Weise*(natürlich! Red.)„in einen eisernen Transportlasten des letzteren getreten und hierbei mit dem rechten Fuße zwischen zwei verbogene eiserne Stäbe gerathen, sodaß er festgeklemmt mit dem V er lade band e fortgeschleift wurde." Bergrevier Waldenburg, im >jahre 1888:„Von den jugendlichen Arbeitern kamen leider zwei zu Tode. Der eine, als er unbefugter Weise"(natürlich! Red.)„auf einen Setzkasten der Schiefernachwäsche stieg, von der Welle gefaßt und über dieselbe hingerissen wurde. Der andere wurde unter die Räder des Eisenbahnwagens ge- schleudert und überfahren, als er durch Einstecken eines Hebels»wischen die Radspeichen den Wagen unbefugter Weise"(natürlich! Red.)„bremsen wollte." Daneben stehen fünf Verunglückte, bis zu sechs Monaten erwerbs- unfähige jugendliche Arbeiter, die merkwürdiger Weise einmal nicht„unbefugter Weise" zu Schaden kamen. Bergrevier Kottbus, 1388:„Gegen die Verwaltung einer Grube mußte wegen Beschäftigung eines jugendlichen Arbeiters über die zulässige Zeit hmaus Strafantrag gestellt werden." Berg- revier Stollberg -Eisleben , 1888:„Die Beschäftigung der jugendlichen Arbeiter bestand beim Kupferschiefer-Bergbau nuter Tage außer im Oeffnen und Schließen der Wetter- thüren... hauptsächlich im Trecken(Z i e h e n) der F ö r d e r- Hunde..., eine Arbeit, welche zwar zuerst etwas a n st r e n g e n d(i>n Jahre 1890:„sehr anstrengend", i st, die jedoch aus die körperliche Entwickelung der Jungen einen besonders(!!) ungünstigen Einfluß nicht ausübt." Aus dem Bergrevir Siegen berichtet 1883 einmal ein weißer Rabe unter den Bergbeamten:„Die Beschäftigung von schulpflichtigen Kindern"(bei der bloßen Aufbereitung! D. V.) „hat erheblich abgenommen, was sehr im Interesse deS Kinde« liegt, damit deren Körper durch an- haltende Arbeit in der Entwickelung nicht gehemmt wird." Bergrevier Diez, 1889:„Es kamen"(bei jugend- lichen Arbeitern)„fünf Verletzungen vor, von denen zwei eine Arbeitsunfähigkeit von längerer Dauer zur Folge hatten." Folgt eine grauenhafte Schilderung der beiden schweren Unfälle. Bergrevier Westlich-Waldenburg, 1890: „An Unglücksfällen kamen(bei jugendlichen Arbeitern. D. V.) mit mehr als vierwöchentlicher Arbeitsunfähigkeit beim Betriebe 7 vor. Von diesen führt« einer den Tod deS jugendlichen Arbeiter? herbei, indem der letztere zwischen daS Transportband und die Ablaufvorrichtnng in der Separation gerieth." Dieser Berichterstatter geht mit dem „unbefugt" noch etwa? delikater um; er sagt nur, die Un- fälle seien„fast" sämmtlich auf Unvorsichtigkeit der Ver- letzten zurückzuführen. Bcrgremer Stolberg-Eisleben, 1890: „Unfälle von jugendlichen Arbeitern mit tödtlichem Aus- gange find im verflossenen Jahre leider zwei vorgekommen. Ein Pferdetreiber setzte sich.... unbefugter Weise(natür- lich! Red.) auf einen in Gang befindlichen Lastzug und wurde an einer engen Stelle des Flachen zwischen Stoß und Wagen zu Tode gequetscht. Ein anderer wurde, während er im Keflelhause... mit dem Zerkleiuern von Kohlen be- schäftiat war, durch Dampf, welcher infolge eines Ventilbruches plötzlich auS den Dampfkesseln strömte, zu Tode verbrüht." Verbrüht, zerquetscht, üverfahren, todt geschleudert, freilich Alles „unbefugter Weise'— fo sieht das Paradies, das der„Reichs- Anzeiger" falsch malt, in Wirklichkeit aus! Wir könnten die Bei- spiele verzehnfachen; schließen wir jedoch statt dessen mit einer zusammenfassenden Statistik, welche uns nicht von Beamten, nein, von den Unternehmern selbst, von der deutschen Knappschasts-Berussgenossenschaft geliefert wird. Nach den Jahresberichten dieser Zechengenossenschalt wurden von ihren Arbeitern verletzt mit Erwerbsunfähigkeit von über dreizehn Wochen: Arbeiter überhaupt jugendliche Arbeiter 1388 2749»» 1889 3103 61(darunter 1 Mädchen!) 1890 3403 86 Vom Jahre 1888 bis 1890 ist also die Zahl der schwer» verletzten jugendlichen Arbeiter bei dieser Zechen- genofsenschaft um nicht weniger als 126 p C t. ge- stiegen, während diejenige der verletzten Arbeiter über- Haupt nur um 23 pCt. wuchs! Kommentar überflüssig. Nachdem wir diese Zahlen mitgetheilt haben, überlassen wir den„Reichs-Anzeiger" mit semer Schönfärberei und Ignoranz in Fragen, welche daS arbeitende Volt bis in daS Mark seiner Familie hinein berühren, ausschließlich dem Mitleid seiner„christlichen" Freund«. Er hat aber mehr als sich selbst gerichtet." knarrte und knurrte. Aber das Himmelsgewölbe war hell und klar, und in dem lichtblauen Himmelsruche flimmerten die eingewobenen Sterne mit ihrem fröhlichen und milden Lichte. Mit wie verschiedenen Empfindungen blicken die Menschen zum Sternenzelte empor! Und welch' verschiedene Sprache haben die Sterne für die, welche zu ihnen auf- blicken! WaS sprachen sie zu Elisen, als sie die belebte Straße, die nach dem nördlichen Theile der Promenade anslies, verließ und nun unter den schneebelasteten Bäumen dahinging, was sprachen sie zur selben Zeit zu ihrem Begleiter, der stumm neben ihr wandelte? Ihre Gedanke» weilten in weiter unbekannter Ferne, die seinigen in nächster Nähe, und doch fühlten sie dieselben Schmerze». „Haben Sie mir denn nach und nach mein gar zu wüstes Treiben verziehen, Fräulein Barth?" entschloß sich Findeisen endlich mit schwankender Stimme zu fragen. „Warum sollte ich es Ihnen nicht verzeihen können, zumal wenn Sie zeigen, daß Ihnen daS ernstlich leid ist, was Sie gethan haben?" „Sie werden, Sie müssen mich verachten, wenn Sie bedenken, daß ich mich so weit vergessen konnte, Hand an mich selbst zu legen." „Ich verachte Niemanden, der mir nicht verächtliche Gesinnungen offenbart. Sie haben mir nur Schwäche gezeigt, und die muß man bei seinen Mitmenschen zu vergessen suchen." „Sie sind sehr mild und nachsichtig, Fräulein Barth; ach, wer doch auch so nihig, leidenschaftslos und klar durch's Leben könnte, Licht verbreitend und Wärme, wie die Sonne, aber nicht versengend und verbrennend wie diese. Sie müssen recht glücklich sein!" „Es ist nur Wenigen so etwas beschieden, wie das, was Sie bei mir voraussetzen. Ich muß gestehen, es würde mir das Herz beklemmen, wenn ich nicht auch meinen Theil von den Lasten und Schmerzen zu tragen hatte, die allen Erdenkindern beschieden." Staatshilfe für nothleidende Domänenpächter. In der Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben des preußischen Staates für das Etatsjahr 1890/91 sind Mindereinnahmen an Pachtgeldern von Domänenvorwerlen im Gesammtbetrage von 97 000 M. verzeichnet als Folge des Erlasses von Pacht- geld-Rückständen. Nach dem Berichte der Rechnnngs- Konnnission(®. 2 ff.) sind für 1890/91 an Pachtgeld-Rücksiänden erlassen: I. 30 000 M. dem früheren Pächter der Domäne Wecskenhof im Kreise Pr. Holland, Regierungsbezirk Königsberg ; 2. 12 000 M. dem früheren Pächter der Doinäne Neugut in dem- selben Kreis« und Regierungsbezirke; 3. 40000 M. dem früheren Pächter der Domänen Dinglauken und Grasgirren im Kreise Darkehmen, Regierungsbezirk Gumbinnen ; 4. IS 000 M. dem früheren Pächter der Domäne Ftcmendorf im Kreise Franzdurg, Regierungsbezirk Stralsund. Der frühere Pächter der Domänen Dinglauken und Gras- girren, dem 40 000 M. nicht etwa aus einem zu diesem Zwecke bewilligten königlichen Disvositions'onds, sondern von der Staats- kaffe zu Ungunsien der Steuerzahler geschenkt worden sind, ist, wie die„Freisinnige Zeitung" mittheilt, der konservative Land- tags- Abgeordnete Herr von Oppen, derselbe, der vor zwei Atonalen«ine donnernde Rede gegen jede Herabsetzung der Personentarife als einen Hebel der Sachsengängerei gehalten hat. Herr von Oppen pachtete die beiden Domänen im Jahre 1882 für die Zeit von Johannis 1882 bis 1890 für einen jährlichen Pachtzins von 20 8S0 M. oder 32,47 M. bezw. 22,78 M. pro Hektar. Der Pachtzins erhöhte sich, durch Hinzutritt der Zinsen von Meliorationskapitalien, welche dem Pächter aus der Staatskasse auf seinen Antrag behufs Erhöhung der Ertragsfähigkeit der Domäne wiederholt zur Verfügung gestellt wurden, auf 24 048 M. Nach acht Jahren, im Früh- jähr 1890, hatten die Pachtrückstände des Herrn von Oppen die Höhe von rund 33 300 M. erreicht. Erst jetzt wurde ihm das Pachtverhällniß zu Johannis 1391 gekündigt. Durch königliche Ordre vom 18. März 1391 ist ihm ein Pachterlaß von 40000 M. gewährt worden. Weshalb dieser Nachlaß? In dem Bericht der Rechnung?- kommisston(S. 4) heißt es: „Obwohl der Domänenpächter, welchem allseitig das Zengniß eines thätigen, sparsamen und intelligenten Landwirths ertyeilt wird, sich mit Eifer und Sorgfalt ter Bewirthschafwng der Pacht- stücke widmete, ist es ihm doch nicht möglich gewesen, sich in der Pachtung zu erhalten. Der Grund hierfür liegt wesentlich in den ungünstigen Konjunkturen, mit welchen in neuerer Zeit die Landwirthschaft, insbesondere in den östlichen Provinzen, zu kämpfen halte, und welche sich von Anbeginn der Pachtung ab im steigenden Maße fühlbar machten. Diese Ungunst der Zeit, die verhältnißinäßig hohe Pachi und der Umstand, daß durch vie von dem Pächter, zum Theck mit erheblichen Opfern, in größerem Umfange auegeführten Bodenmeliorationen nicht alsbald der er- hosste Erfolg erzielt wurde, halten zur Folge, daß die wirlh- schaslliche Lage des Domänenpächlers sich so ungünstig gestaltete, daß es ihm unmöglich wurde, seinen vertragsmäßigen Berpflich- tungen nachzukommen...... Es wäre hart gewesen, die volle Bezahlung der Pachtreste von dem Pächter zu verlangen, dessen wirthschasilicher Ruin alsdann unausbleiblich gewesen wäre. Es ist vielmehr zu berücksichtigen gewesen, daß derselbe ohne eigene Verschuldung in seine ungünstig« Lage geralhen war, und daß er durch seine sorgsame Bewirthschaslung und durch die von ihm ausgeführten Meliorationen den Kullurzustand und den Werth der Pachlstück« dauernd gehoben Hai, während eS ihm nicht vergönnt war, die Frücht « seiner Arbeit zu ge- nießen." Einen seltsamen Kontrast zu den rührsamen Ausführungen über den Herrn von Oppen drohenden Ruin bildet es, daß„der Werth der Pachtstücke sich dauernd gehoben", daß der bemitleidens- werthe Jnnker unmittelbar nach dem Ausscheiden aus dem Pacht- verhältniß das Rittergut Friedrichsfelde erworben und bei einer Landlags-Ersatzwahl 1890 für Stallupönen-Goldap- Trakehnen sich mit Erfolg um ein Mandat beworben hat. Während der kleine Mann seine Steuern und Abgaben ohne Nachsicht zu zahlen hat, während die Proletarier durch die in- direkten Steuern aus das Unerträglichste gezehntet werden, während da? arbeitende Volk in Stadt und Land darbt und ver- elendet, werden den Agrariern Douceurs von Zehntausenden hin- geworfen. Der Eisenbahnminister reduzirt die Löhne und macht zahlreiche Arbeiter brotlos, der Landwirthschaslsminister hat ein warmes Herz für— die Domänenpächter, und aus dem öffenl- lichen Säckel werden diesen„Enterbten" Geschenke gemacht, die in der That»in vollgiltiger Beweis des praktischen Ehristen- thums sind. So spielt die Regierung den Großalmosenier der Feudalen, nachdem sie sich zu ihrem Millionärszüchter ae- macht hat. Der Pächter von Weeskenhos(unter 1) hat 30 000 M.„Armenunterslützung" in Gestalt einrS Pacht- Nachlasses empfangen, weil er(S. 3 des Berichts)„leider.... in finanzielle Verlegenheiten gerieth, welche darin ihren Grund hatten, daß er bei Errichtung der in unmittelbarer Nähe von Weeskenhos belegenen Zuckerfabrik Hirschfeld sich in einer seine Mittel übersteigenden Weis« betheiligte. für Verpflichtungen der Fabrik wechselmäßig« Bürg« „Ja, es ist wahr, Sie leiden auch: wie konnte ich nur so unbesonilen reden! Aber Sie fühlen nicht so lebhast, so leidenschaftlich, das ist der Unterschied." „Das ist der Unterschied nicht; nein, Herr Findeisen, darüber täuschen Sie sich. Sie sind nicht wie ich, wie die meisten Ihrer Atitmenschen von Jugend aus durch die Nichterfüllung ihrer liebsten Wünsche an Entbehrung und Entsagung gewöhnt. Wir haben uns beugen gelernt vor dem„Nein", welches unsere soziale Lage uns bei so vielen aufkeimenden Wünschen unerbittlich zuruft. Und wenn es noch so sehr am Herzen nagt und tobt, wir wissen, daß es nicht anders ist, wir dulden und tragen. Ihr Herz aber bäumt sich auf vor einem jeglichen Hinderniß, Sie haben so Vieles möglich machen können, daß Sie Alles glaubten möglich machen zu können, und wenn es Ihnen einnial fehlt, dann möchten Sie die Welt oder sich selbst vernichten, um damit zugleich Ihren Schmerz vernichten zu können. Ist es nicht so?" „Es ist so, es ist so; Sie lesen in meiner Seele, als wäre sie ein vor Ihnen ausgeschlagenes Buch. Aber sagen Sie selbst, wie kann man ein Leben noch ertragen, wenn Einem das Einzige fehlt, was das Leben erträglich, lebens- werth zu gestalten verspricht? Wozu, wozu soll man leben, wenn ein Tag so grau, so freudenlos dahingeht und wieder- kommt, wie der andere? Glauben Sie an eine Auferftehung von den Tobten? Ich glaube nicht daran, ich bringe es nicht zu Stande, daran zu glauben. Und wenn wir nicht daran glauben, warum sollten wir ein Herz voll schweren Grames mit uns dahin schleppen, da wir dieses Herz in einem Augenblick zum Stillstehen bringen können, mit einer Nadel blos, wie Hamlet sagt» Oder glauben Sie an eine Auferstehung so fest und zuversichtlich, daß dieser Glaube Sie ausrecht erhätt?" (Fortsetzung folgt.) s ch a f t e n übernahm und bei dem 1834 eröffneten Konkurse der Zuckerfabrik einen nach glaubwürvigen Angaben auf 60 000 M. sich beziffernden Verlust erlitt, von welchem er sich, zumal bei der ungünstigen Lage, in welcher sich die Landwirthschaft, insbesondere in den östlichen Provinzen, seit einer Reihe von Jahren befindet, nicht mehr hat erholen können." Will nian der Staatshilfe würdig sein, fo werde man Domänenpächter, spekulire in Jndustric-Unternehmungen, schreibe fleißig quer! Wo die nothlcidenden Wechsel am höchsten, ist Herr von Heyden's Hilfe am nächsten. Solche Thalsachen öffnen dem Volte die Augen über das herrschende System. Unsere Feinde beivähren sich als unsere besten Freunde. Volikisiho MeberNcktk. Berlin ,'den 11. April. Zur Reform der Berginspektion. In unserem Artikel vom 3. d. M. über den gleichen Gegenstand haben wir durch einen Zwischensatz die preußische Regierung von einem Fehler entlastet, indem wir sagten, die Fabrik- inspektoren hätten die ihnen laut Gewerbe-Ordnung zu» stehende Bergwerksinspektion aus eigener Pflichtversäumniß nicht ausgeübt. Wir haben da die O b e r b e h ö r d e der Anfsichtsbeamten viel zu mild beurtheilt und bedauern dies außerordentlich. Wir fanden nachträglich in dem Wust von Verordnungen, mit welchem Gewerbe-Ordnung und Berggesetz umgeben sind, daß durch ministerielle An- weisung vom 4. September 1309 die Aufsicht über den Bergbau den Fabrikinspektoren genommen und den Revier- beamten übertragen worden ist. Die Regierung hat also sehr prompt sofort nach Erlaß der alten Gewerbe-Ordnung dafür gesorgt, daß kein„Unberufener" in die Arbeiter- Verhältnisse des Bergbaues hineinschaue, und die jetzige „Reform" der Berginspektion in der berühmten Novelle beschränkt sich auf die Fortsetzung dieser Kapitalistenpolitik. Danach erscheint das„Neue" in der Novelle in einem noch kläglicheren Lichte, waS freilich nicht zum Ver- wundern ist.— Die Bergarbeiter und der Kuappeutrutz. In der am 11. April in Gelsenkirchen abgehaltenen Berg« arbeiter-Versammlung wurde dargelegt, di« Novelle enthalte nur Rechte für die Unternehmer, gebe aber keine Be« stimmungen über die Dauer der Arbeitszeit. Die Ber- sammlung verlangte Einführung eineS Normal-Arbeitstages und richtet« eine diesbezügliche Eingabe an den preußischen Landtag.— Ravachol in der deutscheu Presse. Die gesammt« kapitalistische Presse Deutschlands ist seit 14 Tagen damit beschäftigt, für den großen Ravachol die Reklamc-Trommel zu rühren. Ravachol hinten, Ravachol vorne— Ravachol in allen Gassen. Der Lenker der Weltgeschichte heißt nicht mehr Bismarck , er heißt Ravachol . Ravachol ist der geniale Tausendsassa, der, unter dem Borwand, di« bürgerliche Ordnung m die Luft sprengen zu wollen, ihre morschen Grundlagen befestigt und den Hütern und Wächtern der Gesellschaft schneidige Waffen zur Vernichtung der Mächte des Umsturzes zu schmieden sucht. Er ist die Personifikation der staats- und gcsellschaftsrettenden Idee. Wenn der Angstphilister, dem die Angst noch nicht den letzten Rest von Deiiktraft ausgepumpt hat, nachgrübelt über das große Problem der Staats- und Gesellschaftsrettung, und sein ab- gequältes Hirn fragt: Wie muß das große Werk gelhan werden? Dann lautet die Antwort: So wie Ravachol gethan hat! Bonaparte, der das Gleiche versucht, ist den Weg alle? Fleisches gegangen— sein würdiger Schüler und Nachfolger Bismarck ist zum alten Eisen geworfen— Ra» vachol ist der Mann des Tags, der Mann des Jahrhunderts. Die Spalten der Ordnungspresse sind mit Ravachol's Thaten gefüllt, und wenn unsere Bourgeoisie es jetzt nicht aus politischen und soustigen Geschäftsrücksichten für gut fände, grimmigen Haß gegen die katholische Kirche zur Schau zu tragen, so würde sie sich sicherlich demnächst an den Papst mit der Bitte wenden, den großen Ravachol unter die Heiligen auszunehmen. Daß er Wunder zu wirken vermag, der große Ravachol, daS glaubt sie schon jetzt. Hat er doch, ihr zufolge, den Posener Mordroman, der den geistreichsten Produzenten unserer Hintertreppen-Literatur Ehre machen würde, angestiftet und zur Ausführung gebracht. Allerdings ein Wunder. Ein noch größeres Wunder ist'S freilich, daß am Ende des 19. Jahrhunderts in einem Lande, das doch nicht hinter Kamerun liegt, außerhalb deS Irrenhauses Menschen zu finden sind, obendrein zu den Gebildetsten und „Besten der Nation" sich rechnende— und von einigen Köhlergläubigen auch gerechnete— Menschen, die Ravachol eine politische Mission zuschreiben, und die echt polnisch« Räubergeschichte von Posen für das Drama einer politischen Verschwörung ausgeben können. Das ist ein Wunder, besten Erklärung den künftigen Generationen sehr schwer fallen wird, und nur dem möglich ist, welcher die Geistes- Zerrüttung unserer vor ihrem eignen Schatten, und ihren eigenen Schalten« und Schreckbitoern erschreckenden Bour- geoisie kennt.*)— *) Als Beweisstück nageln wir folgende Notiz der„National- liberalen Correspondeuz" jesl: „Ueber die Blutthat in Koscielec liegen neue Nachrichten von Belang nicht vor. Man darf daraus schließen, daß die Behörden mit berechtigter Strenge für die Geheimhaltung aller Befunde sorgen, deren vorzeitiges Bekanntwerden den Gang der weiteren Untersuchungen erschweren könnte. Mil dieser berechtigten Annahnw müssen sichWtßbegierund Neugier vorläufig trösten. Einstweilen bleibt ihnen als interessantes und lehrreiches Studium die Lektüre der sozialdemokratischen Blätter. Darüber waren„Alte" und„Junge bisher völlig einer Meinung, daß die„Dynamitkracherei"*" Frankreich , Spanien , Italien u. f. w., das Vorgehen der Anar- chisten, die„zur Verhaftung gleich ihren Felozugsplan schwarz auf weiß mitbringen", a»> Polizeimache zurückzuführen sei.<** sei al..� uur dazu gemacht, um„die Fesseln, welche auf dem arbeitenden Volk lasten, verstärken und schärfer anziehen" za können. Es kam nun daraus an, ob die Sozialdemokratie den „Lockspitzeln" auch zutrauen würde, daß sie gleich zu Bieren das Leben drangeden möchten, um den Staat zu einer Fesselung„des arbeitenden Volkes" den von ihnen verlangten Anlaß zu geben. Auch das ist der Fall. Im Organ des Herrn Liebknecht werde» di« Aielduugen über den Raubanfall von Koscielec mit dem Ver- merk eingeleitet, daß sie„einem längst gefühlten Bedürsniß ab- helfen zu sollen scheinen und uns(der Redaktion des„Vor- ivärts") ei» verständnißvolleS Endlich! enttockten." Einstweilen mag dies genügen." Erwähnt sei hier nur, daß in Polen derartige Räubereien mit polittscher M.,skirung(„Hänge-Dendarmen" it.) seit der Jn- surrettioa von 1843 dntzendmal» vorgelommen sind.
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