Nr. 9. 20. Jahrgang.
Zur Gewerkschafts- Debatte.
Die in der Versammlung der Berliner Gewerkschaftskommission am 10. Dezember v. J. von Silberschmidt aufgestellte Behauptung, daß die Sonderbündelei unter der Maske der freien Selbstbestimmung dem Streitbruch und dem Denunziantentum diene, ist bereits in drei längeren Artikeln im„ Bortvärts" unter obiger Ueberschrift behandelt und soll wohl, nach dem legten Artikel in Nr. 3 des Vorwärts" zu schließen, zu längeren, principiellen wie theoretischen Auseinanderfegungen dienen.
Es ist die Frage aufgeworfen: Sind Sonderorganisationen der gesamten Arbeiterbewegung schädlich?
Bevor wir auf diese Frage eingehen, fei bemerkt, daß wir unsrer Darstellung der Vorkommnisse in den Orten Nowawes , Potsdam , Nauen und Spandau nichts hinzuzusetzen und davon auch nichts zurüdzunehmen haben. Wir sind der Meinung, wenn auch die Vorstände des Maurerverbandes der betreffenden Orte noch so oft das Wort zu einigen Richtigstellungen ergreifen, die Sache selbst durch dieses mehrfache Richtigstellen durchaus nicht richtiger wird. Wir enthalten uns also deshalb, unter Aufrechterhaltung des von ins in Nr. 300 des Vorwärts" Gefagten, jeder weiteren Aeußerung im Borwärts" über die speciellen Berhältnisse der benannten Drte. Hervorheben müssen wir allerdings, daß der Spandauer Verein den Unterzeichner der neuen Beschuldigung( A. Degener), der den größten Teil der Spandauer Vereinsmitglieder als aus BerufsStreitbrechern zusammengesetzt bezeichnet, aufgefordert hat, seine leere Behauptung unter Beweis zu stellen. Damit wollen auch wir die Maurerangelegenheit bis auf weiteres verlassen.
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Silberschmidt wundert sich, daß ich in meinem Artifel ca vermieden habe, die principielle Seite der Frage zu berühren. Er fragt, ob ich vielleicht darüber mit ihm einig sei, daß die Sonderorganisationen schädlich sind, und ob ich seinen diesbezüglichen Ausführungen zustimme.
Sonntag, 11. Jannar 1903.
In der Erkenntnis, daß in der Gegenwart schroffer denn je Sonderorganisationen geben und werden neue hinzu kommen. Sie die Merkmale des Klassenstaates zu Tage treten und die wirt- werden gleichgesinnte Berufsgenossen in fich aufnehmen und sich schaftlichen Kämpfe eine immer härtere Forni annehmen, andernfalls ausdehnen. Das ist die Folge der Entwicklung der heutigen durch fortwährende Senebelungs- und Unterdrückungsversuche seitens modernen Geiverkschaftsorganisationen, die sie selbst durch ihr Verder Besitzenden die Rechtlosmachung der Arbeiter systematisch be- halten herbeiführen.
trieben wird, und zu diesem Zweck die Besitzenden aller religiösen Jede Sonderbündelei wird von selbst auf und politischen Schattierungen sich geschlossen der ihnen hören, sowie eine den Bedürfnissen und dem willfährigen politischen Macht bedienen, insbesondere die 3 weck entsprechende Centralisation gebildet wird, Unternehmer gegen die das ihnen gefeglich gewährleistete Stoalitions- der alle Organisationen gleichberechtigt beirecht ausübenden Arbeiter durch Verruf, schwarze Listen usw. treten können. brutal vorgehen, sieht der fünfte Stongreß der Vertrauens- Das ist unsre Ansicht seither gewesen, und können wir nur männer- Centralisation in dem Bestreben, die gewerkschaftlichen Dr- wünschen, daß man sich bald dazu entschließt, solche Centralisationen ganisationen der Arbeiter politisch- neutral zu gestalten, einen be- zu schaffen. Dann werden mit einem Schlage alle bösen Dinge Sauerlichen Frrtum in der Wertschätzung des wirtschaftlichen aus der Arbeiterbewegung verschwinden, und die von Silberschmidt Kampfes und eine Berflachung der Gewerkschaftsbewegung und gewünschte Ruhe wird nicht lange auf sich warten lassen. Freilich, dadurch eine Schädigung der gesamten Arbeiter fo wie die Dinge hente in den großen Berbänden liegen, bewegung. daß sie zum allergrößten Teil nur eine in der Form feste und
Der Kongreß ist vielmehr der Ansicht, daß die gewerkschaft- politisch neutrale Masse bilden, die schließlich für alle Arbeiter eines lichen Organisationen der Arbeiter nach den Grundsätzen des social- Gewerbes innerhalb des Deutschen Reiches nach einem Leisten Stiefel demokratischen Parteiprogrammns errichtet und geleitet werden machen wollen, ist nicht daran zu denken, daß eine Aenderung innerund die Pflegestätten des socialistischen Gedankens sein müssen. halb der Gewerkschaftsorganisationen bezüglich der Sonder Die politisch neutralen Gewerkschaftsorganisationen betrachtet der organisationen herbeigeführt wird.
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Rongreß als nicht zeitgemäß und hindernd für den Emanzipations - Daß aber durch diesen Zustand die Parteibewegung Schaden erTampf der Arbeiter aus geistiger und physischer Stnechtschaft. leidet, müssen wir thatsächlich bezweifeln. Wir können uns nicht Go lange es also Organisationen giebt, die infolge ihrer denken, daß Parteigenossen, die in gewerkschaftlichen Fragen Statuten und Handlungen politisch neutral sind, andrer Meinung find wie der von der Partei aufgestellte so lange halten wir diese, gleichviel ob fie der Generalfommission Kandidat, daß fie diesem deshalb die Stimme nicht ges angeschlossen sind, sich als moderne Organisationen gerieren und sich geben haben oder nicht geben würden. Die Befürchtung gegenseitig mit andren Organisationsvertretern bei der Agitation Silberschmidts ist also unsrer Meinung nach nicht unterstützen, für die Gesamtbewegung als schädlich. Plaze. Denn bei diesen Partei- Aktionen kommt einzig und So schädlich für die Gesamtbewegung wir diese Organisationen allein der Parteigenosse in Frage. Wer hierbei sich mit den Grundhalten, so notwendig erachten wir es, wenn Genossen aus dieser sägen der Partei in Widerspruch sett, stellt sich selbst außerhalb des Organisation, die vielleicht Jahre lang umsonst versuchten, ihre Rahmens der Partei und hat in ihr nichts zu suchen. Organisation in Nun wird gesagt, in der Partei ist die Gefährlichkeit der DoppelWrack, welches schiffbrüchiges in andres Fahrwasser zu treiben, dieſe endlich als nur noch durch Unterstügungs- organisation erkannt worden. Ganz recht. Einrichtungen sein unheimliches Leben weiter fristen kann, verlassen Die Partei, die den Socialismus propagiert, der in sich alles und zur Gründung einer andren Organisation schreiten. birgt, wonach überhaupt jeder Mensch streben sollte und der einzig und allein der Menschheit die Glückseligkeit bringen kann, in dieser Partei können gewiß auch Differenzpunkte entstehen.
Mein verehrtester Kollege hätte meinen Artikel lesen sollen und vielleicht nicht bloß einmal, dann würde er gewahr geworden sein, daß ich gleich zu Anfang meines Schriftsazes hervorhob, nur das allernotwendigste auf seine Ausführungen zu erwidern. In Nach- Wir begrüßen nicht etwa solchen Schritt, nein, wir bedauern, daß stehendem will ich jedoch seine Neugierde befriedigen und ihm sagen, die Mutterorganisation hierzu durch ihr Verhalten Veranlassung gab. wie wir über die Frage denken: Sind Sonderorganisationen der ge- Es muß freilich fo tommen, denn das natürliche Vordringen des Der Boden für Sonderorganisationen ist hier aber weniger, famten Arbeiterbewegung schädlich? Socialismus bedingt, daß überall, besonders in Arbeiterorganisationen, faft gar nicht vorhanden. Die Partei- Organisation ist eben dem Wesen Silberschmidt meint, diese Frage muß unbedingt mit Ja nach ihm gehandelt werden muß. Durch das Vorwärtsdringen des Socialismus entsprechend eingerichtet und läßt jedem Ort unter beantwortet werden. Nun, wir können ihm da nicht so ohne weiteres des socialdemokratischen Gedankens, durch die Zunahme der auf- Berücksichtigung der Parteigrundsäße seine Selbständigkeit nach jeder beipflichten und auch nicht ganz unrecht geben. Bei Beurteilung geklärten Arbeiter verschwindet, wenn auch langsam, die Unter Seite hin. dieser Frage kommt es sehr darauf an, was man unter Sonder- würfigkeit des deutschen Arbeiters, an der die Arbeiterbewegung leider So soll man die Gewerkschaftsorganisationen einrichten, dann organisation versteht. Darin stimmen wir aber mit Silberschmidt sehr frankt. Sie werden freier, wollen selbständiger sein werden die Differenzpunkte, die heute noch unter uns Arbeitern bevollkommen überein, daß, soweit Getvertschaftsorganisationen in und im Sinne des socialdemokratischen Parteiprogramms sich bestehen, bald beseitigt sein und das Bedürfnis nach Ruhe ist befriedigt. Frage konimen, die nicht auf dem Boden des Klassenkampfes stehen, thätigen, wo sie sich befinden. Das ist ihnen in ihrer Gewerkschaft So lange das nicht geschieht, halten wir unsre Organisationen wie christliche, Hirsch- Dundersche oder andre Spielarten", wie er verboten oder nicht hinreichend gestattet und das Ende vom Liede ist, für notwendig und werden uns alle Mühe geben, sie ebenfalls groß sich ausdrückt, daß diefe der Gesamtbewegung fogar sehr schädlich wenn die Organisation mit dem socialistischen und stark zu machen, im Interesse der Gesamtbewegung. find. Diese Gewerkschaftsorganisationen sind mit Recht als Gedanken nicht mit vorwärts geht, wenn sie nicht Sonderorganisationen zu bezeichnen, schon deshalb, weil sie Formen annimmt, die ein freies, felbständiges andre Interessen verfolgen als wir, die ivir auf dem Handeln zulassen, sondern an ihrer alten neutralen Boden des Klassenkampfes stehen. Bei den christlichen Doktrin festhält, ein Abschütteln der Fesseln und die Neugründung und Hirsch Dunckerschen bedarf das für die Vorwärts"-Leser weiter feiner Ausführung. Jedoch mit den andren Spielarten", die hier so allgemein genannt sind, hat es wohl seine eigne Bewandtnis. Damit meint Silberschmidt höchstwahrscheinlich die neutralen Gewerkschafts- Organisationen; also auch solche, die der General Tommission angeschlossen sind und die bei Betämpfung unjrer Organisationen in Reih und Glied mit Silberschmidt und feiner Organisation stehen. Wie wir über diese Art von GewerkschaftsDrganisationen denken, haben wir auf dem 5. Kongreß der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften durch Annahme einer Resolution ausgedrückt, in der es heißt:
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einer Gewerkschaftsorganisation, in der sich die Genossen wohl befinden. Nun entsteht, was Silberschmidt als die Folgen der Sonderbündelei bezeichnet. Dieser neuen Organisation wird die Existenzberechtigung abgesprochen, sie wird bekämpft, und nicht immer mit den lautersten Mitteln. Das reizt zur Ergreifung von Gegenmaßnahmen und die geschilderten, schädigenden Folge Erscheinungen lömien sehr leicht eintreten, was wir durchaus zugeben wollen.
Vermischtes.
Der Strohschober des Drefchgrafen verbrannt. Ein dem Grafen Bückler, Klein- Tschirne, gehöriger großer Strohschober, der hinter dem Gehöft am Oberdamm bei Brieg stand, ist während der Abwesenheit des zur Zeit in Bertin weilenden Grafen ein Raub der Flammen geworden. Der Strohschober enthielt über 1000 Schock Stroh, angeblich des Grafen gesamten Vorrat. Zum Glück war die WindDiese Erscheinungen können aber und zwar zum Wohle der richtung eine günstige, so daß das Feuer sich nicht weiter ausbreiten Gesamtheit vermieden werden, wenn in den Organisationen Ein- konnte. Die Ursache des Brandes ist nicht aufgeklärt. Selbstrichtungen geschaffen werden, die ein allgemeines Wohlbefinden der verständlich hat der rote Manasse bei dem Feuer seine Hand im Gesamtheit ermöglichen. So lange das nicht geschieht wird es Spiel gehabt.
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