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nungen dieses Politikers sich auf die Arbeiterklasse gründen, und vor allem des Brotes für eine der allerdunkelsten| ministeriell socialistischer Seite Pressensé und Gérault. die nicht liberal, sondern socialdemokratisch ist. Mit keinem und geheimnisvollsten Fragen der theoretischen Volkswirtschafts- Richard. Pressensé, der immerhin eine mehr oder minder selbst­Worte sprach Dr. Barth vom Bürgertum und erkannte somit lehre", über die noch niemand zu einer schlüssigen Beweis- ständige Haltung gegenüber dem Ministerium beobachtet, verkündigte an, daß der deutsche Liberalismus nur noch im Nachtrabe der führung gekommen sei". Vielleicht nimmt nun Herr Buchen zur Erklärung seines Votums im Namen eines Teiles der miniſter­Socialdemokratie marschieren kann. berger in einem freien Augenblick, den ihm seine Handlanger freundlichen Socialisten die baldige Einbringung eines Entwurfes Gérault Graf Schwerin- Löwiz sprach für den Teil der Konser- dienste noch lassen, zunächst sein eignes zweibändiges über die Trennung der Kirchen vom Staat. aber befürwortete namens der unentivegten vativen, der die Wangenheimsche Büudler Politik nicht mitmacht. Wert über Agrarwesen und Agrarpolitik"( Leipzig , 1892 Richard die vorbeugende Ablehming jedes Zusatzes, Sein Hauptgrund gegen den 7,50 Mark- Zoll ist die Angst bis 1893) hervor und liest dort den§ 198 über die Würdi Ministeriellen vor der Suspendierung eines zu hochgespannten Zolles in gung der landwirtschaftlichen Schutzzölle; Beleuchtung der um nicht den Manövern der Feinde der Republik Vorschub Er und seine Freunde seien sehr Notjahren. Köstlich war seine Versicherung, daß die Kom- Einwendungen" nach; dort wird er u. a. folgende für ihn zu leisten"!... missionsmehrheit gern bereit sei, der Regierung das Ddium jetzt sehr lehrreichen, aber verhältnismäßig wenig bunklen energische" Anhänger der Tremmung zwischen Kirche und Staat, aber einer Politik der Nahrungsmittel- Verteuerung abzunehmen. diese Frage sei wichtig genug, um ganz specielle und geheimnisvollen" Säße finden:

Von den einzelstaatlichen Ministern, die nach Berlin be­stellt sind, um ihre Sprüchlein anzusagen, kamen heute der württembergische Ministerpräsident v. Pischek und der bayrische Finanzminister v. Riedel an die Reihe. Weshalb Herr v. Pischek sprach, war nicht recht abzusehen. Er hatte bei der ersten Lesung eine ziemlich freihändlerisch gefärbte Rede gehalten, und Herr Dr. Barth mag wohl recht mit en der Vermutung gehabt haben, daß er nur gerufen war, den unangenehmen Eindruck seiner ersten weniger agrarischen Rede auf die Rechte abzuschwächen. Auch sonst suchte er sich durch ein bißchen Polemik gegen die Socialdemokratie zu reha bilitieren. Er warf uns die Absicht vor, Eisenbartkuren vorzunehmen und versicherte in dem einen Saße, daß den Tendenzen, die auf die Ueberführung der Produktionsmittel in den Besitz der Allgemeinheit hinleiteten, Widerstand entgegengesetzt werden müsse, während er fast unmittelbar darauf erklärte, daß die sociale Umgestaltung nicht fünstlich zurückgehalten werden dürfe. Herr v. Riedet hatte aus­schließlich gegen den bockbeinigen, über den Parteizaun sezenden bayrischen Centrumsagrarier Dr. Heim polemisieren. Herr Dr. Heim, der sich mir durch knotenhafte Redetunst in allem Persönlichen zweifelhaft auszeichnet, aber fofort langweilig wird, wenn er sachlich zu sein versucht, hatte die Absicht, seine Fraktion, der er durch Ein­bringung seiner Sonderanträge Schwierigkeiten bereitet, durch scharfe Angriffe auf den Bund der Landwirte zu ver­söhnen und seine Anträge nachträglich zu rechtfertigen. Herr v. Riedel nun mühte sich damit ab, Herrn Dr. Heim die Unmöglichkeit einer Erhöhung des Gerstenzolls auf 6 M. es Gerſtenzolls auf 6 M. nachzuweisen.

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Das von den Vertretern des Zollschutzes ins Feld geführte Studien und Anstrengungen zu verdienen.. Gegenargument, daß die behauptete Einwirkung der Ge- Kurz, in der Abstimmmg über den erwähnten Gegenzusatz stimmten treidezölle auf die Brotpreife in Wirklichkeit nicht die ministeriellen Socialisten mit zwei oder drei bestehe und das ein Parallelismus zwischen Getreides, Mehl- und Ausnahmen dafür, auf diese Weise die direkte Abstimmung Brotpreis nicht nachweisbar sei; daß auf dem langen Wege, den über den revolutionär socialistischen Zusatz ber­das Getreide von dem Importeur und Großhändler durch die eiteln helfend zur besonderen Freude der Radikalen, denen Mühlenfabrikation, das Bäckereigewerbe und den Zwischen- Gérault- Richard die unerquidliche Arbeit der Moti­bis und Kleinhandel hindurch zum Komsumenten hin vierung ihres Seitenmanövers erfpart hat. durchlaufe, des Wirkung Warum aber soll die Aufforderung an die Regierung, die sich verflüchtige, Bolles mindestens gegenüber den auf diesem Wege erfolgenden Zu- Trennung zwischen Kirche und Staat in Angriff zu nehmen, für die schlägen des Rolle nicht spiele; Republik " gefährlich sein? Run, weil die Regierung jene Auf­daß überhaupt der Zoll gegenüber den sonstigen, forderung nicht annehmen könnte, weil sie an die Trennung den Preis beeinflussenden Produktions- nicht denkt. Daher ist auch der Hinweis auf den betreffenden fattoren mehr oder weniger zurüdtrete faun Gefeßentwurf, der aus parlamentarischer Initiative eingebracht vor der Deffentlichkeit des wirklichen Lebens augenscheinlich ebenso werden soll, eine bloße Ausrede. Gegen den Willen der Regierung wenig bestehen, wie die entgegengesepte Meinung, wird der Enttvurf nicht Gesetz. An endlosen ganz speciellen Studien" daß in allen Fällen und unter allen Umständen der Zoll in mag es allerdings nicht fehlen. Der Vorgang zeigt wieder einmal, voller Höhe seine preissteigernde Wirkung für den Konsum geltend wie sehr die ministeriell- socialistische Fraktion ihre ganze Taktik auf die, wie Gérault- Richard noch fagte, rid haltslose" Unters mache..."( S. 599 a. a. D.) ſtützung des Minifteriums angelegt hat. ding indige

daß überzchenhandels eine nennenswerte

Es kommt aber noch weit schlüssiger"; zwei Seiten weiter( S. 601 a. a. D.) lieft man:

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Jedenfalls ist die Behauptung, daß ein Getreidezoll niemals eine preisverteuernde Einwirkung für den Konsum habe, ebenso in das Gebiet der schönfärbenden Ueber­treibungen zu verweisen, wie die entgegengesezte Thefe von der Belastung des Konsums in den zollgeschüßten Ländern um den vollen Betrag des Zolles; und die Wahrschein lichkeit einer preissteigernden Wirkung um so mehr als vorhanden anzunehmen, je höher der Zoll gegriffen ist, wofür das Jahr 1891 mit seinen exorbitanten Getreidepreisen einen schlagenden Beweis liefert."

Für die füddeutsche Volkspartei sprach Herr Hausmann Balingen. Seine wißigen Pointen, die er von Maurice Für die specielle Frage, die Herr Buchenberger Donnay, De Wet und Heinrich Heine bezog, wurden herzlich immer in dem ersten Teile dieser langen Sätze erledigt und belacht. Als Anhänger des Brotwuchers meldete sich noch der um die es sich hier für uns ihn gegenüber heute nur handelt, elfäffische Pfarrer Winterer zur Stelle. Der legte Redner ist dies alles gewiß nicht dunkel und geheimnisvoll", sondern des Tages war wieder ein Socialdemokrat, Genosse Baudert. recht deutlich. Am unzweifelhaft deutlichsten aber wird Herr Man hat fast den Eindruck, als helfe Graf Ballestrem ein Buchenberger 4 Jahre später, in seinen Grundzügen der deutschen wenig dem Zufall nach, wenn er zwischen 5 und 6 Uhr einem Agrarpolitik"( Berlin 1897) über die Frage, die ihm heute eine Redner unsrer Partei besonders gern das Wort erteilt. der dunkelsten und geheimnisvollsten" ist. Hier schreibt er Erleichtert wurde dieser Zufall übrigens dadurch, daß nämlich:.... soviel ist richtig, daß die Korn- und Mehl­der Konservative Nißler und der Antisemit Bindewald, preise in den zollgeschütten Staaten um den die vorher als Redner aufgerufen wurden, sich flüg- Betrag des Zolls oder doch um Bruchteile des lich aus dem Saal entfernt hatten. Genosse Baudert 3olls höher sich stellen, als in den nicht zoll wurde seiner schweren Aufgabe durchaus gerecht. Er ver- geschütten."( S. 220 a. a. D.) stand es, in seiner einstündigen Rede den Junkern derbe Wahr- Mit diesen präcisen Sägen vergleiche man, was Herr heiten zu sagen. Buchenberger Sonnabend sagte und man wird das Wesen Mittwoch geht es um 12 Uhr weiter. Auf die Kommission der Politik der mittleren Linie" darin erkennen, daß sie die zur Vorberatung der Kinderschußvorlage wird die Rücksicht, Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Sinn und um die Singer bat, von der Mehrheit nicht genommen. Unsinn verwischt und alles in der Mitte schweben läßt.- Man will Zeit für die namentlichen Abstimmungen haben.-

Russische Liebenswürdigkeit.

Paris , 20. Oftober. Deputiertentammer. Dejeante ( Soc.) fordert die Dringlichkeit für ſeinen Antrag betr. die Streichung des Kultus budgets. Er hatte diesen Antrag schon im Juni vorigen Jahres eingebracht. Die Dringlichkeit wird mit 237 gegen 219 Stimmen abgelehnt. Ebenso wird die Dring­lichkeit für den Antrag Ro che mit 285 gegen 179 Stimmen abgelehnt. dat de gedig

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Deutfches Reich.

Der Siegeszug der Socialdemokraten.

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Aus Schwarzburg- Rudolstadt wird uns geschrieben Unser Sieg bei den Landtagswahlen am letzten Donnerstag hat eine eigenartige Wirkung gehabt: er hat nämlich fast allen thüringischen gegnerischen Blättern die Sprache geraubt. Selbst die sonst so ge schwäßige, ewig auf uns schimpfende Dorfzeitung", das führende agrarische Organ Thüringens , schwingt sich glücklich nach drei Tagen zur Meldung der nackten Thatsache auf, aber nichts mehr und nichts weniger. Selbst die amtliche Schwarzburg - Rudolstädtische Landes­zeitung", die sich das ganze Jahr über das denkbar mögliche an Heßerei und Verleumdung unsrer führenden Genossen leistet, sie hat bis heute des Ausfalls auch noch mit feinem fritischen Worte Er­wähnung gethan, sie hat einfach auch nur die Wahlergebnisse mit­geteilt. Aber, offengestanden, auch uns kam diefer umschlagende Erfolg überraschend. 21 Jahre hatten wir stets nur einen Abgeordneten im Landtage und jetzt deren 7! Von den Schwierigkeiten einer Wahl in unfrem Lande haben die meisten Genossen draußen im Reiche sicher keine Ahnung. Vielfach liegen die Dörfer oben auf den rauhen Höhen des Thüringer Waldes , weit auseinandergestredt, in wohl malerischer, aber allen Regeln der Städte und Straßenbau funft humst widersprechender Art da. Da muß der Stimmzettel- und Flugblattverteiler oft flettern können wie ein Geisbube. Stunden­Die Eröffnung der französischen Kammer. weit müssen die armen Waldbewohner oft laufen, ehe sie zu ihrem Paris , 19. Oftober.( Eig. Ber.) Die Herbstsession wurde Tagetverf kommen, und die Teilnahme an einer Wahl bedeutet für Aus Kiel , 20. Oftober, wird uns geschrieben: Diesmal schien es, als ob eine besondere Begeisterung in die Die Nachricht von der Aeußerung Wilhelms II. über den eröffnet im Zeichen des antiklerikalen Kampfes. Drei lange Sigungen die meisten dieser Leute die Einbuße eines Tagelohnes! Haeseler im Osten hat sich die Norddeutsche Allgemeine 3tg." wurden mit den Interpellationen über die Schließung der wider- Leute gefahren fei, deim fast alle Mann rüdten an zum Wahltage, beeilt zu dementieren, offenbar weil das Wort mit den herzlichen gefeßlich fungierenden Nonnenschulen ausgefüllt, obwohl die Inter - wo früher stets nur die pessimistischte Stimmung herrschte, dem Von man sagte: Es nützt uns ja doch nichts! Und welch ein Erfolg Begrüßungen in Reval so gar nicht in Einklang zu bringen war. pellanten ihrer Niederlage von vornherein gewiß waren. ministerfreundlicher Seite gab man sich gar keine Mühe, speciell im Landratsamtsbezirk Königfee, in dem uns konsequent fast Während aber in Reval nach den Meldungen der französischen Blätter der Zar dem deutschen Liebeswerben trotz des Auslaufens der die juristischen Spizfindigkeiten der Klerikal- Monarchisten und alle Versammlungen verboten werden! Sämtliche vier Wahlkreise Das wurde dieses Vezirks sind uns in die Hände gefallen und so haben denn ihrer meliniſtiſchen Bundesgenossen zu widerlegen. Aeguiletten" sehr fühl gegenüber gestanden haben soll, spielt sich ausschließlich dem Ministerpräsidenten überlassen. Kein Vertreter der die Wähler in nicht mißzuverstehender Weise für das Erduldete am andern Ende der Ostsee der entgegengesette Vorgang ab. Hier, vier Regierungskartell Gruppen griff in die eigentliche Debatte ein. quittiert. Und während diesmal in den Arbeiterkreisen eine un - glaubliche und ungekannte Begeisterung herrschte, waren die bürger­Von einigem symptomatischem Interesse am dreitägigen Scheinlichen Parteien ohne jedes Feuer. So mußte es tommen, wie es Wie unirem Kieler Parteiblatt, der Schlesw.- Holst. Volksztg.", gefecht ist nur das Auftreten des Abg. Jonnart, eines ehemaligen gekommen ist. Es ist dies der erste Landtag, in dem kein Land­aus Marinekreisen mitgeteilt wird, hat man im Kieler Hafen noch Miniſters im klerikalfreundlichen Kabinett Casimir Périer und eines rat fizt. Viel hätte nicht gefehlt, so hätten wir sofort die aus- in keinem Jahre so viele russische Kriegsschiffe gesehen wie in diesem bisherigen halben oder Dreiviertel- Melinisten. Jonnart spiste fchlaggebende Anzahl, das heißt die Hälfte der sämt= Sommer und Herbst. Alle Augenblicke kommen und gehen russische seinen Frontwechsel sogar im Sinne einer Annäherung felbft lichen 16 Mandate gehabt, wenn nämlich Genosse Finke in Franken­des Regierungskartellszu, hausen- Land nicht mit-1 Stimme durchgefallen wäre. Panzer, ruffische Schulschiffe, ruffische Torpedozerstörer und russische an den äußersten linken Flüget des Regierungsfartells Die Freude unter den Genossen über das Erreichte ist selbst­Socialisten mit Freude erfüllt. die ministeriellen Torpedoboote. Die Offiziere an Bord diefer Schiffe zeichnen sich durch eine auffällige Wißbegierde aus. Alles wird photographiert, jeder Jaurès schreibt: Herr Jonnart( und darin liegt das politische verständlich groß und es ist gewiß, daß der Kreis bei der nächsten Uferstrich, jede Befestigung, jedes deutsche Striegsschiff, jedes sichtbare Interesse seiner Rede) hat dadurch die republikanische Mehrheit be- Reichstagswahl in unsre Hände fällt; 1893 sowohl wie 1898 fehlten Stück der kaiserlichen Werft. Keine lebung der deutschen Marine festigt. Von nun an ist es sicher, daß die gemäßigtsten Elemente daran jedesmal nur wenige Stimmen.- kann stattfinden, ohne daß sich ein Boot der Russen beobachtend in der alten Mehrheit des Herrn Waldeck- Rousseau sich vom allernächster Nähe hält. Wenn eine wichtige Minen- Uebung bevor- republikanischen Bloc( Sartell) nicht trennen werden..." Leider steht, tann man sicher sein, daß, kurz bevor die Sperre eintritt, Diese gemäßigisten Elemente" werden schon dafür sorgen, den Einfluß der minder gemäßigten Kartellgruppen eines oder mehrere russische Schiffe durch das Gebiet der Sperre lahmzuiegen. Im übrigen zeigt Jonnarts sonst start über­fahren, um zu erspähen, was zu erspähen ist. Das alles geschah so planmäßig, daß es der deutschen Marine Schäßter Frontwechsel, daß die gewaltthätigen Kampfmethoden der behörde auffallen mußte. Um den russischen Kameraden einen Wink Klerikalen das Gegenteil des beabsichtigten Zweckes erreicht haben, daß der Wind stärker denn je die Segel der Antiklerikalen schwellt. mit dem Baumpfahl zu geben, schickte man Boote an die russischen Die anfängliche Regierungsmehrheit von nahezu 100 Stimmen Fahrzeuge heran und photographierte auch. Die Russen ließen sich hat denn auch vollzählig, ja, mit einer Tendenz zum Wachsen, das das ruhig gefallen, außer einer neuen Torpedo- Armierung gab es Bertrauensvotum abgegeben. Und die Dringlichkeit für den nach bei ihnen nichts zu sehen, und diese gaben sie für ihre gründliche Schluß der Jnterpellationsdebatte eingebrachten Regierungs Austundschaftung des Kieler Hafens und der deutschen Marine gern entwurf, der das Vereinsgesetz Waldeck- Rousseaus durch neue preis. In den leitenden Kreisen unsrer Marine weiß man thatsächstrafbestimmungen verschärft, wurde ohne Debatte mit lich nicht, wie man sich ohne schroff zu werden, der Liebenswürdig 102 Stimmen Mehrheit votiert. keiten der freundnachbarlichen Besucher erwehren soll.

im Kieler Reichs Kriegshafen, weiß man sich vor den Zudringlich­keiten der Russen nicht zu schützen.

Buchenbergers Doppelfeele.

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Von größerem Interesse war das kurze Echlußgefecht um die Zusäße zum Vertrauensvotum. Die revolutionär socia listische Fraktion votierte zwar diesmal mit der Regierungs­Ein eigenartiges Zwischenspiel in der Zollpolitik stellte mehrheit, aber sie wahrte ihren eignen Standpunkt durch Be­am Sonnabend die Rede des badischen Finanzministers antragung des folgenden Zusages zur Vertrauensformel:" Indem Buchenberger dar. Es war ein böser Streich, den ihm die Kammer in den Dekreten zweds Anwendung des Vereinsgesetzes Herr v. Bülow spielte, als er ihn zwang, sich so öffentlich für nichts weiter sieht als den Anfang von Maßnahmen, die zur voll­die. Regierungsvorlage ins Zeug zu werfen. Wenn man nicht ständigen Veriveltlichung des Staates sofort notwendig sind, ladet längst gewohnt wäre, daß die Ministerherrlichkeit in den fie die Regierung ein, unverzüglich einen Gesegentwurf über die deutschen Landen jede selbständige und selbstbewußte Indivi- Aufhebung des Konkordats, die Trennung der Kirchen vom Staat, dualität heute töfet, Herr Buchenberger hätte es durch seine die Abschaffung des Kultusbudgets und die vollständige Verivaltung Rede am Sonnabend demonstrativ erwiesen. ad pinnathodes Unterrichts und der öffentlichen Verwaltung einzubringen." Herr Buchenberger hat nändlich so etwas wie eine Dieser antiklerikale Zusag paßte aber der antiklerikalen Re­wirkliche, das bürgerliche gewohnte Mittelmaß weit über- gierungsmehrheit ebenso wenig, wie ein andrer zu Gunsten der steigende wissenschaftliche, ernste Vergangenheit. Am Nonnenschulen eingebrachter Zufag. Sie konnte ihn zwar direkt ab­Sonnabend hat er sich um allen wissenschaftlichen Kredit ge- lehnen, aber das wäre gar brenzlich: alle jene Forderungen stehen redet, den er sich durch sein großes Werk über die Agrarfrage ja im radikalen Programm". Sie zog also das bewährte Mittel - ungeachtet seiner agrarischen Schutzöllnerei- erworben hat. eines prophylaktischen Gegenzusatzes vor, der die Radikalen und Diese unsre Meinung sei durch ein kleines Beispiel be ministeriellen Socialisten der direkten Ablehnung ihrer eignen gründet, das wir herausgreifen, weil es unsre Behauptung Programımforderungen überhob. Der von einem Radikalen be­Herrn Buchen antragte rettende Gegenzujah tautete, wie immer:"... und jeden verhältnismäßig kurz und durch berger von ehedem beweist. Herr Buchenberger er Bufas ablehnend... klärte u. a. die Frage nach Einwirkung des Getreide Nachdem nun Constans und Vaillant den Antrag der 8olles auf die innere Preisbildung des Getreides revolutionären Socialiſten kurz begründet hatten, sprachen von

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Er war nicht im Zingeltangel". Einen entseßlichen Verdacht nimmt die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" durch eine hochwichtige Erklärung von dem armen, unschuldig verdächtigten Der Reichsbote" verbreitet folgende gehäffige Bemerkung gegen den Reichskanzler Grafen v. Bülow :

Bernhard Bülow . Man lese:

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Man sagt sich: wenn der Reichskanzler Graf Bülow, wie der Berliner Lok.- Anz." berichtet, Zeit dazu hatte, einen ganzen Abend dem Bunten Theater", einer Art Tingeltangel, zu widmen, so hätte er auch ein Viertelstündchen übrig haben können, um, ganz abgesehen von seiner persönlichen Stellung an den Boeren, wenigstens den Empfindungen des deutschen

Boltes so weit Rechnung zu tragen, daß er, wie die fran­zösischen ersten Minister, diesen Männern einen Empfang gewährte."

Die Angabe, daß der Reichskanzler einen ganzen Abend im Bimten Theater" verbracht habe, ist falsch. Graf Bülow hat dieses Theater überhaupt nie besucht. Er würde sich vielleicht ebenso gern die gelegentliche Erholung eines Theaterbefuchs gönnen wie andre Lente, aber dazu fehlt ihm die Zeit.

Die Boerengenerale haben, entsprechend dem von ihnen be­tonten unpolitischen Charakter ihrer Reise, teinen Empfang bei dem Reichstanzler nach gesucht. Daß sich Graf Bülow, der gewiß die allgemeine Hochachtung für die Tapferkeit und das menschliche Mitgefühl mit dem Schicksal der Generale teilt, feinerseits ihnen hätte nähern sollen, war schon nach dem durch die Generale veranlaßten Scheitern einer Audienz bei Seiner Majestät dem Kaiser ausgeschlossen. Uebriges haben auch die französis schen Staatsmänner zu den kurzen von ihnen den Generalen bewilligten Empfängen, so viel wir wissen, nicht die Initiative ergriffen."

Nach dieser denkwürdigen Aufklärung kennen wir unsern Reichs­fanzler wieder ein gutes Etüd beffer.

Erstens ist er niemals in dem genialen Endell- Saal getvesen, in dem das Bunte Theater hauft. Das wäre schade, wenn nicht das fönigliche Polizeipräsidium durch die Censur dafür sorgte, daß die Veranstaltungen an diesen Schauftätten jedes politischen Hauches ent behrten und sich mit der Kultivierung des Harmlofen und Spielerischen begnügen müssen. Andernfalls könnte er an solchen Orten manches Nügliche für seine Ausbildung entnehmen.

Zweitens erfahrens wir, daß Bülow feine Zeit hat. Das kommt zwar unerwartet, erhöht aber den Respekt. Vermutlich suchte