Arbeiterpersonal im Jahre durchschnittlich dreimal gewesen." wechselte. Aber nicht alle waren deshalb nur vier Monate in Die Eisenbahn- Direktion wird sich zu diesen Angaben äußern der Fabrik, sondern einige waren schon seit Jahren dort, müſſen. dagegen war die Beschäftigung andrer eine weit fürzere 16 an Bleivergiftung und zwar waren dies fast ausschließlich solche als vier Monate. Von den Arbeitern erkrankten im Jahre 1901 Bum internationalen Genossenschaftskongrek. Arbeiter, die erst furze Zeit im Betriebe gearbeitet, und die sich nach internationale Genossenschaftstongreß gestern in Manchester eröffnet. London , 22. Juli. Wie bereits berichtet, wurde der fünfte Mitteilung des Arbeitgebers nicht an die gesundheitlichen Vorschriften Gleich der erste Tag zeigte den Gegensatz zwischen den bürgerlichen gehalten hatten und die vorhandenen Handschuhe, Mundschwämme und socialistischen Genossenschaftlern. Mr. Georg J. Holyoake er und Respiratoren nicht oder nur wenig benust balten, obwohl die öffnete die Debatte mit einer Empfehlung der Gewinn Arbeiter durch Anschlag in der Fabrit zur Beachtung und Benutzung beteiligung und schlug folgende Resolution vor: derielben aufgefordert worden waren. Sie hielten sich auch nicht so ist wünschenswert, den Gedanken der Gewinnbeteiligung unter 1. Mai( 1871). Schlechte Nacht mit fortwährendem Husten und reinlich, wuschen sich nicht so gehörig, wie die älteren Arbeiter und den Unternehmern zu verbreiten und ihnen die Vorteile zu zeigen, Rasseln. Doktor holen lassen, der mir eine Arzenei verschrieb. Entschloß richteten sich im Essen und Trinken nicht so genau nach den erlassenen die dieses System ihnen bringen könnte." Dafür sprachen u. a. der mich, heim zu reisen. Machte auch heute die Festlichkeit nicht mit, Vorschriften. Die Dauer der Erkrankungen betrugen 71/2 bis 41/2 Tag, bekannte englische Schriftsteller D. F. Schloß, Professor Victor sah aber vom Fenster aus den Einzug der Studenten mit in einem Falle sogar 97 Tage. Die mittlere Dauer einer Erkrankung Böhmert, Albert Trombert( Frankreich ) und der Geistliche Fahnen, hörte die Mufit und konnte ruhig dabei bleiben, bekam war( den Fall von 97 Tagen nicht eingerechnet) 21,3 Tage( im N. P. Gilman( Vereinigte Staaten ). Dagegen die deutschen und auch Besuch von Dr. V. Scheffel( zweifellos der Dichter) und Jahre 1900 waren es 20,5 Tage); 10 Erkrankungen hatten eine französischen Socialisten. Nachdem der Antrag mit 3 Stimmen Dr. H. Bech, dem ich mein Billet zum Bankett abtrat. Dauer unter 25 Tage, 6 eine solche über 25 Tage. Mehrheit angenommen worden war, berließen die Socialisten Abends die Beleuchtung des Münsters mir gerade gegenüber, sehr hergestellt, wobei die Fabrikationsmethode im allgemeinen diefelbe wie In der dritten Fabrik werden nur Bleiweiß und Bleifarben die Sigung. - prachtvoll. Doch sehr müde, und da ich ins Bett wollte, nach in der vorerwähnten zweiten Fabrit ist. Aber während sich der Besizer 8 Uhr, fand ich zu meinem Schreck nirgends einen Tropfen Wasser, dieser Fabrik seit einer Reihe von Jahren bemüht, in seinem Betriebe wachsgrube Boryslaw eine Anzahl Bergleute dem schlechten Zustande Nach geschehenem Unglück. Nachdem in der galizischen Erd, obgleich die dummen zwei Mägde da waren und thaten, als wenn Berbefferungen anzubringen, die die Maschine an Stelle der Arbeiter der Gruben zum Opfer gefallen sind, wird jetzt eine allgemeine fie alles besorgten, fragten, ob sie wiederkommen sollten, worauf ich ihnen erklärte, wenn alles in Ordnung sei, nicht, da ich sehr bald bei gefährlichen Arbeiten treten lassen, 3. B. 1898 eine Blei- Untersuchung der Gruben angeordnet. Es ist, wie offiziell gemeldet ins Bett wolle. Also keine Aussicht erlöst zu werden vom Wasser freien Mahlen und Verpacken von Bleiweiß angeschafft hat, durch untersuchen und Vorschläge zur Erhöhung der Sicherheit machen soll. Gießmaschine eingeführt hat und neue Einrichtungen zum staub- wird, eine Specialkommission eingesetzt worden, die die Gruben mangel, bei fieberhaftem Durst. Ich fürchtete bei meiner Mattig die die gesundheitsschädlichen Manipulationen des Gießens der teit die Stiege, um deren willen ich die ganze Feierlichkeit ver­fäumte, sonst hätte ich mir selbst Wasser geholt, denn schreien den Maschinen verrichtet werden, auch das Abnehmen der Bleilappen leilappen und des Mahlens und Verpackens des Bleiweißes von konnte ich nicht, da ich kein lautes Wort sprechen konnte. Ichin ging vor meine Zimmerthür mit meinem Licht und wollte warten, den Oxydationskammern nur mit einem Klemannschen bis jemand käme, der mich gleich einem Schloßgeist erlöste. Taucherhelm ausführen läßt, dem die Atmungsluft von außen zu Zwar kamen hier und da Leute die Treppe herauf, die ich mit geführt wird, ist das Gießen der Bleilappen und das Verpacken des meiner heiseren Stimme bat, bei Dr. Barad anläuten zu wollen. Bleiweißes in der dritten Fabrik Handarbeit und werden die Blei: Niemand wollte oder konnte mich vernehmen. Je länger, desto loppen in den Oxydationskammern ohne Schuzhelm aufgelegt und mehr stieg meine Verzweiflung, mein Durst. Die Aussicht, ihn bis abgenommen. In dieser Fabrik wurden 1901 im ganzen 103 Ar­morgen früh 8 Uhr nicht löschen zu können, kein Glas, teine einzige 34 bleikrank geworden sind, davon 4 zweimal. Die türzeste beiter mit gesundheitsgefährlichen Arbeiten beschäftigt, von denen der Flaschen für Trink- und Waschwasser war mehr zu finden, weder auf Waschtisch, Nachttisch, Schreibtisch, oder wo sonst noch ein Unter Beglassung der Ausnahmefälle von 1 Tag, 72, 74, 74 Strankheitsdauer war hier ein Tag, die längste 80 Tage. Pläkchen gewesen wäre. Und doch hatten die beiden Mägde zugleich und 80 Tagen betrug die Krankheitsdauer im Durchschnitt 22.4 Tage. behauptet, alles sei in Ordnung. Ich mußte um jeden Preis Wasser 25 Erkrankungen dauerten unter 25 Tage, 13 über 25 Tage. Ein haben. Obgleich ich die Mode, die Hände in die Hosentaschen zu Arbeiter, der in zwei Arbeitsperioden in dieser Fabrit gearbeitet stecken, für abscheulich halte, griff ich doch hinein und fand das Hundspfeifchen, das so oft Hilfe leistete, wenn die Stimme hatte, war nach der ersten 80, nach der giveiten 72 Tage an Blei­versagte. Es schrillte in diesem engen Stiegenhause, daß es folit und Darmkatarrh frant. Die Erkrankungshäufigkeit war in gewiß niemand, der darin und daran war, überhörte, doch dieser Fabrit 2,91 mal so groß als in der vorerwähnten. Das niemand kam und wenn ich mit höherer Stimme die Heraus- Personal wechselte hier im ganzen sechsmal. tretenden bat, bei Dr. Barack anzuläuten, wollte es feiner Auftreten der Blei- Erkrankungen. In der ersten Fabrik wurden nur Diese drei Fabriken zeigen demnach ein sehr verschiedenes hören, wußte auch gar nicht, woher so viele nach und nach kamen, mit den giftigen Eigenschaften des Bleies und mit der Art und da doch nicht alle da wohnen konnten! An die Alanen" dachte ich weise, wie man sich vor denselben am besten schüßt, langjährig ver­nicht. Endlich kamen zwei Herren in ut und Frack daher, auf mich zugesprungen, die ich für meine Erlöser aus der traute Arbeiter beschäftigt und zwar abwechselnd mit Herstellung Not hielt. Doch dies hatte ich noch nicht mit giftiger und nichtgiftiger Farben. Hier tam infolge dieser Vorsicht schwacher Stimme herausgebracht, als der eine gar feine direkte Blei- Erkrankung vor.*) In der zweiten Fabrit mich von vorn pacte und mit Gewalt zu Boden richtungen möglichst vermieden. Es wurden aber neben schon mehr­war auch die direkte Hantierung mit Vlei durch maschinelle Ein­warf, der andre mit seinen Fäusten auf meinen jährig beschäftigten auch eine größere Anzahl frisch angestellter Arbeiter Kopf hieb, daß sogleich das Blut herunterlief. Als die Portiersfrau, die schon lange hätte kommen fönnen, da sie beschäftigt und diese wohl durch Anschlag auf die Gefährlichkeit des Bleies und auf die nötigen Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung von das Pfeifen gehört, auf den Lärm und das Geschrei herauffam, Erkrankungen aufmerksam gemacht, die sie aber zum großen Teil sprangen ihr die zwei Männer entgegen, die sie wieder nicht befolgten. auertennen glaubt. Es war das Werk einer Minute, die aber Neulinge von mehr oder weniger heftigen Erkrankungen betroffen Die Folge war, daß eine größere Anzahl dieser höchst folgenreich werden kann und teine gute or wurde. In der dritten Fabrik waren die Arbeiter, die zu einem bedeutung für die Universität sein dürfte, da es Deutsche und sogar Professoren waren, welche waren, der direkten Einwirkung des Bleies weit mehr ausgesetzt, als noch größeren Prozentsatz Neulinge in dieser Arbeit diese Schandthat an einem deutschen , sogar geladenen in der zweiten Fabrik. Die Folge davon war ein weit häufigeres Gast der Universität begingen und da es im Frieden Auftreten der Blei- Erkrankungen bei ihnen. des taiserlichen Schlosses geschah. Mau führte mich halb ohnmächtig ins Zimmer und da zufällig ein Arzt dazu Bleiarbeiter notwendig, daß 1. die Arbeiten mit giftigen und nicht gemeine Berkürzung der Arbeitszeit auf zehn Stunden wird allein Nach diesen Ergebnissen ist es zum Schutz der Gesundheit der Diese Einwände sind außerordentlich schwach. Gegen die all­tam, ordnete er falte Umschläge mit Eis an. Der Portier und Frau zeigten sich sehr thätig, leider zu spät. Ich legte iftigen Stoffen abzu wechseln haben; 2. daß die ge- geltend gemacht, daß dann auf die Saisonarbeit nicht Nücksicht ge­mich zu Beit und bekam noch einen jungen Arzt, Dr. Würzer, fährlichsten Arbeiten, für welche praktische Maschinen kon nommen werden könnte. Das ist ja natürlich ganz hinfällig, denn zu Besuch. Als Barack und Genossen heimkamen, große Klage, mit struiert sind, 11 11 r mit solchen Maschinen auss so gut wie jetzt bei der gesetzlich elfstündigen Arbeitszeit Ausnahmen der Versicherung, mir volle Satisfattion zu verschaffen, da er einem durch Anschlag oder mündlich auf die Gefährlichkeit dieser würde man sie auch bei der zehnständigen zulaffen. Das geschieht geführt werden dürfen; 3. daß die Arbeiter nicht nur für außergewöhnliche Häufung von Arbeit zugelassen werden, so der Thäter kenne, diefer sich selbst seiner That gerühmt hätte, indem er mich für einen Franzosen gehalten, was mir bis jetzt Schutzmittel zur Verfügung gestellt werden, sondern daß die Unter nutlich in noch größerem geichehen. Arbeiten aufmerksam gemacht und ihnen Die nötigen leider jetzt schon in viel zu großem Umfange und würde dann ver­noch nicht passiert. Die Eisumschläge dauerten bis Mitternacht fort, nehmer verpflichtet werden, sich auch von der Befolgung wo ich einschlief und eine der besten Nächte hatte. Morgens nach der Schuhvorschriften zu überzeugen und zur Ent in der Industrie die Arbeitszeitverkürzung nicht nötig und nicht Der Hinweis auf die Landwirtschaft beweist natürlich nicht, daß 6 Uhr auf und für Abreise vorbereitet. 2. Mai. Barack und Fran noch gesehen. Ersterer morgens mit laffung derjenigen Arbeiter, die sich dessen weigern oder fie trok möglich ist, er beweist nur, daß auch für die Landarbeiter eine ge­der Partie nach Ottilienberg, ich um 9 1hr mit der Eisenbahn Basel Aufforderung unterlassen, verpflichtet find; 4. daß den Arbeitern jegliche Festlegung der Arbeitszeit dringend nötig und daß die Land­der Partie nach Ottilienberg, ich um 9 Uhr mit der Eisenbahn Basel aber auch die nötige Beit und die nötigen Gerätschaften zu wirtschaft, wie sie gegenwärtig in Deutschland betrieben wird, nur zu. Sehr angegriffen. Portier half mir auf den Bahnhof. 3. Mai. Morgens nach Konstanz und Münsterlingen , von wo gründlicher Reinigung gelassen werden; denn eine öberflächliche von der Ueberousbentung ihrer Arbeiter ans Wirt Schelling mich empfing und alles besorgte. Bei ihm ein- Reinigung ist nicht viel beffer wie gar keine. Ein Arbeiter, der noch Konsumenten durch die Zölle existiert, ein Zustand, dessen Be­quartiert, um Dr. Kappeller zu fonsultieren, hauptsächlich nie mit Bleipräparaten zu arbeiten gehabt hat, ist allerdings nicht feitigung ein Segen für die arbeitende Bevölkerung Deutschlands wäre. wegen des Falles und der Kopfwunde. Ich war gewandt genug, sich in zwei Minuten nicht nur Hände und Wenn sonst eine Verkürzung der Arbeitszeit der Frauen auch Nägel, sondern auch furchtbar angegriffen und ruhte blos aus und ließ den Dr. K. auf Bart Gesicht und namentlich eine solche für die Männer zur Folge haben sollte, so wäre das Schnurrbart-, Nasenlöcher und morgen bitten. Sohn des Wirtes wachte bei mir. Zähne, gründlich von sehr erfreulich und würde nur die gesetzliche Festlegung der Arbeits­4. Mai. Dr. Kappeller lam gegen Mittag und blieb lang, 5. die Arbeiter auch Löhne erhalten, die ihnen eine entsprechende hat die ganze Umfrage offenbar mur den Zweck, die Verkürzung der cinem so festsitzenden Stoff wie Bleiweiß zu reinigen; zeit auch für alle männlichen Arbeiter sehr erleichtern. Im übrigen vifitierte alles, meinte das Rückgrat sei unverlegt, auch die Hirnschale, gute Ernährung mit fettem Fleisch. Wurst, Milch und Kaffee ermöglichen Arbeitszeit der Frauen zu hintertreiben. Wollte man ernsthaft eine doch schlimm stehe es um Herz und Lunge. Er verschrieb mir zwei oder daß ihnen event. diese Stoffe in natura geliefert werden, wie solche Verkürzung, dann bedürfte es der Umfrage nicht mehr. Be Arzneien und kam abends vor 5 Uhr wieder. Mit diesen Aufzeichnungen schließt das Tagebuch. Am 6. Mai es bereits mit gutem Erfolge in einigen Betrieben geschieht. Dann weise für die Möglichkeit und Nüglichkeit, ja Notwendigkeit der Ver­starb Freiherr v. Aufseß in Münsterlingen . wird auch der Genuß der Alkoholika leichter einzuschränken sein. Daß fürzung sind längst in erdrückender Masse erbracht. Argen liegt, hat der Gewerbe- Aufsichtsbeamte für Württemberg I, aber die Ernährung der Arbeiter infolge schlechter Löhne sehr im Herr Baurat Berner in Stuttgart , schon in seinem Bericht vom Jahre 1898 anerkannt, indem er in betreff der von den Fabrikbefizern hervorgehobenen falschen Lebensweise der Arbeiter bemerkt:" Dies leuchtend, daß die Bleiweißarbeiter, besonders die nicht ständig be­thatsächlich der Fall sein, es ist aber auch ein­schäftigten, bei der schlechten Bezahlung nicht in der Lage sind, eine fachgemäße Stoft einzuhalten, und daß sie der Mehrzahl nach schon förperlich geschwächt zur Arbeit kommen und nur notgedrungen die vorübergehende Arbeit des Entleerens der Oxydationskammern auf­

Eine amtliche Untersuchung wurde eingeleitet. Sie war am 11. Juni abgeschlossen. Auf Grund zweier ärztlichen Gut­achten entschied die Behörde dahin, daß keine Beranlaffung vorliege, strafrechtlich vorzugeben, da aus dem Fund bericht zur Evidenz hervorgehe, daß der Tod des Freih. v. Aufseß in keinem Stausalnegus zu den erlittenen Mißhandlungen stehe und ein Antrag der Relitten auf Strafverfolgung nicht gestellt sei. Die Thäter blieben im Amte.

mag

Aus der Frauenbewegung. Gegen die Verkürzung der Arbeitszeit der Frauen wird lebhaft Sturm gelaufen. Die Kölnische Zeitung " läßt sich zu der Umfrage der Fabritinspektoren, ob die Frauenarbeit gefeßlich auf 10 Stunden verfürzt werden soll, aus dem Wupperthale schreiben: Wo eine solche Beschränkung mit dem Betriebe vereinbar, ist fie längst durchgeführt; bei einer gefeßlichen Festlegung aber würde jede infolge der Saisonarbeit u. dal. notwendige Individualis fierung unmöglich werden. Nicht zu übersehen aber ist dabei der veitere Gesichtspunkt, daß auch die Landwirtschaft der industriellen Bezirke ein berechtigtes Interesse daran hat, daß die Arbeitszeit in der Industrie nicht weiter verkürzt werde. Schon heute richtet sich vielfach die Arbeitszeit in der Landwirtschaft nach der in der Industrie, d. H. es werden die Lohnansprüche in der Landwirtschaft gemäß der fürzeren Arbeitszeit, die in der Industrie üblich ist, in die Höhe geschraubt. Eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit in der Industrie würde also von nachteiligen Folgen auch für die Landwirtschaft sein, die schon hente nur schiver die notwendigen Kräfte für sich gewinnen fann. Was nun ins­besondere einen früheren Echluß der Arbeitszeit an den Tagen vor der Sonn- und Feiertagen anbelangt, der ja jezt schon um 51/ a 1hr nachmittags erfolgt, so hat kaum eine andre socialpolitische Maßregel einen so vollständigen Miß­erfolg erlebt, wie die des Herrn v. Berlepsch, der den Schluß um 5½½ Uhr nachmittags zur Pflicht machte, damit die Arbeiterinnen dem bevorstehenden Sonn- und Feiertage im eignen Heim die rechte Borbereitung und Weihe zu geben in der Rage wären. Wer in der Praxis des täglichen Lebens steht, weiß, zu welch andren Dingen durchweg diese freie Zeit nach 51/2 Uhr nachmittags ausgenutzt wird. Daß in vielen Betrieben auch die männlichen Kräfte mit der Arbeit schließen müssen, weil die Frauen und Mädchen um 5/2 Uhr entlassen werden, ist ja bekannt, und dieser Uebelstand würde mir schlimmer werden, wenn der Schluß noch früher erfolgte. Im übrigen liegt die Gefahr nahe, daß manche Betriebe ganz von der Be­schäftigung von Arbeiterinnen absehen, und so könnte eine solche socialpolitische Neuerung leicht das Gegenteil von dem erreichen, was sie bezweckt."

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und außerdem der

Berliner Partei- Angelegenheiten.

Schöneweide hält am Sonnabend, den 26. Juli, ein Vergnügen bei Friesecke, Krug zum grünen Strange", Nachfolger W. Dittmann in Ober- Schöneweide, ab. Da versucht wird, in Arbeiterkreisen Billets abzusetzen, wird darauf aufmertjam gemacht, daß das Lokal der Arbeiterschaft zu Versammlungen nicht zur Verfügung steht. Die Lokalfommission. Erster Berliner Neichstags Wahlkreis. Zu dem am aufmerksam gemacht, daß von 2-4 1hr dafelbft Kaffeekochen statt findet, später gemeinsames Spiel im Schloßpart, wozu zahlreiche Beteiligung erwartet wird.

Zur Lokallifte. Der Schießklub, Centrum" in Ober­

Beitungsberichte der damaligen Zeit nannten mit aller Bestimmt heit die Namen Binding und von der Golz. Binding, der später veröffentlichte Erklärung des ältesten Sohnes des Freiherrn nehmen, weil sie eben keine anderweitige Beschäftigung finden können". Sonntag, den 27. Juli, stattfindenden Familien Ausflug nach nachmalige berühmte Rechtslehrer, war 1872 in Straßburg . Eine

Beamten."

Sociales.

Bleikrankheiten.

Hoffentlich ziehen Herr Berner und

auch die Konsequenzen ihrer Beobachtungen, indem sie die Durch führung so wirksamer Maßregeln wie die den angegebenen ver­langen.

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d

Ein Opfer des Sparsystems? Eine schwere Anschuldigung Brit. Sonntag, den 27., früh 7 Uhr: Sandzettelverteilung. erhebt im Hamburger Fremdenblatt" ein Abonnent, der Sonntag Treffpunkt bei Weniger, Werderstr. 27. Montagabend Uhr leber Gewerbefrankheiten in drei Bleifarben- Fabriken macht der abend mit jenem Buge fuhr, bei dem der Schaffner Oldenburg bei Büschel, Chauffeestr. 97, Volksversammlung. Tagesordnung: Gewerbe- Aufsichtsbeamte für Württemberg I in seinem Bericht über tödlich verunglückte. Er schreibt: Ich fuhr mit meiner Familie Zeit- und Streitfragen des Reichstages. Referent: Frizz Bubeil. das Jahr 1901 sehr beachtenswerte Mitteilungen. Die für Blei- 9 Uhr 22 Minuten abends von Reinfeld ; wir passierten Oldesloe 2. Das Verhalten unsrer Gemeindevertreter Jenner und Dorn. farben- Fabriken zur Verhütung von Erkrankungen vorgeschriebenen gegen 9 Uhr 50 Minuten. Gegen 9 Uhr 55 Minuten sah Der socialdemokratische Agitationsverein für den Reichs­Einrichtungen wurden in allen drei Fabriken in Ordmmg betroffen, ich einen Schaffner vor das Fenster unseres Abteils kommen, tags- Wahlkreis Kalan- Luckau hält Sonnabend, den 26. Juli, aber die Zahl der Erkrankungen und die Dauer der einzelnen Er­abends 8 1hr, bei Merkowski, Andreasstr. 26, feine General­tranfungsfälle waren bei den Arbeitern dieser drei Fabriken nicht nur versammlung ab, wozu die Genossen genannten Kreises hierzu be im letzten Jahre, sondern schon seit längerer Zeit sehr verschieden. sonders eingeladen seien. Woran lag das?

In der ersten Fabrik, in der neben Chrom- und Bleifarben auch andre unschädliche Farben hergestellt wurden, waren nur langjährig

*) Dabei ist nicht ausgeschlossen, daß die Gesundheit auch dieser Arbeiter durch ihre Beschäftigung mit der Beit geschädigt wurde, da die durch Blei stets verurfadite Entkräftung des Körpers ihn mehr zu andern Krankheiten, z. B. Tuberkulose und Nierenleiden, disponiert. Nur direkte Blei- Erkrankungen traten nicht auf.

Nieder- Schöneweide. Der Wahlverein hält am Sonn­abend seine regelmäßige Versammlung bei J. Franz, Grünaner straße 5, abends um 81/2 Uhr, ab. Frauen und Gäste haben Zutritt.