Nr. 225. 19. Jahrgang. 2. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. „ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Freitag, 26. September 1902.
Sociales.
Eine Lohnentschädigung wegen unberechtigter Entlaffung forderte der Brauereiarbeiter D. von der Aktiengesellschaft Schultheiß brauerei, wogegen vom Vertreter der Beklagten vor dem Gewerbegericht geltend gemacht wurde, daß der Kläger drei Tage ohne Entfchuldigung weggeblieben sei. Er habe zivar wegen einer Ehe scheidungsfache einige Tage von der Arbeit fortbleiben wollen, die Erlaubnis sei ihm aber nicht erteilt worden. Der Kläger behauptete demgegenüber, es sei ihm auf sein wiederholtes Verlangen, wegbleiben zu dürfen, gefagt worden: Machen Sie, was sie wollen. Ein Beuge bekundete, daß die Erlaubnis zum Aussegen der Arbeit nicht erteilt worden sei. Das Gewerbegericht wies den Kläger mit der Begründung ab, daß seine Arbeitsversäumnis als unbefugtes Verlassen der Arbeit an zusehen sei, da er keine Erlaubnis dazu gehabt habe. In der Aeußerung des Vorgesetzten, Kläger solle machen was er wolle, liege ein Einverständnis nicht, sondern nur eine ärgerliche Zurückweisung feines Drängens, die zugleich bedeutete, Kläger müßte die Folgen tragen. Die Entscheidung ist mindestens anfechtbar. Man fönnte ebenso gut sagen, daß die Aeußerung Machen Sie was Sie wollen" es dem Kläger freistellte, von der Arbeit wegzubleiben, und so hat dieser fie auch offenbar aufgefaßt. Jedenfalls kann der Arbeiter doch verlangen, daß ihm auf seine Bitte ein flares Ja oder Nein ere widert wurde. Für die unklare Antwort sollte doch der haftbar sein, der sie gegeben, da er die Schuld an der ihm nicht zusagenden Auslegung seiner Antwort durch den Kläger trägt.
Die kriminelle Bestrafung des ,, Blauen Montag8" besteht in Bayern auf Grund des dortigen Polizei- Strafgesetzbuchs noch immer zu recht. Auf Grund dieser Vorschrift ist jetzt wieder ein Weber in Siebenbrunn bei Augsburg zu 4 Tagen Haft verurteilt worden. Diese Bestimmung steht mit dem Geiste unsrer sonstigen Gesetzgebung über den gewerblichen Arbeitsvertrag durchaus im Widerspruch und sollte endlich beseitigt werden.
Billige Gefehesübertretung. Bu 3 M. Geldstrafe wurde vom Schöffengericht in Reichenbach in Schlesien ein Fabrikleiter verurteilt, weil er weibliche Personen über 16 Jahre länger als 11 Stunden täglich beschäftigt hatte, ohne daß das polizeilich genehmigt war. Der Fabrikleiter hatte nur eine einfache Mitteilung an die Polizeibehörde gelangen laffen, daß er die Arbeiterinnen länger beschäftigen wolle und geglaubt, dadurch seine Pflicht erfüllt zu haben.
Die Thätigkeit der Polizei bet Streiks.
Es ist ja eine ebenso bekannte wie bedauerliche Thatsache, daß bet Ausbruch irgendwelcher Streits die Polizei in der einseitigsten, parteiischten Weise in den Gang solcher rein wirtschaftlichen Kämpfe eingreift, indem sie sich von vornherein ohne weiteres in den Dienst des Unternehmertums stellt und dessen Interessen wahrnimmt, während sie auf der andern Sette den streifenden Arbeitern Schwierig feiten über Schwierigkeiten in den Weg zu legen sucht.
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des Magistrats zu verfechten, aber er schnitt nicht besser ab, als das Unfre Eisenbahncensur. Die Kopenhagener Zeitung„ Politiken " erste Mal. Von Stadthagen wurde ihm nachgewiesen, daß für bringt folgende Mitteilung:" Wunderlich ist es unleugbar, daß man den Magistrat und die Leitungen der städtischen Frrenanstalten auf Berlins Bahnhöfen keine dänischen Zeitungen faufen fann. Ein durchaus tein zwingender, gesetzlicher Grund vorliegt, sich bei bekannter Schriftsteller, der neulich von einer Steise nach Deutschland Ueberweisungen bont angeblich Geistesfranken fo winfährig beimgekehrt ist, erzählte uns gestern, daß er auf der Nückund gefügig zu zeigen, wie es bisher geschehen ist. Herr Bolitiken" verlangte, von dem Verwalter des Zeitungsverkaufs die reise, als er auf dem Stettiner Bahnhof in Berlin Cassel, der letzte Redner, fand schließlich, daß über die ganze Antwort erhielt, daß feine dänischen Zeitungen zu haben Angelegenheit gar nicht so lange debattiert zu werden brauchte. seien. Da der erwähnte Schriftsteller sehr wißbegierig ist, forschte er Offenbar ging ihm das Verständnis dafür ab, wie sehr es zur weiter nach und erfuhr, daß der Verkauf dänischer ZeiBeunruhigung der Bevölkerung beitragen muß, wenn es möglich tungen polizeilich verboten sei. Der Verwalter des ist, daß man aus der Stadtvogtei ohne weiteres in die Irren Beitungsverkaufs erzählte, daß, da oft dänische Zeitungen bei ihm anstalt abgeschoben wird und dort verschwindet, ohne daß die verlangt würden, er den Versuch, sich die Erlaubnis sie zu Angehörigen davon benachrichtigt werden. Auf der dicht bejezten bertaufen, zu verschaffen, viele Male gemacht Tribüne schüttelte man die Köpfe über Herrn Caffel. babe, aber das sei ihm immer verweigert worden, da Das Ergebnis der Debatte bestand in der vom Magistratsvertreter abführen, wie gegen fönne er schwedische Beitungen so viele gegebenen Erklärung, daß den Beamten bereits die Befolgung des bas er wolle. Er vermutete selbst, daß Reglements von neuem eingeschärft worden sei. Wir werden sehen, 8eitungen zu viel Politit enthielten. Auf jeden Fall ist darin seinen Grund habe, daß die dänischen wie weit das helfen wird. dieses Verbot höchst verwunderlich und es wäre gewiß wünschenswert zu erfahren, welche Motive dafür maßgebend waren. Das dänische Blatt scheint bon preußischer Maulforbfreiheit sehr schlechte Begriffe zu haben und müßte allein wegen seiner Un wissenheit schon empfindlich bestraft werden. Was würde es erst fagen, wenn es erführe, daß ein überaus wesentlicher Teil der deutschen Zeitungen vom preußischen Eisenbahnminister in cht und Bann gethan ist, daß die gesamte socialdemo fratische Preise, ferner die Zukunft", der„ Simplicissimus" und ähnliche der preußischen Rückständigkeit unbequeme Zeitschriften Was für die Thätigkeit der Polizei bei Streits im all auf den Bahnhöfen nicht verkauft werden dürfen? Für die gemeinen gilt, das gilt für die Berliner Polizei und die Liebe und Achtung, die eine Regierung genießt, welche ohne folche diefer Sommer hat der Arbeiterschaft von Berlin und seiner Um- daß es für Beitungen gar teine größere Reklame geben Gendarmerie der Berliner Vororte noch ganz im besondern. Gerade Censur nicht auszukommen vermeint, ist es allerdings bezeichnend, gebung eine Reihe von Streiks und andren wirtschaftlichen Kämpfen kann, als die Bahnhofsverbote. gebracht, bei denen sich Polizei und Gendarmerie für die UnterMit vollem Recht sagt der preußische Staatsbürger sich, daß nehmer und gegen die Streifenden mit einem ganz außerordent: uninteressante Blätter auf keinen Fall von der Eisenbahnlichen Eifer ins Beug legten. censur betroffen werden, sondern im Gegenteil das Bahnhofsverbot Denten wir nur an den noch unbeendeten, monatelangen eine sichere Gewähr dafür bietet, daß die solcher Maßregel verfallene Kampf der Holzarbeiter gegen den Arbeits- itteratur in jeder Hinsicht lesenswert ist. nachweis der Tischlerinnung. Wie beobachtet die Polizei Die Zunahme der Berliner Bevölkerung ist in diesem Jahre da die Kontrollposten der Arbeiter! Nicht als übten die Arbeiter in den Sommermonaten größer gewesen, als nach der geringen Höhe ein ihnen gefeßlich gewährleistetes Recht aus nein, als des Bevölkerungszuwachses, wie sie im Frühjahr beobachtet worden wären sie unter Polizei Aufsicht stehende Verbrecher. ie war, erwartet werden durfte. Für den Schluß des Jahres 1901 viele dieser Bosten find im Laufe der Monate sistiert hatte die Fortschreibung der Bevölkerungszahl 1901 567 Einwohner worden! Ihre Personalien waren auf den Polizeibureaus längst ergeben. Im Jahre 1902 hatte sich dann die Bevölkerung zwar in Aus der Frauenbewegung. bekannt, und trotzdem wurden sie immer von neuem zur Wache ge- den Monaten Januar und Februar ziemlich rasch vermehrt, Gegen die Herabsehung der Arbeitszeit der Frauen wendet mit einer Regelmäßigkeit zur Wache, wie wenn andre Arbeiter zum März infolge starten Fortzuges eintretende Verminderung der Gegen die Herabsetzung der Arbeitszeit der Frauen wendet führt und stundenlangen Verhören ausgesetzt. Die Leute gingen schon bis Ende Februar auf 1907 155, aber die alljährlich im fich auch der Verein der deutschen Papierfabrikanten in einem Schreiben an den Bundesrat. Der Verein begründet jeine Stellung, Mittagessen gehen! Bevölkerung war diesmal so beträchtlich, daß Ende März die wie die„ National- Zeitung" mitteilt, mit dem Hinweise auf die Eigen während des Streits der Metallarbeiter in den Niles Werfen, nahme, die im April und Mai eintrat, Besonders charakteristisch war das Vorgehen der Polizei- Organe Bevölkerungszahl nur noch 1899 258 betrug. Die erneute Bu art des Gewerbes", giebt aber dabei felbst zu, daß jetzt schon that weiter bei der Motorenfabrit in Tempelhof und auch bei ring; nach dem vorläufigen Ergebnis der Fortschreibung wurde bis war zunächst ge= sächlich in den meisten Betrieben des Gewerbes die Arbeitszeit nur dem Ausstand der Holzarbeiter bei der Firma Hülsenbed, 1. Juni nur erst wieder die Bevölkerungszahl 1902 180 erreicht. 10 Stunden beträgt, so daß also die geiezliche Festlegung einer Stroll u. Go. Auch hier ergriff die Polizei auf Veranlassung Dagegen brachten die drei Sommermonate Juni, Juli, August diesmal folchen wenig an den thatsächlichen Zuständen ändern würde. Der der Arbeitgeber in weitgehendstem Maße Widerstand der Unternehmer ist deshalb ganz unbegründet und die gegen die Arbeiter den verhältnismäßig bedeutenden Zuwachs von mehr als 2500, sodaß Partei. Chifanierungen der Streifpoften, Regierung wird aus solchem Material nicht viel gegen die Herab- der Arbeitswilligen und Sistierungen ohne Unterlaß wechselten freilich immer noch weniger ist als Ende Februar. Vom 31. Dezember liebevoller Schuß die Bevölkerungszahl sich Ende August auf 1904 721 stellte, was fetzung der Arbeitszeit der Arbeiterinnen beweisen fönnen. mit Einsperrungen im Spritzenhause harmonisch ab. und 1901 bis zum 31. August 1902 hat sich die Bevölkerung im ganzen was hat die Polizei mitallebem erreicht? Nichts, um 3154 vermehrt, während im vorigen Jahre die ersten acht Monate Berliner Partei- Angelegenheiten. aber auch rein gar nichts. Die Streits wurden bis zu im ganzen eine Verminderung um 2211 gebracht hatten. Die Gr ihrer Erledigung durchgeführt, die Streifpoften thaten trop Polizei flärung liegt darin, daß im Sommer 1902 wieder eine Zunahme Wilmersdorf Halensee. und Gendarmen ihre Schuldigkeit, ja, die Polizeibeamten mußten der Zuzüge begonnen hat, während gleichzeitig die Kindersterblichkeit Um die bisherige unpünktliche Spedition des„ Borwärts" in Salensee zu beseitigen, beabsichtigt der hinterher selbst zugeben, daß die Streifenden im Grunde genommen infolge der fühlen Witterung geringer als in andren Sommern Wahlverein zu Wilmersdorf , den Vorwärts" in eigne Spedition Schulden kommen ließen. ganz vernünftige Menschen seien und sich wenig oder gar nichts zu gewesen ist. zu übernehmen. Zu diesem Zwed findet am Sonntag die Verbreitung dieje Hetjagden auf die Streifenden! Welche Enttäuschungen dabei riftig fortgeschritten. An der Schumannstraße am Eingang zur Und trotz alledem immer von neuem Der Neubauten der Charité find im abgelaufenen Sommer einer Agitationsnummer statt, welcher gleichzeitig Abonnements bie Bolizei erlebt, lehren doch gewiß recht augenfällig, die Charité, neben dem Verwaltungsgebäude, ist die vom Regierungsgettel befliegen. Wir ersuchen, die erleichzeitig nezelf en and ingang au Streifs. Alle drei endeten mit einem Halensee , Sonntagmorgen 8 Uhr beim Genossen Hilpert zahlreich Erfolg der Arbeiter. An dem einen Tage noch walten baumeister Schmidt nach den Wünschen des Geheimrats Heubner Der Vorstand. Polizei und Gendarmen mit voller Schneidigkeit ihres Amtes, die erbaute Kinder- Klinik so weit gediehen, daß man mit der inneren Buch. Am Sonntagnachmittag 2 Uhr findet im Albrechtschen Streifenden erscheinen noch als verbrecherische Elemente. Am andern Einrichtung beginnen kann. Zu der Klinik fommen noch die Jfolier Lokal eine öffentliche Bersammlung statt, in der Reichstags- Tage ist der Streif beendet. Der Unternehmer unterhandelt mit den baraden für Kinder mit ansteckenden Strankheiten hinzu. An diese Abgeordneter Arthur Stadthagen über die Frage: Was droht dem bis dahin Verfehmten, er stellt sie samt und sonders wieder ein und reiht fich das pathologische Institut an, dessen Fundamentierung deutschen Volke?" sprechen wird. entläßt so rasch wie möglich die unbrauchbaren Arbeitswilligen, diese große Schwierigkeiten machte. Jezt sind die Grundmanern schon lieben Schützlinge der Polizei. Da standen dann die Polizeibeamten und aus der Erde heraus. Die Baraden für Krebstranke sind im Rohbau fertig. Auf dem Hinterlande, wußten faum, was sie zu dieser Wendung der Dinge sagen sollen. nach dem Alexander- Ufer Noch vor ein paar Stunden sind sie instruiert worden, mit rüdfichts zu erbaut Regierungsbaumeister Neblich auch die gynäkologische Lofer Energie gegen die Streifbrüder" vorzugehen und mit psychiatrische Klinit, die vom Bauinspektor Meting errichtet wird, ist Station, die bis zum ersten Stock gediehen ist. Die Nahnsdorf bei Friedrichshagen . Die zum Sonntag, den einemmale ziehen diese Wegelagerer", Bagabonden", diese arbeite bis zum zweiten Stod vorgeschritten. Zur Aufnahme von Kranken, 28. September, angekündigte Bolksversammlung fann leider nicht scheuen Subjekte" wieder in die Fabrik ein, während die für den die gesondert werden müssen, dienen zwei kleine Einzelhäuser, die stattfinden, da der Wirt, Herr August witte, feinen Saat Staat so besonders nützlichen Elemente" mit Sack und Pack an die schon bezogen sind. Das zwischen der psychiatrischen und der Nerven zurückgezogen hat mit der Begründung, daß durch die Ver- Luft gesetzt werden. Man sollte meinen, die Polizei würde aus flinit gelegene Gebäude der alten Charité, in dem sich jetzt noch sammlung sonst Unannehmlichkeiten in der Ge= diesen fich ständig wiederholenden Vorgängen endlich die meinde entstehen könnten. Bflicht der Arbeiter ist es richtigen Lehren ziehen. Die Polizeibehörden müßten sich eigentlich nächsten Frühjahr bezogen werden. Die chirurgische Klinik, deren jezt, das Lotal von Witte streng zu meiden, um ihm Unannehmlich längst felbft sagen, daß ihr übermäßig schroffes Auftreten gegen Ban vom Baumeister Knoche geleitet wird, das größte der neuen feiten zu ersparen. Alle übrigen Lokale in Nahnsdorf sind frei. streifende Arbeiter unter solchen Umständen doch ganz zwecklos ist. Gebände, ist bis zum Auffeßen und Abdecken des Daches gediehen. Doch weit gefehlt. Preußische Polizeibeamte haben eben ihren Kopf Das Gebäude erhält an beiden Enden pavillonartige Vorsprünge für sich. Das beweist ihr Verhalten bei dem jezigen Dreher mit offenen Balfons für Krante, die nicht gehen können. Die Neustreit in den Borsig- Werten. Wenn nun auch hier die bauten für die 1. und 2. medizinische Klinik werden im nächsten Arbeitswilligen wegen ihrer gänzlichen Unbrauchbarkeit entlassen sein werden? Nun damn stehen die Polizeibeamten genau so da, wie in Frühjahr in Angriff genommen. Ober- Schöneweide und in Tempelhof und können Betrachtungen bei Streits ist. Die Arbeiter lassen sich nun einmal nicht ins Bocks darüber anstellen, wie überflüssig eigentlich ihre ganze Thätigkeit horn jagen.
zu erscheinen.
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Die Parteigen offen, die in Buch auf den städtischen Bauten beschäftigt find, werden gebeten, die dortigen Einwohner auf diese Bersammlung aufmerksam zu machen. Der Vertrauensmann für den Bezirk Weißensee.
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Lokales.
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Geistestranke befinden, wird bald fallen, das neue Gebäude im
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Arbeiter: Entlaffungen in städtischen Betrieben. mangels entlassen. In der städtischen Desinfektions städtische Partverwaltung hat 40 Arbeiter wegen ArbeitsAnstalt haben von 73 dort beschäftigten Desinfektoren und Arbeitern 10 Mann zum 7. Oktober wegen reducierten Betriebes ihre Kündigung erhalten. Nach Aeußerungen des Chefs sollen demnächst weitere stündigungen erfolgen. Entlaffungen wegen Arbeitsmangels waren in der Desinfektions- Anstalt bisher unbekannt. Sollten diese Entlassungen etwa mit dem Deficit der Stadt- Hauptkaffe zusammenhängen?
Aus der Stadtberordneten- Verfammlung. Die Mißstände im städtischen Jrrenwesen, die in ber legten Zeit die Oeffentlichkeit beschäftigt haben, im besonderen der Fall Ackermann, wurden in der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten- Versammlung von den Arbeitervertretern zur Sprache gebracht und verdientermaßen einer scharfen Kritik Der Widerwille, mit dem die Berliner Kommunalverwaltung unterzogen. Die focialdemokrattice Frattion hatte selbst den Anregungen zu ganz geringfügigen socialen Reformen beden Antrag gestellt, die Versammlung möge den Magistrat gegnet, spricht sich aufs neue in einem amtlichen Schreiben aus, die int Auskunft darüber ersuchen. ivas zur Beseitigung den Arbeitern der städtischen Wasserwerke in Friedrichs dieser Mißstände zu thun gedenke. Genoffe Stadtverordneter hagen von ihrer vorgesezten Behörde zugegangen ist. Die dortigen Hinge referierte ausführlich über die Vorkommmisse, die Ver- Arbeiter hatten sich einen Sommerurlaub erbeten und stügten bei den Verwaltungen der Schlachthäuser in Deutschland angestellt. Eine Tierschuh- Umfrage hat der Deutsche Tierschutz- Verein anlassung zu diesem Antrage gegeben haben. und führte überzeugend fich dabei auf die bekannte Magistratsverfügung. Dieser Tage ist auf dem Berliner Schlachthofe werden den Schafen, bevor die den Nachweis, dag im Fall Ackermann ein Verschulden nun dem Arbeiter- Ausschuß mitgeteilt worden, daß die Deputation Schlachtung dieser Tiere vollzogen wird, die Beine verschräuft. Bei nicht nur der Polizei, fondern ebenso sehr auch der Leitung der es abgelehnt hat, bei dem Magistrat einen Antrag auf Gewährung der gewaltsamen Umbiegung der Beine treten nicht nur vielfach Frrenanstalt Herzberge vorliegt. Hinge ging dann auch auf die von Sommerurlaub für die Wasservertsarbeiter zu stellen, da die Sehnenzerrungen, sondern auch häufig Knochenbrüche ein und die andern ähnlichen Fälle ein und äußerte seine Verwunderung darüber, Wasserwerke auf dem Lande in frischer Luft armen Tiere müssen in diesem Zustande längere Zeit liegen, bevor daß die Einlieferungen von Insassen der Stadtvogtei nach Herzberge liegen! Weiter wird in dem Bescheide gesagt, daß die Ge- ihre Tötung stattfindet. Der Tierschutz- Verein hatte an das Polizeisich so oft wiederholen und daß die Leitung dieser städtischen Anstalt währung eines Sommerurlaubs fich auch schon mit Rücksicht auf den präsidium die Bitte gerichtet, das Berschränken der Schafe als sich der Polizei gegenüber stets so entgegenfommend zeigt. Auf die verstärkten Betrieb im Sommer nicht durchführen lasse. tierquälerisch zu verbieten, erhielt jedoch einen ablehnenden Anflagen des socialdemokratischen Redners antwortete der Magistrat Die Beamten der Wasserwerke erhalten trop der frischen Luft" Schmerzen weniger empfindlich seien und daß eine andre Bescheid. In diesem wurde behauptet, daß die Schafe gegen durch den Mund des Stadtrats Straßmann. Selbstverständlich und des verstärften Betriebes jährlich einen Urlaub von 10 Tagen Schlachtmethode nicht durchführbar wäre. Darauf hat mun, wie gab Herr Straßmann sich alle ühe. die Verwaltung von Herz bis zu 6 Wochen, die Arbeiter dagegen- ja, Bauer. das ist auch bereits erwähnt, der Deutsche Tierschutz- Verein eine Umfrage fiber berge zu entlasten. Er begann etwas fleinlaut. aber als ihn die Schlachtmethoden in den andern deutschen Schlachthäusern aus die Mehrheitsfraktionen der Versammlung durch beistimmende gurufe unterstützten, wurde er mutiger und widmete sich dem Geschäft der Anstalt Dalldorf betreibt seit einigen Jahren Viehzucht und hat Kommunal Agrarisches. Die städtische Irren- und Idioten gestellt. Auf 122 Anfragen sind bisher 99 Antworten eingelaufen, darunter aus allen Großstädten Deutschlands , wie Hamburg , Mohrenwäsche mit großem Eifer. Nach ihm versicherte der Sprecher damit glänzende Erfolge erzielt, so daß auch die übrigen städtischen München , Breslau , Köln , Leipzig , Dresden , Nürnberg usw. In allen der Mehrheit, Stadtv. Dove, seine Freunde seien durchaus bereit, Anstalten die Viehzucht eingeführt haben bezw. noch einführen werden. 99 Antworten wird erklärt, daß das Verschränken der Tiere bei für Abstellung von Mikständen zu sorgen, wenn solche nachgewiesen Infolge höherer Milch- und Buttererträge sowie höherer Preise für ihnen nicht stattfindet. In 22 Fällen ist zwar diese Methode nicht würden. In den vorliegenden Fällen Handele es sich aber nicht um fette Schweine war die Einnahme um 3316 M. im Jahre 1901 verboten, doch ist sie entweder unbekannt oder wird nicht ausgeübt. mangelhafte Einrichtungen, sondern nur um fleine Versehen. Die höher als nach dem Etat angenommen worden war, und dieses In drei Schlachthäusern( Köln , Erfurt und Dessau ) ist das VerMehrheit spendete befriedigt Beifall und Herr Langerhans wollte Ergebnis ist erzielt trotz der höheren Futterpreise infolge der Dürre schränken der Beine bei den Schafen als tierquälerisch unter Strafe etwas eilig des Jahres 1901. Die Anstalt Wuhlgarten hatte weniger Erfolg, gestellt. Auf allen Schlachthöfen, mit Ausnahme von vieren, werden die Debatte schließen, als sich Genoffe Singer weil dort wiederholt unter den Schweinen die Seuche ausbrach, die die Schafe vor der Schlachtung betäubt und bei den legterwähnten erhob, um die Begeisterung der Verteidiger des Magistrats ein bort übrigens nicht vom Auslande eingeschleppt worden ist. Auch vier finden Schafschlachtungen überhaupt nicht statt. wenig zu dämpfen. Singer geißelte den empörenden trug zu dem weniger günstigen Erfolg der Umstand bei, daß die Der Verein Berliner Schankwirte mit weiblicher Bediemmg Gleichmut, mit dem der Magistrat und seine Freunde in geplante Erweiterung des Gutshofes während des Etatsjahres beschloß, beim Polizeipräsidium dahin vorstellig zu werden, daß unter fittenpolizeilicher Kontrolle stehenden Bersonen - Tuntersagt werde, fich als Kellnerinnen zu vermieten. Es soll dabei
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ganz was andres!
der Stadtverordneten Versammlung die skandalösen Vorkommnisse nicht ausgeführt werden und daher die beabsichtigte Neueinstellung behandeln. Noch einmal versuchte Herr Straßmann die Sache von 20 Milchkühen und 100 Schweinen nicht erfolgen konnte.