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Nr. 14. 20. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Wirtschaftlicher Wochenbericht.

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Berlin  , den 16. Januar 1903. Das russische   Budget. Wittesche Finanz- Berdunkelungskunft. Bom russischen Eisenbahn- Etat. Staatseinnahmen und Volkswohlstand. Stormverbrauch und Kornausfuhr. Die komunende russische   Anleihe.

ordentliche. außerordentliche.

-

Europas   Eisenbahnlinien.

Einnahmen

Zuschuß aus dem Barbestande

der Reichsrentei..

ordentliche.

außerordentliche.

1903

1902

1 897 032 678 br. 1800 784 482 RBI. 2 500 000 1 800 000

172 134 794

29

zusammen 2071 667 472 Rb.

143 987 494

1946 571 976

Rb.

1775 918 481

br.

191 262 243

170 658 495

"

"

Ausgaben

1 880 405 229 RбY.

Int einen

Sonnabend, 17. Januar 1903.

es

überschritten.

Indes handelt es sich nur um Voranschläge, und überdies dürfen zieht man die auf diese Einnahmen entfallenden Mehrerträge sowie die russischen Budgets nicht von demselben Standpunkt aus beurteilt ferner die aus den Zollerhöhungen und Zuschlägen sich ergebenden werden, wie die Giataufstellungen parlamentarischer oder parla- Summen von den Staatseinnahmen ab, so ergiebt sich, daß weder mentarisch kontrollierter Staaten. Nicht nur, daß in focial die Konsum, noch die Gewerbe-, Handels-, Stempel, Bodensteuer 2c. wirtschaftlicher Hinsicht das russische Finanzsystem sonst nirgends zu trotz der Bevölkerungsvermehrung in nennensivertem Maße zu findende Absonderlichkeiten zeigt, daß das wenig klare Berhältnis genommen haben, von einer Vermehrung des Volkswohlstandes des Schazamtes( der Reichsrentei) zur russischen Reichsbank die felt demnach nicht die Rede sein kann. Der schon erwähnte russische samsten Berschiebungen ermöglicht und die einzelnen Ministerial- Nationalökonom Scharapon kommt denn auch in seiner Untersuchung der refforts nach parlamentarisa) tonftitutionellen Begriffen in un russischen Finanzen zu dem Resultat: Aus der Untersuchung des Soweit auch Rußland   sonst mit seinen wirtschaftlichen Ein- ulässiger Weise mit einander verquidt sind, auch in finanz- technischer Hauptbestandteils unsrer staatlichen Einkünfte, der indirekten Steuern, Soweit auch Rußland   sonst mit seinen wirtschaftlichen Ein- Hinsicht, besonders was die Zufammensetzung der einzelnen ergiebt sich, daß ihr Wachstum ganz und gar nicht durch die gefunde richtungen hinter Westeuropa   zurüdbleibt, seine Reichsbudget größeren Posten und die Berteilung Aufstellungen veröffentlicht Herr Witte regelmäßig präcife am bie einzelnten Conten anbetrifft, leidet bas russische   Budget an be- 8unahme erfolgt ausschließlich auf Rechnung der Ausgaben auf Entwicklung des Konsums bedingt ist... Im Gegenteil, die russischen Neujahrstag. Auch diesmal find Etat und Budgetbericht denklichen Mängeln. Es gleicht darin den Bilanzen mancher Banken Der Erhöhung der Stenerlast, d. h. einer stetig vünktlich erschienen. Bisher liegen nur erst telegraphische und Attiengesellschaften, die sich auch äußerlich ganz schön präsentieren, steigenden Lebensverteuerung." Weldungen vor, nach denen die Staatseinnahmen und-Ausgaben bei deren Prüfung man aber findet, daß oft das zur Beurteilung für 1903 im Vergleich zum vorigen Jahre mit folgenden Summen der Geschäftslage Wichtigste übergangen ist und in manchen Bosten zeigt schon das Anwachsen der Staatsschuld, die auf 6,3 Milliarden Wie wenig von einer günstigen Lage gesprochen werden kann, veranschlagt werden: absichtlich alles Mögliche zusammengehäuft wird, nur zu dem Zweck, Rubel, beinahe 14 Milliarden Mart, gestiegen ist. Rußlands   Schuld um fchwache Einzelpofitionen in der Masse verschwinden zu lassen. hat demnach beinahe die Englands von 769 Millionen Pfd. Stert. Seit Professor Jisaieff vor einigen Jahren seine Schrift über erreicht; aber was sich das meerbeherrschende, kapitalreiche England die russischen Finanzen veröffentlicht hat, sind den offiziellen ruffischen gestatten kann, das kann sich deshalb noch nicht das Reich des 1 899 532 678 RbI. 1802 584 482 tbl. Schivanenbach und erst in letzter Zeit wieder von Rohrbach und von Aufstellungen und Budgetberichten von Parvus, Scharapoty, Butmi, Baren mit feiner hungernden, ausgefogenen Bauernbevölkerung leisten. Ernst von der Brüggen derartige eigentümliche Rechnungsmethoden Herr Witte allerdings ficht überall auf den ruffischen Gefilden. und sogar direkte Unrichtigkeiten der einzelnen specifizierten Ziffern nur Ueberfluß. Sogar der Außenhandel des Jahres 1902 zeigt nachgewiesen, daß eine starte Dosis Optimismus dazu gehört, die nach seiner Behauptung ein außergewöhnlich günstiges Bild, denn der Wert der ausgeführten Waren hat, wie Positionen des russischen Staatshaushalts ernst zu nehmen. So hat B. Butmi in einer Kritik des Finanzberichts über den Staats- im Budgetbericht heißt, den der Einfuhr um 300 Millionen Haushalt für 1902 gezeigt, daß, während Herr Witte für das Rubel, also höheren Betrag als in irgend Jahr 1900 als Ergebnis der Beteiligung des Staates am Eisenbahn  - einem Jahre des vorhergehenden Jahrzehnts zusammen 2071 667 472 Rb1. 1946 571 976 961. getriebe einen teinen Reingewinn" herausrechnet, nach den Be- Man weiß nicht recht: leiſtet sich Herr Witte mit feiner Folgerung An ordentlichen Einnahmen werden erwartet: direkte richten der Reichskontrolle sich ein Deficit von 31,6 einen unbedachten Witz, oder ist das vielgelobte Finanzgenie des Steuern 132 051 949 St., indirekte Steuern 405 994 300 9., fonftige in Wirklichkeit, so doch rechnerisch Herr witte dadurch aus seinem auungen befangen? Ehe der Telegraph meldete, daß auch die Millionen Rubel ergiebt: cin Deficit, das, wenn auch nicht Barenreichs wirklich noch in den primitivsten merkantilistischen An Abgaben( Gebühren, Stempel) 98 169 223 9., Staatsregalien 562 284 800 R., Staatsbefigtum und Kapitalien 523 406 347 R., Ver- Budget herausschafft, daß er einen bedeutenden Teil der Unkosten, Handelsstatistit des Jahres 1902 von Herrn Witte als Beweis für äußerung von Staatsbesitztum 531 958 R., Ablösungszahlungen die zur Instandhaltung der Staatsbahnen und die zur Instandhaltung der Staatsbahnen und der staatlich die günstige Finanzlage Rußlands   Verwendung finden werde, ist Privatbahnen dienen: Ausgaben für Schienen- fchon im letzten Wochenbericht"( Nr. 8 des Vorivärts") furz 89162 600 N., Ersatz von den Ausgaben der Reichsrentei 79085049 9., garantierten Privatbahnen dienen: andre Einnahmen 6 346 457 R erfezungen, Bahnhofsbauten, Reparaturen- einfach von den dargelegt worden, daß thatsächlich der russische Handelsausweis für absetzt und als Ausgaben die ersten drei Quartale des Jahres 1902 nichts andres besagt, als Bon den ordentlichen Ausgaben entfallen auf die allgemeinen Betriebsunkoſten Zahlungen für die Staatsschuld 290 966 336 R., oberste Behörden auf kapitalconto" bucht, also nicht als laufende Erneuerungs- daß nicht nur der Konsum der russischen Bevölkerung an ein­3 210 449 St., Heiliger Synod 28 388 049 R., Kaiserliches kosten des Bahnneges, sondern als neue Kapitalsanlage heimischen Ackerbau- Produkten und tierischen Erzeugnissen ab­Haus 15 808 652 St., Auswärtiges Amt 5742048 St., Striegsministerium aufmarschieren läßt. Auch Parvus und Lehmann haben in ihrem genommen, sondern zugleich auch die Stauffraft Rußlands   für aus­St., 9., 329 928 866 St., Marine 115 631 241 R., Finanzen 369 410 068 miniſter eine Reihe derartiger Berechnungs- und Buchungskünfte nach vorige Jahr zeigte beträchtlichen Rückgang des russischen Konsums, bekannten Buch Das hungernde Rußland" dem russischen Finanz- ländische Industrie- Erzeugnisse nachgelassen hat. Landwirtschaft und Domänen 49 085 335 R., Ministerium des Innern 99 717 098 St., öffentlicher Unterricht 39 214 985 St., Verkehrsanstalten gewiesen. Thatsächlich sind die Netto- Einnahmen aus den Eisenbahnen aber das letzte Jahr hat unter dem Druck der andauernden zunehmenden 458 469 935 St., Justiz 49 384 341 R., Reichskontrolle 8 382 592 9., bon 1896-1901 von 127,8 auf 57,1 Millionen Rubel zurückgegangen: rise in der russischen Eiſenindustrie und des Gestütswesen 2070 294 9., Vorräte und Futter im Falle von Breis- ein Rüdgang, der nach Außen aber dadurch zu verdeden versucht wird, Verfalls der bäuerlichen Landwirtschaft das voraufgegangene Jahr Ver noch überholt.. Es bestätigt den Ausspruch von der Brüggens: Es steigerungen 3 000 000 Rubel, in den Voranschlägen nicht vorgesehene daß je nach Gutdünken erhebliche Summen für die Ausgaben für besondere im Laufe des Jahres auftretende Bedürfnisse besserung und Verstärkung" der Staatsbahnen und der wird mehr Storn ausgeführt, als das russische Volt bei genügender Staatlich garantierten Privatbahnen als Ausgabeposten in die Ernährung entbehren kann; der größere Teil des Die außerordentlichen Einnahmen werden ver- Rechnung eingestellt werden( im Jahre 190045,9 Millionen russischen Voltes hungert zum Wohl der Finanzen anschlagt: Ewige Einlagen bei der Reichsbant 2 500 000 Rubel, aus Rubel) ohne daß irgend welcher nähere Aufschluß über die Ver- des Staates!" dem freien Barbestande der Reichsrentei 172 134 794 Rubel; die wendung dieser Summen erteilt wird. Dabei muß in Betracht ge­außerordentlichen Ausgaben: zur Einlösung der 44% Broz. 3ogen werden, daß bei dieser Rechnung die Verzinsung des Anlage Obligationen der Moskauer   Jaroslawbahn 2 458 300 Stubel, für den fapitals der Staatsbahnen mit ungefähr 125 Millionen nicht Bau der fibirischen Bahn 20 921 023 Rubel, für Hilfsunternehmungen berücksichtigt ist, da dieses Kapital, das mit den vom Staat über­bei der sibirischen Bahn 3 418 340 Rubel, für den Bau andrer Bahnen nommenen Eisenbahnschuldverschreibungen und neueren Eisenbahn­145 194 580 Rubel, für Darlehen an Privatgesellschaften zum Eisen- anleihen sich auf etwa 2,7 Milliarden Rubel stellen dürfte, nicht als bahubau 9270 000 Rubel, zur Entschädigung von Privatpersonen verzinsliches Eisenbahnkapital gesondert aufgeführt wird, sondern der und Institutionen für Aufhebung der Branntweinbrenngerechtigkeit allgemeinen Staatsschuld einverleibt worden ist.

12 000 000 9.

10 000 000 Rubel.

Aeußerlich sieht der Voranschlag ziemlich günstig aus. Weisen auch die ordentlichen Ausgaben eine beträchtliche Steigerung auf, so werden sie doch von den ordentlichen Einnahmen übertroffen, und zudem hat sich, wie der Budgetbericht des Finanzministers im iveiteren ausführt, bei nur ganz geringer Verschiebung der Wert­summen für Silber und Kreditbillete das in der Reichsbank und der Reichsrentei befindliche Gold um ungefähr 102 Millionen Rubel ver­mehrt. Herr Bitte unterlässt denn auch nicht, in feinem Bericht mit einer gewissen Gespreiztheit hervorzuheben, daß, während er in den letzten Jahren stets die schwere Pflicht gehabt hätte, auch un­günstige Verhältnisse erwähnen zu müssen, von denen die russische Boltswirtschaft betroffen worden sei, er dies Jahr versichern könne, daß die allgemeinen Bedingungen, unter denen die russische Volks wirtschaft lebe, augenscheinliche Anzeichen einer Wendung zum Bessern aufwiesen.

Dresdener Liebeshändel.

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Nouille

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Schon das vor

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Im französischen   Ministerium der öffentlichen Arbeiten ist eine Statistik der am 1. Januar 1901 und 1902 in den verschiedenen Ländern Europas   im Betrieb gewesenen Eisenbahnlinien auf­

Mag der Herr Witte auch mit seinen durch fortwährende fremde Anleihen, durch Steuerdruck und scharfe Reizmittel mit Gold gefüllten Staatstassen prunken, das russische Volk wird infolge der starken Schröpfungen immer blut Und die glänzenden Finanzen" fie werden leerer. Herrn Witte nicht davor bewahren, alsbald auf die Suche nach neuen Anleihen gehen zu müssen; denn größer noch als die Ein­nahmen sind die Anforderungen, die Rußlands   äußere Macht­stellung an den Säckel stellt. Die schönen Deklamationen des Doch es würde zu weit führen, einzeln den Finanzkünsten Wittes Budgetberichts sind nichts als Vorzeichen des Anleihebedürfnisses nachzuspüren; nur auf einige der" Thatsachen", mit denen er in wie lange wirds dauern, dann werden wir wieder in einem feinem Budgetbericht die Besserung" der russischen Finanzlage Teil der Presse jene bekannten Artikel auftauchen sehen, die immer begründet, möchte ich noch kurz hinweisen, da sie äußerst vor russischen Anleihen sich einstellen: über die Bodenreichtümer charakteristisch für die Schönfärberei des russischen Finanzministers Rußlands  , die ungehobenen Riesenschätze Sibiriens  , das großartige find. russische   Eisenbahnsystem, den zunehmenden Wohlstand der russischen Er weist z. B. darauf hin, daß troß der Krise die Staatsein Bevölkerung- und die hohe Finanzkunst des Herrn Sergius Juliewitsch nahmen in den letzten Jahren stetig zugenommen haben, was nach Witte. Vor einiger Zeit hieß es, daß Rußland   zu dem Ab feiner Meinung für die gesunde Fortentwicklung der russischen Volts- schluß eines neuen Handelsvertrages mit Deutschland   bereit virtschaft spricht. Bei näherer Betrachtung kommt man jedoch zu sei, wenn ihm von der deutschen   Regierung das Zustandekommen einem andren Resultat. Allerdings haben sich in den letzten zehn einer größeren ruffischen Anleihe auf dem deutschen   Geldmarkt Jahren die ordentlichen Einnahmen verdoppelt; aber diese Zunahme gewährleistet werde. Sollte doch mehr an dem Gerücht sein, als entfällt größtenteils auf die( zum Teil nur nominellen) Ginkünfte Anfangs fchien? aus den Staatseisenbahnen, dem Branntwein Monopol, Getränk stenern, aus den Forsten, der Münze, also aus Einkünften, die mit der Prosperität des Wirtschaftslebens recht wenig zu thun haben. Kaiser Leopold   verheiraten wollte, schließlich aber froh war, nach Geld zu haben, die Launen seiner Dirnen zu befriedigen. Berüchtigt Bayreuth   unterzubringen, gab er einen französischen   Sprachlehrer waren feine feinen Partien", zu denen nur ein enger Cirkel von Stephan de Rouille. Allein die Prinzessin empfand gegenüber dem Juntern und Hofdamen zugezogen wurden, ebenso berüchtigt seine Franzosen noch nicht die Gefühle wie Luise gegenüber Giron. Sie rauschenden Feste, die mit kolossalem Prunte begannen, um in Ge­Die fittlichen Verirrungen" der Kronprinzessin von Sachsen   machte dem armen Franzmann," sagt Behse in feiner Hofgeschichte, meinheit zu enden. Not, haben wieder einmal die Aufmerksamkeit auf die Liebesaffairen an viel fie fonnte ihn nicht leiben, schnit schnitt ihm Der französischen   Tänzerin Dupari, welche, als der starte Fürstenhöfen gelenkt. Speciell der sächsische Hof hat hierin ja eine Gesichter, stieß ihn mit Füßen, mit Füßen, spuckte ihn ant und August verlangte, fie folle sich ihm hingeben, auf ihre niedere reiche Geschichte, wenn auch die Dresdener   Lakaienpresse sich so stellt, überhäufte ihn mit deutschen   Ehrentiteln." flagte Geburt" hinwies, sagte diefer Monarch: bei den zartesten Gefühlen als ob es nie einen August den Starten gegeben hätte. Freilich feiner Mutter in einem noch erhaltenen Briefe, daß die junge Dame hörten die Standesunterschiede auf. Dies blieb in der That ſein macht ja die Ordnungspresse einen feinen Unterschied. Die ge- nicht milde werde, ihn zu nennen: Berneheuter, Narr, Gisell, Beibwort, und der adelsstolze Wettiner   umarmte die gewöhnliche flohene Kronprinzeffin möchte sie wegen ihrer Flucht in die garstig Sterle". Man sieht, bis heute haben die Sprachlehrer mehr bürgerliche Maitresse mit derselben Inbrunst, wie die gefälligen Che Freiheit steinigen, über die schmußigen Liebesaffairen aber, Glüd gemacht.d gattinen feines erlauchten Hofadels. Unter feinen beinahe unzähligen welche die Geschichte von dem Dresdener Hof berichtet, hat Dagegen haben sich, in früheren Zeiten, galante Damen niemals Maitreffen war die Frau v. Haugwis ursprünglich ein einfaches dieselbe Ordnungspresse noch stets den Mantel des Schweigens ge- zu beklagen brauchen, daß sie am Dresdener Hofe etwa nicht nach Fräulein Kessel, die Frau v. Spiegel eine in Ofen erbeutete Türkin deckt. Zu Nuz und Frommen dieser Presse möchten vir hier ein Gebühr gewürdigt würden. Schon im 17. Jahrhundert fonnte bei Fatime und bedienstet im Haufe der Gräfin Königsmart, die Fürstin paar historische Erinnerungen auffrischen. einem heftigen Streite der Hofmann v. Lüttichau, als ihm der Lubomirsta, ein Fräulein v. Bocum, die Madame Renard, cine Schon unter der Regierung Surfürst Augusts, im 16. Jahr Obermarschall Haugwis   vorivarf, fein Geschlecht habe habe das Warschauer Weinschenkin, die Gräfin Cosel  , ein Fräulein v. Brock­hundert, stand das Dresdener   Hofleben, ganz im Gegensaße zu Privilegium, dem furfürstlichen Haufe allezeit einen Narren dorf, die Gräfin Tönhoff eine geborene Bielinsta. Sie tonfurrierten feinem heutigen frömmelnden Zuge, im Rufe großer Luftigkeit. zu halten, grob erividern, die v. Haugwis hätten das Vorrecht, dem mit der Gräfin Orselska, Frau v. Stanislawsty, Frau v. Loß, Gräfin  Die dritte Tochter des Kurfürsten, eine Prinzeffin Anna, tam mit felben Hause zu ziehen. Wirklich hat denn auch eine Schwester Esterle, Gräfin Königsmart und den zahllosen ungenannten Maitreffen. achtzehn Jahren von dem lustigen Hofe weg, um dem Herzog Johann des Obermarschall v. Haugwig in ihrer Tochter Sybille( der be- am Dresdener Hof, um die Gunst des starken August. Der Dres Casimir von Coburg   angetraut zu werden. In das ftille Coburg   tannten Sybille v. Neitſchüs) dem Kurfürsten Johann Georg IV.   eine dener Hof war durch diese Maitressenwirtschaft und die ausschweifende verfekt und von ihrem Gemahl, der über alles die Jago liebte, ver- Waitresse direkt zugeführt. Die Mutter dittierte ihrer Tochter sogar Sinnlichkeit Augusts derart verkommen, daß Wolframsdorf folgendes nachläffigt, beging fie, nach sechsjähriger Ehe, Chebruch mit einem die Antworten auf die Briefe des liebebedürftigen Wettiners in die Bortrait entwarf: Die sächsischen Damen machen ihren Fürsten italienischen Abenteurer Scotto und einem Hofjunker v. Lichtenstein  . Feder und führte sie dem Könige ins Schloß. Nach der Aussage der teine Ehre, wenn sie von ihnen zu Maitressen gewählt werden: ihre Dafür ließ ihr Mann sich von ihr scheiden und sperrte sie überdies Stammerjungfer der Neitschüß, Elisabeth Nitsche, hat der Kurfürst selbst zu Gesinnung ist zu niedrig und ihr Geist zu unbedeutend, sie erwecken noch in die Beste Coburg  , wo sie nach zwanzigjährigem Arreste starb. feiner geliebten Sybille geäußert: ,, Billchen, es wäre mit unsrer Inklination fein Ghrgefühl sondern reißen nur zur Ausschweifung fort. Es giebt Als sich der Herzog pieder mit einer braunschweigischen Prinzessin nicht so weit fomunen, wenn nicht Deine Mutter gethan: die ist eine eigne Klasse Leute bei Hofe, die, da sie aus eignen Mitteln verheiratete, ließ er Münzen schlagen, worauf er felbst mit seiner capable, einem alles zu überreden." Diese würdige Mutter segte nicht leben können, ihre Frauen dem Vergnügen des Königs auf­Der Prediger Hasche, neuen Frau stand mit der Ueberschrift: Sie füiffen sich die zwei fo fich, nach eigner Aussage, wenn die Tochter beim Kurfürsten im opfern, um sich in seiner Gunst zu erhalten. fein!" und hinten stand die arme Anna als Nonne mit der etwas Bette lag, vor dasselbe, und fegnete dasselbe beim Abschiede mit der Geschichtsschreiber Dresdens  , hat eine Berechnung über die schadenfrohen Legende: Wer löst mich armes Nönnelein?" gemachten Streuzen ein." Solche Gewalt übten Mutter und Tochter Maitressenwirtschaft des starken August gemacht, wobei er eine Summe Unter dem Kurfürsten Johann Georg I.   war der Dresdener Hof über den Kurfürsten, daß er die Neitschlitz zu seiner Gattin zur bon zwanzig Millionen als nicht übertrieben bezeichnete. Und der sittliche Rückschlag auf das Land! Die Leipziger Messe weniger bekannt durch die Liebe als durch den Trunt. Schon die linken Hand machte, also in Bigamie lebte. Bekannt ist der Heren­Thatsache, daß May v. Bayern   ein Gemälde besaß, welches den prozeß gegen Mutter und Tochter nach dem Tode des Kurfürsten, in war ein Tummelplatz der adeligen Ausschweifung und bürgerlichen fächsischen Kurfürften als Bacchus auf einem großen Fasse sisend welchem gegen beide die Antiage erhoben wurde, den Kurfürsten Prostitution. Von der Fürstenschule in Schulpforia berichtet darstellte, daß der Sturfürst bei seinen Zeitgenossen die lieblichen durch zauberische Mittel an sich gefeffelt zu haben. Man löschte so Dr. Bahrdt mit Grauen, daß die gesamte Sinabenwelt dieser Spiznamen: Biergörgelein", fächsischer Bacchus"," Rehbodjürge" die Schande des Surfürsten im Sinne der Zeit, indem man den Fürstenschule bis auf ihn und etwa drei andre von dem griechischen Laster geschändet gewesen sei." In dieser Hinsicht sagt auch eine trug, zeigen, daß er seine Zeit zwischen Trinken und Jagen einteilte. Bigamisten als einen armen Verführten hinstellte. Im Spighause, in der Hoflösniß bei Dresden  , veranstaltete er bei Die Neitschütz war jedoch, trotz all' dem Hasse, mit der man sie 1758 in Aschaffenburg   gegen den allmächtigen Günstiing des starten Illumination feine tollen Bacchus- Aufzüge und Tänze". Die in Sachsen   verfolgte, die reinste Nonne gegen die Huldinnen, die August, Minister Brühl  , erschienene Schrift, man wolle der modernen Surfürstin hatte mit ihrem trintfesten Gemahl ihre liebe August der Starke an feinen Hof zog. Er hatte schon frühzeitig die Sofmoral nicht gedenken, zu deren Perfektionierung man in Gra Not und die meisten Briefe, in welchen fiie Zärtlichkeiten mit Euer galanten Künfte" auf seinen zahlreichen Reifen, vor allen Dingen lauchten Gesellschaften das Problem aufgeworfen, ob nicht ein wohls. Liebben" austauscht, schließen mit dem forgenvollen Nat, sich nicht aber in Paris   gelernt. Die belannte Herzogin v. Orleans  , Liselott" gebildeter Sinabe den schönsten Fräuleins vorzuziehen sei." Und während am Dresdener Hofe, unter den verschiedenen wieder so schändlich zu besaufen. Da ist es denn kein Wunder, daß schreibt in ihren famosen Briefen u. a. von dem Kurfürsten:" Frankreich Fürsten, bald die Maitressen bald ein Günstling regierten, verkam das ber berühmte schwedische Staatsmann Drenstjerna, bei seinem letzten hat dem sächsischen Kurfürsten abscheulich geschadet, mein guter Freund fächsische Volk in Elend und Armut und mußte sich zu Gunsten des Besuche in Dresden  , ergrimmt über das Hof- Zechgelage, den Hof v. Harthausen   hat mir das oft mit Thränen geklagt, daß sein Prinz Adels und zu Gunsten der Maitreffen auspowern lassen. verließ und die Stadtherberge als einen wohnlicheren Ort erfürte. zu Paris   fo unbändig geworden, daß er nicht mehr mit ihm zurecht

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Unter dem Nachfolger dieses trintfesten Monarchen, Johann kommen könne. Sobald junge Kinder in die Debauchen" fallen, mal ist, entrüstet fie fich woht über den Fall der Kronprinzessin Georg II.  , bekam der Dresdener Hof einen weltmännischeren Zug. ist ihnen kein Zafter zu viel, wo sie nicht in fallen und werden recht Luise, um sich defto gründlicher über die historisch bekannten Bieb­Dieser Kurfürst zog Ausländer in beträchtlichem Maße nach Dresden  , bestialisch. Franzosen als Sprach- und Tanzmeister, Italiener als Sänger in Dieser August der Starfe machte denn auch alsbalb den Dres- fuften am Beesbener Hofe auszufchweigen.

die Kapelle, Heiducken und Kroaten   als Leibwache. Seiner einzigen dener Hof zu einem Dirnen- und Liebeshofe großen Stils. Er ver­

Tochter, der bildschönen Prinzessin Erdmuthe Sophie, die er an den faufte wichtige Gebietsteile und fog sein Land ungeheuer aus, um