Ungeschick aufführt. Sie greift aus bester Luft die Be Häuptling, daß von den Sozialdemokraten über die Bebel'sche Bäcker- Enquete„nicht mehr geredet wird". Nun ist diese privatstatistische Untersuchung nicht blas von der Arbeiterpresse, sondern von den ernst haften Sozialpolitikern aller Parteien als ein dankens wcrther Beitrag zur Aufhellung betrübender Miß stände so offen anerkannt worden, daß nur das durch Sach- kenntniß nicht getrübte Urtheil des Halle 'schen Leitartiklers zu anderen Schlüssen koininen kann. In der Agitation so gut wie in den Arbeiterblättern wird die Fülle von That- fachen, die über das Bäckerelend beigebracht sind, zur Genüge verwerthet. Das Schriftchen sollte und konnte nicht mehr sein als der erste Schritt, die kräftige Anregung zur Er- forschung dieses Gebiets. Und wo der Privatstatistiker sich bescheidet, da soll die amtliche Statistik mit ihrem Apparat, mit ihren reichen Mitteln und ihren Vollmachten eintreten. „Mangel an Uebung auf diesem Gebiete* ist in der That bei der Bourgeoisie vorhanden, die sich peinlich gegen jede Enthüllung gesellschaftlicher Schäden verschließt und mit Wider- willen auch die Arbeiten bürgerlicher Wirthschaftshistoriker aufgenommen hat, die rücksichtslos die Sonde in soziale Wunden senkten. Wir nennen nur Thun , Schnapper- Arndt, Herkner und Sax. Welcher Platzregen von Schmähungen, Pamphleten, Zcitungsangriffen ging aus den Geschichtsschreiber der thüringischen Hausindustrie, den Wiener Profeffor Emmanuel Hans Sax, einen Schüler des Halleschen Nationalökonomen Johannes Conrad, hernieder? Und gerade die der Saale-Zeitung nächststehende Partei, an ihrer Spitze Bambino Baumbach und der nie bei solchen Anlässen fehlende Eugen Galeotto Richter, leistete Unübertreffliches im Entstellen und Ver- drehen. Natürlich umsonst, aber man merkte doch die edle Absicht, jeden Forscher zu boykotten, der dem Kapitalismus ins Gesicht leuchtet. Ter„Saale-Zeitung* ist natürlich nichts davon bekannt, daß eine Reih« werthvoller arbeits- statistischer Ermittelungen durch Arbeiterverbände oder mit ihrer Hilfe zu Stande gekommen sind(Maler, Drechsler, Käppler's ausgezeichnetes Schriftchen über die Müller- zustände). Von dem„trefflichen Mi mal der Berichte der Fabrikinspektoren*, einzelne Gewc> ithe, so namentlich den trefflichen Wörishoffer ausgeno...uien, zu reden, dazu gehört eine Farbenblindheit, um die wir den Gelehrten der „Saale-Zeitung* zu beneiden keinen Gru». haben. — Wie der„ReichS-Anzeiger*(Nr. 92 vom 16. April) meldet, ist der kaiserliche Unter-Staatssekretär im Reichsamt des Innern, Dr. von R o t t e n b u r g, zum Vorsitzenden, der Direktor des kaiserlichen statistischen Amts, Geheimer Regierungsrath Dr. von Scheel, zum Mitglied der Kommission für Arbeiter st ati st ik ernannt worden. Während Scheel als sachkundiger Techniker der Statistik und als guter Kenner sozialer Vorgänge, allerdings zugleich auch als ein sehr vorsichtig-reservirter Herr wohl- bekannt ist, hat Herr von Rottenburg seinen„Befähigungs- Nachweis* für Sozialpolitik erst zu erbringen. Seine Wirk- samkeit unter dem Fürsten Bismarck spricht keineswegs dafür, daß er berufen sei, mehr zu sein, als der pro korma- Präsident der Kommission.— Die subveutionirten Reichssiost« Damsiferlinien. Aus der Abrechnung des Norddeutschen Lloyd in Bremen über das Jahr 1891 erfährt man Näheres über das Er- gebniß der vom Deutschen Reiche unterstützten Linien nach Ostasien und Australien . Aus den Taschen der deutschen Steuerzahler werden für fünfzehn Jahre jährlich 4,4 Mill. Mark an den Norddeutschen Lloyd gezahlt. Der Gesammt- Verlust des Lloyd an oieser Unternehmung hat die Höhe von 9 317 435 Mark erreicht. Es betrugen Betriebsgewinn Betriebsverlust AbscbreibungSo/o 1386(Halbjahr) 63 965 M.— 254 034 M. 1387'— 744 361 M. 1009 006, 1888— 59 736, 1056 000, 1889— 265 959. 1 128 000. 1890 1891 1 496 085 859115 1266 000 1247 000 68 965 M. 8 425 256 M. 5960034 M. Zu diesem Geschäftsverlust der Aktiengesellschaft, der das gemeine Wesen nicht berührt, den die Aktionäre mit sich und ihren Direktoren auszumachen haben, tritt aber die Reichssubvention für fünf und ein halbes Jahr im Betrage von 24 200 000 Mark. Am End« der anderthalb Jahr- Wenn Sie ihn veranlaßten, die Nacht hier oben bei uns zuzubringen, wenn wir ihm den Vorsaalschlüffel oder nöthigenfalls auch den Stubenschlüssel aushändigten, daß er dann ganz sicher sein kann?* „TaS würde nöthigenfalls gehen, aber wie soll dann Herr Frank entfliehe»?' „Wenn Sie keinen Gebrauch machen wolle» von der Kenntniß, die ich Ihnen gebe...?' „Vertrauen gegen Vertrauen', bemerkte Riemer. „So ist es; und nun sehen Sie hier das Rückfe von dem auS man auf das Holzstalldach gelangt und von da zur ebenen Erde?" „Die Sache geht; und ich bin nun überzeugt, daß unser Flüchtling auch jetzt noch entweichen könnte. Ich will hinuntergehen und Schneidern bearbeiten. Richten Sie es nur so ein, daß er diesem entspringt und nicht mir. Und dann besprechen Sie mit Herrn Frank, wo ich ihn morgen gegen Mittag bestimmt treffe.* „DaS soll geschehe«; verlassen Sie sich auf mein Wort. Und nun gute Verrichtung.* „Ich gehe. Schneidern zu holen, das Andere be- sorgen Sie." Riemer ging, und Lange beeilte sich, seinen Schutz- befohlenen aus dem Schlafzimmer zu holen und ihm das Nöthige mitzntheilen. Alsbald erschienen die beiden Gerichtsdiener wieder. Schneider sah sich mit mißtrauische« Blicken um, ging auch bis ins Schlafzimmer, um sich zu vergewissern, daß kein anderer Ausgang vorhanden sei. schloß die Vorsaalthür selbst ab und steckte den Schlüssel in sein« Tasche. Dann erst vermochte er es über sich zu bringen, mit dem Rücken nach der Ausgangsthür an einem Tisch« Platz zu nehmen, auf welchem Lange aus seiner Vorrathskammer Brot, Butter und Schinken austrug. Frank braute unterdessen mit sach- verständiger Hand aus dem kochenden Wasser einen dustenden Punsch, mit dem er dann die Gläser füllle. „Im Guten geht Alles," rief er dann, das dampfende PunschglaS erhebend.„Wir Drei hätten die ganze Nacht in Schnee und Kälte verbringen müssen, wenn wir uns nicht verständigt Hütten, und als Lohn für unsere Ver- zehnte wird eine Summe von sechsnndsechzig Millionen Mark Reichsunterstützung für diese Linien verpulvert sein, ohne daß dem Reich ein nennenswerther Vortheil daraus erwächst. Mit den Geldern der Bürger wird eine verfehlte Unter- nebmung gehalten, die aussichtslos ist und bleiben wird. Hände weg! sei das Paßwort bei allen Kolonialabenteuern und überseeischen Projekten. Es ist daheim übergenug zu thun.— Fideikomutiststeuisiel-Erlast. Der„Reichs-Auzeiger* (Nr. 92 vom 16. April) veröffentlicht einen vom 7. März 1892 datirten, von dem Justizmmister von Schelling und dem Finanzminister Miquel gegengezeichneten Erlaß, laut welchem für den Rittergutsbesitzer Philipp von Bujak auf Ramberg in Ostpreußen der bisherige Stempel von 52 844 M. auf 39 344 M. ermäßigt werden soll. „Der im Jahre 1333 verstorbene Rittergutsbesitzer von zu Beynuhnen im Kreise Darkehmen*, gesagt der laß,„hat mit erheblichen Opfern in dem Schloß Beynuhnen eine Kunstsammlung von hervorragender Bedeutung ge- schaffen, welche nach seinem Willen dem großen Publikum dazu dienen soll:„im Schauen zu lernen und sich zu einer immer höheren Gcistesstufe heranzubilden". Um diesen Zweck dauernd zu erreichen und die gesammelten Kunstschätze der Provinz Ost« prenßen ungeschmälert zu erhalten, hat der Rittergutsbesitzer von Farenheid testamentarisch angeordnet, daß aus den zu seinem Nachlaß gehörigen Gütern Beynuhnen und Angeraap ein Familien-Fideikommiß gebildet werden, daß mit diesem Fideikommiß jene Kunstsammlung bleibend verbunden sein und daß das Schloß Beynuhnen sowie der dazu gehörige Garten von Anfang Juni bis Ende September jeden Jahres an zwei Wochentagen ohne Erhebung eines Eintrittspreises Jedennann offen stehen solle. Auch hat er dem jeweiligen Nutznießer des Fideikommisses behufs Konservirung und Er- gänzung des Museums die Aufwendung bedeutender Jahres- betrüge zur Pflicht gemacht.* Der Kreis Darkehmen gehört zum Regierungsbezirk Gunibinnen, dem östlichsten Bezirk der Provinz Ostpreußen . Der Kreis Darkehmen selbst liegt etliche Meilen von der russischen Grenze und ist sehr dünn bevölkert; auf 1 Kilometer kommen etwa 50 Menschen. Was bedeutet eine Kunstsammlung für das im elenden Frohndienst sich abplackende Landvolk, was der Besuch der Gartenanlagen, die an zwei Wochen tagen in der Haupt-Arbeitszeit der Landwirthschaft, geöffnet sind, wenn die Proletarier im Schweiße ihres Angesichts hinter'm Pfluge gehen oder die Sense führen! Eine Kunstsammlung, die dem„großen Publikum*, das in diesem öden, die Romiater Haide umfassen- den Grenzbezirk, wo die Füchse sich gute Nacht sagen, gar nicht vorhanden ist, wirklich dienen soll, gehört in eine größere Stadt, in einen leicht zugänglichen Mittelpunkt, wo Kunst- galerien, große Sammlungen bereits vorhanden sind oder sich leicht schaffen lasten. Ob die Kraut- junker, die dort im Kreise Darkehmen aus ihrer Scholle hausen, Lust haben,„im Schauen zu lernen*, bezweifeln wir in unserer plebejischen Kenntniß der Junker- natur; selbige Junker können sich„zu einer immer höheren Geistesstufe heranbilden', wenn sie in Königsberg ihr Woll- ffer trinken oder ihr Getreide verkaufen. Deshalb bedarf keiner Fi wch. es feiner Fideikommiß- Gründung. Jedenfalls aber sind die Erben reich genug, auch ohne das Geschenk von 13 500 M. ihre Hinterlassenschast zu übernehmen. Domänen- Pächter wie Herr von Oppen werden durch Pachtnachlaß beglückt, der Erzmillionär und weiland Landivirthschasts- minister Lucius läßt sich die große Stempelgebühr schenken, und jetzt kommt ein neuer Stempelnachlaß, der unseres Er- achtens nicht begründet ist. Die letzte Gabe unterscheidet sich nur dadurch von den früheren Spenden, daß man sie offen bekanntmacht und zu motiviren sucht.— Der Antisemitismus und die„Norddeutsches Allgemeine Zeitung". An die Adresse der Konservativen werden tagtäglich von Oben Winke gerichtet, die voraus- fichtlich ihre Wirkung nicht verfehlen werden. Bekanntlich soll bei der Revision des konservativen Parteiprogramms die Judensrage eine bedeutende Rolle spielen. Die„Nord- deutsche Allgemeine Zeitung* bemüht sich nun in höherem Auftrag, die Rechte vor zu straffem Spannen deS BogenS zu warnen, wie sie früher, als ihr nun abgedankter Brotherr mit der Stöckerei liebäugelte und sie für seine Zwecke aus- nützte, dem Antisemitismus Komplimente gemacht hat. Alles auf Befehl. Heuer erscheint eine scharfe Tonart un- angemessen, und die liebevolle Rücksicht auf die Bleichröder, ständigkeit trinken wir einen wohlthuenden Punsch in einer warmen Stube. Es lebe der Verstand, oder die Vernunft, wenn Sie wollen!* „Ja wohl, im Guten geht Alles,' stimmte Riemer ein, und Alle thaten Bescheid. Was die improvisirte Gesellschaft nun Alles besprochen, möchte unsere Leser wenig interesstren zu erfahren. Der Theekessel wurde wiederhott erhitzt, um das eine der vier innig gesellten Elemente des Punsches zum Kochen zu bringen, und erst als die sechste Morgenstunde gekommen, verließ Frank das letzte Thema, das er eingeschlagen, um die Gäste zu unterhalten, allerhand finnige Aufgaben an ihren Scharf- sinn zu richten, vom Streichhölzchenquartett bis zu den: für Schneider trotz aller Versuche unergründlich bleibende Problem, wechselweise so viel Streichhölzchen von einem Hausen zu nehmen, daß dem Gegner immer daS Letzte übrig blieb. Das Gespräch fiel zu guter Letzt auf die Thaten des alten Napoleon. Lange verfehlte nicht zu wünschen, daß der Himmel uns ewig gnädiglich vor solchen General- schlächtern bewahren möchte. Frank dagegen vertrat den Hegel'schen, freilich recht bedenklichen Grundsatz, daß Alles, was- ist, vernünftig sein muß, und erläuterte, daß es eben eines so Alles zer- schmetternden Heerführers, wie Napoleon , bedurft hätte, um den verjüngenden Hauch der französischen Revolution in die faule Luft des deutschen Staatslebcns zu übertragen. Schneider konnte nicht umhin, diesem Redner eifrigst beizustimmen und eine ganze Reih« von Ansvrachen des französischen Kaisers an feine Truppen im mehr oder weniger korrekten Wortlaut vorzuführen. Während dieses Gespräches erhob sich Riemer, warf seinem Wirthe einen bedeutungsvollen Wink zu und flüsterte seinem Kollegen ins Ohr: „Sei aus der Hut, Schneider, ich muß einmal hinaus." Auch Lange verließ das Zimmer, und Frank richtete jetzt, an das vorangegangene Gespräch anknüpfend, die Frage an Schneider: .Kennen Sie denn auch die Wort«, die der groß« Feldherr Rothschild , Meildelssohn, Warschauer, kurz auf da? kapitalmächtige Geldjudenthum, nöthigt zu einer Ver» söhnungspolitik, die genau bei den jüdischen Proletariern abschneidet. Die um Hammerstein werden infolge dessen wegen ihrer angeblichen„Kapitalsfeindschast", die das mobile Kapital bekämpft, den Großgrundbesitz aber natürlich nicht antastet, lebhaft gerüffelt. Und am Vorabend des Oster- festes(Nr. 180 vom 16. April) versteigen sich die Hinter« männer der„Norddeutschen" zu einem Leitartikel, der dem Antisemitismus der Konservativen den Text liest. Früher sei eine dem Antisemitismus freundliche Hallung als„sitt- liche Reaktion" gegen„das Treiben der Börse", gegen die „Gründungs- Manipulationen" u. f. w.„woyl begründet" gewesen. Diese„sittliche Reaktion gegen vereinzell hervor- tretende Untugenden" habe sich in„eine Hetze gegen die Staatsbürger mosaischen Glaubens oder israelitischer Her« kunft", in„eine Demagogie" umgewandell,„welche auch den pöbelhaftesten Mitteln gegenüb« sich nicht allzu wählerisch '•***-• �---—***» tnif demokratische nicht ausgenommen, die beiden fundamental Grundsätze einer konservativen Politik." Erstens stelle Konservatismus„die Ursachen der Erscheinungen fest", der heutige Antisemitismus aber begnüge sich zu schreien:.Luden heraus!" Aber der Beschränkteste müsse einsehen, daß wenn z. B. von der Börse heute alle Eohn und Levy aus- oelcklofsen würden, morgen ebenso viele Müller und Schulze die Wahrheit. „In unmittelbar» praktisch» Wendung lautet die Maxim«: Keine das öffentliche Recht berührende Agitation kann als konservativ, ja nicht einmal als legitim gelten, welche ihre letzte Absicht nicht in die Form eines Gesetzentwurfs zu bringen vermag. Mögen doch die Antisemiten, welche die revolutionäre und demagogische Eigenschaft ihr» Agitatioa ableugnen wollen, sich beeilen, und einmal kurz und bündig de« Antrag stellen: „Jed» Jude wird durch die Polizeibehörde seines Wohnsitzes aufgegriffen und spätestens binnen vierzehn Tagen über Mt Grenze gebracht.* Wenn den Agitatoren bis jetzt wirtlich nicht klar geworden sein sollte, daß in einem Staatswesen von der Kulturhöhe unseres deutschen Bat»la»des d« einzig greifbar« «ernsatz ihr» aufreizenden Reden von allen Seiten letzt und immerdar zurückgewiesen w»den muß, so ktnntt ihnen die Antwort, die st« sich auf einen derartigen Antrag holen würden, c�ft» lisel Ns'.c«•rfftfTuna�5 jebenfalls feinen Zweifel darüber lassen. Auf veri beuu�alftaltet* hni- be§ Antisemitismus, wie er l'cy desselben~"n n. Ju erreichen. Die Verwirklichung areifender als Umstur, bedingen, womöglich noch tief- greisenoer als derlenige, welchen der Sozialismus plant.' In der Hitze der Polemik ist dem offiziösen Organ ein kleiner Schreibfehler unterlaufen. Die Ursachen der sozialen Erscheinungen ergründet der— SoziallSmuS, die Wahrheit erforscht im Gegensatz zu der verlogenen Sozialdemagogie der Reaktion die Sozialdemokratie, der Antisemitismus ist in seines Wesen? Wesenheit als Erzeugniß der herrschenden Zustände, alS DurchgangSpunkt zur proletarischen Bewegung �»geben, stehen und fallen mit dieser Wtrthschaftsweise. Und im wohlverstandenen Intel - esse der herrschenden Produktionsform erheben die Souffle"" antisemitische Bewegung. Sie haben«inen weiteren Btttx, als die Förderer und Gönner des Antisemitismus, die über ihre junkerliche Nasenspitze nicht hinaussehen. Sie erkennen, daß die Schicht der Kleinbauern, Kleinbürger, Handwerker, Subalternbeamten, die heute den Heerbann der Stöcker, Böckel, Liebermann bildet, von den Mahlsteinen des Groß« kapitals, des mobilen und des feudalen, sicher zerrieben, deklassirt, proletarisirt wird, daß die Erkenntnis, das Gddjudenthum sei nur eine grell sich abhebend« Spielart des Kapitalismus, die Köpfe und Gemüther erobert, und daß die Stunde des Antisemitismus geschlagen bat. AuS Antisemiten werden Sozialdemokraten. Hier ist die Gefahr, die stündlich wächst, und die Nachtwächter deS KlaffenstaatS machen Feunlärm Wird das Proletariat das Heft in Händen haben, danr wird die Judensrage gelöst sein. Wir emanzipiren unk vom die Judensrage gelöst sein. Wir emanzipiren un» Geldzudentyum, wenn wir unS von der bürgerlichen sprach, als er am Morgen jenes verhängnißvollen Schlachten« tages von Austerlitz zum ersten Male an's Feuer trat?' „Nein, diese Worte kenne ich nicht,* rief Schneid», begierig, sein« besonderen Kenntnisse in diesem Fache»» vermehren. und schaute in die Morgendämmerung hinaus. Er beugte sich weit hinaus, um die Stellungen der beiderseitigen Armeen mit seinen Blicken zu überfliegen. Dann ltetz er die verhängnißvollen Worte fallen: Heute werde W entweder siegen oder— nicht siegen: Adieu, Schneider!* Niedergeschmettert von der Größe dieser Worte, oder versteinert durch das plötzliche Verschwinden seines Gefan- gelten, saß Schneider regungslos da.. „Wo ist denn Herr Frank?' fragte unmittelbar daraus eintretend, mit höchst verwunderter Stimme Riemer und riß damit den Kollegen aus seiner halb bewußlosen Lage. Ja, Ivo ist et, wo ist er, er ist dem Kaiser Napoleon nach," schrie Schneider, halb umnebelt wohl auch von den Dünsten des Punsches, denn anders ließ es sich kaum er- klären, daß er mit einem Mal denselben Weg durch« Fenster nahm und von unten«in Klagegeschrei ertönen Ueß , weil er sich den Fuß verstaucht und die Kniee ver« mundet hatte. „Es thut mir leid,* bemerkte Lange,„daS Letztere war nicht nöthig.' „Napoleon bat sein Rußland gefunden," erwiderte Riemer gleichgiltig.„Also heute um Zwölf im„Bayrisch� Hof?' „Da werden Sie Herrn Frank bestimmt finden." „Das genügt," bemerkte Riemer und eilte, seinem v» unglückten Kameraden, der als Opfer seines DiensteiserS fallen, zu Hilfe zu kommen. (Fortsetzung folgt.)
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