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Nr. 186.

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Vorwärts

Berliner   Dolksblatt.

19. Jahrg.

Dte Insertions- Gebnye beträgt für die fechsgespaltene Kolonel geile oder deren Raum 40 Pfg., für politische und gewertschaftliche Vereins­und Bersammlungs- Anzeigen 20 Bfg. Kleine Anzeigen" jedes Wort 5 Pfg. ( nur das erste Wort fett). Inserate für bte nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in derExpedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Fefttagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.

Telegramm- Adresse: Socialdemokrat Berlin"

Centralorgan der Socialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.

May Kegel.

Aus München   meldet uns der Telegraph, daß unser Genosse Regel dort am Sonntagmittag an den Folgen einer Herzlähmung, die sich im Anschluß an eine schwere Lungenentzündung eingestellt hat, verstorben ist.

In May Kegel hat die Partei einen ihrer älteren Genossen und einen begabten Schriftsteller und Dichter verloren. Vor 52 Jahren als Sohn eines Dresdener   Proletariers geboren, besuchte Regel dort die Volksschule und erlernte dann das Schriftfeßergewerbe. Als ganz junger Mann hatte er sich bereits der socialdemokratischen Bewegung angeschlossen und als unsre Dresdener   Genossen ihr erstes Partei­blatt, den Boltsboten" gründeten, trat Kegel in die Offizin ein, in der das Blatt hergestellt wurde und war von Stunde ab einer der fleißigsten Mitarbeiter. Damals, anfangs der siebziger Jahre, war es um die Herstellung der Parteiblätter manches Mal schlimm bestellt. Die Gelder waren knapp und wohl auch gar nicht vorhanden. Wenn die Blätter trotzdem erschienen, so nur infolge eines Opfermuts der Genossen, von dem unsre jüngeren Freunde sich Heute kaum eine Vorstellung machen können. Wie manches Mal ver­zichtete Regel auf einen Teil seines Wochenlohns, um die Fertigstellung des Blattes zu ermöglichen, daneben aber besorgte er in Abwesenheit August Otto- Walsters auch noch die Redaktion, d. h. er setzte den Leitartikel direkt, ohne Niederschrift, aus dem Kopfe. Eine Gabe, um derenwillen er damals viel bewundert wurde.

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Dienstag, den 12. August 1902.

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einem Brisson oder Leon Bourgeois  , die deutsche Arbeiterklasse einem Franz Ziegler   oder Bambèrger von den lebenden deutschen   Liberalen ist teiner jenen Männern gleichzustellen die Verteidigung ihrer Interessen überlassen würden?

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Right Honorable Sir Charles W. Dille, Baronet, ist im Jahre 1843 geboren. Er studierte in Cambridge, bestand im Jahre 1866 seine juristische Prüfung mit Auszeichnung und machte sodann eine Reise um die Welt. Er ist der Urheber des Wortes: Greater Britain. Sein unter diesem Titel veröffentliches Wert gilt als klassisch. Im Jahre 1868 trat er ins Parlament ein. Drei Jahre später hielt er republikanische Vorträge in Newcastle  . Jm Jahre 1880 wurde er als Unterstaatssekretär des Aeußern in die liberale Regierung berufen und bekleidete zugleich das Amt des Präsidenten der Lokalregierung. Seit 1892 vertritt er den Wahl­freis Forest of Dean  , Gloucester  . Außer dem oben genannten Werke schrieb er: Die gegenwärtige Lage der europäischen Politit"( 1887); Die britische Armee  "( 1888); Probleme des Größeren Britanniens" ( 1891); Imperiale Verteidigung"( 1892); außerdem zahlreiche Artikel in der englischen, amerikanischen und französischen   Presse. Er ist Eigentümer des Athenäum", des bedeutendsten litterarischen Wochen­blattes der englischen Sprache.

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Am 6. d. M. gewährte mir Sir Charles das nachgesuchte Interview. Ich stellte folgende Fragen:

Aus den Vorgängen der letzten Zeit dürfte man schließen, daß die Trade Unions   die Wichtigkeit der politischen Aktion eingesehen haben. Wir werden wohl im nächsten Barlament eine größere Bahl von Arbeitervertretern haben. Werden sie eine von den übrigen Parteien unabhängige Politik treiben?"

Dilke: Das glaube ich nicht. Die Vertretung wird sicherlich eine stärkere sein, aber da die Arbeiterführer den verschiedenen politischen Richtungen angehören, so werden sie politisch nicht einheitlich vorgehen."

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

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Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.

Dilke: Gewiß ist eine Störung des status quo dort zu be fürchten. Aber die Gefahr ist keine unmittelbare. Jm Grunde genommen liegt die Sache so: eine Besizergreifung von Tripolis   durch Italien   wäre gleichbedeutend mit einer Kriegs­erklärung an die Türkei  . Die italienischen Staatsmänner sehen dies ebenso gut ein wie wir. Es ist deshalb nicht wahrscheinlich, daß sich Italien   in einen Krieg stürzen würde."

" Und im nahen Osten?"

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Dilke: Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Es giebt dort viele unkontrollierbare Faktoren, die alle Berechnungen über den Haufen werfen könnten. Sicher ist indes, daß es, soweit ich sehen kann, keiner europäischen   Macht gelingen wird, das Ein­verständnis Europas   für einen entscheidenden Borstoß gegen die Türkei   zu gewinnen."

Was ist Ihre Ansicht über das Verhältnis zwischen England und Deutschland  ?-- Ich sehe, es ist wohl eine delikate Frage. Nach der umfangreichen Debatte im Unterhanse über den auswärtigen Etat( am 3. Juli) warnte der Vorwärts" vor weiteren Verhegungen zwischen den beiden Ländern."

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Dilke: Ich kann mich über diese Frage nicht äußern( I have nothing to say)... Dafür werde ich Ihnen meine Ansicht über Oestreich- Ungarn   sagen. Trotz aller Bangermanen sehe ich der Zu­funft Oestreichs mit aller Ruhe entgegen. Es ist vielleicht möglich, daß es dort bei einem Thronwechsel zu Revolten kommen werde. Aber alle derartigen Versuche würden von den gemeinsamen Operationen einer deutschen   und ungrischen Militärmacht prompt unterdrückt werden."

,, Sie sind also der Ansicht Bismarcks, daß wenn kein Oestreich existierte, eins geschaffen werden müßte?" Dilfe: Gauz richtig."

Und damit schloß die Unterredung.

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Nichter Bighams Urteil.

Nach Walsters Abgang übernahm Kegel dann die Redaktion des Voltsboten" ganz, um dann später nach Chemnig in die Redaktion der Freien Preffe" überzusiedeln. In Chemnitz   redigierte Regel auch den Nußknacker", neben den in Braunschweig   unter Stokostys Leitung erscheinenden Leuchtkugeln" das erste socialistische Wigblatt der Partei. Das Socialistengesetz mit seinen Verboten aller Partetpreffe" Welchen politischen Richtungen gehören sie? Und wie stellen fetzte auch der Regelschen Thätigkeit in Chemniß ein Ziel. Der sie sich zum Imperialismus?" Der Zweimillionen- Prozeß gegen die walisischen Bergarbeiter Versuch, unter Kegels Leitung an Stelle der verbotenen Berliner   Dilke: Es sind darunter Socialisten, Liberale und Konservative. endete in erster Instanz mit einer Abweisung der Regreße Freien Preffe" ein neues Blatt Die Berliner   Nachrichten" heraus- Der Abgeordnete John Wilson( Durham  ) ein aufrichtiger Cha- lage! zugeben, scheiterte an dem sofortigen Verbote der ersten Nummer. ratterist ein ausgesprochener Individualist. Ich gebrauche das Die Ueberraschung ist eine allgemeine, denn der Grundsatz, den Regel wieder nach Dresden   zurück, wo er an den verschiedenen Wort Imperialismus nicht, da man ihm gewöhnlich keinen genau dieses Urteil einschließt, ist von tiefgreifender Bedeutung. Und nicht Versuchen, wieder ein Blatt für die Genossen zu schaffen, definierten Inhalt giebt. Es ist auch nicht so leicht, eine Meinung minder der allgemein politische Gesichtspunkt, von dem der ent­sich lebhaft beteiligte, außerdem aber das Wigblatt darüber abzugeben, wie sich die Arbeiterklasse zu dem was man gemeinhin scheidende Richter geleitet wurde. Fassen wir den Prozeß zu­" Hiddigeigei" Herausgab, bis auch dieses dem Socialistengefeß zum als Imperialismus bezeichnet, stellt. Die Gewerkschaftsführer find sammen: Opfer fiel. Später leitete Regel jahrelang die Fränkische Tages- meistens gegen diese Ideen, aber eine große Zahl der organisierten post" in Nürnberg   und war außerdem im Viereckschen Verlage in Arbeiter scheinen mit diesen Ideen zu sympathisieren, besonders in München   thätig. Seit 1886 war Regel am Wahren Jakob" thätig, London   und in Glasgow  ; bis zu einem gewissen Grade auch in deffen fest angestellter Redacteur im Jahre 1888 er wurde. Seitdem Newcastle  ." lebte Regel abwechselnd in Stuttgart   und München  , wo er jetzt die Augen für immer geschlossen hat.

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,, Werden die Arbeitervertreter wenigstens in Arbeiterfachen ein­heitlich vorgehen?" Dilfe: In Arbeiterfragen ist ein harmonischer Zusammenschluß zu erwarten. ,, Wie kommt es, daß die Arbeiterabgeordneten sich nicht immer an Debatten über Arbeitergefeße beteiligen?"

Das Lohnverhältnis in den walisischen Gruben wurde seit 1875 durch eine gleitende Skala reguliert, d. H. der Lohn stieg oder fiel entsprechend der Bewegung in den Kohlenpreisen. Im Herbst 1900 und 1901 beschlossen die Bergleute, einige Tage zu feiern, um der Ueberproduktion und damit der Zohnherabseßung vorzubeugen. Im Jahre 1900 geschah dies auf Anordnung der Führer der Bergarbeiter­Ueber den Gesundheitszustand des Verstorbenen lauteten die Föderation. Im Jahre 1901, nach dem Bekanntwerden des Nachrichten in der letzten Zeit schon immer beunruhigend. Ein mehr Taff- Bale- Entscheides, wollten die Arbeiterführer als Beamte der monatlicher Aufenthalt in Italien   in diesem Frühjahr und Sommer Föderation diese Anordnung nicht mehr erlassen, da sie die hat die gewünschte Heilung nicht gebracht. Unser Genosse mußte forporative Haftbarkeit fürchteten. Sie verwandelten sich deshalb in vor einigen Wochen die Wasserheil- Anstalt Thalkirchen bei München   Dilfe: Die Arbeitervertreter sind gleichzeitig Gewerkschafts  - eine Kommission der gleitenden Stala, der sie gleichzeitig als Mit­aufsuchen, aber es war feine Hilfe mehr. beamte. Sie müssen ihre Zeit zwischen ihren politischen und gewerk- glieder angehörten. Und für die Handlungen dieser Kommission- Mar Regel hat mit seinen satirischen Versen die Socialdemokratie schaftlichen Pflichten teilen. Knapp vor Schluß der Tagung kommt so dachten sie könnte man die Föderation doch nicht so leicht Jahrzehnte hindurch im Kampf gegen die Feinde lachend und spottend es aber vor, daß die verschiedensten Gegenstände zur Be verantwortlich machen. Das war offenbar ein Versuch, dem Taff­begleitet. Er hat sie aber auch durch seine Gedichte ernst und feurig sprechung gelangen, ohne vorher angekündigt worden zu Vale- Entscheid aus dem Wege zu gehen. Die Angeklagten gaben geführt. 1889 erschien von ihm eine Biographie Lassalles. Weiter sein. Das beste wäre allerdings, wenn die Arbeiter dies vor Gericht unumwunden zu, so daß darüber nicht der geringste gab er eine Sammlung Lichtstrahlen der Poesie" und das Social- vertreter ihre ganze Zeit dem Parlament widmen fönnten. Zweifel herrschen kann. demokratische Liederbuch" heraus. Eine Sammlung seiner eignen Jedoch finden sich immer liberale und konservative Ab­Gedichte erschien 1893.

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Am volkstümlichsten ist sein viel gefungener Socialisten marsch geworden:

Auf, Socialisten, schließt die Reihen!

Die Trommel ruft, die Banner wehn.

Es gilt, die Arbeit zu befreien,

Es gilt der Freiheit Auferstehn! Der Erde Glück, der Sonne Pracht, Des Geistes Licht, des Wissens Macht, Dem ganzen Volte sei's gegeben! Das ist das Ziel, das wir erstreben. Das ist der Arbeit heil'ger   Krieg Mit uns das Volt, mit uns der Sieg! In diesen Versen wird Mar Kegels Gedächtnis weiter leben. Auch ihm ist das Glück aller derer beschieden, die für die Socialdemokratie gearbeitet und geopfert: Sein Wirken bleibt auch nach seinem Scheiden ein lebendiges Werden, das am Siege webt.

Englische Zustände.

Ein Interview mit Sir Charles Dilte. Von unsrem Londoner   Korrespondenten.  

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geordnete, die die Interessen der Arbeiter wahrnehmen. Es giebt im Unterhause strengkonservative Abgeordnete, Mitglieder der christlich- socialen Union, die für den Schutz der jugendlichen und weiblichen Arbeiter lebhaft eintreten."

Sie meinen, daß es in England keinen Klassenkampf gebe?" Dilke: Das ist meine Meinung."

Ich möchte Ihnen meine Ansicht über England nicht verhehlen und Sie werden mir, Sir Charles, verzeihen, wenn ich mich etwas scharf ausdrücken sollte. Mir scheint, daß die Zeiten, wo die Kapita­listen den Arbeitern Konzessionen machten, vorbei seien. Ich glaube, England habe seinen Höhepunkt überschritten. In den ungünstigen gerichtlichen Entscheiden gegen die Trade Unions sehe ich eine Be­stätigung meiner Theorie."

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Dilfe: England steht nicht unter der Herrschaft von Generali­sationen. Wir handeln gewöhnlich empirisch."

Aber das schließt doch nicht aus, daß den Erscheinungen eine gewisse Gesetzmäßigkeit innewohnt. Uebrigens hat England einige der kühnsten Generalisatoren gehabt."

Dille: Gewiß hatten wir Männer, die die Resultate der For­schungen zusammenfassen und generalisieren fonnten, aber in unsren öffentlichen Handlungen sind wir keine Theoretiker. Es giebt meines Wissens keinen festen Plan, die Trade Unions zu schädigen. Wohl zeigen sich temporäre Rückschläge; es sind eben nur Schwankungen, ein Auf und Ab."

Um ein möglichst richtiges Urteil über die gegenwärtigen politischen Strömungen innerhalb der Trade Unions   zu gewinnen, ,, Würde es den Arbeitern schwer fallen, mehr Mandate zu er. ersuchte ich am 4. d. Mts. den radikalen Abgeordneten Sir Charles ringen?" Dilfe, mir ein Interview zu gewähren. Sir Charles steht mit den Dilfe: Sie könnten leicht eine ganze Reihe von freiwerdenden Arbeiterabgeordneten in engster Verbindung. In allen wichtigen Mandaten erobern in den Textil- und Minendistrikten und in den parlamentarischen Debatten über Arbeitergeseze ist er der leitende Seehäfen von Lancashire  , Cheshire   und West Riding von Yorkshire  . Redner. Abgesehen von Keir Hardie   ist Sir Charles der einzige In etwa drei Monaten werden die Arbeiter dort drüben abstimmen, Abgeordnete, der das britische   Proletariat als ganzes vertritt, während die für wieviel Abgeordnete sie zahlen wollen. Der Abgeordnete R. Bell eigentlichen Arbeiterabgeordneten bekanntlich nur die Interessen der( Sekretär der Eisenbahn  - Angestellten) sagte mir nämlich, seine Ge­einzelnen Gewerte wahrnehmen. Im nächsten Parlament dürfte werkschaft tönnte leicht noch einige Mandate gewinnen, wenn sie Sir Charles' Einfluß und Thätigkeit noch bedeutender werden, da geeignete Kandidaten hätte."

wir eine stärkere Arbeitervertretung erwarten. Daß einem Staats­

Die Zeit, die Sie für das Interview bestimmten, ist beinahe

manne von der politischen Parteistellung Dilfes eine folche Rolle abgelaufen. Nur noch einige Fragen über auswärtige Politik. Birgt aufall en tann, ist für englische Verhältnisse bezeichnend. Könnte man die Auflösung des anglo- italienischen Verhältnisses irgend welche ernste sich denn logischerweise denken, daß die französische   Arbeiterklasse! Gefahr für den Frieden in Nordafrika  ?"

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Die Minenbesitzer erblickten in dem Vorgehen der Berglente einen Eingriff in ihre Eigentumsrechte und in ihre ganze Geschäfts­führung und reichten deshalb eine Regreßllage ein. Die Klage be ruhte vornehmlich auf zwei Lordentscheide: Quinn gegen Leatham ( 5. August 1901) und Taff- Vale( 22. Juli 1901). Die Kläger   be­haupteten, die Führer der Föderation hätten sich in böser Absicht verschworen( maliciously conspired), ihre Leute zum Kontraktbruch zu verleiten. Sie machen deshalb die ganze Föderation für den Schaden verantwortlich.

Nach dem Einverständnis beider Parteien wurden die Ge­schwornen bald entlassen und der Prozeß ganz in die Hände des Richters gelegt. In seinem gestern gefällten Urteile sagt Bigham, es sei wahr, daß die Führer der Föderation die Arbeiter, zum Kontraktbruch verleitet haben, aber sie thaten es ohne böse Absicht gegen die Befizer. Fehlt nun das Moment der Malice, so ist auch keine Verschwörung vorhanden. Die Führer der Föderation haben demnach keine gefezwidrige Handlung begangen. Die Negreß­tlage sei deshalb abzuweisen.

Es ist klar, daß die Annahme oder Nichtannahme der bösen Abficht zum größten Teile von der geistigen Richtung und Stimmung des Richters abhängt. Und da die hohen englischen Richter mit der herrschenden Politik eng verknüpft sind, so darf man den Schluß ziehen, daß das von uns signalisierte politische Erwachen der Trades Unions einen starken Eindruck auf die Herrschenden Klassen ge= macht hat.

Und das ist kein einfacher logischer Schluß. Einen greifbaren Beweis hat Richter Bigham selbst gegeben. Er schloß sein Urteil mit folgenden merkwürdigen Worten:

Wird dieser Prozeß vor eine höhere Instanz gebracht und mein Urteil umgestoßen, so wird es meine Pflicht sein, in die Frage einzutreten, wie hoch der Schaden zu bemessen sei. Aber auch auf die Gefahr hin, den Vorwurf zu hören, daß ich über die mir gezogenen Grenzen hinausginge, rate ich den Parteien, diese Streitfrage als erledigt zu betrachten. Ich zweifle, ob es nüglich sei, und ich bin sicher, daß es nicht gut ist, bittere Gefühle zu fördern und die Beziehungen zwischen Besitzern und Arbeitern schwierig und unangenehm zu machen."

Das ist unzweideutig. Ein hoher und strenger Richter wie Bigham muß wohl Ursache haben, so zu sprechen.