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Nr. 281. 19. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 2. Dezember 1902.

227. Sigung. Montag, den 1. Dezember 1902, mittags 1 Uhr.

Am Bundesratstisch ist zunächst niemand anwesend. Die zweite Beratung des Zolltarif Gefeßes wird mit der Geschäftsordnungsdebatte über die Zulässigkeit des Antrages v. Kardorff fortgesetzt.

Abg. Kunert( Soc.)

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daß es am Sonnabend nicht zur Auszählung gekommen manchmal distrete Briefe zu erhalten, die ein fremder ist. Ich habe schon vor etwa 14 Tagen, als wir an einem Tage auständiger Mensch nicht ansicht, geschweige denn veröffentlicht. Vielleicht 4 oder o namentliche Abstimmungen- noch nach der alten Manier helfen Ihnen die Herren vom Vorwärts" und schüßen Sie vor hatten und sich bei der letzten Abstimmung die Beschlußunfähigkeit leberrimpelung.( Heiterkeit rechts.) Noch ein paar Worte über die des Hauses herausstellte, einen sehr pointierten, scharfen Artikel da- geschäftsordnungsmäßige gulässigkeit des Antrags gegen geschrieben. Ich habe ihn drei Berliner Zeitungen verschiedener von Kardorff. Wir, die wir ihn eingebracht haben, halten ihn für Farbe angeboten; aber die Beitungen haben ihn sämtlich abgelehnt, zulässig. Von den Herren der Linken ist uns in mehr oder minder Nachher hat ihn eine Provinzialzeitung, die Pommerfche Reichspost" unzulässig halten. weil er ihnen zu hahnebüchen war.( Große Heiterkeit und Unruhe.) accentuierter Form zu verstehen gegeben worden, daß fie ihn für Der Präsident hat einen leisen Zweifel an der acceptiert. Aber andre Zeitungen, denen ich dann den Artikel zum Bulässigkeit ausgesprochen.( Ruf lints: Keinen leisen Zweifel, Abdruck anbot, meinten, ne, das wäre doch ellich mit diesen sondern einen gewichtigen.) Leise nenne ich den Zweifel deshalb, beginnt seine Ausführungen unter so großer Unruhe des Hauses, Namen, die ste da drucken sollten. Ich hatte bloß die Namen weil er viel schwächer war, als der, mit dem er einem Antrag des daß Präsident Graf Ballestrem um Ruhe bittet mit der der fehlenden Herren von der rechten Seite des Dr. Südefum begegnete, den er gar nicht zulassen wollte und über Bemerkung, er selbst könne den Redner absolut nicht verstehen. Hauses genannt, denn natürlich intereffieren mich die Namen der dessen Zulässigkeit er erst auf Antrag des Dr. Südekum das Haus Trotzdem dauert die Unruhe fort; die ersten Ausführungen des Absentierten auf der rechten Seite des Hauses mehr als auf der abstimmen ließ. Was soll nun werden? Bu einem Loch muß Redners bleiben infolgedessen auf der Tribüne vollkommen un- linken Seite. Nachher habe ich bei einer späteren Beschlußunfähigkeit doch der Fuchs heraus!( Seiterfeit.) In der Frage tann verständlich. Redner geht auf die Vorwürfe ein, die in der Presse wieder die Namen der Abwesenden der Bommerschen Reichspost" doch, darin werden Sie mir doch alle recht geben, den socialdemokratischen Abgeordneten gemacht worden sind. Man übersandt. Ich weiß nicht, ob sie sie abgedruckt hat. nur einer entscheiden und dieser eine ist der Reichstag selbst.( Sehr hat sich beschwert gefühlt über die 2ärmicen en im Barlament.( Heiterkeit.) Ich hätte gar zu gern am Sonnabend die Namen dem richtig! rechts.) Den Bundesrat werden Sie( nach links) doch nicht Aber wir sind durch den ungeheuerlichen Gewaltakt des Blatte wieder übersendet, aber das ist mun ja nicht gegangen. mit entscheiden lassen wollen.( Heiterkeit.) Sie, nicht wir sind Antrags b. Kardorff dazu provoziert worden. Das erklärt Nun möchte ich ein Wort an die bürgerlichen doch die Vertreter des Mehrheitsprincips. Wir alles. Wir sind zur schärfsten Opposition gegen einen solchen Parteien des Hauses richten. I ch nehme dabei haben es doch nicht eingeführt, wie wir auch den Antrag berechtigt, weil wir die große Mehrheit des Volkes die beiden freisinnigen Parteien aus. Die Konstitutionalismus nicht eingeführt haben. Eine andre Frage ist hinter uns haben. Der allergrößte Teil des Volkes wird durch diesen Freifinnige Volkspartei nehme ich deswegen aus, weil sie von mir die, ob wir ihn wieder abschaffen können, aber eingeführt haben wir Bolltarif in materieller und intellektueller Hinsicht aufs schwerste geschädigt. und meinen Freunden als eine politische Gegnerin angesehen wird, ihn wirklich nicht.

( Heiterkeit.) Nach dem Princip des Kons Diese Massen des Volkes stehen geschlossen hinter uns. Deshalb die auf einem dem unsrigen diametral entgegengesetzten Standpunti ffitutionalismus und des Mehrheitsprincips muß die streitige Frage haben wir ein Recht zu diesem Kampf. Es entzieht sich meiner Be- steht, und weil ich mir nicht glaube erlauben zu dürfen, so scharfen durch eine Abstimmung gelöst werden. Stimmen wir also ab. urteilung, warum der Herr Präsident trok feiner eignen Zweifel an politischen Gegnern eine Bitte zu unterbreiten, die zugleich eine Der Worte sind genug gewechselt, laßt uns nun der Zulässigkeit dieses Antrages ihn nicht zurüdgetviefen hat. Nach fleine Mahmung enthält. Ich bin ja sehr dankbar für die Haltung endlich Thaten sehen.( Lebhafter Beifall bei der Mehrheit.) § 19, Abs. 2 unsrer Geschäftsordnung steht die Unzulässigkeit des der Freifinnigen Boltspartei in dieser ganzen Frage, die sic, dem Antrages v. Kardorff absolut fest. Welche Gründe find denn von Beispiel ihres bedeutenden Führers folgend, eingeschlagen hat. Ich der Mehrheit für diesen Antrag angeführt worden? Die paar nenne Herrn Richter einen bedeutenden Führer. Das ist er un Worte, die Herr v. Normann vorbrachte, wogen ja leichter zweifelhaft in der heutigen Zeit. Ich will heute einmal

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tarischen Staatsstreich.

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Bräfident Graf Ballestrem: Herr Abgeordneter, ich ersuche Sie, die Person Seiner Majestät des Kaisers nicht in die Debatte zu ziehen. Abg. Kunert( fortfahrend): Ich habe gefagt, was ich für Recht und Wahrheit halte, die mir höher als die Monarchie und der Kaiser stehen.( Bravo ! bei den Socialdemokraten.)

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unmittelbar wie

Abg. Zubeil( Soc.):

Abg. Zubeil( fortfahrend):

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Herr v. Kröcher genießt den Stuf eines starken Mannes. Was er heute gefagt hat, waren aber nur ein paar starke und auch ein wie eine Feder. Die Behauptung des Herrn v. Kardorff, ahrheiten aussprechen. Es ist ja teine Frage, paar dumine Wise.( Heiterkeit links, Unruhe rechts.) wir hätten die Mehrheit auf diesen Weg gedrängt, ist ein altes wir alle in den bürgerlichen Parteien sind Präsident Graf Ballestrem: Herr Abgeordneter, Sie dürfen Märchen. Abg. v. Kardorff fagte, fein Antrag sei das einzige die Epigonen unsrer Altbordern. sind einem Mitglied dieses Hauses nicht vorwerfen, daß er dumme Wizze Mittel, um die Obstruktion niederzuwerfen. Er mag freilich das nicht mehr die Leute, die die früher hier gestanden macht.( Große Heiterkeit.) einzige Mittel darstellen, durch das man mit Gewalt mit der durchaus haben. Auch unter den Ministern giebt es heute, von Bis­legalen Oppofition fertig zu werden hofft. Aber die Herren von der mard ganz zu schweigen, keinen Roon mehr, keinen Manteuffel, unter Herr Kröcher wünscht die Zeit herbei, daß jemand sich finde, die Mehrheit werden die Erfahrung machen: Wer Wind fät, wird Sturm den Konservativen feinen Stahl mehr, nicht mehr die beiden ernten! Ueberaus bezeichnend ist ja bereits, in welcher scharfen Gerlachs, Strosser, Kleist Resow, unter dem Centrum warnte seine Barteigenossen, fie möchten nicht erst aufwachen, wenn Schlacht zur Vernichtung der Socialdemokratie zu schlagen. Er Form die nationalliberale National- Zeitung den von giebt es feinen 23ind thorst mehr, keinen Schorlemer, nicht Das ist bezeichnend dafür, Herrn Baffermann so warm verteidigten Antrag bekämpft hat. Sie mehr die beiden Reichensperger und Mallindrost, unter fie auf dem Schafott wären. wie ernst die Herren von der Rechten die traurige Lage bezeichnete den Antrag v. Kardorff mit Recht als den parlamen- den Liberalen keinen alded mehr und feinen Vinde, keinen der Arbeiter nehmen. Twesten, keinen Bennigsen und feinen Miquel mehr. Wir reichen Sie dem Fasse den Boden ausgeschlagen, einen solchen Antrag Mit dem Antrage Kardorff haben Das Centrum stellt sich immer mehr als reaktionäre Partei nicht an die Leute heran. Das ist eine bedauerliche Thatsache, ich glaube darf sich die Socialdemokratie nicht gefallen lassen. Schon mit Heraus, es hat seine alten Ideale aufgegeben, den Erfolg seiner Boll- aber nicht, daß es dadurch besser wird, daß man sie sich verhehlt Ihrem Antrag Aichbichler haben Sie die Würde des Herrn Präsidenten politik wird es ja bei den nächsten Wahlen erleben. Es handelt( Buruf: Sie ist wahr!) Auch ich halte sie für vollkommen wahr. herabgesetzt, indem Sie ihn gezwungen haben, öffentlich ein falsches sich hier nicht bloß um die Geschäftsordnung, der Kampf ist ein fo Darum richte ich die Bitte an die Mehrheit, nach Möglichkeit dafür Abstimmungsresultat zu ploklamieren.( Sehr richtig! bei den Social­erbitterter, weil hinter ihm der Kampf zwifchen zu sorgen, daß der Abfentismus abnehme.( Bereinzeltes Bravo! bemokraten.) Ein solcher Vorgang, wie am letzten Weittwoch, daß das Proletariat und Kapitalismus , zwischen Kultur bei der Mehrheit.) Wer die Geschichte der französischen und Rückschritt steht. Darum ist es eine Vermessenheit, Revolution von Thomas Carlyle gelesen hat, der wird sich Resultat einer namentlichen Abstimmung dreimal dem Hause anders wenn eine Partei, die die Interessen des Volkes vertreten will, fagt, sagen, daß zu keiner Zeit in Frankreich der Leichtsinn und vorgelegt wird, muß das Ansehen des Hauses und des Herrn da machen wir nicht mit, es handelt sich nur um die formelle Frage die Gewohnheit, die Pflicht dem Bergnügen unterzuordnen so Präsidenten herabjezzen. Der Herr Präsident möge fich dafür bei der Geschäftsordnung, nein, es handelt sich hier um sehr materielle groß gewesen ist, Den Antrag Kardorff halten wir nach feinen Freunden bedanken. bor der Revolution, Interessen, um Brotwucher. Von wem stammt das Wort Brot- fo unmittelbar vor der Revolution, daß viele von den grand wie vor für einen niederträchtigen Bruch der Geschäftsordnung. Brot- foummittelbar ( Glode des Präsidenten.) toucher? Bom deutschen Kaiser, der selbst gejagt hat: Sie seigneurs des ancien régime erst auf dem Schaffot aus ihrem tönnen mir nicht zumuten, daß meine Regierung Brotwucher Traume aufgewacht sind.( Unruhe.) Täuschen Sie sich nicht, Präsident Graf Ballestrent: Herr Abgeordneter, Sie dürfen treibt!" Wohlan, auf Grund des Antrages Kardorff wird die in dem unfre heutige 2age hat eine verzweifelte ehneinen Antrag von Mitgliedern dieses Hauses nicht einen nieder­taiserlichen Wort verurteilte verbrecherische Schutzöllnerei um die ich keit mit jener Situation!( Gelächter links.) Daß Sie trächtigen nennen. Ich rufe Sie deshalb zur Ordnung. ( Bravo ! Bette betrieben, und zwar vom letzten Land- und Schlotjunter bis( nach links) darüber lachen, ist ja ganz natürlich. Ich bitte also die rechts.) hinauf zu den Magnaten der Großindustrie und des Großgrund- Herren von den Mehrheitsparteien, von den bürgerlichen Parteien- Abg. Zubeil( fortfahrend): befizes. Eine Anzahl Herren ist paffiv als Großgrundbefizer, aktiv dabei nehme ich, wie gesagt, die beiden freifinnigen Parteien Was hätten wohl die Kanalrebellen in einem andren Hause als Gesetzgeber beteiligt. Der größte Großgrundbesiger aus, auch die Freifinnige Vereinigung- ach, ich habe gethan, wenn man sie mit einem derartigen Antrag zu erdrosseln ist attiv und passiv beteiligt, passib als Großgrundbefizer, vorhin vergessen, zu jagen, warum ich die Bitte nicht versucht hätte. Ich bin überzeugt, Herr v. Ströcher, die Kanalrebellen attiv als Auftraggeber des Kanzlers der Brot an die Freifinnige Vereinigung richte: barum nicht, weil hätten einen solchen Antrag für geschäftsordnungsmäßig unzulässig. berteuerung. Weil er bei der Zollaktion doppelt beteiligt die Freifinnige Bereinigung, wie ich annehmen muß, fich der erklärt. Daß den Mehrheitsparteien in diesem Kampfe um den Zoll­ift, so lastet die Schuld und Schwere der Verantwortung Kriegserklärung des Herrn Bebel anschließen wird." Feind" tarif alle Mittel recht sind, beweist die Thatsache, daß diese doppelt und dreifach auf seinen Schultern wegen der an dem Bolte bon uns möchte ich sie trozdem nicht nennen. Vertreter der Gottesfurcht und frommen Sitte am Sonntag vor acht begangenen Berbrechen der Hochschutzöllnerei. Ich meine niemand Ich suche nach einem Ausdruck dafür, und da komme ich nach dem Tagen mittags 1 Uhr hier eine Fraktionsfigung abgehalten haben. anders als den Monarchen, Kaiser Wilhelm II. ( Glode des Analogon von Freundchen" bloß auf das Wort, Feind chen".( Lachen im Centrum.) Das ist ja Jhr gutes Recht, aber ich werfe Präsidenten.) ( Stürmische Heiterkeit bei der Mehrheit.) Ich bitte um Verzeihung. Ihnen vor, daß Sie auf diese Weise auch die Reichstags- Diener um wenn ich mir einen Scherz erlaube. Aber auch in ernster Beit hat ihre wohlverdiente Sonntagsruhe gebracht haben.( Sehr wahr! bei der Humor fein Recht und seine Rüglichkeit: er beruhigt die Nerven. den Socialdemokraten.) ( Seiterfeit.) Weil ich also glaube, daß es jetzt pofitiv um Kopf und Wir werden alles thun, damit der Zolltarif in diesem Reichstag Kragen geht, daß es sich um die Existenz von allem, was wir er nicht zur Verbschiedung gelangt. Es ist unsre Pflicht, den Wählern halten wollen, handelt, so bitte ich die Herren, die bis jetzt nicht die Entscheidung über diese ihre Lebensinteressen berührende Frage hier gewesen sind, wenigstens in Zukunft regelmäßig hier zu verschaffen. Herr v. Kröcher freilich möchte ja das allgemeine anwesend zu sein. Wahlrecht beseitigen, um die Socialdemokratie aus dem Reichstag Ich weiß ja, daß es vielen Herren hier ungeheuer unbequem ist, zu verdrängen. Aber selbst unter dem schlechtesten aller daß sie hier im Reichstag fizzen. Ich selber bin ein Klaffischer Senge ahlrechte, dem preußischen, wird wird es meinen Die Spannung, welche in der Luft des Reichstages augenblicklich dafür. In der Vertrauensmänner- Bersammlung meines Streises fagte Freunden hoffentlich gelingen, ihre Vertreter in das preußische liegt, wird es mir unmöglich machen, zu sprechen, ohne ich, daß ich als Präsident des preußischen Abgeordnetenhause ja kaum in Abgeordnetenhaus zu bringen und Herrn Kröcher wird dann wohl fachlich etwas scharf zu werden. Ich habe aber die den Neichstag hingehen tönne. Da sagte mir ein alter Bauer:" Es ist immer sein Präsidentenamt etwas schwerer gemacht werden.( Heiterkeit.) Herr Absicht, alle persönliche Polemit nach Möglichkeit, und, wie ich besser ein Guter fehlt, als ein Schlechter ist da!( Langanhaltende Heiter- v. Kröcher hat unser Verhalten gegenüber dem Abg. Bachem als das hoffe, auch und bermeiden, habe auch feit.) Viele Herren geht es fo. Aber wenn blos diejenigen fehlten, die durch unerhörteste bezeichnet, was jemals sich eine parlamentarische Partei die Abficht in der Form verbindlich, ja wie ich hoffe, wenn die dringende amtliche oder private Geschäfte verhindert sind und von herausgenommen habe. Er hat es aber vermieden, die Vor Herren auf der äußersten Linken mich nicht daran hindern, manchmal den Fehlenden diejenigen da wären, die statt dessen gänge anzuführen, die dazu führten. Wir sind fest entschloffen, jogar gemütlich zu sein.( Heiterkeit.) Ich kann den Herren nicht ver- Fasanen oder Hafen schießen,( Lebhaftes hört! hört! links und Berartige Verleumdungen nicht auf uns fizzen zu laffen. hehlen, daß sie das meiste, was ich sagen werde, für selbstverständ- Heiterkeit), dann wäre der Reichstag am Sonnabend nicht beschluß- Es ist unsre Pflicht, zu den äußersten Mitteln zu greifen, damit lich, für Binjenwahrheiten halten werden, jedenfalls werde ich nichts unfähig gewesen.( Sehr richtig! rechts.) Den Herren Socialdemo- Berleumdungen, die von der Tribüne des Hauses ausgesprochen wiederholen, was schon gesagt ist. fraten will ich folgendes fagen: Nach diefer captatio benevolentiae wende ich mich zu der Eines werden Sie mir zugeben müssen: ich mache gewiß nicht den werden, von derselben Stelle aus zurückgenommen werden. Geschäftsordnungsdebatte. Eindruck eines Heuchlers.( Sehr richtig! und Zustimmung links.) Präsident Graf Ballestrem: Herr Abgeordneter, ich nehme an, Meine Herren von der Socialdemokratie, Sie haben den Ich will wirklich absehen von Ihren Persönlichkeiten, gegen daß Sie das Wort Verleumdung nicht recht vers Antrag Kardorff eine Ueberrumpelung bon feiten der die habe ich gar nichts: im Gegenteil, wenn Sie ihre Ansichten stehen.( Lachen bei den Socialdemokraten.) Es ſetzt immer eine Mehrheit genannt mit einem großen Grade bon fitt- fo zurü drevidierten und so verständig würden, daß Absicht voraus, und wenn Sie das gemeint haben sollten, licher Entrüftung. Verzeihen Sie, wenn ich ein bißchen Sie zu den bürgerlichen Parteien hinüber- müßte ich den Ausdruck rügen, er setzt die Kenntnis der Un­der Echtheit, diefer sittlichen Entrüstung rutschten( Lachen bei den Socialdemokraten) und zwar bis zu wahrheit und die Absicht zur Verleumdung voraus. zweifle. Ich fann Sie wirklich nicht für so findlich halten, daß uns bis zur Rechten( Erneutes Lachen bei den Soc.), dann Abg. Zubeil( Soc.): Gerade das habe ich gegen den Abg. Bachem Sie über diesen Fall fittlich entrüftet sein könnten. Wir von der würden Sie uns willkommen fein.( Große Heiterkeit.) Wir sind sagen wollen. Mehrheit müßten doch wirklich sonderbare Heilige sein, wenn wir lange nicht so erflusiv, wie Sie immer glauben.( Heiterkeit.) Der im Striege mit dem Feinde und im Kriege befinden wir uns mit Jude Stahl( Große Heiterkeit) war lange Zeit unser Führer. Von der Socialdemokratie, Ihr Führer, Herr Bebel, hat uns ja am Erklusivität ist also gar keine Rede. Ist es aber nicht so, wie die Mittwoch, den 12. November, die Striegserklärung überreicht, die Dinge liegen, einfach ein Mißverständnis, spricht es nicht gegen den Urfunde steht im stenographischen Bericht Seite 6332 c gefunden Menschenverstand, daß die Socialdemokratic im Zeile 21.( Heiterfeit.) Sie werden mir wahrscheinlich ein- Deutschen Reichstag vertreten ist( Hört! hört! links), ist wenden, Herr Bebel habe gesagt, wollen Sie den Strieg, so haben Sie es nicht ein contradictio in adjecto, daß eine Partei, ihn, also wir hätten angefangen; aber ich frage Sie, tennen Sie in welche auf ihr Programm geschrieben hat den Umsturz-( lächelnd): der ganzen Weltgeschichte, mit Ausnahme des Krieges der Engländer auf gefeglichem Wege natürlich den Umsturz der gesamten gegen die Boeren, auf den ich nicht eingehe, vom trojanischen Kriege Gesellschaftsordnung, also auch den Umsturz des Deutschen Reiches an( Heiterkeit) bis zu Napoleon im Jahre 1870 einen Fall, wo der und der Bundesstaaten, daß diese Partei durch das aktive und Striegserklärende nicht gesagt hätte, daß der andre angefangen habe? paffive Wahlrecht( Hört! hört!) mitberufen ist, über das Wohl und Sie haben ja auch das Vorpostengefecht schon eröffnet und, wie ich Wehe des Deutschen Reiches und der Bundesstaaten zu entscheiden. fagen muß, siegreich eröffnet. Sie haben das Vorpostengefecht mit Nach dem gefunden Menschenverstande nennt man das doch einfach- möglichst scharfen Kriegswaffen geführt. Sie haben am Freitag- ich will mich höflich ausdrücken einen Widerfinn.( Sehr richtig! nachmittag Herrn Bachem durch körperliche Gewalt, durch die Gewalt rechts.) Die Socialdemokratie eignet sich nach ihren ganzen Ihrer vereinigten Stimmen daran gehindert, hier eine Rede zu Grundsätzen nicht zum Subjeft, Subjekt, sondern nur zum Objekt besteigt die Rednertribüne, anstatt gemäß seiner seit vielen Jahren halten. Herr Singer ist noch weiter gegangen. Er hat erklärt, daß der Gesetzgebung.( Lebhafte Zustimmung rechts!) Ich möchte geübten Gewohnheit vom Platze aus zu sprechen. Zahlreiche Ab­die socialdemokratische Partei von Herrn Dr. Bachem teine Vorträge ben letzten Tag mit dem Gefecht von Saarbrüden ber- geordnete, die sich außerhalb des Saales aufgehalten hatten, mehr entgegennehmen würde, bis dieser das gethan hätte, was Sie gleichen, wo die Franzosen fiegten. Wenn es nach mir ginge, müßten kommen, während Abg. Nichter seine Rede beginnt, in den Saal von ihm verlangen. jetzt Schlag auf Schlag Weißenburg , Wörth, St. Privat , Beaumont zurück. Alles, was ich neulich namens meiner Freunde gegen den

an

Abg. v. Kröcher( f.):

zu ganz

ich

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Präsident Graf Ballestrem: Dann rufe ich Sie zur Ordnung zum zweitenmal und mache Sie auf die Folgen aufmerksam. ( Bravo ! im Centrum.)

Abg. Zubeil: Wir werden diese Tribüne benutzen, um den Wählern flar zu machen, welches Unrecht seitens der Majoritäts­parteien in diesem Haufe der Minorität droht. Ich schließe mit den Borten Schillers:

Eine Grenze hat Tyrannenmacht,

Wenn der Gebrüdte nirgends Recht kann finden, Wenn unerträglich wird die Laft, Greift er hinauf getroſten Mutes in den Himmel Und holt herunter seine ew'gen Menschenrechte. ( Lebhaftes Bravo! bei den Socialdemokraten.)

Abg. Richter( frs. Vp.)

Das ist doch, wenn Sie nicht zum Hauen und Stechen über- und Sedan folgen.( Sehr gut! rechts. Abg. Bachnicke ruft: Ganz schön, Antrag v. Karborff vorgebracht habe, halte ich vollkommen gehen wollen, das Aeußerste, was Sie thun können.( Lebhafte Bu- aber wie? Seiterfeit.) Aber meine Herren, Sie können doch nicht ver- aufrecht. Die nachfolgenden Grörterungen haben mich nur noch in stimmung bei der Mehrheit.) Der zweite Sieg, den Sie am langen. wenn ich mit Ihnen im Kriege bin, ich Ihnen die Mittel der Ueberzeugung bestärkt, daß dieser Antrag geschäfts. Sonnabend errungen haben, ist ermöglicht worden durch die Fehler angeben werde, mit denen ich Sie bekämpfen will. Ich habe alle ordnungsmäßig unzulässig ist. Zu meinen heutigen Ihrer Gegner, durch die Schuld der Mehrheit. Abg. Singer be- Achtung vor Ihnen, Herr Dr. Pachnicke, aber nein, der Zuruf ist Ausführungen bin ich provociert worden durch den Ber­antragte die Bertagung, trorauf die Beschlußunfähigkeit des Reichs- etwas betrübend für mich.( Große Heiterkeit.) Es wird ja nicht dazu tonimen fuch des Abg. Dr. Barth aus der letzten Sigung, meine tags fonstatiert wurde. Uebrigens hätten Sie( zu den Social was ich will. Aber wenn Sie wieder von Ueberrumpelung reden, heutige Saltung gegenüber der Obstruktion, demokraten) gar nicht nötig gehabt, fortzugehen, denn wir waren machen Sie die Augen beffer auf. Vielleicht hilft Ihnen zu kontrastieren mit meinem Verhalten bei der auch mit Ihnen nicht beschlußfähig.( Große Heiterfeit der Vorwärts". Mitglieder des Reichstags thun ja so etwas lex Heinze. Ich halte aber alles, was ich damals gesagt habe, bei der Mehrheit. Hört! hört! links.) Es ist mir sehr unangenehm, nicht, aber die Herren bom, Borwärts" haben ja das Glüd, auch heute noch für richtig. In der vom Abg. Barth citierten Rede