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Eugen Richter   mit einer wirklich staunenSwerthen Dreistigkeit, indem er behauptet, die außerhalb der Arbeiterschaft stehenden Bcvölkerungsklassen zeigten sich nicht erregt. Ja, derselbe Richter, der de  » Buchdruckergehilfen nicht einmal den Neunstundentag gönnte, findet den Wunsch nach einem nur achtstündigen Arbeits- tagean sich"noch bescheidener" als den, daß Jedermann Sonntags ein Huhn im Topfe haben möge. Man brauche nicht Sozialdemokrat zu sein, um die Beschränkung der Arbeitszeit auf 8 Stunden zu wünschen. Auch unter denArbeitgebern" selbst müsse dieser Wunsch vielfach umso lebhafter sein, als in manchen Produktionszweigen die Arbeitszeit derArbeitgeber" eine längere sei, als diejenige der Arbeitnehmer. Wünschen stehe jedem frei, aber zwischen Wünschen und Vollbringen sei in dieser unvoll- kommenen Welt ein großer Unterschied. Wenn dem Deutsch  . freisinnigen dermaleinst eine Grabschrift zu widmen ist, so wird das WortTartuffe" die passendste sein. Bezüglich der Znsendung sozialdemokratischer Schriften durch die Post meint dieKreuz-Ztg."(Nr. 202 vom 80. April) in einer Besprechung des Mecklenburger sozial- demokratischen Parteitags:Wir denken, daß man es auch den Sendungen gegenüber, die durchJünger Stephans" in die Häuser geschmuggelt werden sollen, nicht an Wachsamkeit fehlen lassen wird." Will dieKreuz-Zeitung  " die Güte haben, diese dunkle Andeutung etwas aufzuhellen? Unsere Genossen in Mecklenburg  könnten sonst zu eigenthümlichen Schlüssen kommen. Dasselbe Blatt giebt folgende Klage eines unserer mecklenburgischen Ge- nossen wieder:Die Agitatoren würden nicht selten mit Knütteln und Hunden aus einer Ortschaft vertrieben." Das Blatt kommentirt diese Mittheilung nicht, ist also damit sicherlich einverstanden. Es wird uns deshalb die Be- merkung gestalten, daß die edlen Junker auf dem Hintern kein Wappen mehr tragen, und deshalb die Empfehlung der Knüppel- taktik einmal recht unangenehme Folgen für sie haben könnte. Ju Düffeldorf hat die Polizei die bekanntlich bereits er- theilt gewesene Genehmigung des Uinzugs der Maifest-Theilnehmer wieder zurückgezogen. Man gab also dem Drängen der kapi- talistischen Zeitungen nach. Das Kapital befiehlt und die Polizei gehorcht. Das ist der Klassenstaat. »« Grüuberg i. Schl. Die'Arbeiterbewegung, welch« früher hier nicht recht in Fluß kommen wollte, gewinnt jetzt immer mehr an Ausbreitung. Die Behörden allerdings glauben uns noch ignoriren zu können; so z. B. wurde unser Gesuch um Eiw sührung eines Gewerbegerichts rundweg abgeschlagen. Am 1. Osterfeiertag nun fand eine Volksversammlung statt, in welcher dieser Vorgang gebührend besprochen und gleichzeitig eine Petition an die Regierung beschlossen wurde, damit diese unsere Stadtväter auf den rechten Weg bringen möge. Das Mai- fest wird hier zum ersten Mal gefeiert und zwar aufWalters Berg" durch Festrede, Konzert und Tanz. LaudtäglicheS auS Bayern  . Aus der Hochfluth von zum Theil hochbedeutsamen Petitionen sind von der Abgeordnetenkammer nur zwei als der Plenarberathung würdig erachtet worden: 1. die Petition kleiner ländlicher Gemeinden, welche die H a l d- schule statt der Ganzschule wünschen, vermuthlich weil sie die Kinder lieber zum Viehhüten verwenden wollen; 2. eine Beschwerde wegen Verbots des Bierausschanks aus dem Lagerkeller in einer kleinen Ortschaft. Dagegen fand die Petition, welche die Zahl der Ab- geordnetensitze im Verhältniß zur B e v ö l k er u n g s- ziffer vermehrt wissen ivollte, unter den Abgeordneten nicht die 10 Stimmen, welche nöthig sind, wenn im Plenum darüber berathen werden soll. Die Dcutschfreisinnigen Nürnbergs   waren nicht da sie druschen Stroh auf dem Parteitage, aber abgesehen davon, der Liberalismus will den Volksmassen nicht ihr Recht schaffen und deshalb bringt er nichts zu Stande. » Die Dhpographia Bern beschloß, der am Pfingstsonntag in Burgdorf   zusammentretenden Generalversammlung des schweize- rischen Typographenbundes den Beitritt desselben zur sozialdemo- kratischen Partei zu empfehlen. LoKsles. Der 1. Mai wird in diesem Jahre von den Arbeitern der ganzen Welt gefeiert werden als ein Fest, das die Arbeiter selbst geschaffen haben, das ihnen allein die Weihe verdankt. Eine Idee beherrscht an diesem Tage die Arbeiter aller Länder, aller Zonen, die der Befreiung der Arbeiterklasse von jeder Art der Ausbeutung, die Beseitigung der Klassenherrschaft und damit aller der Hindernisse, welche die Entwicklung der Menschheit hemmen. Die trennenden Schranken der Nationen und Völker sind gefallen, die Proletarier aller Länder fühlen sich als Brüder, die gleichen Wünsche und Gelübde erklingen in allen Zungen, der Geist der Menschheit schwebt über Allen und lebt in Allen. Die Begeisterung dieses Tages verrauscht nicht mit dem Feste, nachhaltend wird sie ermuthigend und kräftigend zum Kampfe und zum Siege anspornen. Die Gegner fühlen es; alles boten und bieten sie auf. um die Feier zu hindern oder zu erschweren; die bekannten polizeilichen Mittel, Verbot von Aufzügen, Polizeistunde u. s. w. werden in alter Meise zur Anwendung gebracht; der Sonntag erschwert den Fabrikanten, den Arbeitern die Feier zu wehren; wo sie aber in der Lage sind, die Sonntagsarbeit zu erzwingen, thun sie es an diesem Tage; konservative und freisinnige Blätter ergehen sich in Wuthreden über diese Feier, oder, da sie ihre Machtlosigkeit erkennen, zwingen sie sich zu verächtlich sein sollendem Spott. Weder der Haß noch der Hohn der Gegner aber schwächt die Festesfreude; unseren siegreichen Marsch schreiten wir vorwärts, stolzen Haupte? und hoffnungsreichen Blickes; die neue Welt, die sich unserem Geiste an dem Fcstestage mit besonderer Lebendigkeit aufthut, sie wird erstehen und in ihr werden Millionen glücklicher Menschen in friedlichem Kampf und Wetteifer die Menschheit zu immer höheren Zielen fortentwickeln. Seid fröhlich und guten Mathes! Das Banner der Mensch» heit, die rothe Fahne weht über uns! Ein fröhliches Fest allen Genossen, allen Mitkämpfern, den alten Bewährten, wie dem jugendlichen Nachsproß! Glückauf zum ersten Mai! Eine unverfrorene Reklame setzen die Inhaber mehrerer Lokale, zum Theil solcher, welche dieselben zur Maifeier der Partei verweigert haben, in Szene, indem sie durch Plakate und aus sonstige Weise zum Besuche der von ihnen arcangirten ge- wöhnlichen Sonntagsvergnügen einladen, denen sie zwecks größerer Zugkraft die Bezeichnung A r b e i t e r- M a i f« st" tt. bei­gelegt haben. So z.B. sahen wir Plakate des Restaurants zumKleinen Prälaten", Lieben walderstraße «nd desFeldschlößchens", Müller-Straße. Es genügt, diese Spekulation aus die Unkenntniß der Masten hier- mit zu erwähnen. An die Arbeiterschaft Berlin  » t Einem lange gefühlten Bedürfnisse enffprechend, find nun- mehr die Sammelbons für den Unterstützungsfonds der sozial- demokratischen Partei für ylle 6 Berliner   Reichstags-Wahlkreise gleichmäßig hergestellt. Diese Bons gelangen vom 1. M a i an zur Ausgabe. Alle bisher gebräuchlichen sind daher ungiltig und aus diesem Grunde zurückzuweisen. Der neue Bon enthält in schwarzer Schrift die Worte: Für den sozialdemokratischen Unterftützungsfonds 10 Pfennige. Es befinden sich ferner ans den Bons die rothen Buchstaben 8. P. 0. B., welche bedeuten: Sozialdemokratische Partei Deutsch­ lands  , Berlin  . Als besondere Erkennungszeichen befinden sich im Papier der Bons 2 schräge Striche, ein sogenanntes Wasserzeichen, um unbefugtem Nachahmen vorzubeugen. Die Parteigenossen werden ersucht, die in ihrem Besitz be- findlichcn alten Bons bei den Vertrauensmännern fosort um­tauschen zu wollen. Die Adressen der Vertrauensleute sind: August Täterow, Mauerstr. 9, vorn HI. Ferd. Kleinert, Lützowftr. 113. W i Ith e l m Börner, Ritterstr. 108, Zigarrengeschäft. St. Fritz, Simeonstr. 22, Hof II. Fritz Zu beil. Naunynstr. 86. Robert Wenzels, Koppenstr. 41. teinrich Baumgarten, Posenerstr. 4, III. udwig Möller, Sophienstr. 12, III. W. G i es h o it. Boyenstr. 40, pari. Wilhelm Grunwaldt, Chorinerstr. 30, vorn IV. Gustav Witzel, Elisabethkirchstr. 13. Johann Pfarr, Wilsnackcrstr. 49. Arbeiter-Sängerbund Berlins   und Umgegend. Sanges- brüder, Genossen! Da irrthümlich dem Lokal Brocken  , Tegeler Chaussee, kein Verein zugetheilt ist, so werden hiermit die Vereine Nr. 4S Steinmetzen 69, Steinsetzer 131. 145 aufgefordert, am Sonntag, den I. Mai, Nachmittags 4 Uhr, im Lokal Brocken  , Tegeler Chaussee pünktlich zu erscheinen.(* ist Ehrensache eines jeden Sangesbruders, auch dort das Fest verschönern zu helfen. Es wird ebenfalls Euch bestimmt erwarten Adolf Neu- mann, Bundes- Vorsitzender. Sollten einzelne Mitglieder, welche nach Adlershof   zugetheilt sind, dort mitwirken wollen, so wäre es sehr erwünscht. DaS aeheimnistvolle Schlostlotterie-Prospekt wühlt fort. Wie derNational-Zeitung." berichtet wird, hat sich am Donnerstag der Magistrat von Berlin   mit den H ä u s e r n a m S ch l o ß p l a tz e gegenüber dem königlichen Schlossezwischen der Kurfürstenbrücke und der Breitenstrabe beschäftigt. Aus der dem Blatte zugehenden, etwas unklaren Mittheilung erhellt nicht, von welcher Seite die An- gclegenheit den städtischen Behörden unterbreitet worden ist. Die städtische Baudeputation ist angeblich mit der Ansarveitung eines Projektes wegen Feststellung neuer Baufluchtlinien beauftragt worden.Eine Verbindung zwischen dieser Angelegenheit und der Niederlegung der Schloßfreiheit soll ausgeschlossen sein", wird hinzugesetzt. Der letzte Satz ist, fügt dieNat.-Ztg." mit Recht hinzu, unverständlich. Es soll wahrscheinlich heißen, daß zwischen der erwähnten Absicht und den Projekten behufs Beseitigung der Bauakademie, des rothen Schlosses ic. kein Zusammenhang be- stehe. Eine auch nur bescheidene Vertrautheit niit den Lokal- Verhältnissen am Schloßplatz führt zu dem Schlüsse, daß von einerFestsetzung neuer Baufluchrlinien" an jener Stelle in dem Sinne, daß die Hansbesitzer bei einem von ihnen etwa be- absichtigten Neubau gezwungen sind, mit ihren Häusern zurück- zurückcn, schlechterdings nicht die Rede sein kann. Diese Häuser haben eine nur geringe, bis an den königlichen Marstall reichende Tiefe. Wird eine neue Baufluchtlinie so festgesetzt, wie es allein möglich ist, wenn der Schloßplatz eine regelmäßige Gestalt bekommen soll, also in der Ver- längerung der Linie der Häuser am Schloßplatz zwischen Brüderstraße und Breitestraße, so bleibt von den Grund- stücken eine nur so geringe Tiefe übrig, daß sie unter der jetzigen Bau-Ordnung überhaupt nicht mehr bebaut werden können. Die Feststellung dieser Baufluchtlinie müßte also dazu führen, daß, wenn die betreffenden Häuser niedergelegt werden, der verbleibende Streifen unbebaut bliebe. Aber wer soll die Häuser mit dieser Absicht niederreißen? Sollen an diese erste, aus dem Magistrat in die Oessentlichkeit gelangende Mittheilnng sich andere an­schließen, welche mit G e l d- F o r d e r u n g e n für diesen Zweck verbunden sein werden? Wenn sich nur ein Theil des von derNat.-Ztg." Gesagten bestätigt, dann allerdings hat diesittliche Entrüstung" der Frei- sinnigen zu schweigen, wenn man von Kliquenwcsen im rothen Hause spricht. Auf Grund deS Dumultgesetzes haben nicht weniger als siebenundsiebzig Personen Ersatzansprüche an den Berliner Magistrat wegen Sachbeschädigungen erhoben, welche ihnen an den unruhigen Tagen des 25. und 26. Februar zugefügt fein sollen. Die höchste Liquidation hat ein Zigarren- und Loosehändler am Grünen Weg mit 955 M. 72 Pf. eingereicht, dem 76 Loose geraubt sind. Es folgt dann eine Wittwe aus derselben Straße, der für 670 M. 75 Pf. Scheiben zerschlagen und Hüte und Mützen gestohlen worden sind. Die neue Ringbahn- StationPrenzlauer Allee" zwischen Schönhauser Allee und Weißensee wird nach amtlicher Bekanntmachung für den Personenverkehr am Sonntag eröffnet. Vielfach hört man Klagen über die heftigen Detonationen, welche bei den Sprengversuchen ans dem Pionier- Uebungsplatze am Tempelhofer   Felde entstehen. Es ist aber auch unglaublich, mit welcher Rücksichtslosigkeit in unmittelbarer Nähe menschlicher Wohnstälten vom Militärgeknallt" wird. So waren z. B. am gestrigen Tage die Schläge so heftig und von so starken Lust- erschütterungen begleitet, daß in der angrenzenden Fidicinstraße einige Fensterscheiben zerplatzten. Noch viel unheilvoller aber ind gewiß die Folgen, die derartige Schläge bei Kranken, Wöchnerinnen und anderen schwächlichen Personen nach sich ziehen. Eine tragikomische Beerdigung, mit welcher sich gegen- wärtig unsere Polizeibehörde beschäftigt, hat am Mitt« woch vieser Woche, wie uns nachträglich mitgetheilt wird, auf dem Zentralsriedhof in Friedrichsfelde   stattgefunden. Wir stellten über die sonoerbare Affäre, die in der Kömgstadt großes Auf- sehen erregt, Folgendes fest: Vor 6 Wochen entfernte sich der 20 jährige Tischler Franz K. aus der in der Alexanderstraße be- legenen"Wohnung seiner Eltern. Der junge Mann war mit seinen Angehörigen in Streitigkeiten gerathen und verließ die Wohnung mit der Drohung, daß man ihn nicht wiedersehen werde, und seit dieser Zeit fehlte jede Spur von ihm. Am Sonnabend den 23. April erhielten die Elten: von der Polizei die Mittheilung, daß ihr Sohn verunglückt, am Schiffbauerdamm todt aus der Spree   herausgezogen worden wäre; der bedauernswcrthe Vater glaubte auch in der Morgue in der Leiche, die schon stark in Verwesung übergegangen und zirka sechs Wochen im Wasser gelegen, seinen Sohn zu erkennen, da die Haare übereinstimmten und bei dem Tobten auch die Papiere von Franz K. gefunden worden waren. Die Beerdigung des jungen Mannes war auf den verflossenen Mittwoch festgesetzt und die tiefgebeugten Eltern begaben sich zur bestimmten Zeit nach dem obenerwähnten Friedhofe, wo sich auch chon ein größeres Trauergesolge, aus Hausbewohnern u. f. w. zestehend, eingefunden hatte. Seltsamerweise aber fehlte der Sarg mit der Leiche und, nachdem man Stunden hindurch auf das Eintreffen der Letzteren gewartet, wurden die mitgebrachten Kränz« auf«in anderes Grab niedergelegt und die Leidtragenden gingen unverrichteter Sache»ach Hause. Der Vater aber begab sich nach dem Leichenschauhause, wo die Leiche gerade eingesargt wurde, und hier erfuhr er nun, daß die Beerdigung erst am folgenden Tage stattfinden werde. In seiner Wohnung aber sollte K. eine ganz besondere freudige Ueberraschung bereitet werden: als er dort eintraf, fand er daselbst eine in Berlin  wohnenoe zu Besuch eingetroffene Nichte, welche erstaunt die Erzählung von dem tragischen Tode ihres Vetter? anhörte und dann mittheilte, daß sie Franz erst vor einigen Tagen getroffen und gesprochen habe! Diese verblüffende Mittheilung bestäligte sich, denn noch an demselben Tage wurde der angeblich Ge- storbene von anderen Personen in der Weberstraße gesehen und am Donnerstag besuchte Franz K. eine ebendaselbst belegene Schankwirthschaft. Natürlich wurde der Polizeibehörde von der aufklärenden Sache Mittheilung gemacht und sie recherchirt eifrigst nach dem Tischlergesellen behufs Feststellung der Per- sonalien der alsunbekannt" beerdigten Leiche und des seit- samen Umstandes, daß bei dem Tobten die Papier  « des Franz K. gesunden worden sind. Eine sonderbare Szene spielte sich am Donnerstag Mittag auf der Spree unweit Treptow   ab. Passanten, die am Ufer des Elusses nach dem Eierhäuschen gingen, bemerkten aus dein trome ein sonderbares Fahrzeug treibend, ein großes Waschfaß. in dessen Mitte ein Mann stand, welches von dem Insassen mittelst einer Pätschel gerudert wurde. Natürlich schwankte das Faß bei jeder Bewegung des Mannes bedenklich hin und her, alle Zurufe der geängstiglen Passanten, alle Bitten derselben, ans Ufer zu rudern, blieben vergeblich. So trieb der sonderbare Mann, der laut sang und gestikulirte, wohl 10 Minuten auf dem Wasser dahin, bis ein Boot, von Treptow  kommend, die gefährliche Lage des eigenarttgen Schiffers erkennend, hinzurnderte. Dasselbe war nur wenige Meter noch von dem Waschfasse entfernt, als dasselbe umschlug und der Insasse des Fahrzeuges in's Wasser fiel. Es gelang nur mit Mühe den Wlederaustauchenden, der sich lebhaft wehrte, über Bord zu ziehen und an's Land zu schaffen, wo der Fremde fortwährend behauptete, er sei Lohengrin und wolle den Schwan aufsuchen. Aus Papieren, die der Geistesgestörte denn mit einem solchen hatte man es zu thun bei sich führte, konnte in demselben der in der Greifswalderstraße wohnhafte Kaufmann F. rekognoszirt worden. Der Bedauernswerthe hat vor Jahres- frist' schonhochgradiger Nervosität" wegen sein blühendes Ge- schüft ausgeben müssen und lebte seitdem als Rentier. In einem Anfall von Geistesgestörtheit ist F. nach Treptow   gefahren, doch konnte nicht ermittelt werden, von wo er das Waschfaß und das Ruder entwendet hat. Infolge eineS Bau-UnfalleS find Freitag Nachmittag nach 5 Uhr inderBorsigstr. 7 dreiPersonen verunglückt. Die Hintere Fa�.ade des Hauses wird mit neuem Putz versehen. Der Maurermeister Magnus, Tieckstr. 25, führt die Arbeit aus, welche das Anbringen eines Hängegerüstes erforderte, das der Dachdeckermeister Buchholz, Borsigstr. 1, geliefert hatte. Um die genannte Zeit nun befanden sich der Dachdecker Hetzel, der Ar- bester Bön und der Maurer Görtz auf der Rüstung im vierten Stock und«in Handlanger war damit beschäftigt, einen Eimer Wasser vom Hose aus auf das.Hängegerüst herauszuwinde». In diesem Augenblick riß das linke Führungstau des Gerüstes. Die linke Seite der Rüstung sank nach unten und die drei Arbeiter stürzten auf den gepflasterten Hof hinab. Die von der benach- barten Wache in der Tieckstraße sofort herbeigerufene Feuerwehr übernahm den Samariterdienst und beförderte Hetzel und Bön mittelst ihres Personenwagens nach der Charitee. Der dritte Arbeiter wurde mittelst Droschke nach seiner in der Invaliden« straße belegenen Wohnung gebracht. Bön ist am schwersten ver- letzt und hat namentlich schwere Kopfwunden und innere Ber- letzungen erlitten. Mit einem Messer der Bauch aufgeschlitzt und de« Schädel durchstochen wurde in der Nacht zum Freitag dem in» Holz- und Kohlengeschäft seiner Eltern beschäftigten Ewald Schiller, einem jungen Mann von 20 Jahren, auf der Admiral- straßen-Brücke. Diese scheußliche That vollführte ein gleichaltriger Klenipnergehilse, welcher mit der Familie Schiller   in dem Hause Admiralstraße 6 wohnhast ist und schon öfter Gewaltthaten be- gangen hat, ohne aber jemals vor dem Richter zu kommen. Tie beiden jungen Leute hallen am Tage zuvor einen Streit gehabt. Ahnungslos wurde Schiller   dann in jener Nacht überfallen. Er fand die erste Hilfe durch die Sauitätswäche in der Adalbert- straße und später Ausnahme im KraulenhauseAm Urban". Verschwunden. Aus Furcht vor einer ihm bevorstehenden Strafe entsernte sich am Freitag, den 22. ds. Mts., der 2jährige Paul Hänicke aus der Reinickendorserstraße 64 o belegenen Woh- nung seines Onkels, des Arbeiters Hans Groß  , und ist das Kind seit dieser Zeit spurlos verschwunden. Der Knabe, der normal entwickelt ist, war bei seinem Fortgange von Hause mit modc- farbener Jacke, grau und schwarz gestreifter Hose, schwarzen Strümpfen, braunem Filzhut und hellen Schuhen bekleidet und trägt blondes Haar. Bezügliche Mittheilunge» über den event. Verbleib des Knaben beliebe man bei dem nächsten Polizeibureau oder den obenerwähnten Angehörigen des Verschwundenen zu machen. Zwischen Hnndefäugern und Vorübergehenden entspann sich gestern Nachmittag in ber Beuthstraße ein lebhafter Streit, der m Thätlichkeilen überzugehen drohte. Mehrere Personen be- haupteten, gesehen zu haben, daß die Hundesänger zwei Hunde aus den inneren Räumen eines Hauses widerrechtlich heraus- geholt hätten und verlangten die Zurückgabe der Thier«. Tie Streitenden, die eine große Schaar Neugieriger herbeigelockt hatten, begaben sich schließlich nach der Polizei. Polizeibericht. Am 29. v. M. Morgens wurde ein zwölf- jähriger Knabe vor dem Hause Weberstr. 22 von einem Mehl­wagen überfahren und am Kopf und Bein verletzt. Er wurde nach dem Krankenhause am Friedrichshain   gebracht. Auf dem Neubau der unbenannte» Straße XII» Nr. 5 stürzte Vormittags der Zimmermann Martin aus dem ersten Stock, etwa 5 Meter hoch, herab und erlitt so schwere innere Verletzungen, daß seine Ueberführung nach dem Elisabeth- 5irankenhause nothwendig wurde. Auf dem alten Georgen- Kirchhofe versuchte ei» am Säuferwahn leidender Arbeiter sich zu erhängen. Er wircde noch rechtzeitig daran verhindert und nach der Charitee gemacht. Als Nachmittags der Kutscher Hinnemann am Alexander- User entlang ritt, stürzte er mit dem Pferde und brach den Unterschenkel. Er wurde nach der Universitäts- Klinik gebracht. Auf dem Holzplatz Kottbuser Ufer Nr. 17 fiel ein 13jähriger Knabe beim Spielen von einem Balken und erlitt einen Bruch des Ellenbogengelenks, so daß seine Ueberführung nach dem Krankenhause nothwendig wurde. Auf dem Grundstück Borsigstr. 7 stürzte ein am Hintergebäude angebrachtes Hängegerüst infolge Zerreißens eines Führungs- taues mit den darauf befindlichen Arbeitern auf den Hof herab. Der Maurer   Reh erlitt dabei außer einem Beinbruch anscheinend schwere innere Verletzungen, während die beiden Maurer Hützel  und Koblitz nur leichtere Verletzungen davontrugen. Reh und Hötzel wurden nach der Charitee gebracht. I» der Nacht zum 30. v. M. erschoß sich ein unbekannter, etwa 25 jähriger Mann in einer Bedürfniß-Anstalt auf dem Andreasplatz mittelst eines Revolners. Im Laufe des Tages fanden drei kleine Brände stair.