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Nr. 175.

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Ericheint täglich außer Montags.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

20. Jahrg

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Telegramm- Noreffe: ,, Socialdemokrat Berlin".

Centralorgan der Socialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Ferprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Donnerstag, den 30. Juli 1903.

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Die Erhebungen über die Arbeitszeit Wahlen befann sich das Centrum wieder auf seinen Schutz" erwachsener Fabrikarbeiterinnen.

I.

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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.

Ihrer Mitglieder und Vereine an den Wahlverein der Liberalen stellen würden.

Darauf erwidere ich Ihnen ganz ergebenst, daß ich von meinen parlamentarischen Freunden, denen ich mich anschließe, ermächtigt bin, Ihnen folgende Erklärung abzugeben:

Wenn die Mitglieder der nationalsocialen Partei unter Auf­gabe ihrer Stellung als selbständige politische Partei sich dem Wahlverein der Liberalen durch Eintritt in denselben anschließen, so find sie uns als vollberechtigte Mitglieder willkommen. Dieser Erklärung haben ausdrücklich zugestimmt:

1. sämtliche gegenwärtige Mitglieder des Reichstags, 2. sämtliche Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses der Freifinnigen Vereinigung mit Ausnahme der Herren Ernst und Beltasohn, die bisher, weil auf Reisen, nicht zu erreichen waren; ich hoffe aber, deren Zustimmung noch eher zu erhalten, als Sie von vorstehender Erklärung Gebrauch zu machen haben werden.

Es steht selbstverständlich nichts entgegen, daß Sie die Namen der Zustimmenden mit der Erklärung bekannt geben. Mit vorzüglicher Hochachtung ganz ergebenst K. Schrader.

Schon am 29. und 30. August soll zu Göttingen der achte nationalsociale Parteitag zusammentreten, der nach dem Vorschlage des Parteivorstandes den korporativen Uebertritt in die Freisinnige Vereinigung " beschließen soll. Naumann macht dem Parteitage für die Form dieser Verschmelzung folgende Vorschläge: 1. Wir lösen den Berliner Hauptverein auf und sehen in Zu kunft den Wahlverein der Liberalen( Schrader, Barth, Gothein und ihre Freunde) als unsern politischen Mittelpunkt an. Ein Gesinnungswechsel ist mit diesem Eintritt in eine befreundete Organisation nicht verknüpft, da wesentliche Unterschiede in politischen Hauptfragen heute nicht mehr bestehen. Es ist voraus­zusehen, daß wir in dem Maße unsrer Mitbethätigung im Laufe der Zeit auch an der Leitung dieses politischen Körpers beteiligt sein werden. Die Bereitwilligkeit, uns willkommen zu heißen, ist auf der andern Seite vorhanden.

des Jahres 1898 ebenso wie in diesem Jahre kurz vor den der Heiligkeit der Familie" und kam bekanntlich mit dem wirt­schaftlich ebenso thörichten wie politisch demagogischen Wunsch, die Beschäftigung verheirateter Frauen in Fabriken gänzlich zu verbieten. Die Gewerbe- Aufsichts- Beamten und Bergbehörden waren Am 22. Januar 1898 stellte es im Reichstage den Antrag, der im Jahre 1902 mit besonderen Erhebungen über die Dauer Reichskanzler möge über Möglichkeit und Zweckmäßigkeit eines der täglichen Arbeitszeit der in Fabriken und diesen solchen Verbotes eine Umfrage durch die Gewerbe- Inspektoren ver­gleichgestellten Anlagen beschäftigten Arbeiterinnen über anstalten. Die diesbezügliche Resolution fand Annahme und ihr 16 Jahre und über die Zweckmäßigkeit und Durchführbarkeit Auftrag wurde ausgeführt und ergab das von unsrer Fraktion einer weiteren Herabsehung der gegenwärtig zulässigen Dauer vorhergesagte Resultat, daß ein Verbot der Fabrikarbeit ver­ihrer täglichen Arbeitszeit beauftragt. Hierüber find in Ergänzung heirateter Frauen nur die Hausindustrie und ihre gräßlichen Ver­der Jahresberichte der preußischen Gewerbe- Inspektoren und Berg- hältnisse und Opfer vermehren, nicht aber den Arbeiterinnen wirk­behörden für 1902 Sonderberichte erstattet worden, deren lichen Nutzen bringen würde. Damit war auch diese Aktion des amtliche Ausgabe in R. v. Deckers Verlag, Berlin 1903, erschienen Centrums, wie es von ihm auch gar nicht anders gewünscht wurde, ist, und die jetzt, nachdem schon vor längerer Zeit aus ihr gewisse ohne Ergebnis für einen wirklichen Arbeiterinnenschutz verpufft offiziöse und sonst von der Regierung gespeiste Blätter Auszüge und es blieb wieder alles beim alten! Indes- unsre Frattion bringen konnten, auch uns auf buchhändlerischem Wege zugänglich ließ nun nicht locker und stellte gleich bei Beginn der neuen geworden ist. Legislaturperiode ihren bekannten detaillierten Arbeite Wer zunächst über die Zwede und Gründe dieser Erhebungen| rinnenschuh- Antrag, der das Verbot der Frauenarbeit fich lediglich aus dieser amtlichen Ausgabe unterrichten wollte, würde in allen dem weiblichen Organismus besonders schädlichen Be­höchst mangelhaft unterrichtet sein. Diese amtliche Ausgabe bringt trieben forderte, einen wirksameren Schutz der Wöchnerinnen und kein Wörtchen über den wirklichen Ursprung ihres Daseins, fie er- Schwangeren verlangte und endlich neben anderm noch auch den wedt sogar den durchaus falschen Verdacht, als ob diese Erhebungen zehnstündigen Normalarbeitstag für die erwachsenen gewerblichen über die Arbeitszeit erwachsener Fabrikarbeiterinnen und über die Arbeiterinnen forderte, als erste Stufe zur weiteren Verkürzung der Frage einer möglichen und zweckmäßigen Verkürzung ihrer Arbeits- Arbeitszeit überhaupt. Hatte bei der Besprechung der ersten Um zeit dem arbeiterinnenschutzfreundlichsten Herzen der Regierung ent- frage Graf Posadowsky 1901 noch erklärt, daß nun weitere sprungen wären. Sie bringt kein Sterbenswörtchen davon, daß es Erhebungen nicht mehr nötig wären, so wechselte sich hier um Forderungen des Arbeiterinnenschutzes handelt, die seit seine Erkenntnis wieder urplötzlich, als diese unsre Anträge nur Jahrzehnten gestellt worden sind, und welche die erbittertsten vorlagen und noch gar nicht zur Verhandlung tamen. Als nämlich Kämpfe gegen die Regierung wie unter den Parteien gezeitigt haben. im Januar 1902, also ein Jahr nach der ersten Posadowskyschen Ist die Erwähnung dieser Thatsache vielleicht nur deswegen unter Erklärung, unser Fraktionsredner wieder auf das energischte die blieben, weil man dann halbwegs gerechterweise auch hätte fest- endliche Verkürzung der Arbeitszeit erwachsener Arbeiterinnen stellen müssen, daß auch diese Forderungen eines wirklichen Arbeite- forderte, erklärte der Staatssekretär des Innern: es müßten rinnenschutzes ernst haft nur von der Socialdemokratie noch einmal Erhebungen veranstaltet werden! Demnach geht die nationalsociale Partei bedingungslos gestellt und vertreten wurden? Das Resultat dieser Erhebungen liegt nun in der in das Lager der Freisinnigen Vereinigung " über, bedingungslos eingangs erwähnten amtlichen Publikation vor, und die ganze wenigstens soweit es sich um Principienfragen, handelt. Enquete stellt sich nach ihrer Geschichte als das heraus, als was Auch die neue Parteifirma Socialliberale Partei" ist noch nicht be­fich tausend ähnliche Erhebungen herausgestellt haben: als ein für schloffen; diese Bezeichnung wird vom Berliner Tageblatt" nur Regierung und bürgerliche Parteien gleich erwünschtes Mittel, nebenbei gebraucht. Dagegen erwarten die Führer der bisherigen dringlichste Reformen, über deren Wert und Notwendigkeit längst nationalsocialen Partei, daß sie in ihrer neuen Barteistellung nicht von fein Streit mehr bestehen konnte, hinauszuschieben! Um nichts der Pieke auf werden dienen müssen, sondern daß ihnen eine Be­andres als um ein einfaches dilatorisches Verfahren teiligung an der Repräsentation der Partei baldigst geschafft wird. handelt es sich auch hier. Der beste und erste Beweis hierfür war In sehr temperamentvoller Weise setzt Professor Sohm seinen ja übrigens, daß noch I ange vor der Bekanntgabe der Ergebnisse bisherigen Parteigenossen auseinander, daß sie sich dem Willen ihres dieser Enquete das Centrum und die Nationalliberalen nun plöß- Vorstandes fügen müßten: lich kurz vor den diesmaligen Reichstagswahlen die bekannte Resolution bei den Etatsdebatten einbrachten, die Fabrikarbeit aller Arbeiterinnen auf 10 Stunden herab zusehen. Ja, der Abgeordnete Trimborn widerlegte sich selbst bei der Begründung dieser Resolution so weit, daß er zugab, daß schon aus der Umfrage von 1899 hervorgehe, daß zwei Drittel aller Fabrikarbeiterinnen bereits den 3 ehn­stundentag haben und nur noch in der Textilindustrie der Elfftundentag Regel sei. Damit hatten die bürgerlichen Parteien durch einen ihrer geriebensten Vertreter sich selbst die Maske vom Gesicht gerissen.

feit und

Die drei Forderungen eines weiteren Schubes er wachsener Fabritarbeiterinnen nämlich, über deren bisherige etwa freiwillig eingetretene Verwirklichung und über deren Zweckmäßig eventuelle gesetzliche Durchführbarkeit die Gewerbe­Inspektoren und Bergbehörden jetzt erst noch einmal befragt sind und über welche ihre Antworten jetzt vorliegen, gehen dahin: 1. Die nach§ 137 Abs. 2 der Gewerbe- Ordnung zulässige tägliche Arbeitszeit von 11 auf 10 Stunden herabzusehen; 2. bie nach§ 137 Abs. 3 der Gewerbe- Ordnung zu ge­2. die nach§ 137 Abs. 3 der Gewerbe- Ordnung zu ge­währende Mittagspause bon 1 Stunde auf 1% Stunden zu verlängern;

3. den Arbeitsschluß am Sonnabend und an

den Vorabenden der Festtage auf eine frühere Stunde als 5 Uhr nachmittags zu verlegen.

Die diesbezüglich gesammelten Thatsachen nun und die Urteile der Gewerbe- Inspektoren und Bergbehörden, wie sie jetzt vorliegen, werden erst dann in das rechte Licht gerückt, wenn man sich erinnert, cine wie I ange Geschichte diese Forde rungen schon haben, diese Forderungen, deren Erfüllung nur einen so fümmerlich fleinen Schritt vorwärts auf dem so kümmerlich Heinen Wege bisherigen gefeßlichen Arbeiterinnenschußes bedeuten würde. Erinnern wir uns deshalb zunächst ein wenig, bevor wir die Ergebnisse und Urteile dieser neuesten Erhebungen selbst zu sammenfassend wiedergeben!

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Politische Uebersicht.

Die neue Firma.

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Als feststehend darf betrachtet werden, daß Naumann die Leitung unfres Vereins als einer selbständigen Partei aufgiebt.. Für uns alle gilt es, der Wahrheit ebenso unerschrocken ins An­gesicht zu sehen und sie ebenso rücksichtslos zu bekennen wie er. Die Wahrheit aber ist, daß ohne Naumann unsre Partei nicht bloß eine Partei ohne Körper, sondern überdies auch eine Partei ohne Haupt bedeuten würde. Die Bildung einer selbständigen nationalsocialen Partei" ist schon heute als endgültig gescheitert anzusehen.

Diese Thatsachen kann kein Beschluß eines Parteitages ändern. Der Parteitag ist gar nicht in der Lage, die Fortdauer der Partei zu beschließen. Darüber muß man sich im voraus klar sein. Durch Beschlüsse können wir weder einen Parteikörper noch ein Parteihaupt schaffen. Wir stehen vor einer vollendeten Thatsache: eine nationalsociale Partei" besteht schon in diesem Augenblick nicht mehr.

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Bartei wird diese seltsame Art ihres Todes just auch kein erhabenes In der nicht allzu ruhmreichen Geschichte der nationalsocialen Partei wird diese seltsame Art ihres Todes just auch kein erhabenes Moment bedeuten. Die Einsicht, daß diese Bartei eine Tot­Socialdemokraten gevredigt worden nun ist sie aber auf einmal geburt ſei, ist ihren Vätern seit sieben Jahren von den gekommen. Ihr Resultat ist aber keineswegs der Uebertritt des ,, nationalen" Socialismus zum internationalen, sondern seine Bekehrung zu dem entgegengesetzten Princip des Liberalismus. Daß die Fahrt dahin ging, ist allerdings schon längst bemerkt worden -nur die Landung erfolgt überraschend schnell.

Und was nun ettva auch für den Ungläubigsten noch fehlte, bollfommen zweifellos zu machen, daß es sich bei dem Widerspruch der Regierung und der Verschleppungspolitik aller bürgerlichen Parteien einem energischen Fortschritte auf dem Gebiete des Schutzes Die Gewerbe- Ordnung, die sich ja bekanntlich über erwachsener Fabrikarbeiterinnen gegenüber lediglich um eine fo so­haupt nur auf Fabrikarbeiter und-Arbeiterinnen bezieht, kannte cialreaktionäre Erscheinung schlimmster Art bis 1890 für dieſe letzteren nur ein Berbot der Arbeit der Wöchne- handelt, das beweisen die Ergebnisse der neuesten Erhebungen rinnen während dreier Wochen nach ihrer Niederkunft, ferner nur fowohl bezüglich der amtlich ermittelten Thats a chen wie auch ein Verbot der Beschäftigung unter Tage und die Ermächtigung des bezüglich der widerspruchsvollen Urteile der Fabrikinspektoren Bundesrats, besonders gefährliche Arbeit gänzlich oder während und Bergbehörden. der Nachtzeit zu untersagen. Von dieser Befugnis hatte er fast gar Mit beiden werden wir uns nunmehr im einzelnen beschäftigen. feinen Gebrauch gemacht. Die Gewerbe- Ordnungs Nobelle bon 1891 berbot wenigstens endlich die Nachtarbeit für Fabrikarbeiterinnen gänzlich, bestimmte, daß die Arbeit am Die nationalsociale Partei wie die Freifinnige Vereinigung Sonnabend und an Vorabenden der Festtage für sie nur bis 5% Uhr Berlin , den 29. Juli. find zwar entschiedene Gegner der Socialdemokratie, aber nachmittags währen darf; zugleich aber führte sie für die Fabrik­im großen Ganzen sind sie auch ihre ehrliche Gegner ge­arbeiterinnen den Normal- Arbeitstag von 11 Stunden ein( an Sonn­Wenn Socialliberal heißt sie! Die nationalsociale Partei, die wesen. fich die socialdemokratische Partei in ihrer abenden und an Vorabenden von Festtagen von 10 Stunden) und legte den Unternehmern die Verpflichtung auf, verheiratete Arbeite- bor faum sieben Jahren mit so viel Geräusch und so stolzen Plänen Polemit mit ihnen mehr als es ihrer numerischen Stärke entsprach, rinnen auf ihren Antrag eine halbe Stunde vor der Mittagspause in die Welt getreten ist, hat aufgehört zu sein. Sie geht in die befaßte, so war es aus Freude darüber, manchmal auch mit zu entlassen, falls diese nicht mindestens 1%, Stunden währt; für reisinnige Vereinigung über, die die Neigung hat, reineren Waffen, als man es sonst gewohnt war, den eignen Degen Wöchnerinnen bestimmte sie schließlich, daß sie vier Wochen nach sich forthin eine socialliberale Partei zu nennen. Nach dem kreuzen zu dürfen. Aber auffällig ist doch die Begründung der ihrer Niederkunft überhaupt nicht und während der folgenden zwei Berliner Tageblatt", das scheinbar zum führenden Drgan des Fusion durch die Behauptung, daß wesentliche Unterschiede in politischen Wochen nur auf Zeugnis des Arztes hin beschäftigt werden dürfen. Socialliberalismus ausersehen ist, ist die Sache folgendermaßen vor Hauptfragen zwischen ihnen nicht mehr bestünden". Und auf dieser Höhe" des Arbeiterinnenschutes stehen wir be- fich gegangen: In der letzten Sigung des Vorstandes der national­fanntlich heute nach 12 Jahren noch immer! Und doch hatte schon socialen Partei am 20. Juli wurde beschlossen, an den Vorsitzenden damals im Jahre 1891 die socialdemokratische Fraktion des Wahlvereins der Liberalen eine Anfrage zu richten, wie er und beantragt, die Beschäftigung der Arbeiterinnen feine parlamentarischen Freunde sich zu dem Uebertritt der National­auf 10 Stunden, an den Vorabenden der Sonn- und Festtage socialen in den Wahlverein stellen würden. Die Hilfe" veröffentlicht jetzt die Antwort des Vorsitzenden des auf 9 Stunden gefeßlich festzulegen, das Verbot der Be­schäftigung von Wöchnerinnen auf 6 Wochen auszudehnen mit der Liberalen Wahlvereins, des Abgeordneten Schrader, auf diese Bestimmung, daß während dieser Zeit weder ihre Entlassung noch Anfrage. Herr Schrader schreibt an Friedrich Naumann als den Kündigung stattfinden dürfe, sowie daß die 1% stündige Führer der Partei: Mittagspause gefeßlich festgelegt werde, also nicht erst auf Antrag der Arbeiterinnen zu gewähren sei. Bekanntlich wurden alle diese Forderungen abgelehnt, die Gewerbe- Ordnung im Gegenteil sogar noch an Haupt und Gliedern verbösert. Darauf war jahrelang volle Ruhe über den Wassern der Arbeiterinnenschutz­Freundlichkeit der bürgerlichen Parteien, so sehr ihnen gerade seit 1891 durch unfre immer mehr erstarkende Arbeiterinnenbewegung das Gewissen zu schärfen versucht wurde. Erst vor den Wahlen

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Berlin , 27. Juli 1908.

Hochgeehrter Herr Pfarrer! Am 21. Juli haben Sie im Auftrage der Mehrzahl der Mit­glieder des Vorstandes des Nationalsocialen Vereins mir als dem Vorsitzenden des Wahlvereins der Liberalen mitgeteilt:

daß Sie auf dem bevorstehenden Delegiertentage des National­socialen Vereins den Antrag stellen werden, auf eigne Partei­thätigkeit zu verzichten, und bei uns anfragen, wie ich und die parlamentarisch thätigen Freunde uns zu einem etwaigen Anschluß

Hat man denn so schnell daran vergessen, daß die national­fociale Partei eine neue Partei des proletarischen Socialismus" sein wollte, daß man heute so ohne weiteres mit flingendem Spiel ins Lager des großbürgerlichen Kapitalismus abrüden darf? Manche freilich, wie der wackere Professor Sohm, werden gewiß todfroh sein, daß die pseudosocialistische Farce zu Ende gespielt ist, daß aber bei allen Parteimitgliedern der Socialismus so wenig ein Handschreiben tief gesessen ist, daß er ihnen durch ihres Führers abgestreift werden kann so tief haben auch die schärfsten Beurteiler die winzige Gesamtheit der nationalsocialen Partei" doch nicht eingeschätzt.

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Man bedenke, daß die Freisinnige Vereinigung principiell noch immer auf dem Programm von 1884 steht, in dem es heißt:

Förderung der Volkswohlfahrt auf Grund der bestehenden Gesellschaftsordnung. Bekämpfung auch des Staatssocialismus(!), sowie der auf Bevormundung( 1) und Fesselung des Erwerbs- und Verkehrslebens... gerichteten Maßregeln.