Verwaltungsstellen in einen Bezirk verschmolzen werden. Nonne-m a ch e r- Tönnisheide schildert die in Westfalen herrschendenMißstände, daß die Arbeiter gezwungen sind, sich das notwendigeund sehr kostspielige Werkzeug selbst anzuschaffen, und ersucht, demAntrag von Barmen-Elberfeld zuzustimmen, wonach eine energischeAgitation entfaltet werden soll, um diesen Mißstand zu beseitigen.—Im weiteren Verlauf der Diskussion, in der noch Wernthaler-Augs-bürg, B e cker-Gera, Weißig, Kraus e- Chemnitz und Schneider-Mannheim zumWorte kamen, wurde beantragt, die Mittel zu bewilligen,nm für die polnisch sprechenden Mitglieder das in Posen erscheinendepolnische Gewerkschaftsblatt„Oswiata" zu beschaffen, ferner daßder Vorstand verpflichtet wird, mehr als bisher die Bestrebungender Bauarbciterschutz- Kommission zu unterstützen, und außerdem,daß in der„Metallarbeiter- Zeitung" öfters auf den Wert der Ar-beiterpresse hingewiesen wird.Eine Konftre� der Former nnd Gießerei-Arbeitertagte, am 1. und 2. Pfingstfeiertage im Gewerkschaftshause zu Berlin.Anwesend waren 45 Delegierte aus 35 Orten, der Hauptvorstanddes Metallarbeiter-Berbandes, die Bezirksleiter und ein Vertreterder organisierten Former aus Wien.— Die Konferenz war von derAgitationskommission der Former und Berufsgenossen Berlins undUmgegend einberufen und hatte zum Zweck, eine intensivere nndplanmäßigere Agitation unter den Formern und Gießerei-Arbeiternherbeizuführen und ferner Matznahmen zu beschließen, welche es er-möglichen, bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen zu schaffen.Am ersten Tage wurde in der Hauptsache über die Agitationberaten. Der Referent A. K ö r st e n und fast alle Delegierten gabender Meinung Ausdruck, daß in Bezug auf die Agitation weit mehrals bisher geschehen muß und daß der Hauptvorstand verpflichtetist, alle diesbezüglichen Unternehmungen zu unterstützen. Um diespeciellen Berufsinteressen der Former und Gießerei-Arbeiter besserwahren zu können, wurde die Wahl einer besonderen Agitations-kommission für das Deutsche Reich, die Gründung eines frei-willigen Fonds und auch die Einrichtung von besonderen Sektionender Former innerhalb des Metallarbeiter-Verbandes empfohlen. VomHauptvorstande und einigen Delegierten bezw. Bezirksleitern wurdehiervon abgeraten, mit dem Hinweis, daß die vorhandenen Ein-richtungcn völlig ausreichen, um für jede Berufsgruppe eine erfolg-reiche Agitation entfalten zu können.Schließlich gelangte ein st immig eine Resolution zurAnnahme, in der die Konferenz die Erwartung ausspricht, daßzur Wahrung der speciellen Berufsinteressen der Former undGießerei-Arbeiter in allen Bezirken des deutschen Metallarbeiter-Verbandes Agitationskommissionen gegründet und diese den Bezirks-leitern zur Betreibung einer wirksamen Agitatioir zur Seite gestelltwerden. In allen Orten, in denen die Sammlung von freiwilligenFonds möglich ist, wird die Gründung derselben den einzelnenKommissionen empfohlen.Hierauf referierte Z c r n i ck e- Berlin über die Lohn- undArbeitsverhältnisse und die Maßregeln zur Beseiiigung der Miß-stände. Gestiitzt durch ein umfangreiches Thatsachenmaterialschilderte der Redner die vielfachen Schäden, die das Accordsystemmit der Entwicklung der Großindustrie und deren Begleiterscheinungenhervorgerufen hat. Er befürwortete sodann Erhebungen über diederzeitigen Lohn- und Arbeitsverhältnisse vorzunehmen, und zwarnicht nur über die jArbeitszeit sund den Lohn, sondern über allewesentlich in Betracht kommenden Fragen, namentlich über dieüblichen Abzüge in den Gießereien und die Bezahlung des sogenanntenAusschusses. Auf der Basis dieses Materials soll dann eine spätereKonferenz über weitere Maßnahmen beschließen und eine Lohn-bewegung der Former und Gießereiarbeiter vorbereitet werden.Die hierauf folgende Debatte bewegte sich vollkommen im Sinnedes Referats. Von den Delegierten, die sich sämtlich an der Dis-kussion beteiligten, wurden sehr arge Uebelstände, die fast in allenOrten gleichartig iir Erscheinung treten, zur Sprache gebracht.Folgende Resolution, für die sich auch der Hanptvorstand ausgesprochen hat. gelangte einstimmig zur Annahme:„In Erwägung, daß die Lohn- und Arbeitsbedingungen imFormergewerbe jeder festen Grundlage entbehren und somit derwillkürlichen Festsetzung derselben seitens der Betriebsleitungen,Gießereibesitzer und Werkmeister ausgesetzt sind; in fernerer Er-wägung, daß die Regelung der Ausschußftage in unserm Berufe zurunbedingten Notwendigkeit geworden ist, beschließt die zu Pfingstenim Gewerkschaftshause zu Berlin tagende Vorkonferenz der Formerund Berufsgenossen Deutschlands:Eine Enquete über die zur Zeit bestehenden Lohn- und Arbeits-Verhältnisse und zwar über Lohn, Accordarbeit, Verdienst, Arbeits-zeit, Tarif und Ausschuß, Abzüge in den Eisen- und MetallgießereienDeutschlands vorzunehmen, um auf Grundlage dieser Erhebungeneine allgemeine Lohn- resp. Tarifbewegung vorzubereiten.Die Konferenz beauftragt die Agitationskommission der FormerBerlins, sich zum Zwecke der Durchführung der Enquete mit demVorstand in Verbindung zu setzen, um dieselbe sobald als möglichül die Wege zu leiten."Dem Vorstande und der Kommission wurde weiter anHeim-gegeben, die Erhebungen auch auf die sanitären Einrichtungen undauf das Lehrlingswesen auszudehnen. Der Antrag bezüglich desLehrlingsunwesens, wie die Bezeichnung lautete, war in der Haupt-fache veranlaßt durch den Ilmstand, daß von den Jnnungshelden,besonders in den Berliner Gelbgießereien, ganz unverhältnismäßigviel Lehrlinge eingestellt und in der schlimmsten Weise ausgebeutetwerden.6. Generalversammlung der Glasarbeiter Dentschlands.Dresden, den 30. Mai.Aus 47 Orten sind 66 Delegierte entsandt. Außerdem vomAusschuß P e s ch e l- Deuben; von der Pretzkommission Fischer-Fürth; vom Hauptvorstand Girbig, Halwatz und Hamann-Berlin.Bei den Begrüßungsreden legte Horn der Generalversammlungeinen Gummischlauch vor, der bei der Firma Grützner u. Winter inDeuben bei Dresden gegen die dortigen Arbeiter in Anwendunggekommen ist, was auf die allgemeine Lage der Glasarbeiter eindeutliches Schlaglicht werfe.Nach erfolgter Bureauwahl nahm der Verbands- VorsitzendeGirbig das Wort zum Vorstandsbericht. Daraus ginghervor, daß infolge des vergangenen Generalstreiks der Verbandin eine äußerst schwierige Lage gekommen ist. Das Unter-nehmertum hat den Glasarbeitern das Koalitionsrecht fastganz illusorisch gemacht. Auch die Agitation sei heute sehrerschwert, da die Kollegen gegen das Unternehmertum noch unter-würfiger geworden seien. In seinen weiteren Ausführungen weistGirbig energisch die schäbigen Angriffe zurück, die das Scharfmacher-blatt„Die Glashütte" zur Zeit des Generalstreiks gegen die Leiterdes Verbandes geführt habe. Ueber den Mitgliederstand sich ver-breitend, stellt Redner fest, daß in letzter Zeit erfteulicherweisewieder ein merklicher Aufschwung zu verzeichnen sei.Den Geschäftsbericht giebt H a m a n n- Berlin. DerVerband habe mit den erheblichen Schulden aus dein letzten General-streik noch längere Zeit zu schaffen. Sei das Kassenergebnis auchnicht allzu rosig, so brauche man doch nicht für die Zukunft besorgtsein. Infolge der herrschenden Krise sei durch die Arbeitslosen-Unterstützung die Verbandskasse ebenfalls sehr in Anspruch ge-nommen. Erfreulich sei die größere Stabilität im Eingang derVerbandsbeiträge der Mitglieder.Dresden, den 1. Juni.Es find verschiedene Begrüßungstelegramme eingegangen:darunter eins von den belgischen Kollegen.— Auf Wunsch ergänztder Verbandsvorsitzende Girbig noch in einigen Punkten denVorstandsbericht und wünscht einen Beschluß der Generalversammlunggegen die Verleumdungen des Unternehmerorgans„Die Glashütte",die dieses Blatt bezüglich des Generalstreiks gegen die Leiter desVerbandes ausgestreut hat.Danach wird der Bericht des Vorstandes zur Diskussion gestellt.Die Delegierten von Fürth verteidigen die Haltung der dortigenKollegen während ihres örtlichen Streiks. Bei Wochenlöhnen von6—6 M. haben die Unternehmer noch Abzüge gemacht. Dagegenmußte etwas geschehen.— In der weiteren Debatte wird derGeneralstreik mit dem, was er gelehrt, lebhaft besprochen. Dazu wirdfolgende Resolution einstimmig angenommen:„Die heute am 1. Juni stattgefundene Sitzung ist bezüglich desGeneralstreiks zu der Ueberzeugung gekommen, daß absichtliche Schuldniemand zuzuschreiben ist, und bedauert lebhaft den Fehler desGenossen Roske, Rednktenr der„Holzarbeiter- Zeitung". DieDelegierten verpflichten sich, mit aller Kraft die Fehler wieder gutzu machen, die bei dem Generalstreik gemacht worden sind."Nach Schluß der Debatte nimmt der Vertreter der General-kommission S a b b a t h- Berlin das Wort zu der Erklärung, daßdie Generalkommission nicht mit dem Artikel Nöskes in Verbindunggestanden hahe. Die Generalkommission habe Röske keinerleiMaterial zur Verfügung gestellt. Redner bedauert auch das Er-scheinen des Artikels während des Streiks.— In ihren Schlußworten gehen Girbig und Hamann nochmals auf die wichtigstenPunkte ein und erklärt Girbig, daß der Vorstand nach Lage derDinge nicht anders habe in der Fürther Angelegenheit handelnkönnen.Die nun folgenden Berichte des Ausschusses und der Preß-kommission enthalten nichts, was zu einer Diskussion Veranlassunggeben konnte. Doch protestiert P e s ch e l- Deuben im Namen desAusschusses gegen die Verleumdung der Verbandsleitung durch die„Glashütte". Der Vorstand habe in ehrenhafter Weise seine Pflichterfüllt. Nur an diese Erklärung knüpft sich eine kurze Debatte undwird zu dieser Sache folgende Resolution einstimmig an-genommen:„Die sechste Generalversammlung der Glasarbeiter spricht demVorstand sowie den Leitern der Fachpresse nach abgegebenen Ab-rechnungen ihr größtes Vertrauen ans trotz aller Verleumdungen der„Glashütte".Danach wird Punkt 6 der Tagesordnung:„Die Erhöhungder Beiträge und Regelung der Arbeitslosen- Unterstützung"verhandelt. Dazu referiert Girbig- Berlin. Er führtaus, daß eine durchgehende Erhöhung der Beiträge in den einzelnenBeitragsklassen unbedingt nötig sei. Trotz der traurigen Lage derKollegen müsse man zu höheren Beiträgen kommen. Es würde sonstniemals möglich sein, eine Besserung der Lage der Glasarbeiterherbeizuführen. Gerade weil das Unternehmertum die Schwäche deSVerbandes in finanzieller Beziehung kenne, sei es zu keinen Unter-Handlungen bereit. Das sei von maßgebender Stelle selbst erklärtworden. Redner empfiehlt die Vorlage des Vorstandes. Danachsoll der wöchentliche Beitrag bei einem jährlichen Einkommen bis700 M. 30 Pf., bis 1000 M. 40 Pf. und über 1000 M. 50 Pf.betragen.— Zur Vorberatung aller zu diesem Punkt gestellten An-träge ist eine Kommission eingesetzt worden. Dieselbe empfiehltebenfalls den Vorschlag des Vorstandes. Doch soll außerdem derbisherige 20 Pf.-Beitrag beibehalten werden für die weiblichen undjungen unter 16 Jahre alten Kollegen.In der nun folgenden Diskussion sind sämtliche Rednervon der Notwendigkeit höherer Beiträge an sich überzeugt. DieDelegierten die sich trotzdem dagegen aussprechen, begründenihre Stellung mit der überaus traurigen Lage der Kollegenin ihren Bezirken. Hierbei werden über die Lage der Glasarbeiterin Schlesien, Thüringen, Süddeutschland und Rheinland die trübstenBilder entrollt. Durchschnittliche Wochenlöhne für Familienvätervon 6—6 M. seien dort an der Tagesordnung. Es geht folgenderVernrittelungsvorschlag ein: der Mindestbeitrag soll 25 Pf. pro Wochebetragen für weibliche und jugendliche Kollegen und für solche, derendurchschnittlicher Jahresverdienst nicht über 600 M. hinausgeht.iL Gkneralverslmmltlngdes Nerblmdes devtschkl Kergarbeiter.Zwickau, 1. Juni 1903.In der eigentlichen Geburtsstadt der modernen Bergarbeiter-Bewegung begann heute die 14. Generalversammlung des Ver-bandes deutscher Bergarbeiter. K r a n e r heißt die Delegierten imNamen des Zwickauer Kartells und der Zwickaucr organisierten Ar-beiter willkommen. Redakteur H. Gold st ein- Zwickau hältdarauf eine längere Begrüßungsrede. H. Sachse heißt den vonOestrcich erschienenen Kameraden Ebert willkommen. Sodann er-folgt die Wahl des Bureaus. Gewählt werden H. S a ch s e als ersterVorsitzender und P. Meis- Gelsenkirchen als zweiter Vorfitzender.Nachdem übermittelt Ebert-Oestreich die besten Grüße der östreichischenKameraden. Nach längerer Geschäftsordnungs-Debatte macht derVorsitzende den Vorschlag, zur Prüfung der Anträge zur Arbeits-losen-Versicherung, Krankenzuschuh-Kasse und Statutenänderungeine zwölfgliedrige Kommission zu wählen, dieselbe soll dann derVersammlung die Vorschläge unterbreiten, welche sie zu entwerfen hat.Der Vorschlag wird angenommen.Den Bericht des Vorstandes giebt sodann der Re-ferent H. Sachse.In der Nachmittagssitzung wird der Bericht der Mandats-prüfungs-Kommission erstattet. Anwesend sind 90 Delegierte mit92 Mandaten, 3 Vorstandsmitglieder und 2 Mitglieder der Kontroll-kommission. Redakteur Umbreit-Berlin wohnt im Auftrage derGeireralkommission den Verhandlungen als Delegierter bei. In derweiteren Verhandlung folgen die Beratungen über die Anträge be-treffend Vorstand und Organisation. Nach längerer Diskussionwerden folgende Anträge angenommen: 1. Der Vorstand hat Schrittezu thun, um Vortragskurse einzurichten. 2. Für das Saargebiet undLothringen wird ein ständiger Agitator aus Verbandsmitteln an-gestellt. Im Magdeburg-Harzer Becken ist ein Rechtsschutz-Bureauzu errichten. Rechtsschutz für den Bezirk Hamm ist 1 oder 2 Tagejeder Woche in Kamen zu erteilen. Der Antrag:„Die Verbands-boten sind in einer Jnvalidenkasse zu versichern; die Hälfte des Bei-träges zahlt die Verbandskasse", wurde dem Vorstande zur Be-rücksichtigung überwiesen. Weiter wird der Antrag, ncuanzustellendeBeamten möglichst aus den Reihen der gemaßregelten Mitgliederzu nehmen, angenommen. Ein Antrag, die Einteilung der Bezirkebei den Dclegiertenwahlen den Vertrauensleuten zu überlassen, wirdangenommen. Wieder aufgenommen mit der Begründung, daß beider Abstimmung ein Irrtum vorgelegen habe, werden die AnträgeEssen und Braunschweig, Errichtung von Rechtsbureaus daselbst.Fast einstimmig wurden diese Anträge dem Vorstande zur Be-rücksichtigung überwiesen. Damit steht fest, daß in Essen ein Rechts-bureau errichtet wird. Hiermit hat Punkt 2 der Tagesordnung seineErledigung gefunden.Den Kassenbericht gab hierauf der Hauptkassierer JohannMeier- Bochum. Referent ist im großen und ganzen mit denKassenverhältnissen und den Ortsverwaltungen zufrieden; es hat sichim letzten Jahre vieles gebessert. Allerdings sind auch Rückständean Beiträgen vorhanden; die Schuld tragen nach Ansicht des Redners.'die schlechten Erwerbsverhältnisse und der besonders im Ruhrrcvierherrschende Lokalmangel, aber vor andren Gewerkschaften brauchtsich der Bergarbeiter-Berband nicht zu schämen. Der Referent er-klärt zum Schluß seinen Rücktritt von der Kassenführung, und zwar,weil seine Gesundheit stark gelitten habe.— Der Kassierer desZwickauer Zweigbureaus, Zimmermann, giebt hierauf einenkurzen Kassenbericht über den Wirkungskreis dieses Bureaus, welcheskeine Thätigkcit über das Königreich Sachsen, Mitteldeutschland unddie Nieder-Lausitz erstreckt.— Zum Punkt Kassenverwaltung sind5 Anträge gestellt, von denen nur 2 zur Debatte kommen. DerVorsitzende Sachse begründet besonders den Antrag des Vor-tandes. Anlauf eines Hausgrund st ücks für denVerband. Der Kauf sei unter sehr günstigen Bedingungen ab-geschlossen worden. Der Vorstand habe mit dem Erwerb nur einenBeschluß der vorjährigen Generalversammlung in Essen ausgeführt.Redner empfiehlt die Annahme des Antrages. Der Delegierte Aufder Straße- Essen spricht über die Resolution des Vorstandes,welchelautet:„Zahlstellen, welche nicht weiter als eineStunde vomSitzeeines Gewerkschaftskartells entfernt liegen, können sich dem be-treffenden Kartell anschließen. Da die Bergarbeiter bei den Gewerbe-gerichtett, Orts-Krankenkassen, dem Herbergswesen usw. nicht beteiligtsind, soll der Verbandsvorftand die Kartellbeiträge in der Regel nurin Höhe der Hälfte der von andren Berufen gezahlten Beiträge be-willigen. Die Kartellbeiträge sollten in der Regel 10 Pf. proQuartal nicht übersteigen. Das Vertretungsrecht im Kartell sollenunsre Mitglieder entsprechend ihrer Kopfzahl und ihrer Beitragshöheverlangen." Redner geht zunächst auf die Angriffe des„Berg-knappen" gegen den Verband ein und erklärt, daß er nach Einsicht derKassenverhältnissc zu der Ueberzeugung gekommen sei, daß die An-grisfe des„Bergknappen" nicht auf Wahrheit beruhen und daß dieim Jahresbericht des Verbandes angegebene Mitgliederzahl richtigsei, während der„Bergknappe" dem Verbände eine viel zu geringeMitgliederzahl zuschreibe. Auch der Uebertritt vieler Gewerkvereins-Mitglieder zum Verbände bestätigt sich.— Einstimmig wird die Re-solution des Vorstandes angenommen und der Ankauf eines Haus-grundstückes beschlossen.Den Bericht der Kontrollkommission giebtGötze- Oberhausen. Redner hat mit seinen Kollegen bei den vor-genommenen Kassenrevisionen, die selbst manchmal unvermutet vor-genommen worden sind, alles in Ordnung gefunden.— Auf Antragwird hierauf dem Vorstande und der Gesamtverwaltung Dechargeerteilt.Redakteur der„Bergarbeiter-Zeitung" H u 6 referiert überPunkt 6 der Tagesordnung: Die Presse. Er erörtert kurz dieverschiedenen Klagen über Zurückweisung oder Kürzung der Berichteund rechtfertigt die Haltung der Redaktion. In Bezug auf die An-griffe gegen die Zeitung seitens des„Bergknappen" und vieler geistes-verwandter Blätter sage er nur, daß die Zeitung auf dem richtigenWege sei, sonst würde von den Gegnern nicht so auf die Redaktiongeschimpft. Die„Bergarbeiter-Zeitung" werde aber stets trotz allerAnfeindungen unentwegt weiter kämpfen für Wahrheit, Freiheitund Recht._Internationaler Sergarbeiter-Kongreß.Brüssel, den 1. Juni 190S.Dieses Jahr haben sich die Delegierten der Bergarbeiter Europasin der belgischen Hauptstadt zusamniengefunden. Die deutschenBergarbeiter haben 9 Delegierte, sämtlich aus dem Ruhrgebiet,entsandt. Mehr zu senden erlaubte die gegenwärtige Situationin Deutschland fReichstagswahl, Verbandskongreß) nicht. DieFranzosen sind 6, die Belgier 14, die Engländer 46 Mann starkvertreten. Dann war außerdem noch als Vertreter der östreichischenBergarbeiter Z c i n g r anwesend. Die gesamten 77 Delegiertenrepräsentieren insgesamt 7 271 600 Arbeiter.Der Kongreß tagt im Zfeison du peuple. Nach Erledigung derüblichen Formalitäten eröffnet der internationale Sekretär Picard-England den Kongreß. In einer kurzen Ansprache läßt er die Be-gebenheiten des letzten Jahres Revue passieren.Die Internationale der Bergarbeiterschaft, sagt er, steigt auf-wärts. Davon ist dieser Kongreß als auch das abgelaufene Be-richtsjahr der beste Beweis. Trotzdem die deutschen Kameradenselbst ihre Generalversammlung in Zwickau haben, trotzdem die auf-geklärte Arbeiterschaft Deutschlands gegenwärtig in einem derschwersten Kämpfe engagiert ist, der die Gegenwart aller Kräfteerheischt, sind die deutschen Bergarbeiter relativ stark vertreten.Unter ihnen befindet sich ein alter Kämpe, der uns allen bekannteund von uns allen geachtete Kamerad Schröder. fBeifall.) Auchdie belgische Organisation hat im letzten Jahre gehörigeFortschritte gemacht. Unsre französischen Brüder haben dieFolgen des vorjährigen Generalstreiks überwunden und dasResultat ihres letzten Kongresses läßt zu den besten Hoff-nungen berechtigen. In andrer Beziehung sind freudigeMitteilungen zu machen. Bekanntlich sind bis jetzt unsre vielenBemühungen, die amerikanischen Bergarbeiter in dieinternationale Phalanx zu ziehen, erfolglos gewesen. Jetzt winkt auchdieser Erfolg. Der Präsident der United Miners Federation teiltmir mit, daß ihr Statut leider die Sendung einer Delegation zumKongreß nicht erlaube. Es werde aber sein eifrigstes Bestreben sein,daß ihr nächster Kongreß den Anschluß an die Internationale derMinenre vollziehe.(Beifall.) Dann schickt uns das i n t e r-nationale Komitee der Socialdemokratie ein sehrsympathisches Schreiben, das uns besten Erfolg wünscht.(LangerBeifall.) Auch ist soeben ein Glückwunsch-Telegramm vonder Generalversammlung des deutschen B.e rgarbeiter«Verbandes eingetroffen.(Beifall.)Alle diese Schreiben beweisen, daß unsre internationale Ver-einigung feste Gestalt angenommen hat.Der wichtigste Punkt unsrer Tagesordnung ist wohl die Wurm-k r a n k h e i t. Diese Seuche, die die Minenbevölkerung Deutschlands,Frankreichs und Belgiens verheert, muß hier gründlich diskutiert undfür deren Bekämpfung praktische Ratschläge und Fingerzeige gegebenwerden. Mögen die Verhandlungen in vollster Einigkeit und Brüder-lichkeit schnell von statten gehen. Die deutschen Delegierten müssenso bald als möglich wieder in ihre Heimat zurück, um ihren wähl-kämpfenden Brüdern helfen zu können. Gerade der jetzige Wahl-kämpf wird nicht nur von der Arbeiterklasse im allgemeinen, sondernauch im besonderen von der englischen mit großemInteresse verfolgt. Undwir englischen Bergarbeiterwünschen dringend, daß unfre deutschen Kollegennur richtigen Arbeitervertretern ihre Stimmegeben. Der 16. Juni muß ein Sieg für das gesamtearbeitende Volk werden. Brausender Beifall.)C a v r o t(Belgien): Alle von einem Gedanken beseelt, istlanges Reden nicht am Platze. Ich bin glücklich. Sie in unsermdlaison du Peuple willkommen zu heißen. Möge dieser Kongreßein wichtiger Markstein auf dem Wege zur Befteiung der Arbeitersein.(Beifall.)Schröder(Deutschland, mit stürmischen Ovationen em-pfangen): Wir sind mit großer Freude in diese Stadt, in dieses Hauseingetreten. Wissen wir doch. daß wir uns auf historischem Bodender Revolution befinden, daß wir in einer Arbeitercitadelle tagen.Belgien, welches von den reaktionären Staatsmännern zueinem neutralen, zu einem Pufferstaat gemacht wurde, dient heuteden Delegierten des arbeitenden Volkes zum Stelldichein. Hierunter den Falten der roten Fahnen wurde schon manche Volks-freundliche That beschlossen und ausgeführt.— Leider sind wirdiesmal schwächer vertreten als in Düsseldorf. Aber unsre gleich-zeitig stattfindende Generalversammlung, bezw. der innere Ausbauunsres Verbandes beansprucht die besten Kräfte, dann verlangt dieWahlagitation den besten Mann. Trotz der schwachen Zahl derErschienenen wird der Kongreß den allseitigen Erwartungen ent-sprechen. Die 52 000 in dem deutschen Verband vereinigten Berg-arbeitcr richten erwartungsvoll ihre Blicke auf diesen Saal und ihreheißesten Glückwünsche begleiten unsre Arbeit, deren höchster Zweckist: die solide internationale Vereinigung der Ausgebeuteten derMine.(Lauter Beifall.)C o t t e(Frankreich) will nach einer solch auten Rede nicht vielsprechen. Er dankt fiir den freundlichen Empfang und hofft, daßdie französischen Bergarbeiter den deutschen in ihren Fortschrittennachfahren. Arbeiten wir hier praktisch an der vollständigenEmancipation der arbeitenden Klassen.Mars, der Sekretär der socialdemokratischer Partei Belgiens,heißt die Delegierten willkommen.Als Präsident für den ersten Tag wird C a v r o t(Belgien)ernannt.Die Absendung eines Sympathie-Telegramms an dieGeneralversammlung des deutschen Bergarbeiter-Verbandes wird auf Antrag der englischen Delegierten unterBeifall beschlossen.Die NachmittagSsitzung wird mit der Diskussion überdie gesetzliche Einführung des Achtstundentageseröffnet. Der englische Delegierte B r a i s begründet die vorliegendeResolution. Die Versuche, den achtstündigen Arbeitstag gesetzlich fest-zulegen, seien bekanntlich in England gescheitert. Dies hat uns, sagt derRedner, zu der Ueberzeugung gebracht, daß wir mehr denn bisherselbständig Abgeordnete haben und unsere Forderungen