Drohung mit dem Polizeistock. Daß die Depeschen-bureaus lügen wie— telegraphirt, daß sie tendenziös ent-pellte Nachrichten in alle Welt drahten, daß sie Entenwegen lassen im Interesse der Börse und der— Reaktion,daß Regierungen sich ihrer nach Kräften bedienen, istnne Binsenwahrheit. Dieser Tage hat nun»R e u t e r' sBureau" ein aus Berlin datirtes Telegrammverschickt, das Alarmnachrichten über das Befindendes Sultans enthielt, Alarmnachrichten, die vonder türkischen Regierung sofort berichtigt wurden.Nun ertheilt, offenbar im amtlichen Auftrag, die„Nord-deutsche Allgemeine Zleitung"!(Nr. 223 vom14. Mai) dem vhantasievollen Bureau einen Rüffel unddroht zum Schluß:„Die Personen, welche zur Erreichungbestimmter politischer Zwecke derartige tendenziöse Tele-gramme aus Berlin datiren, sollten bedenken, daß es anMitteln nicht fehlt, ihrem Treiben ein rasches und gründ-liches Ende zu bereiten." Bermuthlich bedeutet dieserWink mit dem Zaunpfahl: Ausweisung, ein gegenausländische Zeitungsschreiber in- Preußisch- Deutschlandmit Eifer geübtes Mittel, unbequeme Leute loszuwerden.Wir sind sicher die entschiedensten Gegner jener Lügen-fabriken, und oft genug haben wir ihre unsauberen Machen-schaften aufgedeckt. Aber wir verwerfen diese Politik derEinschüchterung ebenso entschieden und ersuchen die, welchees angeht, so dringend wie höflich, vor ihrer eigenen Thürzu kehren. Ein eiserner Besen reicht kaum aus, und wasdem Reuter recht ist, muß dem Wolff billig sein. Herrvon Stephan, unser Generalpostmeister, weiß vielleichtIntimeres über die Beziehung zwischen heimischen BehördenZu dem ehrenwerthen Bureau Wolff.—Die Wemdinger Teufelsbeschwörung. In derultramontanen„Kölnischen Bolks-Zeitung"liest man, nachdem sie den„behexten" Knaben als geistes-kranken Hysteriker gekennzeichnet hat:„Wer die in„dämonischer Ekstase" gemachte Aussage eineszehnjährigen Jungen ohne ein Wort des Zweifels aft baar«Münz« ausnimmt, den mag man aus diesen und jenen Rück-sichten entschuldigen, aber vertheidigen kann man ihn wahrlichnicht, und der Katholik kann nur seinem mit Mitleid gepaartenBedauern über ein Verhalten Ausdruck geben, das sehr wohlhätte„in Lynchjustiz endigen" können. Um so entschiedenerverwahren wir uns gegen die Ausbeutung, welche die„KölnischeZeitung" mit dem Bericht vornimmt. Sie bringt die Wem-dinger Geschichte in Beziehung mit dem heiligen Rock, undwährend ihr Berichterstatter mit„Freude und Genugthuung" fest-stellt,„daß sich auch manch« katholischen Pfarrer, vielleicht diemeisten, dagegen ablehnend verhalten", schreibt er im selbigenAthem:„Wohl noch nie hat sich ein protestantischer Geistlicher dazuhergegeben, im Interesse der Kirche den altheidnischen Dämonen-glauben nutzbar zu machen". Wir wollen hier nicht an jeneabgeschmackten Teuselsgeschichten erinnern, die man bei MartinLuther nachlesen kann; wir sind durchaus der Meinung, daßweitaus die meisten protestantischen Geistlichen dazu ebensoden Kopf schütteln wie wir; aber die Stellung des protestanti-schen Pfarrers, der sich durch den famosen Müllerburschen vonResau mit seinen fliegenden Kartoffeln und Kochtöpfen voll-ständig dupiren ließ, ist doch noch in frischem Gedächtniß.Unseres Wissens hat kein katholisches Blatt sich beifallen lassen,diesen leichtgläubigen Mann, der bei der Gerichtsverhandlungüber den Spuk von Resau eine so traurige Figur spielte, derprotestantischen Kirche an die Rockschöße zu hängen; schondieser eine Fall hätte genügen sollen, um dem liberalen Blattgrößere Vorsicht aufzulegen..... Im Einzelnen bedarf der Fall noch mannigfacher Auflkärung. Sie zuschaffen, ist vorab Sache der geistlichen Behörde, schonweil?. Aurelian„die Autorität zweier Bischöfe" an-ruft, obwohl die Bischöfe von Augsburg und Eichstättauch nach seinem eigenen Bericht nur in sehr losem Zusammen-hang mit der ganzen Angelegenheit stehen. Den dortigenOrdinariaten Rath zu ertheilen, haben wir keinen Beruf undauch keine Veranlassung: wir zweifeln aber nicht im mindesten,daß der Bericht des P. Aurelian dort zum Gegenstand weitererMaßnahmen gemacht werden wird."Wenn das Zentrumsblatt die lutherische Orthodoxietnit Ruthen züchtigt, so ist sie im Rechte. Der Teufels-glaube ist kein Monopol schwäbischer Kapuziner. Auch inden Spalten der„Kreuz- Zeitung" ist der„Fliegengott"jüngst gar grauslich umgegangen, und die Pfaffheit mit undohne Tonsur hat sich mchts vorzuwerfen. Jedenfalls ver-dient die Kundgebung eines so angesehenen Blattes ver-zeichnet zu werden. An der Sachlage ändert sie allerdingsnichts.—Der liberale Musterstaat. Bon deutschfreisinnig-den, akratischer Seite ist in der badischen Kammer der An-Ivag aus Einführung des direkten Wahlrechts eingebrachtworden. Er wird, so zaghaft er auch ist— denn er fordertnicht etwa das Reichstags- Wahlrecht— zu Falle kommen.Gegen ihn sind die Nationalliberalen und die Regierung.In der Kammersitzung vom 13. Mai erklärte der Staats-minister Dr. Turban, die Regierung sei nicht in derLage, das direkte Wahlrecht zuzulassen. Auch die Anträgeauf Aenderung derOrganisation dererstenKammer könnten nichtangenommen werden; er warne davor,„an der Verfassungrütteln, wozu keine Nothwendigkeit vorliege". Diesereaktionäre Denkweise ist typisch für die Bourgeoisie und ihreVertretung nicht blos in Baden.—Die neue Pariser Arbeitsbörse. Bekanntlich warendie Räumlichkeiten der alten Arbeitsbörse nicht mehr aus-reichend, und ein neuer Bau mußte errichtet werden. Der-selbe ist nun vollendet, und, wie wir aus der uns zu-gegangenen Einladung ersehen, soll die feierliche Eröffnungu«f den 22. d. M. erfolgen.—Der must es wissen.„Die Anarchie ist die Folgezwanzigjähriger Mißwirthschaft der Regierung" erklärtesirinz Viktor Napoleon in einem Interview mit einemNedakteur des„Figaro". Prinz Viktor Napoleon ist einSohn des alten Plonvlon und Neffe des letzten französischenKaisers Napoleon III. Da sein Vater und Onkel sehr vielu, Anarchismus, Verschwörungen und Lockspitzelei gemachthaben, ist Viktor Napoleon entschieden eine gute Autorität,Obgleich er persönlich bis jetzt noch nicht in die Welt ge-kommen ist, sondern nur in die Halbwelt.—Oesterreichisches in Italien. Die MainummerMserer. italienischen Genossen(Piinxo Maggio— Erster' m,) ist uns auf hübschem rothen Papier, sein säuberlichgedruckt, und noch besser dem Inhalt als der AusstattungJ1? m zwei Exemplaren zugegangen, oder richtiger in zweiKrff�be». Die erste wurde nämlich konsiszirt, und dieser- freigegeben, nachdem der anstößige Artikel ent-uns morden. Tie zweite Auflage prangt nun nach Artde» cw- österreichischen Parteiblätter in dem Schmuck gähnen-Lücken, aus denen das Wort: Lequestrato!— Konsiszirt! uns blöde entgegengrinst. Die Oesterreicher sindaus Italien entfernt, aber der österreichische Polizeigeist istgeblieben. Und da giebt's Leute, die Italien für einenfreien Staat halten!—Die kommenden Neuwahlen in England. Zu An-fang dieser Woche fand in einem Theile Londons eine Nach-wähl für das Unterhaus statt, bei der sich die einanderentgegenstehenden Parteien mit besonderer Heftigkeitbekämpften, weil sie diese Wahl als eine Kraftprobefür die bevorstehende allgemeine Wahl ansahen. DieKonservativen haben den Sieg erfochten, und man glaubtvielfach, die Regierung würde nun, da die Stimmung derWählerschaft sich ihr günstig gezeigt, den Augenblick er-greifen und schon in nächster Zeit zur Auflösung des Unter-Hauses schreiten. Jndeß das sind eben bloße Vermuthungen— gewiß ist nur, daß in England die ganze innere Lagevon den kommenden Wahlen beherrscht wird. England istnach dieser Richtung hin in einer ähnlichen Lage, wie Deutsch-land in dem Jahre 1889, als alle Parteien ganz genauwußten, daß man sich jeden Tages der Auflösung desReichstags gewärtig halten mußte. Damals kam es beiuns nicht zu einer Auflösung. Sei es, daß Fürst Bismarckkeinen passenden Auflösungsgrund fand, oder daß einemächtigere Hand ihn zurückhielt, genug, der Kartellreichs-tag blieb bis sein Mandat erloschen war. DaS eng-lische Unterhaus wird aber jedenfalls nicht biszum Erlöschen seines Mandats, das heißt bis zumnächsten Jahr dauern, und die Erwartung emerplötzlichen Auflösung wird sich ohne Zweifel erfüllen. Aberwann? Und dieses beständige Warten auf die mit Sicher-heit erwartete Ueberraschung hat etwas Nervenausregendes,das sich im politischen Leben Englands jetzt sehr bemerkbarmacht, obgleich brennende Fragen gegenwärtig nicht vor-liegen. Die irische Frage, welche bei der vorigen Wahlso viel Zündstoff abgab, wird diesmal eine sehr untergeo rd-nete Rolle spielen. Erstens sind die Jrländer gespalten,und zweitens sind sie heute so klug, daß sie von den Whig?und Liberalen ebensoviel und ebensowenig hoffen wie vonden Tories und Konservativen. Auch der„Kampf um denArbeiter' verspricht nicht so histig zu werden, wie man eineZeitlang vermuthen konnte. Die englischen Arbeiter— unddas ist ein hochersreuliches Zeichen— haben sich nämlichauf's Unzweideutigste dahin ausgesprochen, daß sie von denalten politischen Parteien nicht in's Schlepptau genommensein wollen— und der demagogischen Arbeiterfängerei istdadurch gleich von vornherein ein gründlicher Dämpfer aus-gesetzt worden. Herr Gladstone nebst seinen Bourgeois-Freunden mußte sich bald überzeugen, daß mit seinenradikal schillernden Gemeinplätzen von früher her(„dieKlaffen gegen die Massen" u. s. w.) kein Hund mehr hinterdem Ofen hervorzulocken ist, und da er Niemand mehrhatte, den er einseifen konnte, so entschloß er sich auch,wahr zu sein und sein Bourgeoisgesicht ohne Maske zuzeigen. Die„Grsat feature", der große Charakterzug derbevorstehenden Wahl, wird sein, daß daS Gros derenglischen Arbeiter nicht mehr, wie bei fast allen Wahlen.des letzten Halbjahrhunderts, den Liberalen oder Radikalen(was im Wesen genau dasselbe ist) Heerfolge leistet undihnen Hand- und Spanndienste thut.Die Tories mochten sich wohl eine Zeit lang in demWahne gewiegt haben, sie würden die Arbeiter nun fürich kapern können, allein es muß ihnen bald klar gewordenein, daß alle Lockversuche ihrerseits verlorene Liebesmüheein würden, und Lord Salisbury hat deshalb auch mitder Arbeiterdeputation, die Anfangs der Woche um desAchtstundentages willen zu ihm kam, keine lange Komödiegespielt, und sich ohne Unistände entschieden gegen dengesetzlichen Normalarbeitstag erklärt. Unter den Toriesgiebt es noch Verschiedene, welche einiges Liebäugelnmit dem Sozialismus, nach Art Disraeli's, desSchöpfers der modernen Torypartei, für zweck-mäßig gehalten hätten, und diese tadeln es, daß LordSalisbury der Deputatton gegenüber so offen war— indeßder edle Lord hat nur aus der Roth eine Tugend gemachtund sein Gewissen nicht mit Lügen belastet, die ihm dochNiemand geglaubt hätte.Daß die englischen Arbeiter ihr Vertrauen nicht mehrauf die alten Parteien setzen und ganz selbständig und nursich selbst vertrauend in den nächsten Wahlkampf eintreten,bedeutet einen großen Fortschritt in der englischen Ar-beiterbewegung. Der Bann der bürgerlich- manchesterlichenWeltanschauung, die das Gros der englischen Arbeiter indem Irrgarten der rein gewerkschaftlichen Bewegung fest-hielt und an der Gründung einer eigenen politischen Parteihinderte, ist nun endlich gebrochen, und das Weitere wirdsich finden. Die englischen Arbeiter haben oft unbegreiflichlange gezögert, ehe sie über einen Graben hmwegsprangen,allern zrr rückgegangen sind sie nie.—Arbeiterschutz-Bewegung in England. Am 11. Maiempfingen der englische Minister des Innern, Mr. Matthews,und der Lord- Advokat des Unterhauses eine vom p a r-lamerr tarischen Ausschuß des Gewerkvereins-Kongresses abgeordnete Deputation, an deren Spitze dieParlamentsmitglieder Fenwick und John Wilson standen.Unter den Mitgliedern derselben befand sich auch eine Ver-treterin der Arbeiterinnen, Miß E. White. Die Abordnungstellte das dringende Ersuchen an die Regierung, sie mögedie Zahl der Fa b rik- und We r k st a t t insp e k t o r enverniehren und in Fällen, wo ein Arbeiter durch Unfall imGewerbebetrieb sein Leben verloren hätte, Vertretern derArbeiter die Berechtigung ertheilen, Namens der Hinter-bliebenen oder der Mehrheit der in der betreffenden Fabrikoder Werkstatt Angestellten vor dem Todtenschau- Schwur-gericht zu erscheinen, um Zeugniß abzulegen und am Verhörtheilzunehmen. Ter Miinster des Innern, Mr. Matthews,erklärte, er könne den Ansichten der Deputation nicht bei-stimmen, da dieselben seiner Meinung nach die Leitung undKontrolle der Fabriken und Werkstätten vollständig in dieHände der Inspektoren zu legen bezweckten, eine Maßregel,die den„Handel" ruiniren würde.--Die Dynamitkomödie. Wolff's kabelfrohes Depeschen-bureau berichtete am Morgen des 14. Mai von einem am13. Mai gemachten Londoner Bombenfunde in High-gate. Wir hatten in richtiger Erkenntniß der Sachlage dieDepesche in den Papierkorb geworfen. Und am Abend des14. Mai geht der„V o s s i s ch e n Zeitung"(Nr. 224)folgende private Drahtnachricht zu:„Die gestern in Highgateentdeckte angebliche Höllenmaschine entpuppte sich bei genauerer Prüfung als ein unschuldiger— C r i ck e t b a l l."Ein Ball, der bei dem englischen Volksspiel, dem Cricket,benutzt wird. Man sieht, wie man die zahlreichen Dynamit-depeschen zu bewerthen hat, die Heuer die Blätter unsichermachen.—RnsfischeS Getreideausfnhrvervot. Die am 13. Maierschienene Nummer der russischen Gesetzsammlung enthältden kaiserlichen Ukas, durch welchen die Mais ausfuhrgänzlich freigegeben und die Ausfuhr der gegenwärtig inArchangel, Libau, Reval und Riga vorhandenen Hafer-vorräthe gestattet wird.—Nihilistisches? Der„National- Zeitung"(Nr. 303 vom 14. Mai) schreibt ihr Petersburger Bericht-erstatter:„Ein auffallendes, mit großer Bestimmtheit auf-tretendes Gerücht wird jetzt überall besprochen, zufolge dessendie Spur eines neuen nihilistischen Anschlages gegen denZaren und seine Familie soeben entdeckt worden sei. Eswar geplant gewesen, das Schloß von Gatschina, welchesbekanntlich, den Sommer und die Wiutermonate währendder Hauptsaison ausgenommen, den ständigen Aufenthaltdes Zaren und seiner nächsten Angehörigen bildet, in dieLuft zu sprengen. DaS ganze Palais ist unterminirt ge-wesen, wie es heißt, aber natürlich war es nicht die Peters-burger Polizei, welche dem Verbrechen auf die Spur kam,sondern wieder einmal vereitelte eine Warnung aus demAuslande den Mordanschlag. Von Paris aus soll die Mel-dung eingelaufen sein, welche genaue Mittheilungen enthielt,wie und unter welchen Umständen das Verbrechen vorbereitetwerde, und als hierauf eine genaue Untersuchung angestelltwurde, da fand sich Alles bestätigt. Die Minen haben sich,wie erzählt wird, auf viele Kilometer hinaus erstreckt. Esist natürlich, daß unter solchen Umständen, trotz des Bc-mühens der Regierung, nach wie vor Alles zu vertuschen,eine nicht zu verbergende Erregung in der Bevölkerung Platzgegriffen hat. Ueber den Anschlag auf Gatschina wird mitgewohnter Beharrlichkeit geschwiegen." Wenn der Terro-rismus dem zarischen Despotenthum Kontreminen legt, sowirthschaftet er nur nach dem amtlichen Vorbilde der„aller-höchsten" Kresse, die mit Meuchelmord und Bomben alsfesten Faktoren ihrer Politik rechnen.—Russische Eroberungspläne. Wenn Rußland einenneuen Schritt nach Indien unternehmen will, wird einesogenannte wissenschaftliche Forschungsreise unternommen,bei welcher die Wissenschaft dw Kouliffe bildet, die General-stäbler und die Kosaken aber die eigentlichen Akteure sind.So ist auch die neueste Nachricht, die in England richtigverstanden werden wird, aufzufassen, daß die kaiserlichrussische geographische Gesellschaft eine wiffenschastlicheExpedition nach dem westlichen China und nach Tibet fürden kommenden Sommer eingerichtet hat.„Der Zar," heißtes,„spendete zu diesem Zweck« 30 000 Rubel."—Vsrkoinsckrrtthks«.Zum Züricher Weltkongreß der Sozialdemokratie.Die Mannheimer„Volksstimme" enthält folgende Zuschrift einesGenossen:„Seit langer Zeit ist schon das Bedürfniß vorhanden, derJnternationalität der Bestrebungen der Sozialdemokratie einenfür Jedermann klaren und verständlichen Ausdruck zu ver-schaffen.Eins der prakttschsten Mittel hierzu wäre unserer Ansichtnach der Vorschlag, der seiner Zeit von einem unserer Genossenauf dem Brüsseler Kongreß gemacht und von den gesammtenDelegirten Deutschlands in der Sektionssttzung einstimmig an-genommen wurde, nämlich der, daß der erste Theil der Pro-gramme der sozialdemokratischen Parteien aller Länder, derunsere Bestrebungen in Bezug auf die nothwendige wirthschaft-liche Umwälzung klarlegt— da die Ziele der Sozialdemokratiein allen Ländern dieselben sind— den gleichen Wortlauthaben soll.Diesem für alle Länder gemeinsamen Theile des Programmsin Betreff unserer Endziele, kann— je nach dem Bedürfniß einesjeden Landes— ein zweiter Theil, der die politischen Forderungender Sozialdemokratie eines jeden Landes an die gegen-wärttgen Staaten enthält, hinzugefügt werden, der für alleLänder heut zu Tage verschieden sein muß, weil die Verfassungender einzelnen Staaten verschieden sind und das eine Land oftVieles besitzt, was für die anderen Länder noch zu erstreben istund darum in den politischen Theil des Programms aufgenommen werden muß."Die Angelegenheit wird unzweifelhaft auf unserem deutschenParteikongreß in diesem Herbste zur Sprache kommen. EmeAenderung unseres Programms, das erst voriges Jahr in derjetzigen Form festgestellt ward, ist unthunlich; aber bei demüberall vorhandenen Bedürfniß nach engerem Anschluß wird derWortlaut des allgemeinen Programmtheils in den verschiedenensozialdemokratischen Programmen ein immer gleichförmigererwerden— jede neue Programmfassung wird zu einer größerenGleichförmigkeit führen. Der nächste internationale Kongreßkann da Manches thun. Nur läßt sich die Sache nicht über-stürzen.»»Unter de« Klerikalen in Elsaß-Lothringen scheint dieMaifeier ganz besondere Konsusion angerichtet zu haben'Schrieb da der„ E l s ä s s e r", ein klerikales Straßburger Blatt'folgenden Unsinn:„Die sozialdemokratische Maifeier ist in Deutschland fastüberall recht wässerig verlaufen. Trotz aller große» Worte dersozialdemokratischen Presse hat die Kundgebung für den Acht-stundentag der„Bourgeoisie" wenig imponirt, noch wenigerAngst eingejagt."Der ebenfalls klerikale und ebenfalls in Straßburg erscheinende„Volksfreund" sagte dagegen:„Der l. Mai ist vorüber und die Völker(?), vonFurcht ergriffen, athmen auf.... Polizei undArmee waren marschbereit, aufgestellt an allen bedrohtenOrten, und sie hatten Befehl,, mit äußerster Strenge jede Un-ordnung niederzuschlagen."Hoffentlich einigen sich die beiden ultramontanen Blätterbis zur nächsten Maiseier über eine etwas gleichartigere Bericht-erstattung.«»Todtenliste der Partei. �Zn S t r a ß b u r g i. E. starb derSchuhmacher Karl N a u m a n n.— In K o b l e n z nach 18 monat»lichem Krankenlager der aus Breslau gebürtige Drechsler FritzHanke.In Mannheim verschied im Alter von 33 Jahren derPrivatier August H a i n z, früher Besitzer der dortigen Einhorn-Apotheke. Er war ein treuer Freund der Sozialdemokratie.—In Leipzig schied am Donnerstag Abend Genosse FranzKühn, 42 Jahre alt, aus seinem kampfbewegten Leben. Seiteiner langen Reihe von Jahren kannte er kein besseres Strebenals die Entfaltung der regsten Thätigkeit für unsere Partei. InHamburg, Bant-Wilhelmshaven und zuletzt in Leipzig wurde erin Vertrauensämter gewählt und überall erwies er sich desVertrauens würdig.(Wiederholt, da gestern an eine salschoStelle unseres Blattes gerathen.)