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Wer nicht am Wahltage unsren Kandidaten wählt, den 1 erkommnniciere ich, der soll nur nicht mehr zu mir in den Beicht­stuhl kommen, der ist nicht wert, ein katholischer Christ zu sein.

fest, daß der 1.- 5. Stadtbezirt, jenter Teil des ersten Berliner 15 wegfallen, die bei der legten Wahl in der Stichwahl lediglich Reichstags Wahlkreises, für den die Versammlung einberufen durch socialdemokratische Beihilfe für die Freisinnige Volkspartei  war, in der Genosse Arons seine Behauptung" aufstellte, zum erzielt worden sind. zweiten Berliner   Landtags- Wahlbezirk gehört. Einer Der Kaplan Rügenberger an Liebfrauenkirche in Dort­der beiden Abgeordneten dieses Bezirks aber war von 1863 bis 1870 mind machte die Erteilung der Absolution einem Arbeiter gegen- Eugen Richters und des Dr. Müller- Sagan zollfreundliche Parole: Solche bindenden und unzweideutigen Verpflichtungen, gegen Johann Jacoby  . Die falsche Briefkastennotiz der Freis. 3tg." erklärt über von dem Versprechen abhängig, in Zukunft weder die Arbeiter- Handelsverträge um jeden Preis" zu stimmen, wären allerdings sich wohl dadurch, daß Herr Eugen Richter   einen unbequemen Fragesteller beschwichtigen wollte. Für Eugen Nichier verbinden Zeitung" noch sonstige ſocialdemokratische Schriften zu lesen, da das zwingende Vorbedingung. Mit dem Gerede, auf möglichst niedrige sich mit dem Namen des großen Demokraten Johann Jacoby   recht Todsünde sei. In Hombruch   wurde ein Arbeiter in der Beichte Zollfäße hinzuwirken, ist es natürlich nicht gethan. Denn bei den unliebsame Erinnerungen. Als Jacoby bei den Landtagswahlen beim Kaplan Hillebrand einem politischen Verhör unterworfen; Handelsverträgen, wenn sie einmal vorgelegt sind, läßt sich nichts 1870 von den Berliner   Fortschrittsgrößen abgesägt werden sollte, fand der Geistliche sagte dem Beichtenden, daß er ihm die Abfolution mehr einwirken; sie können nur angenommen oder abgelehnt, aber fich Herr Eugen Richter   bereit, statt feiner, d. h. gegen ihn zu nicht erteilen könnte, wenn er der socialdemokratischen Partei an- nicht geändert werden. kandidieren. Wie ehrliche Fortschrittler hierüber dachten, beweist ein gehöre. In der Mai- Andacht in Soest   am 24. Mai wurde von

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Brief Franz Zieglers, mit dessen Namen sich heute noch ein freisiniger Verein schmückt, vom 4. Dezember 1870. Franz Ziegler   wurde die Kandidatur gegen Jacoby bei der Nachwahl angeboten, die notwendig wurde, weil der doppelt gewählte Eugen Richter   das Mandat für Hagen  annahm; Ziegler erklärte ablehnen zu müssen. Meine Ehre gebietet Dies. Ich würde anmaßend und nicht ehrenhaft zugleich handeln, wenn ich an einer Stelle Deputierter werden wollte, von der dieser große Bürger( Jacoby) zurückgewiesen ist.... Einen größeren Sieg hat die Reaktion nie gefeiert als die Entfernung Jacobys; und diesen Sieg hat unsre Partei derselben in den Schoß geworfen. Daran mag ich kein Teil haben Dem Fragesteller der Freis. 3tg." empfehlen wir die Lektüre von William Spindlers Allerlei Gereimtes und Ungereimtes"( Berlin  ,

der Kanzel zum Besuche der Centrumsversammlung aufgefordert, die bald nach der Andacht stattfand. Kein Katholik dürfe in der Versammlung fehlen.

Da für uns die Religion Privatsache und die Centrumsreligion nicht unsre Religion ist, so kann es uns natürlich gleich sein, wenn es die Centrumschriften für angemessen halten, durch solchen Ge­brauch die Leute über den wahren Charakter ihrer Religion aufzu flären, aber die Centrumspresse soll doch nicht uns der Gottes­lästerung beschuldigen, die wir weiter nichts thun, als der Deffent­lichkeit die Bräuche der Centrumsreligion mitzuteilen.

Nach dem mecklenburgischen Muster, das dieser Tage in der

Staude 1873, Seite 307-327. Hier wird er von einem wirklichen Deutschen Tageszeitung" empfohlen wurde, handeln die Liberalen  " Berliner   Demokraten hören, welche Erfahrungen den 69 jährigen im 3. Hamburgischen Wahlkreise in ihren Versammlungen. Jacoby dazu führten, endlich öffentlich und in aller Form zur Ihr Kandidat Sieverts fagte nach dem Hamburger Echo" in Socialdemokratie überzutreten, indem er 1874 für die Social- einer Versammlung am Dienstag in Harveſtehude  : demokratie in Leipzig  - Land zum Reichstag kandidierte.

Auch Eugen Richter   ist sich treu geblieben.

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Unechten Lippentriller hat der Großdeftillateur der Freifinnigen Volkspartei Mag Schulz in einer Berliner   Versammlung des zweiten Wahlkreises verkauft. Nach einem Bericht der Vossischen Zeitung" äußerte er nämlich:

Meine Herren! Von einer freien Diskussion hätte doch nur die Socialdemokratie Vorteil. Die Socialdemokraten würde man doch nicht belehren, während die Gefahr vorhanden ist, daß unter den der Socialdemokratie noch Fernstehenden neue Mitglieder für diese Partei gewonnen werden. Und dazu, meine Herren, wollen wir doch die Hand nicht bieten!"

Beeskow   aber verläßt jede seiner Versammlungen mit dem stolzen Meister Hämmerlein aus Zehlendorf   im Wahlkreise Teltow­Bewußtsein, die Socialdemokratie unterliege ihm überall fläglich, weil sie ihm keine Redner entgegenzustellen hat, die seiner Bedeutung entsprechen.

Gerade die Socialdemokraten feien es, welche in diesem Wahlkampfe die Freifinnige Volkspartei mit den allerverwerflichsten Mitteln bekämpfen und es mit der Wahrheit am wenigsten genau nahmen. Sie hatten gar kein Interesse an dem Zustandekommen von Handelsverträgen, an geordneten Verhältnissen, denn mur auf dem Boden der Unzufriedenheit wachse und blühe ihr Weizen. Die Socialdemokratie treits lediglich Parteipolitik. Die Freifinnige daß man die Leute zu Unterschriften unter die Wahlaufrufe nötigt, Die alte beliebte Sitte, das Wahlgeheimnis dadurch aufzuheben, Bolkspartei appelliere an die Intelligenz und den Idealismus der wird von den Konservativen auch diesmal wieder gepflegt. Und Wähler, die eignen Jutereffen dem Allgemeinwohle unterzuordnen, wie gewöhnlich scheut man auch diesmal wieder nicht davor zurück, wie es das Programm der Freifinnigen Volkspartei verlange." Vor wenigen Wochen war die Intelligenz des berühmten Er­zeugers des Lippentriller- Schnapses durch den Socialistenspiegel" noch nicht so verdorben. Damals schenkte er noch echt en Lippen­triller. Es war am 18. März d. J., dem Gedenktag der Revolution, als Herr Max Schulz im preußischen Abgeordnetenhause als angeblicher Vertreter der Gastwirtsintereffen jene Rede gegen die Verfrommungsanträge des Grafen Douglas hielt, in der er sich kühn zu dem Grundsatz bekannte, daß das persönliche Intereffe allen fittlichen Einflüsterungen vorangehe. May Schulz sagte nach dem

amtlichen Stenogramm:

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Gefühlsduselei wäre es thatsächlich von den Gastwirten, wenn sie sich diesen Gefahren gegenüber verschließen wollten, wenn sie in der Weise heucheln wollten, daß sie die ethische Seite dieser Fragen über ihr Existenzinteresse stellen wollten, wenn sie that­sächlich so uneigennüßig sein sollten, daß sie ihre wirtschaftliche Existenz beiseite legen lediglich aus der Liebe zum Volke, aus der Liebe zum Wohlergehen des Vaterlandes. Meine Herren, das hat noch niemand, am allerwenigsten die Anhänger der rechten Seite des Hauses bewiesen, denen die persönlichen Interessen stets höher standen als die Interessen der Allgemeinheit und des Gemeinwohles.( Große Unruhe und Lachen rechts.) Jawohl, meine Herren, und deshalb muß vor einer derartigen Gefühlsdufelei gewarnt werden, und muß man sich den Bund der Landwirte zum Muster nehmen.( Sehr richtig! links.) Der Herr Minister Möller hat es ja ausdrücklich betont: auch die Kaufleute sollten sich in der Weise des Bundes der Landwirte zusammen­

Interessen Beachtung finden."

Namen von Leuten unter die Aufrufe zu setzen, die gar nicht darum gefragt wurden und die dann sehr unangenehm davon berührt sind, sich auf solche Weise öffentlich bloßgestellt zu sehen. So liegen uns die Schreiber bitter darüber beklagen, daß ihre Namen ohne ihr aus dem Wahlkreise Nieder- Barnim zwei Zuschriften vor, worin sich wissen und gegen ihren Willen unter den konservativen Wahlaufruf gekommen sind. Da sich die Schreiber jedoch in abhängigen Stellungen befinden, so dürfen sie nicht einmal wagen, öffentlich gegen den Mißbrauch ihrer Namen zu protestieren. Wir sind über­zeugt, daß noch mehr solcher Fälle von Urkundenfälschung vor­gekommen sind, die Mißbrauchten wagen es nur nicht, irgend wem etwas davon zu sagen, aus Furcht, es könnte ihnen zum Nachteil ausschlagen.

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Der Fall Arenberg.

Die, Norddeutsche Allgemeine Beitung" ergreift endlich das Wort, um die Affaire des Prinzen Mörder in ihrer Weise aufzuklären". Sie schreibt:

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Prinz Prosper von Arenberg, der in Hannover   eine Ge­fängnisstrafe von 15 Jahreu verbüßt, ist durch Beschluß des Amtsgerichts daselbst vom 20. März d. J. auf Grund der über­einstimmenden Gutachten der psychiatrischen Sachverständigen, der Professoren Mendel und Pelman, des Stabsarztes Dr. Lübbert und des Gerichts- und Gefängnisarztes Dr. Schwabe, wegen Geistesschwäche entmündigt worden. Schon lange Zeit vorher ist für den Prinzen Arenberg bei dem zuständigen Reichs- Militär­gericht ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens eingebracht worden, der auf die Behauptung gestützt ist, daß der Prinz bereits bei Begehung der That, wegen der er verurteilt worden ist, geisteskrank gewesen sei. Der Autrag hat zu einer umfangs reichen Beweisaufnahme geführt; das Verfahren ist noch nicht ab. geschlossen.

Endlich ist von der Gefängnisdirektion in Hannover   unter dem 8. April d. J. der Antrag gestellt worden, die Straf­vollstreckung gegen den Prinzen v. Arenberg wegen Geisteskrankheit zu unterbrechen, nachdem der inzwischen als Vormund verpflichtete Sachwalter des Prinzen sich bereit erklärt hatte, die Ueberführung des Prinzen in die öffentliche Jrrenanstalt Uchtspringe   sofort zu veranlassen. Die Ueberführung in die Maison de santé ist in den ganzen bisherigen Verhandlungen überhaupt nicht in Frage gekommen. Ueber den Antrag auf Strafunterbrechung steht die Entscheidung der Justizverwaltung gemeinschaftlich mit dem Reichskanzler Oberkommando der Schußtruppen zu. Diefe Entscheidung ist zur Zeit noch nicht getroffen.

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Die ferner in der Tagespresse verbreiteten Gerüchte über die vorschriftswidrige Bevorzugung des Prinzen Arenberg im Ge­fängnisse sind alsbald zum Gegenstand einer eingehenden amt­lichen Untersuchung gemacht worden. Hierbei hat sich bisher ergeben, daß ohne Wissen der Gefängnisverwaltung Verfehlungen mehrerer Unterbeamten gegen die Gefängnis­ordnung vorgekommen sind, welche durch Einleitung der Disciplinar­untersuchung gegen die schuldigen Beamten ihre völlige Auf­flärung und Ahndung finden werden. Der größere und erheblichere Teil der erhobenen Vorwürfe ist bisher nicht bestätigt worden. Die eingeleitete Unters suchung wird aber auch in dieser Hinsicht die erforderliche Klar­heit schaffen."

Freifinniges. Der Arme Teufel" aus der Oberlausitz   teilt Am 3. Mai hatten wir zuerst das Gerücht erwähnt, der Prinz folgende Aeußerungen des Rektors Kopsch aus dem Wahlkampfe in Liegnig mit: Arenberg sei aus dem Gefängnis entlassen. Die Mitteilung war " Ich kenne überhaupt kein Proletariat, teinen vierten Stand! uns schon längere Zeit vorher zugegangen. Die offiziöse Presse Beides ist von den Socialdemokraten nur erfunden worden, um schwieg zu unsrer Mitteilung. Man wollte offenbar die heimlich ge­hezzen zu können."" Ich bin ein eifriger Turner und habe in plante leberführung des Prinzen in eine Heilanstalt nicht stören. den Turnvereinen mit den Arbeitern gerade so gut verkehrt, wie Erst die Enthüllungen eines Hannoverschen Blattes über den mit den anständigen Turnbrüdern!" Wer die Gesinde­Ordnungen beseitigen will, nimmt damit dem Gesinde auch sehr sensationellen Strafvollzug, den man dem Prinzen angedeihen ließ, viel Gutes weg." machte eine weitere Vertuschung unmöglich. gelehriger Schüler der

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Herr Kopsch ist als ein ganz besonders Freifinnigen Zeitung" bekannt.

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Drei Versammlungen an einem Abend hatte Genosse Bebel in Meerane   in Sachsen  .

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Die Ausstellung der Nordd. Allg. 8tg." flärt nichts welter auf, als was man schon wußte. Auffällig ist nur die Langsamkeit des Verfahrens.

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Schon lange Zeit" vor dem 20. März d. J. ist von wem?-

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scharen. Nun scharen sich die Gastwirte zusammen. Vom Bund überfüllt waren, tagten gleichzeitig mit verschiedenen Referenten ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens gestellt worden; der Landwirte, dem Schreibunde", haben sie gelernt, wie sie zu Bebel hielt in der einen zunächst einen zweistündigen Vortrag, der agitieren haben, wie sie sich zu benehmen haben, damit ihre mit braufendem Beifall aufgenommen wurde, und besuchte dann auf konnten wohl mit gutem Gewissen geistige Erkrankung feststellen, da Am 20. März wurde der Prinz entmündigt. Die Sachverständigen Wunsch der Genossen auch noch die beiden andren, in jeder eine Herr v. Bedlig diente mit folgender, diesmal schlagender Antwort: längere Ansprache haltend. Unter den Arbeitern der ganzen Stadt ja der Prinz im Gefängnis atuten Alkoholvergiftungen fröhnte. " Im übrigen habe ich niemals eine glänzendere Rede für den herrschte eine frohe Begeisterung. Am 8. März wurde der Antrag auf Unterbrechung dieses ver­Bund der Landwirte und seine Bestrebungen gehört, als der Herr gnügten Strafvollzuges gestellt; auch darüber ist noch nichts ent­Vorredner sie uns vorgetragen hat. Alle die Argumente, welche Der Kandidat des sächsischen Brotwucherkartells im Wahlkreise schieden. Vielleicht erklärt sich die Langsamkeit des Ver­er für die Gastwirte in Anspruch nimmt, sprechen schlagend für Auerbach  ( 22. sächsischer), der Erjesuit Hoensbroech  , verbreitet ein fahrens dadurch, daß die bereits feststehenden Entscheidungen durch die Thätigkeit des Bundes der Landwirte. Gie enthalten die mit seinem Namen unterzeichnetes Flugblatt, worin er ſtrupellos die Enthüllungen der Presse unliebsam unterbrochen wurden. vollkommene und begründete Rechtfertigung unsrer Schutzzoll- alles verspricht, was die Leute wünschen. Er verspricht einzutreten Die sonderbaren Gefängniszustände in Hannover   werden von politik, aller der Maßregeln, die wir für die Erhaltung für Verminderung der Steuern und für eine starke Flotte, hütet sich unsres Mittelstandes in Stadt und Land ergreifen wollen. Der aber zu sagen, wo die starke Flotte bei verminderten Steuern her- der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" bestätigt; nur soll nicht Unterschied zwischen uns und den Herren drüben( links) ist kommen soll. Den Arbeitern verspricht er Hebung" ebenso wie dem alles wahr sein. Das offiziöse Blatt wird schon deutlicher werden der, daß, während wir im allgemeinen den Schutz der Arbeit im Mittelstande und der Landwirtschaft und verspricht auch der Industrie müssen. So leicht ist dieser Standal nicht los zu werden. ganzen pflegen, während wir im allgemeinen den Mittelstand langfristige Handelsverträge; von den Zöllen redet er allerdings Surchweg erhalten wollen, die Herren auf der Linken mit ihren nicht. Der Kandidat der sächsischen Wahlrechtsräuber verspricht, für Maßnahmen durchweg gegen die Erhaltung des Mittelstandes, politische Freiheit und für das gleiche, geheime, direkte allgemeine namentlich des bäuerlichen Mittelstandes sind, und daß sie die Wahlrecht einzutreten. Der Kandidat der sächsischen Konservativen, die in schamlosester Weise das Versammlungsrecht und Arbeit nur ſchüßen wollen, soweit es in ihrem Intereſſe, im Intereſſe Koalitionsrecht der Arbeiter bekämpfen, verspricht einzutreten für das ihrer eigenen Politik liegt." Am 18. März 1903 verachtete und verhöhnte Herr May Schulz Vereins-, Versammlungs- und Koalitionsrecht aller Stände, ein­Und der Mann bekämpft die noch die Gefühlsduselei und Heuchelei, bloß aus Liebe zum Volke geschloffen des Arbeiterstandes". die eignen Interessen den ethischen Rücksichten unterzuordnen. Da- Jesuiten  ! mals bekannte er sich noch ehrlich zu dem echt freisinnigen Wort, daß jeder sich selbst der Nächste sei. Juzwischen hat der Unselige den Centrumsscheiterhaufen für die Socialdemokratie. Im Kreise Socialistenspiegel" gelesen und nun schwärmt er lippentrillernd von Ratibor   versuchten katholische Bauern am letzten Sonntag einen der Vertretung des Allgemeinwohls dieser Gefühlsdnselei und Heuchelei. Ja, er begnügt sich nicht damit, seine Ueberzeugung zu ver­raten, sondern er verleumdet noch obendrein die Partei, die allein das allgemeine Volts- und Kulturinteresse vertritt und zu vertreten im stande ist, weil die Erlösung des Proletariats zugleich die Be­freiung der Menschheit ist.

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Max, bleib beim ersten Lippentriller!

Die Bräuche der Centrumsreligion.

Die Germania  " fährt fort, gotteslästerlich gegen uns zu wüten wegen der Mitteilung, daß für die Agitation zu Gunsten des Centrums Ablaß versprochen wird. Wir wollen ihr mun, nachdem sie sich oft genug überschlagen hat, sagen, wer Gotteslästerung treibt. Monika, Zeitschrift für katholische Mütter und Hausfrauen" schreibt unter dem Titel: Reichstagswahlen":

Wenn jede liebe Leserin für den Sieg des Centrums eine Heilige Messe lesen läßt, so giebt das eine unabsehbare Zahl Und in jeder dieser heiligen Messen opfert sich Christus selbst durch die Hände des Priesters dem himmlischen Bater auf für den Sieg seiner Kirche. Uus aber, die wir ein ihm sehr wohl­gefälliges Werk thun, schenkt er sein kostbares Blut für unser und der unsrigen Heil. Fügen wir, wenn wir eifrig sein wollen, noch den täglichen Rosenkranz hinzu und Gott   wird uns durch Seinen vielgeliebten Sohn und dessen hochgebenedeite Mutter zum Sieg verhelfen!

Es werden also die Leute aufgefordert, Messe lesen zu lassen für den Wahlfieg der klerikalen Brotwucherpartei, d. h. es wird zum Mißbrauch der heiligsten Handlung des katholischen   Ritus zu politischen Zwecken aufgefordert und denen, die das thun, wird Er­lösung durch das kostbare Blut Christi versprochen. Und bei der Gelegenheit noch einige andre Stückchen. Am vergangenen Sonntag ( 24. Mai) sagte der Ortspfarrer in Thannheim( Württemberg  ) in seiner Predigt auf der Kanzel:

das

Wagen mit socialdemokratischen Flugblättern in Brand zu stecken. Mit Mühe wurden sie von unsren Genossen und einem hinzu­kommenden Gendarmi daran verhindert. Jezt bieten fie für ge­sammelte socialdemokratische Flugblätter 5 Pf. per 10 Stück, um sie zu verbrennen.

Der Wahltag ein Feiertag. Der Verband der Maurer in Breslau   beschloß in einer Versammlung einstimmig, am Wahltage von mittag an die Arbeit ruhen zu lassen. Das hat besonders für die Landkreise um Breslau   Wert, in denen ein großer Teil der Breslauer Maurer wohnt.

Politische Uebersicht.

Berlin  , den 28. Mai.

Die volksparteiliche Zollparole. Zu unsrer gestrigen Erinnerung, daß die Socialdemokratie durch ihren Münchener Beschluß gebunden sei, feinen bürgerlichen Kandi­daten in der Stichwahl zu unterstützen, der für höhere Bölle stimmt, schreibt die freisinnige Volts- 3eitung":

Hüffener hat gegen das Urteil des Kriegsgerichts Berufung eingelegt. Die Angelegenheit wird also nochmal erörtert werden. Hüffener hegt offenbar immer noch die Hoffnung, daß das Gericht anerkennen wird, er habe nur so gehandelt, wie es ſeine harte, harte Soldatenpflicht befahl.

Straßendemonstrationen und zahlreiche Verhaftungen werden aus Dresden   gemeldet. Die dortigen Bauunternehmer haben wie unsre Leser wissen als Ersatz für die von ihnen ausgesperrten Maurer Arbeitswillige aus Böhmen   herangezogen, denen, beiläufig bemerkt, ein höherer Lohn zugesagt ist als der, den die Aus­gesperrten forderten. Am Dienstag tamen 140 czechische Maurer in Dresden   an. Sie wurden vom Bahnhof durch die Stadt nach Bei dieser Gelegen den betreffenden Arbeitsstellen geführt. heit sammelten sich in den Straßen und vor den Bauten, wo die Arbeitswilligen untergebracht wurden, zahlreiche Menschen an, die ihrer Entrüstung gegen die Bauunternehmer in Rufen des Untvillens Luft machten. Wie die Sächsische Arbeiterzeitung" mit­teilt, gehörten die Demonstranten nicht zu den Ausgesperrten. Vers treter der Ausgesperrten bemühten sich vielmehr, die erbitterte Menschenmenge zur Ruhe zu mahnen. Natürlich war auch die Polizei zur Stelle, und es soll auch zu einzelnen Verhaftungen ge fommen sein. Wo die Vertreter der Ausgesperrten mit den czechischen Maurern in Verbindung treten und mit ihnen reden konnten, dagelang es fast immer, die Leute, welche unter der Vorspiegelung, es fehle an Arbeitskräften, man nach Dresden   gelockt hatte, zur Rückkehr zu bes wegen.

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Am Mittwoch setzten sich die Straßenscenen fort. Darüber wird uns aus Dresden  , den 28. Mai geschrieben: Der von den Inungsbaumeistern veranlaßte Import czechischer und italienischer Bauhandwerker, die die. aus­gesperrten Maurer und Zimmerer ersehen sollen, hat unter der Bevölkerung eine große Erbitterung gegen die Bau­Ob die neuzuwählenden freisinnigen Abgeordneten bereit sind, herren wachgerufen. Die beiden Bauten, auf denen die Impor= Handelsverträge mit den hohen Zollsägen, gegen die die freifinnige tierten beschäftigt sind, wurden von einer zahlreichen Menschenmasse Volkspartei  - Fraktion gestimmt hat, anzunehmen, erscheint uns umstanden, die erregt gegen die Unternehmer protestierte. Als die Polizei noch nicht ausgemacht, wenn auch nach den Erklärungen die betreffenden Straßen absperrte, wozu 500-600 Gendarmen auf­einzelner Personen aus dem freisinnigen Lager mit dieser Möglich- geboten wurden, sammelte sich in den umliegenden Straßen vor den keit gerechnet werden muß. Um diese Unbestimmtheit zu beseitigen, Schußmannstetten eine nach vielen Tausenden zählende erregte Menge wäre es gut, wenn sich die freisinnigen Kandidaten in ihren Wahl- an, die durch Johlen, Pfeifen, Hochrufen uſtv. demonstrierte. Am reden über diese Frage näher erklärten. Die Angelegenheit ist stärksten war die Ansammlung an der Luisenstraße, wo etwa 6000 Menschen an den verschiedenen abgesperrten Stellen standen. Auf wichtig genug, um jedem von den Kandidaten aus den Wählerkreiſen dem nicht abgesperrten Teil der Straße flutete eine zahllose Menge vorgelegt zu werden. Sollte es zu einer generellen Anwendung auf und ab. In Friedrichstadt   war die ganze Schäferstraße, eine der des Münchener Beschlusses seitens der Socialdemokratie nach Maß- Hauptverkehrsadern gesperrt. Hier war der Andrang nicht ganz so gabe der Erklärungen der freisinnigen Kandidaten kommen, so start, es mögen aber inmmerhin 2-3000 Personen gleichzeitig am Blah­würden unter Umständen von den 28 freisinnigen Mandaten allein gewesen sein. Ein Menschenstrom wogte auf und ab, zahl­