neue Militärvorlage zugestellt. Sträubt er stch, so soll, wie ein Offiziöser schon droht, der Reichstag ausgelöst werden; und desgleichen auch der Landtag, wenn er die Steuerreform verweigert.— Jedenfalls hat das deutsche Volk allen Grund auf der Hut zu sein. Die Negierung wird an ihrer Forderung festhalten; das deutsche Volk aber wird zu Grunde gerichtet, wenn jene Forderung durchgesetzt wird. Co stehen die Tinge. Die Lage ist sehr ernst, und das deutsche Volk hat dafür zu sorgen, daß seine Vertreter ihre Schuldigkeit thun und das Volksintercsse wahren. Mag die Regierung den Reichstag auflösen!— Wir haben dann eine treffliche Autivort, die uns den Sieg bringen wird: Weg mit dem Militarismus! Keinen Mann und keinen Groschen diesemSystem!— Wo bleibt das Entschädigungsgesetz? Die„Barmer Zeitung" meldet: Am 29. April wurde aus dem Zuchthause zu Werden der Taglöhner Heischeidt entlassen, welcher durch Spruch des Schwurgerichts' zu Elberfeld vom September 1887 wegen eines schweren Sittlichkeitsattentats zu sechs Jahren Zuchthans verurtheilt worden war. Der vor- bestrafte Angeklagte hatte die That entschieden geleugnet, da aber die Überfallene Frau ihn unter Eid als den Thäter bezeichnete, erfolgte die Verurtheilung. Jetzt ist durch Zeugenvernehmung sein Alibi nachgewiesen. Seit Januar 1888 hat er vier Jahre unschuldig im Zuchthause ge- sessen!- Aus dem Abgeordueteuhause. Der Antrag Neu- kirch-Drawe über die Regulirung der gutsherrlichen Verhältnisse in N e u- V o r p o m m e r n ist in der I u st i z- kommission in einer etwas veränderten Fassung mit allen gegen die eine Stimme des Abg. Schmidt-Warburg zur Annahme gelangt. Die beiden Gesetzentwürfe des Abg. Neukirch sind in einen Gesetzentwurf verschmolzen. In Bezug auf die Uebergangsverhältnisse ist mit Zu- slimmung des landwirthschastlichen Ministers folgende Be- stimmung aufgenommen worden:„Verfügungen(Verab- redungen und Kündigungen), welche nach dem 15. März 1892 getroffen sind und mit den Verfügungen des ersten und zweiten Absatzes deS Z 3 in Widerspruch stehen, sind dem die Re- gulirung verlangenden, früheren Stelleninhaber gegenüber mit dem Eintritte der Regulirung rechtlich unwirksam. Sind derartige Verfügungen in der Zeit vom 1. Januar bis 15. März 1892, oder im Falle des zweiten Absatzes von der Räumung bis zum 15. März 1892 getroffen, so ist die Regulirung zu Gunsten des dieselbe verlangenden, früheren Stelleninhabers nur mit der Maßgabe zulässig, das letzterer an Stelle des Gutsherrn in das zwischen diesem und dem Dritten begründete Rechtsverhältniß tritt."— Deutsche Fabrikanten und der Achtstundentag. Der Wohlfahrts-Verein der württembergischen Metallwaaren-Fabrik erklärt in seinem V. Jahresbericht„in Anbetracht der in vielen Industrie- zweigen herrschenden Ueberproduktion und des Ueberflusses an Arbeitskräften, wie auch gesundheitlicher und sittlicher Verpflichtungen für ein dringendes Gebot der Zeit, daß eine g e s e tz l i ch e Regelung der Arbeitszeit angestrebt werde, derart, daß z. B. Gruben- und schwere Feuerarbeit nicht über acht, leichtere Arbeit nicht über zehn und elf Stunden in der Regel dauern darf". Wenn so bereits große Unter- nehmcr reden, glaubt da, fragt die„Frankfurter Zeitung ", die Polizei mit ihren Verboten den Siegeslauf der Idee des gesetzlichen Maximal- Arbeitstages hemmen zu tonnen? Sie könnte ebenso gut den Ozean mit der hohlen Hand ausschöpfen wollen und dessen wird ja auch sie sich wohl nicht vermessen.— „Judenstinten". Da? königliche Kommandant ur- g e r i ch t hat in Sachen der Ahlwardt 'schen Broschüre die Untersuchung eingeleitet, da eine Anzahl dem Kriegs- Ministerium unterstellter Beamter in der Schrift schwerer Vergehen bezichtigt werden. Die Firma erklärt, sie wollte die„Maßnahmen der Behörden nicht durchkreuzen und die von ihr zu ergreifenden Maßregeln einstweilen zurückstellen, umsomehr als sie auf dem eingeschlagenen Wege auch ihre vollste Rechtfertigung mit Sicherheit erwarten dürfe." Weshalb die Firma Ludwig Löwe bezw. die Herren Isidor Löwe und Oberstlieutenaut Kühn von„weiteren Schritten bis zu erfolgtem Austrag des eingeleiteten Verfahrens" Abstand genommen haben, ist nicht recht einleuchtend. Gegen solche ehrverletzende Anklagen sollte der Angegriffene so schnell denn Niemand kann in Abrede stellen, daß die ländlichen Arbeiter, selbst vom Standpunkte des industriellen Arbeiters aus betrachtet, in der That kein Leben führen. Im Sommer heißt's: früh um 4 Uhr heraus, und nun sortgeplagt bis spät in den Abend, wo der Körper nur noch nach Schlaf verlangt; meistens ungenügende Nahruna, und am halben Ruhetage öde Vergnügungen am Spieltisch, in der Kegel- bahn, auf dem Tanzsaale, welche Vergnügungen noch in Rücksicht auf den spärlichen Lohn, welcher nur sehr wenig die Erfordernisse der nothwendigsten Bedürfnisse überschreitet, höchst selten genossen werden dürfen. Was ist das zehnjährige Resultat eines solchen Lebens? Nichts, als die Erkenntniß, daß man 10 Jahre wie ein Pferd gelebt und gearbeitet hat; nur nicht ohne Sorgen, wie dieses. Dabei geht die Blüthe der jungen Landmädchen, die noch meistens ihre Jungfräulichkeit »n einem wilden unbewußten Augenblick verlieren und damit zugleich die andauernde Kraft, die Schönheit und die Lebens- last dahin! Vcrhältnißmäßig glücklich ist die noch, die den Vater ihres Kindes zum Ehemanne bekommt! Und doch, welches traurigste Schicksal lebt sie als Glied einer unbeniittelten ländlichen Arbeiterfamilie!" „Sie haben ganz Recht, Herr Doktor", meinte Reinisch nachdenklich,„aber die Lage der kleinen Gutsbesitzer, welche fast eine kleine Hälfte der gesammten Bevölkerung aus- machen, ist womöglich noch schlimmer, denn die Erhaltung des kleinen Besitzes Ikostet mehr Anstrengungen und Sorgen noch als die Erhaltung der Existenz einer Arbeiterfamilie." „Sicherlich", erklärte Dr. Lange, und eben deshalb muß diese Klasse ein wichtiger Faktor m der sozialen Bewegung werden. Die heutigen Kredit, und Geldverhältnisse machen den kleinen Ackerbauer todt, denn der kärgliche Ertrag des Bodens kann die hohe» Zinsen des heutigen Geldmarktes nicht tragen. Will er den durch die Wissenschaft empfohlenen Reformen der heutigen Landwirthschaft folgen, so muß er mehr Kapital in den Acker stecken, als er dafür an Zinsen herausschlägt, er arbeitet dann ein gut Stück umsonst, nur für den Kapitalisten. Und unterläßt er die Verbesserungen, so saugt er nach und nach den Acker aus, treibt Raubbau zum wie möglich an den bürgerlichen Richter sich wenden, was die Untersuchung des Kommaudanturgerichts ja keineswegs auszuschließen braucht. Eine runde nette amtliche Er- klärung in dieser Angelegenheit, die doch wahrlich bedeutsam genug ist, erwartet man noch immer vergeblich.— Das Wiegenlied. Die Montmorencu's der Ucker- mark fühlen das lebhafte Bedürsniß, sich als Stützen von Thron und Altar, als die wasserdichten Schutzleute der Familie, der Ordnung und des Eigenthums auszuspielen. Am Schluß eines spaßhaften Artikelchens über die Mai- frier schreibt die„ K r e u z- Ze i t u n g"(Nr. 204 vom 2. Mai), nachdem sie mit dem grellsten Karmin, das sie auf ihrer Palette hat, das rothe Gespenst an die Wand ge- malt hat: „Der scheinbar harmlose Verlaus des„Weltfeiertages" darf uns deshalb durchaus nicht beruhigen über das, was nach diesem Tage nicht minder droht, als es vor demselben gedroht. Die Judenpresse scheint die„gute Gelegenheit" natürlich in ihrem Interesse auszunützen, d. h. beschwichtigend einwirken zu wollen, was ja nach den Aufregungen der letzten Zeit„psycho- logisch" richtig berechnet ist. In Paris sagt sie, haben sich die Leute freilich nicht sehr schön benommen; aber bei uns hat auch Niemand mit der Wimper gezuckt, und nun ist auch die „Maifeier" verregnet. Was will man mehr? Tout est au rnieux dans le rneilleur des rnondes possibles? Nicht wahr? Nun, wir werden ja sehen, wie weil die Tapferkeit reicht, wenn sie auf die Probe gestellt werden sollte. Wir freuen uns nicht, aber wir wachen." Nun schlafe ruhig, Bourgeoisie, die edlen Junker wachen über dich, mit einem Heldenmnth und einer Auf- opferung, wie sie vor sechsundachtzig Jahren ihre Vor- fahren in den Tagen von Jena und Auerstädt bewahrt haben von Niederlage zu Niederlage und von Kapitulation zu Kapitulation. Schlafe, mein Kindchen, schlaf!— Die Bourgeoisie beutet Alles aus— sei sie adlig oder bürgerlich, handle es sich um Arbeiter oder um einen Kaiserbesuch. So liest man mit Bezug auf die Reise des Kaisers nach Neunkirchen zum Herrn v. Stumm folgende Notiz in westdeutschen Blättern:„Ein guter Kutscher . Wie aus einem Briefe des Freiherrn v. Stumm- Halberg an die Frankfurter Firma Benjamm Roth Söhne hervorgeht, hat der Kaiser sich bei seinem Aufenthalt in Halberg und Neun- kirchen auf das Anerkennendste über dte von der Firma Roth gestellte Equipage, Kutscher und Pferde, ausgesprochen. Freiherr v. Stumm äußerte im Anschluß an diese Mit- theilung den schriftlichen Wunsch, den Frankfurter Kutscher in seine Dienste zu nehmen." Offenbar ist diese Notiz als Geschäftsreklame von dem findigen Fuhrunternehmer in die Presse lancirt. Es kommt aber noch besser; man urtheile nach folgender Mittheilung in der Bourgeoispresse:„Für die eintägige Anwesenheit des Kaisers aus Schloß Halberg beim Freiherrn v. Stunim sind die Mahlzeiten, Weine k. von einer Berliner großen Firma geliefert worden, die ihre Köche, sämmtliche Speisen und Weine dorthin sandte. Für den Versandt wurden besondere Wagen in den Eisenbahnzug eingestellt und man giebt die Kosten, welche diese außer- gewöhnlichen kulinarischen Genüsse verursachten, auf ca. 20 000 M. an." Nun kann der Kaiser doch genau nach- rechnen, waS es sich Stumm hat kosten lassen.— Die studentische„Nassweisheit". Der Entrüstungs- stürm der Bonner Korpsstudenten hat den vorausgesehenen Erfolg gehabt. Ein Minister mag wohl dem Reichstage zurufen:„Sie imponiren mir nicht!" aber den Fehdehand- schuh der Korps mag er doch nicht aufheben. Die schneidigen jungen Herrchen, die gewöhnt sind, nicht nur die Kollegia zu schwänzen und die vom Universitätsgebäude selbst nur die Außenseite kennen, fühlen es unter ihrer Würde, daß man sich überzeugt, ob sie überhaupt an dem Universttätsort sich aufhalten, was nothwendig war, wenn nicht der Erlaß des Kultusministers über Beginn und Schluß des Semesters ganz wirkungslos sein sollte. Der Kultusminister hat jetzt nach dem Protest der Bonner studentischen Korporationen, dem der alte Meyer-Arnswalde sehr richtig das Prädikat der„Naseweisheit" beilegte, eine erneute Verfügung erlaffen, wonach die persönliche Kontrolle der Herren Studenten durch die Pedelle ausgeschlossen sein soll. Wenn der Kultus- minister dieser Verfügung die Bemerkung anschließt, es sei zu erwarten, daß die akademischen Disziplinarbehörden nach wie vor ihr besonderes Augenmerk auf die Ortsanwesenheit der Studirenden richten und in Fällen einer längern unerlaubten Abwesenheit nicht säumen würden, mit den in eigenen Schaden der Gesammtheit, er verarmt, ohne es recht zu wissen, und die erste beste Kalamität richtet ihn zu Grunde, treibt ihn von Hof und HauS. Dte meisten kleinen Bauern erbauen zudem schon kaum genug Getreide, um ihren Brot- und Mehlbcdars zu decken. Ihnen kommen nicht einmal die gelegentlich eintretenden höheren Preise zu gute, denn im selben Grade, wenn nicht im höheren, wie der Preis ihres Getreides, steigt der PreiS der Produkte und Waaren, die sie dafür eintauschen. Da wird schon in landwirthschastlichen Kreisvereinen davon gesprochen, die Landwirthschaft und die Lage der Bauern dadurch zu heben, daß man durch Getreidezölle die Preise bessert. Die Wirkung, die eine solche Maßregel haben kann, liegt auf der Hand. Den Nutzen hat der Großgrundbesitzer, der er- heblich über seineu Selbstbedarf erbaut, dem kleinen Bauern nützt sie nichts und die große Armee der industriellen Lohn- arbeiter und Handwerksmeister bezahlt den Profit, den die Gutsherren damit erzielen. Was soll aus dem kleinen Bauer schließlich werden? Das ist die Frage, die wir ihm vorzulegen haben." „Er erleidet dasselbe Schicksal, wie seine Kinder," meinte Reinisch,„denn das kleine Gut, welches eine Familie noth- dürstig ernährte, erträgt nicht die Theilung unter die Erben. Nur ein Sohn kann das Gut behalten. In diesem Falle muß er die Geschwister auszahlen, und wie soll er dies ansangen? Lange Zeit wurde es auf diese Weise versucht, aber nach maningfaltigen Versuchen und Er- fahrnngen sind die Kinder der Besitzer solcher kleinen Güter zur Ueberzeugung gekommen, daß sie besser thun, das väter- liche Gut zu verkaufen und den Ertrag unter sich zu ver- theilen, statt daß Einer sich mit einer unerschwinglichen Schuldenmasse belasten läßt. Und so fällt der Kleingrund- besitz nach und nach an den benachbarten Großgrundbesitz, während noch vor dreißig Jahren selbst die großen Güter in einzelnen Theilen verkauft(„ausgeschlachtet" war der mißbilligende Ausdruck) wurden." „DaS machen die landwirthschastlichen Maschinen," warf Hanke ein,„die nur den Wohlhabenderen käuflich sind und sich nur bei Bearbeitung größerer Bodenstrecken rentiren. den Erlassen vom 13. Juli 1890 vorgeschriebenen Maß- nahmen vorzugehen, so hat diese Bemerkung wohl keinen weiteren Zweck, als den Rückzug des Ministers zu decken.— Aus einem Junkerparadies. Die Einfuhr länd- licher Arbeiter aus Ostpreußen und Posen wird von pommerschen Großgrundbesitzern und Pächtern schon seit Jahren lebhast betrieben. Sie erhöht sich von Jahr zu Jahr in demselben Maße, in dem die pommerschen Ar- beiter die heimathliche Scholle verlassen und sich jenseits des großen Wassers eine bessere Existenz zu gründen ver- suchen. Der Arbeitermangel ist nunmehr in Pommern so gestiegen, daß die Besitzer schon zur Bewältigung der Früh- jahrsbestellung fremder Hilfe bedürfen, während das früher nur zur Erntezeit der Fall war. Dieser Tage sind, um nur ein Beispiel anzuführen, für vier Rügensche Güter nicht weniger als 130 Arbeiter, theils mit Familie bis zu den Kleinsten herab, aus Posen eingetroffen. Weiterer Zuzug wird von anderen Güter noch erwartet. Dafür will Junker Plate» auf Rügen Bauern legen, wenn ihm nicht der Landtag einen Strich durch die Rechnun macht. Das Abgeordnetenhaus wird ja den Antra!* Neukirch annehmen. Wenn aber die Regierung de� fanatischen Krautjunkern des Herrenhauses, de Feudal-Klüngel der Klinckowström, Brühl und Gen off nicht den Daumen auf's Auge drückt, könnte man ej Teufelei erleben, welche unstreitig die„Bekränzung" � christlichen Sozialresorm wäre. Hier gilt es scharf A.„ zu geben, damit das Schicksal des K o f s ä t h' Danckwardt nicht der.Noblefse altpreußischer Herre Häusler preisgegeben wird.— Aus Wittor, einer Hal/ insel der Insel Rügen, ist infolge der Kartoffeltheuerun� unter der arbeitenden Bevölkerung eine außergewähw* liche Roth entstanden. Es giebt dort keine Knolle meh' zu kaufen; auch die großen Güter sind völlig, entblößt� Von auswärts erwartet man Schiffsladungen, die aber. schon von den Besitzern für lange hinaus mit Beschlag belegt worden'sind, so daß die arme Bevölkerung nicht nur Entbehrungen erleiden muß, sondern auch noch die Aussicht hat, bei dem Mangel an Saatkartoffeln für diesen Sommer auf den Anbau von Kartoffeln verzichten zu müssen. Da das den Tagelöhnern von den Gütern zugestandene „Kartoffelland" in ihrem mageren Etat an erster Stelle sigurirt, so ist der Verlust, den die armen Leute erleiden, um so schmerzlicher.— Politische Gefangene in Preußen. Ueber die Be- Handlung politischer Gefangener, d. h. insbesondere wegen Preßvergehen bestrafter Personen sollen im Oberlandes- gerichts-Bezirk Hamm neue mildere Instruktionen ergangen sein. Es wird angenominen, daß diese Instruktionen für ganz Preußen erlaffen worden sind.— Konfiszirliche Gedichte. Die Erfurter Staats- anwaltschaft hat das von unserem Genossen Kegel heraus- gegebene Liederbuch mit kritischem Spürsinn durch- gesiebt und folgend« Lieder als„staatsgesährlich" zu„beanstanden" gewußt: „Bei' und arbeit'! ruft die Welt l"(Georg Herwegh ), „Fahnenlied"(August Getb), „Der letzte Krieg"(Georg Herwegb). „Arbeiter-Bundeslied"(Andreas Scheu), „Männer, haltet fest zusammen", „Schon dämmert in der Ferne das Morgenroth"(dänischer Sozialistenmarsch), „Für Volkes Recht"(Fr. Stolze). Wenn Herwegh , die„eiserne Lerche", Geib, der treff- liche Organisator und kernige Sänger, und der alte Demokrat Friedrich Stolze, der muntere Dialektdichter, nicht schon längst unter dem grünen Rasen schlummerten, wenn Andreas Scheu nicht im Schutze Englands lebte, dann würden sie vielleicht als revolutionäre Vögel vom Erfurter Zensor in einen Käfig gesperrt. Ist es nicht auch ein Zeichen plebejischen Geschmacks, Freiheitslieder zu dichten, statt den Korporalstock mit dem Paukenschlag Wildenbruch- scher Trochäen zu seiern und den„Prinzipal" der„Welt- apotheke" aus die zum Kasernenhof umgewandelte Bühne zu bringen?— Sächsisches. Ein Beleidigungsprozeß, den 40 Mit- ?.lieber des Militärvereins zu Siebentehn gegen den Prä- identen A. Tanner vom sächsischen MilitärvereinSbund an- hängig gemacht hatten, gelangte kürzlich vor dem D r e S- dener Amtsgericht zur Entscheidung. De« erwähnte Hier fallen die Klagen der kleinen Industriellen mit denen der kleinen Grundbesitzer zusammen. Das Kapital har die verbesserten Arbeitswerkzeuge in der Hand und schlägt die Arbeit skraft, welche diese Arbeitswerkzenge nicht erschwingen kann, hier so recht eigentlich aus dem Felde. Die all- gemeine Anarchie aus dem Gebiete der Produktion und Konsumtion, die eine wahre Schmach und Schande eines zivilisirten Staates ist, macht stch auf dem landwirthschaft- lichen Gesammtbild erst recht erschreckend bemerkbar. Da sehen wir das günstigst gelegene Stück Land mitten im Reich- thum anderer benachbarter Parzellen verarmen, da der Be- sitzer, der gern den väterlichen Erbsitz behaupten möchte, keinem landwirthschastlichen Fortschritt folgen kann, weil ihm die Mittel hierzu fehlen. Dort seufzt ein Landmann, weil die Ernte überreichlich ausgefallen, der Mehraufwand von Arbeitskräften zur Bergung der reichlichen Waare wegen eingetretener größerer Billigkeit sich nicht hinreichend ausgleicht; hier gewnrnt der übermäßig mit Arbeit beiastete ländliche Arbeiter einen absolut ungenügenden Lohn, und in den Maschinenwerkstätten stehen Hunderte und Tausende von landwirthschastlichen Maschinen bereit, um dem ge- drückten Arbeiter seine Last abzunehmen, aber sie können nicht gekauft werden." „Sehr richtig," stimmte Lange zu,„durch solche Ber- Hältnisse wird das Brot der Menschheit unnöthig vertheüert, weil nicht so viel und nicht so billig produzirt wird, als es der Fall sein könnte und folglich auch sein solle. Und weil es so ist, weil auch die ländlichen Arbeiter, zu denen ich den Kleinbauern zähle, in eine Lage gekommen, welche nur noch die Wahl läßt zwischen Führung eines menschen« entwürdigenden Lastthierlebens oder dem Hnngertode, so muß diesen beiden Klaffen der ländlichen Bevölkerung klar genmcht werden, daß sie ein Lebensinteresse daran haben, in den allgemeinen sozialen Kampf einzutreten und ihre Rechte und Interessen geltend zu machen. So, wie es sonst überall der Fall ist, frißt auch hier der Großgrundbesitz im Namen des Großkapitals den kleinen Besitz und drängt ihn in die Lage, in der er seine Arbeitskraft zu Gunsten Weniger aussaugen laffen muß. Hier aber
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