1. Beilage zum„, Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 87.
Parteinachrichten. Landgemeinde- Wahlen. In Ebendorf siegten, wie die Landgemeinde- Wahlen. In Ebendorf siegten, wie die Magdeburger Voltsstimme" mittheilt, bei den Wahlen der 3. Klasse zur Gemeindevertretung die aufgestellten drei sozialdemokratischen Kandidaten.
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Dienstag, den 12. April 1892.
9. Jahrg.
Thätliche Rüpeleien versuchten in Orthweiler( Elsaß ) lichen Wahlaufruf erlassen, in welchem besonders eine Kritik an fanatisirte tatholische Bauern gegen Sozialdemokraten aus Geb- den Etats der Vorjahre mit genauen Zahlenangaben geübt, und eiler und anderen Orten, die sich auf einem Ausfluge befanden. ein Programm mit den gemeinnützigen Forderungen, die wir an Man hatte sogar die Dorfkinder, welche an dem betreffenden die Gemeindeverwaltung richten, aufgestellt war. Die Gegner Tage die erste Kommunion empfangen hatten, aufgereizt, unsere wußten hierauf nur mit Schimpfereien zu dienen, insbesondere Genossen mit Steinen und Nebstöcken zu bombardiren. Die strogte der Wahlaufruf zu Gunsten des Steinfegmeisters Albert beiden Schulschwestern, welche die Kinder begleiteten, sollen die Hoffmann, der sich früher gerne den Anstrich gab, selbst Sozialfelben dabei angeführt haben. Dem Dorfpolizist wird hinsichtlich demokrat zu sein, von Schimpfausdrücken, um die ihn jede Heftige Kopfschmerzen machen den Herren von der Kre- der Belästigung der Sozialdemokraten, die übrigens in feiner Ballonmüße beneiden könnte. Wen noch nicht die Gerechtigkeit felder Zeitung", einem Kreisblatt, die Erfolge, welche die Sozial Weise ihre Partei- Angehörigkeit fundgegeben hatten, gleichfalls unserer Sache überzeugte, dem mußte die Gemeinheit unserer demokratie bei den Gewerbegerichts- Wahlen errungen hat. Das Schuld beigemessen. Die Tapferkeit der Bauern hörte aber bald Gegner die Augen öffnen, um zu erkennen, wie tief die„ Ge Blatt meint, daß die sozialdemokratischen Mitglieder der Gewerbe- auf, als sie sahen, daß sich unsere Genossen nichts gefallen ließen. bildeten", die nur mit Schmutz um sich zu werfen verstehen, Gewerbe- Schuld gerichte ihre Urtheile gegen den Unternehmer abgeben würden Die Elsaß - Lothring. Boltsztg." fommentirt den für die Klerikalen unter den armen, ungebildeten" Arbeitern stehen. auch dann, wenn er im Recht ist. Man ersieht hieraus, wie höchft beschämenden Vorfall folgendermaßen:„ Die Sozialdemokratie wenig die Offiziöfen von Arbeiterangelegenheiten verstehen. Wäre hat in Elsaß- Lothringen jenes Stadium erreicht, wo sie die gesammte Die ,, Bons" der Berliner Arbeiterkolonie werden von dem nicht so, so würden sie sich erstlich nicht wundern können, Bevölkerung von Grund auf in Bewegung zu setzen beginnt. mitleidigen Seelen in geradezu verschwenderischer Weise verdaß bei den Gewerbegerichts- Wahlen die Sozialdemokraten fast Das hat sich schon bei den legtjährigen Gemeinderathswahlen ausgabt. Das ist bequem, foftet nicht viel und erfüllt den überall siegten, denn das ist jedem Kundigen von vornherein klar gezeigt, am deutlichsten Mülhausen . Die Gegner der neuen tugendhaften Menschen mit dem beseeligenden Gefühl, wieder gewesen, und zweitens würden sie die alberne Verdächtigung Bewegung lächeln nicht mehr mitleidig und sprechen nicht mehr einmal ein recht gutes, gottgefälliges Werk gethan zu haben. unterlassen haben, der Sozialdemokrat im Gewerbegericht werde unter verächtlichem Achselzucken von„ utopistischen Schwärmereien". Fürsorgliche Hausväter haben das" Bonbuch" immer zur Hand: das Recht beugen. Der Sinn für Gerechtigkeit ist im sozial- Sie sehen, daß die Bewegung auch hier bereits tief Wurzel ge- sobald sich ein Bettler zeigt, sobald ihr Mitleid in irgend einer demokratischen Arbeiterhirn so start entwickelt, wie er in einem schlagen hat im Herzen des Volkes; fie merken mit einem Worte, Weise erregt wird, ein Griff in das Bonbuch und sie haben Menschenhirn des 19. Jahrhunderts überhaupt entwickelt sein daß die Sache, weit entfernt, lächerlich zu sein, sehr ernst ihr gutes Herz gezeigt. Einige Beispiele für diese Behauptungen fann. Wenn das Blatt unter Bezugnahme auf die unkontrollir- ift. bare Aeußerung eines rheinischen Parteigenoffen ferner der Auf- Bewegung Diefen Entwickelungsgang hat die sozialdemokratische sind uns zur Hand: Ein Arbeitsloser wurde vom Hunger derart überall durch zu machen, 100 fie auftritt: gepeinigt, daß er sich nicht anders zu helfen wußte, als in einen fassung Raum giebt, daß für die Leitung der sozialdemokratischen zuerst wird sie befpöttelt, dann wird fie in fanatischer Bäckerladen der Kurfürstenstraße zu gehen und zu bitten, ob man Partei die Gewerbegerichts- Wahlen fein ernsthaftes Interesse uth bekämpft, und endlich kommt der anfänglich überwältigen- ihm nicht eine Schrippe schenken wolle, weil er sich kaum mehr hätten, so ist das genau so geistreich, wie der zum Schluß ge- den Masse der Gegner die Erkenntniß, daß sie allein den richtigen auf den Beinen halten könne. Der Meister war zufällig selbst äußerte Wunsch, man solle die neuen Geseke so abfaffen, daß Weg in Zukunft weist. Im Elsaß sind wir jegt im mittleren im Laden, er sagte dem armen Teufel, er solle etwas warten, dieselben unserer Partei feinen Nugen bringen. Das Kraut, Stadium dieser Entwickelungsperiode begriffen, in dem der ging in die gute Stube" und händigte dem Hungernden- eine was gegen die Sozialdemokratie hilft, wächst nur im wohl fanatischen Bekämpfung."- Auch das wird vorüber- Schrippe? nein, einen Bon auf die Berliner Arbeiterkolonie angebauten Felde des Sozialismus. ein! Des innigen Dankgefühles voll zog der also Beglückte von gehen, und der Sieg und bleiben. dannen: er war der Berliner Arbeiterkolonie in der Reinicken
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Aus Sachsen . Die„ Gemüthlichkeit" in unserem Sachsen In Agram erscheint jetzt statt des seiner Zeit eingegangenen dorferstraße überwiesen" und damit war er vom Unterfennt teine Grenzen. Vor einiger Zeit hatten wir zu berichten, Radnicki Glasnik" ein neues kroatisches Parteiblatt unter dem gang gerettet." Ehe er dort angelangt wäre, war er allerdings daß der Redakteur der Wurzener Beitung", Thiele, wegen Namen Sloboda"( Freiheit"). Das Blatt vertritt die längst der besten aller Welten entrückt.. Ein Drehorgeleiner verbüßten Gefängnißstraße, die er sich durch Beleidigung Prinzipien des Hainfelder Programms und verspricht ein treuer Spieler unternahm den Versuch, seinen Seufzerkasten in einem der eines Stadtraths. zugezogen, aus dem Stadtverordneten - Kollegium Mitkämpfer für die Sache des arbeitenden Volkes zu werden. herrschaftlichen" Häuser des vornehmen Westen ertönen zu lassen, in Wurzen hinausbefördert wurde. Jetzt fommt aus Naun- Die Administration befindet sich: Agram, Ilica br. 150. an welchem das Plakat: Betteln, Hausiren, Musiziren u. s. w." hof bei Grimma die Nachricht, daß unserem alten Genossen noch nicht zu sehen war." Kaum waren der Walze" die ersten Lange das gleiche Schicksal widerfuhr. Lange war wegen BeTöne entschlüpft, als auch schon der Hauswirth des Entsetzens leidigung eines Schuhmanns zu zwei Tagen Haft verurtheilt voll herbeistürzte. Noch war der aber nicht an den Drehorgelworden. Darauf erhielt er folgende Verfügung: mann herangekommen, da öffnete sich ein Fenster, und ein älterer, würdig dreinschauender Herr winkte den Orgelmann heran. Gr hieß ihn in die behagliche Wohnung treten und nun malte die Phantasie dem Leierkastenmann 50 Pfennigs und 1 Markstücke au die Wand. Der würdige Herr aber nahm ein kleines Büchlein einen Bon für die Arbeiterkolonie! Wenn's so weiter geht, und reichte dem demüthig Dastehenden mit huldvollem Lächeln dann werden diese Bons noch ein unentbehrliches Handbuch jeder Berliner Bourgeois- Familie werden.
An den Uhrmacher Herrn Karl Lange, hier.
Der Unterzeichnete sieht sich zufolge Entscheidung des hohen tönigl. Ministeriums des Innern vom 8. Dezember 1891 veranlaßt, Ihnen hierdurch zu eröffnen, daß Sie nach fürzlicher Berbüßung einer Freiheitsstrafe im Amtsgerichts- Gefängniß zu Grimma gemäߧ§ 65 und 44 unter e der Revidirten Städte Ordnung als Stadtverordneter aus dem Stadtgemeinde- Rath hier auszuscheiden sind.
Gegen vorstehende Verfügung steht Ihnen das Rechtsmittel des Returses an die Aufsichtsbehörde zu. Naunhof , am 31. März 1892.
Der Bürgermeister, Benkert."
Lange, welcher sonst noch keinerlei Vorstrafen erlitten hatte, ist ca. 70 Jahre alt war und wegen geringfügiger Beleidigung eines Schußmanns zu zwei Tagen Haft verurtheilt worden; auf Geldstrafe oder Umwandlung der Haftstrafe in eine solche war nicht erkannt. Dies die Vorgeschichte der Freiheitsstrafe. Wir zweifeln nicht daran, daß auf eine eingelegte Beschwerde in letter Instanz das Ministerium fich auf die Entscheidung stüßen wird, die es auf die Beschwerde Thiele's fällte.
Lokales.
Aufruf!
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Arbeiter, Parteigenossen von Wilmersdorf ! In Anbetracht der bevorstehenden Stichwahl, welche am Donnerstag den 14. April von 2-7 Uhr Nachmittags im Bittoria- Garten stattfindet, hält sich das Komitee nochmals im Interesse unserer Sache, sowie des Gemeinwohls Aller, für verpflichtet, Euch zu mahnen, am Tage Die Redaktion des„ Becliner Tageblatt" verwahrt sich der Wahl Mann für Mann am Wahltisch zu erscheinen und dagegen, die aus Inowrazlaw datirten Telegramme und KorreEure Stimme den zur Stichwahl stehenden Genossen Maurer spondenzen in Berlin hergestellt zu haben, indem sie uns die; Wilhelm Lindecke und Bäckermeister Wilhelm Groß Originaldepeschen und Zuschriften ihres Korrespondenten aus zu geben. Dann wird der Sieg auch unser sein und wir werden Inowrazlaw vorlegt. Wir erklären also, daß wir bei dieser Gedrei und nicht einen Kandidaten in der Gemeindevertretung haben. Darum thue ein Jeder seine Pflicht, wie es sich für klassen bewußte Arbeiter ziemt.
legenheit die Phantasie der Redaktion des Berliner Tageblatt" mit Unrecht im Verdacht hatten, und wir es nur mit den Phantasiegebilden ihres Korrespondenten zu thun gehabt haben.
Ferner sieht sich das Komitee veranlaßt, darauf aufmerksam zu machen, daß alle Diejenigen, welche in unmittelbarer Nähe ihre ,, Wie man in Berlin Häufer baut ist ein Tehrreiches Arbeitsstätte haben, wenn irgendmöglich so früh wie möglich zu Kapitel aus der Geschichte der Weltstadt. Das Treiben der erscheinen und ihre Stimme abzugeben, damit nicht in später Häuserspekulanten und der Grund- und Bodenwucherer im VerStunde der Andrang zu groß wird, und uns auf diese Art ein mit den Schiebungen der Bau- Unternehmer eingehend zu noch Stimmen verloren gehen können. Vor allem machen schildern ist taun möglich, weil diese Leute mit so viel SchlauReichsländisches. Die Parteigenossen von Geb weiler wir darauf aufmerksam, daß Punkt 7 Uhr das Wahl- heit operiren, daß es selten gelingt, dieselben zu fassen. Bei und Bühl haben sich untereinander verständigt, den Genossen lokal geschlossen wird und was nicht im Lokal ist, ganz besonders groben Mißbräuchen nimmt hin und wieder die Josef Vogel, Schneider in Gebweiler, zum Vertrauensmann der feines Rechts verlustig geht. Deshalb ersuchen wir Euch, Ar- Staatsanwaltschaft die Weiterverfolgung der Sache in die Hand fozialdemokratischen Partei für Gebweiler- Bühl zu bestimmen. beiter, Parteigenoffen, macht lieber, wenn Ihr in größerer Ent- und dann fördert die Gerichtsverhandlung gewöhnlich ganz er Gine Wahl in öffentlicher Versammlung, wie sie im fernung arbeitet, eine Stunde früher Feierabend, damit Ihr staunliche Dinge an den Tag. Am meisten geprellt werden in Organisationsstatut der Partei vorgesehen ist, konnte nicht er- Guer Wahlrecht ausüben könnt, und sorge so ein Jeder, daß wir der Regel die Handwerker, welche für den Bau- Unternehmer ar folgen, da im Bezirke der Kreisdirektion Gebweiler das trotz Vollmachts- und Forensen- Wahl dennoch Sieger feien. beiten. Der Unfug hat solche Dimensionen angenommen, daß erSozialistengefeß noch voll und ganz weiterbesteht auf Grund der wogen wird, wie man auf dem Wege der Gesetzgebung die Handnoch aus franzöfifcher Zeit vererbten Gesetze über Vereine und werfer schüßen könne. Ob das was helfen wird, steht dahin, Bersammlungen. Da unter preußisch- rücksichtsloser Anwendung denn die Gesetze sind oft nur dazu da, um umgangen zu werden. diefer willkommenen Hinterlassenschaft des sonst so vermalebeiten Ein Kleinmeister schildert uns seine Erlebnisse auf diesem Gebiet Erbfeindes" jede sozialdemokratische Voltsversammlung im Kreise folgendermaßen: Gebweiler einfach untersagt wird, so mußten sich die Partei- Der Sieg, den unsere Genossen bei den Gemeindewahlen in genossen von Gebweiler und Bühl unter sich über die Person Reinickendorf davontrugen, ist zum Theil unseren Gegnern des Bertrauensmannes einigen. selbst zu danken. Das Arbeiter- Wahlkomitee hatte einen sach
Freie Volksbühne.
Herr Pierre Loti hat vor einigen Tagen über Bola und den Naturalismus zu Gericht gesessen. Er verdammte sie beide, denn
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Auf zur Wahl und gebt Gure Stimme den Genossen Maurer Wilhelm Lindecke und Bäckermeister Wilhelm Groß.
Das Komitee.
Ich erhielt Ende Februar eine Postkarte von einem BauUnternehmer mit der Aufforderung, mich auf dem Neubau in der B.- Straße einzufinden, wo Arbeit für mich
älteren Romans von Zola . Ich erinnere mich genaues find laffen. Hier hat ein theatralischer Mitarbeiter Emile Zola's jetzt fünf oder sechs Jahre her da wurde Therese Raquin hier manche Schuld auf sich geladen. in einem Lurustheater gegeben. Da hätte man die Reinlichkeits- Therese ist als Waise ins Haus der Madame Naquin aufeiferer bei ihrem Wert beobachten sollen. Sie wurden puterroth genommen worden. Kleinbürgerliche, muffige Luft erfüllt das vor Empörung, fie sifchten, fie trampelten mit den Beinen, fie Haus. Frau Raquin ist ein wenig verknöchert. All ihr Zärtund in dieser Hefe nur fühlten fie fich wohl. So gleiche ihre 1ohlten; denn sie wollten sich nicht in Bola's Folterkammer lichkeitsbedürfniß ergießt sich auf den einzigen Sohn, den sie den Strohs hat, den tränkelnden Camille. Sie möchte jeden literarische Arbeit der Verbrennung unsauberen Strohs, das einen nicht riechen, fie lehnten sich auf gegen die freche rauhen Luftzug von ihm abwehren und macht aus dichten, stinkenden Qualm verbreite. Das hat er gut gebrüllt, Bumuthung, daß in unserer guten, wohlgefitteten Gesell- ihrem Camille mit ihrer ewigen Verzärtelung erst recht ein frankes Herr Loti, der Löwe der Damensalons. Mit ganz fenfiblen, schaft, unter foliden, anständigen Leuten" so zu sagen Huhn. In ihrer blinden Liebe für Camille wird Frau Raquin überreizten Ich- Geschichten, deren künstlerischer Werth ihm nicht Reime genug ausgebreitet seien, aus denen später Ber - hartherzig, naiv- brutal und rücksichtslos gegen die ganze übrige bestritten sei, tam Pierre Loti , der zarte Herr, und schlug den brechen und Tragödien erwachsen können und sie verzogen Umgebung. Weil ein freier Luftzug ihrem brustschwachen maffigen, bluts und fastreicheren Emile Bola aus dem Feld. höhnisch ihr Gesicht, als töstliche Philistertypen auf die Bühne Camille schaden tönnte, dürfen auch bei herrlichstem FrühlingsDas heißt, es handelte sich blos um akademische Ehren. Pierre famen. Wie farrifirt!" riefen sie aus. Aber sie abuten nicht, wetter die Fenster im ganzen Hause nicht geöffnet werden. Loti wie Emile Zola bewerben sich um die Mitgliedschaft der von welch tiefer, ich möchte fagen, inbrünstiger Sittlichkeit Bola's So sieht Madame Raquin in ihrer Bornirtheit nicht, wie sie die Atademie, um die Ehrenstelle eines der vierzig Unsterblichen", Gewissenstragödie erfüllt sei, sie begriffen die hohe Reinlichkeit arme jugendliche Therese um ihr Anrecht auf Frohsinn und wie sie Berblendung und Größenwahn getauft, und 3ola nicht, die gerade aus diesem Werke hervorleuchtet und predigt: Jugendlust bestiehlt und betrügt. Therese hat alle Individualität unterlag. Sein Mitbewerber Pierre Loti wurde am vergangenen Wessen Hände sich begehrlich nach Glück ausstrecken, dessen Wille verloren. Ihre Welt ist die Krankenstube Camille's. Im StumpfDonnerstag mit allem feierlichen Brimborium, dessen auch die muß start sein, dessen Anschauung frei und deffen Seele heiter sinn nimmt sie es hin, und daß sie dankbar sein müsse, hat Pfaffen der Kunst und Literatur nicht entrathen können, zum und gesund. Sie verstanden den ingrimmigen Born nicht, der man ihr zur Genüge beigebracht, daß ihr Daseinszweck fei, " Unsterblichen" geweiht. Emile Zola aber erhielt einen Fußtritt. mit derber Fauft in Therese Raquin das Spießbürgerthum Pflegerin des franken Camille zu bleiben; und das Alles um den Wenn das in Paris geschieht und fein träftiges Gelächter peitscht, an und für sich schon ein wohlthätiges Beginnen. Bissen Brot, den sie am Tisch der Madame Raquin ißt. So das Echo zu den Bekenntnissen einer schönen Seele, wie der des In dumpfer Enge geboren und auferzogen ist Therese Raquin. fügt sie sich denn auch darein, den siechen Camille zu heirathen, Herrn Loti, abgiebt, so darf man sich nicht verwundern, daß hier Es treibt sie zu wandeln in einem Meer von Licht". Aber ihre als man ihr es befiehlt.. Das Recht der Selbstbestimmung wurde in Berlin , wo der gemachte Reinlichkeitseifer des Philifteriums ursprünglich gesunde Kraft ist vor der Zeit gebeugt und gerrieben. ihr längst verkümmert. Da tritt das Plögliche in ihrem Leben noch stärker ist als an der Seine, die Entrüstung gegen den Mit freier Hand das Glück zu ergreifen, das hat man ihr nicht ein.
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Naturalismus noch fräftigere Worte fand, als sie Bierre Loti gelehrt, und als sie der schwülen drückenden Enge zu entweichen fonnte systematisch Theresens geistige Frische untergraben, man konnte sprach. Insgeheim ist diesem Entrüftungsfieber ein leises Grauen sucht, um im Licht zu baden, da weiß die Angsterfüllte sie aber nicht gänzlich morden. Augen und Sinne gehen Theresen vor der Behandlung sozialer Stoffe beigemengt, denn mit Noth- nur Schleichwege und Tücken. Aber die dumpfe Angst auf. Aber die dumpfe Angst auf. Sie lernt in Paris einen fernfrischen Jungen, den
wendigkeit sind Kunstwerke, die sich mit dem gegenwärtigen Menschen taugt am allerwenigsten, wenn man sich ein Glück Maler Laurent, einen Freund Freund ihres Gatten Camille, und den Wechselbeziehungen zwischen ihm, seiner Umgebung und erobern will. Durch eine böse Schuld wollte Therese fennen, und ihre ungeftillte Sehnsucht drängt zu ihm hin. Liefer den Verhältnissen, die ihn geformt haben, beschäftigen, beabsichtigt Raquin fich befreien und diese Schuld drängt sich fürchter- Efel erfaßt sie vor ihrem bisherigen Leben, dies bedrückende Daoder unbeabsichtigt zugleich fozialfritische Studien. Das Philiste lich rächend zwischen sie und ihr geträumtes Glück. Liebe läßt sein an der Seite eines Dahinfiechenden, diese Donnerstag- Abende rium aber in Kunst und Leben scheut vor nichts mehr sich nicht zwingen, Glück läßt sich nicht stehlen. Als Therese mit ihren Dominopartien und ihren ledernen Philistern, die zu zurück, als der sozialkritischen Studie. Man möchte sich wohl Raquin genießen will, da erftirbt ihr die Genußfreudigkeit auf Besuche kommen und deren Tagewerk so unfäglich nüchtern, fo einen Lazarus malen laffen, einen Lazarus meinetwegen den bleichen Lippen. Sie hat sich vermessen, zu fliegen und ihre unfäglich einförmig verläuft. Und daneben der gesunde, kraftmit lang herabwallendem grauem Bart, mit Muschelhut und Flügel waren geftugt und der Flugkraft beraubt. Das war ihr volle Laurent, der sie wiederliebt. Sie könnte sich ihr Naturrecht Bilgermantel troß seiner Nermlichkeit in theatralisch vornehmer Schicksal, das war ihre Tragödie und sie kommt im dritten Aft frei wiedererobern und in freier Wahl ihrem Laurent folgen. Saltung, wer aber ben Lazarus malt, wie er ist, und man ihn von Zola's Dichtung zu großartig- düsterer Entwicklung. Freilich aber die Gespenster ihrer gutbürgerlichen Erziehung rumoren in leibhaftig auf ber Baſſe ſieht, einen gebeugten Bettelmann in bleibt der Schlußakt dann nicht auf dieſer lauteren Höhe großer ihr, und sie sieht den einfachsten, geradeſten Weg nicht, den sie zu Lumpen und gliden, dem Noth das Gesicht durchfurcht und tiefgreifender Poesie. Ein äußerliches, theatralisches Motiv kommt wandeln hätte. Die Berbitterung gebiert büfe Gedanken in ihr, Hunger den Glanz der Augen getrübt hat, dann:„ freuzigt ihn"! hinzu, um die Strafe, die Therese Raquin trifft, noch grausamer und was die Freie nie über sich vermocht hätte, das reift in der Gin Wert Emile Zola's wurde am gestrigen Sonntag erscheinen zu lassen. Dem Poeten, nicht dem theatralischen Frau, die zur Sllavin erzogen war, zur That. Laurent, Therese zum ersten Male auf der freien Boltsbühne vorgeführt. Es war Macher, genügt ein Blick in das innere Grauen, das in der und Camille unternehmen eine Kahnfahrt auf der Seine. Wie das Trauerspiel„ Therese Raquin", die Umarbeitung eines Seele Theresens wohnt, um die Tragödie voll austlingen zu aufällig stößt der Kahn auf einen Pfahl, tippt um und Camille