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Eugen Richter   der Verräter der Zollgegner.

Wenn man nicht drei Tage oder eine Woche, fondern 19 Monate lang einen offenen Obstruktionsfeldzug in Scene sett, wird das wirklich eine so jammervolle Mehrheit sein, die ruhig stillhält, die auf solche Provokationen nicht mit Gegenmaßregeln antwortet?( Lebhafter Beifall rechts, in der Mitte und bei den Nationalliberalen.)"

So sprach Eugen Richter   am 1. Dezember 1902 zum An= trag Kardorff, der den frechsten Umsturz von Geschäfts­ordnung und Verfassung bedeutete, nachdem der Junker v. Kröcher seine Staatsstreichrede gehalten! Beifall rechts, im Centrum und bei den Nationalliberalen!

Politische Agitation im Heere.

Die Socialistentöter- Firma Bürger-( Fränkel)-Münch zeichnet sich durch eine anerkennenswerte Geschäftsgewandtheit aus; sie war dreist genug, die Verteilung ihrer Broschüre" Sociale Thatsachen" selbst unter den Soldaten zu fordern. Welchen Erfolg die Versuche politischer Agitation im Heere gehabt haben, konnten wir allerdings noch nicht in Erfahrung bringen. Wohl aber können wir den Lesern das Cirkular mitteilen, daß den geschäftlichen Fertigkeiten der Herren Münch und Fränkel alle Ehre macht. Es lautet:

Der Nutzen des Arbeiterausschusses. In der kgl. Eisenbahn- Haupt­werkstelle Tempelhof ist am Montag früh die Bürgersche Lügen­broschüre durch den Arbeiterausschuß an die Arbeiter verteilt worden. Daß den Eisenbahnarbeitern das Koalitionsrecht verweigert wird, steht in der Broschüre ja nicht drin, dafür bringen wir ihnen diese Thatsache noch einmal in Erinnerung. Hoffentlich werden die Eisenbahner durch socialdemokratische Abstimmung beweisen, daß sie auch auf das Koalitionsrecht Anspruch erheben.

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lächerlich machen" und dem Verlieren des Vertrauens". Es liegt also Majestätsbeleidigung vor. Das Mindestmaß von 2 Monaten, welches das Gesetz vorsieht, mußte überschritten werden, denn es ist für Beleidigungen durch die Presse zu wenig. Deshalb durfte auch nicht auf Festungshaft, die ja eine recht leichte Strafart darstellt, erkannt werden.

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Anfang der 80er Jahre studierte der serbische Thronprätendent Peter Karageorgewitsch an der hiesigen Universität und war ein eifriger Besucher der socialistischen Parteiversammlungen, in welchen er vielfach unter dem Namen der rote Peter" oder ,, der rote Prinz" bekannt war. Damals existierte noch eine fleinere Verbindung socialistischer Parteiführer unter dem Namen Mohrenklub". Neben hervorragenden schweizer Genossen waren auch die heute noch lebenden deutschen   Führer v. Vollmar, Richard Fischer und Kautsky   Mitglieder, und in den Sizungen dieses Klubs war ein Karageorgewitsch ein häufiger Gast.

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Thronfähige Socialdemokratie. Der neue König von Serbien  , Beter Karageorgewitsch, soll, so hat die Frankfurter Mit dem Wahl- Hirtenbriefe Kopps beschäftigten sich am Sonntag Beitung" herausgebracht, Socialdemokrat sein oder doch gewesen die polnischen Socialisten in einer Wählerversammlung in Berlin  . sein. Es ist sehr schmeichelhaft, daß uns die Frankfurter Zeitung  " Der polenfeindliche Hirtenbrief wurde als flärendes Ereignis be- bereits für fähig hält, von Gottes Gnaden zu werden, leider aber zeichnet, dem es gelingen werde, was jahrelange Agitation nicht hat sie sich ein Märchen aufbinden lassen, wenn sie aus Zürich  vermocht habe, Polen   und Centrum zu trennen. In ein schwieriges berichtet: Dilemma fämen dabei die polnischen Geistlichen. Die Aus­Bewegung, besonders in Oberschlesien  , führen. lassungen Kopps dürften zu einer Erstarkung der polnischen weise habe die preußische Polenpolitik zu einem Anwachsen Erfreulicher des Radikalismus und zur Niederlage der Hofpartei geführt. Die polnischen Arbeiter sollten ihrer doppelten Bedrückung durch Stimmen­abgabe für die Socialdemokratie entgegenarbeiten, da auch die polnischen Demokraten in politischer Beziehung, wie sich beim Zoll­tarif gezeigt habe, unzuverlässig seien. Vollends wäre es verfehlt, in Berlin   und Umgegend die aussichtslose Kandidatur Chrzanowski zu unterstützen. Nicht nur durch ihre Stimmenabgabe, sondern auch Die Notwendigkeit der Bekämpfung der socialdemokratischen Wahn- durch eifrige Agitation zu Gunsten der Socialdemokratie müßten vorstellungen ist neuerdings immer deutlicher hervorgetreten und von die polnischen Arbeiter ihre Gefimmung bekunden. Zum Schluß wurde allerhöchster Stelle allen Vaterlandsfreunden eindringlich ans Herz der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß es bei der Reichstagswahl ge= gelegt worden. Vielfach hat sich aber gezeigt, daß ein großer Teil lingen werde, den ersten polnischen Socialisten Morawski in Kattowig Ser Arbeiter, Kleinbauern, Kleingewerbetreibenden und selbst Unter- ins Parlament zu bringen. beamten im Alter der Wahlmündigkeit, in die erwähnter thörichten Jbeen bereits verbissen, also der Belehrung nicht mehr zugänglich ist. Andrerseits ermangeln die jungen Menschen von noch nicht zwanzig Jahren des Ernstes und der geistigen Reife, die zur ver­ständigen Ueberlegung der gegen die socialdemokratischen Lehren sprechenden Gründe notwendig sind. So ergiebt sich die Zweck­mäßigkeit einer entsprechenden Einwirkung auf die demnächstigen Wähler während ihrer Militärzeit, in der sie ohnehin unter dem Einfluß der militärischen Manneszucht zur Aufnahme gesunder Grund­sätze auch nach andrer Richtung hin wohl vorbereitet sind.

Hochgeehrte Herren!

Dem geehrten Offiziercorps beehre ich mich deshalb in der Anlage je einen Probe- Abzug der drei verschiedenen Ausgaben der Bürgerschen Schrift gegen die Socialdemokratie ergebenst zu über­reichen. Die Rundschreiben, die zur Empfehlung der Massen­berbreitung dieser Broschüren ergangen find, tragen die Unterschriften der umseitig aufgeführten Herren.

Der Deutsche Kriegerbund hat bereits 450 000 Exemplare be­zogen und den Bezug mehrerer hunderttausend weiterer Gremplare angekündigt. Jm ganzen ist binnen Jahresfrist über eine Million Exemplare der Bürgerschen Broschüre verbreitet worden- ein Erfolg, wie ihn noch nie eine Schrift erzielt hat, und ein schlagender Beweis der Brauchbarkeit des Bürgerschen Büchleins zur Aufklärung des Volkes über die Unwahrheit der landläufigen socialistischen Be­hauptungen.

Dem geehrten Offiziercorps gestatte ich mir die Berabfolgung je eines Gremplares der jeweils geeignet erscheinenden Ausgabe an fämtliche Unteroffiziere und Mannschaften sehr ergebenst vorzuschlagen. Zu diesem Zwecke würde ich bereit sein, bei Bezug der dafür

das Exemplar der großen Ausgabe für 5 Pfennig

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mittleren Kleinen

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3

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zu liefern. Ich habe die Ehre zu zeichnen in größter Hochachtung

sehr ergebenst

Richard Münch,

Stadtverordneter.

Wir werden demnächst denselben Stellen auch die im Verlage der Vorwärtsbuchhandlung erschienene Gegenschrift zur Verbreitung empfehlen. Das ist schon deswegen nötig, um den Schwindel des Herrn Bürger aufzudecken, der in einem Anhang zu den neuen Auflagen seiner Schrift dreift und frech behauptet, wir hätten noch nicht den Verfuch gemacht, ihn zu widerlegen.

Richter und Schweinburg. Die Freifinnige Zeitung", die nie eine Richtigstellung eines Gegners abdruckt, beeilt sich, eine Schwein­burgiade abzudrucken, die eine feststehende Thatsache ableugnet. Es steht bekanntlich fest und wir haben es erst in unsrer legten Nummer wörtlich nach dem Stenogramm wiedergegeben, daß Posadowsky im Reichstage am 23. Januar 1902 gesagt hat, er betrachte die Socialdemokratie als die Vertreterin der Arbeiterinteressen. Schweinburg behauptete am Sonnabendabend, er wisse aus bester Quelle," daß das durchaus falsch sei. Diese dreiste Fälschung, das amtlich von jedem Redner selbst korrigierte und damit in aller Form bestätigte Reichstags- Stenogramm ableugnen zu wollen, druckt die Freisinnige eiligst ab; wieder ein Beweis dafür, daß der Richter­freifinn nur noch in der Schweinburg- Atmosphäre gedeihen kann.

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Ein Serbe verkehrte damals allerdings in unsern Parteitreisen. Er hörte aber, wenn wir nicht irren, auf den in Serbien   sehr ge­bräuchlichen Namen Reodorowitsch. Die regierenden Häupter Europas   brauchen also den neuen Better nicht wegen socialdemokratischer Gesinnung in Verruf zu

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erklären. wie einen Socialdemokraten, der gegen Ausnahmegefeße ist. Die hat arbeiten lassen, mit folgendem einfältigen Jesuitentniff zu ent­Ein Jesuitenkniff. Der katholische Musterbetrieb der Germania  " Lieber einen Kulturkämpfer, der für Jesuitenausweisung eintritt, versucht unsre letzte Feststellung, daß sie an katholischen Feiertagen Wahlkreise außerordentlich unerwünscht sein, wenn infolge der Zähl- schäftigten Arbeitern Germania  " meint, es müsse den Katholiken im Lippeschen rinnen. Am 9. Juni hatten wir mitgeteilt, daß aushilfsweise be­kandidatur des Centrums eine Stichwahl zwischen einem Social- gemacht würden. Am Sonntag schrieben wir auf eine Entgegnung die katholischen Feiertage Abzüge demokraten und einem Kulturkämpfer nötig würde. Sie hat deshalb der Germania  ", daß den in festem Wochenlohn ständig angestellten den Wunsch, daß die Katholiken lieber gleich im ersten Wahlgange Arbeitern keine Abzüge gemacht worden seien, das sei begreiflich, für den Kulturkämpfer stimmen. denn die hätten an den katholischen Feiertagen gearbeitet. Ein Reichstags- Kandidat als Wahlkommissar in dem Kreise, in einreden, damit hätten wir uns selbst widersprochen, indem wir Die fromme Germania  " will nun ihren dümmsten Lesern dem er kandidiert, das ist zwar gesetzlich doch dürfte es der Gipfel der politischen Taktlosigkeit sein. Das ist haupteten, leider nicht verboten, einmal von Abzügen für die Feiertage sprachen und dann be­im Herzogtum Braunschweig   zu verzeichnen. Dort ist der Kreis­es sei an den Feiertagen gearbeitet worden. direttor Natürlich haben wir uns nicht widersprochen, sondern und Reichstags Kandidat Langerfeldt als Wahl die Germania  " hat den Widerspruch nur jesuitisch ausgeheckt, um fommissar ernannt worden und könnte so, wenn würde, in die Lage kommen, sich selbst als Abgeordneten zu hüllen. Also, paß' auf, verehrte Germania  ": Die Arbeiter, die er gewählt die unangenehme Entlarvung ihrer Feiertagsheiligung zu ver­proklamieren. Bekanntlich gehört es auch zu den Geschäften des an den Feiertagen nicht arbeiteten, wurden mit Lohnabzügen bedacht, Wahlkommissars, die Stimmzettel durchzusehen, um etwaige Bedenken und die Arbeiter, die feine Lohnabzüge erlitten, mußten an den zu beseitigen, die gegen einzelne Wahlakte erhoben werden. Solche Feiertagen arbeiten! So ist die christliche Moral in jeder Hinsicht Aufgabe sollte man doch auf keinen Fall dem beteiligten Kandidaten gewahrt worden. übertragen.

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wird geschrieben: Sonntag, den 7. Juni, nachmittags, sollte in Die Politik am Hochaltar. Aus dem Wahlkreise Straubing Haggn bei Neukirchen  , der Nachbarsgemeinde von Englmar, wo der Centrumskandidat Echinger   seinen Wohnsiz hat, eine bauern­bündlerische Versammlung stattfinden. Die Versammlung konnte erst Tags zuvor bekannt gemacht werden. Der Besizer stellte das Lokal bereitwilligst zur Verfügung: doch der amtierende Geistliche von Neukirchen verkündete am Sonntagmorgen vom Hochaltare aus, daß die Versammlung nicht stattfinde, sie sei verboten worden. Die Leute gingen von der Kirche weg nach Hause.

Ein Soldat, der sich wehrt, freigesprochen.

Koblenzer Zeitung" berichtet, am 10. Juni gegen den Musketier Das Ober- Kriegsgericht in Koblenz   verhandelte, wie die tos von der 4. Compagnie des Infanterie- Regiments Nr. 30 in Saarlouis  . Klos war von Kriegsgericht der 16. Division wegen hätlichen Angriffs auf einen Vorgesezten zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er legte Be= ein, weil er sich in ufung Notwehr befunden habe. Wie in der erneuten Beweisaufnahme vor dem Ober- Kriegs­gericht festgestellt wurde, war los mit Reinigen der Stube beschäftigt, als der Unteroffizier Weber hinzufam, ihm einen Gemeine Berleumdung. In den bürgerlichen Blättern wird be- Interoffiziers fest, dennoch schlug der Unteroffizier fortwährend auf Tritt ins Gesäß gab und ihn schlug. Klos hielt die Arme des hauptet, in Ellefeld   bei Falkenstein hätten Socialdemokraten an dem Wagen des Grafen Hoensbroech die Schrauben vor den ihn ein. 11m weiteren Mißhandlungen vorzubeugen, hielt Klos Rädern entfernen wollen. Es wäre ihnen aber der Wagen seinem Beiniger einen Fuß. Beide fielen zur Erde, Klos hielt dem eines Herrn Graf gezeigt worden und an dessen Wagen seien die Weber die Nase zu, und num erst ließ Weber von Klos ab, doch Schrauben auch thatsächlich gelöst worden. Es hieß weiter, man habe gab er ihm nach dem Aufstehen von der Erde noch einen die Thäter nicht gefaßt. Trotzdem behaupten die Blätter ganz frech, viele Tritte und Schläge bekommen, so daß er fürchtete, sein daß es sich um einen neuen Beitrag zur socialdemokratischen Kampfesweise handle. Als diese Nachricht zur Kenntnis des social- Gehör verloren zu haben und nach seiner Entlassung vom Militär demokratischen Wahlkomitees in Reichenbach tam, fragte der Ver- nicht mehr arbeitsfähig zu sein. Er habe diese Misz­trauensmann Franz Martin   bei der Behörde in Ellefeld   an, ob handlungen gemeldet. Der Sergeant Krebs habe aber gesagt, er diese Meldung auf Wahrheit beruhe. Die Behörde antwortete per folle es nicht weiter melden, das bißchen Schläge habe nichts zu Telegramm am Donnerstag mittag, ihr sei von einem solchen Vor­fall nichts bekannt!" Das Oberkriegsgericht erkannte auf Freisprechung, weil Notwehr vorliege.­

Uns erwartet das Zuchthaus

sagte der für die Freisinnigen kandidierende Bankdirektor, meinte aber bloß den socialdemokratischen Zukunfts­staat!

Politische Ueberlicht.

Berlin  , den 15. Juni.

Majestätsbeleidigung.

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Tritt vor den Bauch.

bedeuten.

er habe als Rekrut so

Husland. Oestreich- Ungarn  .

Die ungarische Ministerkrisis. Es ist noch immer nicht sicher, ob Herr v. Szell   geht. Wie verlautet, soll bei seiner Anwesenheit am Sonntag in Wien   eine Verständigung zivischen ihm und v. Koerber nicht zu stande gekommen sein, da dieser auf baldigste Durchführung der Rekrutierung drängt, während v. Szell irgend welche bestimmte Zu­fagen nicht geben will. Nach einer telegraphischen Meldung des Bureau Daß die Socialdemokratie die Vertreterin der Arbeiterinteressen " Herold" ist die Demission des ungarischen Ministerpräsidenten mit ist, hat bekanntlich Graf Posadowsky zugestehen müssen. Sicherheit in den nächsten Tagen zu erwarten. Es heißt in der Dieses Zugeständnis ist der Scharfmacherpreffe natürlich im höchsten Grade unbequem und Mitteilung: Als Betveis dafür, daß das Ministerium Szell   schon in den sie sucht nach allen mög­In Kiel   wurde der verantwortliche Redakteur der Schleswig  - allernächsten Tagen seine Demiffion geben wird, wird die Thatsache an lichen Ausreden. Die Konservative Korrespondenz" gräbt zu holsteinischen Volkszeitung", Genosse Rindfleisch, wegen Beleidigung gesehen, daß von Szell   in der gestrigen einstündigen Audienz beim Kaiser dem Zwecke den Posadowskyschen Wahlbrief von 1898 aus, worin des deutschen   Kaisers zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Es feinerlei Garantie für die rechtzeitige Erledigung der Wehr­vor der Socialdemokratie gewarnt wird. Das beweist natürlich sei hier zur Kennzeichnung des Urteils einiges aus den Ausführungen vorlage hat geben können, weshalb der Kaiser v. Szell   in Kenntnis Erstens hat Posadowsky die fragliche Aeußerung des Staatsanwalts wiedergegeben. Dieser sagte: Der Angeklagte feßte, daß er entschlossen sei, einige hervorragende ungarische erst 1902 gethan, also vier Jahre nach seinem Wahl hat sicher gewußt, daß dieser Geburtstag( Wilhelms I. am Tage der Parlamentarier zu sich zu bescheiden, um deren Ansichten und Vor­briefe und dann behauptet auch kein Mensch, daß er die Aeußerung Veröffentlichung des Artikels) gefeiert werden sollte. Er hätte schläge zu hören. v. Szell   nominierte hierauf dem Kaiser den aus Liebe zur Socialdemokratie gethan habe. Er hat einfach der darum besser gethan, den Artikel einen oder mehrere Tage liegen zu Präsidenten des Magnatenhauses, den Präsidenten des Abgeordneten­Wahrheit die Ehre gegeben und deshalb ist es auch Unsinn, wenn die lassen und ihn dann erst zu veröffentlichen. Der Artikel beschäftigt hauses Grafen Apponyi  , sowie die Grafen Julius Andrassy   und .." behauptet, wir krebsten mit der Behauptung, Posadowsky stehe sich allerdings nur mit einer Person, der des Königs von Belgien  , Szapary. Die Parlamentarier werden heute in Wien   eintreffen uns nahe. Es ist uns nie eingefallen, mit der Behauptung zu krebsen, aber er enthält in Absatz 1 und 2 Beleidigungen gegen alle Könige und vom Kaiser in Audienz empfangen werden. der Zwölftausendmarkgraf stehe uns nahe. Wir bedanken uns für und aus Absatz 2 ergiebt sich, daß besonders der König von Preußen folche Freundschaft. Das fann uns aber nicht hindern, diese Aeuße­rung über das thatsächliche Verhältnis der Socialdemokratie zu den Arbeitern festzuhalten, die umso schwerer wiegt, weil sie aus dem Munde eines so heftigen Gegners der Socialdemokratie stammt.

gar nichts.

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Rote Mäuse sieht Richter schon an den Wänden hinauflaufen. Er behauptet heute in seinem Blatte, in Altenbörde, wo er zu einer Versammlung war, hätte ihn jemand mit Gas in die Luft sprengen wollen. Er kann sich mit Bruhn zusammenthun, der die Augen seiner Setzer ritualmordmäßig rollen sieht, wenn er durch seinen Segersaal geht.

Jude eine gemeine Verleumdung. Herrn W. K. in Liebenwerda. Aus dem oben mitgeteilten Lebenslauf des Herrn Dr. Bernstein ersehen Sie, daß es eine von gegnerischer Seite wissentlich verbreitete Lüge ist, daß der liberale Kandidat Jude sei. Dr. B. ist von Geburt an christlicher Konfession( evangelisch). Den besten Beweis für die Böswilligkeit jenes Gerüchts ersehen Sie daraus, daß Herr Dr. B. Mitglied der Kirchenvertretung in der evangelischen Trinitatis Gemeinde in Charlottenburg   ist. Jeder, der nur einigermaßen in derartigen Fragen bewandert ist, weiß, daß Dr. B. dort sogar eine führende Stellung in der liberalen firchlichen Bewegung einnimmt. Man merkt bei derartigen Ausstreuungen, die doch nur wider besseres Wisser erfolgen können, wie gefährlich unsern Gegnern die Persönlichkeit unsres Kandi­daten erscheint, dessen Ansehen und Beliebtheit von Versammlung zu Versammlung steigt, sonst würden sie nicht zu solchen gemeinen Berleumdungen ihre Zuflucht nehmen."

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So schrieb ein Wahlflugblatt, das den freisinnigen Volksparteiler Dr. Bernstein empfahl, obwohl er ein Sohn des verdienten jüdischen Begründers und Herausgebers der Berliner   Volts- Zeitung" ist.

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Frankreich  .

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sich diese Aeußerung zuziehen kann. Es ist beleidigend, wenn die Wien  , 15. Juni. Wie die Neue Freie Presse" meldet, wird in Könige als Handlanger" und" Strohmänner" der kapitalistischen Wiener   politischen Kreisen die Berufung des Unterrichtsministers im Gesellschaft hingestellt werden. Der Angeklagte behauptet, daß er Kabinett Weferle Grafen Albin Csakh zur Bildung eines neuen nur die Säße einer wissenschaftlichen Lehre vorgeführt habe. Damit ungarischen Kabinetts für wahrscheinlich gehalten. würde Strafmilderung oder Strafaufhebung nach§ 193 in Frage und ganz besonders mußte Wilhelm II  . getroffen werden. Straf­fommen. Die Aeußerungen sind für mich als Beleidigungen erwiesen mildernd wäre, wenn der Angeklagte nicht an Wilhelm II  . gedacht hat, aber der Leser hat sicher an ihn gedacht. Unser Monarch ragt, wie befannt, oft auf den verschiedensten Gebieten weit hervor, so hat er lebhaftes Interesse für Dichtkunst, Technik ust. Hier wird nun gesagt, ein solcher König mache sich dadurch lächerlich und verliere das Vertrauen, darin liegt eine Beleidigung und daß der König von Preußen gemeint ist, ergiebt sich aus dem Tage der Ver­öffentlichung. Vorher wäre der Artikel möglich gewesen, aber an diesem Tage hätte der Artikel liegen bleiben müssen, da er an ihm das patriotische Gefühl vieler Leute besonders verletze.

In der Urteilsbegründung heißt es:

Lille  , 14. Juni  .( B. H  .) Das Schwurgericht verurteilte den Prior der Redemptoristen   wegen Verletzung der Staatsgefeße zu 3 Tagen Gefängnis und 100 Fr. und sechs andre Mönche zu 1 Tag Gefängnis und 50 Fr. Geldbuße. Beim Verlassen des Gerichts­gebäudes wurden den Verurteilten große Dvationen bereitet. Aus den Fenstern wurden Blumen geworfen und es wurden Rufe gegen die Regierung laut. Gendarmerie mußte die Kundgeber ausein­andertreiben.

Schlägereien zwischen Klerikalen und Antiklerikalen. In Frank­ reich   haben während der letzten Tage wieder verschiedene Zusammen­stöße zwischen der flerital- nationalistischen Gefolgschaft und Antis flerifalen stattgefunden. Ohne Zwischenfall ist die Feier des Fron Der Artikel enthält Majestätsbeleidigung. Der Eingang läßt leichnams- Festes in Paris   abgelaufen. Dagegen fam es in Nantes  , das erkennen. Die herabseßende Schilderung der Könige von heute Havre   und Dünkirchen   aus Anlaß der Prozessionen zu Schlägereien. kann sich jeder König anziehen. Ebenso hat ja das Landgericht in n Nantes   wurde ein 71jähriger Redakteur Namens Gaulalle so einer früheren Sache, in der ein Redakteur die Offiziere als be- durch Stockhiebe zugerichtet, daß er tot auf dem Plaze blieb. waffnete Rowdies" bezeichnete, erklärt, daß sich jeder Offizier das Ferner erlitt der Präsident des Freidenkervereins, Lejeune, in­anziehen könne und deshalb Beleidigung vorhanden sei. Ebenso folge von Stockhieben einen Schädelbruch, sodaß er wenige fönne sich auch Wilhelm II  . die Behauptung des Artikels zuziehen. Stunden darauf verstarb. Sehr viele andre Personen wurden mehr Die Ausdrücke Handlanger der herrschenden Klassen" und" Stroh- oder minder schwer verletzt. 7 bis 8000 Nationalisten begaben sich, mann" find an und für sich eine Darlegung der Nichtachtung. Es nachdem sie die Antiklerikalen vertrieben hatten, zur Präfettur, um tommt hinzu, daß zu erkennen ist, daß Wilhelm II  . gemeint sein soll. den Präfekten   zu zwingen, daß er das Verbot der öffentlichen Ab­Unser König hat das Bedürfnis, sich vor anderen Monarchen hervor- haltung der Fronleichnams  - Prozession zurückziehe. Sie rissen an zuthun, auf ihn zielt darum der Vorwurf des Artikels. Bekannt ist, der Präfektur das Gitter nieder und versuchten in das Gebäude ein­daß Kaiser Wilhelm II  . sich auf verschiedenen Gebieten hervorzu- zubringen. Gendarmerie und Dragoner trieben die Ruhestörer aus­thun gesucht hat. Welche Bedeutung er dabei erreicht hat, ist dahin- einander, die aus Pflastersteinen und Balfen bereits eine Art gestellt. Besonders auf Wilhelm II  . zielt die Stelle von dem Redner. Barrikade errichtet hatten; zahlreiche Ruhestörer wurden in Haft ge­Wilhelm II. werde ja vielfach vorgeworfen, daß er in seinen Reden nommen. Ein Rittmeister der Gendarmerie wurde durch Stockhiebe zu weit gehe und daraus ergiebt sich der Zusammenhang mit deut im Gesicht schwer verletzt.