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Nr. 30. 20. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Dounerstag, 5. februar 1903.

Ein Kurpfuscher- Prozeß.

Dritter Tag.

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Tung angekommen seien und an Ort und Stelle gebracht werden die eingezahlten Spargroschen wiedergäben. Daran denken diese sollten. Start wirkende Gifte hätten in der Küche zwischen den Wirt- Stüßen von Thron und Altar aber gar nicht. schaftsgegenständen gestanden. Die beschlagnahmten Medikamente

mußten in einem zweispännigen Möbelwagen fortgeschafft werden. Giebt's in Berlin   noch überfüllte Gemeindeschulklassen? Der Es wurde u. a. eine große Flasche beschlagnahmt, welche 10 Pfund Magistrat und seine freisinnigen Freunde in der Stadtverordneten­Bur heutigen Sizung ist auch Prof. Dr. Koßmann als Sach- Liquor Hali arsenicosi enthalten hatte und bis ein Drittel entleert Versammlung antworten hierauf mit einem Nein", aber durch die verständiger erschienen. Gegen seine Bernehmung erhebt Rechts- war. Wagen oder andre Utensilien, welche zur Bereitung von vom Magistrat selber veröffentlichten Frequenzstatistiken werden sie anwalt Dr. Davidsohn Bedenken, da er ihn als Vorsitzenden der Kleinen Mengen Arzneien notwendig sind, wurden bei dem Ange- widerlegt. Auch die neueste Statistit, die jetzt der Stadtverordneten­Kurpfuscher- Kommission der Aerztekammer, der den Strafantrag lagten nicht gefunden. unterzeichnet habe, für nicht unbefangen erachtet. Der Verteidiger Der folgende Zeuge, Schreiber Georg Niemann, ist etiva sehr lehrreich. Wir wollen einmal ganz davon absehen, daß Versammlung vorgelegt worden ist, ist in dieser Beziehung wieder zieht seinen Antrag zurüd, nachdem Prof. Dr. Koßmann erklärt sechs Monate bei dem Angeklagten Nardentötter beschäftigt gewesen. Schon die von der Schuldeputation für die einzelnen Klaffen­hat, daß er sich durchaus nicht für befangen halte. Sodann kommt Er schildert dessen Geschäftshandhabung in drastischer Weise. Ein- stufen festgelegten Höchstfrequenzen( Slaffe I- IV: je 50, Rechtsanwalt Dr. Davidsohn auf die gestern von dem Zeugen Heiser mal habe Nardentötter einem auswärts wohnenden Patienten ein V: 55, VI: 60, VII: 69, VIII: 69) fo hoch sind, daß abgegebene ungünstige Aussage zurück. Er behauptet, daß dieser großes Glas Abführpillen geschickt, welche dieser aus Unverstand man mindestestens bei den untersten Klassenstufen allgemein von Zeuge gestern vor der Sizung in die Wohnung Nadenfötters gegangen innerhalb drei Tagen zu sich genommen und dann in einem Schreiben Ueberfüllung sprechen darf. und dort angeblich ihm noch zustehende 30 W. verlangt habe. Er sei die Wirkung geschildert habe. Der Angerlagte habe sich hierüber frequenzen werden bekanntlich vielfach nicht inne ges Aber selbst diese Höchst­mit diesem Verlangen abgewiesen worden und habe dann bald darauf höchlichst amüsiert. Auf die Annonce des Angeklagten, daß er einen halten. In zahlreichen Klassen fizzen auch in diesem Winter hier die ungünstige Aussage abgegeben. Der Gerichtshof beschließt, Arzt fuche, seien täglich Herrn Heiser noch einmal zu vernehmen. Er bestreitet diese Be­wieder mehr Kinder, als nach den Bestimmungen der Schuldeputation viele Offerten von Aerzten hauptung. Er habe eine rechtmäßige Forderung von 30 M., die er darin fizzen dürften. Wir zählen 282 Klassen( von überhaupt 4493), ausgeklagt und einem Manne, der sich mit Inkasso- Geschäften be- eingegangen. Zum Abholen der täglich einlaufenden Gelder sei eln in denen das der Fall ist. Da sind sechste Klassen mit 66, 67, schäftigt, zur Einziehung übergeben. Er habe wiederholte vergebliche großer leinener Beutel bestimmt gewesen, die tägliche Einnahme habe 68 Kindern statt mit 60, fünfte Stlassen mit 59, 60, 61 statt mit 55, Anstrengungen gemacht, Pfändungen bei dem Angeklagten vorzu- zwischen 700 und 1000 Mart geschwankt. vierte mit 57, 58, 59 statt mit 50 usw. Sind diese Klassen, in die nehmen, derselbe habe aber stets allerlei Winkelzüge gemacht und ihm Der Zeuge Stegel, welcher ebenfalls bei Nardenfötter be- man bis 18 Proz. mehr hineingesteckt hat, als die eignen unter andrem höhnisch geschrieben, daß er zwei- bis dreimal mani- dienstet war, äußert sich in ähnlicher Weise wie der Vorzeuge. Bestimmungen der Schuldeputation zulassen, vielleicht nicht festiert habe. Präs.( zum Angell.): Sodann wird die unverehelichte Bierwati vernommen, überfüllt? Der Magistrat spricht in seiner neuesten Frequenzstatistik ivelche vom 1. Mai bis 1. August 1900 bei Mardenkötter Wirt- von geringen Ueberschreitungen", die sich nicht immer vermeiden schafterin war. Es erregte Senfation, als die Zeugin befundete, laffen". Bis 18 Prozent ist also noch gering"! Uebrigens daß die Ehefrau Nardenkötter in derselben Wanne ihre Reinigungs- wird die beruhigende Bersicherung hinzugefügt, daß die Kinder froß­bäder nahm, die dann mit kaltem Wasser ausgespült und wieder zur dem sämtlich ihren Sigplatz haben. Zum Beweise deffen ist diesmal Herstellung von Medikamenten zu innerem und äußerem Gebrauch in der Statistik für jede einzelne Klaffe auch die Zahl der überhaupt benutzt wurde. Die Zeugin erzählt ferner, daß sie ihren Bräutigam vorhandenen Sigpläße angegeben worden. Man crsieht aus diesen Schott überredet habe, ein von Nardentötter verfaßtes Schriftstück Angaben, daß in den Berliner   Gemeindeschulen anscheinend zu unterzeichnen, wonach der Versand der Medikamente auf Schotts tein einziges Kind zu stehen braucht. Das ist doch wenigstens Namen erfolgen solle. Nardenfötter habe diese Genehmigung mit etwas. 50 M. monatlich vergütet.

30 tim Haben Sie denn manifeftiert?

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AngetI: 3iveimal, auleht 1897. Präs.: Und dabei prahlen Sie damit, daß Sie 70 000 M. Vermögen haben? Anget 1. behauptet, daß der Zeuge Heiser von ihm befriedigt worden sei und nun noch mit einer unberechtigten Forderung komme. Zeuge Heiser bestreitet dies und bestreitet ferner entschieden, daß er gestern in der Wohnung Nardenfötters gewesen sei. Er habe auch feineswegs etwa dem mit dem Inkasso Betrauten gesagt, daß er nun gerade bei Beginn des Prozesses seine zu erwartende Aussage als Druck gegen. Nardenkötter ausnuten solle. Der Gerichtshof be= schließt, zur weiteren Aufklärung der Sache das Dienstmädchen Nardenfötters und außerdem den mit dem Inkasso Betrauten zu

Laden.

Es wird dann der Beuge attenberg vernommen, ein Herr in reiferen Jahren, der sechs Semester Philologie und neun Semester Medizin studiert hat, ohne ein Eramen gemacht zu haben. Er ist Affiftent bei Nardenfötter gewesen und hat die Krankheitsberichte beantwortet. Er will auch in etwa zehn Fällen den mitgesandten ein untersucht haben, muß aber auf Vorhalt des Physikus Dr. Störmer zugeben, daß seine Untersuchungsmittel fich auf etwas Lacmuspapier und Salpetersäure beschränkten. Der Präsident vertagt darauf die Sigung bis Donnerstag vormittag 9% Uhr.

Lokales.

Die Hohenzollern   und der Große Stern. Es bestätigt sich, wie wir gleich vermuteten, daß die Jagdbilder, die am Großen Stern aufgestellt werden sollen, doch mit der Hohenzollern  - Dynastie in Zu­sammenhang stehen und so den Zweck haben, die Bevölkerung in der ja etwas lüdenhaften Liebe zum angestammten Herrscherhaus zu festigen. Ueber die Idee wird weiter berichtet:

Einige Schwierigkeiten macht die Bernehmung des Zeugen Scharff, Portiers bei dem Grafen So I m 3 in Schlesien  . Er ist seit mehreren Jahren magenleidend und hat, wie er angiebt, ver­fchiedene Aerzte ohne Erfolg konsultiert. Er will dann zufällig aus dem Berliner Adreßbuch, II. Theil, die Adresse Nardenfötters erfahren und ihn aufgesucht haben. Dieser und ein Angestellter haben sich Notizen über feine Krankheit gemacht und er habe dann zweimal Tropfen und zivei Schachteln Pulver erhalten, die nach der Fest­stellung des Vorsitzenden etwa 5 M. tvert waren. Der Zeuge hat für die Kur 80 M. zahlen müssen, behauptet aber, nun von seinem Leiden befreit zu sein. Wie er nun zu Nardenfötter gekommen, bleibt frob Bierter Wahlkreis( Südost). Sonntag, den 8. Februar, findet aller Anstrengung des Vorsitzenden, die Sache aufzuklären, ein Rätsel. vom Wahlverein aus in der Urania, Taubenstr. 48/49, eine Vor- Wagen werden hinter die hohen Tarusbecken geleitet, so daß man sie Tem Zeugen werden Adreßbücher   vom Jahre 1902 und 1903 vorstellung( Das Land Tirol) statt. Die noch nicht verkauften Billets gelegt und ihm aufgegeben, zu zeigen, wie er aus dem zweiten Teile find sofort in unsrer Spedition, Laufiperplaz 14/15, abzugeben, wenn die Adresse des Angeklagten ersehen haben will. Er ist dazu nicht sie nicht als verkauft betrachtet werden sollen. Auch sind noch an im stande. Der Staatsanwalt stellt aus dem ersten Teil des Adreß- dieser Stelle Billets zu haben. buches von 1902 fest, daß dort verzeichnet steht: Nardentötter, Chemiker", so daß der Zeuge hieraus die Adresse einer Heilwerkstatt für Magenleidende kaum ersehen konnte. Präs.: Im Adreßbuch  von 1903 steht der Angeklagte sogar verzeichnet als

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Narbenkötter, Bankier

und Direktor des Heilinstituts Quisisana". Was ist das wieder für eine Geschichte? Sie nennen sich wohl jedes Jahr anders. Sie sind doch gar kein Bankier! Anget I.: Jch besorge die Bankgeschäfte meiner Schwester und meiner Frau.( Heiterkeit.)- Präs.: Das ist ja recht heiter! Also darum sind Sie Bankier"? Der Zeuge Scharff wird beauftragt, die Rezepte und sonstiges Material zur Stelle zu schaffen.

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Zeuge Münzberg ist längere Zeit als Schreiber, Buchhalter, Expedient, Packer, furz, als Mann für alles, bei Nardenfötter bea schäftigt gewesen und hat auch Rezepte ausgeschrieben. Zu seiner Zeit war ein Arzt dort gar nicht thätig und die Rezepte, die zu Silesper nach Frizlar geschickt wurden, haben keine ärztliche Unter­schrift getragen. Nardentötter habe auch hier große Massen von Medikamenten selbst angefertigt und sie dann nach Frizlar verschickt.

Auf wiederholte dringende Vorhaltung des Präsidenten giebt der Angeklagte se Iesper zu, daß anfänglich alles ordnungs- und abredungsgemäß abgewickelt worden sei. Später, als die Aufträge ihn überlasteten und er sich nicht anders helfen konnte, habe er auch Rezepte ohne ärztliche Unterschrift ausgeführt und die fertig ihm zugeschickten Medikamente crpediert, ohne sie besonders zu kontrollieren. Zeuge Münzberg giebt iveiter an, daß täglich etwa 90 Briefe eingingen, darunter täglich 7-10 neue Aufträge. Präs. Was wurde denn mit den von den Patienten eingesandten Urinproben gemacht? Beuge: Die wurden

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einfach weggeworfen! ( Seiterkeit.) Ich hatte im allgemeinen den Auftrag, nachzusehen, ob im Fragebogen Nierenkrankheit" verzeichnet stehe, andernfalls aber die Urinprobe wegzuiverfen. Man wickelte die Urinproben nur auf, weil manche Leute so dumm waren, die Fragebogen und das Geld dort gleich beizupaden.( heiterkeit.) Nach der weiteren Bekundung des Zeugen sind viel Dankschreiben bei dem An­geklagten eingegangen, aber auch Schreiben entgegengesetter Art. Letztere wurden gar nicht beantwortet. Der Angeklagte sagte ganz einfach:" Die Lente find verrückt! Was will denn der Efel? und weg war's!"( Heiterkeit.) Einmal hat der Angeklagte dem Zeugen gesagt, er wolle sich einen Arzt annehmen, um sich den Rücken zu decken. Ein anderes Mal sagte er:" Benn es noch 5 Jahre so weiter gehe, dann habe er es geschafft, dann kann er das Geschäft andren überlassen!" Der Zeuge ist schließlich im Zivist vom Angeklagten geschieden. Erster Staatsanwalt Dr. Pe! 3: Weshalb denn? 3euge: Ich dachte, bei dent Angeklagten etivas werden zu können, war aber darin getäuscht. Staatsanwalt: Sie dachten wohl Oberarzt werden zu können?( Heiterkeit.)

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Inzwischen ist der Zeuge Scharff wieder erschienen und legt die Rezepte vor. Wie er zu der Adresse Nardentötters gekommen, fann er auch jetzt nicht aufklären. Dagegen stellt der Präsident durch weiteres Befragen des Zeugen fest, daß dieser

einzelnen Gruppen sind vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten Die Pläne der Gesamtanordnung für die Aufstellung der hergestellt worden. Wegen der fünstlerischen Ausgestaltung hatte ich das Ministerium an den Staiser gelvandt. Die sehr glüd­liche Idee der Jagdgruppen ist vom Kaiser persönlich gefunden, wie er denn auch die Auswahl der Künstler selbst getroffen hat. Der Große Stern wird ganz und gar von den hinter den Kunstwerken anzulegenden Tagushecken abgeschlossen und von den elektrischen Bahnen in den verschiedenen Richtungen umfahren werden; die auf dem freien Blaze nicht sieht. Der Kaiser kam zu der künstlerischen dee durch die Erwägung, daß seine Vorfahren den früher weit ausgedehnteren Tiergarten als Jagdgebiet benutzt haben, und er hat nach seinen eignen Worten den Wunsch, die Berliner   mit frischen, allgemein verständlichen Darstellungen und interessanten fesselnden Stestümgruppen aus den verschiedenen Zeitepochen zu erfreuen. Die vier Jagdgruppen werden eine Höhe von etwa 2/2 Meter erhalten, sie werden also größer als die Figuren in der Siegesallee  . Rechts, östlich vom Hubertusbrunnen, wird die Gruppe aufgestellt, welche Professor Start Begas anvertraut ist; sie soll eine Jagd auf Elche aus der Zeit Jo a chim3 I. behandeln. Südlich davon hat Prof. Fritz Schaper   eine Eberjagd darzustellen. Links oder westlich vom Brunnen kommt die Gruppe von Prof. Mar Baumbach zu stehen; Unfre Kameraden sind vollkommen frei, innerhalb des Rahmens es wird eine Hasenjagd mit Windhunden aus der Rokokozeit. Süd­der den bestehenden Staat anerkennenden Parteien ihre Pflichten lich von diesem Werke wird die vierte Gruppe aufgestellt, welche als Staatsbürger, bei Reichstags-, Landtags- und kommunalen Bildhauer Wilhelm Haverkamp  ( nicht Wandschneider, wie anfangs Wahlen, auszuüben, wie sie wollen; sie dürfen aber, wenn verlautete) zu schaffen hat; es wird eine moderne Fuchsjagd mit einer Nähere Bestimmungen sollen den fie unfre Mitglieder bleiben wollen, unter feinen Umständen Wente von Bradenhunden. einen Socialdemokraten wählen, auch nicht in der Stich- Künstlern in einer Konferenz beim Minister Budde mitgeteilt werden.

Jm Dienste der konservativen Partei. Der Preußische Landes Kriegerberband wird heute und morgen ein Wahlflugblatt versenden, worin denjenigen Mitgliedern der Kriegervereine, die Socialdemokraten sind, die bekannten schweren Nachteile für den Fall angedroht werden, daß sie frei und offen ihre socialdemokratische Gesinnung bethätigen. Echt jesuitisch heißt es in dem Wahlflugblatt:

Was von den Reichstags- und Landtagswahlen gilt, hat auch für die kommunalen Wahlen Geltung, denn die Wahl eines Social­demokraten in einen städtischen Vertretungskörper bedeutet gleichfalls eine Unterstützung der Socialdemokratie.

wahl! Der Kamerad, der nachgewiesenermaßen bei einer Reichs- Zu der Brandkatastrophe in der Michaelkirchstraße wird vom tags: oder Landtagswahl einem Socialdemokraten seine Stimme Mittwoch noch berichtet: Das Befinden der bei dem vorgestrigen Brand gegeben hat, muß aus seinem Vereine ausgeschlossen werden. in der Michaelkirchstr. 23a verletzten Personen ist bis auf die beiden Weigert sich der Verein, den Ausschluß herbeizuführen, so muß der schiver verbrannten Mädchen Martha Genrich und Klara Landsky, die Verein ausgeschlossen werden. im Strankenhause Bethanien bedenklich daniederliegen, den Umständen angemessen befriedigend. Ihre baldige Wiederherstellung wird er­wartet. Auch den Feuerwehrmännern, die nach der Charité gebracht iverden mußten, geht es heute beffer. Heute früh ist auch die Identität des Toten festgestellt worden. Es handelt sich um den am 21. Mai Eigentlich hat diese Androhung, wenn man von den Landtags- 1888 zu Berlin   geborenen, hier in der Görlizerstr. 69 bei seiner wahlen absicht, ja nur einzig für die Gemeindewahlen Bedeutung, Mutter wohnhaften Arbeitsburschen Ernst Kunze. Die Leiche wurde da diese öffentlich sind und von den Agenten der Kriegervereine un- von der bedauernswerten Mutter schon refognosciert und dürfte bald geniert kontrolliert werden können. Aber der Gewissenszwang der freigegeben werden. Wann die Beerdigung erfolgt, steht noch nicht fest. Striegervereine beschränkt sich längst nicht mehr allein auf die Social­demokratie! Auch die Pflicht der gewerkschaftlichen Organi sation darf das Mitglied eines Kriegervereins nicht ausüben, es sei denn, der Mann organisierte sich in einer lendenlahmen Gewerk­schaft" staatserhaltenden Kalibers.

wird demnächst eine Neuwahl des Vorstandes vorgenommen werden. In der Betriebs- Krankenkasse der Großen Berliner   Straßenbahn wie schon fürzlich berichtet, erfolgte die letzte Vorstandswahl seitens der alten Stafsendelegierten per Acclamation und nicht geheim, wie es Gesetz und Statut vorschreiben. Da die neuen Delegierten in Unsre Kameraden müssen ferner aber auch den socialdemo- der Wiederwahl des alten Vorstandes jedoch eine mehr oder minder fratisch geleiteten Gewerkschaften fern bleiben. Die Zugehörigkeit fünstliche Schiebung der Betriebsleitung zur Verhinderung allseitig zu einer solchen ist auch dann mit der Mitgliedschaft in einem gewünschter Steformen erblickten, so erhoben sie fast einmütig Protest Striegerverein unvereinbar, wenn der Betreffende nicht selbst gegen die Wahl und beantragten bei der Aufsichtsbehörde die An­Socialdemokrat ist, da er durch die Zahlung der Gewerkschafts- nullierung derselben. Den Beschwerdeführern ist hierauf gestern von beiträge die Zwecke der Socialdemokratie direkt oder indirekt der Gewerbe- Deputation die Nachricht zugegangen, daß die erwähnte unterſtügt. Vorstandswahl beanstandet worden ist und eine Neuwahl an= beraumt werden wird.

Und da der Appetit beim Essen kommt, macht der Preußische Landes- Kriegerbund reinen Tisch und droht den Ausschluß gleich allen Anhängern irgend welcher oppositionellen Richtungen an:

Sodann können auch diejenigen nicht Mitglieder unsrer Vereine sein, welche die bestehenden staatlichen Ver hältnisse, auf denen das Deutsche Reich in großer Zeit auf­gebaut worden ist, nicht anerkennen und diese ihre Ge­finmung bei den Wahlen bethätigen.

H

Die Schießerei auf die Eisenbahnzüge Berlin- Potsdam wird anscheinend von einer Person, welche sich der Tragweite dieser Hand­lung kaum bewußt sein kann, fortgesetzt. Als der abends 7 Uhr vom Potsdamer Bahnhof in Berlin   abgehende Vorortzug am Montag bis in die Nähe von Zehlendorf   gekommen war, zersplitterte infolge eines Schusses die Fensterscheibe eines Abteils dritter Klasse, wo­durch ein Herr und eine Dame leicht verletzt wurden. Hoffentlich gelingt es bald, diesem gemeingefährlichen Treiben ein Ende zu

Diese Stelle, die wohl abfichtlich unflar gehalten ist, aber immerhin mit dem ersten von uns abgebrudten Satz aus dem Flugblatt in Widerspruch steht, kann nicht gut anders als dahin verstanden werden, Einen Kampf mit dem Minister- Wilhelm", einem bereits mit durchaus nicht vom Angeklagten Nardentötter geheilt ist; daß die Kriegervereinler konservativ wählen sollen, obgleich ja Buchthaus vorbestraften Einbrecher, mußten mehrere Kriminalbeamte in der Nacht zum Mittwoch in der Stallschreiberstr. 48/49 zu be= er hat nach dessen Medikamenten nach seiner Meinung nur eine die konservative Partei auch manche der bestehenden Verhältnisse stehen. Am 31. v. Mis. wurde der Schlosser und Einbrecher Mar größere Linderung erhalten, als nach der Behandlung durch andre zu allen Teufeln wünscht. Wir erinnern nur an das jawohl auch Schenk in der Dresdenerstraße auf frischer That ertappt und in das Aerzte. Er ist aber bis in die neueste Zeit hinein noch mit seinen in großer Zeit" geschaffene Reichstags- Wahlrecht. Untersuchungsgefängnis abgeführt. Schenk hatte einen Romplicen, Nachfuren" mit dem Angeklagten in Verbindung geblieben und der Nun wäre der ganze Wahlaufruf, den der trotz allem sich uns der sich der Ergreifung entzog und von feinem Genossen Graf hat ihn jetzt zu einem Arzt geschickt. Bezüglich des Medika- politisch scheltende Kriegerverband in die Welt setzt, ja relativ be- nur mit dem Spignamen Minister Wilhelm bezeichnet ments stellt Sachverständiger Dr. S törmer fest, daß dasselbe ganz langlos, wenn er nicht die oppositionell gesinnten Mitglieder mit wurde. Das ist der bekannte Einbrecher Wilhelm Plöz, der geschickt zuſammengesetzt ist, um vorübergehend Herzleidenden und bei schweren Nachteilen bedrohte. Es ist leicht gefagt, daß ein Social- unter falschem Namen in der Stallschreiberstraße Wohnung ge­der Flasche feien 35 Gramm tinct. digitalis, 35 Gramm tinct. demokrat sich in einem solchen Verein nicht wohl fühlen kann und nommen hatte. In der wohl richtigen Vermutung, daß die Polizei ihm auf der Spur sei, schrieb er an das zuständige Revier, die Lobelia und 35 Gramm liq. Kali acetici vorhanden. Es sei ge- daher freiwillig austreten sollte. Wer Socialdemokrat ist, tritt aber selbstverständlich einem unbeteiligt ist, in Ruhe lassen, da er nicht wieder zu ihr zurückkehren wissenlos und unverantwortlich, so große Quantitäten so starter Gifte Polizei möge doch seine wirtin-- die übrigens ganz harmlos und einem Patienten auf einmal in die Hand zu geber Kriegerverein garnicht erst bei, und die Drohung richtet werde. Die Polizei ließ sich aber nicht täuschen und sah sich daher nur gegen ältere Mitglieder, die früher etwa ihn das Haus betreten. Man wartete, bis der als ge= Apothekenbesizer Dr. Laug wird als Zeuge vernommen. Er konservativ gefinnt waren, im Laufe der Zeit sich aber von der waltthätig bekannte Mensch sich vermutlich zur Ruhe Hat der Haussuchung bei dem Angeklagten Nardenfötter beigewohnt: Wahrheit der socialdemokratischen Lehren überzeugen mußten. Wenn geben hatte, überraschte ihn im Bett und nahm ihn fest. Als die Kommission dort erschien, hatten die Angestellten alle Hände diese älteren Männer aus dem Verein austreten würden, so be- Den eintretenden Beamten hielt er einen geladenen Revolver entgegen voll damit zu thun, Druckschriften und Reklamezettel zum Versand deutete dies einen beträchtlichen Vermögensverlust für sie, und versuchte zu entkommen. Als man ihm die Waffe entwunden vorzubereiten. Eine Anfertigung oder Verpackung von Medikamenten da die Vereinsleitung von den zur Kranken- und Sterbetasse, sowie hatte, wehrte er jich mit den Fäusten, wurde aber überwältigt und fand also gerade nicht statt. Es wurden in fünf verschiedenen gefnebelt. Auf dem Polizei- Präsidium spielte er den Tobsüchtigen, Näumen Medikamente, darunter viele metallische und Pflanzengifte, zu andern Unterstützungszwecken Jahre und Jahrzehnte lang gezahlten biß den ihn vernehmenden Kommissar in eine Hand und versuchte gefunden. In allen Räumen habe die grenzenloseste Unordnung Beiträgen einen Pfennig zurüderstattet. Mit einem auch, ihn in die Nase zu beißen. Der Wüterich mußte daher ohne und Unsauberteit geherrscht, der Zustand der Gefäße widersprach der Schlage würden die Kriegervereine diese Mitglieder verlieren, wenn Vernehmung am Mittwoch dem Untersuchungsrichter zugeführt Behauptung, da die Gefäße erst vor kurzem aus der Droguenhand- I sie anständigerweise denen. die sich als Socialdemokraten bekennen, werden.

( Pause.)

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