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Nr. 123. 20. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Partei- Nachrichten.

Totenliste der Partei. In Halle hat der Schneider Paul Bürger im Alter von 52 Jahren nach langem, schwerem Leiden die Augen geschlossen. Seine gewerkschaftliche Organisation ver­liert in ihm ein emsiges Mitglied und die Partei einen treuen Mit­kämpfer.

Genoffe Julius Bahlteich wird im Juni in der Schweiz Socialdemokratie und über die wirtschaftliche Entwicklung Ameritas eine agitationstour ausführen und über die Geſchichte der deutschen Vorträge halten.

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Freitag, 29. Mai 1903.

Husland.

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nädigen Standpunktes der Arbeitgeber ist die Organisation der Die beiden verflossenen Jahre sind so sagt der Vorstand am Arbeiter, der Verein deutscher Schuhmacher, gewillt, den Kampf mit Schluß des Berichts. für die Organisation der Glasarbeiter sehr aller Energie zur Durchführung zu bringen. Laut Beschluß der trübe gewesen. Der Vorstand hofft, daß durch energische und ernste Versammlung wird vom Donnerstag ab die Streit Arbeit das Verlorene bald wieder eingeholt wird. Wir wünschen, kontrolle nur von der Streitkommission in dem daß sich diese Hoffnung erfülle. Streitbureau, Schützenstr. 18/19 bei Wieprecht, ausgeübt. Jeder Ausständige hat sich täglich zweimal zur Kontrolle zu stellen. Ebenfalls foll Der Zimmererstreik in Zürich ist durch eine formelle Verein δας Mitmachen bon Arbeiten seitens Aus- barung der Arbeiter mit den Unternehmern resultatlos beendet ständiger für Geschäfte, die sich nicht im Streit worden. Und das, trotzdem Organisation, Disziplin und Solidarität Erlaubnis abhängig sein. befinden, der Lohnkommission gemeldet werden und von deren der Streifenden durchaus befriedigend und nur 9 Mann von den 181 Streifenden abtrünnig geworden waren. Der Grund der be= dauerlichen Erfolglosigkeit für die Arbeiter liegt einmal in dem Zuzug von Streifbrechern von auswärts und sodann in der arbeiter­feindlichen Prozigkeit der Unternehmer.

Sociales.

Der Auskunftsbeirat der Central- Auskunftsstelle für Auswanderer

Im Ausstande befinden sich gegenwärtig noch 285 Personen. Socialismus in Neu- Seeland . In Wellington wurde fürzlich eine socialistische Partei- Organisation gegründet und eine Versamm Gebr. Raabe, Usedomstr. 31, sind beigelegt. Achtung! Tischler. Die Differenzen der Tischler bei der Firma lung stellte socialistische Kandidaten für den Gemeinderat auf. Die ihm vom Gewerbegericht zugesprochene. Summe für Kontrattbruch Herr Raabe zieht die Kandidaten haben für ein socialistisches Munizipalprogramm einzu nicht ein. Die Ortsverwaltung. treten, in welchem u. a. die Erbauung von Wohnhäusern auf Kosten der Kommune verlangt wird. Ferner wird gefordert die Errichtung In der Dreherei der Firma Pintsch in Fürstenwalde herrscht von Erfrischungs- und Erholungsräumen als der erste Schritt zur schon seit zehn Monaten eine 12-14 stündige Arbeitszeit. Vor gänzlichen Uebernahme von Nahrungsmittellieferung seitens der Ge- mehreren Wochen wurden die Dreher bei der Betriebsleitung vor­meinde, Uebernahme der Transportmittel der Stadt, eigene Her- stellig und wurde ihnen nach Verlauf von 14 Tagen, wenn die hielt dieser Tage in Berlin eine Sigung ab. Nach dem der Ver­stellung von Gas, elektrischem Licht usw. Diese Versammlung, die neuen Drehbänke aufgestellt sein würden, eine zehnstündige Arbeits- fammlung vorlegten Jahres- Geschäftsbericht der von der Deutschen sehr stark von Gewerkschaftern besucht war, sprach sich auch gegen verflossen war, glaubten die Dreher rechtzeitig nach Hause gehen zu bis 31. März 1903 durch die Stelle 4557 schriftliche Eingänge und zeit in Aussicht gestellt. Am Montag vor 14 Tagen, als die Frist Central- Auskunftsstelle für Auswanderer kamen vom 1. April 1902 Kolonialgesellschaft errichteten und aus Reichsmitteln subventionierten das viel gerühmte Gesez betreffend das Einigungs- und Schieds­gerichtsverfahren aus. dürfen, hatten sich aber getäuscht, denn trotzdem sie eine Ueberstunde 734 mündliche Anfragen zur Erledigung, im ganzen 5291 Nummern. gemacht hatten statt zwei, wurden ihnen 50 Pf. abgezogen. Nach Genoffe Zander in Frankfurt a. M. schickt uns die folgende einer weiteren Frist von acht Tagen sollte die ueberarbeitszeit ein Im ganzen haben 25 bis 30000 Menschen durch die Central­Erklärung: Auf die in der Sache Göring kontra Zander in Nummer 89 des nach Hause gehen wollten, wurden sie mit Gewalt daran ge gebiete, und von diesen ging die ganz überwiegende Mehrzahl von Ende haben, aber weit gefehlt. Als am Mittwochabend die Dreher Auskunftsstelle Belehrung erhalten. Ueber die Hälfte der ein­gegangenen Anfragen, nämlich 3117, betraf die deutschen Schutz­Vorwärts" veröffentlichte Zuschrift, die dem Vorwärts" von be hindert, indem der Ausgang versperrt wurde. freundeter Seite zuging, erkläre ich: Die Erklärung stellt die That- Fünf Mann hatten das Glück, die Freiheit zu gewinnen, mußten Personen aus, die abfolut ungeeignet zur Auswande= sachen direkt auf den Kopf. Unrichtig ist es erstens, daß in dem zur aber am Donnerstag früh erleben, daß sie nicht in die Fabrit ein- ung waren, da sie nicht einmal das erforderliche Anflage stehenden Eingesandt für den Dr. Göring wenig schmeichel- gelassen wurden. Wahrscheinlich steht eine größere Aussperrung afrika ( 760), während Deutsch- Dstafrita mit 319 folgte. Im außer­Reisegeld besaßen. Am meisten gefragt war Deutsch - Südwest­hafte rechtliche Schlußfolgerungen gezogen wurden", es war ihm bevor. Zuzug ist streng fernzuhalten. vielmehr in dem Eingesandt direkt Betrug, Erpressung und Miß­deutschen Ausland zeigte Britisch- Südafrika die größte Anziehungs­brauch der richterlichen Autorität vorgeworfen. Unwahr ist zweitens, fraft; 414 Anfragen bezogen sich anf dieses. Was die Anfragen daß ich in dem gegen mich eingeleiteten Strafverfahren bei dem anbetrifft, Die Tischlermeister in Posen, die durch den Ausstand der Ge- Herkünfte der den so steht Vergleich den Gewährsmann preisgegeben hätte. Der Gewährsmann fellen, der nun schon mehrere Wochen andauert, in arge Verlegenheit preußischen Provinzen Brandenburg mit 1003 an erster Stelle; war vielmehr bei der Verhandlung mit meinem Rechtsbeistand, geraten, nichts destoweniger aber keinerlei Zugeständnisse machen die Rheinprovinz folgt mit 334, während Pommern , West­von dem der Vorschlag zu einem Vergleich ausging, zugegen wollen, haben sich in ihrer Not, wie uns aus Krakau gemeldet wird, preußen, Ostpreußen und Posen den Schluß machen. Das König­und erklärte sich bestimmt damit einverstanden, als er erfuhr, daß er nach dort gewandt, um sich Ersatz zu schaffen. Es ist ihnen auch reich Sachsen stellte 428 Anfragen, Bayern 418, Baden 145 und nach Lage des Prozesses selbst eine empfindliche Strafe zu erwarten thatsächlich gelungen, in Krakau Gesellen anzuwerben, denen sie Württemberg 100. Aus dem Ausland gingen 255 Briefe ein. Unter hätte. Wenn der Einsender bei der Formulierung der betreffenden natürlich die größten Versprechungen gemacht haben, auch wurde den verschiedenen Berufsklaffen waren die Handlungsgehilfen Vergleichserklärung vor Gericht am andren Tage nicht erschien, so ihnen bereits Vorschuß gezahlt, wofür sie sich kontraktlich zur mit 980 Anfragen am zahlreichsten vertreten; 863 Handwerker, trägt er selbst die Schuld; ich hatte ihn ausdrücklich darum gebeten Annahme der Arbeit verpflichten mußten. Die angeworbenen Gesellen 618 Landwirte und Gärtner, 214 Techniker folgten. Den Kaufleuten und er hatte es mir auch versprochen, um, wenn es zur Verhand- sollen in den nächsten Tagen von einer Delegation der Posener mußte fast ausnahmslos der Nat gegeben werden, nicht ohne festes lung kommen sollte, als Zeuge aufzutreten. Wenn ich noch bemerke, Meister abgeholt werden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Unter- Engagement auszuwandern, und gleichzeitig wurden sie auf die zweck­daß der Gewährsmann während des Prozesses eine Haltung ein- nehmer, wie dies bereits früher geschehen, versichern werden, Ge- mäßigsten Wege, zu einem Engagement zu gelangen, hingewiesen. nahm, die mir und meinen Redaktionskollegen einfach unverständlich fellen, die von dem Posener Streik Kenntnis haben und ihren Alle Auskünfte der Central- Auskunftsstelle werden unentgeltlich erteilt. erschien, so dürfte nunmehr auch die Redaktion des Vorwärts" mein Kollegen nicht in den Rücken fallen wollen, nach anderen Drten zu Die Geschäftsräume befinden sich Berlin W. 9, Schellingstr. 4, II. Verhalten begreiflich finden. Wir halten bei dieser Sachlage die in locken und sie von dort aus alsdann nach Posen zu schaffen. Unser Der Kampf gegen die Wurmkrankheit wird vom Allgemeinen der ersten Notiz des" Vorwärts" enthaltene Würdigung des Falles Krakauer Bruderorgan warnt vor Zuzug von Tischlergesellen nach Snappschaftsverein mit mehr als eigentümlichen Mitteln geführt. Um Deutschland . unter den Arbeitern Aufklärung über die Krankheit, ihre Ursachen, Mit socialem Parteigruß:

für vollkommen zutreffend.

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Wilhelm 8ander.

Unser Gewährsmann bemerkt hierzu folgendes: Meine Zuschrift in Nr. 89 halte ich Wort für Wort aufrecht. 1. Das streitige Eingefandt" der Boltsstimme" hat vor Ver­öffentlichung meiner Zuschrift zwei Redakteuren des Vorwärts" vorgelegen, die meine Auslegung umbedenklich gebilligt haben.

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21

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Deutsches Reich .

unter

Der Bauarbeiter Ausstand in Straßburg , der nunmehr auch ihre Folgen und ihre Bekämpfung zu schaffen, hatten sich die Ver­seitens der Zimmerer beendet ist, hat Anlaß zu zahlreichen Anklagen treter der Arbeiter an die Knappschaftsärzte um Vorträge gewandt und Verurteilungen gegeben. Fünfzehn Jahre Gefängnis verhängte und von diesen auch freundliches und verständnisvolles Entgegen­die Straffammer vorige Woche über eine Anzahl ausständiger Maurer fommen gefunden. Jetzt veröffentlicht die Bergarbeiter- Zeitung" und Zimmerleute, die Arbeitswilligen mit Drohungen oder Thätlich folgendes überraschende, vertrauliche Rundschreiben an die Kassen­feiten zu Leibe gegangen sein sollen. Zwei Maurer erhielten wegen ärzte: Bedrohung resp. Thätlichkeiten je 6 Monate, drei andre je 1 Monat.

Der Verband der Glasarbeiter

2. Der Gewährsmann der Volksstimme" hat sich wegen der von einem Anwalt befürchteten hohen Bestrafung des Genossen Zander mit dem Abschluß eines Vergleichs einverstanden erklärt, den Göring bereits im Princip gebilligt hatte, selbstverständlich hält seine Generalversammlung zu Pfingsten in Dresden ab. unter der Voraussetzung, daß eine angemessene Formu Der Bericht, welchen der Vorstand dem Verbandstage vorlegt, bietet Tierung gewählt werde. Er hat nicht versprochen, im Termine leider kein erfreuliches Bild. Die Glasarbeiter- Organisation hat zu erscheinen, hätte übrigens auch, wenn erschienen, bei den Vergleichs- immer noch unter den schweren Folgen des ungünstig verlaufenen Verhandlungen nichts zu suchen gehabt. Generalstreits im Jahre 1901 zu leiden. Gleich nachdem der Streit beendet war, ließen die Unternehmer die Arbeiter den Ueber­mut des Siegers in brutalster Weise fühlen. Fast überall machten sie den Austritt aus dem Verband zur Bedingung der Wiedereinstellung nach beendetem Streit. Wohl blieb ein Teil der Arbeiter der Organisation treu, aber diese wurden von den Spizeln der Unternehmer ausfindig gemacht und rücksichtslos entlassen. Der berüchtigte Arbeitsnachweis in Hamburg setzte die Entlassenen auf die schwarze Liste, und fast nie gelang es ihnen, in einem zum Ringe der Fabrikanten gehörenden Betriebe wieder Arbeit zu erhalten. Der wirtschaftliche Niedergang, der gerade zu jener Zeit sich bemerkbar machte, kam den Unternehmern bei der Niederwerfung der Arbeiterorganisation sehr zu statten.

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3. Ein Redaktionstollege Banders übersandte die erste Notiz des Vorwärts" dem Gewährsmann und legte eine Richtigstellung im Vorwärts" nahe. Derselbe Redaktionskollege hat aus seiner nach drücklichen Mißbilligung der vergleichsweisen Berichtigung" keinen Hehr gemacht. Nicht nur uns ist danach die Haltung" Banders im entscheidenden Augenblick unverständlich" gewesen. 4. Den legten Saß seiner Erklärung" hat Genoffe Zander offensichtlich nicht in seiner vollen Tragweite erfaßt; nur darum fehe ich mich in der Lage, bei der Abwehr diejenigen Grenzen inne­zuhalten, die mir die Rücksicht, auf die Partei dringend wünschens­wert erscheinen läßt.

Gewerkschaftliches.

Berlin und Umgegend.

Bochum , 22. Mai 1908.

4. Nachtrag zur Geschäfts- Anweisung. Rundschreiben 34,

An die Herren Knappschaftsärzte. Vertraulich.

In der letzten Zeit sind häufig Knappschaftsärzte in ganz harm­loser Form um einen belehrenden Vortrag über Wurmkrankheit an­gegangen worden.

Nachträglich stellte sich dann heraus, daß diese Nummer der Tagesordnung mur Lockmittel war, um einen besseren Saal und einen größeren Zuspruch zu bekommen.

An die kurze Erörterung der Wurmfrage. schloß sich dann eine längere Versammlung zu andren Zweden. Unter diesen Umständen legen wir den Herren nahe, solchen Aufforderungen gegenüber vorsichtig zu sein und wenn Sie reden wollen, die polizeiliche Erlaubnis auf ihren Namen zu erbitten; dann können Sie wenigstens die Versamm­lung schließen, wenn das vorgeschobene Thema genügend er­örtert ist.

Für den Vorstand des Allgemeinen Knappschafts- Vereins Die Verwaltung. D. Hoffmann Gerstein.

Unter denen, welche die Situation gegen die organisierten Glas­arbeiter zum Vorteil der Unternehmer ausnutzten, steht die Aktien­gesellschaft für Glasindustrie vorm. Fr. Siemens" in Dresden obenan. Diese Firma faufte die Glashütten in Wirges , Osterwald, Ger­Dadurch wird es für die Zukunft unmöglich gemacht werden, daß Die Schloffer beabsichtigen, demnächst in eine allgemeine traudenhütte und Usch an. In diesen Orten hatte der Verband die Arbeiter in ihren Versammlungen Vorträge von sachverständiger Lohnbewegung einzutreten. In einer öffentlichen Versammlung der Glasarbeiter Glasarbeiter starke Mitgliedschaften. Durch das Durch das Auf- Seite über die Wurmkrankheit hören. Einmal kann man den Aerzten, am Mittwoch wählten sie eine fünfgliedrige Kommission, die mit treten der neuen Herren" sind dieselben jedoch arg be- welche sich bereit erklären, über dieses Thema vor den Berg­der Innung und der Freien Vereinigung der Meister in Unter- drängt und geschädigt worden. Sogleich, nachdem die Firma arbeitern zu reden, garnicht zumuten, auch noch das Arrangement der handlungen treten soll zipecks Durchführung der neunstündigen die Betriebe in den genannten Orten übernommen hatte, wurden Versammlung selbst zu übernehmen, und dann sind die Bergarbeiter Arbeitszeit, Festsetzung eines Minimallohnes und zeitgemäßer die Arbeiter durch Verschlechterung der Arbeitsbedingungen sowie feine unmündigen Kinder mehr und werden es sich nicht nehmen Regelung der Arbeitsvermittelung. Den direkten Anlaß zu diesem durch Schikanierungen mancherlei Art auf das schwerste bedrängt. lassen, im Anschluß an den sachverständigen medizinischen Vorgehen gaben die jüngst geführten Streits bei den Firmen In Wirges drohte aus diesen Ursachen ein Streit auszubrechen, der Vortrag in die unumgängliche Erörterung der zu treffenden social­Schulz Hafenheide, Förster u. Schulze und besonders jedoch, obwohl der Vorstand ihn für berechtigt hielt, unterblieb, weil politischen Maßnahmen einzutreten. Wer will es den Berg­der Streit bei der Firna Frese, Thürschloßfabrit, Ruheplay- die Lage, in der sich die Organisation zu jener Zeit befand, einen leuten verargen, daß fie die Ablehnung der Resolution Sachse straße. Lettgenannte Firma hatte sich schon seit längerer wirksamen Widerstand unmöglich machte. Schweigend mußten die scharf kritisierten und dagegen protestierten, daß der Knappschafts­Zeit bei den Schloffern dadurch in Mißkredit gebracht, daß Arbeiter das Unrecht ertragen. Die Flaschenmacher in Wirges hätten, taffe oder gar den Arbeitern persönlich die Kosten zur Bekämpfung sie häufig verheiratete Kollegen bon auswärts für sich um den unerträglichen Zuständen zu entrinnen, gern ihr der Wurmfrankheit auferlegt werden sollen? engagierte und diese dann um geringfügiger Ursachen willen wieder Bündel geschnürt, um sich anderswo Arbeit zu fuchen, entließ, wodurch eine Anzahl Familien in arge Bedrängnis gerieten. aber das wußte die Direktion dadurch zu verhindern, daß sie durch Als kürzlich wieder zwei Kollegen ohne jeden stichhaltigen Grund ent- den Arbeitsnachweis sämtliche Betriebe des Fabrikantenringes für die lafsen wurden, forderten die übrigen deren Wiedereinstellung, und Arbeiter aus Wirges sperren ließ. Später wurde noch die Festtags­als diese abgelehnt wurde, legten alle gemeinsam die Arbeit nieder. arbeit eingeführt und die tägliche Arbeitszeit um 20 Minuten ber­Nun sind von dem Innungsvorstande, der auch gleichzeitig Vorstand längert. Alle diese Bedrückungen mußten sich die Arbeiter ruhig ge­der Freien Vereinigung ist, schwarze Listen herausgegeben, in denen fallen lassen, da ihre Organisation zur Zeit wehrlos war. Wie die Firma den Schlossermeistern die Namen sämtlicher bei der Firma Frese in in Wirges gegen die Arbeiter vorging, ist aus der Thatsache zu den Ausstand getretener Gefellen mitgeteilt wurden, in der Absicht, ersehen, daß sie vom 20. Januar 1902, wo sie den Betrieb über­diesen keine Arbeit zu geben. Ja in einer Meisterversammlung ist nahm, bis zum 1. Mai 1903 133 Arbeiter entließ, während sogar der Gedanke einer allgemeinen Aussperrung ventiliert worden. Diese Maßnahmen der Meister haben bei den Schlossern eine be­greifliche Erregung hervorgerufen, weshalb sie nun ihrerseits ent­prechende Gegenmaßregeln zu treffen gedenken.

Achtung, Maßschneider! Bei der Firma Chr. Ehlers in Kiel find Differenzen ausgebrochen, welche Veranlassung waren, daß fämt liche Stollegen die Arbeit niederlegten. Die Kieler Kollegen ersuchen um Fernhaltung des Zuzuges, da die dortigen Unternehmer nach Pfingsten weitere Maßnahmen gegen die Arbeiter planen.

85 Arbeiter, der unerträglichen Bedrückung müde, der Fabrik den Rücken tehrten. Wie in Wirges , so ging die Firma auch in Osterwald, Usch und Gertraudenhütte vor. Fügen wir noch hinzu, daß auch die in den Dresdener Betrieben beschäftigten Arbeiter oft genug Ursache zur Klage über rücksichtslose Behandlung und schlechte organisierten Glasarbeiter in der genannten Firma ihren erbittertsten Arbeitsverhältnisse hatten, so wird man begreifen, daß die Gegner, ihren schlimmsten Feind erblicken.

Krankenkassen der Provinz Schlesien in ihrer Generalversammlung Zur freien Arztwahl hat die Freie Vereinigung der Drts­vom 24. Mai folgende Resolution angenommen:

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Die Generalversammlung ist der Ansicht, daß die Regelung des Verhältnisses zu den Aerzten und insbesondere die Honorierung der Aerzte Sache der freien Entschließung der einzelnen Kassen bleiben muß. Sie spricht sich daher entschieden dagegen aus, daß die sogenannte freie Arztwahl allen Kassen ausnahmslos auf­gezwungen werde und erwartet, daß die Freie Vereinigung der Orts- Krankenkassen der Provinz Schlesien den dahingehenden Be­strebungen der Aerzteschaft wachsamen und energischen Widerstand leisten werde."

viel zu einseitig gegen die freie Arztwahl wendet. Das Jdeal einer Wir haben die Empfindung, daß diese Resolution ihre Spige Strantentasse ist zweifellos eine solche, die den Versicherten möglichst Interesse sich zu leisten pflegt; dazu gehört unbestreitbar auch die das bietet, was der besigende Kranke im wohlverstandenen eignen

un läßt zur Zeit die Lage vieler Kaffen die freie Arztwahl aller­Heranziehung des Arztes, dem er das meiste Vertrauen schenkt. dings nicht zu.

Alle diese Umstände haben begreiflicherweise eine erhebliche Schwächung des Verbandes zur Folge gehabt. Während das Die Ortsverwaltung Berlin 1. Quartal 1901 mit einem Mitgliederbestande von 8452 abschloß, Das ist aber doch wahrhaftig kein Grund, der des Verbandes der Schneider und Schneiderinnen. waren am Ende des 4. Quartals 1902 nur noch 5095 Mitglieder gitation für diese wichtige sociale Forderung in den Weg zu treten, Die ausständigen Schuhmacher hielten am Mittwochnachmittag vorhanden. Das Verbandsvermögen, welches sich am Schluß des fondern einer, durch Konzentration des Kaffenwesens die Staffen eine stark besuchte Versammlung ab, in welcher die Lohnkommission 1. Quartals 1901 auf 39 890 m. belief, befrug Ende 1902 nur noch gefeggeberische Maßnahmen zu bringen, durch welche eventuell unter leistungsfähiger zu machen und, wenn dies nicht möglich ist, auf Bericht über den Stand der Lohnbewegung erstattete. Wie aus den 12 266 M. Berichten hervorging, hat sich die Situation nicht wesentlich geändert. Der Bericht der Hauptkasse umfaßt die beiden Jahre 1901 und Aufwendung öffentlicher Mittel die Lage der Kassen gehoben wird. Die Arbeitgeber- Vereinigung hält an ihrem ablehnenden Standpunkt 1902. In diesen wurden eingenommen 195 287,79 M., ausgegeben Verfehlte Mittelstandsretterei. Der Deutsche Uhrmacherbund fest. Wie durch die Diskussion aus den Reihen der Ausständigen 193 417,55 m., so daß die Hauptkasse mit einem Bestand von will nach Zeitungsmeldungen Erkennungszeichen für Uhren aller Art hervorging, ist die Stimmung derselben eine durchaus zuversichtliche. 1870,24 M. abschloß. Von den Ausgaben sind folgende Posten einführen. Es soll durch dieselben den Uhrmachern Gelegenheit ge­Große Heiterkeit erregten die Mitteilungen einiger Ausständiger hervorzuheben: Für Arbeitslosen- Unterstützung 47 014 W., für Rechts- geben werden, von jeder Uhr festzustellen, ob dieselbe von einem über das Liebeswerben der Arbeitgeber um Arbeitswillige. Mit fchuß 4770 M., Agitation 7355 M., Bibliothek 980 m., außerordentliche Uhrmacher oder einem Warenhause oder Versandgeschäft gekauft iſt. dem Nahen der Reisezeit muß die Lage für die Arbeitgeber Unterstützung 2848 M., Fachpresse 31 538 M.( hierin ist die Bezahlung Vermutlich sollen oder wollen die Uhrmacher dann die Reparatur immer kritischer werden; es ist dieses die eigentliche eines alten Schuldcontos in Höhe von 8217 m. inbegriffen.) Ver- der aus einer der beiden lettgenannten Quellen bezogenen Uhren Hochkonjunktur in den besseren Maßgeschäften, welche fich waltung 16 137 M., Zuschüsse bei Streits 67 202 M.( davon entfaller ablehnen. Das wird zweifellos nur den Erfolg haben, daß die bis Mitte Juli hinzieht. Angesichts des bis jetzt bewiesenen hart- auf den Generalstreik 48 431 M.). Warenhäuser und Versandgeschäfte selbst zur Errichtung von

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