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Patienten ist inzwischen auch gestorben. Angeklagter jahrein mit den Arzneien zu thun haben.- Präf.: Die Aerzte ( lächelnd): Das passiert auch den Patienten von Aerzten. Bräf.: Sie scheinen die ganze Sache burschifos aufzufassen, ob­wohl Ihnen doch durch Ihre gestrige Verhaftung der Ernst Ihrer Lage flar geworden sein sollte. Sie thäten in Ihrem Interesse besser, Ihr hochfahrendes Wesen und Ihre Ueberhebung beiseite zu laffen. Der Angeklagte erklärt zu den hohen Preisen, die er be rechnete: er habe doch auch große Unkosten gehabt, das Personal, die Aerzte bezahlen müssen und auch auf jeden Patienten einen Be­trag von 15 M. anrechnen müssen, denn er habe 4-5000 m. im Monat für Reklamen ausgegeben. Außerdem habe er ja auch viele Stoſtennachläffe gewährt und die Medizin umsonst geliefert. Präs.: Die letztere repräsentiert einen

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Wert von etwa 1 Mark.

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Der Vorsitzende geht dann dazu über, wie der Angeklagte sich berechtigt halten konnte, alle die vielen Krankheiten, gegen die er sich anpries, auf brieflichem Wege zu heilen. Der Angeklagte be­hauptet, daß dies sehr gut möglich sei. Auf Grund der Fragebogen fönne er sich sehr gut ein Bild von der Krankheit machen. Auch viele Aerzte furierten ja doch brieflich. Präs.: Welches Bild" Sie sich machten, zeigt ein später noch zu besprechender Fall. Da hatte sich eine 50jährige Frau an Sie gewandt, die, ohne es zu ahnen, in gefegneten Umständen sich befand und später eines ge­funden Knäbleins genaß. Die Frau hatte einige aus diesem Zu­slande herrührende Beschwerden und Sie haben nun flottweg mit Ihren Medikamenten drauf Yos furiert. Die Beschwerden waren sehr bald verschwunden und die Frau glaubte sogar von Ihnen ge­heilt worden zu fein. Sie haben dann aber auch noch von ihr eine Nachtur verlangt und als sie sich dessen weigerte, haben Sie ihr vorgehalten, daß sie den Fragebogen unterschrieben und sich damit in Ihre Hand gegeben habe. Das ist doch geradezu unerhört. Der Angeklagte schildert diesen Fall in andrer Weise. Präs.: In Ihren Rezeptbüchern befindet sich auch ein Rezept gegen Strebs. Sie scheinen sich also auch mit dieser Krankheit beschäftigt zu haben. Ange kl.: Das ist durchaus nicht der Fall. Sachverständiger Dr. Stör mer stellt fest, daß der Angeklagte an einem Stranten, der an Krebs litt, vier Monate lang herumturiert habe. Schließlich habe er der Frau den Rat erteilt, doch lieber in eine Klinik zu gehen und von dem Arzt eine bestimmte Diagnose stellen zu lassen. Der Angeklagte habe also vier Monate lang eine krebsleidende Frau, bei welcher er selbst im Patientenbuche fofort die Zweifelfrage Strebs?" hinzugefügt hatte, herumlaufen lassen. Angefl.: Ich habe die Frau zunächst nur versuchsweise angenommen. Dr. Störmer: Das ist eben das Unerhörte. Uebrigens wird ein noch viel krasserer Fall zur Sprache kommen. Präs.: Charakteristisch ist auch, daß der Angeklagte den brieflich behandelten Patienten mitunter vier Rezepte, in einem Falle sogar 11 Rezepte auf einmal übersandte. Das zeugt von der Sicherheit seiner Diagnose". Auf eine Frage

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Der Chemiker Nardentötter hat im letzten Jahre ein Ein­werden sich für das Urteil, welches Sie über diese fällen, bedanken! kommen von 160 000 m. versteuert. Unter den medizinischen Korh­Nach Ihrer Ansicht müßte also ein Arzt, der die Diagnose auf ge- phäen Berlins giebt es nur 2, die ein höheres Einkommen aufzu­schwollene Leber stellt, erst zum Apotheker laufer und mit diesem wcise haben; und nur 4 kommen mit einem Einkommen von 140 bis beraten, welche Arzneien wohl zu verschreiben wären. Das Publikum 160 000 M. den Einnahmen des Kurpfuschers annähernd gleich. müßte dann statt eines Arztes immer zivei Personen zu seinen Ueber 100 000 M. Einkommen haben in Berlin überhaupt nur elf In Charlottenburg übersteigen die ärztlichen Einkommen Angel.: Ich habe die Mittel für gut befunden Aerzte. Diensten habeit. und sie auch in meiner ganz netten Privatpraxis mit Erfolg zur überhaupt nicht die 90 000, und über 50 000 M. haben nur neun Anivendung gebracht.-- Präs.: Wußten Sie nicht, daß eingehende Aerzte. In Schöneberg beträgt das ärztliche Höchsteinkommen Beschwerden einfach vernichtet wurden und daß viele Patienten dem 30 500 bis 35 000 M., in Rigdorf gar nur 16 500 bis 18 500 M. Angeklagten Nardenfötter schrieben, seine ganze Methode sei einfach Im übrigen Teil des Potsdamer Regierungsbezirks giebt es einen lächerlich?- Arzt mit 120 000 bis 140 000 und einen mit 60-70 000 M. Angekl.: Nein, das ist mir nicht bekannt Präs.: Haben Sie auch Krebs und Tuberkulose brieflich behandelt? Einkommen, und im Regierungsbezirk Frankfurt haben die vier Angefl: Krebs nicht und Tuberkulose nur in solchen Fällen, höchstbesteuerten Aerzte ein Einkommen von 20 500-30 500 M. wo die Leute darauf bestanden. Präs.: Sind die Ihnen ein- Noch im Vorjahre gab es in Berlin einen Arzt mit 225 000 M. Ein­gesandten Sputum Proben untersucht worden? Ange kl.: kommen, er ist in seinen Einkommensverhältnissen neuerdings aber Nein. Präs.: Sie sind also einfach weggeworfen worden. etivas zurückgekommen", soll aber immer noch zum Leben genug Sachverständiger Dr. Störmer: Hält der Angeklagte eine brief- haben. liche Behandlung von Bluthusten für zulässig?- Angefl.: Unter Umständen ja: Wenn ein Patient schreibt, er sei schon von so und so vielen Aerzten an Bluthusten erfolglos behandelt worden und wolle nun auch unsre Mittel probieren, so halte ich briefliche Behandlu... Am Dienstag, den 10. Februar, finden in den sechs Berliner für zulässig. Präs.: Waren Sie bezüglich der Diagnose denn immer derselben Meinung wie Nardenfötter?- Angel L.: Nein, Reichstags- Wahlkreisen Versammlungen statt, in welchen die Auf­manchmal strich ich an seinen Verordnungen, er war darüber manch- stellung der socialdemokratischen Reichstags- Kandidaten erfolgt. Die mal ärgerlich, schließlich siegte ich aber im wesentlichen immer mit Wichtigkeit dieser Versammlungen rechtfertigt die Bitte an die Vor­meiner Ansicht. Präs.: Billigten Sie auch, daß die Patienten stände der Gewerkschaften und Vereine, zum 10. Februar thunlichst Quecksilber durch den Magen zugeführt erhielten? Angel.: feine Versammlungen anzuberaumen. Die Vertrauenspersonen. Ursprünglich hatte ich Bedenken dagegen, die Methode hat sich aber sehr gut bewährt. Erster Staatsanwalt Pelz: Hat der Ange flagte als approbierter Arzt nicht Anstand genommen, zu einem Mai wie Nardenfötter zu gehen? Wenn ein Jurist bei einem Winkel­fonsulenten arbeiten wollte. müßte er doch schon vollständig herunter sein. Schließlich müsse doch das Standesbewußtsein

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Berliner Partei- Angelegenheiten.

Die nächste Lokal- Liste erscheint am Sonntag, den 15. Februar. Wir ersuchen daher die Mitglieder der Lokalkommission von Berlin und Umgegend, Aenderungen und Neuaufnahmen bis spätestens Freitag, den 6. Februar 1903, einsenden zu wollen, und zwar für: Teltow

- Beeskow " an den Genossen Hermann Schliebig in Brit, Jahnstr. 2;

Nieder- Barnim" an den Genossen Otto Riebe in Friedrichs­ felde , Victoriaftr. 4;

Potsdam- Ost- Havelland" an den Genossen Albert Neue in Spandau , Jagowstr. 9;

Diverse Drte" an den Genossen Gustav Bellwoof, Ebers­ walde

, Eisenbahnstr. 67; Berlin an den Genossen Wilhelm Hinz, Prinzenstr. 66, S. 14. Man wolle die Mitteilungen umgehend besorgen, da spätere Ein­sendungen nicht mehr berücksichtigt werden können.

eine gewichtige Rolle spielen. Angefl.: Rein. Staats= an wa It: Nicht? Na, dann danke ich schön! Sie haben in der Vor­untersuchung auch die klassische Aussage gemacht: Ihnen als Arzt hätten doch die reichen Erfahrungen" des Nardenfötter zur Seite gestanden. Angek I.: Jch habe das in der ersten Aufregung bei bei meiner ersten Vernehmung gesagt. Was das Standesbewußt­sein betrifft, so habe ich in verschiedenen Zeitungsartifeln stets den Standpunkt vertreten, daß ich der Aerztekammer namentlich auch in Bezug auf das Standesbewußtsein nicht die Autorität zubilligen kann. die sie beansprucht. manchmal Dinge, die den kleinen Aerzten als Vergehen gegen die Auch bei berühmten Aerzten passieren Vielfach ist es in den letzten Wochen vorgekommen, daß zuschriften Standesehre zur Last gelegt werden. Des ärztlichen Standes un­in Lokal- Angelegenheiten" an die Nedaktion des Vorwärts" würdig ist es, wenn Kassenärzte sich mit 25 Pf. für die Konsultation acfandt worden sind; wir ersuchen daher die" Genossen, alle ablohnen lassen. Der Dienstmann, der das Recept nach dev Apotheke Anfragen und Zusendungen nur an den Genossen Wilhelm Hinz, bringt, beansprucht mehr. Ein solches Verfahren ist standesunwürdig. Berlin S. 14, Prinzenstr. 66, zu richten und nicht an die Rechtsanwalt Dr. Davidsohn: Wie viele Aerzte haben sich Redaktion. wohl auf die Annonce des Angeklagten Nardenfötter gemeldet? Die Parteiblätter der genannten Kreise werden um Abdruck Angeff. Na r denkötter: Ich habe nur eine einzige Annonce ver- ersucht. Die Lokalkommission. öffentlicht, wonach ein Institut mit brieflicher Behandlung einen Arzt zur Nebenbeschäftigung suche. Darauf sind 78 Offerten Abgeordneter Rosenow in der in Wittes Volksgarten, Berliner­Wilmersdorf. Heute, Mittwochabend 8%, Uhr, hält Reichstags= eingegangen. petuniäre Frage erledigte? Angel.: Die von den Patienten Vortrag. Zahlreicher Besuch ist geboten. Präs.: Wußten Sie, wie Nardentötter die straße 40, stattfindenden Versammlung des Wahlvereins einen geforderten Honorare halte ich garnicht für zu hoch, ich kann höchstens behaupten, daß mein Honorar nicht hoch genug ist. Zur Be­gründung einer eignen Braris habe er feiner Zeit feine Mittel ge­habt. Wenn er die Stelle bei Nardenkötter niederlegte, fände letzterer hundert Aerzte, die sie annehmen. Er wisse ganz genau, daß sich Aerzte zu Stellen für 30 M. monatlich melden. Hierauf beginnt die Beweisaufnahme. Der erste Zeuge ist der Friseur Schott, der unbewußt plöß­lich zum Inhaber des Versandhauses Schott" geworden ist, davon aber gar keine Ahnung hatte. Er hat auf Bitten seiner Braut, der Aufwärterin Biernißti,' mal etwas unterschrieben, woraus ihm ein Profit von monatlich 30 W. erwachsen sollte, ist aber dann von Berlin weggegangen und hat sich um die ganze Sache nicht weiter bekümmert.

Vorrat an starken Giften auf einen Rollwagen

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Lokales.

Die Stadtverordneten- Versammlung hat in ihrer Sizung am Donnerstag nachmittag 5 1hr u. a. folgende Gegenstände der Tages­ordnung zu erledigen: Berichterstattung über die Vorlagen, be­treffend: den Verkauf einer an der Kopenhagener Straße belegenen städtischen Bauparzelle und den Vorentivurf zum Neubau des Andreas- Realgymnasiums auf dem Grundstücke Stoppenſtr. 75/76.

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Vorlagen, betreffend: die Frequenz in den Gemeindeschulen am 15. November 1902, den Etat des Gesinde Belohnungs- und Unterstützungsfonds für das Etatsjahr 1903, den Jahresabschlußz Striminalfommissar Müller II hot die Haussuchungen bei über die Verwaltung des Hafens am Urban für das Etatsjahr 1901, Nardentötter vorgenommen. Er hat in der Wohnung große Massen die Erstattung des einem Armenpfleger durch Diebstahl ent­Gift vorgefunden und beschlagnahmt. Die Flaschen mit Gift haben wendeten Betrages, Neupflasterungen auf dem Vichhof, den wirr durcheinander gestanden, bei vielen wat die Giftbezeichnung speciellen Entwurf zum Neubau eines städtischen Unter­losgelöst, die Flaschen standen in buntem Gemisch mit Stüchengeschirr, in chungsamtes für Nahrungs- und Genußmittel, sowie Ge­die Unordnung war folossal. Die Vorräte hier und in dem Verbrauchsgegenstände in der Fischerſtr. 39/42, den Vorentwurf zum sandhaus"-Keller feien so riesig gewesen, daß zwei Arbeiter bis Neubau des Volksbades in der Gerichtstraße, den Austausch einer abends zu thun hatten, um diesen Parzelle des Gasanstaltsgrundstücs zu Tegel , die Erteilung des Zuschlags auf Uebernahme der Kehricht- und Schneeabfuhr für 1. April 1903-1906, den Ausbau des Stadtbahnbogens 407 in der Lüneburger Straße zu einem Straßenreinigungs- Depot, die Teilung des Bezirks der 196 E. Armenkommission, den Neubau Bau einer Bismardwarte auf den Müggelbergen, der Grünstraßenbrücke, die Bewilligung eines Zuschusses zum den Etat für den städtischen Hafen am Urban für das Etatsjahr 1903, die nach­trägliche Genehmigung einer Etatsüberschreitung bei Special­verwaltung 36, die Trace des Druckrohrs des Radialsystems XI den Ablauf der Wahlzeit eines und den Ankauf von Ländereien, Bürgerdeputierten bei der Armen- Direktion und die Anstellung sowie Festsetzung der Gehälter des technischen Personals bei der ört­lichen Straßenbau- Polizei- Verwaltung, Abteilung II( Kanalisation). Außerdem findet am Beginn der Sizung die Einführung und die Verpflichtung des zum Stadtverordneten gewählten Kaufmanns Groh, Blumenstr. 69, statt.

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erklärt Dr. Störmer, daß der Angeklagte im Jahre 1899 über 92 000 Mark Einnahmen, gehabt habe. Präs.: Was verstehen Sie nun unter Ihrem neu fombinierten" Heilverfahren? Der Angeklagte ertvidert, daß ihm während seiner sechsjährigen Thätigkeit als Apotheker Tausende von Rezepten durch die Finger gegangen sind. Er habe nun auf Grund dieser Erfahrungen seine Medikamente vielfach durch Kombination des Naturheilverfahrens mit dem medikamentösen Ver­fahren hergestellt. Dr. Störmer: Der Angeklagte hat seine Rezepte nach dem Grundsatze zusammengeschrieben: Wer Vieles bringt, wird allen etwas bringen! Der Vorsitzende hebt noch hervor, daß die Korrespondenten", denen der Angeklagte die An­ordnungen über die Nachkur usw. überließ, hauptsächlich damit be­schäftigt waren, aus den Büchern die" testanten" herauszusuchen und Mahnbriefe zu schreiben. Aus dem Geschäft des Angeklagten find täglich 15-20 Pakete verschickt worden, wozu wohl noch 7 bis 8 Pakete täglich aus Frizlar verschickte kamen. Die Vernehmung Nardenfötters ist hiermit beendet. Der Angeklagte Klesper erklärt sich für nichtschuldig. Sein Schwager Rardentötter habe seiner Zeit die Heilanstalt Sudmühle unter ärztlicher Leitung betrieben. Er habe ihm damals durch seine Vermittelung den billigen Bezug der notwendigen Rohstoffe von einer Engros- Firma verschafft. Als Nardenkötter nach Berlin übersiedelte, habe er ihm dieselbe günstige Gelegenheit verschaffen wollen und an die Firma Riedel geschrieben, daß er selbst die durch Nardentötter zu bestellenden Rohstoffe beziehen und verarbeiten wolle. Herr Riedel hat, wie der Präsident aus der Korrespondenz feststellt, zunächst Bedenken gehabt, ist dann aber in die Verbindung eingetreten, nachdem Rardenfötter ihm wahrheits­widrig die Versicherung abgegeben habe, daß die Rohstoffe sofort nach Friklar weiter gesandt und in Berlin nicht verarbeitet werden würden. Die Firma Riedel hat über 4000 M. Medikamente ge liefert. Angeklagter Slesper behauptet, geglaubt zu haben, daß Nardentötter selbst nur die für den Verkehr frei gegebenen Roh zu laden. Der Angeklagte habe sich bei der ganzen Beschlagnahme materialien verarbeite. Im Mai 1899 sei Nardenfötter nach ziemlich gleichgültig gezeigt. Es schien ganz zweifellos, daß die Gift­Friklar gekommen und habe ihn gebeten, den Verfandt seiner flaschen schon geöffnet und benußt sein mußten. Medikamente von Frizlar aus zu übernehmen. Er habe anfangs Ein Fabrikant M. hat sich an den Angeklagten N. gewendet, die Medikamente zumeist selbst angefertigt, gebe aber zu, daß um ein lokales Uebel los zu werden, hat sich auch persönlich nach Nardenkötter ihm zur Erleichterung später schon fertiggestellte der Wohnung Nardentötters begeben. Dort hat ihn ein junger Medikamente zur weiteren Versendung zugeschickt habe. Er be- Mann( ein Schreiber) ganz oberflächlich besichtigt und dann habe hauptet aber, daß dieselben unschuldiger Natur, wie Chinatinktur, er zwei Büchsen mit Salbe per, Nachnahme geschickt erhalten. Nach verdünnte Salzsäure und Bilsenkrautöl, waren; Gifte und zusammen- der Anwendung derselben sei er so frank geworden, daß er dann gesetzte Arzneien waren nicht dabei. Er behauptet, daß er den ihm einen Arzt zu Rate ziehen mußte. Ueber die schließlich von ihm zugeschickten Medikamenten schon ihren Charakter ansehen und event. geforderten Sturkosten sei er sehr erstaunt gewesen und habe sich ge­anschmecken konnte, denn es seien im wesentlichen immer dieselben weigert, sie zu bezahlen. gewesen. Er will bei der ganzen Arbeit, für welche er 50 M. pro Monat erhielt, nur Geld zugesezt und Aerger und Verdruß gehabt haben, und als er wegen der Ueberbürdung die ganze Sache nieder Tegen wollte, habe ihm sein Schwager gedroht, ihn regreßpflichtig zu machen, wenn er ihn im Stich lasse. Er habe nur die Rezepte angefertigt, die er anfertigen durfte und sei immer der Meinung geivesen, daß nur er den ganzen Versandt habe. Wenn hinter der Angeklagte darüber in chnischer Weise lustig feinem Rüden auch von Berlin ein Versandt stattfand, so sei er gemacht. Die Harnproben, die dem Angeklagten von den Patienten dafür nicht verantwortlich. Erster Staatsanwalt Bel 3 betont: regelmäßig zugesandt wurden. wanderten einfach in die Ecke. Die Der Versandt der Pakete durch den Angeklagten sei so auffallend ganze Sache wurde nach Schema F behandelt. In einem Falle Einem Privatdocent wurde von einem Stadtrat empfohlen, sich gewesen, daß die Polizei in Friklar der Sache näher getreten fei. wurde von einem Dresdener Patienten eine Urinprobe verlangt, er um die Stelle in der Fröbelstraße zu bewerben. Auf die Frage, ob Der Angeklagte behauptet, daß dies ein Konkurrenzmanöver gewefen erhielt aber das Medikament schon zugesandt, noch ehe er die Urin - auch ein ausreichendes Laboratorium vorhanden sein würde, erhielt Er habe den Versandt ganz offen betrieben und auch die probe überhaupt abgeschickt hatte( Heiterkeit). er zur Antwort, für den Bau eines solchen ständen 50 000 M. zur Frißlarer Aerzte, die sich wegen Einstellung des Versandts an ihn Ein Zeuge v. Manowski ist etwa 8 Tage bei dem Ange­Der Privatdocent ging zum Vorsitzenden der Kom­Verfügung. gewandt, ablehnend beschieden. Er habe von der ganzen Sache flagten Nardentötter als Stenograph thätig gewesen und war sehr miſſion, schickte feine Starte herein und wurde, ohne daß sich der bald aufs höchste empört über den Geschäftsbetrieb. Die Vehand- Stadtrat vom Stuhl erhob, ohne daß dem Besucher ein Stuhl an­Auch der Angekl. Dr. Kronheim bestreitet seine Schuld. Tung der Patienten geschah auf die vagesten Vermutungen hin und geboten wurde, ohne weitere Erörterung in ein andres Zimmer ge Auf Befragen bekundet der Angeklagte, daß es feine Aufgabe ivar, jedermann mußte sofort sehen, daß wiesen, woselbst er alles erfahren würde". Dies alles" bestand die vorbereiteten Fragebogen zu prüfen, die Krankengeschichte durch­in einer Benennung der einzelnen Mitglieder der Kommission. Er das ganze Geschäft Schwindel und auf Ausbeutung zulesen, die Diagnose zu stellen uſiv. Das alles machte er in der des Publikums berechnet war, namentlich konnte dies einem Arzt, trat seine Tournée an. Saft überall entgegnete man ihm, sobald Zeit von durchschnittlich einer Stunde, die er täglich bei Nardentötter der längere Zeit bei ihm arbeitete, nicht im geringsten zweifelhaft wissenschaftlichen Arzt". Der eine sagte: Wir wollen wir wollen feinen zubrachte. Er erhielt dafür 150 M. monatlich. Er giebt zu, daß sein. Das Geschäft ging glänzend, denn die Frau ging täglich mit mitunter Rezepte in die Apotheke von Bartel in der Prenzlauer einem großen Beutel zur Post, um die Postanweisungsgelder ab- nicht, daß die alten Leute zu Versuchskaninchen werden." Bei einem Allee gekommen und erst später von ihm unterschrieben worden zuholen. Der Zeuge erwähnt einen Fall, in welchem ein Gymnasiast principiell nicht meine Stimme." Ein andres, dem Kandidaten sehr andern: Sind Sie Professor? Einem Professor gebe ich feien. Sachverständiger Dr. Störmer hat festgestellt, daß sich an den Angeklagten gewandt hatte. unter den mehreren Laufend Rezepten ein paar Hundert, die stark Briefen hat er dem Angeklagten geschrieben, wo er denn das Gewohlgefinnies Mitglied erklärte von vornherein seine Aussichten für wirkende Mittel verordneten, ununterschrieben in die Apotheken ge- herbekommen solle; er habe schon seine ganzen Ersparnisse geopfert, sehr geringe, denn für die Mehrheit der Mitglieder sei er viel zu Tommen sind. Der Angeklagte meint, er könne sich dies nicht er- all sein Taschengeld hingegeben und müßte nun gerade seinen Water wiffenfchaftlich. flären, denn er glaube, daß es sich nur um wenige ununterschriebene bestehlen. Eine andre alte Frau wurde mit Zahlungsaufforderungen Berliner Stadtvertretung, aus dem heraus Mitte der vierziger Jahre Die Med. Reform" bemerkt hierzu: Das ist derselbe Geist der Rezepte handeln könne. Präf.: Das ist doch auf alle Fälle eine so drangfaliert, daß sich der Gemeindevorstand ihrer annahm. Des vorigen Jahrhunderts Ludwig Traube die Uebertragung einer Pflichtvergessenheit. Sie haben außerdem sich' mal dahin geäußert, Einem Patienten hat der Angeklagte Zahlungsnachlaß versprochen, Armenarztstelle und die Erlaubnis, Austultation und Perkussion zu daß Ihnen bei gewissen Geschlechtskrankheiten schon die Angabe wenn er ihm Patienten nachweise". Einer der wenigen Patienten, lehren, verweigert wurde( vergl. Bergson, Medizinische Reform", einer Sleinigkeit genüge, um die Diagnose zu stellen. Ange die fich persönlich vorstellten, kam gerade dazu, als über eine 1848, Nr. 36). Ludwig Traube , der später einer der ersten Ilagter fezt auseinander, daß in der ganzen Berliner Kaffen- Bahlungsaufforderung gesprochen wurde. praris es ebenso fei, daß den Kassenärzten gar nicht die Zeit zu klagte mit leiser Stimme gesagt, man solle doch ruhig sein, denn man ihm in der Charité eine eigne Abteilung ein, damit er als erster Da hat dann der Ange- eliniker und Aerzte aller Zeiten wurde. Einige Jahre später richtete einer Untersuchung bleibe, sondern daß für derartige Krankheiten wenn der Patient von Zahlungsaufforderung höre, würde er weg- in Berlin die neuen Methoden erforschen und lehren konnte, die ohne weiteres immer ein ganz bestimmtes, feststehendes Mittel ver- bleiben. Der Zeuge trägt eine ganze Reihe von Einzelfällen vor, feitdem zum ABC eines jeden Arztes gehören. Sind es nicht die­abfolgt werde. Präs.: Hier handelt es sich aber um Mittel, die die teils Heiterkeit, teils Entrüstung hervorrufen. von einem Herrn Nardenfötter zusammengestellt waren. An= geklagter: Ich habe über die Mittel mit mehreren Apothekern 9% Uhr vertagt. Hier wird die Verhandlung abgebrochen und auf Mittwoch selben Bürger der Stadt. die der Armenarzt und die der Charité­gesprochen und diese haben anerkamnit, daß die Mittel sehr gut seien. Der Gerichtshof beschlicht, den Angeklagten Nardenfötter, Nach meiner Meinung hat in jedem Falle nachdem die Kaution von 15 000 M. gestellt worden, aus der Unter­suchungshaft zu entlassen.

fei.

keinerlei Vorteil gehabt.

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der Apotheker eine bessere Kenntnis über die Wirkung einer Arznei, wie der Arzt.

Zeuge Apotheker Heiser ist infolge ciner Annonce, durch welche für ein pharmaceutisches Institut ein Apotheker gesucht wurde, mit dem Angeklagten in Verbindung getreten. Er ist turze Zeit bei ihm thätig gewesen, hat aber bald gemerkt, daß es sich um Kurpfuscherei handelte. Wenn Briefe von Patienten eintrafen, die fich für betrogen hielten, hat sich

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" Berlin

und die ärztliche Wissenschaft. Eigentümliche Geschichten plaudert ein Arzt in der Medizinischen Reform" aus. Es handelt sich in dem Artikel der Zeitschrift u. a. um die Ausschreibung der Stelle eines Assistenzarztes für das mit dem Städtischen Obdach Die Med. Reform" berichtet mun:

verbundene Krankenhaus in der Fröbelstraße.

arzt behandelt?

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Die Klagen über die Unsauberkeit im Bädereibetriebe find den Herren Bäckermeistern denn doch unangenehm geworden und so wollen sie, einem Beschluß ihrer Innungen gemäß mit Reformen" vorgehen. Reformen sind in der Backstube gleichbedeutend mit Ueber Nardenfötters Einnahmen geht dem Berl. Tagebl." Reinlichkeit. Diese Tugend soll aber nicht im dunklen Schmutz der Betriebsstätte in die Erscheinung treten, sondern nach außenhin.

( Seiterfeit im Publikum.) Jawohl, denn der Arzt hat nur cin Semester Arzneilehre zu hören, während etter jahraus, folgende Mitteilung zu:

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