eine polizeiliche Erlaubnis in der Zeit von der amtlichen Bekannts machung des Wahltages bis zur Beendigung des Wahlaktes nicht erforderlich. Dasselbe gilt auch bezüglich der nicht gewerbsmäßigen Verteilung von Stimmzetteln und Druckschriften zu Wahlzwecken."
Die bahrische Pfalz war einmal eine Hochburg der Liberalen. Diese schönen Zeiten sind unwiederbringlich dahin. Die Nationalliberalen hatten es hier mehr wie anderswo verstanden, mit ihrem Liberalismus zu prunken. Zu statten kamen ihnen dabei die Nachwirkungen Aus dem Großherzogtum Sachsen- Weimar wird uns geschrieben: einer großen Zeit, der französischen Revolution und das in der Der Kandidat für den ersten weimarischen Wahlkreis, Abgeordneter Reaktionsperiode der 1850er Jahre entschieden liberale Auftreten Baudert, hat bisher schon im Kreise in 50 Wahlversammlungen einiger ihrer alten Führer. Das Jahr 1870 brachte auch hier eine gesprochen. Die Gegner machen alle Anstrengungen, der Wandlung zum Schlechteren. Die Reichsduselei und Bismärckerei Socialdemokratie den Wahlkreis wieder zu entreißen. Die Frei- ertötete in den Nachkommen der Spectreiter, wie man die Resinnigen, für welche der Buchhändler Dr. de Gruyter aus volutionäre von 1793 in der Pfalz hieß, den letzten Rest von LiberalisBerlin kandidiert, erklären in ihrem Flugblatte, ihre Hauptaufgabe mus und Freiheitsglut und wandelte sie in blinde Anbeter der Gewalt sei es vor allem andern, den Socialdemokraten zu verdrängen, und um. Die Arbeiterbewegung wurde in der brutalsten Weise niederfie betätigen dies auch in der schofelen Art ihres Wahlkampfes. Der gehalten und bei den verschiedensten Wahlen der schlimmste TerrorisKandidat der Nationalliberalen, Regierungsrat Dr. Heyden- mus getrieben. In Ludwigshafen z. B. standen die Aufseher reich, hat öffentlich erklärt, daß ihm bereits auch von und Beamten der Anilinfabrik unter Assistenz von Bahnbeamten freifinniger Seite die Zusage gemacht worden sei, man förmlich Spalier vor den einzelnen Wahllokalen, und unvergessen werde bei einer eventullen Stichwahl zwischen Socialdemokratie ist das Wort, das ein Proh damals fallen ließ: und Nationalliberalen für letztere eintreten. Die nationalliberale „ Wer nicht wählt den Dr. Groß, und konservative Partei giebt jetzt eine öffentliche Er Der ist morgen arbeitslos." klärung ab, daß sie mit aller Zuversicht darauf ver- Dr. Groß war der nationalliberale Kandidat. Indes wuchsen trauen, wenn ihr Kandidat mit dem Socialdemokraten in die die socialistischen Stimmen von Wahl zu Wahl und 1898 fiel der Stichwahl kommt, die Leitungen des Bundes der Landwirte und Wahlkreis Ludwigshafen in unfre Hände: Zum erstenmal waren wir der freisinnigen Parteien ihren Parteigenoffen das Eintreten für 1884 in diesem Wahlkreise in die Stichwahl gekommen. 4822 Stimmen ihren Kandidaten empfehlen werden, ebenso würden auch sie ihren wurden damals in der Hauptwahl für den socialdemokratischen KanBarteigenossen, falls der Bund der Landwirte oder die Frei- didaten abgegeben; 1898 war diese Zahl auf 12 008 gestiegen und sinnigen mit den Socialdemokraten in Stichwahl kommen, auf in der Stichwahl gelangte zum erstenmal ein Socialdemokrat in den das nachdrücklichste die Unterstützung der betreffenden Kandidaten Besitz eines der vormals sicheren nationalliberalen Mandate. Die empfehlen. Im Jenaer Kreise haben dagegen die Freifinnigen durch größte Ueberraschung bereitete 1898 allen wahrhaft staatstreu ge= ihren Kandidaten, den Rechtsanwalt Dr. Harmening, freimütig er- finnten Nachtwächtern der Wahlausfall in Kaiserslautern , woselbst flären lassen, daß sie keinesfalls nach links, sondern stets nach rechts, ivider alles Erwarten der socialdemokratische Kandidat in die Stichgegen die Reaktion kämpfen würden. wahl gelangte. Bei der Hauptwahl unterlag der Socialdemokrat, dank dem verräterischen Verhalten eines Teils der Demokraten, dem Brotverteurer Röjice.
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Das standalöse Treiben der Freifinnigen Zeitung". Auf unsre lette Notiz über die freisinnigen Erfindungen von angeblichen Gewaltthaten der Socialdemokraten antwortet das Blatt:
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Ueberhaupt fanden die allgemeinen Wahlen von 1898 die Nationalliberalen auf der ganzen Linie in voller Flucht. Der Bund der Landwirte stand auf dem Gipfel seiner Macht; und an Stelle nationalliberaler Kandidaten traten solche von Bundesgnaden. Die alten Führer der Nationalliberalen zogen sich zurück.
" Die wiederholten Hinweise auf socialdemokratischen Terrorismus in bürgerlichen Versammlungen sucht der Vorwärts" zu entkräften durch eine Beschwerde im Anhalt. Staatsanz." über die Thätigkeit einer freisinnigen Sprengkolonne" in einer reichs- Bei der diesmaligen Wahl soll der Kampf gegen die Agrarier treuen Versammlung in Dessau . Glaubt der Vorw." wirklich aufgenommen werden. Die Nationalliberalen schüttelten in Kaisersmit dieser Berufung auf den„ Anhalt . Staatsanz." das skandalöse lautern das agrarische Joch ab und setzten den in Eisenach proklaTreiben von Socialdemokraten in gegnerischen Versammlungen mierten Ruck nach links" in Scene. In den andern Wahlkreisen irgendwie entschuldigen oder rechtfertigen zu können? Der konnten sie nicht nach links rücken, weil außer den Socialdemokraten ,, Borw." behauptet ferner, daß der Freifinn früher das Sprengen nichts Linkes vorhanden ist. Nur im Wahlkreise Neustadt- Landau, von Versammlungen als Sport betrieben habe. Mit dieser in welchem 1898 noch 4000 Stimmen auf die Freisinnige Volkspartei Behauptung stellt der Vorm." die Wahrheit auf den Kopf. fielen, schien Raum für die neue Taktik vorhanden zu sein. Doch diese Gerade die Socialdemokraten haben schon in den sechziger Jahren Richterschen Volksmänner rückten nach rechts" und erklärten einfach, in Berlin , unterstützt durch die denkbar wohlwollendste Neutralität im Interesse der„ liberalen" Sache für den Nationalliberalen stimmen der Polizei, die Sprengung liberaler Wählerversammlungen als zu wollen. Die Bündler kündigten auf die nationalliberalen Abeine Art Sport geübt." schüttelungsversuche in Kaiserslautern den bisherigen Hörigen Krieg bis aufs Messer" an. Getreu dieser Parole stellten sie, ohne viele Umstände zu machen, im ersten, fünften und sechsten Kreise( Ludwigs hafen , Homburg - Kusel , Kaiserslautern ) eigne Kandidaten auf. Im zweiten Streise( Neustadt) erklärten sie, sich der Abstimmung zu enthalten; im vierten( Pirmasens ) sind sie jetzt noch auf der Kandidatenfuche und im dritten Kreise( Germersheim ) gehen sie trotz alledem mit den Nationalliberalen zusammen.
Es fällt uns gar nicht ein, etwas rechtfertigen zu wollen, was nicht recht ist, wir verlangen nur, daß die Freifinnige Zeitung" das thut, was unter anständigen Menschen üblich ist: von unsren zahlreichen Richtigstellungen ihrer Lügen Notiz zu nehmen. Das hat sie bisher nicht gethan. Ueber das Verhalten der Freisinnigen in socialdemokratischen Versammlungen in früherer Zeit haben wir zeitgenössische Preßstimmen und Belege veröffentlicht; daran ist also nichts zu deuteln.
Eine fürchterliche Wahlfonfusion!
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Die Wahlaussichten sind für den Bund der Landwirte gering. Die Wirkungen der Centrumspresse. Von einem ländlichen Das Mandat Rösices in Kaiserslautern ist auch äußerst gefährdet. Arbeiter im Kreise Mayen-Ahrweiler, Regierungsbezirk Im ersten Wahlkreiſe droht dem Bundeskandidaten ein glatter Durch Koblenz , geht uns ein Brief zu, in dem er um Zusendung von fall und nur in Homburg - Kusel kommt der Bundeskandidat möglicherZeitungen bittet. Darin kommt folgende charakteristische Stelle vor: weise in die Stichwahl. In allen übrigen Kreisen sind die Bundes" Ich habe mein Lebtag noch keine socialdemokratische Zeitung aussichten gleich Null, mit Ausnahme des Germersheimer Kreises, gesehen, aber die Centrumspresse und namentlich die Koblenzer woselbst Bund und Nationalliberale gemeinsam vorgehen. Volkszeitung", deren Abonnent ich schon 25 Jahre lang war und auch jetzt noch bin, besorgen Eure Sache bei den denkenden Leuten beffer als Ihr es selbst könntet."
Wir werden den Wunsch des Schreibers natürlich mit Bergnügen erfüllen und dafür sorgen, daß er und die Freunde, in deren Namen er schreibt, einmal die Wahrheit zu lesen bekommen, die sie sich bisher nur aus dem verlogenen Spiegelbilde der Centrumspresse mühsam zurecht denken mußten.
Schämt Euch!
In einem freisinnigen Flugblatte, das vorige Woche für den in Danzig kandidierenden Bankdirektor Mommsen verbreitet wurde, heißt es von der socialdemokratischen Partei:
Ebenso trostlos sind die Aussichten der Nationalliberalen. Sie rechnen kaum darauf, im ersten Wahlgange auch nur ein einziges Mandat zu erhalten. Möglicherweise behaupten sie Neustadt und Pirmasens in der Stichwahl, vielleicht erhalten sie auch noch Homburg- Kusel dazu.
Das Centrum hofft das Mandat im ersten Kreise den Socialdemokraten abnehmen zu könen, Pirmasens und Neustadt den Nationalliberalen.
Was die„ lintsliberalen" Barteien, Freisinn und Demokraten, anbetrifft, so scheiden sie infolge ihres Kuhhandels diesmal gänzlich aus. Wer sich unter ihren Anhängern noch einen Rest liberales Empfinden gewahrt hat, der schwenkt aus Scham über den erbärmlichen Schacher zu den Socialdemokraten ab.
Was die Aussichten für unsre Partei anbelangt, so stehen diese Von den großartigen Summen, welche die Partei freiwillig durchweg günstig. Ludwigshafen dürfte in unsrem Besiz bleiben und und unfreiwillig aufbringt, wird kein Pfennig, zur Verbesserung der in Kaiserslautern und Neustadt dürften wir in die Stichwahl gemateriellen Lage der Arbeiter ausgegeben, nichts zur Ausmerzung langen. Aber auch in den andern drei Kreisen sind unsre Aussichten menschenunwürdiger Wohnungen, kein Tadel wird ausgesprochen nicht ungünstig. Eins steht fest: wie auch das Resultat am 16. Juni über die so oft vorkommenden feigen Messerstechereien, die dem ausfallen mag: eine beträchtliche Steigerung unsrer Stimmenzahl ordentlichen Arbeiter ein ebensolcher Greuel sind wie uns Bürger- dürfte uns als Lohn für eine rastlose fünfjährige Thätigkeit doch gelichen, nicht wird geeifert über den übertriebenen Schnapsgenuß, wiß erblühen. der wie jedes Kind weiß, unsägliches Elend in vielen Arbeiterfamilien anrichtet und die Irrenhäuser und Gefängnisse bevölkert. Hat es doch auch Herr Haase aus Königsberg für gut befunden darüber zu schweigen, der früher der Ansicht war, daß mit den Danziger Arbeitern nichts anzufangen sei, weil sie durch den Schnaps zu sehr heruntergekommen wären."
Jeder gebildete Politifer sollte sich schämen, den politischen Der Fürstbischof Kopp hat in Gestalt eines Hirtenbriefes einen Gegner mit solchem Dreď zu bekämpfen. Ist denn der Freifinn langen 2a hlaufruf erlassen, dessen kurzer Sinn ist: Wer statt wirklich schon so vollständig auf den Hund gekommen, daß er zu des Centrums einen Nationalpolen oder einen Socialdemokraten wählt, solchen fläglichen Redensarten greifen muß? Warum verwenden wird erkommuniziert. wohl die Freisinnigen nicht ihre Partei- Einnahmen zur Stärkung von Heer und Flotte oder zur Unterstützung des Mittelstandes?
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Eine Bedrohung mit kirchlichen Strafmitteln stellt sich zwar nicht formell, aber moralisch als eine Handlung im Sinne des§ 107 dar.
§ 107 des Strafgesetzbuches lautet:„ Wer einen Deutschen durch Gewalt oder durch Bedrohung mit einer strafbaren Handlung verDer schlichte Mann hat nur Kurs bei den Konservativen, wenn hindert, in Ausübung seiner staatsbürgerlichen Rechte zu wählen Der schlichte Mann" hat nur Kurs bei den Konservativen, wenn oder zu stimmen, wird mit Gefängnis nicht unter sechs Monaten oder fie politische Bauernfängerei mit ihm treiben können; wenn er ihnen entgegentritt, ist er für sie ein Gegenstand des Spottes. Spottete mit Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft." doch erst kürzlich der Reichsbote" über die socialdemokratischen Cigarrenwickler". So machen sich auch die Konservativen im Wahl freise Ruppin- Templin über den freisinnigen Kandidaten lustig, weil er einmal Offiziersbursche war. In einem vom Grafen ArnimMetlenau unterzeichneten Flugblatt heißt es boshaft von dem freifinnigen Kandidaten Bostel: Zur Erwirkung eines Beugnisses über seine Diensttüchtigkeit Hatte Herr Bostel umso weniger Veranlassung, als ihm in Klosterwalde allseitig voller Glaube darin geschenkt wurde, daß er ein ausgezeichneter Offizersbursche gewesen sei. Erfundigungen bei Herrn v. Löbenstein, die er empfahl, wurden als ganz unnötig bezeichnet."
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Wir wissen nicht, ob der freifinnige Kandidat, der sich heute Bauerngutsbesitzer nennt( Bauer ist wohl etwas zu gewöhnlich), wirklich den guten Geschmack beseffen hat, sich auf die Empfehlungen des Herrn v. Löbenstein, seines ehemaligen Offiziers, zu berufen; trotzdem stände es aber doch gerade den Konservativen schlecht an, so hämisch über den schlichten ehemaligen Offiziersburschen her zufallen, nachdem der schlichte Mann" seinerzeit so warm empfohlen worden ist.
Gänzlich verschlafen hat der Magistrat von Mansfeld die Thatsache, daß es jetzt eine Abänderung des Wahlreglements giebt. Er teilt mit, daß die Wahlhandlung in Gemäßheit der§§ 6, 8 und 9 des Reglements vom 28. Mai 1870" um 10 Uhr vormittags beginne und um 6 Uhr nachmittags geschlossen werde.„ Der Bettel", heißt es weiter, darf kein äußeres Kennzeichen haben und muß so zusammengefaltet sein, daß der Name äußerlich nicht sichtbar ist, widrigenfalls der Bettel als ungültig zurückgewiesen wird.“
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Sieben Uhr- Schluß, Wahlcouverts, Isolierraum alles verschlafen! Indes wird man sich auch im Wahlkreise des Herrn Arendt, so unangenehm es auch sein mag, an den Gedanken gewöhnen müssen, daß es einen verbesserten Schutz des Wahlgeheimnisses giebt.
Dazu kommt, daß eine Kontrolle der Abstimmung nur durch den Zwang des Beichtstuhles möglich ist, eine Wahlbeeinfluſſung trassester und widerwärtigster Form.
Fürstbischof Kopp wendet sich, um der Anklage der Wahlbeeinflussung zu entgehen, listig nur gegen die„ kirchenfeindliche Presse". Zunächst geht er, ohne die Socialdemokratie zu nennen, gegen unsre Partei los; er schmäht die Socialdemokratie als
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ihre Ausübung? Und hört ihr nicht, wie die Anhänger dieser Partei in ihren Reden und Schriften, während sie über jede Freiheitsbeschränkung ein Weh ausrufen, die Knechtung ber Religion und die Unterdrückung ihrer Einrichtungen bejubeln und billigen?
Diese sind die ersten, die wir an der Arbeit sehen, die Menscha heit um ihre höchsten Güter zu betrügen, und die sich dabei namentlich der Presse bedienen, um die Leichtgläubigen zu bes thören. In unzähligen Flugschriften verbreiten sie ihre ungläubigen Lehren und ihre irdischen Glückseligkeitshoffnungen, die sie den Hoffnungen der Religion entgegenstellen und als Ersatz für lettere anpreisen."
Wenn Herr Kopp diese Auffassung wirklich hegt, beweist das nur, daß man in der Hierarchie zu den höchsten Graden gelangen kann, ohne fähig zu sein, den einfachen und klaren Programmſatz: Vielleicht findet Herr " Religion ist Privatsache" zu verstehen. Kopp einmal Muße, die Neden Windthorsts zu studieren, der in dieser Frage genau auf socialdemokratischem Standpunkt gestanden hat. Aber der Fürstbischof stellt sich denn auch als bewußter Vertreter preußischer Hakatistenpolitik unter frommen, heiligen Geberden in den Dienst des Centrums gegen den Ansturm der gutkatholischen Nationalpolen. Er predigt den Nationalpolen die Internationalität des Jenseits, das Volapük des Himmels:
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,, Ueberall wird der Einfluß der Religion mißachtet und verkümmert, wo sie den stürmischen Zug des Erdenfinnes mäßigen und veredeln könnte. Und doch, geliebte Diocesanen, sind die Verhältnisse dieses ErdenLebens von kurzer Dauer und dem beständigen Wechsel unterworfen. So sind zum Beispiel Sprache und Voltstum hohe Güter, aber die höchsten Güter des Menschen sind sie nicht. Der Glaube lehrt, diese Erde als eine Schaubühne anzusehen, auf der die Menschen in verschiedenen Gewändern aufs treten und ihre Aufgabe erfüllen. Auch Sprache, Sitte, Volkstum find nur das Gewand, in dem die Menschen hier während der kurzen Lebenszeit erscheinen. Für alle aber kommt der Tag, wo man das irdische Gewand ablegt und zu Gott geht, vor dem der Unterschied der Sprache, des Boltstums wie aller irdischen Verhältnisse verschwindet. Der Mensch hat noch höhere Güter, die über jenen zeitlichen Gütern stehen, weil sie den Wechsel von Zeit und Ewigkeit üllerdauern. Nun urteilet selbst, geliebte Diocesanen, ob die Zeitungen, Flugs blätter und andre Schriften, die ihr leset, diesen Grundlehren eures Glaubens entsprechen. Einige von ihnen maßen sich an, die alleinigen Führer des katholischen Voltes zu sein, und insbesondere gilt dieses von Tagesblättern, die unter den oberschlesischen Katholiken verbreitet sind. Es ist nicht meine Aufgabe, in politischen Angelegenheiten Führer und Ratgeber zu sein; aber wenn jene Tagesblätter sich den Anschein geben, als ob sie allein die katholische Religion bei euch vertreten und verteidigen, fann ich gegenüber einer solchen Ueberhebung und Verkehrung der kirchlichen Ordnung nicht schweigen.
Nicht die Liebe zur katholischen Sache und zu eurer heiligen katholischen Kirche ist es, von der jene Blätter geleitet werden, und die der Antrieb ihres Strebens ist. Wenn sie so sagen, brauchen sie diesen Deckmantel, um euch zu täuschen und zu be thören. In Wirklichkeit sind es nur politische Ziele, die sie im Auge haben; durch jene verwerfliche Vorspiegelung suchen sie sich in euer Vertrauen einzuschleichen, um euch für ihre rein weltlichen Zwecke zu gebrauchen und auszunützen.
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Diese Predigt über das mindere Gut der Sprache, werden ja Deutschen vortragen können, gleich wie die Socialdemokraten das Wort von dem religiösen Deckmantel aufnehmen können, der nur die politischen Zwecke verbergen soll. Das Hirtenschreiben Kopps ist ein vorzügliches Beispiel für diese Methode.
Der Mißbrauch der Religion zu politischen Zwecken steigert sich aber noch. Die Centrumskandidaten werden unter dem Deckmantel von Geistlichen als„ von Gott gesezte Führer" empfohlen:
Viele Schmähungen müssen sich euere Priester in den religions- und firchenfeindlichen Zeitungen bieten lassen; aber diese erreichen die Größe der Schmach nicht, womit sogenannte katholische Blätter Oberschlesiens den katholischen Klerus bewerfen. Und ihr, katholische Christen, könnt es über euch gewinnen, solche Blätter zu lesen? Mir steigt die Schamröte ins Gesicht, wenn ich daran dente, daß ihr, meine Diocesanen, mit ihnen Gemeinschaft haben könnt!
Wollt ihr allen katholischen Grundsägen untreu werden? Wo eure Priester sind, da ist die Kirche; das ist katholisch, war es immer und wird es bleiben. So hat Christus seine Kirche eins gerichtet. Er hat das Priestertum eingesetzt; durch dieses läßt er euch täglich die Segnungen seiner Erlösung vermitteln."
Folgen eine große Anzahl von Bibelsprüchen, um zu beweisen, daß das Centrum den allein echten katholischen Glauben verschleißt und die katholischen Nationalpolen nur Diebe und Mörder seien. Und zum Schluß wird der große Bann angekündigt:
" Ihr könnt nicht katholisch sein, wenn ihr Zeitungen und Schriften lefet, die die Lehren, Einrichtungen und Gebräuche eurer heiligen Kirche verspotten. Ihr könnt nicht katholisch fein, wenn ihr fortfahrt, solche Zeitungen zu halten, welche die Diener eurer heiligen katholischen Kirche beschimpfen und verunehren. Ihr könnt nicht katholisch sein, wenn ihr religiöse Belehrung, Rat und Trost anderswo sucht, als da, wohin euch Jesus Christus , euer Erlöser, gewiesen. Ihr fezzet euch also mit den Lehren und Grundsäßen eurer heiligen Kirche in Widerspruch; Ihr beraubet euch ihrer Segnungen und Gnaden; ihr seid ungehorsame Kinder derselben, von denen das Wort des Herrn gilt: Wer die Kirche nicht hört, sei wie ein Heide oder öffentlicher Sünder."( Matth . 18, 17.)
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Ich bitte und beschwöre euch, geliebte Diocesanen, haltet alle Schriften und Zeitungen, von denen hier die Nede ist, und die ich euch deutlich genug gekennzeichnet habe, aus Häusern und Familien fern. Eure Priester hätten sonst das Recht und die Pflicht, euch die Segnungen und Gnaden der Kirche so lange zu verweigern, bis ihr euch aus dieser gefährlichen Gelegenheit, am Glauben Schiffbruch zu leiden, entfernt hättet. Wenn ihr aber darüber noch im Zweifel sein würdet, vor welchen Schriften und Zeitungen mein Hirtenwort euch warnen will, fraget eure Priester und folget ihrer Weisung. Bedenket, geliebte Diocesanen, es ist jetzt die Zeit, von der der Heiland sagte:„ Siehe, der Teufel geht umher, um euch zu sieben."( Joh. 22, 31.) Ja, so ist es! Wie das Sieb unzählige Löcher hat, so giebt es in unfren Zeiten unzählige Gelegenheiten zum Abfall vom Glauben. D, möchtet doch ihr alle mit dem Herrn sagen können: An mir hat er feinen Teil!"( Joh. 14, 30.) Amen.
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Jetzt braucht nur ein nationalpolnisch gesinnter Bischof, etwa Herr v. Stablewski in Posen die Koppianer als keine richtigen Katholiken denunzieren, wer von den beiden Kirchenfürsten hat dann
recht?
eine Bewegung in der menschlichen Gesellschaft, die als ihre eigenste Aufgabe bekennt, die Gesinnungen der Menschen von allem Ueberirdischen und lebersinnlichen abzuwenden und nur auf die Bedürfnisse und Zwecke des irdischen Daseins hinzulenken. Es ist daher natürlich, daß ihre Führer und Anhänger die geschworenen Feinde der Religion find, mögen sie auch ihren Haß unter dem Deck mantel einer angeblichen Neutralität gegen alles Religiöse zu verdecken suchen. Sie behaupten, die Religion nicht antasten Die Einmischung der Kirche aber in den Wahlkampf und noch zu wollen, vielmehr jedem frei zu überlassen, sie für sich als Privatsache zu bekennen und zu üben, wie man wolle; nur aus dazu in dieser Form werden gerade Heiden als eine Lästerung und dem öffentlichen und solle fie ferngehalten von einen Mißbrauch der Religion empfinden. Das diesem jeder religiöse Einfluß ausgeschlossen werden. Aus Gesundheitsrücksichten! sind ihre Worte, aber nicht ihre eigensten Gedanken: sie wissen sehr wohl, was sie damit sagen wollen, und wohin Der Freisinn will vom Zollwucher Unter den Linden nicht diese Grundsäge führen müssen, zur Unterdrückung jeder öffentlichen gegrüßt werden. Etwas andres aber ist es in Kalau - Luckau , dort Religionsübung, jedes öffentlichen Gottesdienstes, jedes äußeren geht er mit dem Fleischwucher auch am hellen Tage spazieren. Die Zeichens der Gottesverehrung. Seht ihr das nicht an der dortige, vom„ liberalen Wahlkomitee" herausgegebene Wahl- Zeitung maßlosen Anfeindung Religiösen von eben jener erklärt in ihrem Aufrufe für den freisinnigen Kandidaten Lehrer Seite, die euch durch jene Neutralitäts- Erklärung täuschen. Rosin wörtlich: will? Werden nicht in Wort und Schrift eure Religion, Hohe Getreidezölle lassen sich dem Auslande gegenüber nicht ihre Lehren und Gebräuche, ihre Vorsteher und Anhänger rechtfertigen und machen den Abschluß günstiger Handelsverträge tagtäglich mit Spott und Hohn verfolgt? Seht ihr nicht, daß unmöglich, die unsre hochentwickelte Industrie haben muß. Dagegen da, wo diese religionsfeindliche Richtung zu Macht und Herrschaft laffen sich angemessene Viehzölle aus gesundheitlichen Gründen eher gelangt, für alles Freiheit ist, nur nicht für die Reliaion und aufrecht erhalten, ohne die Handelsvertragspolitik zu erschweren."
alles