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91.181. 20. Ktilißt des JotBirts" Sttlinct vslksblM. Dsvaerstag, 6. August IM. Sociales. Unternehmer und Richter. Die..Wovlfahrts'-Firma Aktiengesellschaft vorm. F. Siemens in Dresden ist nirgends besser bekannt wie auf dem dortigen Gewerbe- gericht; sie ist gewissermaßen Stammgast des Gerichts akS Beklagte und meistens auch Verurteilte. Als jüngst die bestellten Arbeiter- kundgebungen der Firma Veranlassung waren zu Lobgesängen der kapitalistischen Presse auf die herzigen Kapitalisten, denen angeblich nichts weiter Sorge macht wie das Wohl ihrer Arbeiter, da konnten wir zur Illustration sogleich eine der Arbeiter- begliiclungsmcthoden des Musterbetriebes aufdecken. Früher hatte jeder Glasbläser einen sogenannten Einträger gehabt. Der Wochen- lohn für den Einträaer(der die eben gefertigten heißen Glasgegen- stände in den Kühlosen zu tragen hat) wird dem in Accord arbeitenden Glasbläser abgezogen. Vor einigen Monaten wurden wegen Ein- führung einer angeblichen technischen Verbesserung je zwe, Glas- bläser auf einen Einträger angewiesen, jedem aber wurde der Lohn für einen Einttäger abgezogen, wodurch die Firma an jedem Bläser wöchentlich S bis 7 Mark extra gewann. Das gab wieder Anlaß zn neuen Klagen der Arbeiter eim Gewerbegericht und in allen diesen Fällen wurde die Firma zur Nachzahlung an die klagenden Glasmacher verurteilt. Nachdem die Firma einigemal unter Vorsitz deS Gewerberichters Dr. Häntzsch« verurteilt worden war, lehnte sie bei lveiteren derartigen Klagen diesen Richter wegen Befangenheit ab. Sie hatte damit kein Glück, der Ablehnungsantrag wurde jedesmal als unbegründet verworfen. Doch wenn es um den Profit geht, da ist dcni Kavitalisten die sonst so gepriesene Autorität des Richter? sie gleichgültigste Sache von der Welt; für die nächste Klage wegen unberechtigter Abzüge für Einträaerlohn. den die Firma gar nicht ausgegeben hatte, wurde die kunstliche Schaffung eines Ablehnungsgrundes versucht, der außerordentlich charakteristisch ist: gegen den Gewerberichter Dr. Häntzsche wurde eine Klage wegen Beleidigung der Firma eingereicht. Als sich vor einigen Tagen die neue Klage benach- teiligtcr Arbeiter einstellte, lehnte der Vertreter der Firma den Richter wieder ab und begründete das mit der Beleidigungs - klage. Der Abgelehnte erklärte, daß ihm die Beleidigungs - klage noch nicht bekannt sei und er sich nicht be- fangen fühle. In Erwartung der Praktiken der Firma war übrigens ein andrer Gewerbenchter zur Stelle und unter dessen Vorsitz wurde der AblehnungSantrag abermals als unbegründet der- worscn. Darauf wurde die Firma unter Lorsitz Dr. Häntzsches wiederum zur Zahlimg deS eingeklagten Lohnes verurteilt uiid an einem der folgenden Tage abermals. Das Charakteristische an dem Vorfall ist die Art, wie die fach- lich ohne Zweifel im Unrecht befindliche Firma durch Winkelzüge gegen die Urteile des Gerichts obstruiert und damit die Autorität des Gerichts schwer schädigt. Bürgerliche Blätter hätten doch eigent- lich alles Interesse daran, solche Obstruktion gegen bestehende Rechts- einrichtungen mit aller Enlschtedenheit zurückzuweisen: eS scheint aber, daß der kapitalistischen Preffe die Autorität der Gerichte auch nur insoweit etwas gilt, als sie den Interessen des Kapitals nützlich ist._ Die ärztlichen Honorare bei den sächfischen Krankenkassen sind in fortgesetzter Steigerung begriffen. Räch der amtlichen Statistik über die Krankenkassen im Königreich Sachsen wurden von sämtlichen sächsischen Krankenkassen im Jahre ISSv pro Mitglied 8,39 M. Arzt- Honorar gezahlt und dies hob sich in ganz gleichmäßiger Steigerung auf 4, LS im Jahre 1899. Bei der Freien Bereiingung der sächsischen Orts- Krankenkassen betrug im Jahre 1894 das Arzthonorar pro Mitglied 8,81 M., im Jahre 1902 aber ebenfalls in gleichmäßiger Steigerung pro MitgUed 4,85 M. Selbst wenn, was ja aus Viesen Zahlen nicht zu ersehnt ist, die Ansprüche an die ärztliche Thätigkeit gestiegeir sind, so ist die Steigerung der Ausgaben für ärztliches Honorar doch so bedeutend, daß darin unbostreitbar auch eine erhebliche Erhöhung der Bezahlung für die Einzelleistung entfallen ist und wenn man nur nach den von unsrer Seite mehrjach geinachten Vor« schlagen für eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Kasteit sorgte, sowie sie aus der Tributpflichtigkeit der Apotheker befreite, würden sie bald die Aerzte sicherlich auch thun. noch besser bezahlen können dann und es Dir Einführung der Verhältniswahl war von den christlichen Gewerkschaften in K ö l n für das dortige Gewerbegericht beantragt worden. Der Antrag ist von dem aus 12 Beisitzern der Unternehmer uitd der Arbeiter und den drei Vorsitzenden bestehenden Ausschüsse einstimmig abgelehnt worden. berliner paitei-)ZngdegenKeiteii. Zur Lokul-Ltste! Groß-Lichterfelde -Lankwitz . Die Pianofabrik von Götze in Lankwitz hält am Sonnabend, den 8. August bei Pichler. Viktoria- straße, ein Vergnügen ab. Die Arbeiter der genannten Fabrik weisen wir darauf hin, daß dieses Lokal der Arbeiterschaft zu Versammlungen w. nicht zur Verfügung steht. Für Lankwitz kommt nur das Lokal von Aug. Wolfs, C a l a n d r e l l i st r. 27 als frei für die Arbeiterschaft in Betracht._ Die Lokalkommission. Charlottenburg . Donnerstag, den 6. August, abends gl/, Uhr. findet im Lokale A. Graffunder, Wielandstroße 4, eine Bezirks- Versammlung des siebenten Bezirks statt. Vortrag de§ Genossen Dr. Borchardt:.Die bevorstehenden LandtagSwahlen I* WaidmannSluft. Sonnabend, den 8. d. M.. abends Ve0 Uhr bei A. Kuhn Nachfolger in WaidmanitSlust Mtgliederversammlung des Wahlvereins. Auf der Tagesordnung steht u. a.«in Vortrag über .Technil und Bedeuwng der preußischen Landtagswahlen". Es ist deshalb dringend notwendig, daß a l l e Mitglieder erscheinen. Gäste willkommen. lokales. Die fliegenden Klasse» der Berliner Gemcindeschulen. .Fliegende Klassen" Z 1 In der letzten Zeit war es doch von diesem früher so viel beklagten, so oft gerügten Mißstand der Gc- meindeschulen Berlins stiller geworden I Man hatte doch versichert. daß das Uebel immer mehr nachlasse und nun bald völlig beseitigt sein werde! Giebt es denn heute überhaupt noch fliegende Gemeindeschulllassen in unsrer freisinnig ver« walteten Musterstadt Berlin ? Leider ja, eS giebt noch welche und noch mehr als genug! Im vorigen Winter wnrde zwar in der bürgerlichen Presse darauf hingewiesen, daß die fliegenden Klassen der Gemeinde- schulen sich ftjt ein paar Jahren stark vermindert hätten, und man eröffnete uns die angenehme Lusficht. daß ihre Zahl in nicht zu ferner Zeit auf Rull sinken werde. Auch wurde erst kürzlich wieder in einigen Blättern mitgeteilt, daß in diesem Sommer nur noch 29 solcher Klassen in unsren Ge- meindeschulen zu finden seien. Wir fürchten aber, daß wir den Tag kaum noch erleben werden, wo wirklich die letzte der fliegenden Klassen ein Unterkommen erhält, wo endlich der skandalöse Zustand aufhört, daß aus Mangel an Schulhäusern und Klassenzimmern einzelne Klassen kein eignes Zimmer zu ständiger Benutzung ve- kommen, sondern auf die Mitbenutzung bald dieses bald jenes Zimmers ihrer Schule angewiesen werden, das wegen Turnunterricht oder aus andren Gründen gerade unbesetzt ist. In den nächsten Jahren wird, allem Anschein nach, keine weitere Borminderung, sondern eine neue Vermehrung der fliegenden Klassen eintreten. Die Vermehrung hat sogar schon begonnen. Im vorigen Winter hatten wir nach der amtlichen Darstellung deS Magistrats nur noch 18 fliegende Klassen. in diesem Sommer sollen nach der erwähnten Zeitungsnotiz 20 vorhanden sein, das wären also schon 2 mehr. Die Angabe20" scheint aber noch zu niedrig zu sein. Jene Zeitungsnotiz stützte sich auf das alljährlich vom Berliner Lehrer- verein herausgegebene Handbuch des Berliner Gemeindeschulwesens, das unter dem Namen deskleinen Gaulle" bekannt ist. Darin wird in der That20" als Summe der fliegenden Klassen angegeben, doch die Auszählung der bei den einzelnen Schulen aufgeführten fliegenden" ergicbt 34 fliegende Klassen. Offenbaristim Handbuch falsch zusammengezählt worden, und wir müssen daher die Zahl 34 für die richttge halten. Demnach haben unsre Gemeinde- schulen jetzt schon wieder fast doppelt so viel fliegende Klassen wie rm letzten Winter. Das sieht wahrhastig nicht nachVerminderung" aus. Von diesen Klassen kommen die allermeisten auf die Schulen der nördlichen Stadtteile. Fünf fliegende Klassen finden sich vor dem KönigSthor, neun fliegende vor dem Prenzlauer und dem Schönhauser Thor, acht vor dem Rosenthaler Thor, und so weiter. In der Elbinger- und in der Gartensttatze haben wir Schulen mit fe zwei, in der Duncker- und in der Stephanstraße Schulen mit je drei fliegenden Klassen. Man sieht, wie stark der Mißstand sich in einzelnen Stadtgegenden und an einzelnen Schulen bereits wieder ausgebildet hat. Wenn im Herbst die Stadtverordnete«Wahlen heran- konniien, wird in den freisimngen Wählerversammlungcn wieder mit vollen Backen posaunt werden, wie prächtig sich in neuerer Zeit unser Gemeindeschulwescn entwickele und wie stark unter andren Mißständen der der fliegenden Klassen gemildert worden sei. Werden die frei- sinnigen Lehrer ihren freisinnigen Gönnern erwidern, daß wir in Berlin so weit leider noch nicht sind? Bon Fahrgästen der Hochbahn ist eine Eingabe angefertigt, welche der Direktion auf ihren Erlaß über Sttafbestinnnungen als Antwort übermittelt werden soll. In derselben wird daraus hin- gewiesen, daß wohl die Mehrzahl aller gerügten Uebertretungcn durch die Schuld der Hochbabn-Vcrwaltung selbst verursacht und diese infolgedessen auch für die Straf-Erlasse verantwortlich sei. den Haupt- Berkehrszeiten würden in die Wagen dritter Klasse o viel Personen hineingestopft, daß es den im Jnnenraum Befindlichen schwer wird, auf der Statton den Waggon zu verlassen, und zahlreiche Fahrgäste seien täglich gezwungen, f legen ihren Willen eine Statton weiter zu fahren. Die o der Freiheit beraubt Geivesencn erleiden Zeit- und oft auch Geldverluste, für welche die Direktion der Hochbahn verant- wortlich gemacht Iverden müßte. Wenn zahlreiche Fahrgäste mit Fahrkarten dritter Klaste in der zweiten Klasse angetroffen würden, so werde dieserBetrug" auch nur eine Folge der mangelhaften VcrkehrSvcrhältnisse. Em jeder Fahrgast, der lein Fahrgeld bezahlt hat, habe daS Recht, die Beförderung mit dem nächstfälligen Zug zu fordern. Er habe es nicht nötig, sich in einen überfüllten Wagen .hineinzuquetschen", was manchmal auch nicht möglich, sondern könne in diesem Falle zweifellos fordern, in den meist leeren Wagen zlveiter Klasse befördert zu werden. Ebenso sei die Verwaltung auch für Zeitverluste verantwortlich zu machen, welche den Fahrgästen bei Betriebsstörungen infolge Unterlassung von Kenntnisgabe derselben entstehen. Die Antragsteller sind der Ansicht, daß, bevor die Ver- waltung der Hochbahn Strasbestimmungen stelle, sie für einen ge- ordneten und geregelten Verkehr auf der Hochbahn Sorge tragen müsse. Auf dem Gelände der ehemaligen Wasserwerke an der Stralauer Allee, das nach der Beseittgung dieser Anlage zur Bebauung mit Wohnhäusern bestimmt wurde und von der Grundeigentums- Deputation des Magistrats bereits seit einigen Jahren zum Verkauf auSgeboten wird, ist an der Ecke der Stralauer Allee und der neu in den Bebauungsplan aufgenommenen Naglerstraße mit der Er- richtting eines ersten Privatwohnhauses begonnen worden. Bebaut war bisher nur ein Grundstück, das von der Naglerstraße nach der gleichfalls neu aufgenommenen Ehrenbergstraße durchgeht und auf dem in den letzten Jahren ein GcmeindeschulhauS nebstTnrnhalle und Lehrer Wohnhaus ausgeftihrt worden ist. Alle übrigen Grundstücke des aus' gedehnten Geländes sind einstweilen noch als Lagerplätze benutzt worden. An die Wasserwerke, die. vor jetzt fünfzig Jahren, 185360, von einer englischen Gesellschaft angelegt und im Jahre 1373 durch die Stadtgemeinde erworben wurden, erinnern heute nur noch spär- liche Reste: in der Stralauer Allee Teile der alten Umfassungsmauer, sowie das ehemalige Pförttierhaus, das äußerlich noch unverändert ist, aber jetzt eine kleine Gastwirtschaft beherbergt. Seit der Schließung der Wasserwerke sind nun zehn Jahre verflossen, seit der Anlegung der neuen, das Gelände durchschneidenden und aufschließenden Straßen ziemlich vier Jahre. Unter Hinterlassung bedeutender Schulden ist der 87 Jahre alte Architekt und Ingenieur Robert Schröter aus Berlin verschwunden. Sckiröter. der verheiratet und Vater von drei Kindern im Alter von 8 bis 10 Jahren ist, bewohnte seit zwei Jahren mit seiner Familie im zweiten Stock des Hauses Ebertystr. 43 drei Zimmer und Küche für 55 Mark monatlich. Die Familie lebte einfach, die Frau besorgte das Hauswesen allein ohne Dienstmädchen oder sonstige Hilfe. Wäbrend Schröter ftüher für eigne Rechnung gebaut hatte, verband er sich im Januar dieses Jahres mit dem gleichaltrigen Kaufmann Joseph Wolff aus der Werneuchenerstraße Nr. 8. der ebenfalls verheiratet«nd Familienvater ist, und gründete mit ihm in der Ebertystraße 43 auch einTechnisches Bureau für Industrie und Architektur, Specialität Keramik". Dieses Unternehmen kam jedoch über einen vierwöchigen Versuch nicht hinaus. In der keramischen Fabrik wurde überhaupt nicht ein einziger Arbeiter beschäftigt. Unterdessen setzten vie Geschäftsinhaber gemeinschaftlich die Bau- Unternehmungen fort. Augenblicklich hatten sie drei Bauten in Arbeit, zwei in der Elbinger- und einen in der Rigaerstraße. Dabei haperte eS schließlich mit dem Gelde so sehr, daß die Handwerksmeister die Geduld verloren. Am DienStagmorgen um 8 Uhr fanden sich mehrere Handwerker bei Schröter ein, um noch einmal ihre Forderungen geltend zu machen. Da sie wiederum nicht beftiedigt wurden, erklärten sie, daß sie am wchsten Tage das Konkursverfahren beantragen würden, wenn sie bis dahin kein Geld bekämen. Um 10 Uhr vormittags ging Schröter von Hause weg, um den Versuch zu machen. Geld heranzuschaffen. Es muß ihm aber wohl nicht gelungen sein, irgendwo Mittel flüssig zu machen, denn er kam von dem Ausgange nicht wieder. Als einige Meister daS Verschwinden deS Schuldners erfuhren, machten sie Anzeige bei der Kriminalpolizei. Im Laufe des Nachmittags holte ein Kriminalbeamter ein Bild des Flüchtigen aus seiner Wohnung, um es auswärtigen Behörden im Abzug mitzuteilen. Frau Schröter behauptet, daß ihr Mann keine Mittel besitzen könne. Wohin er sich gewandt habe, wisse sie nicht. Eine aus ca. fünf Köpfen bestehende jugendliche Einbrecherband» macht, wie bereits mitgeteilt wurde, die Umgebung der Jungfern- Heide unsicher und dehnt ihre Streifzüge bis auf die am Gpandam Schifffahrtskanal belegenen Sommerlokale aus. So haben sie in den letzten Tagen in' dem Dhckschen Etabliffemeift, in den Restau - rants Carlshof, Karolinenhof usw. förmliche Raubzüge ausgeführt. Die in den Gärten und in den Nebenräumen befindlichen Automaten wurden zertrümmert und ausgeplündert und außerdem vorwiegend Lebensmtttel und Cigarren gestohlen. Die Diebe sind so dreist, in den von ihnen besuchten Lokalen förmliche Zechgelage zu veranstalten Aus dem Staube gemacht hat sich ein Herr Franz Pautsch, bisher in Charlotten bürg, Weimarerftr. 15 wohnhaft, der sich Generalagent nannte und jetzt der Verübung von Kautionsschwindelei beschuldigt wird. Plantsch engagierte verschiedene junge Leute und nahm ihnen Kautionen in bettächtlicher Höhe ab. die er bei Banken zu deponieren versprach. Als die Engagierten, von denen jeder der einzige zu sein glaubte, sich am 1. August in der Wohnung ihres Chefs" emfanden, wurde ihnen von seiner Frau mitgeteilt, daß Pautsch verschwunden sei und sich daS Leben nehmen wolle. Dei Selbstmordkandidat" wird nun von der Charlottenburger Polizei gesucht. Diese Mühe des Suchens hätte die Polizei sich erspare» können, wenn sie den Mann schon 14 Tage früher fest- gehalten hätte. Bereits am 18. Juli war sie davon in.Kenntnis gesetzt worden, daß Pautsch einen bisherigen Angestellten, der ihn am 16. Juli verlassen hatte, mit der Auszahlung der Kantion in auffälliger Weise hinzog. Die Polizei hat es nicht sehr eilig gehabt und sich damit getröstet, daß der Mann ja verheiratet sei, in geordneten Verhältnissen lebe usw. Desto eiliger hatte es dann im entscheidenden Augenblick derSelbstmordkandidat". Avisierter Raubmörder. Von Kopenhagen aus wurde die Kriminal« Polizei aufgefordert, auf den Arbeiter Christoffer Hansen zu fahnden, den man in Deutschland vermutet. Hansen hat in Kopenhagen ge» n-einsam mit einem Komplizen eine Greisin ermordet und beraubt. Während der Mtthäter des Hansen verhaftet werden konnte, gelang es letzterem zu entkommen. Hansen, der geläufig deutsch spricht, hat sich vor Antritt seiner Flucht Haar- und Barttracht verändern lassen. Unfall und ärztliche Hilfe". Zu der Rottz, die unter vor- stehender Sttchmarke in Nr. 173 erschienen ist, wird uns mitgeteilt, daß nicht Herr Dr. Butttnann selbst es war, der es unter den näher geschilderten Umständen ablehnte, einen Krankenbesuch zu machen, sondern ein Kollege desselben, der die Vertretung Dr. Buttmanns während dessen Abwesenheit übernommen hat. In eine sehr gefährliche Lage geriet gestern abend ein Break bei einem Zusammenstoß mit einem Straßenbahnwagen. Der Wagen Nr. 1297 der Linie 28(Reinickendorf -Britz ) wollte um 8% Uhr von der Friedrich- in die Oranienburgerstraße einbiegen, als em von der Chausseestraße herkommendes, mit einem Fuchs bespanntes und mit drei Herren und einer Dame besetztes Break noch rasch vor ihm vor- überzufahren versuchte, obwohl der Wagenführer durch Klingeln warnte. Schon war das Pferd erfaßt und zu Boden geworfen, als eS dem geisteSgegenwärttaen Führer gelang, den Motorwagen �um Stehen zu bringen und im nächsten Augenblick ein wenig rückwärts zu leiten. Die Insassen des Breaks waren unterdessen blitzschnell abgesprungen. So ging alles noch gut ab; auch das Pferd kam un« versehrt davon. Ein schwerer Unfall ereignete sich gestern nachmittag in der Köpenickersttaße, nahe der Michaellirchstraße. Der in der Oppelner- straße 30 wohnende Kaufmann Veßlin, der auf der Vorderplattform eines Straßenbahnwagens der Linie 87(Schöneberg -Treptow ) stand, wurde plötzlich von einem Krampfanfall erfaßt. V. brach zusammen und stürmte rücklings vom Wagen. Der Unglückliche, der eine Ge- Hirnerschütterung davongetragen hatte, wurde dem Krankenhaus««m Urban zugeführt. Ueberfallen. Der 27 Jahre alte Arbeiter Emst Taetenbach au« der Pannierstr. 38 zu Rixdorf wurde in der vergangenen Nacht um 12'/« Uhr mit zwei Messerstichen im rechten Arm an, Maybach-Ufer aufgefunden und von der Rettungswache am Görlitzer Bahnhof in ein Krankenhaus gebracht. Die Stiche sind lang und ttef. Der Verletzte behauptet, zwei Männer, die ihn wohl mit einem andern verwechselt haben mochten, hätten ihn gestochen und dann die Flucht ergriffen. Gartenbau-AnSstellung der Laudenkolonisteu. Der Bund der Pflanzervereine Berlins und Umgegend veranstaltet am Sonntag, den 13. September, Elbingerstrnße 50/59, eine Aus- stellung von selb st gezogenen geldfrüchten, sowie von Geflügel, Kaninchen usw. Dir Reue freie Volksbühne, die seit anfangs d. I. unter dem Vorsitz von Dr. Josef Ettlinger steht, während ihr langjähriger Leiter Dr. Bruno Wille den ziveiten Vorsitz und die Redaktion der BereinSschrift beibehalten hat, ist durch einen soeben mit Direktor Reinhardt geschlossenen Vertrag in tue Lage versetzt, ihre Vor- stellungen im Neuen Theater veranstalten zu können. Da« neue Spieljahr beginnt im September; gegeben wird am 8., 18., 20.. 27. für die vier Abteilungen GorkiS Nachtasyl " in der Besetzung des Neuen Theater». Als erste Vereinsvorstellung unter eigner Regie soll im Oktober Georg HirschfeldS KomödieVauline" folgen, wozu Herr Dr. Brahm die Erlaubnis erteilt und der Autor eine Ueber- arbeitung bezw. Zusammenziehung des Stückes auf drei Atte in Aussicht gestellt hat. Den litterarischen Beirat des Vereinsvorstandes Iverden fiir die neue Spielzeit die Herren Felix Hollaender , Fritz Mauthner , Direktor Max Reinhardt , Dr. Paul Remer, Dr. Gust. Zieler. Hans Oswald, Willy Rath nebst zwei BerwaltungSmitgliedern des Vereins bilden. BeittittSamneldunqen nimmt, so weit fie noch berücksichtigt werden können, der Kassierer H. Nest, Beteranenstt.«. entgegen. Zeuge» gesucht. Die Personen, die am Sonnabend, den 18. Juli, mittaas gegen'/ist Uhr beobachteten, wie Leipzigerstraße, Ecke Char- lottenstraße, ein Bierrutscher verhastet wurde, werden gebeten, ihre Adresse an den Kutscher Albert Könner, Neuenburgerstr. 12, Ouer« gebände IV, einzusenden._ Hub den Nachbarorten. Achtung! Gewerkschaften Charlottenburg « Mittwoch, de» 19. August, findet eine öffentliche Gewerkschaftsversammlung mit dem Thema«Die socialen Aufgaben der Frauen und Mädchen des arbeitenden Volkes" statt. Referenttn: Fräulein Ida Altmann . Die Gewerkschastsvorftände werden ersucht, an diesem Abend keine Ber- sammlungen anzuberaumen. Der Ausschuß der Charlottenburger Gewerffchafts-Kommission. Der betrunkene Polizeibeamte. Gxoße Entrüstung hat in Tegel das Verhalten eines jungen Polizeibeamten, des Gcmeindedieners H. hervorgerufen. Als der Schiffsführer R. am Tegeler See zur Aus- ladestelle schritt, wurde er plötzlich von einem Polizeibeamten an- gehalten und nach keiner Legittmatton geftagt. H. benahm sich hier- bei dermaßen schroff, daß es zu einem Wortwechsel kam. Der be- lästtgte Schiffssührer merkte schließlich, daß der Beamte nicht nüchtern war und hat wohl eine entsprechende Andeutung gemacht, die den Polizisten so in Erregung versetzte, daß er sein Seitengewehr zog und auf R. ohne weiteres einHieb. Er brachte ihm nicht un- bedeutende Verletzungen am Hals und den Händen bei. Dem Schiff«- führer zu Hilfe eilende Personen wurden ebenfalls von dem Gemeinde- dicner mit dem Seitengewehr bearbeitet, ehe es gelang, ihn un- schädlich zumachen. H. ist sofort vom Dienst suspendiert worden und wird eine strenge Untersuchung über sich«c gehen lassen müssen.