HeBcr die außensteyenien Zechen, soweit fie nichtHüttenzechen sind, hört man nichts, sie werden also aufalle Fälle auch weiter nicht zum Syndikat gehören, und wie»nan unter diesen Umständen die Bedingung auffassen soll, die an dieVerlängerung des Syndikats bis zum 31. Dezember 191S geknüpftist, nämlich daß sämtliche außenstehenden Zechen mit mehr als120 000 Tonnen Jahresbeteiligung bis zum 31. Dezember 1004 bei-treten, ist nicht ersichtlich. Aber aus dem Umstände, daß der Terminzur Beitrittserklärung bis Ende 1904 hinausgeschoben, ist zu ent-nehmen, daß das Syndikat auch am kommenden 15. September miteiner definitiven Entscheidung noch nicht rechnet, sondern überzeugtist, daß zur Beseitigung der Schwierigkeiten, wenn sie überhaupt allebeseitigt werden können, längere Zeit erforderlich sein wird.Neue Aktiengesellschaften im ersten Halbjahr 1903 sind nach einerZusammenstellung des„Deutschen Oekonomist" 42 mit einem Grund-kapital von 77 975 909 M. in das Central-Handelsrcgister eingetragenworden gegen 59 Gesellschaften mit 52 446 999 M. Aktienkapital imgleichen vorjährigen Zeitraum, während im ganzen Jahre 199287 Gesellschaften mit 118 429 999 M. Kapital gegründet wurden.Auf zede neugegründete Gesellschaft entfällt ein Durchschnittskapitalvon 1,39 Millionen Mark gegen 1,36 Millionen Mark im Jahre 1992und 1,92 Millionen Mark im Jahre 1991. Seit dem Jahre 1899sind die Neugründungen von Aktiengesellschaften immer mehr zurück-gegangen. Weitaus am stärksten ist der Rückgang der Gründungs-thätigkeit natürlich in den Geschäftszweigen gewesen, die währendder Hochkonjunktur ganz besonders bevorzugt wurden, wie Metall-Verarbeitung und Maschinenbau, dann Elektricitätsgesellschasten undBrauereien.Zur Lage im Ruhrkohlen-Gediet meldet das„Berl. Tageblatt":Als Beweis für die günstige Lage der Kohlenindusttie darf die That-fache gelten, daß auf zahlreichen Zechen Arbeitermangel auf-tritt. Um demselben zu begegnen, werden Arbeiter aus Schlesienherangezogen. Der Zuzug von dort ist indes verhältnismäßig ge-ring, weil die Löhne auf den schlesischen Gruben ebenso hoch wieim Ruhrbezirk sind und weil die Wurmkrankheit viele Arbeiter vonder Uebersiedelung auf die Ruhrzechen abhält.Agitation gegen die Baumwollzölle in Rußland. Angesichts desAbschlusses neuer Handelsverträge wird nach offiziösen Berichten inrussischen maßgebenden Kreisen in eindringlichster Weise fürHerabsetzung der Zölle auf Baumwolle und bäum-wollene Gespinn st e agittert. Angesehene Zeitungen unterstützen dieses Verlangen mit dem Hinweis darauf, daß die so be-deutende russische Baumwoll-Jndustrie nur dann in der Lage wäre,ihre Produktion zu vergrößern, wenn ihr genügend billiges Roh-Material zur Verfügung stände. Dann würde sich der Verbrauch beiden Hauptabnehmern von Baumwollwaren, nämlich bei den Bauern,zum mindesten verdoppeln. Aber auch in Bezug auf den Export vonbaumwollenen Geweben glaubt man, daß die Ermäßigung der Zöllevon günsttgem Einfluß sein würde.Gewcrkfcbaftllcbcs.Berlin und Umgegend.Der Knrschuerstreik dauert fort. In der öffentlichen Kürschner-Versammlung, die am Dienstag im Alten Schützenhause tagte, sollteR e g g e über die Einigungsverhandlungen berichten,mußte jedoch zu seinem Bedauern mitteilen, daß es zu keinen Ver-Handlungen gekommen ist. Der Vorstand hatte sich sofort nach dervorigen Versammlung, dem dort auf Veranlassung der anwesendenArbeitgeber gefaßten Beschluß entsprechend, an die Arbeitgeber-Organisationen gewandt, aber erst am Montagabend lief dieAntwort ei«. In dem Schreiben, das vom Referenten verlesenwurde, wird mitgeteilt, daß die Kürschnerinnung sowie der Vereinder Pelzwaren-Fabrikanten nicht geneigt seien, nochmalsin Verhandlungen einzutreten, aber an ihren Zugeständnissenvom 39. Juni festhalten würben. Ihre Unterschrift könnten sie nichtgeben. Ferner wurde darauf hingewiesen, daß die Arbeitgeber eiftigbemüht sind, Arbeitswillige heranzuziehen. Sie drohen geradezumit dem Import von Oestreichern, Böhmen und Polen. Der Referenterklärte demgegenüber, daß für den Verband jetzt, nachdem schon72 Firmen bewilligt haben, kein Grund vorliege, den Kampf auf-zugeben. Da die Arbeitgeber-Organisationen ein derarttges Ver-halten gezeigt hätten, müsse die Bewegung mit aller Schärfe weiter-geführt werden. Es seien nun an weitere 57 Firmen die Forde-rwigm, die jetzt wieder in ihrer ursprünglichen Höhe auftecht erhaltenwerden sollten, versandt worden. Ferner teilte der Redner mit,daß die Unterstützungssätze für die Streikenden von der dritten Wocheab um 2 M. erhöht worden sind.- Nach einer sehr langen Dis-kussion, in der es wiederum zu scharfen Auseinandersetzungen miteinigen Arbeitgebern kam, wurde einstimmig folgende Resolutionangenommen:„Die Versammlung spricht ihr Bedauern über die Stellung aus,die die Kürschnerinmmg und der Verein der Pelzwarenfabrikanten zuunserm Entgegenkommen vom 8. Juli, durch Vertrag eine Einigungzu beiderseitiger Zufriedenheit herbeizuführen, eingenommen hatund erklärt, daß das uns übersandte Schreiben vom 13. Juliund die Beschlüsse der beiden Arbeitgeber-Vereinigungen vomL9. Juni unsrerseits weder als Vertrag angesehen werden können.noch dazu angethan sind. Ruhe und Frieden zwischen Arbeitgebernund Arbeitnehmern herbeizuführen. Die Versammlung erklärt ferner.nunmehr grundsätzlich an den aufgestellten Forderungen festhaltenzu wollen und verpflichtet die Kollegen und Kolleginnen, jede ge-sperrte Werkstatt streng zu meiden. Des weiteren verpflichtet dieVersammlung die Arbeiter derjenigen Werkstätten, wo die Forderungenjetzt eingereicht worden sind, in dieser Woche der Unterschrift wegenvorstellig zu werden und im Falle der Ablehnung die Arbeit nieder-zulegen."Die Marmor- und Granitarbeiter Berlins und der Vororte,deren Lohntarif seitens der„Vereinigung der Marmor-industriellen" gekündigt ist und am 1. September dieses Jahres ab-läuft, hielten Dienstagabend im Englischen Garten eine Versamm-lung ab, um zu dem von der Tarifkommission ausgearbeiteten neuenLohntaris Stellung zu nehmen. Nach mehrstündigen Berawngen, beidenen u. a. hervorgehoben wurde, daß die nächsten Monate für den Lohn-kämpf die günstigsten Aussichten bieten, setzte man folgende Hauptforde-rungen fest:„Für Steinmetzen die 3»/z stündige tägliche ArbeitSzett�gegenwärtig noch 9 Stunden), auf Bauten ist die Arbeitszeit derMaurer innezuhalten; Minimal- Stundenlohn für Werkstattarbeiter79 Pf.(bisher 69 Pf.); auf Bauten Beschäftigte 75 Pf. und wo be-reits höhere Löhne gezahlt wurden, sind diese entsprechend zu erhöhen;serner eine 1'/» stündige(bisher 1 Stunde) Mittagspause. Accord-arbeit soll ausgeschlossen sein und in der Folgenur noch im Lohn gearbeitet werden." Für Schleiferund Dreher, ftir die im Tarifentwurf gleichfalls die 8>/s stündigeArbeitszeit vorgesehen ist und für elftere ein Minimal-Stundenlohn von59 Pf. in der Werkstatt, auf Bauten 65 Pf., und für Dreher 59 Pf.,soll über die endgültige Festsetzung der Forderungen— da inzwischendie Zeit zu weit vorgeschritten war in einer demnächst wiedereinzuberufenden Versammlung Beschluß gefaßt werden. Fernergelangte noch der folgende Antrag zur Annahme:„Zur Be-streitung der Kosten der Lohnbewegung hat vorläufig jeder Arbeiter4 Wochen lang, von Sonnabend, den 8. August ab. einenExttabeitrag von 69 Pf. pro Woche zu zahlen." Da keine Ver-einbarungen mit den Unternehmen, zu erzielen waren, weil dieseans eine Ermäßigung der geltenden Tariffätze bestehen, die Arbeiterdagegen unter allen Umständen eine zeitgemäße Erhöhung der Löhnefordern, ist bereits seitens der letzteren das Einigungsamt desBerliner Gewerbegerichts angerufen worden. Die Verhandlungenvor dem Gelverbegericht dürsten jedoch erst im Anfange nächstenMonats stattfinden, da die Arbeiter d,e Angelegenheit dem erstenVorsitzenden des Gewerbegerichts v. Schulz unterbreitet haben, dergegenwärtig sich noch auf Urlaub befindet.Rnmmer! Auf dem Bau des SteinsetzmeisterS DelloS inLichtenberg haben die Rammer wegen Verweigerung des Fahrgeldesund ungebührlicher Behandlung die Arbeit ulevergeivgt. Zuzugfernhalten!Achtung, Metallarbeiter! Seit Dienstag, den 7. Juli, befindensich die Gießerei-Hilfsarbeiter der Firma Schoening A. G., Reinicken-dorf, im Ausstande wegen einer Lohnforderung von 21/2 Pfennig.Da trotz des geringen Lohnes von 32l/z Pfennig die Direttion denArbeitern die Forderung nicht bewilligt hatte, sind am Dientag. den14. Juli, sämtliche Hand- und Maschinensormer, insgesamt 225Kollegen, in den Ausstand getreten.— Zuzug ist streng fernzuhalten.Former, Bestoßer! In den M i n k i n- W e r k e n zu R e i n i ck en-dorf- West, Scharnweberstraße, haben am Mittwochmorgensämtliche Arbeiter die Arbeit niedergelegt. Veranlassunghierzu war eine von dem neuen Meister vorgenommene willkürlicheReduktion der Accord preise. Die Bestoßer hatten bisjetzt nämlich einen durchschnittlichen Accordverdienst von 27 M. proWoche bei 69stündiger Arbeitszeit erzielt. Erreicht konnte dieserVerdienst indessen nur werden, weil sämtlicher Guß den Bestoßernbisher sandftei geputzt geliefert wurde. Letztere Arbeit, die vonLehrlingen geleistet wurde, wollte der Meister nunmehr in denAccordpreiscn der Bestoßer mit verrechnen, was für diese einenLohnausfall von etwa 1,59 M. pro Tag bedeutete. Da mehrmaligeVerhandlungen resultatlos verliefen, stellten sämtliche Former undBestoßer die Arbeit ein.veurkebes Rcidi.Ein Konflikt im Baugewerbe ist auch in Stendal ausgebrochen.Dort verlangten die Bauarbeiter einen Stundenlohn von 34 Pf., derihnen von den Unternehmern jedoch abgelehnt wurde. Als nun amMontag die Bauarbeiter geschlossen die Arbeit niederlegten, sperrtendie Unternehmer kurzerhand die Maurer aus, mit denen sie kurzvorher eine neue Lohnvereinbarung getroffen hatten. Wahrscheinlichwerden die Maurer nun ihrerseits die Arbeit nicht eher wieder auf-nehmen, als bis nun auch ihre ursprünglichen Forderungen, auf diesie im Interesse des lieben Friedens teilweise verzichtet hatten,erfüllt sind.Einen partiellen Streik(Bausperren) haben die Maurer inBochum beschlosien. Sie fordern: 47 Pf. Minimallohn(fürsogen. Junggesellen event. 44 Pf.), Fortfall der Kündigung, zehn-stündige Arbeitszeit und achttägige Lohnzahlung. Bon einer Ver-kürzung der Arbeitszeit auf 19 Stunden wollen nun die Unternehmernichts wissen; als Mmimallohn boten sie 49 Pf. bei einem Maximal-lohn von— 44 Pf. Die Maurer hoffen, ihre Forderungen unterBerücksichttgung der örtlichen Verhältnisse ohne Generalstteik durchbloße Bausperren durchsetzen zu können. Die in Bochum arbeitendenKölner Maurer haben sich zur Abreise bereit erklärt, um ihrenKollegen den Kampf zu erleichtern.Der Lohnkampf im Kölner Baugewerbe ist beendet. Vor nahezuvier Monaten traten die Putzer und Fuger in den Ausstand, um dieAbschaffung der Accordarbeit und 56 Pf. Stundenlohn zu erreichen.Als der Putzerausstand drei Monate gedauert hatte, beschlossen dieUnternehmer, sämtliche Maurer, Putzer, Fuger, Plattenleger, Hilfs-arbeiter usw. auszusperren, um den Maurerverband zur Aufhebungdes Putzerausstandes zu zwingen. Die General aussperrung istaber niemals Wirklichkeit geworden. Die Zahl der Ausgesperrtenwurde von dem Unternehmer-Verband selber auf 3899 an-gegeben; nach den Feststellungen der Streikleitung betrug siejedoch bedeutend weniger. Es fanden dann VerHand-lungen vor dem EinigungSamt des Gewerbegerichts statt, wodie Putzer die Forderung der Accordabschaffung fallen ließen unddie Unternehmer 15 Proz. Accordlohn-Erhöhung zusagten. Jedochkam es zu keiner Einigung. Am vorigen Sonnabend fanden dannwieder Verhandlungen statt, und am Montag sollte ein Arbeits-vertrag für sämtliche Zweige des Maurergewerbes vereinbart werden.Die Vertreter des Maurergewerbes verließen aber das Lokal, weilsie die Beteiligung der Vertreter des christlichen Bauarbeiter-Ver-bandes an den Verhandlungen nicht wollten, weil die„Christlichen"in Bezug ihrer Mitgliederzahl bedeutungslos sind und überdies einenStreikbrecher in die Kommission brachten. Nun begingen die Christlicheneinen Geniestreich: Obwohl sie nur den zehnten Teil der in Kölnin Betracht kommenden organisierten Arbeiter vertteten, schloffen s i emit den Unternehmern den Vertrag und die Aussperrung wurde füraufgehoben erklärt. Dann gingen die Christlichen hin und erließenin der Centtumspreffe eine Aufforderung an die christlichen Bau-arbeiter Deutschlands, wo es zum Schluß hieß:„Pflicht der christlichen Bauarbeiterschast Deutschlands ist esnun, die socialdemokrattsche Unduldsamkeit zu brechen, indem dieMitglieder, soweit sie nicht durch Kündigung festgehalten sind,nach Köln in Arbeit gehen. Es können mehrerehundert Maurer und Bauarbeiter zu den obenbekanntgegebenen Bedingungen in Köln die Arbeit auf-nehmen. Der Centralverband christlicher Bauhandwerker hat inKöln, Cäcilienstt. 35, einen Arbeitsnachweis errichtet,wo bereitwillig jede weitere Auskunft erteilt wird."Die„Christlichen" haben sich also als Streikbrecherbund organi-siert und sogar ein Stteikbrecher-Bureau zum Zwecke des Verratsder eignen Klassengenossen ins Leben gerufen. Aber ihren Zweckhaben sie nicht erreicht.Am DienStag fanden erneute Verhandlungen zwischen demMaurerverband und der Unternehmerorganisation statt, woran Ge-nosse Bömelburg als Hauptvorsitzender des Maurerverbandesteilnahm. Es kam zu der Vereinbarung eines Arbeitsvertrages, derbis 1996 dauert, also zu einer vollständigen Einigung. Danach er-halten die Verputzer 16 Proz. Lohnzuschlag. Für die Maurer be-trägt der Einheits-Stundenlohn bis 1. November dieses Jahres48 Pf., von da bis Ende Juli 1904: 50 Pf., von da bis Ende April1995: 62 und vom 1. Mai 1995 an 55 Pf. Der Lohn der HilfS-arbeiter, der 19 Pf. geringer ist als der der Maurer, steigt um dienämlichen Sätze, so daß er am 1. Mai 1995 45 Pf. beträgt. Für Ueber-stunden werden 19 Pf., für Nacht- und Sonntagsarbeit 29 Pf. pro Stundegezahlt. ES wird eine Achtzehner-Kommission bestehend aus jeneun Arbeitern und Arbeitgebern eingesetzt, worin die Organisattonenprozenwal nach ihrer Stärke vertteten sind.� Eine am Dienstagabend abgehaltene Maurer-, Putzer- und Hilfsarbeiter-Versammlunghieß die Abmachungen nahezu einstimmig gut. Die Redner be-zeichneten den vereinbarten ArbeitSverttag als einen der besten inden deutschen Städten. Der Erfolg der Kölner Bauarbeiter darf alsein bedeutender Sieg bezeichnet werden.Der Malerstreik m Stuttgart hat mit einem Mißerfolge derGehilfen geendet.TlusUnd.Die im Streik befindlichen Eisenarbetter in W i t k o w i tz haben,wie aus Mährisch-Osttau gemeldet wird, die Arbeit bedingungsloswieder aufgenommen.Die Maleranssperrung i» Stockholm ist nach einer Dauer vonsechs Wochen zu Gunsten der Ausgesperrten beendet worden. DerSttmdenlohn wurde für dieses Jahr auf 56, für nächstes Jahr auf69 Oere festgesetzt.Die Schuharbeiter- Aussperrung in Schonen ist ebenfalls zuGunsten der Arbeiter beendet worden und hat zu einer Lohnerhöhunggeführt.Die Schriftsetzer, Buchdrucker und Buchbinder von Natal findin eine Lohnbewegung eingetteten. Ihr jetziger Wochenlohn beträgt72 Mark für eine Arbeitszeit von 43 Stunden pro Woche; sie fordernunter Hinweis auf die hohen Mieten und Lebensmittelpreise einenWochenlohn von 89 Mark. Die Unternehmer haben diese Forderungmit einem Kampf gegen die Organisation der Arbeiter beantwortet.Sie wollen ihre Arbeiter zwingen, aus der Organisation auszutreten,indem sie ihnen eine diesbezügliche schriftliche Erklärung abverlange»;ferner sollen sich die Arbeiter konttaktlich verpflichttn, mehrere Jahrebei den einzelnen Firmen auSzuhalten. Die südaftikanische Typo-graphen-Union will den Kampf für das Koalitionsrecht der Arbeiterausnehmen und wendet sich an ihre europäischen BerufSgenoffen umUnterstützung.Sociale Rechtspflege.Die leichte Arbeit im Sitzen. Der Bergmann Wennemann zuEffen hatte am 14. Oktober 1991 einen schweren Unfall erlitten, dernamentlich in erheblichen Quetschungen, unter anderm der Wirbel-säule und der Kreuzbeingegend bestand. Nach seiner Entlassung ausdem Krankenhause„Bergmannsheil" wurden W., der zum Stützen einCelluloidkorsett erhielt, 75 Prozent der Vollrente gewährt, und zwarauf Grund der Gutachten der Aerzte Dr. Steiner und Kläter, die dieseRente„zum Angewöhnen" befürworteten, indem sie meinten, W.werde, so lange er das Korsett ttqxen müsse, nur zu leichten Sitz-arbeiten fähig sein. Der Verletzte fühlte sich aber durchaus nochnicht fähig, zu irgend welcher Verdienst bringenden Thätigkeit undbeantragte beim Schiedsgericht, an das er sich mit der Berufungwandte, die Vollrente. Das Schiedsgericht in Bochum erachtete aber,das Rechtsmittel verwerfend, die 75 Prozent schon deshalb für aus-reichend, weil die genannten Aerzte ja diese Rente nur zum„Ange-wöhnen" befürwortet hätten.(Mit anderen Worten: weil sie einedemnächstige Herabsetzung für möglich hielten. Der Berichterstatter.)Das Schiedsgericht fügte noch hinzu, es sei Sache des Verletzten,sich eine passende Arbeit zu sichern. Wenn er auf der Zeche(„VictoriaMatthias") oder einer andern Betriebstätte nicht ankommen könne,so müsse er es mit leichten Arbeiten im Hause versuchen, deren es„erfahrungsgemäß" eine ganze Reihe gäbe.-- W. legte Rekursein und machte geltend, er könne auch schlecht scheu und auch leichteArbeiten im Sitzen nicht machen.— Arbeiterfekretär Robert Schmidt,der den Kläger vor dem Reichs-Versicherungsamt verttat, wünschteeine größere Berücksichtigung des Zustandes des Verletzten. Es seibekannt, daß Ltteuzwirbelverletzungen zu den schwersten gehörten undauch auf den Nervenzustand empfindlich einwirkten. Nach dem Gut-achten seien alle Bewegungen des Mannes noch schwerfällig und einVornüberbeugen nur im geringen Grade möglich. Die Aerzte sagten,er könne nur„leichte Arbeiten im Sitzen" machen. Ja, das sei aberso gut, wie gar keine Arbeit. Sicher hätte W. dabei Beschwerden.und wenn wirklich noch im geringen Maße eine Erwerbsfähigkeitvorhanden wäre, so werde W. sie kaum wirtschaftlich ausnutzenkönnen.Das Reichs-Versicherungsamt hob die Vorentscheidung auf undverurteilte die Knappschasts-Berufsgenossenschast. W. statt 75 Prozent99 Prozent der Vollrente zu zahlen. Der Vorsitzende Fleisch-Hauer bemerkte, 199 Prozent könne der Senat nicht zubilligen, wennes auch schwierig sein möge für W., noch etwas zu verdienen. EinigeZeit des Tages würde W. doch noch etwas, am Tische sitzend, thunkönnen, vielleicht etwas sortieren oder schnitzen usw. Der Senat habesich die Sache genau überlegt. Um sich nicht ganz untreu zu werden,habe er 99 Prozent bewilligt.Ungültige Polizeivorschrift. Eine Polizeivorschrift für einenschlesischen Kreis vom 26. März 1992 enthält folgende Bestimmung:„An Lohn- und Vorschußzahlungstagen wird die Polizeistunde fürdie Kleinhandlungen mit Spirituosen, sowie für Gast- und Schank-wirtschaften hinsichtlich der Räume, im denen der Ausschank gewöhn-lichen Branntweins betrieben wird, auf 4 Uhr nachmittagsfestgesetzt dergestalt, daß die Kleinhandlungen und Schanklokalitätenvon diesem Zeitpunkt ab geschlossen gehalten werden müssen, undGäste und Käufer nicht geduldet werden dürfen". Der AngeklagteLoewy, der in seinem Bcuthmer Laden nicht nur Kleinhandel mitBranntwein, sondern auch den Cigarrcnhandel betteibt und auf Grundder citierten Bestimmung wegen nicht rechtzeittgen Schließens desLadens am Sonnabend um 4 Uhr angeklagt war, wurde in zlveiterInstanz freigesprochen und das Kammergericht verwarf dieRevision der Staatsanwaltschaft mit folgender Begründung: DiePolizei habe das Recht, aus Gründen des öffentlichen Wohls ein-zugreifen in den Verkehr mit Schnaps und die Gewerbefrei-h e i t werde nicht verletzt, wenn verboten werde, an gewissenTagen zu bestimmten Stunden im Kleinhandel Branntweinzu verkaufen oder in Wirtschaften ihn auszuschänken. Auch wider-spreche dies n i ch t den Bestimmungen über den Neunuhr-Ladenschluß.Dagegen sei die Verordnung insoweit ungültig, als sie dieSchließung des ganzen Verkaufslokals auch für dieLeute anordne, die neben dem Kleinhandel mit Branntwein in ihremGeschäft auch noch einen anderen Handel, wie hier z. B. mit Cigarren.ttieben. Ihnen könne für jene Zeit derHandelmitBrannt-wein verboten werden, es dürfe ihnen aber nicht der andere Handelunmöglich gemacht werden.Bom Papst.Rom, 15. Juli. Der Heute vormittag 9 Uhr ausgegebeneKrankheitsbericht lautet: Wahrend der Nacht war einige StundenRuhe. Puls 82, Atmung 39. Temperatur 36,2. In dem Allgemein-befinden des Kranken ist keine Aenderung eingetteten. Mazzoni.Lapponi.Der heuttge Morgenbesuch der Aerzte Lapponi und Mazzonibeim Papste war nur von sehr kurzer Dauer; der Papst lag imBette und wechselte mit den Aerzten, die keine Untersuchung vor-nahmen, wenige Worte. Die Aerzte äußerten, die Gefahr sei auchheute nicht als unmittelbar bevorstehend anzusehen; gleichwohl hatauch das heuttge. nicht beunruhigend lautende Bullettn die im Vattkanherrschende äußerste Besorgnis nicht verrmgert.Letzte JNfadmchten und Depcfchen.Metallarbeiter-Ausstand.Magdeburg, 16. Juli.(58. H.) 4999 organisierte Metallarbeiter find wegen zu großer Anzahl von Ueberstunden in eineBewegung eingetreten. Sie fordern eine neunstündige Arbeitszeitund Festsetzung eines Minimallohnes. Der Hirsch-Dunckersche Ver-band sich der Bewegung nicht angeschloffen.Kriegervereinliche Wahlnachwehen.Gardelegen, 15. Juli.(B. H.) Wegen Abgabe zahlreichersociälistischer Stimmen hat der Landrat den Kriegervereinen inmehreren Ortschaften empfohlen, die in Frage kommenden Mit-glieder auszuschließen, andrenfalls würde er die sofortige Auf-lösung der betreffenden Kriegervereine verfügen.Dresden, 16. Juli.(W. T. B.) Das„Dresdener Journal"meldet an amtlicher Stelle:„Se. Majestät der König haben sichin Gnaden bewogen gefunden, der vormaligen Frau Krön-Prinzessin von Sachsen, Prinzessin Luise Antoinette Maria,auf ihr Ansuchen den Namen und AdelStttel einer Gräfinvon Montignoso zu verleihen.Frankfurt a. M., 15. Juli.(B. H.) Ueber den durch das Unwetteram Sonntag angerichteten Schaden wird noch aus Krefeld gemeldet:In einigen Orten des Kreises Neutz ist die Ernte fast gänzlich ver-nichtet. Seit mehr als 59 Jahren ist kein ähnlicher Schaden mehrangerichtet worden. In Schtoanenberg wurden zwei Damen vomBlitze betäubt und schweben in Lebensgefahr. In dem durch seinealtertümliche Bauart berühmten Zons schlug der Blitz in das alteSchloß, zündete aber nicht.Madrid, 15. Juli.(B. H.) Der Gouverneur von Valenciabenachrichtigte die Regierung, daß der Pfarrer von Alkazer,Don Modesta Dapaza wegen Falschmünzerei verhaftet wordensei. Mit ihm seien drei mitschuldige Einwohner von Alkazer festge-nommen worden. Die Asfaire ruft große Sensation hervor.Barcelona, 15. Juli.(B. H.) Der Ausstand der Arbeiterder verschiedenen Gewerkschaften dürfte in wenige,. Tagen beendigtwerden, da zwischen Unternehmern und Arbeitern eine Einigung dahin zu Stande gekommen ist, die Differenzpuntte einem SchiedS-gericht, bestehend aus Delegierten beider Parteien, zu unterbreiten.Budapest, 15. Juli.(W. T. B.) In der Ortschaft Hilio(Komitat Haromszek) find bei heftigem Sturmwind 109 Häusermit Nebengebäuden niedergebrannt.Lerimtwortl.Redakteur! Julius Kaliski in Berlin. Inseratenteil veranteortltö:«.Glocke in Berlin. Druck«. Verlag: Vorwärt» Buchdruckerei u. BerlagZanstaltPaul Singers- Co.. Berlin LW. Hierzu 1 Beilage n.Uuterhaltungsblatt.