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Streifzüge durch das Wahlfeld.

Stichwahlparolen.

Im Wahlkreise Jerichow , wo wir mit Herbert Bismarck in Stichwahl stehen, erläßt das Wahlkomitee der entschieden liberalen und freisinnigen Partei" einen Aufruf, daß den Wählern freie Hand zu lassen sei, wie sie sich entscheiden wollen.

Eine ebensolche Erklärung erlassen für Oldenburg , wo wir in zwei Kreisen in Stichwahl stehen, die Nationalsocialen, die dort die Entscheidung zum Teil in der Hand haben. Aus Köln wird gemeldet:

Die Nationalsocialen haben einschließlich zweier mit der Frei­ sinnigen Vereinigung gemeinsam aufgestellter Kandidaten 32 000 Stimmen erhalten, gegen 27 000 bei der vorigen Wahl. Mehr als die Hälfte ihrer Stimmen entfallen auf Nordwest- Deutschland ( Hannover , Oldenburg , Schleswig- Holstein , Hansestädte). Zur Stich­wahl steht nur v. Gerlach in Marburg .

Die Wirkungen der Kaninchenjagd.

Wie die tolle Polenhatz- Politik der preußischen Regierung wirkt, zeigt das Ergebnis der diesmaligen Wahlen:

Die Thorner Versammlung war, in einem größeren Saale tagend, ebenfalls überfüllt und besonders zahlreich von Polen bes fucht. Der deutsche " Kartellkandidat Landgerichts- Direktor Graß mann hatte schriftlich auf die Münchener Forderungen erklärt, daß er sein Programm vor der Hauptwahl wiederholt dargelegt habe und sich demnach also nicht weiter zu entscheiden habe. Redakteur Brejski von der polnischen Volkspartei hatte persönlich nicht ant­ivorten fönnen, weil er furz vor der Wahl eine längere Gefängnis­strafe hatte antreten müssen. Doch hatte er sein Programm, ehe er ins Gefängnis ging, schriftlich niedergelegt und darin einen großen Die Zahl der polnischen Stimmen betrug 1871 rund 176 360, Teil der Forderungen des zweiten Teiles unsres Erfurter Pro­Eine von mehreren tausend Personen besuchte Versammlung stieg bis 1877 auf 216 200, ging bis 1884 auf 203 200 zurück, um gramms aufgenommen. Für die Stichwahl- Entscheidung kamen nationalliberaler Wähler beschloß, bei der Stichwahl seitdem eine fast ununterbrochen steigende Tendenz beizubehalten. speciell folgende seiner Forderungen in Frage:" Als Anhänger den Wählern vollständig freie Hand zu lassen; andre An- Im Jahre 1890 wurden 246 800 Stimmen gezählt, 1893: 229 500, der Volkspartei bin ich für: 1. eine völlige Gleichberechtigung aller träge, das Centrum oder die Socialisten zu unterstützen, 1898: 256 000. Die polnische Fraktion zählte 1871 13 Mitglieder, Stände, aller Konfessionen und aller Nationalitäten; 2. ein ge= wurden abgelehnt. Von verschiedenen Seiten wurde einer Unter- sie erreichte ihre größte Stärke in den Jahren 1881 und 1893, wo sie heimes, unmittelbares Wahlverfahren bei allen Reichs-, Kreis- und stügung der Socialisten das Wort geredet; das Centrum sei der 18 beziehungsweise 19 Mitglieder zählte; bei den letzten Reichstags- Gemeindewahlen; 8. Aufhebung aller mittelbaren Abgaben und größere Feind, außerdem müsse die Partei mehr nach links rücken. wahlen ging ihre Zahl auf 14 zurück. Zölle für Nahrungsmittel; 11. Verkleinerung des Soldatenstandes Der socialistische Kandidat, über seine Stellungnahme zu den Nach dem Ergebnis der Wahlen zum 16. Juni d. J. sind in sie Einsetzen eines internationalen Schiedsgerichts, dessen Mit­Handelsverträgen befragt, ließ erklären, daß er den Abschluß der Proving Posen 11, in Westpreußen 3 polnische Abgeordnete ge- glieder vom Volke gewählt werden. Ferner verlangt Brejski völlige langfristiger Handelsverträge für eine Notwendigkeit halte und wählt. In 8 Wahlkreisen von 28 sind sie gänzlich ausgefallen, in Freiheit bei der Gründung von Arbeiterverbänden usw. In der eventuell im Reichstage dafür stimmen würde. Der Central- den übrigen 6 stehen sie in Stichwahlen, die zum Teil aussichtsvoll Versammlung versicherten die polnischen Vertreter Sobiechowsti ausschuß der nationalliberalen Partei Rheinlands, der früher be- find, mit Kandidaten aller Parteien mit Ausnahme der Social- und Redakteur Kunz, daß diese Forderungen nicht nur Brejskis schlossen hatte, daß den Socialisten keine Stimme zu geben sei, hat, demokratie. Die Gesamtzahl der in Posen und Westpreußen am persönliche Ansicht, sondern Allgemeingut der polnischen Volkspartei nachdem unerfreuliche Nachrichten aus einer großen Zahl von Wahl- 16. Juni abgegebenen Wahlstimmen betrug nach den vor- seien. Von hakatistischer Seite trat der Mittelschullehrer Herr Paul freifen über die Haltung des Centrums gekommen sind, diesen Be- liegenden gebürfen, 219050, 10 daß man nicht fehl Auftrage des Herrn Graßmann, daß für dieſen die Punkte 2 und in zwei Wahlkreisen den Ausführungen des Genossen Bartel entgegen. Er erklärte im schluß fallen lassen. Ergänzung fo gehen wird, einschließlich der in Wirsiz- Schubin und Inowrazlaw - der Münchener Forderungen vollständig unannehmbar und auch die Bezirk Sanssouci ". Zum Wahlkampf im Wahlkreise Pots- Mogilno- Strelnow abgegebenen Stimmen ihre Gesamtzahl auf mehr übrigen nicht ohne weiteres annehmbar wäven. dam Spandau Dsthavelland erzählt die Potsdamer als 230 000 anzunehmen. Dazu kommen die polnischen Stimmen in Korrespondenz" allerlei drollige Anekdoten: Oberschlesien , die sich nach den bisher vorliegenden Resultaten auf Zu den unglaublichsten Märchen, die in Potsdamt erzählt werden, nahezu 45 000 belaufen, und die in Berlin und im westfälischen gehört die Mitteilung, daß im Falle der Wahl des Socialdemokraten Industrierevier abgegebenen Stimmen, die bis jetzt etwa die Zahl der Kaiser die Absicht habe, den Park von Sanssouce für den öffent- 10 000 erreicht haben. Es läßt sich also schon heute mit aller Sicher­lichen Verkehr abzuschließen, so daß dadurch der Hauptanziehungs- heit sagen, daß die bei den diesmaligen Wahlen abgegebenen punkt für den Fremdenverkehr verloren geht. polnischen Wahlstimmen, die jetzt schon rund 285 000 betragen, die bisher höchste Ziffer weit hinter sich lassen.

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Der Umstand, daß in dem Wahlbezirk Sanssouci sechs social­demokratische Stimmen abgegeben wurden, sucht das konservative Potsdamer Intelligenzblatt" dadurch zu erklären, daß vor dem Wahllokal nur ein einziger Zettelverteiler von sehr einnehmendem Aeußern und verbindlichen Formen stand, welcher den Wählern ihren Stimmzettel in die Hand drückte. Ahnungslos sollen nun einige Wähler diese auf den Namen Liebknechts lautenden Zettel in die Wahlcouverts unbesehen gesteckt und abgegeben haben. Zwei Wähler, welche später auf den" Trick" aufmerksam gemacht wurden,

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Zur. Stichwahl in Westpreußen .

Man schreibt uns: Auch

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wollten nun ihre Wahl noch rückgängig machen, was aber 3 in drei Fällen in der Stichwahl zwischen den beiden gegnerischen noch die Abstimmung über die bezüglich Brejski entsprechend ab­

Auf mehrfache Anfragen aus Wählerkreisen über die von den Vorsitzenden der liberalen Komitees in Freiberg ausgegebene Stich­wahl- Parole zu Gunsten des agrar - konservativen Kandidaten Dr. Dertel erkläre ich, daß ich nicht Mitglied dieses Komitees und auch meinerseits nicht in der Lage bin, eine Unterstüßung Dr. Dertels meinen Wählern zu empfehlen.

Dr. Kurt Kunke, Dresden - Blasewitz .

Dresden - Blaſewitz .

Die Freifinnigen in Mecklenburg haben beschlossen, ihren Freifinn an die Brotwucherer Rettich, Treuenfels, Naud und Dröscher zu verraten. Jm 1., 2., 6. und 7. mecklenburgischen Kreise stehen Socialdemokraten den Konservativen gegenüber; den Ausschlag geben die Freisinnigen und sie wollen ihn geben für die ärgsten Brotwucherer.

*

Konservative

Centrum

*

Nationalliberale 160 134 Freifinnige TM32 545

61 889

4 320

21 241 422 531

6 680 123 536

Socialdemokraten

211 334

72 655

Demokraten

5 167

10 020

Bauernbund

97 513

32428

Bund der Landwirte Christlich- Sociale

22 529

16 431

3 673

3 287

Her Paul stellte durch die aggressive Art seines Auftretens besonders die Geduld der anwesenden Polen auf eine sehr harte Probe. Trotz der heftigen Proteststürme, welche den Saal durch­brausten, mäßigte er sich nicht im geringsten. Obgleich wiederholt der überwachende Gendarm, der sehr gemäßigt auftrat, mit der Auflösung der erregten Versammlung drohte, trug Herr Paul der Stimmung derselben leider nicht Rechnung. Er behauptete: Bartel trete nicht aus fachlichen Gründen, sondern nur weil er in Danzig ohne die Stimmen der Polen nicht gewählt werden könne, jett Er meinte: es für Brejski ein. die Seelen der deutschen Arbeiter hit Schmach und Schande, wie an den polnischen nationalen Feind verschachert würden. In seiner Entgegnung war es Bartel in den meisten Wahlkreisen Westpreußens hat der nur zu leicht, die Irrtümer des Herrn Paul zu widerlegen. 16. Juni eine erhebliche Zunahme der socialdemokratischen Wahl- Mitten in der dann weitergehenden Diskussion wurde die Ver­stimmen gebracht. Im südlichen Teile der Provinz, in dem außer handlung dann gerade in einem vollständig ruhigen Moment von uns sich nur die Vertreter der Polen und die vereinigten reaktionären dem außer zwei uniformierten Beamten anwesenden Amtsvorsteher Parteien, als Deutsche ", um das Mandat bewarben, haben wir Falkenberg von Mocker aufgelöst. Doch gestattete der Herr spät war. Die spaßige Deutung des Intelligenzblattes" ist doch für die Parteien den Ausschlag zu geben. Im Wahlkreise Thorn- Kulm geänderte Graudenzer Resolution, die deren Annahme mit großer Wähler in Sanssouci außerordentlich kompromittierend, denen mit erhielt der deutsche Kartellkandidat Graßmann 13 345 Stimmen, Majorität ergab. Die Gegner enthielten sich der Abstimmung. dieser Geschichte nachgesagt wird, daß ihr Verstand in dem Ver- der Kandidat der polnischen Volkspartei Redakteur Brejski 13 989 ſtändnis für einnehmendes Aeußere und verbindliche Formen sich Stimmen und Genofie Vierrether 999 Stimmen. Außerdem waren Die Stichwahlen in Franken. Die Freijinnige Partei in Hof erschöpft. noch einige zersplitterte Stimmen auf den Danziger Kandidaten hat beschlossen, bei der Stichwahl für den Nationalliberalen Münch­Für und gegen Dertel. midloſen aufgestellt war. Genossen Bartel gefallen, der auch in mehreren westpreußischen Ferber zu stimmen, nachdem dieser erklärt hat, daß er vom Bund Kreisen Im Wahlkreise Graudenz usw. erhielt der Landwirte kein imperatives Mandat übernommen habe und Während das liberale Komitee im 9. sächsischen Kreise, Rulersti, der Kandidat der polnischen Volkspartei, 12 503 Stimmen; hinsichtlich der Handelsverträge mit dem Gros der nationalliberalen wo die Socialdemokratie gegen Oertel in Stichwahl steht, zur Rittergutsbefizer Sieg, der deutsche Kartellkandidat, 12 223 Fraktion, und nicht mit einzelnen nach rechts neigenden Dissidenten Wahl des Bundesführers auffordert, erläßt der liberale Kandidat Stimmen und Genosse Bartel 1401 Stimmen. Im Wahlkreise stimmen werde. Die nationalliberale und die freisinnige Partei verein­des Kreises folgende Erklärung: Schives erhielt der polnische Hofparteiler von Saß- Jaworski barten ferner, bei allen zukünftigen Wahlen einen gemeinsamen Kandi­7091 Stimmen, der Kartellkandidat Holz- Parlin 7023 Stimmen daten aufzustellen. Die freifinnigen Wähler im Wahlkreise Bayreuth und Genosse Bartel 67 Stimmen. In den ersten beiden Kreisen werden vom Landesausschuß der Deutschfreisinnigen" Partei auf­haben wir also bei der endgültigen Vergebung des Mandats die gefordert, Mann für Mann für den nationalliberalen Kandidaten Entscheidung in der Hand und auch in Schweh kann es leicht auf Hagen zu stimmen. unsre wenigen Stimmen ankommen. Für unsre Stellungnahme Der Weg übers Kartell nach Sachsen ! tam natürlich auch in dieser vom wüstesten Nationalitätenhader zer­rissenen Provinz allein der Stichwahl- Beschluß des Münchener Die bayrischen Wahlziffern. Nach der Münchener Allg. 3tg." Parteitages in Frage. Durch Vorlegung der Münchener Mindest ist am 16. Juni wie folgt gewählt worden; die zweite Zahlenreihe forderungen an die rivalisierenden Kandidaten hatten wir auch giebt die Zu- oder Abnahme gegen 1898 an: hier die Pflicht, die Spreu vom Weizen zu sondern, und un­bekümmert um hatatistische Nackenschläge der Schwindelpolitik der nationalen Phrase zu Leibe zu gehen. Vortveg bemerken wir, daß die polnische Fraktion des letzten Reichstages ebenfalls den Zoll­wucher mitgemacht hat. Allerdings mit dem Unterschiede, daß die Polen gegen die Knebelungsanträge Kardorff, Gröber und Aich­bichler gestimmt haben. Trozdem hat ihr Verhalten jedoch die Entrüstung ihrer Landsleute in so hohem Grade erregt, daß nur die wenigsten der früheren polnischen Abgeordneten wieder kandidierten. In den meisten bisher polnisch vertretenen Wahl­kreisen und auch in solchen, in denen starke polnische Wähler- München fordert seine Mitglieder auf, in München I, wo die Social­minoritäten vorhanden waren, wurden Kandidaten der polnischen Volkspartei mit einem start demokratisch gehaltenen Programm demokratie gegen die Liberalen sticht, ihre Stimme unserm Genossen aufgestellt. Birk zu geben. Das geschah auch in den Wahlkreisen Thorn- Kulm In Straubing stehen sich Ultramontane und und Graudenz . Die Hakatisten haben eine solche Rücksicht gegen Bahlausschuß für Südbayern proflamiert für unsre Genossen strikteſte Bauernbündler in der Stichwahl gegenüber. Der socialdemokratische ihre deutschen Volksgenossen indes nicht geübt. Unbekümmert darum, daß die Agrarier Sieg, Holz usw. und der Landgerichts- Wahlenthaltung. isdalet no Direktor Graßmann den Brotwucher mit allen Chikanen mit­gemacht hatten, wurden sie doch in Interesse des Deutschtums" Deffentliche Herzensbedürfnisse. Eine feine Wahlstilblüte finden wieder aufgestellt. Nach dem Ausfall der Hauptwahl unterbreitete vir in einem Stichwahl- Flugblatte des Professors Pauli im Wahl­tracht kommenden Kandidaten die bekannten fünf Münchener Mindest das Central- Wahlfomitee für Westpreußen in Danzig allen in Be­freise Oberbarnim. forderungen. In Graudenz fand dann am Sonntag, den 21. Juni, mittags 12 Uhr, im Gewerbehause" und in Mocker bei Thorn am gleichen Tage, nachmittags 6 Uhr, in der Ostbahn" je eine socialdemokratische Wählerversammlung unter Teilnahme des Ge­nossen Bartel- Danzig zur endgültigen Beschlußfassung statt. Graudenz war der bisherige Abgeordenete Sieg persönlich zur Ver­sammlung erschienen. In einer furzen Vorkonferenz, an der außer Sieg der Chefredakteur des Geselligen", Herr Fischer, und noch Groß ist der Jubel der Centrumspresse, weil das nicht eins ein zweiter Redakteur sowie unsre Genossen Lenz, Völkner und getroffen, was von ihrer Seite befürchtet wurde, nämlich, daß die Bartel teilnahmen, erklärte Sieg offen: er könne die Forderungen Socialdemokratie in den Streisen Krefeld , Kempen und M.- Gladbach nicht unterschreiben, da er sonst wohl die socialdemokratischen so erstarke, daß das Centrum in die Stichwahl gedrängt würde. Mit Stimmen erhielte, aber von zwei Drittel seiner bisherigen Wähler allen Mitteln wurde von seiten des Centrums gekämpft um das zu in der Stichwahl verlassen werden würde. Er war jedoch wieder verhüten, und so ist es dem Bachem thatsächlich noch einmal ge­der Ansicht, daß in diesem Kreise nur nationale und nicht wirt- lungen, sich keiner Stichwahl unterziehen zu müssen. schaftliche oder politische Fragen zu entscheiden hätten. Unfre Ge- Wenn auch von einigen Genossen erwartet wurde, daß es in nossen antworteten darauf, daß national und reaktionär eben nicht Krefeld zu einer Stichwahl kommen würde, für die Kreisc dasselbe sei und daß sie auf die Annahme unsrer Forderungen M.- Gladbach und Kempen tam eine Stichwahl gar nicht in Betracht. gerade im deutschnationalen Interesse bestehen müßten. Darauf Kenner des Niederrheins glaubten aber auch diesmal für Krefeld an wurden die Verhandlungen ergebnislos abgebrochen. Der Kandidat teine Stichwahl, weil dort die Verhältnisse ganz eigentümlich liegen. der polnischen Voltspartei, Verleger Stulersti, hatte aus Bad Strefeld ist nämlich die einzige Großstadt in Deutschland , welche keine Elgersberg telegraphiert, daß er die Münchener Forderungen in Bevölkerungszunahme zu verzeichnen hat. Der Zuwachs unsrer vollem Umfange vertreten iverde und hinzugefügt:... Schließlich Stimmen muß also aus der ansässigen Bevölkerung selbst heraus­bemerke ich, daß ich aus dem Volke hervorgegangen bin, dessen geholt werden und daß dieses schwierig ist, wird jeder zugeben, Bedürfnisse verstehe und mit allen Kräften für das Wohl der welcher einmal in katholischen Kreisen gewohnt hat. Während in den arbeitenden Klasse wirken werde. Victor Rulerski." Nach einem andern Großstädten massenhaft junge Leute, welche den Socialismus eingehenden Vortrage des Genoffsen Bartel und kurzer Diskussion, schon kennen oder doch leicht dafür empfänglich sind, zuziehen, an der sich außer mehreren Genossen auch die Herren Sieg und giebt Krefeld seine jungen Arbeitskräfte an das Ruhrgebiet und die Fischer beteiligten. nahm die überfüllte und zahlreich auch von übrigen umliegenden Großstädte ab. Die einseitige Industrie, dic deutschen und polnischen Parteigängern besuchte Versammlung Textilindustrie, kann die mämlichen Arbeitskräfte nicht alle unter folgende Resolution an an: bringen, sie beschäftigt zu viele Frauen und Kinder.

Wähler, bezahle Deine Schulden! Ein sonderbares Mittel, Schulden einzutreiben, hat der Gemeinde­vorsteher Bochow in Rieben( Kreis Zauch- Belzig ) gefunden. Er ver­öffentlicht folgende Kundgebung:

Da bei der Wahl eines Reichstags- Abgeordneten für den dies­seitigen Wahlbezirf am 16. d. M. eine absolute Stimmenmehrheit nicht erreicht ist, so ist eine Stichwahl erforderlich. Dieselbe findet am 25. Juni d. J. von vormittags 10 Uhr ab statt und wird nach­mittags 7 Uhr geschlossen. Die Schulstube ist Wahllokal. Wahl­berechtigt find alle, welche in der Wählerliste verzeichnet sind, auch diejenigen, welche das vorige Mal nicht gewählt haben. Wählbar sind nur der Landrat a. D. v. Derzen und der Demokrat Ewald­Berlin.

Außerdem wollen diejenigen, welche den Demokraten gewählt haben oder noch wählen und noch Schulden bei mir haben, dieselben möglichst umgehend begleichen, im andern Falle Zwangs­einziehung erfolgen würde.

Nieben, den 21. Juni 1903.

Bochow, Gemeindevorsteher.

Daß dies eine amtliche Wahlbeeinflussung ärgster Art ist, die zur Kaffierung der Wahl des Herrn v. Derzen führen müßte, ist flar. Woher aber weiß denn der Gemeindevorsteher, welcher der Wähler für Ewald stimmt?

Die Androhung der Zwangseintreibung dürfte die Wähler be­fonders fühlbar an die Vorzüge der kapitalistischen Gesellschafts­ordnung erinnern und sie um so mehr veranlassen, erst einmal ihre Schulden an das Vaterland zu zahlen, das heißt socialdemokratisch zu wählen.

Das rote Königreich. Im Königreich Sachsen erhielt nach den amtlichen Ergebnissen bei der Reichstagswahl am 16. Juni d. I. die Socialdemokratie 441 764 gegen 299 190 im Jahre 1898, die tonservative Partei 85 321 Stimmen gegen 109 437 Stimmen, die nationalliberale Partei 110 857 gegen 89 060, die Freifinnige Volts­partei 31 889 gegen 15 413, die Centrumspartei 4847 gegen 1903, bie Reformpartei 73 656 gegen 73 427, die nationalsociale Partei 1849 gegen 2859. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt hierzu: Hieraus erhellt, daß die Wahlbeteiligung weit reger als vor fünf Jahren gewesen, daß von den bürgerlichen Parteien die national­liberale und die Freisinnige Volkspartei einen recht ansehnlichen Stimmenzuwachs erhalten haben, während die konservative Partei noch mehr Stimmen verlor, als die nationalliberale Partei solche gewonnen hat, und daß sich die Zahl der auf socialdemokratische Kandidaten gefallenen Stimmen um bald 150 000 vermehrt hat. Zur Zunahme der Bevölkerung steht diese Vermehrung in gar keinem Verhältnis."

Wohl aber steht diese Steigerung der socialdemokratischen Stimmen im Verhältnis zur Zunahme der Aufklärung der sächsischen Bevölkerung über die gerade von der Nordd. Allg. 3tg." gepriesene Kartellwirtschaft!

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Rückgang der antisemitischen Stimmen!

Die Antisemiten aller Richtungen haben diesmal, wenn man ihnen Ulrich- Berlin VI zuzählt, 277 000 Stimmen erhalten gegen 284 000 im Jahre 1898. Mehr als 10 000, Stimmen erhielten sie ( in Klammern die Resultate von 1898 in tausend) in Sachsen 74 000 ( 73), Heffen Naffau 44 000( 31), Westfalen 24 000( 15), Berlin 18 000( 30), Pommern und Prov. Sachsen je 14 000( je 12), Branden­burg 12 000( 18), Hessen 11 000( 19), theinprovinz 10 000( 14), annähernd 10 000 Stimmen erhielten sie in Westpreußen ( 3) und Schleswig- Holstein ( 13). Gewählt find 2 Antisemiten, zur Stichwahl stehen 14.

Stichwahlen in Südbayern. Der demokratische Verein in

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Wir wenden uns an die vielen, denen Religion Herzens. bedürfnis und nicht Privatsache ist."

Wir haben bis jetzt immer gemeint, daß gerade die Herzens­bedürfnisse die eigenste Privatsache jedes Menschen sind; der Profeffor Pauli scheint seine Herzensbedürfnisse aus der Markthalle zu beziehen. In Die Wahlen am Niederrhein .

Aus Krefeld wird uns geschrieben:

Die am 21. Juni in Graudenz im Gewerbehause" keine größere Stadt Deutschlands zutreffen, haben wir doch im Troß dieser ungünstigen Verhältnisse, welche wohi sonst für tagende zahlreich besuchte öffentliche socialdemokratische Wähler- Wahlkreise Krefeld eine Stimmenzunahme von 42 Prozent zu ber­versammlung erklärt, geftüßt auf die vorangegangene Diskussion und die vorliegende chrenwörtliche schriftliche-telegraphische Zusage des Kandidaten der polnischen Volkspartei, Herrn Kulerski, daß er die socialdemokratischen Mindestforderungen des Münchener Parteitages im Fall seiner Wahl in den Reichstag in vollem Umfange vertreten werde, im Interesse der Wohlfahrt und der Rechte des Volkes für diesen Kandidaten in der Stichwahl zu

stimmen. d

zeichnen; unsre Stimmen sind von 5144 auf 7298 gestiegen. Das liberalen erhielten 4297 Stimmen. Unfre Genossen sind dem Bachem Centrum erreichte eine Stimmenzahl von 12 815 und die National­also doch schon bedenklich nabe gerückt und er fann sehr gut die Zeit berechnen, in welcher er sich einen sicheren Wahlkreis aussucher muß. zeichnen, sondern auch in den Kreisen Cleve- Geldern, Mörs- Rees, Aber nicht allein in Krefeld war ein guter Fortschritt zu ver Kempen , M.- Gladbach und Neuß- Grevenbroich. Die Versammlung protestiert dabei entschieden gegen die einzelnen Orten unsre Stimmenzahl um mehr als das doppelte, ein Stieg doch in Unterstellung, daß sie mit diesem Beschlusse irgend welche Erfolg, auf den unsre dortigen Genoffen stolz sein fönnen. polnisch- nationale reaktionäre Absichten und Pläne billigen oder Jubel der Centrumspresse ist unberechtigt und wenn sie schreibt, daß unterstützen will." die Socialdemokraten feine katholischen Stimmen erhalten, so ist dies einfach Schwindel, denn der ganze Stimmenzuwachs in den oben genannten Kreisen für unsre Kandidaten rührt von Katholiken her, und das geschah trog der gemeinen, niederträchtigen Kampfesweise

Mit dem Schlußpassus wurde dem Einwande der Hakatisten begegnet, daß die Socialdemokratie durch die Entscheidung für den Polen dessen angebliche bildungsfeindlichen und deutschverräterischen Absichten fördere.

der Klerikalen.

Der