Der§ 180 des Strafgesetzbuches schreibt ausdrücklich vor: Wer gewohnheitsmäßig oder aus Eigennuz durch seine Vermittelung oder durch Gewährung oder Verschaffung von Gelegenheit der Unzucht Vorschub leistet, wird wegen Kuppelei mit Gefängnis bestraft; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte sowie auf Zulässigkeit von Polizei- Aufsicht erkannt werden.
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haben Sie nichts gesagt. aben ſtellt? Sie vielleicht dem
In diesem Fall mußte auch der Herr Gutsbefizer, der die Leute| Woznika zu Ungunsten Korfantys von dem„ Untersuchungsin dieser Weise untergebracht hatte, vor Gericht erscheinen aber richter" beeinflußt sein will. Scholz: Die Untersuchung nicht als Angeklagter, sondern als 3euge. Er sagte aus, daß die zwischen Mädler- dieser war der erwähnte Untersuchungsrichter Leute seit Jahren so untergebracht worden wären, ohne daß sich je und dem Jungen wurde vorwiegend in polnischer Sprache geführt. daraus Uebelstände ergeben hätten. Keinem der Herren Richter, Ich verstehe nicht polnisch. Ich bestreite, daß der Polizeirat auf den auch dem Herrn Staatsanwalt nicht, fiel es ein, daß der„ Herr Jungen irgendwie vergewaltigend eingewirkt hat. Polizeirat Mädler Beuge" sich eines schweren Verbrechens, der Kup pelei, schuldig erscheint als Beuge. Vorsigender: Sie wissen, daß Wozniza begemacht habe, und daß er nicht auf die Zeugenbant, sondern neben hauptet, sie hätten ihm gedroht, ihn einzusperren, wenn er nicht den leichtsinnigen Arbeiter auf die Anflagebant gehörte. sage, daß der alte Korfanty gerufen habe: Polen laßt Euch nicht"; ist das wahr?. Mädler bestreitet, die Worte gebraucht zu haben. Ich bin sehr vorsichtig gewesen in der Angelegenheit und habe auf den Jungen in keiner Weise eingewirkt. Mir war mitgeteilt worden, daß der Woznika sich am Krawalltage bis morgens 4 Uhr auf den Straßen herumgetrieben habe. Ich bin zu Woznika gegangen, Woznitza bezichtigte aus freien Stücken verKein Mensch wird in Abrede stellen können, daß der ostelbische schiedene Personen. Von einem Dienstmädchen, das im Hause neben Agrarier, der seine Arbeiter und Arbeiterinnen in der geschilderten dem alten Korfanty wohnt, hörte ich, daß Wozniza dieser erzählt Weise unterbringt, der Unzucht Vorschub leistet, indem er Gelegenheit hat, der alte Korfanty hätte die bekannte Aeußerung gethan. dazu giebt; kein Mensch wird auch bestreiten wollen, daß er es aus Daraufhin ging ich nochmals zu Wozniza. Die Mutter verprügelte Eigennutz thutes geschieht eben, um Geld zu sparen. Damit den Jungen. Daraufhin sagte er die belastende Aeußerung beantwortet sich wohl die von erstaunten Lesern bei Schilderung über Korfanty . Vorsitzender: Also von Einsperren folcher Zustände so oft gestellte Frage: Ist denn so etwas in einem civilisierten Staate erlaubt? Nein: Es ist nicht erlaubt; es ist verboten! Aber hier zeigt es sich wieder einmal recht klar, daß es sricht damit gethan ist, daß Geseze da sind, sondern daß sie auch angewandt werden müssen. Daß sie nicht angewandt werden, ist eben eine Folge unsrer vielbestrittenen lassenjustiz. Die Herren Richter und Staatsanwalte, denen die Anwendung einer Straßenpolizei- Verordung gegen Streifpoften aus dem Arbeiterstande etwas ganz Selbstverständliches ist, werden nie auf den Gedanken kommen, dieselbe Straßenpolizei- Verordnung auf Unternehmer anzuwenden, welche Streifbrecher in geschlossenen Trupps auf der Straße transportieren, und dieselben Herren Richter und Staatsanwalte, welche mit achselzuckendem Bedauern das arme Mütterchen aus dem Volte tvegen Suppelei verurteilen, das den vorehelichen Umgang der verTobten Tochter duldete, weil die Herren nach ihrer Erklärung vom Buchstaben des Gesetzes nicht abweichen können, dieselben Herren würden sicher erstaunt sein, wenn man ihnen zumutete, einen oft elbischen Agrarier wegen Kuppelei auf die Anklagebank oder gar ins Gefängnis zu bringen, weil er seine Leute in der geschilderten Weise unterbrachte. Hier finden sie rasch die Entschuldigung, daß der angeklagte Grundbesizer doch nichts andres thue, als was Hunderte feiner Kollegen in gleicher Lage thäten, daß ihnen deswegen das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit fehle, und wenn in der Brust das sociale Gewissen ruft, daß es sich doch überhaupt nicht gehöre, Menschen in dieser Weise einzupferchen, dann wird es damit beschwichtigt, daß es sich ja um Landarbeiter handle, die auf der niedersten Stufe der Kultur ständen und Besseres seit alters nicht gewöhnt seien. Das Bolt freilich wird solche Entschuldigungen nicht gelten lassen, das Volk urteilt, daß auch der Agrarier, der durch Gewährung oder Verschaffung von Gelegenheit der Unzucht aus Eigennutz Vorschub leistet, auf keiner höheren Stufe steht, als ein gemeiner Kuppler!
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Herrn Oberbürgermeister Kirschner, den man einst so schmerzlich auf seine Bestätigung als Leiter des Berliner Gemeindewesens warten ließ, ist in Anerkennung seines seitdem bewiesenen Wohlverhaltens eine besondere Ehrung zugedacht worden. Auf allerhöchsten Befehl hat ihn der Staatssekretär des Marine- Amtes eingeladen, die Taufe des in Danzig erbauten Kreuzers Ersatz Biethen" vorzunehmen, der am 22. ds. Mts. dort vom Stapel geLassen werden soll.-
Die größeren militärischen Uebungen,
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Man muß hier nur zwei ganz verschiedene Dinge auseinander halten. Der Sah, daß eine geistige Bewegung dauernd niemals durch äußere Mittel niedergehalten werden könne, ist richtig und unanfechtbar, aber wenn man ihn auf das Socialistengesetz in ver urteilendem Sinne anwenden will, so wird man ja doch zunächst nachzuweisen haben, daß die socialdemokratische Agitation eine geistige Bewegung gewesen ist.( Hört! hört!) Der wissenschafte liche Socialismus freilich, ebenso wie das Streben der arbeitenden Klassen nach einem höheren Anteil an den Schäzen der nationalen Kultur und des nationalen Wohlstandes, sind geistige Bewegungen; soweit in ihnen geschichtliches Recht enthalten ist, werden sie sich unwiderstehlich durchsetzen, und von einem Versuche sie zu unterdrücken, gilt ganz und voll das Dichterwort:
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Es war ein eitel und vergeblich Wagen,
Zu fallen ins bewegte Rad der Beit."
Ganz anders steht es mit der socialdemokratischen Agitation. Sie war ein fühl berechneter und geplanter Versuch schlauer Demagogen, die bestehende Ordnung der Dinge gewaltsam umzustürzen. ( Hört! hört!) Sie war die politische Waffe einer politischen Partei; sie förderte mit roh revolutionären Mitteln roh revolutionäre Zwecke. Sich hiergegen zur Wehr zu setzen, die Waffe zu zerbrechen, die nach seinem Herzen gezückt wurde, war nicht nur ein Recht, sondern eine Pflicht des Staates( hört! hört!), der, wie jeder lebendige Organismus, den Trieb der Selbsterhaltung hat, auf das Recht wie die Pflicht der Notwehr niemals verzichten kann. Auch der freieste. Staat wird offenen Aufruhr niederschlagen; ein derartiges Vorgehen ist einfach gleichbedeutend mit seinem Wesen und seinen Zwecken. In diesem Fall hatte die Socialdemokratie am wenigsten recht, sich über Gewalt zu beflagen."
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Jungen eine Siftierung in Aussicht gestellt? Mädler: Jch glaube nicht. Rechtsanwalt Adamczewski: Haben Sie auf den Gendarm gezeigt, als Sie mit dem Jungen sprachen? Mädler: Ich weiß nicht genau, aber ich glaube nicht, ich erinnere mich nicht mehr so genau an diese Vorgänge. Die Mutter Woznizas sagt aus: Der Polizeirat Mädler und der Gendarm Scholz sind in meine Wohnung gekommen und haben den Jungen ins Berhör genommen. Mädler fragte ihn, ob der alte Korfanty gerufen hat:" Polen laßt Euch nicht." Der Junge antwortete mit" nein", da sagte( hier fehlt So hat das Socialistengeses umbildend auf die Ansichten von im Telegramm die Angabe, wer das sagte):" Wenn Du es nicht Mehring gewirkt!( 3ubeil: Trozdem haben Sie ihn uns ge eingestehst, wirst Du eingesperrt." Vorsißender: Sie haben aber bracht!) Ich habe Ihnen gesagt, daß wenn ich die Artikel gekannt den Jungen vorher gezüchtigt, damit er die Wahrheit sagt. Zeugin: hätte( Bebel: Sie haben sie gekannt!) Nein.( Be bel: Sie Ich habe ihn dabei aufgefordert, er soll die Wahrheit fagen, wenn haben sie gekannt, Sie sagen die unwahrheit. Glocke des Vorer zurückgekommen ist.- Vorsigender: Das ist die reine Wahrheit? fizenden. Bebel: Das war die unwahrheit!) Sie können das beschwören? Zeugin: Ich kann das alles Singer: Ich bitte den Genossen Bebel auf das dringendste, beschwören. Nach längeren Erörterungen zwischen den Verteidigern, dem derartige Zwischenrufe zu unterlassen!( Bebel ruft: Ein Wort zur Vorsitzenden und der Zengin beschließt das Gericht, die Zeugin rechten Zeit!) Er wird im Laufe der Diskussion ja volle Gelegenheit Wozniza nicht zu vereidigen. Nach weiteren sich direkt widersprechenden haben, seine Ausführungen zu machen.( Bebel: Aber gründlich!) und ins einzelne des Anklagebeweises gehenden Aussagen be- Es kann niemand mehr wie ich den Ernst der Situation empfinden, merkt der Zeuge Dchmann: Ich habe gehört, wie der Angeklagte aber umsomehr möchte ich Sie bitten, auch in diesem Moment die Morgalla rief: Jungens, nehmt Steine und werft. Um 1 Uhr trat Würde der Partei zu wahren!( Lebhafte Zustimmung.) Die Würde der die Mittagspause ein. Partei erfordert eine ruhige, sachliche Verhandlung! Aber gegen die Die Nachmitagssigung brachte vorwiegend entlastende Aussagen Würde der Partei ist es, wenn wir in dieser Weise wie Schulbuben für die einzelnen Angeklagten und verlief ohne Zwischenfälle. durcheinander zänkische Zurufe machen. Das gilt von allen, Schluß der Sigung 5 Uhr. die in dieser Weise eingegriffen haben, und so sehr ich begreife, daß das Temperament des Einzelnen da mitspricht, so sehr muß der eiserne Zwang, wo es sich um die Würde der Partei handelt, die einzelnen Temperamente mäßigen.( Sehr gut!) Ich bitte dringend, die Vorträge nicht dadurch zu verlängern, daß in dieser Weise in die Verhandlungen eingegriffen wird. Ich möchte alle Mitglieder des Parteitages auf das entschiedenste bitten, sich davon leiten zu lassen. Bebel: Ich bitte ums Wort zur Geschäftsordnung! Singer: Nachher!
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( Schluß aus der 2. Beilage.)
Singer: Ich möchte bitten, daß der Redner zur Versammlung spricht und nicht zu einem einzelnen Mitgliede.( Sehr richtig! to enen tuft: Das ist akademischer Anstand!)
die fitr die beteiligten Soldaten soeben erst beendet sind und nicht sogleich vergessen werden dürften, sollen bald eine neue Auflage erleben. Die thüringer gutgesinnte Presse weiß darüber folgendes zu berichten: ,, Größere militärische Uebungen sollen im Oktober und November innerhalb der 38. Division stattfinden. Es fagt da: handelt fich um bollständig friegsmäßige"
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ebungen, bei denen insbesondere auf die Thätigkeit der Feldartillerie großer Wert gelegt werden soll. Die beiden Feldartillerie- Regimenter der 38. Division Nr. 19 und 55 werden mit dem Mannschaftsetat auf Kriegsstärke gebracht werden. Die bei den Feldartillerie- Regimentern einzuziehenden Mannschaften des Beurlaubtenstandes haben bereits Order zum Eintreffen für den 2. Oftober erhalten."
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Braun( fortfahrend): Sie behaupten sich nur auf diese Weise. Dr. Heinrich Braun ( fortfahrend): Ich bestreite dem Genossen ( Buruf: Beweisen Sie das!) Ich werde es beweisen, gedulden Sie fich, Genosse Stadthagen . Stadthagen : Ich habe ja kein Wort Bebel durchaus das Recht, zu behaupten, daß ich das, was ich hier gefagt!) vorgelesen habe, gekannt habe zu der Zeit, als ich mit Bebel in laffen. Den Redner aber bitte ich im Interesse der Verhandlungen, sprach. Ich kann den Beugen stellen( Bebel ruft wiederholt: Un Singer: Ich möchte wirklich bitten, die Zwischenrufe zu unter- St. Gallen und Berlin und vorher und nachher über diese Dinge seinerseits seinen Vortrag nicht gar zu sehr durch Zwiegespräche mit erhört!), wenn es nötig ist, der mich auf diesen„ Gartenlauben". andren zu verlängern.( Zustimmung.) Artikel vor wenigen Wochen aufmerksam gemacht hat. Er befindet Braun: Die Zwiegespräche würden mir vollkommen erspart sich im Saale, ich habe aber keine Veranlassung, den Namen zu bleiben, wenn sie die Zwischenrufe verhinderten. Ich habe hier die nennen.( Bebel ruft nochmals: Unerhört!) Leipziger Voltszeitung" vom 5. November 1902. Franz Mehring Sie haben gehört, wie das Socialistengefeß auf Franz Mehring polemisiert darin gegen Parteigenossen ist fein gewirkt hat, und ich glaube ein Recht gehabt zu haben, zu sagen, daß vornehmstes Geschäft, gegen Parteigenossen zu polemisieren. Er das, was er in diesen beiden Nummern der„ Bolts- Zeitung" gesagt hat, eine Lüge war. Aber Bebel ereifert sich ganz unnötig. Das, was ich Ihnen vorgelesen habe, war doch eigentlich eine Kleinigkeit, wie Sie bald sehen werden.( Bebel ruft: Ganz richtig!) Es ist doch ganz gut verständlich, daß jemand, unwissend über unsre Partei, über unsere Theorien, in dieser verblendeten Weise spricht, aber das, was ich Ihnen vorgelesen habe, diese Verherrlichung des Socialistengesetzes, der brutalsten Verfolgungen, die irgend eine Partei der Welt jemals erfahren hat, diese unerhörten Dinge rühren nicht von einem verblendeten Gegner her, sondern von einem Genossen. Dafür werde ich Ihnen den urkundlichen Beweis führen. Ich habe hier das stenographische Protokoll der Reichss bom tags Sigung Ge 17. April 1880. handelte sich da um eine Debatte über die Handhabung des Socialistengesetzes; in derselben sagte der Genosse Hasenclever, der leider verstorben ist, in Gegenwart des Genossen Bebel, der in derselben Sigung das Wort er fam auf die Angriffe zu sprechen, die im nahm, folgendes Hinblick auf die Artikel der Gartenlaube" im Reichstag gegen uns erhoben wurden, und sagte da wörtlich folgendes:
Sie beziehen sich auf die in der Partei hinlänglich bekanute Thatsache, daß ich im Jahre 1877, also vor 25 Jahren, eine antisocialistische Schrift veröffentlicht habe. Das bald darauf erlassene Socialistengesez belehrte mich eines Besseren."
Und in der Leipziger Volkszeitung " vom 12. September d. J. fagt Franz Mehring folgendes:
„ Es ist vollkommen richtig, daß ich in einer Schrift, die nunmehr vor gerade einem Vierteljahrhundert zum letztenmal in dritter Auflage erschien, die Partei heftig und ungerecht angegriffen habe. Durch die Handhabung des Socialistengesezes bin ich dann zu andrer Ansicht gekommen."
Wer die Kriegs- und Parabespielerei in den letzten Lagen und Wochen in Thüringen beobachtet hat, muß fich unbedingt fragen, soll denn das weiter gehen? Die Felder, die durch die Soldaten zu Fuß und zu Pferde total Ich sage, daß das eine Lüge ist, und ich sage mit Bebel: festgetrampelt sind, bedürfen einer Die Zeit des Vertuschens und des gegenseitigen Komödiengründlichen Umarbeitung, die nur im Oktober oder November ausgeführt spielens ist vorbei.( Bebel: Sehr gut!) Hier an dieser Stelle werden kann. Um so überraschender und schmerzlicher kommt für ist das Wort des Genossen Bebel ganz genau am Blaze. Also das den Landmann diese Nachricht. Die Paradeschwärmer Socialistengesez und seine Handhabung hat Franz Mehring zu einer müßten heute einmal Gelegenheit nehmen und nach denjenigen Ort- andren Ansicht gebracht? Erlauben Sie, daß ich Ihnen zeige, in schaften, die von den Feldverwüstungen betroffen sind, gehen und welcher Weise das Socialistengesetz Franz Mehring zu einer andren hören, was die Landleute nach der„ Barade" sagen. Die geringe Ansicht über unsre Partei gebracht hat. Als er sie in der schon hinlänglich Entschädigung, die ihnen gezahlt wird, steht in feinem Ver- charakterisierten Geschichte der Socialdemokratie ausgesprochen fann hältnis zu dem Schaden, der ihnen verursacht wurde und der viel- man nicht gut fagen ausgefpien hat! Ich habe hier vor mir die gerühmte Militarismus hat bei ihnen nicht die freundlichsten Gefühle Gartenlaube" vom Jahre 1880, in der Mehring über die Socialdemokratie und insbesondere über die Attentate und das Socialistengefeß sich ausspricht. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich wörtlich vorlese. Sie werden es nicht glauben( Ruf: Lesen Sie doch endlich!). Also hören Sie:
ertvedt!
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Der sechste Tag der Verhandlung beginnt mit dem Aufruf der Beugen. Es sind noch 55 Zeugen zu verhören. Der Hausbesizer Stogniem giebt als erster Beuge zu, daß er den Angeklagten Stochnioll mit einer Peitsche geschlagen und von der Treppe am Montag heruntergestoßen habe. Damit entfallen die Argumentionen der Anklage über die Entstehung der Striemen von Stochnioll. Da s Gericht hebt den Haftbefehl gegen Stochnioll auf. Stochnioll war einer derjenigen, welche auf ihre Renommistereien hin verhaftet worden sind; nicht jedem der Prahler wird es aber möglich sein, den Beweis der Unschuld zu führen, wie es Stochnioll gelungen ist. Die Beugin Sokolowska belastet den Angeklagten Czerner. Er sei während des Steinbombardements in das Hüttengasthaus gelaufen, zu dem Trupp aber, der mit dem Rufe:" Wir werden plündern!" hineingelaufen fei, habe er nicht gehört. Zeuge Grubenarbeiter Sebastian, der Neffe des angeklagten Redakteurs Wied: Ich war mit Wiec zusammen. Bevor die Schüsse am Hüttenamte gefallen waren, gingen wir nach Hause. Wieck rief: Bolen, macht die Fressen auf, denn nach Ballestrem habt Ihr Ihr Fressen, Fressen, und ruft:„ Hoch Korfanty! Nieder mit bem Centrum!" Dann fagte Wied noch zu mir: Siehst Du, wie viel Bolen wir sind! Auf der Böhmstraße ist Wied mit Korfanty zusammengetroffen. Andreas Korfanth behauptet, daß er sich nicht in der Menge befunden habe, sondern nur mit Wieck herumging um seinen Zeitungsbericht zusammen zu stellen. Stationsassistent Ludwig: Am Abend des Krawalles, als militärische Hilfe aus Beuthen gerufen wurde, habe ich auf dem Bahnhof verschiedene Leute, anscheinend Arbeiter im Alter von 24-25 Jahren, auf dem Perron stehen sehen. Ich weiß nicht bestimmt, ob sie Posten gestanden haben. Als Militär tam, gingen die Leute nach zwei auseinander. war Ein Personenzug Richtungen zu der Der Lärm verstummite bald, als fich Zeit nicht fällig. die beiden Leute entfernt; es wurde allgemein erzählt, daß die Leute Posten standen. Wir hatten versucht, zu verschweigen, daß Militär fommt, es hatte sich aber leider doch herumgesprochen. sigender: Welche Meinung haben Sie sich denn gebildet? Beuge: Mir ist kein andrer Zweck bekannt geworden, als der des Aufpassens. Hilfsschaffner Sporis: Ich hatte den Perrondienst und hegte die Vermutung, daß es sich um Bostenstehen handelte, Bestimmtes weiß ich nicht. Der nächste Zeuge ist der Gendarm Scholz, welcher dem Verhör beigewohnt hat, bei dem der Kleine
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„ Das wäre ja nun an und für sich nichts Besonderes, aber dieser Herr Franz Mehring wird von der gesamten liberalen Presse, 3. B. von der Magdeburger Zeitung" der Weser- Zeitung", der Social- Correspondenz" für ein großes Lumen in der Socialdemokraten töterei gehalten und auch dafür erklärt. Um solche Leute einmal zu tennzeichnen, und das ist jedenfalls notwendig, will ich Ihnen sagen, warum wahrscheinlich der Mann Socialistentöter geworden ist. Ich weiß num wohl, daß er mich nach meinen heutigen Aeußerungen verläſtern und verleumden wird in der nächsten Zeit, aber ich fürchte Endlich aber in faulen und schlechten Naturen weckte die mich nicht davor ich kann das dem Genossen Hasenclever nachsocialdemokratische Agitation heroftratische Gelüste. Die Frechheit, fühlen und mir sind solche Angriffe überhaupt gleichgültig. Für mit welcher sie die befizenden und gebildeten Klassen in allen die Neue Welt", ein Blatt, welches in der Genossenschaftsdruderei ihren Gliedern als verkommen, die Arbeiter dagegen als edle und zu Leipzig erscheint und vor mehreren Jahren gegründet wurde, reine Menschen darstellen, bezauberte jeden dummen Jungen, der wurde nach Jahre seines Bestehens ein neuer Renichts gelernt hatte das sind Sie, Parteigenossen.( Ruf: Sie dakteur gesucht, und weil Herr Franz Mehring , den wir näher auch!) Ja, ich auch, ich war damals auch Genosse und in den kannten, eine leidliche Broschüre geschrieben, auch einen guten Augen von Mehring ein dummer Junge, weil ich Genosse war Stil hat, ein guter Feuilletonist ist, wie ich gern anerkenne, so also bezauberte nichts jeden dummen Jungen, der ge- hatten wir mit ihm eine Besprechung und fragten ihn, ob er lernt hatte und aber auch nichts lernen wollte, be- vielleicht Luft habe, die Redaktion der„ Neuen Welt" zu übernehmen. geistert die Aussicht ergriff, durch Bummeln und Schwagen Er war nicht abgeneigt, aber wir konnten bei unsren bescheidenen öffentlichen Unfug„ berühmt" zu werden. Dieser Verhältnissen ihm nicht mehr geben als 800 Thaler jährlich; das Größenwahn äußerte sich in in mannigfachen Formen und war ihm zu wenig, er sprach von 1000 Thalern; diese konnten verschiedenen Graden. Die Einen ergaben sich den und mochten wir ihm nicht zahlen. Als wir so auseinanderbrotlosen Künsten des Agitierens und Kolportierens; die andern gingen, wurde Herr Mehring bald darauf Socialistentöter."( Hört! wurden Schriftsteller", zeichneten als Strohmänner verantwortlich hört!)
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die Zeitungen der Partei und büßten mit harten Geld- und Auch das, was ich Ihnen eben vorgelesen habe, war mir zu der Gefängnisstrafen für die Verleumdungen der Demagogen; die Beit, als ich mit Singer und Bebel über die Thätigkeit des Franz britten vermöbelten", um in ihrer zarten Sprache zu reden, die Mehring in der Volls- Zeitung" sprach und mich für ihn einsetzte wissenschaftlichen" Größen der" Bourgoisie", die vierten suchten vollkommen neu und unbekannt; ich weiß das erst seit ganz sich bemerkbar zu machen durch pöbelhafte Beschimpfungen des kurzer Zeit. Reichsoberhauptes; die Fünften schritten vom giftigen Worte zur Nun komme ich zum Schluß. Betrachten Sie einmal die Situation giftigen That, wie Hödel, und, ihm nachahmend, Nobiling.( Hört! in unfrer Partei und die Thätigkeit dieses Franz Mehring . Nach hört!) den ungeheuren Erfolgen, die wir erzielt haben, haben die Gegner In diesem Sinne eine schwere Mitschuld des kommunistischen außer dem Vabanque Spiel eines Staatsstreichs nur eine einzige Wühlertums an den Attentaten leugnen zu wollen, ist ganz vergeb- Hoffnung, die Spaltung unsrer Partei. An diesem Urgebirgsstod, liches Beginnen.( Hört! hört!) Hödel war sicherlich ein verkommener den die Socialdemokratie darstellt, prallen alle Angriffe ab, wie einem Felsen abprallen. Nur von innen und verlotterter Bube, ehe er sich der Socialdemokratie anschloß; er Flintenkugeln von wäre es auch nach allem menschlichen Ermessen geblieben, wenn er heraus kann dieser Felsen zersprengt werden. Was aber ist nie die Partei kennen gelernt hätte, aber so wie er war, wäre er die Thätigkeit Franz Mehrings seit Jahren? Ist sie etwas aus eignem Antriebe eher auf jedes andre Verbrechen berfallen, andres als die Verhetzung aller Parteigenoffen untereinander als auf den Kaisermord, wenn seine Teilnahme an dem umstürz-( Sehr richtig!), iſt lerischen Treiben nicht herostratischen Größenwahn in ihm ge- unsrer Partei mit den Bruderparteien im Auslande? Denken Sie züchtet hätte. an die Lage in Belgien im vorigen Jahre! Damals herrschte die Die rasche Nachfolge, welche fein Verbrechen fand, die rohen Revolution in Belgien , und jeden Tag stellten die belgischen Genossen Aeußerungen nichtswürdiger Schadenfreude, die überall aus den ihr Leben aufs Spiel. Und wie benahm sich Franz Mehring ? Wie Massen hervorbrachen, bewiesen vollends, daß hier ein organisches ein Heyer, wie ein Schürer! Ganz ebenso verhält er sich der Leiden vorliege, welches die höchste Aufmerksamkeit der Gesez- größten socialdemokratischen Partei Frankreichs gegenüber. Ueber dies Verhalten Franz Mehrings herrscht eine sehr weit vergebung erheische. Auch die ihm breitete Unzufriedenheit in unsrer Partei. Nahestehenden empfinden, wie ich überzeugt bin, ein sehr lebhaftes Unbehagen darüber. Einen einzigen Mann mag es vielleicht in Deutschland geben, der an dieser hetzerischen, parteizerstörerischen
Die Folge der Attentate war bekanntlich die gesegliche Unterbrückung der socialdemokratischen Agitation. Auch das Urteil über diese Maßregel ist arg verwirrt durch der Parteien Gunst und Haß, weit ärger, als an sich notwendig wäre.
sie etwas andres,
als die Verhegung