Nr. 280. 19. Jahrgang.
( IV. Teil des Handbuch der Frauenbelegung.*). Auch der vierte( vor dem dritten erschienene) Band des Handbuchs ist ein tüchtiges Stück Arbeit, das mit liebevoller Gründlichkeit der Frau auf allen Berufswegen nachgeht und eine reichlich über fichtliche, freilich aber nicht kritisch gesichtete Zusammenstellung der der Frau zugänglichen Ausbildungsanstalten giebt. Ein Bedauerliches muß indes von vornherein festgestellt werden: An verschiedenen Stellen flassifizieren die Verfasser eine Schrift, einen Auffaz, den fie heranziehen, indem sie kurzerhand sagen:" bom socialdemotratischen Standpunkt aus" oder der Socialist Kautsky". Das ist völlig unzulässig. Ein Wert, das in voller Voraussetzungslosigkeit und Unbefangenheit wichtigste Lebensgebiete erhellen und auf ihnen ein Führer sein will, sollte politische Abschätzungen irgendwelcher Art streng vermeiden. Sachliche Würdigung, aber nicht politische Etikettierung, das ist's, was not thut und auch, wie gern zugestanden fein mag, im übrigen gegeben, zumindest aber angestrebt wird.
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bereinen fönne". Und eine sorgfältig verklausulierte, höchst vor- ist der sogenannte rechtliche Anspruch der Frau, samt den Kindern fichtig zu handhabende Heimarbeit für die Wintermonate nebst vom Manne erhalten zu werden. Wie steht's in Wirklichkeit damit? etwaiger sonstiger industrieller Nebenarbeit wird empfohlen. Gerade Dem vermögenden Mädchen wird ein Mann gekauft und aus ihrem als ob nicht Beispiele die Fülle dafür vorlägen, daß dann die Heiratsgut wird die Haushaltung ganz wesentlich mitbestritten. industrielle Arbeit die Hauptarbeit wird, die sich von regelmäßiger Die Proletarierin bringt ihre Arbeitstraft in die Ehe mit, und wie Industriearbeit nur dadurch unterscheidet, daß der Lohn sich gleich aus den Berichten der Gewerbeaufsichtsbeamten und zahlreichen dem Stadtlohn minus dem durch landwirtschaftliche Arbeit ge- andren Urkunden hervorgeht, wird diese Arbeitskraft bei der wonnenen Produkt stellt, wenn nicht in lieblichem Rücklauf nunmehr Gründung und ökonomischen Fundierung des Haushalts recht häufig der ländliche Industrielohn zur Lohnbasis überhaupt wird." Wir mit in Rechnung gestellt. Unter solchen Umständen ist es m. E. tönnen mit den Bauern aus der Rhön nicht fonkurrieren," sagte mir müßig, die Frage zu erörtern, ob Mutterschaft und Beruf zu vers einmal eine Frankfurter Konfektionsarbeiterin und fügte recht einen seien. Sind sie es heute noch nicht, oder nicht alleweg, so drastisch hinzu:„ Wir können auch nicht das ganze Jahr Schmier- müssen eben die nötigen Vorbedingungen geschaffen werden. Eine täs und Kartoffeln fressen!" So schaut das Idealbild vom ländlichen vornehmste Forderung in dieser Richtung ist allerdings die, daß ein Glück auf der Rückseite aus und alle„ Wenn's", die Herr Dr. Wil- großer Teil der Säuglings- und Kinderfürsorge von der Gesellschaft brandt, der Verfasser des vorliegenden Buches, zusammenträgt, um übernommen werde. Deshalb liegt immer noch kein Grund vor, der die landwirtschaftliche Arbeit begehrenswert zu machen, die Be- Socialdemokratie, wie dies in der Schlußabhandlung geschieht, fürwortung der Kolonisation, der kleinen Eigenwirtschaft usw. tönnen wiederum den Vorwurf zu machen, sie wolle die Familie daran nichts ändern. zerstören. Hätten die Verfasser ein wenig mehr fritischen Geist gezeigt und, statt alle Anklagen nachzubeten, sich die Mühe genommen, die einschlägige Litteratur etwas näher anzusehen, so würden sie gefunden haben, daß die Socialdemokratie zwar gleichfalls die zerstörenden Tendenzen der heutigen Wirtschaftsweise feststellt, aber auch gleich das Heilmittel bereit hält, indem sie durch Verbesserung der allgemeinen Arbeits- und Lebensbedingungen die Familie aus einer wirtschaftlichen Einheit, die sie zu sein aufgehört hat, in eine sittliche, d. h. also höhere Einheit umwandeln will.
Wohlthuend berührt die Behandlung der Dienstbotenfrage. Sie hält sich von den heute von verschiedenen Seiten beliebten Uebertreibungen frei und daran fest, daß die Beziehungen zwischen Familie und Hausangestellten tein reines Lohnverhältnis ohne persönliche Berührungspunkte werden dürfe.
Freilich nicht überall mit gleichem Erfolg, ein Mangel, der borwiegend dem Fehlen eines kritischen, entwidlungsgeschichtlich begründeten Urteils zuzuschreiben ist. So wenn( S. 22) davon ge- Nicht so einverstanden kann man mit der Kritiflosigkeit sein, sprochen wird, daß im Proletariat im Gegensatz zu höheren Ständen, die die Mangelhaftigkeit des Arbeiterinnenschutzes und seiner Bedie fich einer egoistisch flugen Vorsicht befleißigen, oft leicht treibung einfach hinnimmt oder gar meint( S. 175): Die Zunahme finnig geheiratet werde." Das ist, der That nach zutreffend, in der Fabritarbeiterinnenzahl ist leider durch den Schutz der Fabrikder Begründung irrig. Diefer anscheinende Leichtsinn wird durch arbeiterin etwas gehemmt worden". Auch muß es wundernehmen, die Thatsache gerechtfertigt, daß der junge vollfräftige Arbeiter am wenn in einem Frauenbuch als Grund für die allzeit geringere EntTeichtesten lohnende Arbeit findet. Darum fann er nur in den lohnung der Frauenarbeit auf das„ thatsächlich geringere Bedürf Jahren zwischen 23 und 38 hoffen, ständig so viel zu verdienen, daß nie" hingewiesen wird, um so mehr, wenn etwas später( S. 205) er eine Familie selbständig ernähren kann. Daher müssen, wenn er ausgeführt wird, daß z. B. in der Klempnerei die Frauen bei erst mal 40 Jahre und darüber ist, seine Kinder schon so weit sein, manchen schwierigen Arbeiten trop besserer Zeistungen als die baß fie anfangen können, für sich selbst zu sorgen, während um- Männer einen um etwa 25 Pro3. niedrigeren Lohn erhalten". Nicht gelehrt der Angehörige der bemittelten Klassen erst mit etwa das geringere Bedürfnis, sondern die größere Schutzlofig- und 30 Jahren so weit ist, daß er an eine Familiengründung denken Widerstandsunfähigkeit ist auch hier ausschlaggebend, und auch hier fann. Bem's um eine Probe auf's Exempel zu thun ist, der dente gilt uneingeschränkt das, was an andrer Stelle des Buches( S. 187) an unsre jetzige Krise, bei der die Alten, ja selbst die nur Vierzigs von den sittlichen Gefährdungen gesagt ist: Nur wenn die Arbeiterin jährigen es waren, die zuerst aufs Pflaster flogen und, einmal einer Gewerkschaft angehört, die sich ihrer annimmt, trifft zuweilen arbeitslos, teine Aussicht mehr hatten, irgendwo genommen zu den Brotherrn die verdiente Strafe", d. h. in unsrem Fall kann sie werden. Es find so viel junge und träftige Leute dal" Wie oft hoffen, zu menschenwürdigen Lohn- und Arbeitsbedingungen zu gehört man's nicht und hat man's nicht gehört! langen. Den Forderungen und Vorschlägen zu Gunsten der ArBesonders liebevoll und ausführlich ist die landwirtschaftliche beiterinnen tann man großenteils sympathisch gegenüberstehen, wenn Frauenarbeit behandelt, aber auch ganz besonders rüdständig und auch manchmal eine Absurdität mit unterläuft, wie beispielsweise fritillos. Da wird über das Zurückgehen der ländlichen Bevölkerung die, daß die Fabrikarbeit bei all den Müttern auf Halbzeit begeflagt, ohne die trotzdem damit einhergehende Steigerung der land- schränkt werden solle, die das Bedürfnis bollen Tages wirtschaftlichen Produktion zu konstatieren und allen Ernstes mit verdienstes nicht nachweisen." Daß( S. 222) eine den Junkern und Junkergenoffen eine Beschränkung der Freizügig- allmähliche Herabsehung des Marimalarbeitstages für erteit verlangt. Da wird an einer Stelle von den im Gegensatz zu den wachsene Arbeiterinnen" gefordert wird, ist ein bißchen mager und blaffen Großstadtpflänzchen so rotbadigen Landmädchen" gesprochen, allzu bescheiden. Es liegen Gründe genug bor, eine solche unberwährend anderswo mit Weber darauf hingewiesen wird, daß die züglich in die Wege zu leiten, und es muß für mehr als bescheiden Kraftstrohenden jugendlichen Landmädchen nach ein paar Jahren der gelten, wenn für die Kellnerinnen( S. 277) nur eine tägliche NuheEhe nichts als hagere, unschöne, gebeugte Frauen find, abgearbeitet, zeit von 9 Stunden gefordert wird. fchlecht gewartet in Strantheiten und zum großen Teil mangelhaft Der Abschnitt über die kaufmännischen Angestellten bringt ernährt". Und von den schlechten Löhnen ist die Rede, von der, in Bekanntes in sachgemäßer Gruppierung, die Ausführungen über dem Mangel an Pflege oder der schweren Arbeit während der Krantenpflege, Hebammenwesen sind außerordentlich beherzigensSchwangerschaft begründeten, großen Sterblichkeit der ehelichen Kinder, und dann wird wieder frischweg behauptet, daß die verheiratete Bäuerin leichter als die Städterin Beruf und Mutterschaft
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wert.
Dagegen treten überall da, wo es sich um principielle Fragen handelt, Auffassungen zu Tage, mit denen man sich nicht einverstanden erklären kann. So beim Cherecht( S. 382 ff.) bezw. der ökonomischen Grundlage und Struktur der Ehe. Es giebt Rechte, die durch die Entwicklung überholt und aufgehoben wurden. Ein solches
In einem Kapitel, das die Frage der Frauenlöhne grundsätzlich würdigt, wird auf die bekannten Ursachen der niedrigeren Entlohnung zusammenfassend hingewiesen und zugleich die alte Forderung der Socialisten übernommen, daß es nötig ist, die Unternehmer zu einer gerechteren Würdigung und Entlohnung der Frauenarbeit zu zwingen und die Erkenntnis zu verbreiten, daß auf den gegenwärtigen Frauenlöhnen keine Boltsgesundheit, feine dauernde Induſtrieblüte beruhen fann". Diese Arbeit, die längst Gegentvartsthun der Arbeiterinnen ist, wird als eine Zukunftsaufgabe der Frauens bewegung angesprochen, bei deren detaillierter Vertretung aber doch noch das Zugeständnis gemacht wird, daß etwaige höhere Männerlöhne bei Unverheirateten durch eine Junggesellensteuer, dies lette Auskunftsmittel ratloser Seelen, ausgeglichen werden soll. Unfre Ausstellungen waren nicht zu vermeiden. Sie thun dem objektiven Wert des Buches feinen Abbruch, das allen empfohlen werden kann, denen es um eine Würdigung des Frauenberufs zu thun ist, die sich, und zum Teil mit gutem Erfolg. Mühe giebt, fachlich zu fein. Henr. Fürth .
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Dokumente des Socialismus. Das Oktober- Heft enthält u. a.: Rudolf Virchow und der Socialismus. Eine Reminiscenz aus den Jahren 1848-1849. Der Zusammenhang der Dichtungen des Aristophanes mit den focialen Jdeen seiner Zeit. Thesen 5. Sorels zur materialistischen Geschichtsauffassung. Urkunden aus der Arbeiterbewegung der Jahre 1848-1849.
Eingegangene Druckschriften.
Lipinski, Das Recht im gewerblichen Arbeitsverhältnis. Heft 3 und 4. Verlag von Rich. Lipinski, Leipig, Langeftr. 27. Die beiden Seite legen weiter das Arbeitsverhältnis dar und enthalten folgende Abschnitte: Heimarbeiter; Arbeitsvertrag; Accordvertrag oder Werkvertrag; Antritt der Arbeit; Wo ist die Arbeit zu leisten Wer hat die Arbeit zu leisten; NichtBrobe; Welche Arbeit ist zu leisten; Vorübergehende Behinderung der einstellung in die Arbeit; Dauerndes Arbeitsverhältnis; Cinstellung auf Arbeit; Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse; Pflege bei Erkrankung; Schutz für Leben und Gesundheit und Schadensersatz- Ansprüche. Preis des Heftes 10 Bf.
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