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Enorme Preissteigerungen haben in den letzten Jahren fast alle Lebensmittel und Lebensbedürfnisse verteuert und so zu Einschränkungen geführt, die nicht nur im Voltshaus­halt, sondern auch in den einzelnen Familien um so bitter empfunden wurden, als die guten Lohnverhältnisse der letzten Jahre des vorigen Jahrzehnts ziemlich rasch einem rapiden Niedergange auf allen industriellen Gebieten Platz machen mußten. Nun zu guter Letzt kommt noch eine Fleisch­tenerung, die, wenn sie noch länger anhalten sollte, zu einer wahren Kalamität auszuarten droht..

Noch schlimmer wie mit dem Unfallschutz steht es mit dem Unternehmern Hören und Sehen verginge! Den Unternehmern was sagen die konservativen Fleischuotsleugner zu den Ausführungen Gesundheitsschutz der Arbeiter in den Betrieben! Die meisten und ihren ministeriellen Beschüzern! Und eben weil des in allem Bollivucher ihnen innig verbündeten Centrumsblattes? Unternehmer fümmern sich freiwillig nicht im geringsten diese Art Jufpektion die Gewerbe- Aufsicht zu einer erst wirklich Wir citieren daraus: darum, ob die bei der Arbeit entstehenden Gase und Dünste, gründlichen gestalten würde, deshalb ist es nur erst in wenigen Staubmaffen und giftigen Substanzen den Arbeiter ruinieren Staaten üblich, daß die Aufsichtsbeamten mit den Organisationen ober nicht. Das sind eben Berufskrankheiten," heißt der Arbeiter in Verbindung treten. In Preußen haben, wie es. Nun Erfahrung und Forschung beweisen, daß es gar keine wir bei Besprechung des preußischen Berichts( am 26. Juni d. J.) solche Berufskrankheiten zu geben braucht, wenn seitens der Unter- zeigten, sich in diesem Jahr schon die Beamten von ganzen nehmer dafür gesorgt wird, daß die Werkstätten den Anforderungen neun Bezirken( von den vorhandenen sechsunddreißig) mit den der Hygiene entsprechen, die Arbeitszeit nicht zu lang ist und die Arbeiterorganisationen in Verbindung gesetzt, resp. Beschwerden Arbeit nicht zu intensiv gemacht wird- lezteres geschieht ja mit derselben angenommen und geprüft. Auch in Sachsen ist dies Hilfe Herabdrückung der Accordlöhne unausgesetzt. Das Register feitens einzelner Jnspektionsbezirke geschehen. Systematisch aus­spricht von der Gleichgültigkeit bezw. Widerstand der Arbeitgeber gebaut ist dieser Verkehr aber nur in Baden, wo ihm der vor gegenüber den Anordnungen der Gewerbe- Aufsichtsbeamten" be furzem leider verstorbene, um den Arbeiterschutz hochverdiente Chef züglich des Gesundheitsschutzes der Arbeiter. So heißt es im Bericht der badischen Inspektion, Dr. Wörishoffer, die Wege ebnete, für Unter- Elsaß: in Bayern und ganz besonders in Württemberg , dessen Die häufigen Anregungen zur Herstellung ordentlicher Um- Berichte in socialer socialer Erkenntnis und objektiver Beobachtung fleide- und Wascheinrichtungen haben im großen und ganzen wenig mitunter vortrefflich find. Das sind aber alles nur kleine Erfolg gehabt. Es scheint, daß das jest lebende Geschlecht Anfänge, die sich die Arbeiter durch ihre Organi der führenden Personen in diesen Industriezweigen( Eisen- fationen wie durch die unablässigen Nämpfe in der Presse verarbeitung) zum Teil noch nicht reif ist für dergleichen und den wie in den Barlamenten errangen!

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positiv größeren Geschäftswert auf ihre persönliche Sauberkeit

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Politische Weberkyk.

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Berlin , den 1. September. Dte Fleischtenerung.

In der Hauptsache ist bedachter Arbeiter noch nicht zu schäßen weiß. Der Haupt- die Gewerbe- Aufsicht im Deutschen Reich noch ungenügend, sowohl teilhaber einer größeren Eisenfirma erklärte, er werde nie eine andre an Zahl der Beamten wie in ihrer ganzen Organisation. Die Einrichtung treffen, die Verwendung solcher( unreiner, sonst im Be- hinzuziehung von Arbeitern selbst ist noch nirgends er­triebe verwendeter) Eimer zum Körperwaschen sei traditionell in folgt, und doch ist sie unumgänglich notwendig. Am deutlichsten der Eisenindustrie, er scheue sich auch nicht davor, und dann wusch zeigt sich dies bei den weiblichen Gewerbe- Aufsichts­er zur Bekräftigung des Gesagten im schmutzigen Waffer eines beamten, die im vergangenen Jahre thätig waren und zwar in solchen Eimers seine Hände. Auch sein Betriebsdirektor wollte Breußen, Bayern , Sachsen , Württemberg, Baden, Hessen , Sachsen- Weimar von besseren Einrichtungen nichts wiffen, weil bei einer großen und Sachsen- Koburg- Gotha mit insgesamt 17 Assistentinnen. In einigen Firma im Rheinland genau ebenso verfahren werde. Aehnliche Berufungen auf schlechtes Beispiel andrer und größerer Unter- Bezirken wurden sie von den Arbeiterinnen nicht sehr in Anspruch nehmungen wurden auch anderwärts vorgebracht." genommen, die Sprechstunden sind unbesucht geblieben", in andren Mehr noch als die Berichte melden, wissen die Arbeiter aus haben sie nur wenig erfahren können, da die Arbeiterinnen noch eignen praktischen Erfahrungen heraus zu berichten. Freilich- es ängstlicher wie die Männer und leider mit Recht- fürchteten, giebt noch große Massen von Arbeitern, die auf gesundheitliche Ein- entlassen zu werden, wenn sie mit der Beamtin sprechen. Der Ge­richtungen gar keinen Wert legen, sie nicht benugen oder nicht in werbe- Aufsichtsdienst läßt sich eben nur im Anschluß an die Organi stand halten. Aber ganz zutreffend heißt es darüber im Bericht aus fationen der Arbeiter durchführen und so lange das nicht ge­Württemberg 1: Die organisierten Arbeiter machen von schicht, bleibt er unzureichendes Stückwerk. dieser Gleichgültigkeit eine Ausnahme." Die organisierten- weil sie durch Vorträge in ihren Organisationen über den außerordentlichen Wert unterrichtet sind, den gesundheitliche Einrichtungen für sie besigen, und wie und wie der jetzt noch fast überall herrschende Mangel an solchen schuld daran ist, daß das Heer der Lungenschwindsüchtigen unter den Arbeitern so Die konservativen und agrarischen Zeitungen versuchen mit entfeßlich groß ist. Prof. 2. Lewin hat im vorvorigen Jahre in der allerlei Verlegenheitsausreden die Folgen ihrer gemeingefährlichen Deutschen Medizinischen Wochenschrift" darauf hingewiesen, daß ge- Grenzsperr- Politik zu verdecken. Aber die schweren Thatsachen der werbliche Vergiftungen als Unfälle angesehen werden müßten. zunehmenden Fleischnot sind zu offenbar als daß irgendwelche Aus­In der Neuen Beit"( Band II S. 347. ff. dieses Jahrgangs) flüchte Erfolg haben könnten. Auch der übliche Versuch, alle etwaige find feine febr beachtenswerten Darlegungen ausführlich Schuld auf die Zwischenhändler und die Fleischer zu werfen, er­wiedergegeben. In Preußen sind, wie die Berichte zeigen, scheint völlig mißglückt auch für uns, die wir in Händlern und von zwei Arbeitern Prozesse angestrengt worden, der eine Fleischern nichts weniger als die Verförperung der Uneigennüßigkeit im Bezirk Merseburg von einem Arbeiter in einer elettro: erbliden. Aber selbst amtliche Organe, die fern sind von chemischen Fabrit allerdings ohne Erfolg, weil begutachtet jedem Verdacht, unnötige Beunruhigung" in die Landbevölkerung wurde, daß in der Einrichtung und dem Betriebe der Fabrik alles tragen zu wollen, sehen sich zum Geständnis der großen Gefahr geschehen sei, was zum Schutz der Gesundheit der Arbeiter nach der genötigt, die durch wachsenden Fleischmangel und unerschwingliche heutigen, allerdings noch mangelhaften Kenntnis über die Ent- Fleischpreise für die Ernährung des Boltes droht. stehungsursache der Krankheit gethan werden kann". Der andre Arbeiter lagt gegen eine im Stölner Bezirk gelegene Bleiweißfabrit auf Grund des§ 823 des Bürgerlichen Gesetzbuches; dieser Prozeß ist noch nicht entschieden. Wie das oben angeführte Gutachten zeigt, können die Arbeiter bei Klagen auf Grund des Bürgerlichen Gesetzbuchs oder des Haftpflicht- Gesezes Opfer der noch nicht genügend. orientierten Sachverständigen werden. Bei einer Klage auf Grund des Unfall geseges ist dies aber nicht möglich, da es bei diesem nicht darauf ankommt, ob der Unternehmer an dem ver ursachten Schaden schuld ist, sondern nur, ob sich der Unfall im Betriebe ereignete. Ganz richtig schreibt deshalb der Braunschweiger Beamte:

Wenn in einzelnen Fällen seitens der Arbeitnehmer unter Hinweis auf gesundheitsschädigende Einflüsse der Unternehmer haft­pflichtig zu machen gesucht wird, so ist das im Hinblick auf die erstrebte Unfallrente sehr begreiflich. Möglich aber ist es nicht immer, auf Grund der gerichtsseits erforderten Gutachten den Arbeit­nehmern zu ihrem vermeintlichen Rechte zu verhelfen."

Und eben weil es nicht immer, ja fast nie möglich ist, hier den Arbeiter mit Hilfe der Gerichte zu schützen, gerade deswegen ist die Hygienische Fürsorge in den Betrieben so außerordentlich gering. Zur Anbringung von Unfall- Schutzvorrichtungen kann der Unter­nehmer durch Anordnung der Berufsgenossenschaften, der Polizei oder Der Gewerbe Aufsichtsbeamten schließlich gezwungen werden, zu gehurdheitlichen Schutzvorkehrungen aber in weit geringerem Maße, amd da er felbft keinen Schaden von den Krankheiten der Arbeiter hat, so geschieht fast nichts.

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Der Dresdner Anzeiger", das Magistratsblatt in einer Stadt, deren konservativ- antisemitische Verwaltung für jede agrarische Maßnahme eintritt, veröffentlicht soeben eine sehr bemerkens­werte Buschrift, in der u. a. dargelegt wird:

Das Merkwürdige an der gegenwärtigen Lage ist, daß die Klagen so ziemlich aus allen Gegenden des Deutschen Reiches ertönen und aus dem Westen bezw. Südwesten noch mehr als aus dem Norden, denn die Preise von Mannheim , Stuttgart , Straßburg 2c. übersteigen die der Neichshauptstadt noch um ein Bedeutendes..

Daß die Grenze gesperrt ist, und die Sperre in den letzten Monaten selbst für die Grenzbe: wohner bedeutend verschärft worden ist, ist Thatsache, Thatsache auch, daß unsre Landwirt­schaft momentan zu wenig schlachtreifes Vich für den Markt liefern fann. Wie dem Schreiber dieses erzählt wurde, waren verschiedene Berliner Martt besuchten, geradezu erstaunt über das viele Magervieh, das sie zum Verkauf, d. h. als Schlacht= vich aufgetrieben fanden. Daß aus anderthalb bis höchstens zweijährigen Tieren, die zudem fast nur auf der Weide gewesen sind, in ein paar Wochen Mast- und Stallfütterung keine fetten Tiere zu erzielen sind, wird jedem Landwirte einleuchten. Das ist aber momentan der Fall und man kann sagen, die Signatur aller deutschen Märkte. Für minderwertiges Fleisch mag eine solche Schlachtung schließlich noch angehen, fie verfagt aber, wenu, wie hier in Berlin , gutes Fleisch geliefert werden soll. Dann müssen die Preise für diese Ware enorm in die Höhe schnellen, wie es auch aus andren Gegenden berichtet wird.

Berlinerdwirte und Viehhändler, die dieser Tage den

Vorläufig ist noch an fein Ende der Kalamität zit denken, da mit dem Eintritt der fälteren Witterung Konserven und Wurstfabriken erhebliche Ansprüche an den Markt stellen und darum die Preise voraussichtlich bis zum Ende ihrer Campague ( Ende Februar bis Anfang März) auf der Höhe halten

werden."

Schließlich schildert die Germania " als Symptom der Fleischnot die Zunahme der durch die Grenzbewohner zollfrei über die Grenze geholten Fleischmenge:

" Angesichts der hohen inländischen Fleischpreise und der vielfach hervortretenden Fleisch knappheit ist es bemerkenswert, wie sich seit einigen Monaten die zollfreie Einfuhr von Fleisch seitens der Grenzbewohner gesteigert hat. Nach den vorliegenden amtlichen Nachweisen wurden im laufenden Jahre bis Ende Juli im zollfreien Grenzverkehr 3 149 990 Kilogramm Fleisch aus dem Auslande eingebracht gegen 1986 300 Kilogramm im gleichen Zeitraume des Vorjahres. Speciell die Einfuhr von Schweinefleisch einschließlich Speck und Schinken hat sich von 1 193 600 auf 2 330 900 kilogr. vermehrt, gegen das Vorjahr also annähernd verdoppelt. Echon wäre die Zunahme noch größer, wenn nicht die den Grenzbewohnern durch den derzeitigen Bolltarif gewährte Vergünstigung, Fleisch in Einzelmengen bis zu 2 Kilogramm zollfrei über die Grenze zu bringen, im Laufe der letzten Jahre vielfach im Zusammenhang mit den Sperrmaßregeln eingeschränkt worden wäre. Bisher hat die zollfreie Grenz einfuhr, die außer für Fleisch auch für Butter, Brot und Mehl gewährt ist, stets zugenommen, wenn im Inlande hohe Preise oder Knappheit in Lebensmitteln herrschten, und somit dürfte die jezige Steigerung wohl auch als eine Felge Erscheinung der derzeitigen Knappheit in der inländischen Fleischversorgung zu betrachten sein."

Aus Thüringen wird uns geschrieben:

Was Dresden anlangt, so ist der Auftrieb auf dem hiesigen Centralschlachthof im Laufe der letzten Jahre allmählich immer geringfügiger geworden, obgleich die Einwohner­zahl der sächsischen Residenz ohne Unterbrechung erheblich gewachsen ist und demzufolge der Fleischkonsum bei ge- Die Fleischnot und exorbitante Fleischteuerung ist sunden Verhältnissen zugenommen haben müßte. Hierdurch hier erst in der letzten Woche in ein besonders akutes und böses dürfte deutlich bewiesen sein, wie dringend notwendig Stadium getreten. Daß wir erst ein wenig später, wenn nun auch das Deffnen der Grenzen, sowie die Herabsetzung der

Zölle zum Zwecke leichterer und billigerer Einfuhr von Schlacht- desto plötzlicher und schärfer, diese neueste Geißel des Voltes liegt in der Hauptsache an den tieren aller Art ist, weil die deutschen Viehzüchter und Mäster 34 spüren bekommen, thatsächlich sich nicht in der Lage befinden, bäuerlichen Besitz- und Betriebsverhältnissen der Thüringer den Bedarf zu decken. Von gewiffer Seite wird man, wie Lande, 100, wie bekannt, von einigen Ausnahmen ab­dies schon wiederholt geschehen ist, sofort mit der Behauptung bei gesehen, der kleine und fleinere bäuerliche Betrieb mit der Hand fein, daß die Landwirte recht wohl im stande starker Viehhaltung vorherrscht. Nun hat aber der plötzlich seien, den Fleischbedarf zu decken, was ja schon dadurch erwiesen gestiegene Fleischmangel im besonderen der Großstädte von hier sei, daß auf den deutschen Schlachtviehmärkten fast regelmäßig, erhöht starke Vieh- und Fleischwarenmengen, die Thüringen be namentlich in Schweinen und Nindern, nicht unansehnliche Posten

unverkauft stehen blieben und aus dem Grunde von keinem Mangel tanntlich auch sonst nach andren Provinzen abführt, weggeführt, und die Rede sein könne. Dieser Einwand ist insofern völlig hinfällig, die Preise sind plöglich ganz enorm in die Höhe geschnellt. So als die bezeichneten Ueberstände lediglich dadurch entstehen, daß war z. B. in Arnstadt mehrere Tage in der letzten Woche überhaupt die Fleischpreise für ungezählte Familien nahezu uner- keine Wurst in verschiedenen großen Fleischläden zu bekommen schwinglich geworden find und von den meisten un- und die Preise sind für Arbeiter und fleine Leute unerschwinglich ge­bemittelteren Hausfrauen der Fleischkonsum entweder worden; das Pfund Schweinefleisch 80 und 90 Bf., die ge­auf das äußerste beschränkt oder mit etwaiger Ausnahme wöhnliche Notwurst 90 Pf. bis 1. M. und Cervelatwurst von Sonn- und Festtagen möglichst vollständig vermieden 1,80 m. bis 2 M. das Pfund, das sind für Arnstadt wie in ganz Thüringen jezt die Normalpreise!

wird.

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Und weiter sagt das ratsoffiziöse Blatt: Hier in Dresden würde wirklich gutes Rindfleisch an- Noch stärker sind die Wirkungen in den größeren Städten dauernd sehr knapp sein, wenn die Einfuhr aus dem Thüringens , z. B. in Erfurt . Die ärmere Bevölkerung, selbst die nahen Böhmen wegfiele. So werden wenigstens für kleinen Beamten schränken ihren Fleischkonsum auf ein Minimum schweres Geld gute Rinder auf die hiesigen Märkte gebracht. ein, wenn sie nicht überhaupt gewissermaßen Vegetarianer werden. Wie außerordentlich groß aber die Unkosten sind, mag aus Durch den stärkeren Gemüsekonsum sind aber plötzlich auch die folgendem erhellen: An der östreichischen Grenze ist der deutsche Gemüsepreise gestiegen! Um überhaupt jetzt mal einen Reichszoll und in Dresden die Verzehrungssteuer zu entrichten; Happen Fleisch, wenn auch minderwertiges von der Frei­dazu kommen noch die Schlachtsteuer, Gebühren für die sanitäre Untersuchung, Fracht- und Schlachtipefen, Futterfosten, Stand- bank, zu erhalten, spielten sich dieser Tage vor dem Erfurter städtischen gelder 2c., und daß die Einkaupfspreise in Oestreich schon seit Schlachthause kaum glaubliche Scenen ab. Am Morgen, früh längerer Zeit auch nicht mehr billige sind, weiß jeder Fleischer, 6 Uhr, nachdem erst am Abend vorher die betreffende Bekanntmachung Landwirt und Händler zur Genüge." erschienen var, drängten sich die Armen vor dem Pförtchen des Schlachthofes; meist abgehärmte, bleiche Frauen, denen die bitterste Not vom Gesichte abzulesen ist. Leider zeigt sich die Schlachthausverwaltung in Erfurt zu all dem Glend noch sehr rigoros; so ließ sie bei dem schlechtesten Wetter die armen Leute auf der Straße warten und warten und dann nur einzeln hinein, so daß sie erst nach langem Warten in Wetter und Wind mit einem Stück Fleisch oder auch nur mit einem Topf Fleischbrühe für ihre paar Pfennige wieder abziehen konnten, um oft mit starker Berspätung zu ihrem weit entlegenen Arbeitsplatz zu kommen.-

Zumal die Gewerbe Aufsicht ja, wie wir jedes Jahr Immer wieder hervorheben müssen, so unvollkommen ist, daß fie nur zum allerkleinsten Teil ihre Aufgaben zu erfüllen vermag. Die­auch erst auf unsre Anregung hin- jegt zusammengestellte Tabelle zeigt, daß durchschnittlich nur 39,5 Prozent der Betriebe seitens der Beamten revidiert wurden! Und wie verlaufen die meisten dieser Revisionen! Der Beamte durchwandert die Betriebsräume, deren Eigenart infolge der in ihnen betriebenen Produktion ihm mindestens bei den ersten Besuchen ganz unbekannt ist. Nur die gröbsten Ver­stöße gegen die gesetzlichen Vorschriften können ihm auffallen und davon wieder nur diejenigen, die sich sogleich bemerkbar machen. Die meisten Uebelstände werden aber erst vorgefunden, wenn man längere 8eit in dem Arbeitsraume weilt, und zwar nicht als ruhiger Besucher, sondern als schwer angestrengter Arbeiter! Sehr peinlich dürfte es den Agrariern sein, daß die Centrums­Sich beim Besuche durch Fragen zu orientieren, ist dem Aufsichts- preffe, welche bisher mit ihnen die Fleischnot zu vertuschen suchte, beamten unmöglich oder nicht zu raten. Daß er die Arbeiter neuerdings sich genötigt sieht, eine gründliche Revision ihres Stand nicht fragen kann und darf, darüber melden auch in diesem Jahre punktes vorzunehmen. Die Centrumspresse scheut sich anscheinend die Aufsichtsbeamten aus allen Gegenden; die meisten segen es als denn doch, zu dem Groll, den ihr Brotwucher in den so bekannt voraus, daß sie darüber gar nicht mehr schreiben. Der arbeitenden Selaffen erregte, auch die Verzweiflung der durch die Arbeiter wird gemaßregelt, wenn er den Gewerbe- Fleischnot in ihrer Nahrung Bedrängten wider sich zu entfesseln. Aufsichtsbeamten auf Mißstände im Betriebe aufmerksam macht; So findet sich im Colmarer Courier", einem stramm Das ist so gut wie Regel. Blieben also dem Aufsichtsbeamten nur die schutzzöllnerischen Blatt, eine Korrespondenz aus Münster , in der Unternehmer oder deren Angestellte zur Befragung- und das ist doch ausgeführt wird: ben Bock zum Gärtner machen, wenn diese Interessenten der Aus­beutung wegen des Schutzes der Arbeiter interpelliert werden!

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Soll die Gewerbe Aufsicht etwas leisten, so muß sie selbst­verständlich zunächst über mehr Personal verfügen, dann aber auch mit den Arbeiterorganisationen in ständiger Füh Lung sein, so daß sie von diesen, ohne daß der einzelne Arbeiter ge­fährdet wird, alles Wissenswerte erfährt. Ja, eine den Jnteressen des Arbeiterschutzes genügende Inspektion müßte in der Weise eingeleitet werden, daß der Aufsichtsbeamte sich zunächst selbstverständlich ohne daß die Unternehmer davon etwas erfahren mit der örtlichen Berufs­organisation des betreffenden Industriezweiges in Verbindung setzt, von dieser sich Auskunft holt, welche Beschwerden über die zu inspicierende Anlage eingegangen sind, respektive veranlaßt, daß die in jener beschäftigten Arbeiter durch durch ihren Organisations­vorstand befragt und auch instruiert werden, was sie zu fordern haben- und daß bann der

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Deutsches Reich .

Drei Stunden von Münster , in Frankreich , kostet das Schweinefleisch 13-14 Sous( 1 Sou 4 Bf.), dementsprechend auch die übrigen Fleischforten. Während wir hier unter einer Künstler- Entlassungen in der Reichsdruckeret. thatsächlichen Tenerung fenfzen und das Fleisch enorm Noch sind die neuesten Leistungen der Neichsdruckerei, die eben boch bezahlen müssen, hat man jenseits der Grenze niedrige ihr 50jähriges Jubiläum feierte, nicht so bekannt geworden, daß man Preise und dabei noch Mühe, das Bieh abzusetzen. Die fagen tönne, sie marschiere auch nur technisch an der Spike ihrer Landwirtschaft verdient gewiß alle Hilfe, aber feinen Branche. Es ging und geht alles nach dem berühmten preußisch­falls darf der Schutz für die landwirtschaftlichen Er- deutschen bureaukratischen Schema F. Im so erfreulicher zeugnisse dahin auswachsen, daß dem größten Teile wirtte immerhin seiner Zeit die Nachricht, daß man des Volkes ein hochwichtiges Nahrungs­

mittel beinahe bis zur unerschwinglichkeit verjüngere Künstler, wie Sattler, Sütterlin, Bantot, teuert wird. An unsern Vertretern im Reichstag und Landes- hmce, sen ab und andre herangezogen habe, um fünft­ausschuß aber ist es, die Regierung aufzufordern, Mittel zur lerisch die morschen Traditionen des Instituts zeitgemäßer Wilderung der Fleischteuerung zu ergreifen. Bei uns im Elsaß umzugestalten oder gar ganz abzulösen. Aber schon als man wäre ein wirksames Mittel ja rasch gefunden: Man dürfte die ersten Entwürfe der neuen Briefmarken leibhaftig kennen lernte, nur die Grenzsperre für Vich aus Frankreich aufheben." mußte man stuzzig werden. Jetzt sickert durch den Deutschen Und nicht nur ein weniger maßgebendes Centrumsblatt schreibt Buch- und Steindrucker" endgültig durch, daß es alt also, das reichshauptstädtische Blatt der Partei, die ,, Germania " bringt den leitenden Stellen mit einer noch höheren Stelle, die Anlage untersucht. Dann würde er allerdings so viel eine Artikelfolge, in der die Ursachen der Zeuerung dargelegt werden die nach den bekannten Museumsreden unschwer zu auch bei einer verhältnismäßig kurzen Inspektion sehen, daß den und diese Teuerung in ihrer erschreckenden Größe zugestanden wird. erraten ist, starte Auseinandersetzungen gegeben

Aufsichtsbeamte