Einzelbild herunterladen
 

Nr. 34.

20. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Dienstag, 10. februar 1903.

Parteigenossen! Besucht heute abend Mann für Mann die Versammlungen, in denen die Aufstellung der Reichstags- Kandidaten erfolgt!

Abgeordnetenbaus.

17. Sigung. Montag, den 9. Februar. 11 Uhr. Am Regierungstische: Frhr. v. Hammerstein. Die zweite Beratung des Etats des Ministeriums des Jnnern wird fortgeset. Beim Kapitel: Landrätliche Behörden bringt

Abg. Nielsen( Däne) Beschwerden der dänischen Bevölkerung in Nordschleswig über das Verhalten der dortigen Landräte vor. Im einzelnen bleiben die Ausführungen auf der Tribüne unverständlich.

Minister Freiherr   v. Hammerstein:

Abg. Bachmann( natl.): Die Landräte haben nur ihre Pflicht gethan, wenn sie den verderblichen politischen Treiben gewisser Streise zur Aufhebung der dänischen Bevölkerung in Schleswig   ent­gegengetreten sind.( Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.)"

Abg. Gothein( frs. Vg.):

Abg. Dr. Friedberg( natl.): darauf gefaßt, daß mir wieder wie am Sonnabend entgegengehalten Wahlbeeinflussungen seitens der Landräte kommen nicht nur wird, daß ich die Geschäfte der Socialdemokratie besorge. Dieser im Osten, sondern auch im Westen vor. Bei der letzten Reichstags- Vorwurf ist mir sehr gleichgültig. Ich habe ihn schon so oft gehört, wahl waren in der Provinz Hannover   die öffentlichen Kreisblätter daß ich dagegen abgestumpft bin. Ich möchte aber doch den Minister fast ausnahmslos Organe des Bundes der Landwirte. Das ist doch darauf aufmerksam machen, daß die Interessen der Socialdemokratie eine Richtung, die der Staatsregierung viel oppositioneller gegen durch niemand beffer wahrgenommen werden, als durch Beamte, die übersteht als die nationalliberale Partei. sich solcher Ungeschicklichkeiten schuldig machen.( Sehr richtig! links.) Die Art und Weise, wie die Socialdemokratie von den Der Minister meinte, mein Mandat scheine in Grimmen   sehr Verwaltungsbeamten behandelt, wird, daß man sie nicht als Der Landrat v. Maltzan hat für mich in einer Weise Propaganda Gerechtigkeit Anwendung finden müssen, führt dazu, um erst recht gefährdet zu sein. Ach, Herr Minister, sind Sie schlecht unterrichtet! eine Partei ansieht, auf die die gewöhnlichen Begriffe der gemacht, wie es besser kein liberaler Agitator hätte thun können. der Socialdemokratie immer neue Anhänger zuzuführen. Sobald ( Sehr gut! links.) Herr v. Hammerstein sagte weiter, es beständen Alles, was der Herr Vorredner vorgebracht hat, ist absolut un- ja auch liberale Zeitungen in Greifswald   Grimmen  . Gewiß; ich nan zu erkennen giebt, daß man bereit ist, mit den ungerechtesten substantiiert. Mir sind bis jetzt keine Beschwerden zugegangen. habe hier aber eine ganz generelle Forderung aufgestellt, nämlich, Mitteln gegen eine Partei vorzugehen, müssen notwendigerweise die Gegenüber der erorbitanten Behauptung des Herrn Vorredners, daß daß die Kreisabgaben, die von Angehörigen aller politischen Sympathien für diese Partei zunehmen. Wie unter dem Ausnahme­die dortige Bevölkerung sich unterdrückt und verfolgt fühle, genügt Richtungen aufgebracht werden, nicht dazu verwendet werden, gesetz die Socialdemokratie von Jahr zu Jahr immer mehr zu­wohl der Hinweis darauf, daß die nichtpreußischen Abgeordneten um einseitig die Interessen einer politischen Partei zu unter- genommen hat, so muß auch jede Verwaltungsmaßregel, die den diefer Streise auf zwei zurückgegangen sind. Die überwiegende Mehr- stüßen. Darüber ist der Minister schweigend hinweggegangen. Stempel der Ungerechtigkeit und Niedrigkeit trägt, dazu bei­zahl der Bevölkerung steht treu zum preußischen Staat. Nur Die Entschuldigung des Landrats, er habe nur das Material dem tragen, daß die Socialdemokratie Zuwachs erhält.( Sehr die Beunruhigung, die von gewisser Seite in die Bevölkerung hinein- Kreisblatt- Redakteur übergeben, ist so lahm, daß ich mich wundern richtig! links.) Nicht wir, die wir auf derartige Mißstände getragen wird, verschuldet es, daß nicht in allen Bezirken Ruhe und würde, wie der Herr Minister sie hier vorbringen konnte, wenn ich aufmerksam machen, besorgen die Geschäfte der Socialdemokratie, Frieden herrscht. Wir müssen auch an dieser Grenze festhalten an mich überhaupt noch über etwas bei dem Herrn Minister wundern der deutsch  - nationalen Idee. Ich kann dem Herrn Vorredner nicht könnte.( Heiterfeit links.) So ein untergeordneter Kreisblatt- sondern die Verwaltungsbehörden, die zu solchen Beschwerden Ver­versprechen, Landräte dorthin zu schicken, die gerade ihm gefallen. Redakteur wird es natürlich niemals wagen, das Manuskript des anlassung geben. Sie sind die Schrittmacher der Socialdemokratic. ( Lebhaftes Bravo! rechts und bei den Nationalliberalen.) hochmögenden Herrn Landrats zu korrigieren. Der Herr Minister( Sehr richtig! links.) Es liegt im dringenden Interesse der heutigen wunderte sich dann, daß unsre kleine Partei immer das Volk zu ver- Staatsordnung, daß alle Parteien nach gleichem Maße behandelt treten vorgebe. Wenn wir eine richtige Wahlkreis- Einteilung werden. In demselben Maße wie die Verwaltungsbehörden strikteste hätten, würden wir auch hier zahlreicher vertreten sein.( Sehr Gerechtigkeit walten lassen, in demselben Maße wird das Vertrauen richtig! links.) Der Friede in meinem Wahlkreise, das stelle ich gegenüber Herrn Rewoldt fest, ist erst nach der letzten Wahl gestört handelt sich hier um eine wichtige staatserhaltende Aufgabe. Ich zu der heutigen Staats- und Gesellschaftsordnung zunehmen. Es durch den Landrat v. Malyan bei der Kaiser- Geburtstagsfeier. Der geht auf die Boykottierungen liberaler Zeitungen durch den Land- Herr Landrat   hat selbst zugestanden, daß sein Vorgehen gegenüber richte deshalb nochmals die Frage an den Minister, was Erhalten wir auch dieses der Witwe Müller einen Sturm der Entrüstung bei seinen politischen dieser Angelegenheit zutreffend ist. rat b. Maltzan in Grimmen   nochmals ein und bestreitet Gegnern hervorrufen mußte. die Richtigkeit der vorgestrigen Ausführungen des Abg. Rewoldt. tommen bewußt gewesen. Er sei sich dieser Thatsache voll- Mal keine Antwort, so ist das ein Geständnis.( Lebhafter Beifall Landrat   v. Maltzan hat für das Grimmer Kreisblatt" Artikel ge- freisinnigen Flugblatt gesprochen. Herr Rewoldt hat von einem links.) nur Er möge sich schrieben, in denen schwere Beleidigungen enthalten waren. Abg. Dr. Porsch( C): Verleger wurde deswegen verurteilt. In dem Prozeß verweigerte meine Thätigkeit im Reichstag und Landtag die konservativen Flug ob das Stück gegen das Strafgesetz verstößt oder nicht. Wie denkt mal ansehen, was für Lügen und falsche Darstellungen über Es ist für einen Theaterdirektor sehr schwierig, zu entscheiden, Herr v. Malyan die Aussage darüber, ob er noch weitere politische blätter in meinem Wahlkreise vorgebracht haben. Meine Rede, die sich Herr Dr. Barth denn überhaupt die Sache? Soll ein Polizei­Artikel für dieses Blatt geschrieben habe, und zwar aus dienstlichen das Flugblatt wiedergab, war durchaus fachlich gehalten. Den Vor- beamter in der Loge Plaz nehmen und dann während der Vor­Gründen".( Hört! hört! links.) Der Minister wird mir zugeben, wurf, daß die Zolltarisparteien mur ihre materiellen Interessen verstellung aufstehen und sagen: Es darf nicht weiter gespielt werden, daß bei einer solchen Verweigerung alle Unbeteiligten die Ueber- treten, muß ich vollkommen aufrecht erhalten.( Unruhe rechts.) Ich diese Stelle verstößt gegen das Strafgeses?" Die Censur ist be= zeugung gewinnen müssen, daß der Landrat seine Stellung dazu erinnere nur an das Wort: jeder will sein Schäfchen scheeren. Ich rechtigt, wenn auch, wie ich anerkenne, Mißgriffe möglich sind. Ich mißbraucht hat, Agent einer bestimmten politischen Partei zu sein.( Sehr richtig! lints.) Es muß überhaupt einmal fonstatiere zum Schluß, daß der Herr Minister auf meine thatfäch will gern zugeben, daß Maria von Magdala  " an und für sich lichen Beschwerden, die sich auf sein Ressort beziehen, überhaupt nicht ein Kunstwert ist; deshalb eignet es sich doch aber noch lange nicht gegen den Unfug eingeschritten werden, daß die amtlichen Kreisblätter Parteiblätter der Konservativen eingegangen ist.( Bravo  ! links. Zischen rechts.) sind, ja für eine öffentliche Aufführung vor einem zum Teil ungebildeten Often zum Teil auch Organe des Bundes der Landwirte.( Zustimmung Publikum.( Beifall im Centrum.) Ich erkenne mit dem Abg. links.) Die amtlichen Mitteilungen sollten in einer besonderen amt­lichen Ausgabe herausgegeben und den Zeitungen aller Parteien zum Die Blätter, mit denen ein Abkommen getroffen wird, daß sie die Staatswesens gewirkt hat, trotzdem durch sie auch viel zur Ber­Die Kreisblätter sind von der Regierung vollständig unabhängig. Dr. Barth an, daß die Preßfreiheit überall zum Besten unsres Nachdruck übersandt werden. Redner erwähnt weiter die llebergriffe Veröffentlichungen des Landrates aufnehmen, gehören in ihrem nicht giftung der öffentlichen Meinung beigetragen werden kann.( Beifall einzelner Amtsvorsteher, die Gastwirte dazu bewogen haben, frei- amtlichen Tenor den verschiedensten Parteien an, einige der national- im Centrum.) sinnigen oder socialdemokratischen Versammlungen ihr Lokal nicht zur liberalen, eins auch der fortschrittlichen Partei. Soweit es sich um Abg. Brömel( frs. Vg.): Verfügung zu stellen. Durch ein solches Vorgehen wird der Glaube staatserhaltende Parteien handelt, ist auch dagegen nichts an die Unparteilichkeit unsrer Beamten auf das fchtverste erschüttert. einzuwenden. ( Oho! rechts.) Ich möchte den Minister bitten, die Aeußerungen der Beamten nicht immer als unbedingt wahr anzusehen. Die Herren haben natürlich das größte Interesse daran, die Sache so günstig für sie erscheinen zu lassen, wie das nur irgend möglich ist. Hoffentlich ermahnt der Minister in einem Erlaß sämtliche Landräte, daß sie sich jeglicher Wahlbeeinflussung zu enthalten haben.( Beifall links.)

Abg. Gothein( frf. Vg.):

Minister Frhr.   v. Hammerstein:

-

Der

Minister Frhr. v. Hammerstein:

ein=

Es folgt das Kapitel Polizeiverwaltung in Berlin   und Um­gegend." Abg. Dr. Porsch( C.)

Abg. v. Heydebrand und der Lasa( f.) schließt sich dem Dank des Vorredners an den Minister an. Die ebenso maßvolle wie feste und entschlossene Art des Ministers in dieser Frage habe bei seinen Freunden allgemeine Zustimmung gefunden. Abg. Dr. Barth( fri. Vg.)

11

alt

Herr Dr. Porsch hat soeben erklärt, er wolle die Preẞfreiheit nicht beschränken. Das ist recht hübsch von ihm.( Heiterkeit.) Aber aus seiner Klage über den Mißbrauch dieser Freiheit hat man herausgehört, daß er im Grunde seines Herzens jedenfalls bedauert, daß die Preßfreiheit heute besteht. Ich habe infolge der Debatten in diesem Hause, Maria von Magdala  " gelesen und kann nur fagen, daß mancher Prediger stolz sein könnte, wenn er vermöchte, wie in diesem Falle Paul Heyse  , in den Herzen seiner Zuhörer eine solche Wirkung hervorzurufen.( Große Unruhe im Centrum.)

"

Minister Freiherr v. Hammerstein:

Abg. Goldschmidt( frs. Vp.):

kommt auf die Frage der Censur zurück. Die Censur habe gewiß zwvei Seiten, aber im allgemeinen treffe sie doch das Richtige. Die Schriftsteller arbeiteten nicht nur nach rein künstlerischen Gesichts­punkten, sondern auch nach materiellen. Sie suchten teilweise der Die beiden Erkenntnisse, von denen der Herr Vorredner ge- Sensationslust des Publikums entgegen zu kommen und da sei eine sprochen hat, liegen mir noch nicht vor, sie sind noch beim Reichs- behördliche Obforge von Nöten. Es sei auch ein erheblicher Unterschied Auf die wiederholten Anfragen von der linken Seite des Hauses gericht. Der Herr Vorredner hat wohl auch nur diese Sache vor zwischen dem geschriebenen und gesprochenen Wort. Der Satz ist in über einen Vorgang bei der Redaktion des Vorwärts" habe ich zu ihrer definitiven Erledigung angeschnitten in einem gewissen persön richtig, es dürfe alles aufgeführt werden, was nicht gegen das Strafgeses erklären, daß ich es grundsätzlich ablehne, über geheime Vorgänge bei lichen Interesse in Rücksicht auf die kommende Wahl, er fühlt wohl, verstößt. Die präventive Censur liege auch im Interesse der Theater  - der Polizei öffentliche Auskunft zu geben. Ich will noch hervor­daß seine Stellung gerade in dem Wahlkreise eine recht schwache ist. direktoren selbst. Gewiß passiere der Censur manchmal etwas Menschheben, daß ich nicht alle Behauptungen, die der Vorwärts" auf­( Sehr gut! rechts, Unruhe links.) Herr Gothein beklagt sich darüber, liches. Das komme auch bei der Judikatur vor. Bei der Censur jei gestellt hat, für richtig anerkenne.( Lachen links.) daß die Kreisblätter ihm entgegenarbeiten und wünscht deshalb, daß es noch schwieriger, immer das Rechte zu treffen. Gegen den Abg. Brömel( frs. Vg.): sie unterdrückt werden. Er betonte aber zugleich, daß die liberalen einzelnen Fehlspruch möge man sich hier wenden, aber nicht gegen Blätter in jenem Kreise viel weitere Verbreitung haben. die Censur im allgemeinen. Er sei nicht prüde, aber was man hier Ich möchte an den Minister noch die Anfrage richten, weshalb Nun dann ist ja den Interessen des Herrn Gothein jetzt auf den Theatern zu sehen bekomme, beweise eine große Weit in diesem Etat die sonst für den nächtlichen Sicherheitsdienst in Berlin  schon in der allerbesten, Weise gedient.( Lachen links.) herzigkeit der Censur. Dr. Barth habe ja auch auf französische geforderten 26 000 M. fortfallen sollen. Die Nachricht, daß von Zu den Urteilen möchte ich, obwohl sie noch nicht rechtskräftig Stücke, die schlimm seien, hingewiesen. Ihm seien manche einem Buben die schönsten Bauwerke in einer Nacht beschädigt worden, sind, noch ein Wort sagen. Zu dem einen Fall, wo der Redakteur deutsche Stücke noch widerwärtiger als französische. Wenn hat mit Recht in der gesamten Bevölkerung Entrüstung hervorgerufen, des Kreisblattes zu einer geringen Geldstrafe verurteilt ist, hat Herr ein deutscher Dichter im Schmuze herumivatet, thut er es ge- ebenso aber auch ein Gefühl des Erstaunens, daß solche unthaten Gothein gesagt, der Landrat hat den Artikel geschrieben. Das hat wöhnlich mit weniger Grazie als der Franzose. Er wolle nicht einer in Berlin   möglich waren, ohne von den Mannschaften des Sicherheits­der Landrat selbst ausdrücklich zugegeben. Es ist aber vor Gericht stärkeren Anziehung der Censurschraube das Wort reden, er wolle dienstes bemerkt worden zu sein. Für Berlin   kann man wirklich festgestellt das hat Herr Gothein versäumt mitzuteilen, daß aber namens seiner Partei dem Minister Dant sagen, daß er ohne sagen: Die polizeiliche Sicherheit ist ja noch unter dem Nacht­der Landrat das Material zu dem Artikel flüchtig hingeworfen und Engherzigkeit, aber getragen vom tieferen christlichen Ernst seinen wächter".( Heiterfeit und Beifall links.) dem Redakteur mit dem Bemerken übergeben hat: machen Sie Standpunkt entwickelt habe.( Beifall rechts und im Centrum.) Ein Regierungskommissar erwidert, daß der Posten von 26 000 m. daraus einen Artikel, aber ohne Beleidigungen. Das andre Urteil auf verschiedene Etatstitel verteilt sei. Der Sicherheitsdienst in der hat Herr Gothein wohl mit Absicht nur gestreift. Er hat nicht mit Nacht sei erheblich verstärkt worden. geteilt, daß von den Teilnehmern des Kommerses der Wirt zu einem Monat Gefängnis, der Redakteur des liberalen Blatts zu 300 M. Geldstrafe, und der Vorsitzende des Kommerfes zu 50 M. Geldstrafe verurteilt Weite Kreise der Bevölkerung haben von dem Minister eine Er­sind.( Hört! hört! rechts.) Gerade diese Verurteilungen beweisen klärung erivartet, daß das Verhalten der Kriminalbeamten gegenüber doch, daß der Landrat bei dem Kommers schwer beleidigt worden ist. hebt noch einmal hervor, daß es sich bei der Handhabung der dem Redaktionsboten ungehörig sei. Die heutige Antwort hätte Herr Gothein fagte dann, das Vertrauen im Volfe zu den Landräten Censur immer nur um ein subjektives Ermessen handeln kann. Ein doch der Minister schon auf die erste Frage geben können.( Bu und Amtsvorstehern sei erschüttert. Es kommt mir komisch vor, Polizeibeamter tauge im allgemeinen nicht zum Kunstrichter. Der Stimmung links.) Eine politische Polizeischnüffellei darf überhaupt wenn derartige Vorwürfe hier erhoben werden von dem Mitgliede Stoff allein darf nicht beurteilt werden, die künstlerische Formung nicht geduldet werden. Hoffentlich unterbleiben derartige Spionagen einer Partei, die nur einen unendlich kleinen Bruchteil des großen des Stoffes sei die Hauptsache. Bei seiner Analyse der preußischen Abgeordnetenhauses darstellt.( Sehr gut! rechts. Unruhe von Magdala  " hat der Winister ganz übersehen zu sagen, daß es sich in Zukunft; Lorbeeren wird sich die Polizei auf diesem Gebiete links.) Herr Gothein glaubt, seine Stimme sei die Stimme des da bloß um den Anschauungsfreis der Maria von Magdala   handelt, sicher nicht holen.( Beifall links.) Voltes, die Regierung aber fagt sich, die Stimme des Volkes kommt daß der Dichter gar nicht daran denkt, den freiwilligen Opfertod Damit schließt die Diskussion. Persönlich bemerkt zum Ausdruck durch das gesamte Abgeordnetenhaus.( Bravo  ! rechts. Christi von dem Verhalten der Buhlerin dem Prätor gegenüber ab- Abg. Dr. Porsch( C.): Der Abg. Brömel meinte, daß ich im Lachen links.) hängig zu machen. Heyses Wert fann bei keinem noch inneren Grunde meines Herzens ein Feind der heutigen Preßfreiheit Abg. Dr. Rewoldt( ft.): religiös gesinnten Menschen Anstoß erregen und hat sei. Was ich denke, darüber bin ich ja eigentlich keine Auskunft Der Wahlkreis Greifswald   Grimmen   ist zu den verschiedenen auch wo es aufgeführt worden ist, nirgends Anstoß erregt. Da schuldig. Aber ich bin allerdings grundfäßlich der Meinung, daß die Zeiten immer verschieden im Parlament vertreten gewesen. Stets die Censur niemals befriedigend wirken kann, halte ich die Auf- heutige Preßfreiheit nicht überall zum Wohle des Volkes gereicht. ivaren freifinnige Blätter vorhanden, aber der Kampf wurde sachlich hebung der Präventivcensur für das beste. Gerade bei dem Das denke ich aber nicht nur in meinem inneren Herzenstämmerlein, geführt. Erst seit der Nachwahl vor zwei Jahren hat sich in unserm gebildeten Teil der Bevölkerung erregen die Censurverbote Aergernis. sondern das habe ich offen ausgesprochen. Ich habe aber auch gleich­Wahlkreise eine Phalany; von Leuten gebildet, die es für ihre Auf- Interesse an der Präventivcensur haben nur diejenigen Theater- zeitig gesagt, daß ich einer Abänderung des heutigen Preßgefezes gabe halten, den socialen Frieden in unserm Wahlkreise nicht auf- direktoren, die besonders geneigt sind, schlüpfrige, gewagte Stücke auf nicht zustimmen würde. Der Angriff Brömels ist um so bedauerlicher, kommen zu lassen. Vor kurzem ist zum Beispiel ein Flugblatt ver- zuführen. Das Theater ist doch der Presse gegenüber und der weil ich glaube, daß die ihm nahestehende Presse wohl seine Aus­breitet worden, welches eine Rede des Abg. Gothein im Reichstage sonstigen Litteratur von so geringer Bedeutung, daß die Theater- führungen bringen wird, aber nicht meine Entgegnung.( Widerspruch behandelt mit der Ueberschrift: 3olltarif und Staatsstreich". cenfur wirklich überflüssig ist. Niemand denkt heute an eine Wieder- links.) ( Lebhafte Zustimmung lints. Hört! hört! rechts.) Am einführung der Präventivcensur für die Presse. Der Ausnahme­Schluß wirft das Flugblatt den politischen Gegnern habjüchtige zustand für die Theatercensur ist nicht gerechtfertigt. Klassenvertretung" vor.( Große Unruhe rechts. Erneute lebhafte Ich möchte noch eine Frage an den Minister, die bereits zweimal Zustimmung links.) Besser wird es werden, wenn der jezige an ihn gerichtet ist, auf die er aber bisher die Antwort schuldig Reichstags- Abgeordnete den Staub meiner engeren Heimat bon geblieben ist, richten. Ich meine die Spionagegeschichte des Vorwärts", seinen Füßen geschüttelt hat.( Lebhafte Zustimmung rechts.) ir wo ein Kriminalbeamter der Polizeiverwaltung einen Expedienten des werden hierzu nach Kräften beitragen und glauben unsrem Kreise Vorwärts" durch 60 Mark zu Spionagezwecken zu verleiten suchte. damit einen guten Dienst zu eriveisen.( Beifall rechts.)

V

"

Vicepräsident. Dr. Krause:

ſo

Maria

Solche Spionage ist niemals etwas Schönes und einer der Vor­gänger des Herrn Ministers hat sie als nicht gentlemanlife Diese Bezeichnung ist zutreffend. Die unters Nach dem vorliegenden Stenogramm hat der Abg. Bachmann bezeichnet. sollten dazu von dem verwerflichen Treiben der dänischen Agitatoren gesprochen. geordneten Beamten angehalten werden, daß Im Hinblick auf zwei Mitglieder dieses Hauses darf ich eine solche fie ihre Aufgabe nicht darin jehen sollen, Spionagedienste aus Aeußeruna als nicht zulässig erachten. zukundschaften. Es handelt sich um den Vorwärts"; ich bin

"

Das Kapitel wird hierauf bewilligt. Weiterberatung: Mittwoch 11 Uhr. Schluß 4 Uhr.

Der Kurpfuscher- Prozeß.

Nardenkötter hat das Weite gesucht. Der Mann, der aus der Leichtgläubigkeit der Menschheit Gewinn von Hunderttausenden zu ergattern verstand, hat nicht allein feine Batienten, sondern auch den Gerichtshof hinters Licht zu führen gewußt. Froh, daß der Staats­anwalt mit seinem Antrag auf 100 000 M. Saution am Montag voriger Woche durchfiel, hat Nardentötter die ihm vom Gerichtshof auferlegten 15 000 M. Sicherstellung im Stich gelassen und ist unbe­fannt wohin verduftet. Bedenkt man, mit welcher Forsche Berliner