wenn die Socialdemokratie hierüber Klarheit schafft, da eine der artige Stellungnahme selbstverständlich die Wahlen beeinflussen müßte."
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bie Gründe für den fläglichen Reinfall darzuthun; in dieser Er- Maurerberbandes, ein baumlanger starker Mensch, auf die] klärung wurde die Behauptung von den Insulten und dem Ins- Genossen aufmerksam. Er sammelte eine Rotte frommer gesichtspucken aufgestellt. Die Fränkische Tagespost" ging der Sache Gesinnungsgenossen um sich, gemeinschaftlich drangen sie auf den fofort auf den Grund und stellte fest, daß alles erlogen war. Zwei ersten Genossen ein und umzingelten ihn. Czech schrie dem Genossen Daß die bürgerlichen Parteien anfangen, in der Stichwahlfrage Arbeiter, die Freunde sind, von denen aber der eine Anhänger der zu, er dürfe hier nicht verteilen; dann schrie er seinen Kumpanen zu: vernünftiger zu denken, ist ausschließlich eine Entdeckung der freien Gewerkschaften ist, während der andre der Hirsch- Dunckerschen Nehmt ihm die Blätter weg und schmeißt sie in die Radaune! Frankf. Zeitung". Sehende Politiker beobachten das Gegenteil. Richtung angehört, verließen am Wahltage mittags zusammen die Schmeißt den Hund selbst in die Radaune!( So heißt der Fluß, der allenthalben so neuerdings erst in Sorau - Forst und DessauSchuckertsche Fabrik, um gemeinsam den Heimweg anzutreten. Vor dort fließt.) Während nun die andren Rowdies nach dem Wehrlosen mit gehen die Freisinnigen Volksparteiler gleich in der Hauptwahl dem Thore wurden gerade Flugblätter verteilt, in dem die Wähler Fäusten stießen, packte Czech das Flugblattpaket und wollte es gewaltsam gehen die Freifinnigen Volksparteiler gleich in der Hauptwahl vor einem Wahlmanöver der Hirsch- Dunckerianer gewarnt wurden, fortreißen. Als der Genosse sich gegen diesen Straßenraub wehrte, mit den Kardorff- Leuten zusammen. Im übrigen haben wir mit den Kardorff- Leuten zusammen. Im übrigen haben wir die erst im letzten Augenblick vor der Wahl mit ihrer Liste hervor schlug ihn ein Mensch, namens Gensch, mit einem schweren Stock so bisher unsre Entschließungen über die Stichwahltaktik niemals von getreten waren und darauf die Namen einer Anzahl bekannter Ge- heftig über den Kopf, daß der Arme fast bewußtlos zusammenbrach. der Schäbigkeit und Borniertheit unfrer freisinnigen" Feinde abwerkschaftsführer gesezt hatten, um die Wähler irre zu führen. Dazu schrie einer: So ist's gut! Glücklicherweise erholte sich der hängig und die gegenseitige Stichwahlhilfe nicht zur Bedingung Der Gewerkschaftler hielt nun seinem Freunde ein solches Flugblatt Getroffene und konnte durch schleunigen Rückzug sein Leben retten. gemacht, sondern lediglich bestimmte sachliche Verpflichtungen vor die Nase und sagte:" Siehst Du, da hast Du Deinen Nun stürzt sich die fanatische Horde auf den zweiten Genossen, den sie verlangt, wie sie auch diesmal in München zwingend festgelegt Wahlschwindel." Der Angeredete war über diese Aeußerung ebenfalls schon unzingelt hatte. Czech schlug den kleinen nicht sonderlich worden sind.
sehr erbost und erzählte sie nachmittags dem Vorarbeiter Drießlein, fräftigen Genossen so mächtig mit seiner schweren Faust gegen den der Vorsitzender des Gewerkvereins der Schlosser und Maschinen- rechten Unterkiefer, daß das Blut heraussprang. In dem Moment sprang Daß die Regierung den Antrag Kardorff ohne weiteres in Kraft bauer ist, wobei er aus Eignem noch hinzufügte, der Arbeiter habe ein Mann, der auch aus der Kirche fam, vor den so brutal Gemißhandelten. feßen könnte, glaubt außer der„ Frankfurter Zeitung " niemand. Der auch gesagt:" Euch gehört ins Gesicht gespuckt." Der Er wehrte die andrängenden Centrumshummen ab und rief ihnen Popanz ist nur erfunden, um die volksparteilichen Zolltreibereien Vorarbeiter erklärte, ohne sich erst weiter zu informieren:" Das zu:„ Eben kommt Ihr aus der Kirche und schlagt gleich einen zu beschönigen. Wenn die Franks. 3tg." es nicht selbst einsieht und tommt in die Zeitung." So kam die Behauptung in die Menschen tot?" Die Stumpane des Czech schämten sich auch nicht uns nicht glaubt, so mag sie bei den ihr näher stehenden NationalErklärung des Orts- Verbandsausschusses. Als die Geschichte öffent- der widerlichen Gemeinheit, unsrem Genossen direkt ins Gesicht liberalen, dem Herrn Bueck oder auch dem Grafen Posadowsky anlich besprochen wurde, bekam der angeblich Insultierte Angst, er zu spucken!!! Nach etwa zehn Minuten, als die Zeugen des fragen. ging zu Herrn Drießlein und erklärte, daß er weder angespuckt worden, rohen Ueberfalles bereits fort waren, trafen unsre Genoch daß irgend eine Andeutung vom Anspucken gefallen sei. Genau nossen Worin besteht nun die Gefahr? Daß die Regierung noch auf der andern Seite des Radaunedammes auf so schwindelhaft sind die andren Behauptungen über Belästigungen einen Schußmann. Dieser erklärte, er müsse ihre Namen notieren, mehr nach rechts gedrängt werden könnte, ist ausgeschlossen. Mit bei den Wahllokalen. Es war überall Submannschaft vertreten, da sie öffentlich keine Flugblätter verbreiten dürften!! Auf die Ent- den Hahn und Wangenheim lassen sich keine Handelsverträge schließen. die nicht einmal in einem einzigen Fall Anlaß fand, einzuschreiten. gegnung, daß die öffentliche Verbreitung zweifellos erlaubt sei, er- Die Gefahr besteht ausschließlich in dem Zollwucher mittlerer Linie, Nach den Beispielen, die wir bis jetzt von der Wahrhaftigkeit widerte der Polizist: er müsse sie dann aber notieren, weil sie einen in solchen Handelsverträgen, deren Kosten die Arbeiterschaft zu der Freisinnigen Zeitung" und ihrer Quellen gegeben haben, wird Volksauflauf verursacht hätten!! tragen hat. wohl jedermann die aus diesem Lager stammenden Behauptungen von vornherein stets mit den stärksten Zweifeln aufnehmen dürfen. Wir werden es uns aber trotzdem nicht verdrießen lassen, auch den zu erwartenden neuen Lügen der Freisinnigen" auf den Grund zu gehen.
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Zufolge Ihrer Anmeldung vom 15. Mai 1903 bescheinige ich Ihnen hierdurch, daß Sie für Sonntag, den 24. Mai cr., nachmittags 3 Uhr, eine öffentliche Volksversammlung angemeldet haben, welche im Lokale der Frau Witwe Keller hierselbst abgehalten werden soll.
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Es scheint übrigens, als ob die Danziger Polizei jede öffent- In der Regierung fämpfen zwei widerstreitende Tendenzen. liche Flugblattverbreitung als Voltsauflauf zu bestrafen gewillt ist. Einmal ist es ihr erwünscht, die bisherige Handelsvertragspolitik Denn auch sämtliche andren Flugblattverbreiter sind aus diesem fortzusetzen. Gute Handelsverträge kann sie überhaupt nur abGrunde sistiert. Aehnlich wie in Alt- Schottland erhielt auch der schließen, wenn sie schutzzölnerisch abrüstet und sich auf die SocialGenosse, der in der Nähe der königlichen Kapelle die Flugblätter bemokratie stügt. Es ist fraglich, ob es ihr überhaupt gelingt, mit austeilte, schlagende" Beweise christlicher Nächstenliebe. Als er Was der Herr Amtsvorsteher nicht wünscht. In Greppin einige Zeit unbelästigt verteilt hatte, sammelte ebenfalls ein höheren Zöllen Handelsverträge zu stande zu bringen. Die Social( Delitzsch - Bitterfeld ) wollten unsre Parteigenossen fürzlich eine fanatischer Christ" eine Horde Gesinnungsgenossen um sich, er- demokratie vertritt auch auf diesem Gebiete den Fortschritt der EntWählerversammlung für die in dortiger Gegend wohnenden polnischen flärte diesen, daß die Zettelverteiler alt der Nikolaikirche wickelung, und wenn die Regierung so könnte wie sie wollte und müßte, so Arbeiter veranstalten. Die Bescheinigung des Amtsvorstehers über bereits von der Polizei vertrieben seien, und dann drang auch würde ihr ein Abschluß von Handelsverträgen nach socialdie erfolgte Anmeldung sah so aus: diese Horde auf den einzelnen Genossen ein, der sich darauf demokratischen Grundsägen äußerst angenehm sein. Auf der andren bis zur nächsten Straßenecke zurückzog. Die fanatischen„ Christen" Seite aber bedeutete eine solche Handelspolitik einen vollständigen ließen jedoch nicht von ihm ab, stießen ihn mit den Fäusten, Bruch mit der konservativen Tradition und der herrschenden schimpften in der rohesten Art und spuckten ihm sogar ins Gesicht. Darauf holten einige von der Bande zwei Schußleute. Der erste verbot Junkerkaste. Und diese bittere Notwendigkeit, dem Junkertum dem Genossen wieder die Flugblattverbreitung und fragte ihn, Tribut zu zahlen, wird versüßt durch den fiskalischen Ich mache Sie jedoch darauf aufmerksam, daß ich das Reden wer ihm die Erlaubnis dazu erteilt habe. Auf die Antwort, 3wang, durch Erhöhung der Zölle neue Einnahmequellen in polnischer Sprache nicht für erforderlich halte, da die hier daß das Gesetz die öffentliche Verbreitung erlaube, verbot der zu schaffen. Aus diesem Grunde wird die Negierung, wohnhaften Polen mit wenigen Ausnahmen der deutschen Sprache Schuhmann, zu dem sich inzwischen noch ein Kollege gesellt hatte, wenn es sich von dem Auslande erreichen läßt, danach streben, mit mächtig sind und aus deren Kreisen von verschiedenen Seiten direkt die weitere Verbreitung. Als der Genosse dieses ungefeßliche der alten Kardorff- Mehrheit Handelsverträge abzuschließen. Und nicht gewünscht wird, daß hier öffentliche Versammlungen in Berbot nicht beachtete, packte ihn der Schutzmann am Arm und wenn ihr seitens der Linken die Bereitwilligkeit erklärt wird, polnischer Sprache abgehalten werden. forderte ihn auf, zur Wache zu kommen. Der Amts- Vorsteher. Ein Genosse, der in der Nähe der Brigittenkirche die Flug- Handelsverträge um jeden Preis zu bewilligen, so ist sie sicher, Lezius. blätter austeilte, mußte auch recht sonderbare Erfahrungen machen, von dieser Seite nicht gestört zu werden, auch wenn die Linke aus Trotz der ganz unverlangt geäußerten Wünsche des Herrn Amts- die leider beweisen, daß der§ 43 der Gewerbe- Ordnung selbst in den Wahlen so gestärkt hervorgehen sollte, daß die vorstehers hat die Versammlung stattgefunden. der westpreußischen Provinzialhauptstadt völlig unbekannt zu sein Mehrheitsbildung schwankend wird. Die volksparteiliche„ Taktik" scheint. Dem Genossen erklärte ebenfalls ein Schutzmann, er müsse bedeutet also nichts weiter wie die Aufforderung der sich entfernen. Um Ungelegenheiten aus dem Wege zu gehen, be- Linken an die Regierung, Kardorff- Spahn- Bassermannsche Handelsfolgte der Genosse den gänzlich unberechtigten Befehl und begab sich verträge zu schließen. Die Bolksparteiler find nichts weiter wie die an eine Quergaffe. Dort kam jedoch bald ein zweiter Schußmann Silfstruppen des Herrn v. Kardorff, Schrittmacher des Zollwuchers. hinzu und verhaftete ihn ohne weiteres und ohne Angabe irgend Es ist klar, daß die Socialdemokratie kein Interesse daran hat, die welcher Gründe! Kardorff- Mehrheit noch zu verstärken.
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Sündenvergebung für Centrumswähler. Nach der Neuen Bayrischen Landeszeitung" sagte im Ochsenfurter Gau ein Pfarrer in seiner Predigt bei einer Prozession:
„ Es ist ganz und gar unmöglich, daß einer in den Himmel fommt, wenn er nicht am Wahltage mit dem Wahlzettel des Centrumskandidaten in der einen, mit dem Rosenkranz in der andren Hand zum Wahllokale geht."
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Das Ende des schlichten Mannes. Die Posse des schlichten Mannes aus der Werkstatt, des polnischen Centrums- Bergarbeiters
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Eine vernünftige Handelsvertrags- Politik wäre möglich, wenn die Linke entschieden solche Handelsverträge, die eine Verschlechterung der Lebenshaltung der Arbeiter bedeuteten, verweigerte, wenn sie statt der zolltreibenden Losung„ HandelsUm eine flare Stellungnahme zur Handelsvertragsfrage zu ver- verträge um jeden Preis" derartige Handelsverträge um keinen Krolik ist zu Ende. Erst hat das Centrum den armen schlichten meiden, spielt sich die demokratische Frankfurter Zeitung " in ihrer Preis acceptieren würde. Dann könnte die Regierung zur Vernunft Mann von Wahlkreis zu Wahlkreis gehegt. Ueberall fandidierte er bekannten spaßhaften Manier als wohlwollend gönnerhafte Beraterin gezwungen werden und sie würde, um überhaupt die wirtschaftbloß, um alsbald abgeschoben zu werden. Schließlich landete er in Beuthen - Tarnowiz. Aber auch dort bedrängte ihn die vornehme der schlecht beratenen Socialdemokratie und des leichtsinnigen liche Situation zu retten, sich zum Bruch mit der Rechten entschließen Centrumsgesellschaft. Die Partei erklärte fich offiziell und nach- Vorwärts" auf. Sie widerlegt durch diese uneigennützige Erteilung müssen.
drücklich für seine Kandidatur. Krolik mußte schließlich alle mög- von Rat und Hilfe in diskreten Fällen die bisher herrschende Die Freisinnigen" ziehen es vor, die Regierung vor diesem lichen Verpflichtungen eingehen. Aber auch das half nichts. Der Auffassung ihre Einwirkung auf diese Wahlen beschränkten sich auf Konflikt zu bewahren und ihrem Kuhhandel mit den KardorffWiderstand blieb und wuchs. Und so hat der schlichte Mann seine die sportsmäßige Beurteilung und die Veröffentlichung Leuten nachzuhelfen. Das wird die Socialdemokratie um so mehr Kandidatur schließlich zurückgezogen und statt seiner wird sich das von" Tips" für Wahlwetten. Hatte sie doch neulich ausgerechnet, in ihrem Kampf für die Fortsetzung der bisherigen HandelsvertragsCentrum wohl für den Amtsgerichtsrat Antheß entscheiden. daß die Socialdemokratie in Preußen 14 von 22 Sigen behaupten Politik befeuern, sie wird streben, allein so start zu sein, und höchstens 10 Mandate gewinnen werde( also+2!!), während um der Regierung die Notwendigkeit klar zu machen, daß Handelsdie freisinnigen Parteien von 29 Sigen 22 behaupten und 30 neue verträge nach dem Herzen der Kardorff und Spahn unerreichbar gewinnen können(+23!!). sind. Die Freisinnigen aber haben wir rechtzeitig gewarnt, ihre Jezt aber entwickelt sie den neuen Ehrgeiz, im Wettlauf mit unglaublich trottelhafte oder- böswillig- verräterische Taktik zu den Kardorff- Leuten die Führerschaft im Kampf um höhere Zölle zu revidieren!- übernehmen, gleich als ob die sechs waderen demokratischen Schwaben, die seiner Zeit für höhere Getreidezölle eingetreten sind, die Redaktion des Blattes übernommen hätten.
Zentrumsroheiten gegen socialdemokratische Zettelverteiler. Unserm Königsberger Parteiblatt werden aus Danzig Mitteilungen über unerhörte Mißhandlungen socialdemokratischer Flugblattverteiler durch fanatisierte Centrumsanhänger gemacht. Man schreibt dem Blatte:
um die
Als Antwort auf die jesuitischen Lügenblätter gegen die Socialdemokratie, welche massenhaft in und vor den hiesigen katholischen Kirchen verteilt wurden, beschlossen unsre Genossen, Entgegnung in die gleichen Hände gelangen zu lassen, ein gegen das Centrum gerichtetes Flugblatt am Sonntag nach Schluß des Gottesdienstes, in der Nähe der katholischen Kirchen, zu verteilen. In der zehn Minuten von Danzig entfernten Vorstadt Alt- Schottland hatten drei Genossen sich in angemessener Entfernung vor der Kirchtüre postiert. Bald nach Beginn der Verteilung wurde der aus der Kirche tommende Maurer Czech, der Vorsitzende des christlichen
freis 1877: 1173, 1878: 2141 Stimmen; im zweiten 1877: 3988, 1878: 7538; im dritten 1877: 3991, 1878: 7060; im vierten 1877: 10 769, 1878: 20 225; im fünften 1877: 2032, 1878: 13637; im sechsten 1877: 9569, 1878: 15 660. Insgesamt in Berlin 1877: 31 522, 1878: 56 336 Stimmen! Und 11 Jahre zuvor waren in ganz Berlin 67, sage und schreibe siebenundsechzig Stimmen für die Socialdemokratie abgegeben worden.
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Die erste Hälfte des August war durch Stichwahlkämpfe ausgefüllt. Und nun traf für die arme Berliner National- Zeitung" eine„ Hiobspost" nach der andern ein. Es zeigte sich, daß die Socialdemokratie nur verhältnismäßig kleine Einbußen erlitt und als moralischer Sieger aus dem Kampfe hervorging, während die Nationalliberalen die Zeche bezahlen mußten.
Von 16 Wahlkreisen, in denen die Kandidaten unsrer Partei in der Stichwahl standen, wurden 7 erobert. Keine Partei hatte verhältnismäßig gleiche Stichwahlerfolge aufzuweisen.
Die Socialdemokratie hatte von ihrem seit den 77er Wahlen innegehabten Bestande nur 4 Wahlkreise( Berlin IV, GlauchauMeerane, Stolberg- Schneeberg, Dresden ) behauptet. Neu gewonnen wurden 2 Kreise: Breslau - Ost und Zschopau , wiedergewonnen wurden 3 im Jahre 1877 verloren gegangene Kreise( Barmen- Elberfeld , Freiberg , Mittweida ). Einige offizielle Wahlkreise gingen nur mit ganz geringen Minoritäten( 50-400 Stimmen) verloren, so Altona , Reichenbach- Auerbach, Dresden- Neustadt.
So zog also die Partei mit neun statt bisher zwölf Abgeordneten in den neuen Reichstag. Es waren vertreten Berlin IV durch Frische, Stolberg- Schneeberg durch Liebknecht , DresdenAltstadt durch Bebel, Glauchau - Meerane durch Bracke, Mitt weida durch Vahlteich, Freiberg - Dederan durch Kayser, Bichopau durch Wiemer, Breslau Dst durch Reinders, Barmen- Elberfeld durch Hasselmann.
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In den 29 offiziellen Wahlkreisen stieg unsre Stimmenzahl von 220 000 auf 240 000, in den andren freilich zeigte sich ein gewisser Rüdgang, so daß unsre Stimmenzahl jetzt nicht mehr 493,3, sondern nur mehr 437,1 Tausende betrug.
Die nationalliberale Partei aber verlor 140 000 Stimmen und neunundzwanzig Mandate, die Fortschrittspartei 32 000 Stimmen und neun Mandate.
Deutschland war reif für die gesetzliche Socialistenhag und den Bismarckschen Zollwucher! Ueber das verkommende Bürgertum und die vermorschende Kraft der Junkerwirtschaft aber erhob sich das Proletariat als der eigentliche Sieger.
In dieser Absicht sprudelt das Blatt wie folgt geistige und diplomatische Ueberlegenheit:
Deutfches Reich. Singer und Vollmar.
Die grenzenlose Berfahrenheit aller bürgerlichen Parteien gegens „ Die Socialdemokratie ist ärgerlich, weil die übrige Linke über der Zollfrage ist nachgerade so groß geworden, daß die Armen, ihrem Beispiel nicht folgt. Sie hat geglaubt, an den von Bebel neidisch auf die principielle Festigkeit der Socialdemokratie, wenigstens so voreilig angekündigten 700 namentlichen Abstimmungen müsse in der Vorspiegelung einen Trost suchen, auch in unsrer Partei der Zolltarif zerschellen und ebenso tröstet sie sich jetzt damit, daß sei man uneinig und unschlüssig. der Antrag Kardorff eine ungefährliche Karikatur" sei, die„ niemals
würde."
Singer soll in
Dagegen soll Genosse Vollmar am letzten Sonnabend in Darmgesagt haben:
in Kraft tritt". Diese leichte Auffassung der Dinge ist uns nicht zu Das Neueste ist, daß man Vollmar gegen Singer ausspielt und eigen, wir wissen nur zu gut, daß der Antrag Sardorff zweierlei socialdemokratische Taktik entdeckt. einstweilen geltendes Recht von sehr bedenklicher Rottbus gesagt haben: und gefährlicher Natur ist. Deshalb ist unser Streben" Ich bin ermächtigt, heute im Namen der gesamten darauf gerichtet, die Kräfte zu stärken, von denen eine Aenderung Fraktion zu erklären, daß wir keinem Handelsvertrag zus unsrer Wirtschaftspolitik ausgehen könnte, aus deren konzentrischer stimmen werden, der eine Erhöhung der Lebensmittelzölle oder Anstrengung wir die Ueberwindung des Agrariertums und der Herabsetzung der Arbeitsfähigkeit des Volkes im Gefolge haben rüchschrittlichen Richtung erwarten können. Wenn nun die Parteien ihr spezielles Interesse allem andren voranstellen, wie es die Socialdemokratie thut, dann rückt die Erreichung dieses Zieles in weite Ferne. Ein etwaiger Erfolg der Socialdemokratie bei den Wahlen ändert daran nichts, er kann unter Umständen sogar die Gefahr verstärken. Denn wenn es der Socialdemokratie gelingt, die bürgerliche Linke zu schwächen, so unterminiert sie das kräftigste Bollwert, das bisher noch zwischen ihr und der Reaktion vorhanden ist; haben die Parteien der Rechten nicht mehr zuerst den Widerstand der bürgerlichen Opposition zu überwinden, dann können wir im Reich dieselbe Entwicklung durchmachen wie in Sachsen , wo die Ausschaltung der Volkspartei durch die Socialdemokratie von den Kartellisten mit der Wahlentrechtung beant wortet wurde."
Nach dieser bereits des öfteren gewürdigten, von Bassermann entlehnten Drohung heißt es weiter:
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" Ich habe schon in München öffentlich erklärt, die Worte Singers können unmöglich so gelautet haben. Unser ganzes Bestreben wird und muß auch naturgemäß dahin gerichtet sein, gute Handelsverträge zu stande zu bringen, jede Verschlechterung der bisherigen zu bekämpfen und zu sorgen, daß von den im Zolltarif enthaltenen Verschlechterungen möglichst wenig in die fünftigen Handelsverträge übergehe. Die endgültige Stellungnahme müsse dementsprechend vorenthalten bleiben."
Ueber die Aeußerung Vollmars liegt uns bisher kein beglaubigter Bericht vor. Genosse Singer aber schreibt uns von einer Agitations
tour:
Die liberal- bürgerliche Presse vertreibt eine Notiz, in der behauptet wird, ich hätte in einer Versammlung in Kottbus namens der socialdemokratischen Fraktion erklärt, die Fraktion werde keinen Handelsverträgen zustimmen, die auf Grund des neuen ZolltarifGesetzes vereinbart seien.
Diese Mitteilung ist insofern irrig, als ich bei dieser Aeuße rung nicht nur von Handelsverträgen, die auf Grund des neuen Zolltarif- Gesetzes abgeschlossen werden sollen, gesprochen- sondern ausgeführt habe:
Wenn aber jetzt der Vorwärts" als Centralorgan der Partei die Losung vertritt, auch in der Stichwahl den freisinnigen Kane didaten die Wahlhilfe zu versagen, so schneidet sich die Socialdemokratie in das eigne Fleisch. Sie hat bisher die freisinnigen Kandidaten nicht um ihrer schönen Augen willen gewählt, sondern aus nüchternen politischen Erwägungen, weil ihr diese die beste Gewähr für kritische Zeiten, die alle Augenblicke kommen fönnen, bieten. Ihr jetziges Verhalten wäre alsdann so, daß sie durch eigne Kandidaturen die Freisinnigen aus der Stichwahl zu drängen sucht, daß sie aber, wenn der Freifinnige doch in die Stichwahl ges langt, ihn erbarmungslos hängen läßt. Natürlich würde man auf der andren Seite, wo die Wähler eben anfangen, in der StichwahlFrage vernünftiger zu denken, sich revanchieren und die Reaktionäre hätten gute Zeit: bald verhilft ihnen der Socialdemokrat, bald der Freisimmige zum Siege. Ein solches Verhalten ist der helle Wahnsinn, es wäre ein frivoles Spiel mit der politischen Verantwortung, eine Taktik für politische Kinder und Narren. Dem " Vorwärts" ist ja schon öfter die Feder ausgerutscht, aber noch nie so bedenklich wie bei dieser Drohung. Es wird aber gut sein,' gesagt haben. Ueber die Frage herrscht überhaupt gar kein Streit
daß nach meinem Dafürhalten die Fraktion keinem Handelsvertrage zustimmen könne, durch den Lebenshaltung sowie Arbeitsgelegenheit für die Arbeiterklasse verschlechtert und verringert wird. Paul Singer.
Und dabei bleibe ich.
Diese Erklärung Singers stimmt überein mit der Auffassung der ganzen Fraktion und auch Genosse Vollmar kann nichts andres