a. Die Satzungen müssen Fürsorge treffen, daß Eutschädi-Lungen oder Unterstützungen nur an solche Theilnehmer gezahlt«erden, welche nachweisen, daß sie über die Streitigkeiten, durchwelche der Ausstand veranlaßt worden ist, ein Einigungs-verfahren vor dem zuständigen Gewerbegericht beantragt haben,dieses Verfahren aber infolge der Weigerung des Gegnersnicht zu Stande gekommen ist oder ohne Verschulden des denAnspruch Erhebenden zur Beilegung des Streiks nicht geführthat. In Fällen, in denen ein zuständiges Eewerbegericht nichtvorhanden ist, muß der Nachweis geführt werden, daß derVersuch, ein Einigungsverfahren auf einem anderen, näher zubezeichnenden Wege gemacht worden und ohne Verschulden desden Anspruch Erhebenden erfolglos geblieben ist;b) der Aufsichtsbehörde niuß die Befugnib eingeräumt werden,von allen Verhandlungen, Büchern und Rechnungen der Kasseselbst oder durch einen Kommissar Einsicht zu nehnien. DieKasse hat jährlich einen Rechnungsabschluß vorzulegen, ausweichem die Zahl der Mitglieder, die vereinnahmten Beiträgeund die geleisteten Unterstützungen zu ersehen sind.Dem Ausstands-Versicherungsverbande zu Essen kann daherund mit Rücksicht darauf, daß die Errichtung eines Berg-Ge-Werbegerichts für die Steinkohlen-Zechen des Ober-Bergamts-Bezirks Dortmund in nächster Zeit erfolgen wird, die staatlicheGenehmigung erst ertheilt werden, wenn in seinen Satzungennachfolgende Bestimmungen Aufnahme gefunden haben.I. Ein Entschädigungsanspruch darf nur anerkannt werden(Art. 7 und g), wenn die ihn erhebende Zechenverwaltung nach-weist entweder, daß sie zur Beseitigung der Streitigkeiten,welche den Ausstand herbeigeführt haben, das Berg-Gewerbegerichtals Einigungsamt angerufen, ein Einiguugsverfahren vor diesemaber infolge der Ablehnung der Arbeiter nicht stattgefunden hat(§§ 61 und 62 des Reichsgesetzes, betreffend die Gewerbegerichtevom 29. Juli 1890)— oder, daß ein Einigungsverfahren zwarstattgesunden, aber weder zu einer Einigung(Z 66 a. a. O.) nochzu einem Schiedsspruch(§ 67 a. a. O.) geführt habe— oder,daß die Unterwerfung unter einen von dem Einigungsamte ab-gegebenen Schiedsspruch nicht von der Zechenverwaltung verweigertworden sei(fi 68 a. a.£).).2. Der Verband muß dem Oberpräsidenten jährlich einenRechnungsabschluß vorlegen, aus welchem die Mitglieder, dievereinnahmten Beträge und die geleisteten Unterstützungen zuersehen sind. Der Oberpräfident ist befugt, selbst oder durcheinen Kommissar von den Verhandlungen, Büchern und Rech-nungen des Verbandes Kenntniß und Einsicht zu nehmen.Ew. Exzellenz wollen den Ausstands-Versichernngsverband derniederrheimsch-westfälischen Kohlenzechen hiernach gefälligst mitentsprechendem Bescheide versehen und nach erfolgter Aenderungdes Statuts anderweit Bericht erstatten, sowie dafür Sorgetragen, daß durch Abdruck vorstehenden Erlasses in den Regierungs-Amtsblättern dortiger Provinz die Arbeitgeber und Arbeiter vonder darin zum Ausdruck gebrachten grundsätzlichen Stellung derStaatsbehörden Kenntniß erhallen.Der Minister des Innern, gez. Herrfurth. Der Ministerfür Handel und Gewerbe, gez. Frhr. v. Berlepsch.— An de»königlichm Oberpräsidenten Herrn Nasse Exzellenz zu Koblenz.VolMprfzeBerlin, den 6. April.Zur Bergwerksnovelle, �n IVa Stunden hat dieKommission am 6. Avril die zweite Lesung beendet undden schlechten Entwurf so arg verballhornt, daß die ultra-montanen und deutschfreisinnigen Kommissionsmitglieder sichgenöthigt sahen, gegen das Gesetz zu stinimen. Wenn die„Germania" der Hoffnung ist, daß die Regierung eine unterihren Entwurf herabgehende Vorlage nicht sanktionirenwerde, so bedauern wir, diesen Optimismus nicht theilenzu können. Die Herren vom Schlägel und Eisen sindmächtige Herren, und in Rheinland-Westfalen wetterleuchtetes. Selbst die sanfte Limonade des„Reformministers"Berlepsch schmeckt den Kohlenrittern wie eitel Galle undMermuth.—Die Herren unter sich. Im preußischen Landtag,wo die bürgerlichen Parteien sich ganz au sein de leurfamille, im Schooße ihrer Fannlie fühlen, sprechen die Herrenfreier von der Leber als im Reichstage. Der soeben er-schienene Bericht der Rechnungskommission über die Ueber-ficht von den Staatseinnahmen und-Ausgaben für das Jahrvom 1. April 1890/91(Nr. 137, Nr. 14 der Drucksachen)bringt unter dem Hauptstück: Bauverwaltung, außeretats-mäßige Ausgaben, S. LI eine anziehende sozialpolitischeBetrachtung. Es bandelt sich um die Mehrkosten größererReparaturarbeiten des Bugsirdampfers„Senfft von Pilsach.'Ganz gewiß war dies die Meinung des Herrn Find-eisen, welcher einige Tage nach der Wahlschlacht die Rebellengegen die geheiligte Macht des Kapitals vor sich kommenließ und ihnen in dürren Worten ankündigte, daß er keineDemagogen und Unruhestifter in seinem Geschäfte brauchenkönne, daß sie nun bei Denen Arbeit suchen möchten, fürdie sie gestimnit hätten.Schweigend gingen diese Leute fort; sie hatten keineWorte für ein solches Verfahren. Aber Frau und Kinder lebtendaheim, die sie mit ihrer Hände Arbeit zu ernähren hatten.So schiver es ihnen wurde, mußten sie umhergehen, umanderen Fabrikanten ihre Dienste anzubieten. Mit kränken-den Worten wurden sie überall abgewiesen; Keiner mochtedie Wölfe in den Stall zu seinen frommen Schafen lasten.Die Unglücklichen konnten keinen Zufluchtsort finden. Aller-dings hatten die Liberalen die Freizügigkeit zum großenTheile durchgesetzt, aber welche Eisenbahn beförderte jeneArmen ohne Entgelt mit Frau und Kindern so lange fort,bis sie einen Ort fanden, an dem sie ihr Leben durchArbeit fristen konnten? Und ihre Ersparnisse? DerUeberschnß ihrer Arbeit? Im Geldsack der großen Unter»nehmer war er zusammengeflossen; aber sie hatte» keinAnrecht darauf.Doch wenn auch der Sinn für Brüderlichkeit, Mensch-lichkeit und Gerechtigkeit im Herzen der gebildeten Bourgeoisiezum großen Theile erloschen, in den treuen, schlichten Ar-beiterherzen lebte er fort. Am Abende nach der Entlastungjener Arbeiter traten die Mitglieder der Findeisen'schenMaschinenfabrik in der„Zentralhalle' zu einer Versamm-lung zusammen, und Wießner, der Bruder jenes Unglück-lichen, den wir zu wiederholten Malen auf dem Pfadeunserer Erzählung getroffen, ein Schmied von riesigemKörperbau, ein wahrer Cyklop, von dessen Wangen die. Spuren der Arbeit nicht mehr zu verwischen waren, erklärteden Mitarbeitern die gegenwärtige Lage der Sache.Der Redner führte aus, daß jene Männer, indem siedas Recht ihrer persönlichen Meinung gegenüber der Willkürdes Unterliehmers gewahrt, für eine den Arbeitern fheiligeIdee brotlos geworden, daß daher Alle die Pflicht hätten,dafür zu sorgen, daß jene nicht einsam untergingen, daß dieDas fortschrittliche Vehikel mit dem urreaktionären Namengiebt der Regierung zu folgender Philippika Veranlassung:„Als der Dampfer kurz vor Eintreffen des Winters 1889in die Fabrik(es ist die Firma Möller und Holberg in Grabowbei Stettin) überführt werden konnte, fiel die Arbeit sorecht in die Blüthezeit der Streiks und desUebermuths der Arbeiter um die Zeit desI. Mai 1890. Wenn schon diese Verhältnisse die ungewöhnlichhohen Preise der Fabrik naturgemäß veranlaßt haben mochten,so waren dieselben doch auf die Arbeiten an dem Dampfernoch weiterhin von verhängnißvollem Einfluß. Bei demVertragsabschluß waren, soweit wie nur irgend möglich,Einheitspreise für wirkliche Arbeitsausführungen vereinbartworden. Für solche Arbeiten, bei welchen dies un-möglich war, wurde eine Vereinbarung in Bezug auf dieHöhe von Tagelohnsätzen getroffen. Aber gerade die in Tage-lohn ausgeführten Arbeiten zeigten eine ganz außergewöhnlicheUeberschreitung gegenüber jeder rationellen vorherigen lieber-legung und bewiesen, in welcher Weise der Arbeiter, wenn ereben grundsätzlich will, auch bei der besten Beaufsichtigung, eineArbeit in die Länge zu ziehen und zu verthcuern vermag. Auch' die Fabrik selbst hat bei den von ihr übernommenen Arbeitenschwer unter diesen Verhältnissen zu leiden gehabt.'Trägt die Ausführung der Behörde nicht jenen de-wundernswerthen Zug vollkommener Sachlichkeit zur Schau,welche sich hütet, in die Auseinandersetzungen zwischen Kapitalund Arbeit einzugreifen, für die ein gewisser Paragrapheiner gewissen Reichs-Gewerbe-Ordnung eine gewisseGarantie bietet? Unbefangen wird der Lohnkampf, mit er-staunlicher Objektivität die Maifeier behandelt. Daß dieRegierung die Akkordarbeit feiert und die Tagelohnarbeitverdammt, ist beileibe keine Folge einer Politik, die denProfit höher schätzt, als das Wohl und Wehe der Arbeiter.Doch in allem Ernste, meint man nicht die„Rheinisch-West-fälische Zeitung" oder den Essener„Glückauf" zu lesen? Undes ist ein amtlicher Bericht, der amtliche Aenßerungen einespreußischen Ministeriums wiedergiebt. Uns kann dieseOffenherzigkeit nur recht sein.—Zur Geschichte des Welfeufonds. N u m m e r oEins. Man schreibt uns: Herr von Ehrenberg—der bekannte Stipendiat des Reptilienfonds— besuchte inTransvaal, wohin er nach seiner Bloßstellung im Reichstagverduftete, einen deutschen Verein, in welchem er aber er-kannt wurde. Er meldete sich zur Ausnahme, wurde jedochabgewiesen, und verschwand bald darauf. Er kehrte nachEuropa zurück und erneute die Freundschaft mit seinenalten Gönnern und Spießgesellen.-- Der Verfasser desbei Cäsar Schmidt erschienenen neuen Buches über Kaspart auser, das auch im„Vorwärts" besprochen ward, ist—err von Ehrenberg. Die„Hundert Quittungendes Welfenfonds" des Herrn Cäsar Schmidt sindnoch nicht heraus. Schmidt junior sagt:„Daserfordert Vorbereitungen." Das heißt: Schmidt Cäsarwartet, ob mehr geboten wird. Hinter der sauberenGeschichte steckt— unser Ehren- Ehrenberg, undsein Lieferant ist der„Chef", den alle Welt kennt.—Der Brief kommt von vorzüglich unterrichteter Seite undwir dürfen in nächster Zeit aus etliche Ueberraschungen ge-faßt sein. Gewiß ist, daß nicht blos Abschriften, sondernauch Originale der Wclfenfonds-Quittungen existiren(dieAbschriften nach preußischer Spitzelsitte photographirt),—daß Bismarck, der Nichts mehr zu riskiren hat, entschlossenist, die„Undankbaren" unter seinen früheren Stipendiatenrücksichtslos bloszustellen,— daß mit den Quittungen eininfames Schachergeschäft(Chautage) getrieben wird,— unddaß der Ehrenberg dabei den Unterhändler spielt, und zwarnach zwei Seiten.—Numero Zwei. Der Welfeufonds ist in jedemSinne des Worts Fürst Bismarck's eigenes Werk. Nichtnur, daß dieser ihn„annektirt" hat, er hat auch die„Annektiruug" langer Hand vorbereitet. Er hat nämlich, umden deposfedirten König von Hannover als Landesverrätherhinstellen zu können, zwei Beamte desselben, M e d i n g(„Samarow") und von Ho l l e bestochen, daß sie im April1867 ohne Wissen des Königs von Hannover und gegenden ausdrücklichen Befehl des Ministers desselben, vonPlaten, die bekannte Fremdenlegion gründeten.Diese bot dann den Vorwand zur Beschlagnahme derSummen und Besitztitel, die unter dem Namen Welsen-oder Reptilienfonds ein Denkmal unvergänglicher Schandefür das Bismarck'sche Regiment geworden sind. Die An-klage ist von welfischen und ultramontanen Organen neuer-Gesammtheit für sie eintreten müßte. Indem er dann aufdie Frage der Möglichkeit ihrer Unterstützung einging,meinte er:„Wir sind unserer mehr denn fünfhundert, jener sindnur vierzig; neun Stunden Arbeitszeit für uns und diezehnte für unsere Märtyrer; da wird das Erempel wiederrichtig."So lakonisch die Auseinandersetzung war, so einleuchtenderschien sie den Arbeitern; einmüthig entschlossen sie sichzu dem Grundsatze jedes geordneten Staates:„Einer fürAlle und Alle für Einen." Ein Ausschuß wurde nieder-gesetzt, um die Ausführung der gefaßten Beschlüsse zu über-nehmen.Dieses Verfahren fand Beifall, selbst bei einem kleinenTheile der Bourgeoisie, bei den Bcssergesiunten, zu denenfreilich die Leute der„Allgeineinen Zeitung nicht gehörten,denn Professor Birnenmann nahm Gelegenheit, darzuthun,wie unbegründet die üblichen Klagen der Arbeiter wegenungenügenden Lohnes seien, da sie sich getrauten, von ihremUeoerflusse eine so große Zahl von widerspenstigen Kollegenzu unterstützen. Auch Herrn Fiudeisen leuchtete diese Ansichtvollständig ein, und er schöpsle daraus den Muth zu einerneuen Maßregel.Eines Morgens erblickten die Arbeiter in der Find-eisen'schen Fabrik an allen Thüren eine Bekanntmachungangeschlagen, in der angekündigt wurde, daß bei der ge�en-wärtigen Lage des Jndustriemarktes und bei dem niedrigenStand der Preise die Löhne insgesammt um 12 pCt. herab-gesetzt werden müßten. Wer zu diesem ermäßigten Satzenicht mehr fortarbeiten wollte, möchte daher feinen Austrittannielden.Man war auf den Ausbruch großer Wuthausbrüchevon Seiten der Arbeiter gefaßt, und es hatte deshalb HerrFindeisen die Polizeibehörde von seiner Maßregel inKenntniß gesetzt, zugleich mit der Bitte um die etwa nöthigwerdenden Sicherheitsmaßnahmen.Was die Unternehmer verbrechen, solle» die Polizei undder Staat immer zurechtbringen.Die Arbeiter jedoch blieben ruhig, und einige derErsten, welche die Bekanntmachung lasen, hatten mit Blei-dings in schärfster Form gegen den Ex-Kanzler wiederholtworden und der Angeklagte hat sich nicht gemuckst..Der-artige Praktiken überraschen ja nicht bei ihm. Es ist diebekannte Lockspitzel- Taktik, welche Verbrechen begehen läßt,um sie ausnützen zu können. Und die„Gentlemen"von Holle und Meding haben nur dieselbe Rolle gespielt,wie die„Nicht- Gentlemen' Schmidt, Ehrenberg, Haupt,Schröder, Jhring- Mahlow und Konsorten.„Die �Politikist eine Kunst, welche das Tageslicht nicht verträgt"sagte der Urheber dieser Politik einst im Reichstag mitrührender Aufrichtigkeit.—Die Gemeindetvahl-Siege der Sozialdemokratiein Preusten. Als getreuer Eckart der Reaktion läßt die„Kreuz-Zeitung" sich wie folgt vernehmen:„Was nutzt es viel, daß die Sozialdemokratie oder die an denGemeindeangelegenheiten überhaupt nur mittelbar betheiligtenund deshalb zum Radikalisinus neigenden Elementen zunächstgesetzlich nur die Minderheit«n der Gemeindevertretung bildenkönnen! Meint man, daß eine solche Minderheit, wenn sievon richtig agitatorisch geschulten Leuten geführt wird, nichtvollauf in der Lage sei, Verwirrung in die Angelegenheiten zubringen und den ansässigen Elementen das Leben bis zur Un-erträglichkeit zu erschweren? Das Nächste— und diese Erfahrungwerden wir vielleicht schon 1898 machen— wird sein, daß dieSozialdemokratie in das preußische Abgeordnetenhaus eindringt,dem sie bis jetzt fern geblieben ist. Nun, was schadet denndas?— mag man einwenden— auch in anderen Einzel-Vertretungen giebt es ja schon Sozialdemokraten; warum solltenwir uns am Dönhoffsplatze vor ihnen fürchten? Niemand„fürchtet" sich weniger, als wir. Wenn wir aber sehen, daßdie Gesetzgebung, welche mit der einen Hand alle möglichenSchutzdämme gegen das Vordringen des vierten Standes auf-zurichten bemüht ist, mit der anderen alte, bewährte Einrich-rungen beseitigt— welche dieses Vordringen auf dem flachenLande»och lange verhindert hätten—, dann drängt sich un-willkürlich die Frage ans: lohnt es sich noch, gegen das Ver-hängniß anzukämpfen? Wir kämpfen dennoch weiter, weilwir uns der Pflicht nicht entziehen können, auszuharren bisans Ende."Natürlich übertreibt das feudale Organ in seinemAerger über die Herrfurth'sche Landgemeinde-Ordnung,trotzdem aber ist es auf der richtigen Fährte, wenn esmeint, daß die Sozialdemokratie jede Gelegenheit benutztund benutzen wird, um die Landagitation zu vertiefen undzu erweitern. So lange freilich das„elendeste aller Wahl-systeme" herrscht, wird das preußische Abgeordnetenhaus„immun" bleiben, aber auf die Dauer wird die Zensus-Wahlherrlichkeit auch in Preußen zusammenbrechen. Alsglückliche Besitzende sind jetzt alle Parteien des Landtagsdarüber einig, daß das allgemeine gleiche, geheime direkteWahlrecht nicht auf ihn ausgedehnt werden soll. Wie langenoch dieser Widerstand geleistet werden kann, dies steht aufeinem anderen Blatt. Was am Leipziger Platz Wirklich-keit ist, das ist auch am Dönhoffsplatze nichts Unmögliches.Wir werden sehen....—Offizier- und Beamten-Vereine. Dem„Kon-ektionär" zufolge hat der Staatssekretär des Innernämmtliche Bundes-Regierungen ersucht, zu veranlassen,daß jede Bevorzugung großer Konsum- Vereine, wieOffizier« und Beamten- Vereine, von den Behördenverniieden und der Versuch gemacht wird, auf die Vereinedahin zu wirken, daß sie bei dem Betriebe ihres Geschäftesauch den selbständigen Handwerkern durch Ertheilung vonAufträgen Berücksichtigung zu Theil werden lassen. DerBerliner Postbeamten- Verein, welcher bis jetzt den Kellereines staatlichen Gebäudes umsonst als Lagerraum benützthat, soll fortan Miethe zahlen. Jede Bevorzugung dieserBeamtenvereinigungen ist unzulässig, aber sie zu unterdrückenist unstatthaft und undurchführbar.—Die chronische Bcschlufiunfähigkeit des Reichs-tages. Die Frage ist zwar— wozu wir uns Glückwünschen— im Augenblicke nicht brennend und wird esauch noch ein halb Jährchen nicht sein— allein immerhinhalten wir es für unsere Pflicht, mitzutheilen, waS ein Leserunseres Blattes darüber sagt. Er meint nämlich, nachdemer uns beigepflichtet, daß das Gefühl der Zwecklosigkeit desRedeils viele Abgeordnete in der Erfüllung ihrer parlamen-tarischen Pflicht lässig mache:„Ein anderer Grund dürftewohl in der dem Kartell zu verdankenden Verlängerung derLegislaturperioden auf die Dauer von 5 Jahren zu suchensein. Die säumigen Mitglieder des Reichstages denkenstift die Worte darauf geschrieben: Heute 8 Uhr gemein-schaftliche Besprechung im Saale der„Zentralhalle". Zwarmuthete Herr Findeisen der Polizei sogar zu, diese Be-sprechung nicht zu dulden, aber so weit ging die Ergebenheitdieser Behörde für den Einzelnen gegen die große Mengenicht; sie begnügte sich, die Versammlung zu überwachen,was sie nicht gethan haben würde, wenn es eine Ver-fammlung von Kapitalisten gewesen wäre.Am anderen Morgen ließ sich eine Deputation vonArbeitern aller in der Fabrik vertretenen Gewerke beiHerrn Findeisen anmelden. Der Fabrikant zögerte einigeZeit, ob er ihr überhaupt die Ehre einer Audienz gewährensollte. Endlich entschloß er sich,„der Neuheit des Falleswegen", dazu und berief zur festgesetzten Stunde dasKomptoirpersonal, sowie die Werkführer, mit denen er sich,wie mit einem Hofstaat, umgab.Den Sprecher der Deputation machte auch diesmalWießner, der riesige Schmied.„Obwohl ich es durchaus nicht für passend finde," be-gann Herr Findcisen, seine Arbeiter mit geringschätzigenBlicken musternd,„daß Sie sich in solcher Weise an meinePerson wenden, habe ich mich für dieses eine Mal ent-schloffen, Ihnen Gehör zu schenken, muß mir aber dieseArt und Weise, mit mir zu verhandeln, in Zukunft höflichstverbitten. Und jetzt sprechen Sie, was haben Sie mir zusagen?"„Wir kommen wegen der gestrigen Bekanntmachung,Ihnen im Namen aller unserer Kameraden zu erklären, daßwir die beabsichtigte Herabsetzung des Arbeitslohnes imVcrhältniß zu dem gegenwärtigen Preise der Lebensmittelfür unbillig erachten," bemerkte Wießner mit ruhiger undfester Stimme,„und wollen Sie deshalb ersucht haben, vondieser Maßregel abzustehen".„Wenn Sie weiter nichts zu sagen hatten, hätten Siesich die Mühe sparen können," erwiderte Fiudeisen,„denn Sie werden begreiflich finden, daß ich nicht ohnegenügende Erwägung jene Bekanntmachung erlassen, sie als».auch nicht ohne überzeugende Gründe zurücknehmen werde.(Fortsetzung folgt.)