Mr. 194. 19. Jahrgang.
Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Donnerstag, 21. Auguß 1902.
Zur Alkoholfrage.
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Weit furchtbarer und wichtiger jedoch als die direkte Wirkung Wie fann aber der, den gesellschaftliche Pflichten und diese des Alkohols, die das trinkende Individuum selbst und die Gemeinschaft, find schließlich in allen Volfskreisen ausschlaggebend unter die in der es lebt, treffen, find die Alkoholfolgen, die erst in der Nach- Herrschaft der Trinksitten zwingen, gegen dieselbe Trinkfitte, der er Wein, Bier und Branntwein, das sind die Getränke, die unter fommenschaft der trinkenden Gesellschaft zu Tage treten. Denn fich selbst unterwirft, erfolgreich ankämpfen? Die die Mäßigkeit verden Genußmitteln des Menschen die größte Rolle spielen. Alle drei leider ist der Einfluß des Alkohols nicht mit dem Tode des einzelnen teidigen, verteidigen entweder, durch einen schwer verständlichen entstehen im wesentlichen auf dieselbe Weise: eine zuckerhaltige Trinters erschöpft; der Alkoholgenuß ist vielmehr die Doktrinarismus dazu geführt, etwas ganz Wirkungs- und WertFlüssigkeit, der Saft der Weintrauben oder andrer Früchte, wichtigste Ursache neu auftretender, allgemeiner loses, an dem kein Mensch ein Interesse hat; oder sie wollen vor eine Abfochung von gefeimter Gerste, von Startoffeln, Roggen 2c., wird Entartung, die sich in förperlichen Mißbildungen, geistigen und allen Dingen sich selbst ihres Altoholgenusses nicht berauben und der Einwirkung des Hefepilzes, der Gärung überlassen. Der nervösen Störungen oder Anlagen dazu, und bei den Frauen noch verschließen sich daher hartnäckig der Einsicht, daß ihre„ MäßigAlkohol, der durch diese Gärung entsteht, ist der wirksame Stoff in besonders verderblicher Weise in der Unfähigkeit, ihre Kinder feit" die Ursache der Unmäßigkeit und des Verderbens andrer in allen berauschenden Getränken. Ihm verdanken sie ihre Wert zu stillen, zeigt. sein kann und wird; oder sie verteidigen endlich aus Unkenntnis schätzung, ihm verdanken sie aber auch die furchtbare Wirkung, die Die Unfähigkeit der Frau, ihr Kind zu stillen, wird ohne Ausnahme oder bösem Willen direkt die Üumäßigkeit. Selbst wenn ihr Genuß für den Menschen zur Folge hat. Denn, daß der Alkohol- vererbt. Wenn aber diese Unfähigkeit bei einer Frau, deren Mutter der mäßige Alkoholgenuß einen wirklichen Vorteil brächte, so würde genuß die Ursache unendlichen Elends in gesundheitlicher, fittlicher noch stillen konnte, neu auftritt, so ist, wie Bunge fand, die man sich doch ernstlich überlegen, ob nicht die Rücksicht auf das und materieller Beziehung ist, ist eine Thatsache, die kein Mensch, der einzige erkennbare Ursache hierfür der Alkoholismus des Vaters. Geschick der Mitmenschen und der kommenden Geschlechter auch mit offenem Blick in das ihn umgebende Leben sieht, übersehen kann. In den untersuchten Fällen dieser Art ist der Vater stets zur von dem, der das Glück hat, wirklich und stets mäßig bleiben zu Der Alkohol gehört zu den betäubenden Giften, ebenso wie das Beit der Beugung der Tochter ein Trinker gewesen! Wir wollen uns fönnen, die Enthaltsamkeit forderte. Aber wenn wir sehen, was die Morphium und das Chloroform. Während aber das Gesetz den nur daran erinnern, daß das Sängen der Nachkommen das charak- landläufige Mäßigkeit ihren Jüngern schenkt, wie sie ihnen statt freien Handel mit Morphium und Chloroform verbietet, teristische Merkmal der höchsten Klasse des Tierreiches bildet, wirklicher Lebensfreude und Begeisterung nur ein dumpfes philisterihren Verkauf auf die Apotheken beschränkt und von einer schrift- und wir werden dann ermessen, zu welchem Grade der Entartung haftes Wohlbefinden verleihen kann, das die höheren und edleren lichen ärztlichen Verordnung abhängig macht, tann man den die Kultenschheit durch den Alkohol, der dieses Merkmal beseitigt, Regungen und Fähigkeiten des Menschen erstickt, das sie in der nicht weniger gefährlichen Alkohol ohne weiteres an jeder Straßen- hingeführt wird. ado großen Masse gleichgültig macht gegen ihre eigene Lage und sie ecke kaufen. Und so ist es möglich, daß jeder Bewohner Deutsch - Epilektiker sind nach den verschiedenen Angaben in 20-50 Broz. gegen die Not des Mitmenschen abstumpft, dann kann es lands, Frauen und Kinder, alle mitgerechnet, jährlich durchschnittlich Kinder von Trinfern, Verbrecher in 30-50 Proz. Bei Kindern mit nicht zweifelhaft bleiben, welche Stellung wir der Mäßigkeit 11,2 Liter reinen Alkohols zu sich nimmt. Dabei kommen von den angeborenem Schwachsinn( Idioten) waren nach Untersuchungen in gegenüber einnehmen müssen. Wir können uns nicht darauf bes einzelnen Getränken im Durchschnitt auf den Kopf der Bevölkerung Bicêtre in Paris in 75 Proz. der eine oder beide Erzenger schränken, das Unkraut über der Erde abzuschneiden, sondern wir 110 Liter Bier, 53/4 Liter Wein und etwa 15 Liter Schnaps. Der Alkoholiker. müssen es mit der Wurzel ausreißen und vernichten. In der Branntwein Verbrauch ist in den letzten 10 Jahren bei uns auf Selbst der gelegentliche Rausch kann den Schwachsinn des im Stellung, die der Mensch zur Alkoholfrage einnimmt, offen derselben Höhe geblieben, der Bierverbrauch aber gewaltig gestiegen, Stausch erzeugten Kindes verschulden. Man hat schon längst die bart sich oft sein ganzes Verhalten zur Menschheit. Die verstandesvon 90 Liter im Jahre 1875 auf 110 Liter im Jahre 1895. In besondere Schädlichkeit des Alkohols für den werdenden Menschen, für mäßige Erkenntnis lenkt unser Handeln nicht; die Richtung, die wir Berlin tamen 1901 auf den Kopf der Bevölkerung 209 Liter Bier! das Kind, zu erkennen geglaubt, und überall tönt Eltern und Erziehern unsrem Willen geben, ist ausschlaggebend. Ist das Leiden der Die unmittelbaren Folgen des Alkoholgenusses zeigen sich im der warnende Ruf entgegen: gebt den Kindern feinen Alkohol. Aber andren mein Leiden, und ihr Glück mein Glück, so ist der Weg vortörperlichen und geistigen Zustande des Einzelnen. Die heitere daß der geschlechtsreife Erwachsene in den Steimzellen des eignen Körpers gezeichnet. Sorglosigkeit, die lärmende Fröhlichkeit, der Thatendrang und die das werdende. Sind beherbergt und seinen Alkoholgenuß diesen Die Bedenken, die gegen die Abstinenz vorgebracht werden, Unternehmungsluft, die sich des Menschen nach dem Genufie weniger zartesten Organismus und in ihm die kommende Generation schwinden in nichts zusammen; auch die, die am wichtigsten erscheinen, die Glas Bier bemächtigt und die, mit der Wirklichkeit nicht im Ein- schädigt, daran denkt kaum jemand. Die Vergiftung der Steimzellen volkswirtschaftlichen Schwierigkeiten, erweifen sich bei näherer Prüfung als flang stehend, ihn seine Fähigkeiten oft verhängnisvoll überschägen mit Alkohol, das ist, wie Bunge einmal fagt, das wirkliche Ver- ganz hinfällig. Die Verteidiger der Mäßigkeit sagen: was soll aus dem läßt, sie sind die ersten Zeichen der Alkoholvergiftung, also eines brechen gegen das keimende Leben, und Bezzola hat auch Recht, Stapital werden, das in der Alkoholindustrie angelegt ist, was aus frankhaften Zustandes. Dann kommt der vorübergehende Rausch, wenn er auf Grund seiner statistischen Untersuchungen sagt: den Arbeitskräften, die in ihr Beschäftigung und Lebensunterhalt jene Geistestrankheit, die wir alle kennen; der geistige Zustand Jeder Tropfen Alkohol beim Erzeuger bedeutet einen finden? Sie vergessen dabei, daß es sich um eine Entwicklung des Gewohnheitstrinkers, dessen Gehirn nie frei von Alkohol- Tropfen Dummheit beim Erzeugten." Die Enfartung aber, die handelt, wie sie ähnlich doch schon mehrfach vorgekommen ist. Die einfluß ist; Säuferwahnsinn und andre Geistes- und in der ersten Generation, die von einem Trinker abstammit, auf eine Eisenbahnen haben die Fuhrleute überflüssig, die mechanischen WebNervenkrankheiten. Ungefähr der dritte Teil der in den Familie beschränkt ist, breitet sich in den folgenden, mit der Ver- stühle haben die Weber brotlos gemacht. Und doch fällt es keinem Irrenanstalten versorgten Kranken verdanken ihr Leiden dem mischung der Geschlechter, mehr und mehr aus. Es entsteht eine Menschen ein, in diesen Dingen den Fortschritt verteunen zu wollen; Alkoholgenuß. Bis zu zwei Drittel aller Erkrankungen an Epilepsie allgemeine Minderwertigkeit. und das Elend, das den Fortschritt begleitete, hängt find nach uczek alkoholischen Ursprungs, sei es, daß die Krant Es ist selbstverständlich, daß sich die Degeneration in den Volks nicht von dem Fortschritt als solchem ab, sondern von andern un heit direkt durch den Alkoholgebrauch entstanden, sei es, daß sie bei treisen am stärksten und am ehesten bemerkbar macht, in denen ihr vollkommenen Zuständen. Wer zerbricht sich den Kopf darüber, went vorhandener Anlage durch ihn ausgelöst ist. Neurasthenie und die meisten andren Ursachen, die zu einer Schädigung des Körpers er für eine Verringerung der stehenden Heere oder für völlige Hysterie, zumal bei Männern, find ebenfalls in vielen Fällen auf und des Geistes führen, zu Hilfe kommen, und daß alle diese Abrüstung eintritt, was dann aus den beschäftigungslosen Offizieren Den Alkohol als alleinige oder auslösende Ursache zurückzuführen. Nerven Ursachen in den Schichten, die jest social am tiefsten stehen, am und Soldaten oder aus Krupp und den Arbeitern in den Waffenentzündung und Muskellähmung sind die häufige Folge seines Ge- meisten wirken, bedarf auch keines weiteren Beweises. In der fabriken werden soll? Wünschen wir, daß uns die Kriege immer nusses; auch das bekannte Doppeltsehen der Betrunkenen ist die Folge Arbeiterschaft wird sich daher die Entartung erzeugende Wirkung des erhalten bleiben, damit nur die Arbeiter des Kriegshandwerks nicht einer vorübergehenden Augenmuskellähmung. Alkohols am meisten zeigen. Und doch hat gerade die brotlos werden? Den Geistesstörungen eng verwandt sind Selbstmord und Ver- Arbeiterschaft von allen Klassen das höchst e Dazu kommt, daß ja die plögliche Einführung einer wirklichen brechen. Auch sie zeigen nur den Einfluß des Alkohols. Während die Interesse daran, daß eine körperlich und geistig mäßigleit fast dieselbe wirtschaftliche Umwälzung wie die der Zahl der Selbstmorde in Ländern mit steigendem Alkoholverbrauch, z. B. auf der Höhe der Leistungsfähigkeit stehende völligen Enthaltsamkeit zur Folge haben würde. Wenn das deutsche in Belgien und Frankreich , steigt, sinft sie in Ländern, in a chtommenschaft ihr Erbe antrete und ihr be Bolt fortfahren wird, jährlich 3 Milliarden Mark für alkoholische denen, wie in Norwegen und Schweden , der Alkoholkonsum abnimmt. gonnenes Wert fortseye. Laffen wir den Alkohol wie Getränke auszugeben, dann kann doch im Ernst keiner von Unter den Verbrechen sind besonders die Gewalt und Roheitsverbrechen bisher weiter wüten, so kann wohl die Zeit kommen, in der das einer" Mäßigkeit" sprechen. Nehmen wir aber απ, δαβ zum großen Teil auf den Alkoholgenuß zurückzuführen. Aschaffen- Ideal einer harmonischen und solidarischen Gesellschaftsordnung sich die Empfehlungen der Mäßigkeit es wirklich vermöchten, burg weist darauf hin, daß in Deutschland die Landesteile mit den nicht wird verwirklichen laffen, weil die Menschen, die eine zu die Ausgaben für den Alkoholgenuß von drei auf eine halbe meisten gefährlichen Körperverlegungen, nämlich Bamberg mit 317, nehmende Degeneration für die Rolle der Arbeitssflaven tauglich Milliarden herabzudrücken, wäre dann die wirtschaftliche Revolution, Oberbayern mit 325, Niederbayern mit 360 und die Pfalz mit 421 werden ließ, fich nicht auf einmal zur freien Persönlichkeit erheben die fünf Sechstel der Alkoholindustrie vernichten muß, so viel geauf 1 Million strafmündige Civilpersonen( während der Durchschnitt tönnen. Hier liegt der Grund, der die Arbeiterpartei als Bartei ringer, als wenn die ganze Alkoholindustrie aufhörte zu existieren? für das Deutsche Reich 163 béträgt!) den drei Mittel zwingen muß, sich mit der Alkoholfrage zu beschäftigen. Hier ficht man so recht, daß die Verfechter der Mäßigkeit, punkten des Schnaps, Bier und Weinverbrauchs ent= Wie wird aber die Alkoholfrage gelöst? wenn ihnen der Kampf gegen den Alkoholismus wirklich ernst iprechen. Loeffler fand in Wien bei einem kleinen, aber zuist, genau dasselbe, allerdings nur eingebildete wirtschaftliche verlässigen Material, daß bei 258 Personen, die wegen Widerstandes Unglück heraufbeschwören wie die Abstinenten, und daß sie die verurteilt waren, in 198 Fällen Betrunkenheit zur Zeit der That Intereffen des jezigen Arbeitsmarktes, die sie uns gegenüber als nachgewiesen war, ebenso in 75 Fällen von 130 wegen schwerer unantastbar hinstellen, selbst in Wirklichkeit fast ebenso wie jene auKörperverlegung Berurteilten. Kraepelin fonnte mit Recht den greifen müßten. Rausch die gemeingefährlichste Geistesfrankheit nennen, als er nach gewiesen hatte, daß im Heidelberger Bezirke mit etwa 650 000 Einwohnern in einem Jahr durch die Wirkung des Alkohols 21 Menschen eines gewaltsamen Todes verstarben und 54 Menschen schwere, zum Teil lebensgefährliche Verlegungen erlitten.
Die Hoffming, daß mit der Ueberivindung des Kapitalismus auch der Alkoholismus verschwindet, ist nach dem Vorhergesagten trügerisch. Der Alkohol ist vielmehr ein Gift, das, so lange es überhaupt von Menschen gewohnheitsmäßig genossen wird, auch immer als Gift auf sie wirken wird, ohne Rücksicht auf die jeweils herrschende Wirtschaftsordnung.
Dem Alkoholismus muß man also direkt zu Leibe gehen! Und in der Beseitigung des Alkoholgenusses überhaupt muß jeder ohne weiteres das einfachste, sicherste radikale Mittel
erkennen.
" Die theoretischen Gründe für die Mäßigkeit gegen die Enthaltfamkeit sind schon längst nichts andres als nur Scheingefechte, um einem unwilligen Willen einen halbwegs anständig aussehenden Rückzug zu sichern."
Die neue Zeit jedoch fordert ganze Menschen! Ein wirklich Die Wirkung des Alkohols auf den Körper zeigt sich in Krank- Unter dem Einfluß der Trinkfitten jedoch, von deren tyrannischer freies Geschlecht kann nicht entstehen, wenn wir uns daran geheiten der verschiedensten Organe: Geringfügiger Rachen- und Magen- Herrschaft sich nur der ein rechtes Bild machen fann, der sich ihr wöhnen, unfre eigne Bersönlichkeit, sei es auch nur für furze Beit fatarrh und tödliche Leberverhärtung und Nierenentzündung, un- entzogen hat, verteidigen die meisten den mäßigen Genuß der und in noch so mäßigem Alkoholrausch, aufzugeben. Freilich gehört bedeutende Störung der Herzthätigkeit und schwere Entartung des Herz- berauschenden Getränke als etwas unschädliches und sogar Nüß- oft Mut dazu, stets sich selbst, seinem unverfälschten Selbst, muskels und Verkalkfung der Blutgefäße u. a. m. Es giebt fast tein Organ liches und glauben in der Empfehlung der Mäßigkeit und in der gegenüberzustehen. Es ist bequem, das Gefühl des Unbefriedigtdes Körpers, das nicht leichte und schwere Störungen durch den gelegentlichen Beeinflussung der Gesetzgebung ein wirksames Mittel feins und des Zweifels mit einem Glase Bier zu be Alkohol erfahren könnte. Dazu kommt, daß der Altohol, auch wenn gegen das Alkoholelend zu haben. seitigen; es fann verlockend sein, das Elend, das uns er selbst nicht unmittelbar Krankheit erzeugt, doch stets die Wider- Aber was ist„ mäßig"? Mäßig ist gewöhnlich immer das, was ungiebt, im Alkohol zu vergessen und im Taumel der Verstandsfähigkeit des Körpers gegen andre Krankheiten herabsetzt. man felbst trinkt, und eine Mahmung zur Mäßigkeit bezieht der giftung die Welt in rosigem Nebel zu sehen und sich als ihr freier In wie vielen Fällen der Alkoholgenuß aus diesem Grunde einzelne nie auf sich, sondern stets auf den andern! Es ist keine Herrscher zu träumen. Aber durch Vergessen kommt den Eintritt des Todes beschleunigt oder zur Ursache des Möglichkeit, den Begriff der Mäßigkeit irgendwie gültig zu be man nicht weiter! Das Vergessen lähmt unsre Kraft, der Siechtums wird, ist gar nicht festzustellen. Es genüge zu erwähnen, stimmen. Alkohol hält uns auf im Vorwärtsschreiten. Wie viele stehen daß nach einer sorgfältigen schweizerischen Statistik von den Männern, Wenn man auch Bier und Wein im allgemeinen nicht des noch gleichgültig den großen Bewegungen der Zeit gegen die über 20 Jahr alt find, je der Zehnte mittelbar oder unmittelbar Geschmackes, sondern der Alkoholwirkung wegen trinkt, so ist es über? Wie viele fönnten ganz anders ihre Kraft ge= an Alkoholismus stirbt. Wir dürfen diese Erfahrung auch für doch möglich Bier und Wein so mäßig zu trinken, daß fich von brauchen, wenn sie nicht im Alkohol ihre vornehmlichste Freude Deutschland als gültig annehmen, denn der Alfoholverbrauch auf der Alkoholwirkung nichts zeigt; man trinkt vielleicht täglich einen suchten und fänden? Ja, wenn ein unerbittliches Naturden Kopf der Bevölkerung in Deutschland übersteigt noch den in der Eklöffel Bier oder einen Fingerhut voll Wein. Aber das kommt gefeß für immer eine Aenderung unsrer jezigen Verhältnisse unSchweiz. praktisch nicht vor; das thun die Menschen nicht; ein solcher Alkohol- möglich machte, wenn es immer so sein müßte, daß nur eine Wenn der Alkohol so wirkt, so ist es natürlich, daß er auch bei gemuß wäre ganz zwecklos, und nur ein völlig verschrobener Mensch geringe Zahl sich als wirklich freie Menschen fühlen dürften, der Entstehung der schlimmsten Formen der Armut eine Rolle spielt, würde vielleicht einmal diese Mäßigkeit üben, um die theoretische während die große Menge stets zum Geschick der Arbeitssflaven vers ebenso gut wie Krankheit und Verbrechen es an sich thun. Möglichkeit cines imschädlichen regelmäßigen Alkoholgenusses urteilt wäre," ja, dann wäre es nur barmherzig, der Menschheit den Und ebenso wie der Alfohol durch Verringerung der Widerstands zu beweisen. Diese wird ja aber auch von niemand betäubenden Trank des Vergessens und des Rausches zu reichen. fähigkeit des Körpers die Wirkung der Krankheiten stärker hervor bestritten; es behauptet kein Mensch, daß Spuren und Sie müßte ja sonst verzweifeln, wenn fie stete ihr umabänderliches treten läßt, so wird der Alkoholismus auch bei Armut, die aus fleinste Mengen von Alkohol nachweislich schädlich sind, eben so Geschick flar vor Augen hat und doch an ihm nichts ändern kann. andren socialen Gründen besteht, verschlimmernd wirken. Die statistischen wenig wie Spuren andrer Gifte Unheil stiften. Wenn Mäßigkeit im Wenn wir aber glauben, daß Sonne, Luft und Erde für alle da Angaben über diese Zusammenhänge find leider so unsicher und so Genuß wirkungsloser Alkoholmengen bestände, so würde sie wohl sind, daß unsre Arbeit die Bedürfnisse aller befriedigen kann, dann verschieden, daß fie uns faum ein flares Bild gewinnen lassen nicht die Verteidiger finden, die sich den Gründen für die Enthaltsam dürfen wir nicht ruhig zusehen, wie der Alkohol die Kräfte des können. Man hat nun in bürgerlichen Kreisen versucht, alle Armut feit im inneren Herzen nicht verschließen können, aber doch mit allen Voltes lähmt und aus seinen Nachkommen ein entartetes Geschlecht als die Folge des Alkoholismus hinzustellen, aber die Un- Mitteln, für ihr eines Glas Wein, für ihren einen Schoppen Bier macht. Mag sich auch mancher für den Augenblick unzufrieden und wahrheit dieser Erklärung liegt auf der Hand. Lohn- fämpfen. Ohne Alkoholwirkung macht die Mäßigkeit den Lenten unglücklich fühlen, wenn er stets der Wirklichkeit ins Antlitz blickt, fämpfe, Arbeitslosigkeit infolge von Handelstrifen, zum großen feinen Spaß und kein Vergnügen, ohne sie entsteht nicht das behagliche diese Unzufriedenheit wird erst recht ein Sporn sein, alle Kräfte dem Teil auch die Wohnungsverhältnisse usw. haben mit dem Gefühl des tünstlichen Selbstvergessens und die Erleichterung des Fortschritt zu weihen, und an Stelle des dumpfen Glücks der Bea Alkohol nichts zu thun. Man hat aber auch die umgekehrte Er gesellschaftlichen Verkehrs unter Menschen, die sich sonst nichts zu täubung wird bald das sonnenhelle Glück bei ihm einziehen, das flärung gegeben und den Alkoholismus aus dem Bauperismus fagen haben. nur das Bewußtsein schaffen kann, für eine große Idee, für abgeleitet. Das ist jedoch auch nicht richtig, denn bessere Wir wissen auch, daß es einem erwachsenen Menschen wohl Menschenfreiheit und Würde, alle Kräfte einzusetzen, um einem glückLebensbedingungen bedingen allein noch keine Abnahme des keinen dauernden Schaden bringen wird, wenn er dann und lichen Geschlechte die Wege zu bahnen. Alkoholverbrauchs. Die Entwicklung des Alkoholismus zeigt wann, etwa jeden Sonnabendabend, ein oder zwei Glas Bier trinkt, sich vielmehr von den materiellen Verhältnissen nicht direkt ab- wenn er sich nach ihrem Genuß der Ruhe hingeben und am Sonnhängig. Die Dinge lassen sich hier nicht auf eine einfache Formel tag ausschlafen fam. Hat der Mensch teine verantwortungsvollen bringen. Mit Auspruch auf Algemeingültigkeit zu sagen: hohe Pflichten mehr zu verrichten, so schadet die Beeinträchtigung seiner hoher Alkoholverbrauch, ist ebenso verkehrt, wie: Leistungsfähigkeit vielleicht niemand direkt, und er selbst wird in wie: Leistungsfähigkeit vielleicht niemand direkt, und er selbst wird in Berliner Partei- Angelegenheiten. niedrige Löhne hoher Alkoholverbranch. Im allgemeinen ist jedoch ausreichend langer Nube sich auch von den Vergiftungssymptomen bislang die Befferung der wirtschaftlichen Lage von einer Steigerung wieder völlig erholen können. Heute, Donnerstagabend, 8 Uhr finden in sämtlichen des Alkoholverbranchs begleitet gewesen. In Holland zeigen sich die Wir wissen aber ebenso gut, das es bei uns einen solchen Berliner Wahlkreisen reichsten Provinzen Nordholland , Südholland und Utrecht mit einer mäßigen Alkoholgenuß nicht giebt und nicht geben tann, wenigftens Parteiverfammlungen resp. Generalversammlungen durchschnittlichen Ausgabe von 8 Gulden für Fleisch pro Stopf und nicht für die Algemeinheit. Die Sitte, berauschende Getränke zu der Wahlvereine Jahr den höchsten Alkoholkonsum von 10-12 Liter Schnaps, die genießen, durchzieht unser ganzes Leben; bei der Arbeit und bei der armen Provinzen, Sceland, Nordbrabant und Limburg , mit einer durch Erholung stoßen wir auf fie. Wer aufrichtig ist, wird gestehen statt, in welchen die Socialdemokratie Berlins zur Brandenburger schnittlichen Ausgabe von 41/2 Gulden für Fleisch, den niedrigsten Schnaps- müssen, daß die Trinksitte nicht den mäßigen, sondern den unmäßigen Parteikonferenz und zum Münchener Parteitag Stellung zu nehmen onfum von 3-7 Liter; und Bier spielt ja in Holland feine so große Rolle" Genuß des Alkohols verlangt, und der, der glaubt, mit Mäßigkeit und die Delegierten zu wählen hat. ( Delbrich). Aber ebenso gut kommen die umgekehrten Verhältnisse den Niesen Alkoholismus beftegen zu können, müßte gegen die Die Wichtigkeit dieser Tagesordnung macht es den Genossen bor. Hertner fand in der Fabrikstadt Reichenberg in Böhmen , Trinksitten ebenso radikal vorgehen wie die Abstinenten. daß 7/2 Liter absoluter Alkohol auf den Kopf der gut gelohnten Natürlich dürfen sie keinen Unterschied machen, ob es sich nun um und Genoffinnen zur Pflicht, in diesen Versammlungen zahlreich zu Bevölkerung famen; in Trantenan dagegen kamen bei äußerst Wein und Champagner beim Mahle der oberen Zehntausend oder erscheinen. Die Lokale sind im Inseratenteil der Dienstag und ungünstigen Lohn- und entsetzlichen Wohnungsverhältniffen 15,2 Liter um die Schnapsflasche handelt, die im Kreise der Erdarbeiter Mittwoch- Nummer bekannt gegeben. Alkohol auf den Kopf. herumgeht.
Löhne
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7900
Dr. med. Georg Referstein.