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Ueber die pro mod pupils 195 bil Endang englis nächtliche Königsschlacht verbreitet das Ungarische Korrespondenzbureau" folgende Einzel­heiten:

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die natürliche Lösung der Frage,

Ein Ausfrager des Daily Mail" weiß allerlei aus einer Unter­haltung mit dem Thronanwärter zu erzählen. Daily Mail" ist groß in der Erfindung solcher Geschichten. Dem Blatt verdankten wir seiner Zeit die haarklein geschilderte Erzählung vom heldenhaften Untergang der sämtlichen Gesandten in Peking . sidady mist du

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Ein Irrsinniger!

Borgänge, wie die in Belgrad , pflegen stets die Geisteskranken unheimlich aufzuregen und so erklärt sich ein Zwischenfall, der aus Wien telegraphiert wird:

Wien , 12. Juni. Heute nachmittag wurde Kaiser Franz Joset auf einer Ausfahrt nach Schönbrunn in der Mariahilferstraße von dem anscheinend irrsinnigen Handelsagenten Reich mit einem Dolche bedroht. Reich wurde von Vorübergehenden sofort ent­waffnet und sodann verhaftet. Kaiser Franz Josef sette die Fahrt fort. Fahrt fort. mate din spudsido dendi galapu

Nach einer andern Meldung war es nur ein Stod, mit dem der Unglückliche, der bereits in einer Frrenanstalt gewesen sein soll, in den Wagen geschlagen hat.

Kämpfe lastet, endlich Ordnung und Ruhe bringe. Nachdem durch| zum Unterzeichnen seiner Abbankung zu zwingen, und man hätte ihn das Belgrader Verbrechen das Haus Obrenowitsch so schrecklich verpflichten können, wie es unter andren Umständen geschehen ist. Es ist geendet, haben wir keinen Grund, gegen eine schreckliche Sache, Blut zu bergießen. Sie fragen mich, welche Haltung ich einnehmen werde, wenn ich im Besitz der Krone bin? Aber bieten Sie mir diese Krone an? Jedenfalls glauben Die Verschwörer hielten am 10. Juni abends in einem Garten- vor welche nun das Land gestellt ist, etwas einzuwenden. Sie sicher, daß ich, wenn man mich ruft, mich von dem Geiste Iokal eine Beratung ab. Unter ihnen befanden sich auch aus Nisch Demöftreichischen Regierungsblatt erscheint das Blutbad als der so bewundernswerten Einrichtungen der Schweiz werde leiten eingetroffene Offiziere. Nachts 12 Uhr zogen die Offiziere zum ganz natürliche Lösung. Die Mörder flößen ihm durchaus Ver- laffen. Ich habe vieles vieles gelernt in den langen Jahren, Konat. Naumowitsch öffnete den Haupteingang zu den königlichen trauen ein. Wenn sie so vorzüglich gemordet haben der reine da dieses Land mir Gastfreundschaft gewährte. Ich bin Apartements. Vor dem Schlafzimmer des Königs forderte Nau- Präcisionsmord! so werden sie sicher auch gut regieren. ein Freund der unbeschränkten Preßfreiheit und ich hoffe, mowitsch denselben auf, die Thür zu öffnen. Der König gab Das sind achtunggebietende Leute von festem Auftreten. Serbien sich entwickeln zu sehen unter der Herrschaft der Verfassung darauf eine barsche Antwort. Die Offiziere versuchten nun, Was die auswärtigen Be Nur in Rußland Heuchelt die Presse auf Befehl Entrüstung und bon 1889, die sehr freiheitlich ist. die Thür mit den Säbeln zu erbrechen und sprengten fie Abscheu" über die Blutthat, welche ihresgleichen nur in der alten ziehungen betrifft, so hat man behauptet, daß ich planmäßig feind schließlich mit Dynamit. Nach einer Version soll Naumowitsch bei Geschichte Englands und Byzanz findet. lleber russische Ge- lich gesinnt sei gegen Destreich. Das ist falsch; doch ist es möglich, daß ich eine besondere Zuneigung zu Rußland empfinde, wohin ich der Explosion den Tod gefunden haben; nach einer andren schichte darf die russische Presse ja nichts wissen. Aber dieser be meine Kinder gesandt habe, in der Hoffnung, daß sie dort Dienste Version soll Naumowitsch durch Lasar Petrowitsch erschossen worden fohlene Abschen, der über die Greuel von Kiſchinew nicht erlaubt nehmen werden. sein. Gegen den König richteten die hereinstürzenden Offiziere zahl- ward, entspringt mir dem Bewußtsein der Mitschuld. Ein spanisches reiche Schüsse. Die Körper des Königs und der Königin wurden liberales Blatt hat nicht so Unrecht, wenn es schreibt, Rußland alsdann vom Balkon auf den Hof geschleudert, wobei dem König und Destreich seien wegen ihrer Intriguen in Serbien als die eigent­die Schläfe zerschmettert wurde. Der König ist erst nach 4 Uhr lichen Mörder der Königsfamilie verantwortlich zu machen. morgens gestorben. Advokat Zivkowitsch fuhr später in einem An dem benachbarten bulgarischen Hof hat die Königsschlacht, Hofwagen durch die Straßen und hielt Reden an das Volf. wie telegraphiert wird, großen Eindruck" gemacht; die Katastrophe Ministerpräsident 3izar Markowitsch eilte auf die Schüsse sei aber nicht unerwartet gekommen. aus seiner Wohnung auf die Straße. Soldaten umzingelten ihn. Der nadi Der neue Herr Ministerpräsident verteidigte sich mit dem Revolver und wurde Peter Karageorgiewitsch empfängt in Genf nach wie dann erschossen; auch der Minister des Jnnern Theodorowitsch vor keine Besucher. Ein Gendarm mußte vor seine Thür ge­verteidigte sich, bevor er niedergeschossen wurde. Die übrigen stellt werden, so groß war der Andrang der Personen, die Minister wurden in haft gefeßt, am Nachmittag jedoch wieder zu ihm ihm wollten; er behauptet auch jetzt noch, keine freigelassen. Es sind bereits zahlreiche Ausgewiesene nach Belgrad Nachrichten von dem in Belgrad Vorgefallenen zu haben; zurückgekehrt. Die Zeitungen billigen die Ereignisse. Die radikalen indessen überbringen Telegraphenbeamten fortwährend Depeschen. Blätter beschimpfen das Königspaar auf das gröbste und Karageorgiewitsch trifft vorläufig noch keine Reisevorbereitungen. In führen an, der König habe die Offiziere geringschätzend Belgrad wird er erst nach erfolgter Wahl durch die Stuptschina und behandelt. Er habe die Kriegsschule nach Schabazz ver- den Senat erwartet. Wien , 12. Juni. Der Jrrfinnige, der dem Kaiser heute nach­legen wollen. Die Hauptursache der Verschwörung seien jedoch die mittag mit dem Dolche in der Hand entgegentrat, wurde sofort von letten skandalösen Wahlen gewesen. Einzelne Blätter sprechen von Baffanten und einem Sicherheitswachmann festgenommen, nachdem einer Republik, die meisten wünschen jedoch die Rückkehr der Kara­der Stutscher der Hofequipage, in welcher der Kaiser neben dem Flügel­georgiewitsch. Bermondoci adjutanten Major Driancourt saß, ihm einen Schlag mit der Beitsche Die Wiener N. Fr. Pr." giebt von den Ereignissen der Nacht feitgestellt, daß der Mann 27 Jahre alt und irrsinnig ist, Jacob Reich über die Hand versetzt hatte. Auf dem Polizeikommissariat wurde im Konat folgende Darstellung, die allerdings romantische Zusäße heißt, Handelsagent ist, bereits in Irrenanstalten war und gegen eignen Fabritats enthält. Unt 1/2 Uhr nachts marschierten 30 Offiziere wärtig beschäftigungslos ist. Derselbe ist bereits am 2. Januar d. J. unter Führung des Obersten Maschin und Oberstlieutenants Mitschitsch, Budapest , 12. Juni. Dem Ungarischen Telegraphen- Korrespondenz mittags im Ceremoniendepartement der Hofburg erschienen und er­gefolgt von einer Abteilung des 6. und 7. Regiments nach dem Büreau" wird aus Belgrad gemeldet: Wie die vorgenommene ärzt flärte dort dem Beamten: er möchte ihn in einer für das Reich Konak, die letztere umzingelte das Schloß. Man brach die Thüren liche Obduktion ergeben hat, wurde König Alexander bei seiner Er hochwichtigen Angelegenheit sprechen": Man erkannte ihn schon da= ein, um in die inneren Gemächer zu dringen. Da einige Thore mordung von 27 Kugeln getroffen, während der Körper der Königin mals als Jersinnigen, insbesondere als er auf Befragen erwiderte, und Thüren nicht gleich aufgingen, wurden sie mit Dynamit von 5 Schüssen und mehreren Dolchstichen durchbohrt ist. per ſei Gottes Sohn und habe dem Kaiser höchst wichtige Mitteilungen gesprengt. Im ersten Borzimmer trat Adjutant Oberst Naumowitsch Köln, 12. Juni. ( W. T. B.) Die Kölnische Zeitung " erhält über die Affaire der Prinzessin Luise von Sachsen den Verschwörern entgegen, er wurde niedergemacht, ebenso General von ihrem Korrespondenten in Wien unter Bezugnahme auf die zu machen; damals wurde er nach der psychiatrischen Klinik gebracht adjutant Lazar Petrowitsch. Im zweiten Vorzimmer war König Meldung, daß vier östreichische Donau - Monitore vor Belgrad er und befand sich bis jetzt im städtischen Versorgungshause. Alexander. Dieser eilte zum Fenster, riß dasselbe auf und rief um Bürgerkrieg, sondern Ruhe herrscht, so denkt man in Wien nicht Kaiser Franz Josef festgenommene Irrfinnige Jakob Reich stammt, schienen seien, folgendes Telegramm: Da in Belgrad nicht der Wien , 12. Juni. ( W. T. B.) Der wegen seines Anschlags gegen Hilfe. Niemand hörte ihn. Darauf begab sich der König zur Königin und baran, irgend welchen militärischen Druck auszuüben. Noch weniger wie die N. Fr. Br." meldet, aus Galizien . Er hatte sich auch in Briefen an umschlang fie schützend. In dieser Haltung erwartete der König die ist Grund für Mobilmachungen vorhanden. Den Versicherungen den Präsidenten Grafen Better als Jacob, den Sohn Gottes, Verschwörer, die mit dem Revolver in der Hand eindrangen und Peter Karageorgewitsch' Vertretern der Bresse gegenüber, daß bezeichnet. Heute Vormittag war er im Abgeordnetenhause und die Waffen auf das Königspaar abschossen. Beide fielen sich um- er sich mit Destreich auf guten Fuß stellen wolle, wird wollte einen Baß nach China haben; er wurde zur Polizei geschickt. schtungen haltend zu Boden. Gleichzeitig drangen Abteilungen hier Glauben geschenkt. Auch wird hervorgehoben, daß Peter Militär in die Wohnung des Kriegsministers Pawlowitsch, des Karageorgewitsch magyarisch versteht. Voraussichtlich wird ihm die Ministerpräsidenten Zinzar Markowitsch und des Ministers des Sluptschina den Königsthron anbieten, und feine Macht dagegen Innern Theodorowitsch. Die beiden ersteren wurden ge- Nikolaus, mit seinem Schwiegersohne Peter verfeindet, dieſem den Einwendung erheben, Montenegro etwa ausgenommen, weil Fürst tötet, Tekterer wurde schwer verwundet. Die Kunde wurde 119 Burch Prinzen Mirko vorschieben wollte. Die von serbischen Studenten die Offiziere in die Safernen und Lager neben der Verschwörung der Offiziere betriebene republikanische gebracht. Nur ein Kommandant Namens Nikolitsch, der Verschwörung gilt als ungefährlich für Peter Karageorgewitsch einen Lieutenant niederschoß, widersetzte sich. Er wurde erschossen. Königstum. Offiziere ritten heute morgen durch die Straßen und verkündeten dem Volle die Nachricht von dem Tode des Königspaares und proklamierten den neuen König. Das Bolk begrüßte die Kunde mit lauten Ziviorufen. Die neue Regierung trat im Ministerium des Innern zu einer Beratung zusammen, wohin fich auch die Diplomaten begaben. Als die ersten trafen dort der östreichische Gesandte und Militärattaché cin. And in dis Eine Unterredung mit dem Königsmörder will bereits der Belgrader Korrespondent der National- Zeitung" gehabt haben. Der Korrespondent erzählt:

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Ich suchte gestern den Oberstlieutenant Mischitsch auf, welcher zuerst auf den König geschossen haben soll. Mischitsch sagte: Wir waren unsrer viele, ob ich oder andre zuerst scholfen, darüber bestehen eigentlich nur Vermutungen. Uns ist die Haupt sache, daß unser Wert gelungen ist. Wir haben dem Vaterland einen ungeheuren Dienst geleistet und sind sehr befriedigt vou unfrem Erfolg. Gegen den Adjutanten Lazar Petrowitsch feuerte der als vorzüg­licher Schüße bekannte Hauptmann Milan Ristitsch den ersten Schuß ab, der den Adjutanten in die Stirn traf, so daß er sofort Die Ursachen. Die Presse findet es als eine zureichende Ursache der Schlächterei, daß der König der Armee fremd" geblieben sei. Die Armee habe die Heirat mit Frau Draga als eine Schmach empfunden, echter Militarismus und die Königin habe das Militär hochmütig" be­handelt. Außerdem seien die Gagen unpünktlich gezahlt.

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Wien , 12. Juni. Abgeordnetenhaus. Am Schlusse der Sizung erklärt der Ministerpräsident v. Stoerber in Beantwortung der heute eingebrachten Interpellation über die serbischen Vorgänge, die Re­gierung, welcher keine andern als die bisher verlautbarten Nachrichten bekannt seien, wende den bedeutsamen, erschütternden Ereignissen So niederschmetternd in Belgrad gewiß volle Aufmerksamkeit zu. es wohl wirkt, fährt der Minister fort, am Beginne des 20. Jahr hunderts die politische Entscheidung in solcher Weise herbeigeführt zu fehen( Zustimmung), so überaus traurig, ja tragisch die Vorkommnisse in Belgrad vom menschlichen Standpunkte sind, so werden sie doch so lange als Angelegenheitert Serbiens zu betrachten sein, als daraus feine Konsequenzen für unsre Monarchie und die Lage Europas sich ergeben. Wir hoffen, daß auch das neue Regime den Bedürfnissen des eignen Landes entsprechend ein gleiches, freundschaftliches Ver­Deftreich- Ungarn bältnis zu Destreich Ungarn erhalten und im Sinne des Friedens auf der Baltanhalbinsel wirken werde. Jede serbische Regierung überhaupt kann allseitiger Sympathien versichert sein, wenn sie in ihrer auswärtigen Politik die friedlichen Dispositionen der Kabinette Europas auch zu den ihrigen macht.

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Wahlverfammlungen.

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In Groß- Lichterfelde fand am 11. d. M. eine öffentliche Wähler­versammlung statt, in welcher ein geistiger Stampf zwischen der Social­demokratie und den Konservativen ausgefochten wurde. Diese Ver­sammlung war von den Konservativen einberufen und unserm Redner eine einstündige Redezeit gewährt worden. Lange vor Beginn der Versammlung war der cirkusartige Saal bis auf den letzten Platz und wohl zu Zweidritteln von unsren Parteigenossen gefüllt. Die beiden konservativen Referenten Dr. Klöveforn und Nonnemann waren anerkennenswert sachlich in ihren Ausführungen und hüteten sich sorgfältig, von den wahren Zielen der konservativen Partei: die Beseitigung des allgemeinen Wahlrechts, des Koalitionsrechts, der Freizügigkeit usw. etwas verlauten zu lassen. Der erste Redner lövekorn, aus den gesegneten Gefilden Oftelbiens stammend und der, wie er selbst sagte, etwas agrarisch" ist, sprach über den Reichs­Wahlverein, dessen Zweck, die Bekämpfung der Socialdemokratie, ja fattsam bekannt ist. Der zweite Redner, Nonnemann, sprach über: Deutschtum und Socialdemokratie" und meinte, daß das System" die Socialdemokraten selbst halte er für der Socialdemokratie ehrenwerte Menschen dem Deutschtum zuwiderlaufe. Er erhob unter anderm die bekannten Anschuldigungen: die Socialdemokratie zerstöre die christliche Ehe, Familie, Eigentum und sei gegen Wissen­schaft und Kunst. Der Redner der Socialdemokratie, Genosse Hirsch Charlottenburg, widerlegte in einstündiger trefflicher Rede die Ereignisse in Belgrad find alle amtlichen Verbindungen Serbiens nimmermehr auf die Erreichung ihrer Ziele, wie sie im Partei­Wien, 12. Juni. Die Neue Freie Presse" schreibt: Durch Bunkt für Punkt die beiden Vorredner unter lebhaftem Beifall der Versammlung, und betonte, daß die Socialdemokratie nie und mit dem Auslande unterbrochen. Die Gesandten Serbiens besitzen. programm niedergelegt seien, verzichten werde. In der Diskussion feine Vollmacht mehr, ihr Land zu vertreten. Die Auswärtigen sprach zunächst Genosse Wenzel, der den konservativen Aus­Aemter kennen jest teine Regierung Serbiens , mit der Verkehr zu führungen von der angeblichen Kunstfeindschaft entgegentrat und die pflegen wäre. Der Mangel amtlicher Berständigung wirkt auf die Erklärung des Professors Delbrück über den geradezu glänzenden staatlichen Kondolenzen zurück. Erst die am Montag erfolgende Ent- Feldzug der Socialdemokratie gegen die lex Heinze verlas. Er er­scheidung der Skupſchtina wird wieder eine pölkerrechtlich anerkannte flärte die Behauptung der Konservativen, daß sie für das gleiche, ge= Stellung Serbiens zum Auslande herstellen. Man erwartet, daß der Uebergang zu geordneten Verhältnissen sich rasch vollziehen werde. heime und allgemeine Stimmrecht seien, für lächerlich; habe boch die ( Die Unterlassung staatlicher Kondolenzen" ist wohl darauf zurüd- Gemeindevertretung in Lichterfelde versucht, das Gemeinde- Wahlrecht zu verschlechtern. Der Gemeindevertreter Gebauer, der anwesend zuführen, daß man doch nicht wagt, den Mördern zu ihrem Erfolg fei, habe den Gemeinde- Arbeitern gedroht, daß sie entlassen würden, gratulierendes Beileid auszusprechen.) omin falls sie socialdemokratisch wählten. Es sprachen noch eine Anzabl bürgerlicher Redner, die eine geradezu ausschweifende Unkenntnis der gewöhnlichsten wirtschaftlichen Vorgänge verrieten, darunter ein Herr Stahlberg, dessen nationalökonomische Ausführungen für einen gebildeten Mann geradezu blamabel waren. Gemeindevertreter Gebauer fonnte nicht bestreiten, den Gemeinde- Arbeitern mit Ent­laffung gedroht zu haben; nur meinte er, daß er ja teine entlassen könne. Er beleidigte die anwesenden Arbeiter mit der bei den Kon­fervativen üblichen Bezeichnung Schnapsbrüder" und verließ dann unter stürmischen Entrüstungsrufen die Versammlung, die erst nach Mitternacht endigte. oblot

Hilabe

Wenn revolutionäre Fanatiker Könige morden, so thun fie es, weil sie wähnen, die ganze Menschheit aus Not und Knechtschaft zu befreien. Für den vornehmsten Rod genügen geringere Bewege gründe: Man mordet, wenn die Ehre" verletzt ist durch eine Miß­Wien, 12. Juni. ( B. H. ) Dem Neuen Wiener Tageblatt" Heirat der Majestät, oder wenn die Gagen nicht pünktlich bezahlt wird aus Semlin telegraphiert, daß von den in den Konat einge­werden, oder wenn der Monarch bei der Armee unbeliebt ist. Das drungenen Soldaten die Königin geschändet und König Alexander find thatsächlich echt militärische Motive! ishid sid sdu berstümmelt worden sei. Die Nachrichten aus Serbien lauten ernst. Das ruhige Europa . milavinis sid In der Provinz finden Militärunruhen und Kämpfe zwischen Sol daten statt. Die Garnison von Nisch , die sich anschickte, nach Belgrad zu marschieren, verweigerte der Kandidatur des Prinzen Karageor­gewitsch ihre Zustimmung und erklärte, der Neuordnung der Dinge nicht eher beistimmen zu wollen, als bis alle Teilnehmer der Ver­schwörung mit dem Tode bestraft seien.

Die offizielle Welt Europas nimmt die Königsmörderei wie etwas längst Erwartetes, Naturnotwendiges auf. So mußte es tommen das ist der Grundton. Wenn ein Proletarier gegen einen Unternehmer, der ihn entlassen hat, thätlich wird, so werden in ganz Europa , die heiligsten Güter für gefährdet erklärt. Das bischen militärischer Stönigsmord in Serbien ist eine innere An

einen Vertreter der Schweizerischen Depeschen- Agentur und erklärte Genf , 12. Juni. Peter Karageorgewitsch empfing heute früh

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gelegenheit dieses energischen Boltes.com num terbatim wesentlichen folgendes: Weine Anhänger haben in der That Letzte Nachrichten und Depeschen.

Das Wiener Fremdenblatt", das offizielle Regierungsblatt eine vollständige Organisation in Serbien , mit der ich häufig in Be­Destreichs, denkt fast nur noch an die neue Herrschaft und setzt ziehungen getreten bin. Ich erfuhr von andrer Seite, daß die Un­großes Bertrauen in den Königsmörder, der nun selbst von Gottes zufriedenheit des Volkes ihren Gipfel erreicht habe, aber in keiner Gnaden wird:

Zweijährige Dienstzeit in Frankreich .

Paris , 12. Juni. ( W. T. B.) Senat. Das Haus nimmt in Weise ließ man mich die Ereignisse der gestrigen Nacht voraussehen. zweiter Lesung mit 220 gegen 45 Stimmen den Gefeßentwurf an, Die nunmehr zur Dynastie berufene Herrschaft, zu der nach Ich habe nichts zu ihrer Vorbereitung beigetragen und auch indirekt durch welchen die Militär- Dienstzeit auf zwei Jahre feſtgeſetzt wird. den vorliegenden Nachrichten die Dynastie Karageorgewitsch als feinen Anteil daran genommen; sie haben mich überrascht. Donners- Im Verlaufe der Debatte erklären Admiral de Cuverville, General snächst älteste nach dem nunmehr ausgestorbenen Sauje tagvormittag gegen 9, Uhr brachte mir ein von meinem in Wien Mercier, Mézières u. a., daß fie gegen den Entwurf stimmen werden, Obrenowitsch berufen ist, wird vor allem für die moralische Auf- lebenden Better abgesandtes Telegramm die erste Nachricht über das während Freycinet für den Entwurf eintritt, der die Gleichheit des Trauerspiel, das sich ereignet hatte. Um 1 Uhr nachmittags tam Dienstes für alle aufstelle. srichtung des Landes zu sorgen haben. Bis zum Eintreffen Beter einer meiner montenegrinischen Freunde und bestätigte die Nach 18 Kabinettstrifis in Italien . Karageorgewitschs liegt die Macht in den Händen Avatumowitschs, richten, die bis jetzt für mich feinen amtlichen Charakter tragen. Man den man als Mann von festem Auftreten kennen gelernt hat. hat auf Karten und in Telegrammen viele Glückwünsche an mich ge- Rom , 12. Juni. ( W. T. B.) Wie die Tribuna" meldet, hat Er scheint die richtige Persönlichkeit zu sein, um in so stürmischer richtet, aber das ist alles. Für den Augenblick warte ich die Er- Giolitti dem Ministerpräsidenten einen Brief geschrieben, in dem er Beit die Ordnung aufrechtzuerhalten und Serbien über ein so eignisse mit Ruhe ab. Solange feine förmlichen Vorschläge an mich sich über die parlamentarische Lage, wie sie durch die Abstimmung am blutig eröffnetes furzes Interregnum hinüberzuführen. Daß es ergangen find, habe ich keinen Grund abzureisen. Ich bleibe, wo Mittwoch geschaffen ist, ausspricht und erklärt, er nehme seine Ents rasch beendet werden kann, und daß sich in Beter Karageorgewitsch ich bin; denn niemand hat verlangt, daß ich nach Serbien zurückkehre, laffung, weil er nicht mehr auf die Unterstützung der radikalen niemand hat mir die Krone angeboten. liberalen Partei rechnen könne. Der König besprach sich heute nach­ein Nachfolger findet, der dem tieferregten Volke die Grundlage was meine Meinung über die Vorgänge anbelangt, so bedauere mittag mit Giolitti über die Lage; dieser bestand auf seiner Ent­zu einem neuen politischen Dasein bietet, ist unter den gegen- ich tief, daß man geglaubt hat, das Blut in Strömen vergießen zu lassung. Marineminister Bettolo gab, wie die" Tribuna" weiter wärtigen Verhältnissen noch als einigermaßen beruhigend zu be- müffen. Ich mißbillige in aller Form die gewaltthätigen Mittel und meldet, den Entschluß zu erkennen, feine Entlassung zu nehmen, damit trachten. Man hat doch wenigstens die Hoffnung vor sich, daß die bellage insbesondere, daß das Heer zu ihnen gegriffen hat, denn es hat er sich freier gegen die Anschuldigungen verteidigen fönne, die gegen neue Aera, auf der nicht die Erinnerung vieljährig erbitterter edleve Aufgaben zu erfüllen, als zu morden. Es hätte genügt, Alexander ihn erhoben wurden.

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Verantwortl. Redakteur: Carl Zeid in Berlin . Inseratenteil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin . Drud u. Berlag: Borwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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