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werden. Dann soll der Kornzoll beseitigt werden. Diese Entlastungen betragen:

Einkommensteuer- 4 Bence. Kornzollbeseitigt 142- otal of Busammen Die Bilanz stellt sich demgemäß: Einnahmen. Ausgaben

Ueberschuß

8 500 000 Bfd. Sterl. 2 000 000 10 500 000 Bfd. Sterl.

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144 270 000 fd. Sterl. 143 954 000 316 000 Pfd. Sterl.

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Die Nationalschuld beträgt 770 778 000 Pfd. Sterl. Die Kosten des südafrikanischen und chinesischen Krieges beliefen fich auf 217 Millionen Pfund Sterling, davon wurden 67,5 Millionen durch Steuern gedeckt und 149,5 durch Anleihen, oder von je 100 Pfund Sterling Kriegskosten wurden 31 durch Steuern und 69 durch An­leihen aufgebracht.

Von diesen 217 Millionen Kriegskosten erhält England zurück: bon Transvaal   als Kriegsbeiträge 34 Millionen, dann 3 Millionen als Rückzahlung gegebener Vorschüsse, also zusammen 37 Millionen von Transvaal  ; schließlich 6 Millionen Kriegs­entschädigung von China  , insgesamt 43 Millionen, so daß England mit 174 Millionen Pfund Sterling   für den füdafrikanischen und chinesischen Krieg belastet wird.

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In seiner beinahe zweistündigen Rede gab der Schazkanzler Mr. Ritchie eine Uebersicht über die finanzielle Lage Englands. Er berührte auch das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit und be­mertte: Es ist befriedigend festzustellen, daß wir trotz der fallenden Löhne verhältnismäßig sehr wenig industrielle Konflikte hatten. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben sich in Lohnfragen friedlich auseinandergesetzt.... Unternehmer und Arbeiter sollten bemüht sein, sich enger aneinander zu schließen und sich gegenseitig besser zu ver­stehen, denn beide wissen, daß das Interesse des einen ist das Interesse des andern; beide sollten durch freundliches Konferieren und Zusammenarbeiten ihre Konkurrenzfähigkeit gegen das Ausland stärken." Mr. Ritchie hat natürlich keine Ahnung, daß der gegen wärtige industrielle Frieden" nur die Folge ist der unsicheren Rechtslage, die der Taff- Vale- Entscheid geschaffen hat.

Von den Antworten der Oppositionsredner ist nur die des Abgeordneten Mr. Haldane bemerkenswert. Er tadelte es, daß der Nuzen der Steuerentlastung hauptsächlich dem Kapital zu­tommen sollte. Die Erleichterung der direkten und indirekten Steuern verhält sich wie 5 zu 1. Die Zahl der Personen, die Einkommensteuer zahlen, ist gering. Aber das sind gerade die Leute, die das meiste Geld haben. Unser Nationaleinkommen wird jetzt auf 1600 Millionen Pfund Sterling geschätzt; die Hälfte dieser Summe fließt in die Taschen der Einkommensteuer­pflichtigen, die nur 4 Millionen Personen zählen, während die Bevölkerung des Vereinigten Königreichs   42 Millionen be trägt. Es ist doch außerordentlich, daß vier Fünftel der Steuer­entlastung dieser geringen Zahl von Leuten zufallen sollen.. Wir sollten doch einmal eine wissenschaftliche Untersuchung unfres National­einkommens und seiner Verteilung vornehmen, damit wir eine sichere Basis für unser Steuersystem gewinnen." Haldane ist, wie früher gefagt, ein socialliberaler Imperialist und einer der bedeutendsten Rechtanivalte Englands.-

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Deutfches Reich.

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Die Aristokratie des Geistes der Korpsstudenten. Als neulich die Freisinnige Zeitung" die in dieser Form sicher falsche Nachricht brachte, den preußischen Landräten sei die Annahme von Wahlkandidaturen verboten worden, begann es wieder wie " Frühlingsahnung" durch die liberale Presse zu wehen. Wir spotteten in einer kurzen Anmerkung über dies große Ereignis.

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Leute sichere und treue Diener ihres Königs und Vaterlandes. I auferlegt, um die erregte Versammlung nicht zu einer ( Bravo  ! rechts. Lebhafte Unruhe und Zurufe links.) tumultuarischen werden zu lassen, jedoch könne er auch anders, wie Und der Minister fuhr fort: der heutige Abend beweise!

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Dann hat der Herr Vorredner sich auch daran gerieben, daß Es kennzeichnet den ganzen Wenckstern, das feige Vers unter den Regierungspräsidenten eine verhältnismäßig große bergen seines wirklichen Wesens in der Bockbrauereis Anzahl von Corpsstudenten wäre. Ja, meine Herren, das ist sehr versammlung, das zu dem freilich lächerlichen Versuch bestimmt war, möglich. Regierungspräsident wird doch ausnahmslos, sage ich, die Arbeiter dort zu födern, nachträglich mit der Anschuldigung gegen Sie sagen vielleicht in der Regel nur derjenige, welcher in seinem jene Versammlung zu beschönigen, sie würde sonst tumultuarisch aus­Fache besonders tüchtig ist. Ja, wenn der Mann zugleich Corpsstudent geartet sein. Nach dem Bericht andrer Blätter hat v. Wendſtern noch ist, so könnte ich als Corpsstudent daraus vielleicht den Schluß ziehen: deutlicher gesagt, daß es nur seiner Besonnenheit und der seiner das zeige eben, daß die Corps eine ausgezeichnete Erziehung geben. Freunde zu danken gewesen sei, wenn es in der Versammlung ( Großer Widerspruch links; sehr richtig! rechts.) Ich will aber hier auf dem Bock nicht zu einer Katastrophe gekommen ist". von diesem Schluß nicht einmal Gebrauch machen, sondern ich will Erst erklärt sich der Herr v. Wenckstern als der Tapfere, der sich in nur sagen: dadurch, daß die Leute Corpsstudenten sind, sind sie alle Schrecken einer socialdemokratischen Versammlung wagt, dann doch ganz gewiß nicht univürdig, Regierungspräsidenten zu werden. erklärt er sich als der Besonnene, der durch kluge Reserve die ( Sehr richtig! rechts; große Unruhe und Zurufe links.)... Wenn Tapferkeit überflüssig macht. Das alles zeigt nur den eitlen Sie mir erst einmal nachweisen können, daß ich bei meinen Vor- Prahlhans. Dem socialdemokratischen Arbeiter ist der Herr schlägen bei seiner Majestät jemand deshalb zum Regierungs- v. Wendstern nicht ein Erreger von Zorn, er entfesselt in ihm höchstens präsidenten empfehle, weil er Corpsstudent ist, dann will ich mein mildes Bedauern, vornehmlich aber heiteres Lachen. Haupt vor Ihnen beugen. Wenn ich ihn aber vorschlage, weil er In der Diskussion nahm der socialdemokratische Kandidat tüchtig ist und daneben Corpsstudent, so ist das in meinen Augen Dr. Arons das Wort, um vornehmlich die Stellung der Social­ein persönlicher Vorzug, der aber dienstlich gar keine Bedeutung demokratie zum Mittelstand darzulegen. Er erinnerte u. a. die gegen hat. links.)"

if( Große Unruhe finds), polite banu nod) aweimal, bag nur bie Arbeiter- Konfirmbereine tobenden Stonſervativen daralt, daß bie

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nach persönlicher Tüchtigkeit das nur ist im amtlichen Steno- kleineren Geschäftsleute! Der Redner hatte sehr starken Beifall. gramm zweinial fett gedruckt, offenbar weil doch wenigstens fett Professor v. Wendſtern- nicht der fast redeunfähige Generalmajors. Gedrucktes immer wahr ist die Beamten auserwählt werden und Wort zu einem Abwehrversuch. Das mißlang ihm, um so eifriger fettfandidat! nahm sofort außer der Reihe der Rednerliste das feierte zum Schluß seine regierenden Storpsstudenten als die Aristo- wiederholte er sein Juntergeschimpf. Wir können mit unfrem Gr­fratie des Geistes". Links zischte man. Man rechnete sich dort folg in der gegnerischen Versammlung sehr zufrieden sein, wir haben auch unter den anwesenden Mittelstandsleuten gewonnen.

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nämlich auch zur Aristokratie des Geistes", dieweil nicht nur die Geburt, sondern auch der Besiz geistesaristokratische Bildung ver leiht!

Welche Aristokraten des Geistes die Corpsstudenten werden können, das erkennt man ja besonders deutlich, wenn sie es bis zum Minister gebracht haben. Dieser Freiherr von Hammerstein war ja auch Corpsstudent!

Kandidatenwechsel im zweiten Berliner   Wahlkreise. Der freis sinnige Kandidat im zweiten Berliner   Reichstags- Wahlkreise, leichten Schlaganfall betroffen worden und hat deshalb seine Kan­Licentiat Gräbner, ist am Sonntag auf der Kanzel von einem bidatur zurückgezogen. An seiner Stelle foll der Landtags- Abgeordnete und Stadtverordnete Kreitling als freifinniger Kandidat auf­gestellt werden. Herr Kreitling kandidierte bereits 1898.

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Der Knecht singt gern ein Freiheitslied, des Abends in der Schenke. Der freisinnige Wahlverein Moabit   ladet seine Mitglieder zu einem Vortrage über die Befreiung Schleswig- Holsteins   ein. Das ist mitten im Wahlkampfe, wo die höchsten Interessen des Volkes, wo die politischen Freiheiten auf dem Spiele stehen, ein außerordentlich aktuelles Thema für einen freisinnigen Wahlverein. Werden die freisinnigen Phi­lister sich berauschen an den zweifelhaften Befreiungsthaten der preußischen Steaktion, schwärmen von den meeerumschlungenen Stammberwandten, derweilen uns diese selbe Reaktion im eignen Hause an den Kragen will. Es geht nichts über einen freisinnigen Philister.

Aber wir wollen nicht unsre eigne socialdemokratische Ruchlofig feit über das regierende Corpsstudententum auskramen. Ein Kollege des jetzigen Ministers des Innern hat über den Nach­wuchs in den Aemtern der höheren Verwaltung einmal die bitterste Klage geführt und gegen das Corpsstudentenwesen die heftigsten Angriffe geschleudert. Von dieser Aristokratie des Geistes" wurde da gesagt: " Die Professoren klagen über den wachsenden Unfleiß der juristischen Studierenden, namentlich der wohlhabenderen, d. h. der­jenigen, die sich später dem Verwaltungsdienst zuzuwenden pflegen, und die im allgemeinen mit den farbentragenden Studenten zu sammenfallen. Ich habe mich lange gesträubt, diese von fast allen Universitätsprofessoren übereinstimmend bezeugte Wahrnehmung als An die Franen wendet sich die Kreuz- Zeitung  " in einer richtig anzuerkennen.... Ein hiesiger angesehener Profeffor ver- Empfehlung, die sie der konservativen Wahlbroschüre Vorwärts zu sicherte mir jüngst, daß ein Corps in Heidelberg   feinen Mitgliedern den Wahlen 1903" schreibt. Die Frauen sollen die Schrift lesen, dann würden sie erfahren, daß nicht die Junker, sondern und Füchsen den Kollegienbesuch als unanständig geradezu ver- die Juden schuld seien an der Brot und Fleischverteuerung. Ist es schon hübsch, daß die Kreuz- Zeitung  " damit die Thatsache der Dieser Umstürzler beklagte dann die schwelgerische Lebensweise Teuerung zugiebt, die sonst stets abgeleugnet wird, so ist es weiter mancher Corps, die selbst für sehr reiche Väter nicht erschwinglich erfreulich, daß sie nun auch an die Hilfe der Frauen apelliert, die sei. Ein Berliner   Richter beklagte sich über die Interesselofigkeit" nach tonjervativer Behauptung die Politik gar nichts angeht. Wenn zahlreicher Referendare, über den völligen Mangel an idealer die Konservativen von der Durchschlagskraft der Argumente ihrer Lebensauffassung". Er beruft sich auf den Professor Schmoller, der Wahlbroschüre bei den Frauen so überzeugt sind, dann wäre es doch jetzt im Herrenhause sitzt, daß selbst die Juristen, die später ernste uur in ihrem Interesse, den Frauen das Wahlrecht zu gewähren. Wir werden übrigens dieser konservativen Schrift, die zu den Beamte werden," Tüchtigeres leisten würden, wenn fie zur rechten erbärmlichsten Lügenmachwerken gehört, demnächst einige Worte Zeit mehr gelernt hätten". widmen.

biete."

Völlig mangelhaft sei hier die Vorbildung der Herren auf wirts schaftlichem Gebiet.

Oberflächliches Aburteilen in Hülle und Fülle! Aber ge­diegene, tiefgründige, auf lebendigem Interesse und Verständnis beruhende wirtschaftliche Arbeit ist so selten, daß jede einigermaßen wertvolle Arbeitsleistung auf diesem Gebiete sofort auffällt."

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Im Wahlkreise Faltenberg- Grottfau sollte erst, wie gemeldet wurde, dem Centrum ein Kandidat des Bundes der Landwirte ent­gegengestellt werden. In einer dieser Tage abgehaltenen Versamm­lung des Bundes in Falkenberg wurde jedoch der Centrumskandidat Hubrich als offizieller Bundestandidat proklamiert. Herr Hubrich hat die Forderungen des Bundes zu den seinigen gemacht.

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In Baden

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An diesem Sonnabend nun hatte der gute Liberalismus Ge­legenheit, die Realität seiner liberalen Frühlingshoffnungen zu diesen bösen Einfluß des Corpswesens schilderte: Herr Boise  , Es war ein sehr gutgesinter und sehr frommer Mann, der prüfen. Gelegentlich der Beratung des Gesetzes über den Borbereitungsdienst der höheren Verwaltungsbeamten schüttete der damals( 1887) Direktor des Reichsamts des Innern, später lange ist wie man uns schreibt die Aufstellung der Reichstags. Kandidaturen in nahezu allen Wahlkreisen vollendet. Insgesamt preußische Minister des Innern im Abgeordnetenhause einmal Jahre hindurch preußischer Kultusminister. Die Studenten und Referendare, die Herr Bosse mit so dunklen dürften sich am 16. Juni in den 14 Kreisen des Musterländles" gründlich sein Herz aus. Wenn es gilt, oppofitionelle Angriffe ab­zuwehren, sagt der Herr geivöhnlich, was nicht ist. Diesmal aber Farben malte, dürften heute schon zumeist in den höheren Ver- etwa 50 verschiedene Parteikandidaturen gegenüberstehen. In allen sprach er kühner, wenn auch nicht flug aus, was ist: daß nämlich waltungsstellen ſizen, Landräte und Regierungspräsidenten sein, und 14 Streifen stellt außer der Socialdemokratie nur das Centrum auf; damit zu jener Aristokratie des Geistes" gehören, die Herrn in 3-4, der Freifinn in 2, der Bund der Landwirte in die Nationalliberalen werden voraussichtlich in 12, die Demokraten unsre ganze Verwaltung des preußischen Staates- Landräte, Regierungspräsidenten, Oberpräsidenten das Monopol der großen das Monopol der großen v. Hammerstein entzückt. 4-5 Streifen mit eignen Bewerbern auftreten. Der Appell des Die Corpsstudenten  - Sitten haben sich seit jener Zeit noch start se aisers, bei der Auswahl der Kandidaten den schlichten Mann. feudalen Corpsstudentenfamilie ist, die sich strebend einander vor­aus der Werkstatt" zu berücksichtigen, hat bei unsern bürgerlichen schiebt in alle leitenden Aemer. Schon bei den Referendaren vollzieht entwickelt und die Minister, wie man sieht, gleichfalls. Gegnern nicht die geringste Beachtung gefunden: fein einziger sich die Scheidung, ob sie in der Justiz oder der Verwaltung auf­Die Angelegenheit hat übrigens auch zu einem Konflikt zwischen Arbeiter, ja selbst nicht einmal ein Vertreter des werkthätigen genommen werden. Nur die dreimal patentierten Corpsstudenten werden von den Regierungspräsidenten zur Verwaltungskarriere zu- Abgeordnetenhaus und Herrenhaus geführt. Das Abgeordnetenhaus Mittelstandes, ein Handwerker, Kleinkaufmann oder kleiner Bauer, gelaffen. Und diese Sippe bildet denn die eigentliche Regierung in hat gegen die Konservativen die Abänderung der Vorschläge be- ist unter den etwa 35 bürgerlichen Kandidaten zu entdecken. Da Preußen, fie treibt ihre agrarisch- konservative Familienpolitik, mögen schlossen. Im Herrenhaus wird aber das Referendarien Sieb gegen befinden sich darunter 8 Rechtsanwälte, 8 Staatsbeamte zweifellos wieder den verwandten Regierungspräsidenten überlaffen Gymnasialprofessor, Amtsgerichts, Landgerichts- Direktor, Ober­( je 1 Landeskommissär, Finanzrat, Staatsanwalt, Schuldirektor, die Ministerchen in Berlin   welchen Kurs immer steuern. werden. Bereits hat am Montag die Kommission des Herrenhauses amtmann), 7 Gutsbesiger, 3 fatholische Geistliche, 2 Kom Vom Centrum und den Nationalliberalen war nun die Wiederherstellung der Regierungsvorlage auf den Antrag des merzienräte, die Wiederherstellung der Regierungsvorlage auf den Antrag des merzienräte, 4 Fabrikanten, 1 Chemiker, 1 Gasthausbesizer. den Kandidaten der Socialdemos Freiherrn   v. Manteuffel hin angenommen. Nummehr muß die Dagegen ist unter Vorlage an das Abgeordnetenhaus zurück. Wenn das sich nicht be- kratie das handarbeitende Element relativ sehr stark vertreten: 6 derselben sind heute noch in Industrie oder Handwerk thätig fehrt, so fällt das ganze Gesez unter den Tisch.  - ( je 1 Zimmerer, Metallarbeiter, Holzichnißer, Feilenhauer, Maler­und Schuhmachermeister), weitere 5 find ehemalige Arbeiter( jetzt als Kaufmann, Redakteur, Expedient, Verbandsbeamter, Lager­halter thätig), fodaß nur drei unsrer Kandidaten andren Be­rufen angehören( Buchdruckereibesizer, Apotheker, Privatier).

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der

Brotneid der zurückgedrängten Elemente beantragt worden, daß künftig die Zulassung der Referendare zum Verwaltungsdienst nicht durch den Regierungspräsidenten, sondern durch den Minister ver­fügt würde. Daß mal ein liberaler oder klerikaler Bourgeois Minister wird und dann die Verwaltungsstellen mit Männern seines Herzens besetzen würde, das ist so rechneten die Antragsteller durchaus richtig immer noch leichter möglich, als daß das Corps der Regierungspräsidenten andre Leute als ihre Corpsbrüder in die Regierung läßt.

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Der nationalliberale Professor Friedberg   richtete heftige Angriffe gegen diese Allmacht der Corpsstudenten. Nach seiner Statistik sind von den Landräten 50 Proz. adlig, von den Regierungs­präsidenten 71% Proz.; von 35 Regierungspräsidenten sind gar 21 ehemalige Corpsstudenten.

Kaum aber war diese Rede gehalten, da erhob sich der preußische Minister Hammerstein in einer seltenen Erregung, feierte nun das auserwählte Volk der Corpsstudenten in einer Weise, daß auf der Linken, selbst auf dieser zahmen Linken eine starke Empörung ausbrauch. Was beweist das, daß der Adel so zahlreich vertreten ist? fragte Herr v. Hammerstein. Und er beantwortete seine Frage nach dem Stenogramm wörtlich wie folgt:

Wahlvorbereitungen.

Aus dem 1. Berliner   Wahlkreise. Die Firma Rudolph Herzog ersucht uns um diese Berichtigung:

Es ist nicht wahr, daß am Freitagabend den Hausdienern zeitiger Feierabend gegeben wurde, um die konservative Wähler­versammlung zu besuchen. Es ist ferner nicht wahr, daß Hausdiener in diese Wählerversammlung kommandiert wurden. Es haben von den angestellten ca. 500 Hausdienern ca. 20, welche in dem ersten Wahlkreise wohnen, aus eignem Antriebe gebeten, um 8 Uhr, furz vor Geschäftsschluß, gehen zu dürfen, um der Versammlung beiwohnen zu können. Dies ist ihnen gestattet worden. Daß also von seiten der Firma irgend eine Beeinflussung der Hausdiener stattgefunden hat, ist unwahr."

Wir geben diefe Darstellung, ohne zu ihr irgendwie verpflichtet zu sein. Denn wir haben überhaupt nicht gefagt, daß, die Geschäfts­feitung" der Firma Herzog   den Besuch der konservativen Versamm lung erwirkt habe. So kommen solche Sachen allerdings nicht zu stande. Das wird vorsichtiger eingefädelt.

Bestrafung des Kontraktbruchs. Die Agrarkommission des Ab­geordnetenhauses hat beantragt, eine Petition der Landwirtschafts­fammer in Kiel   um Erlaß eines Strafgefeges gegen den Kontrakt bruch der Regierung als Material zu über­weifen.

Daß das Abgeordnetenhaus ein solches Sklavengesetz, das die Zwangsarbeit einführt, herbeisehnt, ist bekannt.-

Der Dreschgraf Bückler, der merkwürdiger und undankbarerweise von den Antisemiten nirgends als Reichstags Kandidat aufgestellt worden ist, hat, wie nachträglich bekannt wird, vor einiger Beit einen Strafbefehl von 10 M. erhalten, weil er seinen Bern­Hardiner auf Kinder gehezt hatte, die aus dem Konfirmanden- Unter­richt kamen. Er glaubte gewiß, sie kämen vom Bandarbeiterlos.

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- Rabbiner!-

Das beweist doch nur, daß der Adel, und zwar wesentlich der unvermögende Adel, der Adel, mit dem die großen preußischen Immerhin freut es uns zu vernehmen, daß die Firma Herzog  , Könige den Staat gebildet haben( Zuruf links: Gegen ihn! wenn Angestellte um freie Zeit ersuchen, damit sie politische Ver- Der Instmann G. aus Blum nau bei Pr.- Holland( Oft­Heiterkeit), mit dem Friedrich der Große   seine Schlachten geschlagen sammlungen besuchen können, solchen Wünschen gern entgegenkommt. preußen) bat am 15. d. Mts. seinen Herrn, den Grund- und Mühlen­und den Staat groß gemacht hat( der reine v. Botenberg Sicherlich wird die Firma zu diesem Entgegenkommen auch bereit befizer M., um etwas Mehl, weil er mit seiner Familie gar nichts Schirp! Red. des" Vorw."), daß dieser Adel in seinen Sprossen sein, wenn die Angestellten nicht eine fonfervative Vermehr zu effen habe, und bereits den Vormittag ohne Frühstück habe auch heute noch bestrebt ist, in des Königs und des Vaterlandes sammlung besuchen wollen! Vielleicht geben die Hausdiener und arbeiten müssen. M. gab ihm aber nichts. G. erhält laut Kontrakt Dienst zu treten und darin in vielfach sehr bescheidenen Stellen zu andre Angestellte bei einer demnächstigen socialdemokratischen für 30 Arbeitstage 1% Scheffel Roggen. Für 20 Tage, also einen wirken.( Burufe links: Wir auch! Andre auch!) Ich glaube Versammlung der Geschäftsleitung der Firma R. Herzog Gelegenheit, Scheffel, hat G. bereits verdient, M. will aber nicht früher geben, nicht, daß der Prozentsaz von 40 überhaupt etwas besonders ihre gerechte Unparteilichkeit zu beweisen! als bis 30 Tage um sind. G. erklärte, daß er doch nicht mit Frau Großes ist, ich freue mich aber über jeden Referendar, der einer und Kindern hungern und nicht hungrig arbeiten könne. Der Ein­Adels- oder Beamtenfamilie angehört; denn ich bin sicher, daß Aus der konservativen Versammlung, die am wand blieb jedoch wirkungslos. G. begab sich nach Elbing   zu seinen im allgemeinen die Regierung mit solchen Beamten gut fährt. vorigen Freitag stattfand, ist folgendes zu berichten. Der konservative Verwandten, um sich etwas zu borgen. Am 16. erhielt er aber ( Unruhe und Zurufe links.) Es sind mir in meiner Amtszeit Kandidat Generalmajor a. D. Bartels stellte sich vor, indem er vom Amt Blumnau einen Strafbefehl von 6 M. wegen unberechtigten, schon Fälle vorgekommen nicht einer, sondern mehrere wo eine Rede ablas und sich durch den rühmlichen v. Wendstern Verlassens der Arbeit. Er hatte die Arbeit verlassen, um sich Brot, ich junge Beamte, die aus einer andern, besonders wohl empfehlen ließ. Dieser erging sich gewaltiglich im anti- das ihm der Grundherr verweigerte, für seinen hungernden Magen habenden Klasse stammten, in etwas entfernte Gegenden semitischen Geschimpf, behauptete, die Socialdemokratie ruiniere zu verschaffen! G. räumte jetzt die Wohnung, um nach Elbing   zu habe versehen wollen. Da hat man mir entgegnet: Da gehe ich den Mittelstand, und stellte sich als der starke Mann vor, ziehen. Als er aber bereits seine Sachen auf dem Bahnho; Blumnau nicht hin, dann gehe ich lieber ab. Das ist bei den aus dem der es gewagt habe, in einer Berliner   vieltausend- köpfigen hatte, tam M. nach und nahm Kleider, Küchenspind sowie das Bett­alten preußischen Beamtenstand hervorgegangenen Referendarien socialdemokratischen Versammlung feine Anschauungen vorgestell des G. auf seinen Wagen und brachte die Sachen bei sich hinter bis jetzt noch niemals der Fall gewesen. So sind diese jungen Izutragen. Allerdings bätte er sich in hohem Maße Reservel Schloß. G. muß jezt mit seiner Frau auf dem Fußboden schlafen

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