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20. w w 2. Keilkge desPsnirts" prrliitrt Pollislilslt. 16 im GewerkrchaftUcbes* Berlin und Umgegend. Partieller Streik der Kiirfchner. Eine Versammlung, die der Verband der Kürschner Berlins ein­berufen hatte und die von mehr als 6<X) Personen besucht war, hat beschlossen, vom vergangenen Sonnabend an mit dem partiellen Streik zu beginnen. Es handelt sich in der Hauptsache um die all- gemeine Einführung des Neunstundentages für die Pelz- und die Mützenbranche. Bisher wurde ö'/z Stunden, in der Hansindustrie oft 10 Stunden gearbeitet. Lohnerhöhung wird in dieser Bewegung nicht gefordert. Die 1893 aufgestellten Mindest- löhne: für Gesellen 25 M., für Stepperinnen 18 M., für Mamsells 14 M., bleiben bestehen. Wo die jetzt aufgestellte Forderung: Neunstnndentag. 50 Prozent Zuschlag für unumgängliche Heber- stunden, Freigabe des I.Mai, mcht durch Unterschrift anerkannt wird, soll die Arbeit niedergelegt werden. Die Berliner Kürschner-Jnnung hat gemeinsam mit dem Verein der Pelzwarenfabrikanten zu den Forderungen Stellung genommen und Gegenvorschläge gemacht, welche eine Verschlechterung der seit- hcrigcn Arbeitsverhältnisse bedeuten. Die Situation ist für die Kürschner die denkbar günstigste. Der vergangene Winter brachte ihnen eine grite Konjunktur und ihre Organisation hat gute Fortschritte gemacht. Die Pelzwarenfabrikanten waren am Sonnabend nicht wenig erstaunt, als sie sahen, daß die Forderung nicht überall ge- stellt wurde, und da es an Arbeitskräften mangelt, so wird die Solidaritäl der Herren bald in Konkurrenzneid übergehen. Bis jetzt baben acht Arbeitgeber mit ca. 250 Arbeitern und Arbeiterinnen durch Unterschrift die Forderung anerkannt. Es sind die? folgende Firmen: M. Gärtner, Wallstr. 5556. S. Gärtner, Markusstr. 50. Adolf Winter, Lebuserstr. 9. H). Huth, Grüner Weg 24. Berger u. Haase, Alexander- stratze 33. Arthur Wolfs, Poststr. 7/8. M. Wilpert, Marienburgerstr. 21. Friedländer. Mendelssohnstr. 1. Gesperrt sind vorläufig folgende Firmen: W. Reinicke, Reue Friedrichstr. 9 10; D. L e w i n j u n., Reue Friedrichstr. 59; I. Baril-Jvanow, Breitestr. 3; A. Stiller, Jägerftr. 25; A. Neumann, Beuthsw. 4; G. W o h I m a n n u. C o., Spittel- markt 11; F. G e r i rk e, Potsdamerstr. 121; Jacob u. Lands- berger, Riederwallstr. 10, und Perlberg, Kronenstr. 21. Die Kollegen des In- und Auslandes werden ersucht, Berlin für diesen Sommer streng zu meiden. Anfragen sind zu richten an Fr. Grandel, Vorsitzender, Heidenfeldstr. 2. veutlcbes Ketek,. Die Bauarbeiter-Aussperrung in Hannover hat nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten keinen großen Umfang angenommen. Wie es scheint, haben die Tonangeber unter den Arbeiterfeinden bei weitem nicht die Mehrheit der in Frage kommenden Unternehmer hinter sich. Nur 30 40 von etwa 300 Baugewerksmeistern waren in jener Versammlung anwesend, wo die Aussperrung beschlossen wurde, deingemätz ist der Beschluß mich nur aus wenigen Bauten ausgeführt worden, und die Arbeiter sind der Anficht, daß es zu einer allgemeinen Aussperrung wohl nicht kommen werde, wenn auch die scharfmacherischen Führer nach Kräften ftir die Verwirklichung ihrer Pläne Stimmung zu machen suchen. Die Ursache der Aus- sperrung: der Zimmererstreik steht sehr günstig. In Bunzlau streiken die Bau- und Erdarbeiter. Sie fordern, daß der Stundenlohn, welcher jetzt 1622 Pf. beträgt, auf 2225 Pf. erhöht wird. Eine Tarifgemeinschaft für den Beruf der Zkylographe« wird von de« organisierten Gehilfen dieses Berufs angestrebt. Zu diesem Zweck soll in nächster Zeit ein Xylographen-Kongreß in Brannschweig abgehalten werden, dem em vom deutschen Xhlographen-Verband ausgearbeiteter Entwurf vorgelegt wird. Im älhlographen-Beruf herrlcht eine arge Schmutzkonkurrenz, die natürlich auf Kosten der Gehilfen betrieben wird, und die auch eine weitgehende Lehrlings- züchterei gezeitigt hat. Außer der Bekämpfung der letzteren wollen die Gehilfen ihr Ziel erreichen durch Festsetzung von Mindestlöhnen und einer achtstündigen Arbeitszeit. Husland. Der vierte S streichische Gewerkschafts-Kongreß. Die Debatte über das Konsumgenossenschaftswesen wurde bis in den fünften Verhandlungstag hinein fortgesetzt. Schließlich wird die Resolution Beer angenommen; außerdem wird einer Resolution zugestimmt, in der verlangt wird, daß in den Konsumgenossenschaften, die unter dem Einfluß der Arbeiter stehen, nur gewerkschaftlich organi- sierte Personen angestellt werden dürfen; ferner muß in solchen Ge- nossenschaften am 1. Mai Arbeitsruhe eintreten. Es folgt sodanit ein Referat von Reumann-Wien über Alters- und Invalidenversicherung. Räch kurzer Diskussion gelangt eine Re- solution einstimmig zur Annahme, in der es heißt, daß der Gewerk- fchafts-Kongreß eine ernste Mahnung an die Regierung richte, ihre Pflicht gegen die alten invaliden Arbeiter zu erfiillen. Der Zustand, daß die Invaliden, Witwen und Waisen der unzureichenden Armen- verforgung anheimfallen, müsse aufhören. ES wird verlangt, daß die Regierung thre Verschleppungspolitik aufgiebt und dem Paria- mente unverzüglich einen Entwurf vorlegt. Ueber Tartsgemeinschasten referiert Dworacek. Die Resolution, die der Referent dem Kongreß unterbreitet, enthält folgenden Gedanken- gang: Der Abschluß von Tarifgemeinschasten(kollektiver Arbeits­vertrag) ist geeignet. daS Wesen der Lohnkämpfe ans eine gesündere Basis zu stellen und unüberlegte Lohnkämpfe zu verhindern. Diese Anträge find als Beweis aufzufassen, daß eS den Arbeiter- organisationen gelungen ist, die Unternehmer zu zwingen, die Arbeiterschaft als emen gleichberechtigten Faktor anzuerkeimen. Die Staats-, Landes- und Gemeindebehörden haben bei Vergebung von Arbeiten und beim Abschluß von Lieferungsverträgen auf die tariflichen Vereinbarungen Rücksicht zu nehmen und nur solchen Firmen Austräge zu erteilen, welche die Verträge gewifien- Haft einhalten. Außerdem wird in der Resolution eine Regelung des Snbmissionswesens gefordert. Zu diesem Punkt liegt femer eine Resolution folgenden Wortlauts vor: Der Kongreß begrüßt die in der Herrenkleider-Konfektion durch- gefiihrte Tarifgemeinschaft und verlangt von der Arbeiterschaft, die Aufrechterhaltung dieser Vereinbarung dadurch zu unterstützen, daß sie nur dort Kleider kaust, wo die zum Schutze dieses Tarises ein- geführte Kontrollmarke nachgewiesen wird." In der Diskussion nimmt auch der Delegierte der deutschen Gewerkschaften Döblin das Wort, um seine Erfahrung über die Tarifgemeinschaften dem Kongreß zu unterbreiten: Man übersehe häufig, daß auch bei der Existenz von Tarifverträgen der Gegensatz zwischen den Klassen bestehen bleibe. In Deutschland seien die Unternehmer bekanntlich der Anschauung, daß sieHerren im eignen Hause" sein wollten; bei Abschluß eines Vertrages werde der .Machtdünkel' nicht so empfindlich getroffen. Die Untemehmer schließen die Verträge nicht der schönen Augen der Gehilfen wegen ab, sondem im eignen Interesse, um Ruhe zu haben. Die oben bezeichneten Resolutionen fanden hierauf Annahme. Es wurde sodann zur Erledigung derverschiedenen Anträge" geschritten. Unter andren wurde eine Resolution angenommen, durch welche die Regierung zur Errichtung von mehr Gewerbe- gerichtcn ersucht wird. Eine andre Resolutton spricht sich ftir eine energische Agitation ftir dieWiener Arbeiterzeitung' aus. Endlich gelangt eine Resolution zur Annahme, durch ivelche sich die Gewerkschaftsorganisationen zur Bekämpfung des MoholiSmus ver­pflichten. Hierauf wird der Kongreß nach den üblichen Abschiedsworten mtt dem Abfingen des Liedes der Arbeit geschlossen. lokales. Zur Beachtung 1 Wir bringen den Genossen hiermit zur Kenntnis, daß die Norwiirts-Kuchbruckerei heute am Wahltage von mittag an völlig geschlossen ist. Diejenigen Arbeiter, die bei den Wahlarbeiten als Hilfskräfte funktionieren, haben selbstverständlich den ganzen Tag frei; um aber gegen jeden Wahlcoup, wie sie bei ftüheren Wahlen seitens unsrer Gegner in letzter Stunde praktiziert wurden, gesichert zu.sein: wird der Betrieb bis mittag wenigstens teilweise aufrechterhalten. Die Geschäftsleitung. Die stiristische Sprechstunde unsres Blattes findet heute, am Wahltage, nicht statt I_ Was die Ehre eines Unbemittelten gitt. Ms wir bor zwei Jahren die im städtischen Obdach herrschenden skan d al ö sen Zust än d e aufdeckten, wurde vom Rathause aus alles für Schwindel, erklärt. Der Zeitungs- Berichterstatter, der seilte Informationen vom Magistrat beziecht, mußte Tag für Tag seine Notizen verschicken, in denen er das Obdach als eine Musteranstalt pries und die Insassen als meist arbeitsscheue Personen schilderte. Die bürgerlichen Blätter ließen sich willig zur Verbrejtung dieser Entstellungen gebrauchen, und einige(darunter die Morgenpost", die sich bei andren Gelegenheiten so arbeiter- freundlich giebt) schreckten selbst nicht davor zurück, einzelne In- fassen des Obdachs unter voller Namensnennung öffentlich zu be- schimpfen. Das Verfahren hat sich nicht bewährt die damals ein­geleitete Untersuchung ergab, daß unsre Mitteilungen in allem Wesentlichen zutrafen aber nichtsdestoweniger wird es jetzt von neuem versucht. Vor acht Tagen haben wir an einem Einzelfall gezeigt, wie es einem beschäftigungs- und wohnungslos gewordenen Arbeiter gehen kann, wenn er beim städtischen Obdach Hilfe sucht. Prompt erfolgt jetzt vom Rathause aus die Antwort, der Mami sei arbeitsscheu. Auch diesmal haben sich wieder Blätter gefunden, die diese Art der Verteidigung billigen und der Obdachverwaltung beistehen. Neben dem führenden Blatt des Ber - liner Freisinns steht ein konservatives Blatt, das die Zollwucher- Interessen der Agrarier verttitt. Das konservative Blatt giebt sich sonst nicht dazu her, die Berliner Kommunalvcrwaltung zu ver- leidigen. Aber wenn es gegen einen hilfsbednrfttg gewordenen Arbeiter geht, noch dazu einen, den derVorwärts" in Schutz genommen hat, dann sind die Preßorgane der entgegen- gesetztesten Gruppen derbürgerlichenGesellschaft ein Herz und eine Seele. Wir haben von der Darstellung, die wir dar acht Tagen gebracht haben, nicht ein Wort zurückzunehmen. Es steht fest, daß der betreffende Arbeiter, den die Obdachverwaltung alsarbeits­scheu" der Polizei vorführte und zur Bestrafung überließ, sich rechtzeitig um Wohnung und Arbeit bemüht hat. Beweis sind ein unterschriebener Mietskonttatt, auf den zehn Mark angezahlt sind, und eine Postkarte, durch die ein staatlicher Bettieb den Mann aufforderte, die nachgesuchte Arbeitsstelle anzutreten. Hat der Mann mehrfach die öffentliche Armenpflege und daS Obdach in Anspruch genommen, ist wiederholt Mete für ihn bezahlt worden, so geht daraus zunächst nur hervor, daß er wiederholt i n N o t war. Auch der Umstand, daß die Armenkommissionen, die be- kanntlich in solchen Dingenschnell fertig mit dem Wort" sind, ihn als arbeitsscheu bezeichnet haben, beweist nichts. Es handelt sich um einen Einzelfall, aber er kennzeichnet die Zustände, die im Obdach und in der Armenverwaltnng herrschen, kennzeichnet auch die Anschauungsweise, aus der heraus die in der Armenverwaltung thättgen Personen sowie die bürgerlichen Preß- organe über die Unbemittelten, wenn sie hilflos geworden sind, aburteilen. Ein Wort, ein Federstrich und der Arbeitsscheue ist fertig! Wir haben uns längere Zeit hindurch der Mühe unterzogen, die Schicksale einer Reihe von Per­sonen, die mit dem Obdach Bekanntschaft gemacht hatten, genauer zu verfolgen. Wir haben schlechte und gute Elemente darunter ge- funden, aber mehr gute als schlechte. Wenige ahnen, wer alles in den letzten Jahren durch die Wohnungsnot ins Obdach getrieben worden ist! Nicht bloß Arbeiter waren es da war auch mancher kleine Gewerbetreibende darunter, dem das heute, wo es ihm wieder bester geht, kein Mensch zuttaut. Kein Mensch im Hause weiß. daß. der ehrbare Schneidermeister, der oben im vierten Stock des Ouergebändes so mühsam sein karges Brot ver- dient, vor noch gar mcht langer Zeit mit Frau und Kindern unter der Fuchtel des Obdach-Inspektors gestanden hat, daß der sttlle fleißige HauSreiniger im Erdgeschoß, der heute von den Metern als eine Art Respektsperson behandelt wird, sich noch im vorigen Jahre draußen in der Fröbelstraße als Lunch hat be- handeln lasten muffen. Kein Mensch weiß, wieviel Fäuste damals geballt worden sind, wieviel Verwünschungen unausgesprochen heruntergewürgt werden mußten, wieviel heiße THränen ge­flossen sind. WaS gilt der bürgerlichen Klasse die Ehre eine? Unbemittelten, wenn er in Not ist! Die Armenver.waltung stempelt ihn, wenn er nicht rasch genug wieder auf die Beine kommt, zum Arbeitsscheuen, und die Presse stellt ihn öffentlich an den Pranger die freisinnige Presse, die in solchen Fällen den Ton angiebt, und die konservative, die eifrig einstimmt._ Zum Wahltablea» veröffentlicht, der Magistrat noch folgendes: In betreff der Wahllokale muß es heißen: WahlVez. 63. 99. Gem.-Schule, Steinmetzstr. 79 Turnhalle. 66. 99. Gem.-Schule, Steinmetzstr. 79 Aula. 179. Lausitzerstt. 26 bei Fels kr. 191. Manteusfelstr. 9 bei N o w a ck. 802. Pallisadenstr. 26 bei Tamms(nicht Tamms). 580. Chausseeftr. 9 bei Roellig. 607. König!. Charits, Luiseustr. 3, 2 Tr. 689. 65./77, Gem.-Schule, Schulstr. 09/100 Eingang Reinickendorferstr. 30(nicht 8). Im Text des«27. Wahlbezirks nmß e» heißen: Lebetz owstr. 25(nicht 35). Zu dem neuen Pestfall bringt ein Montagsblatt alsMitteilung der Charitödirektion" die Nachricht, es sei wenig Aussicht auf Er- Haltung des Lebens des Wärters Marggraf vorhanden, da die Seuche bereits zu weit vorgeschritten sei. Die Scrumbehandlung des er- krausten Wärters werde fortgesetzt. Diese Mitteilung stammt nicht von der königl. Charitödireltion und ist, so versichert eine Kor- respondenz, in allen Teilen falsch. Das Befinden Marggrafs ist durchaus günstig, sein Leben nicht mehr in Gefahr. Es ist vielmehr die begründete Anssicht vorhanden, daß der Wärter schon binnen kürzester Zeit als geheilt ans der Krankenhausbehandlung entlassen werden kann. Sein Schleim- answurf ist abermals untersucht und jetzt batterienfrei befunden worden. Daher ist auch die Serunibehandlnng schon vor einigen Tagen eingestellt worden. Wegen der Schwächung seines Körpers, die'wohl eme Folge dieser Behandlung ist, hütet Marggraf das Bett, ist aber sonst wohi und munter. Weitere Erkrankungen sind nicht vorgekommen. Wegen der Pesterkrankimgen fand heute, Montagnachmittag, im Kultusministerium abermals eine Beratung des ständigen Ausschusses und einer von diesem eingesetzten Unterkommission statt. Die Kon- ferenz beschloß, von den abgesonderten Personen noch heute abend den Fuhrherrn Suade, mit dessen Fuhrwerk der erkrankte Dr. Sachs vom Eharlottenburger Krankenhause nach der Charito gebracht wurde, die Transporteure Suades, den Eharitöpsörtner Httbich, der Dr. Sachs auwahm, und de» EharitöttanSporteur Bier aus der Absonderung zu entlasse». BevordiesePersonen aus denBaracken entlassenwerdeu, müssen sie die Kleidungsstücke, die sie früher trugen und mitdenen sie in die Baracken eingeliefert wurden, zu einer gründlichen uochnlaligen DesinfeMon abgeben. Sie müssen dann ein genau Vorgeschriebeues Bad nehmen und erhalten hieraus vom Kopf bis zu den Füßen funkelnagelneue Kleidung. Durch die Desinfektion der alten Sachen soll auch der letzte Keim, den sie etwa noch enthalten könnten, vernichtet werden. Vierzehn Personen, die zur Veobachtnng noch zurückbleiben, werden morgen aus der Baracke l nach gründlicher Desinscstio» nach der Baracke III verlegt. Diese Beobachteten sollen, soweit ihr Zustand eS erlaubt, schon morgen, Dienstag, oder übermorgen entlassen werden. Die Familie Lepsin, bestehend aus fünf Personen, die sich alle wohl befinden, der Wärter Marggraf, der Wärter Bötzen und der Jnstitutsdiener Mai werden noch zurückgehalten. Für sie ist die Aufhebung der Quarantäne für Donnerstag oder Freitag in Aussicht genommen. Auch' das Befinden dieser Leute ist sehr gut. Die Konsum-Geuosscnschaftcn Berlins und seiner Vororte hatten im Mai ein befriedigendes Ergebnis. Die Kon s nm- G en o ss e i>sch ast Berlin und Umgegend, E. G.m.b.H. erzielte in ihren 11 Verkaufs- stellen einen Umsatz von 78 903,99 M., gegen den durchschnittlichen Monatsumsatz dieses Geschäftsjahres ein Mehr von 8500 M. Der Berliner Konsum-Verein, welcher ebenfalls 11 Verkanssstellen besitzt, hatte einen Umsatz von 63 709 M., also mich fast 3000 M. mehr, als der durchschnittliche Monatsumsatz dieses Jahres betrug. Der Konsumverein Charlottenburg, E. G. m. b. H., erzielte in seinen drei Verkaufsstellen einen Umsatz von 13 220 M. Auf die einzelne Ver- kaufsstelle kommt hier demnach ein Umsatz von 4405 M, während im Berliner Konsumverein 5337 M. und in der Konsum-Genosscn- schaft Berlin imd Umgegend 7173 M. auf die einzelne Verkaufsstelle un Durchschnitt entfallen. Zu- und Wegzüge von Einkommenstenerzahlcrn nach und von Berlin . Die Einkommensteuerzahler Berlins haben sich im ersten Vierteljahr 1903 durch Zuzüge um 11 723 vermehrt, aber andrer- seits durch Wegzüge um 8898 vermindert, so daß sie im ganzen sich durch Wanderung um 2825 vermehrt haben. Beachtenswert ist, daß die unteren Einkommenstufen durchgängig mehr Zu- als Wegzüge, die oberen durchgängig mehr Weg- als Zuzüge aufweisen. Die Stufen von 900 M. vis 3000 M. hatten 11 323 Zuzüge und 8292 Wegzüge, also y»n Mehr von 3031 Zuzügen(davon die Stufen von 900 M. bis 1200 M. allein 7778 Zuzüge und 5474 Wegzüge, also ein Mehr von 2299 Zuzügen). Dagegen hatten die Stufen über 3000 M. nur 400 Zuzüge und 606 Wegzüge, also ein Mehr von 206 Wegzügen. Ein beträchtlicher Teil dieses Austausches durch Wanderung kam auf die Vororte, doch war naturgemäß das Verhältnis zwischen Zu- und Wegzügen bei den einzelnen Orten verschieden. Am stärksten war der Austausch mit Charlottenburg (983 Zuzüge von dort, 874 Weg- züge nach dort), ferner mit Schöneberg (473 Zuzüge, aber 645 Weg- züge), Rixdorf(299 Zuzüge, aber 494 Wegzüge), Lichtenberg (183 Zu- züge, 155 Wegzüge), Weißens« ,{174 Zuzüge, 164 Wegzüge), WilmerS- dors(122 Zuzüge, aber 218 Wegzüge) zc. Schöneberg imd Rixdorf zeigten übrigens in allen, Wilmersdorf in fast allen Stufen mehr Wegzüge nach dort als Zuzüge von dort. Zwei Einbrecher in der Falle. Als ein Geschäftsmann in der Kaiserstraße vorgestern, Sonnabend, von einem Ausgange nach seinem Comptoir zurückkehrte, sah er zu seiner Verwunderung, daß die Thür aufstand. Nichts Gutes ahnend, warf er sie zu und verschloß sie. Um zu sehen, was sich weiter ereignen werde, blieb er vor der Thür stehen und bat einen Mann, den er vor dem Comptoir traf, die Polizei zu holen. Der sagte auch zu und beeilte sich, hinaus- zukommen, ließ sich aber nicht wieder sehen. Erst nach einiger Zeit holte eine Dame, die dazu kam, einen Schutzmann. Nun fand man in der Falle zwei alte Einbrecher, Aurel Zacharias und Franz Howe, die beide schon sehr lange im Zuchthause gesessen haben. Durch einen Sturz vom Bock ist vorgestern, Sonntagabend, der Droschkenkutscher Hefhorn aus der Boyenstr. 12 schwer verunglückt. Als er sich ans dem Heimweg in der Scharnhorststraße befand, scheute sein Pferd und ging durch. An der Ecke der Kielerstraße stürzte der Gaul und der Kutscher fiel bei dem Ruck vom Bock und schlug mit dem Kopfe so heftig auf die Bordschwelle auf, daß er besinnungslos liegen blieb. Ein Schutzmann und andre Leute brachten den Ver- »nglückten nach dem nahegelegenen Garnisonlazarett l und von dort, nachdem er einen Verband erhalten hatte, nach der Eharitä. Ein andres durchgehendes Droschkengespann hätte um 7� Uhr in der belebten Gegend des Schönhauser Thores beinahe Unheil angerichtet. Es lief ftihrerlos von' der Dragonersttaße nach der Linienstraße, entging an der Ecke der Alten Schönhausersttaße ganz knapp einem Zusammenstoß mit einem Straßenbahnwagen und wurde erst zum Ziehen gebracht, als der Schutzmann Giehmann vom 15. Revier sich dem Thier ffn die Zügel warf. Der Beamte wurde noch ein Stück Weges mitgeschlcist, kam aber unversehrt davon. Vor den Augen seiner Mutter überfahren wurde der vierjährige Sohn Erich des Arbeiters Liste aus der Utrechterstx. 6. Frau Liste nahm ihren Sohn beim Einholen mit. An der Ecke der Pasewalker- und Gerichtstraße riß sich der Kleine, der etwas wild war, von der Mutter los und lief auf den Damm, gerade unter die Pferde eines Brauerwagens, der in diesem Augenblick aus der Gcrichtsträße in die Pasewalkerstraße einbog. Ein Rad ging dem Unglücklichen über den Unterleib und verletzte ihn so schwer, daß er im Paul Gerhardt - Stife starb. Den Kutscher trifft, wie auch die Mutter des ver- unglückten Knaben bezeugt, keine Schuld. Durch flüssiiges Eisen wurde am Sonnabend, den 13. d. M., dem in der Eisengießerei von A. Borsig in Tegel beschäftigten Former­lehrling Arthur Heine die ganze hintere Körperseite schreck- lich verbrannt. Heine lernte dort circa 2 Jahre und ist 16 Jahre alt. Zum Wegtragen der Gießpfannen mit flüssigem Eisen werden vorne am Stiel Arbeiter verwandt. Bei Borsig werden zu dieser Beschäftigung sehr häufig durch Formermeister Wille die Lehr- linge bestimmt. Die Former haben diesen Uebelstand beim Vor- 'telligwerden zur Sprache gebracht. Denselben ist auch Abhilfe ver- sprachen worden. Die Meister haben sich aber darum nicht be- kümmert. Heine hatte sich geweigert, an die Pfanne anzu- nssen, da er erklärte, zu schwach zu sein und auch eine schlimme Hand habe. Er mußte aber trotz- dem zufassen. Beim Tragen entglitt ihm der Trage- stock, er kam zum Fallen und das flüssige Eisen ergoß sich über ihn. Beim Ablöschen hat sich der Meister Haupt in hervor- ragender Weise beteiligt. Nachdem das Unglück geschehen, durste kein Lehrling mehr Eisen tragen, da waren mit einem Male genügend Hilfsarbeiter vorhanden. Wenn das Kind in den Brunnen gefallen, wird derselbe zugedeckt. In der