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Nr.

. 215. 20. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Parteitag der socialdemokratischen

leben!

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Partei Deutschlands .

Dresden , den 13. September. Borversammlung.

Pünktlich um 7 Uhr beginnen die Verhandlungen. Namens des Dresdener Lokalfomitees begrüßt

Kaden

Dienstag, 15. September 1903.

hat auch der eine oder der andre schüchtern gewagt, fonnte, geführt, die mit einer vollständigen Niederlage der damaligen auszusprechen: Wir werden das an Stimmen und Mandaten be- Boltsempörer endeten.

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kommen, was wir thatsächlich erreicht haben; aber es offen zu sagen Ich war bekanntlich 1872 wenn man sich wie ich zu der hat feiner gewagt, weil es doch immer eine bedenkliche Sache ist, in alten Garde rechnen darf, so ist es ja natürlich, daß man gern solchen Momenten Behauptungen aufzustellen, die vielleicht von den solche kleinen Erinnerungen aufleben fäßt ich war bekanntlich einen mit Jubel begrüßt, von den andern aber kopfschüttelnd auf- 1872 mit unserm alten, leider verstorbenen Liebknecht wegen das Deutsche Reich steht genommen werden und von denen immer zweifelhaft ist, wieweit sie Vorbereitung zum Hochverrat in Erfüllung gehen. noch( Heiterkeit) zu zwei Jahren Festung Seit Halle ist noch kein Parteitag so zahlreich beschickt worden erfüllt, sondern noch übertroffen worden( Sehr richtig!), und ganz Aber die kühnsten Erwartungen sind nicht nur heute noch( Heiterkeit) urteilt. Diese genossen wir in Hubertusburg , sehr zu meiner wie dieser, der heute abend zusammentritt: an 400 Teilnehmer find speciell hat Sachsen aber auch die allertühnsten Erwartungen weit persönlichen Gesundheit.( Heiterkeit.) Da wurde in den letzten angemeldet. Der große Saal des Trianon" erweist sich beinahe als übertroffen.( Bustimmung.) Der Sieg, den Sachsen davongetragen hat, Wochen Liebknecht, der früher eingezogen war als ich, war be zu klein für die Masse der Erschienenen. An sechs großen Längs- steht einzig da in der Geschichte der Wahlen aller Länder, soweit reits ausgerückt- Hubertusburg als Civilfestung aufgehoben, und tafeln und zahlreichen Nebentischen haben die Delegierten Blaz ge- ich sie fenne. nommen. Im Hintergrunde und an den Seiten des Saales drängt" Die da regieren, sind nicht die, von denen wir regiert sein wollen!", denn am 28. April In Sachsen hat das Volksgericht es ausgesprochen: der schöne Königstein hier oben wurde Civilfeftung. So führte mich ich vergesse den Tag nicht; es war gerade fich die Menge der Zuhörer; Hunderte von einlaßbegehrenden Partei- in Sachfen hat man ausgesprochen die moralische Depoſsebierung Königs Geburtstag( Große Heiterkeit); ganz Dresden prangte im genossen mußten wegen Ueberfüllung des Raumes zurückgewiesen derjenigen, die heute in Sachsen das Heft in der Hand haben. In Fahnenschmuck ein Aufseher auf den Königstein . Dort habe werden. Vor dem Podium ſizen an zwei langen Tafeln die Ver- Sachsen ist endlich das Volksgericht mit elementarer Gewalt auf die ich die letzten drei Wochen meiner Haft verbüßt. Der Festungs­treter der Presse, von der einige 60 Anmeldungen vorliegen, darunter Häupter derjenigen herniedergefahren, die uns seit Jahrzehnten gefangene hat das Recht natürlich gegen Entschädigung, auch solche von der ausländischen Presse. etwas umsonst( Heiterkeit) Die Gewerkschaft der Tapezierer hatte in Stunden, die die Arbeit und gebüttelt worden ist. gehobelt und gebüttelt haben, wie niemals eine Partei gehobelt denn der Staat giebt nie Wärter Ich habe deshalb bereits in dem Artikel, einen zu verlangen, der ihm gewisse Dienste frei ließ, den Saal auf das reichste und geschmackvollste geschmückt. der sich in Ihren Händen befindet, ausgesprochen, daß ich mir leistet, das Zimmer reinigt, das Bett macht und so weiter. An der Hinterwand der Bühne, auf der sich der Vorstandstisch be- manchmal gesagt habe: Wann endlich wird das sächsische Der Mann, den ich hatte, war 71 Jahre alt; es war derselbe, der findet, wird die Statue der Freiheit von den Büsten unsrer Bor- Proletariat den Geduldsfaden verlieren und seinen Unterdrückern früher Bakunin und Tot zu bedienen gehabt hatte. Natürlich war tämpfer Marg, Lassalle, Engels und Liebknecht flankiert. Ein Hain einmal eine Antwort geben, wie sie sie hundert- und tausendfach das für mich ganz außerordentlich interessant. Das war vorüber­von Lorbeer und Palmen umgiebt die Standbilder, über denen das verdient haben. Ich war vor zwei Jahrzehnten Zeuge dessen, was gegangen, aber das preußische Regiment blieb in Sachsen , Natur­Bild der aufgehenden Sonne den Völkerfrieden verkündet. Tannen- man sich in Sachsen an der alleroffiziellsten Stelle des Landes gegen gemäß, als Ende der fünfziger Jahre die große politische Bewegung reisig und Tannenguirlanden schmücken vereint mit Fahnen, Em - die Socialdemokratie herausgenommen hat, jenes Wortes, das der wieder einsetzt mit der Gründung des Nationalvereins usw., faßte blemen und Schilden die Wände und Säulen des Saales. Mary, Minister des Innern frei heraus sagte:" Die Gefeße des Landes diese Bewegung in Sachsen festen Boden, und sofort wurden an allen St. Simon und Hutten lieferten den Text für die mahnenden und gelten zwar für alle, aber bei gewissen Gesezen muß die Social- Eden und Enden anknüpfend, an die achtundvierziger Traditionen, anspornenden Inschriften: Proletarier aller Länder vereinigt Euch! Demokratie besonders behandelt werden!"( Pfui!) Das heißt: Volts- und Arbeitervereine gebildet. Allerdings sollten nach einem Erinnere Dich, daß man begeistert sein muß, um Großes zu Alle Grundanschauungen der Gerechtigkeit, auf auf denen ein Bundesratsbeschluß von 1855 Arbeitervereine nicht existieren. Aber vollbringen. Die Geifter sind erwacht; es ist eine wahre Lust zu modernes Staatswesen beruhen soll, mit Füßen treten! es ging da, wie es so manchmal geht; es giebt Perioden, wo alle Da habe ich mir immer gesagt: Wann wird endlich die gesetzlichen Bestimmungen nicht aufrechterhalten werden können, man Stunde kommen, wo das Volk von seinem einzigen wirklichen mag wollen oder nicht. 1861 waren in Leipzig und Dresden Rechte, dem Wahlrecht, Gebrauch macht, um denen da oben zu Arbeitervereine gegründet worden. Da trat 1863 Lassalle auf; Sie sagen: Nehmt Euch in Acht! Jetzt ist das Maß unsres Unmuts wissen, es waren im Mai dieses Jahres 30 Jahre verflossen seit die Delegierten mit folgender Ansprache: Ich eröffne die Versamm boll!" s 1897 die Wahlentrechtung verhängt wurde, sagte ich der Begründung der socialdemokratischen Partei, repräsentiert durch Lung. mir: Die Wahlen des Jahres 1898 werden wohl beweisen, daß das den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein . Unter der großen Zahl Auf Grund des fächsischen Vereinsgefeßes ersuche ich die Minder Maß der Geduld zum Ueberlaufen gebracht worden ist." Die da- der hier Anwesenden befindet sich, soviel ich weiß, kein einziger, der jährigen, das Lokal zu verlassen.( Große Heiterfeit.) maligen Wahlen sind glänzend ausgefallen, aber ich sage Euch ganz an jener Gründung des Allgemeinen Arbeitervereins teilgenommen Barteigenossen und-Genoffinnen! Im Namen des Lokalfomitees offen: ich war noch nicht zufrieden damit.( Heiterfeit.) Ich sagte hätte. Ich selbst und ich glaube, auch Genosse Motteler waren ja habe ich mich der ehrenvollen Aufgabe zu entledigen, Sie herzlich mir: das ist noch lange nicht genug, das muß noch ganz anders damals entschiedene Gegner der Lassalleschen Richtung und be willkommen zu heißen, willkommen zu heißen auf einem Boden, auf fommen. Als ich hier in Sachfen arbeitete und mit diesem oder kämpften sie eifrig. In Dresden erklärte sich Försterling, der an der dem die deutsche Socialdemokratie für immer heimatberechtigt ist. jenem Parteifreunde redete, fagte ich:" Ihr Sachsen seid famose Spitze des Arbeitervereins stand, sofort für Lassalle und machte Da fam Jubel erregte es unter den Genossen Sachsens , als der Parteitag in Kerle( Heiterkeit), aber Ihr seid noch viel zu gemietlich( große Heiter- Propaganda für ihn, aber ohne nennenswerten Erfolg. Wir hatten damals die Sitte, gegenseitig au München beschloß, das nächste Mal nach Dresden zu gehen. Die feit), Ihr müßt endlich einmal Galle in den Leib bekommen, Ihr das Jahr 1863. In Leipzig sächsischen Genossen haben sich der Ehre, daß Sie hier in Dresden müßt endlich einmal Zorn und Leidenschaft bekommen und dem unsren Stiftungsfesten Delegierte zu entsenden. im Jahre 1868 tvei zwei Vereine, einer von der tagen wollen, würdig gezeigt, sie haben gezeigt, daß sie zu kämpfen Ausdruck geben!" Als dann der 16. und als Nachspiel der 25. Juni waren einer von der Richtung, der ich wissen und sich würdig einem jeden an die Seite stellen dürfen, in- kam, da sagte ich mir: Bravo ! Bravo! Jezt endlich haben sie Lassalleschen Richtung und Zu dem Stiftungsfest des Dresdener Vereins wurde dem sie von den 23 sächsischen Reichstags- Mandaten 22 als gethan, was du längst erwartet haft! So war es schön, so war es angehörte. Morgengabe dem Parteitage entgegenbringen.( Lebhaftes Bravo!) brab! Die Herren da oben werden diesen Denkzettel so rasch nicht von meinem Berein ich als Delegierter entsandt, und da zu einem ganz gehörigen Aufeinanderplaten Sie find jezt in einem roten Lande, Sie sind in einer roten Stadt. wieder vergessen( Bravo ), umsoweniger, da wir ja weder in Sachsen kam es denn Ich heiße Sie nochmals herzlich, herzlich willkommen.( Beifall.) noch im übrigen Deutschland geneigt sind, auf unfren Lorbeeren aus der Gegensäge. Försterling gelang es nicht, den Verein auf 1867 fanden die Wahlen Mit stolzer Freude blickt der Genosse der Ebene von Leipzig , zuruhen. Wir haben viel erreicht, wir müssen noch mehr erreichen, feine Seite zu bringen und er trat aus. bom Laufizer und Erzgebirge , vom Vogtland und der in harter und wenn man glaubt, uns in irgend einer Weise daran hindern zum konstituierenden Reichstag statt. Selbstverständlich standen wir. Wir hatten in Chemnitz Fron schaffende Sandsteinarbeiter auf das Arbeiterparlament in zu tönnen, so möge man bedenken, daß die drei Millionen über auch bei diesen Wahlen gegen einander. Dresden , fie erwarten, daß Mittel und Wege gefunden werden, um 25 Jahre alten Männer, die für uns gestimmt haben, ganz genau unmittelbar vor der Schlacht bei Königgrät Versammlungen veran­den Vormarsch zu beschleunigen zur Beseitigung der politischen wußten, wen sie wählten. Wenn sie es nicht gewußt hätten, wenn staltet, auf denen die Lassalleaner ebenfalls vertreten waren, in Unterdrückung und der wirtschaftlichen Ausbeutung. Es ist das unsre Agitatoren und Kandidaten vergessen hätten, es ihnen zu denen wir ein, wie mir scheint, durchaus socialistisch- demokratisches zweite Mal, daß in Dresden ein socialistischer Kongreß tagt das sagen, so hätten die Gegner es ihnen gesagt.( Sehr richtig!) Die Programm entwarfen. das sagen, so hätten die Gegner es ihnen gejagt.( Sehr richtig!) Die program entarer Die anwesenden Laffalleaner ſtimunten zu, erste Mal im Jahre 1871. 32 Jahre sind seitdem vergangen. Der Gegner haben es in übertriebenstem Maße in die Ohren aller die entscheidende Stelle vermerkte das dann aber übel und so mußte damalige Kongreß war aber mur ein Rumpfparlament der deutschen Wähler hinausgeschrien, was wir für eine fürchterliche, von die Zustimmung zurüdgezogen werden. Bei den Wahlen bekämpften Arbeiter, die Arbeiterklasse, soweit sie zum Bewußtsein erwacht war, Gott und Teufel verlassene Gesellschaft sind.( Große Heiterkeit.) wir uns, wie gesagt, überall, aber schon damals zeigte sich, daß wir, war gespalten, und der Gedanke und alle die Angriffe, wenn auch nicht offiziell Socialisten, so doch thatsächlich socialistisch der Notwendigkeit des Man wußte also, wer wir waren, Busammenhaltens, des einheitlichen Vorgehens war noch nicht zum die Berleumdungen, der moralische Unrat, der in der Wahlagitation lämpften. So allein war es möglich, daß z. B. im 17. sächsischen Durchbruch gekommen. Es war eine kleine Anzahl von Männern, die in noch viel größerem Maße als je zuvor über uns ausgegossen ist, Wahlkreise auf mich über 4000, auf den Lassalleschen Kandidaten Bom Jahre 1871 hat schon fich damals hier zusammengefunden hatten 56 Delegierte hatten hat unser Kleid nicht nur reinlich gelassen, er hat auch gezeigt, daß laum 400 Stimmen entfielen. gesprochen; ich möchte dazu noch eine fleine fich in dem Saale zum Münchener Hof eingefunden. Gewiß eine die Masse des Volkes sich von derartigen Anklagen und Beschimpfungen Kaden fleine Schar, aber eine mutige Schar. Mutig blidte sie in die auch nicht eine Sekunde mehr betrügen und betäuben läßt, Episode mitteilen. Nach der Gefangennahme des Braunschweiger Bukunft, und trotz aller Verfolgungen, die über sie hereinstürmten, daß sie ganz genau weiß, was sie will, und die Entscheidung Ausschusses war es ja nötig, den Ausschuß nach Dresden zu ver­war und blieb ihr Wahlspruch: Unser die Welt trotz alledem! Welche des 16. Juni war in allen Ecken und Gauen Deutschlands legen. Wir wußten ganz genau, daß der Braunschweiger Ausschuß Fortschritte hat die Bewegung gemacht? Was wurde in den die schönste, die großartigste, die wir erwarten durften. das ganze Partei- Archiv in die Hände der Polizei hatte fallen lassen 32 Jahren geschaffen? 1871 hatten wir bei der Reichstagswahl nur wir stehen ja hier in Dresden und in Sachsen auf altem Kultur- mit allen möglichen Briefen von Mary, Engels, mir u. a. Ich sezte etwas über 100 000 Stimmen, und das klassenbewußte Proletariat boden, und insofern sind eigentlich die Ereignisse der letzten Beit mich also hin und schrieb nach Dresden : Seid so gut und nehmt jubelte damals schon ob der Erfolge, daß es zwei Vertreter ganz natürlich. Man mag das Sachsenvolt beurteilen, wie man euch das Braunschweiger Beispiel zu Herzen und hebt nicht etwa in den Reichstag senden konnte, wovon der eine noch will, das eine muß man ihm zugeben, es marschiert bereits seit unsre Briefe auf! Das half aber nichts; als nachher die Polizei nicht einmal direkt der Socialdemokratie angehörte. Und heute? Jahrhunderten in kultureller Beziehung an der Spize Deutschlands , Haussuchungen vornahm, fand sie alles und meinen Brief mit. Heute nach 32 Jahren braust der Jubel des Proletariats weit mehr als das Westkalmückentum, das zuletzt die Herr-( Heiterkeit.) Natürlich, als nachher die Untersuchung wegen Hoch­Bereits gegen Ende des verrats gegen mich geführt wurde, tam eines Tages der durch die gesamte civilisierte Welt über unsre Erfolge bei den letzten schaft in Deutschland bekommen hat. Wahlen. Ueber drei Millionen Stimmen und 81 Mandate waren Mittelalters war Sachsen , soweit das unter den damaligen Ver- Untersuchungsrichter mit diesem Briefe und sagte mir: Das der Ertrag der Agitation in diesen 82 Jahren. Sachsen , auch hältnissen möglich war, in wirtschaftlicher und ökonomischer ist ja sehr verdächtig! Sie haben da ja gewarnt!" So Dresden , hat an diesen Erfolgen regen Anteil genommen. 1871 Beziehung eines der fortgeschrittensten Länder Deutschlands . war trop aller Verfolgungen doch von einem Ver­Beseelt, wie er später nicht mehr bors hatten wir in Sachsen 31.000 Eisenacher und 2200 Laffaleische Die Leipziger Messe war die bedeutendste der Welt, Leipzig trauensdusel Dann gelang es uns 1877 hier in Dresden zum Stimmen, in Summa 3314tausend Stimmen; heute zählen wir in war die größte Handelsstadt, die Centrale, in der damals die handen war. Sachsen ziemlich 442 000 und haben von 23 Mandaten 22 erobert. ganze Handelswelt sich zu bestimmten Zeiten des Jahres einstellte. erstenmal, den socialdemokratischen Kandidaten durchzubringen. Die Sachsen ist somit socialdemokratisch, und das wird und muß es und wie heute, so war schon damals besonders das obere Erzgebirge Freude dauerte nicht lange; 1878 nach der Auflösung behaupteten wir das Mandat noch, aber dann kam das bitterböse Jahr 1881, bleiben. Unfre ganzen wirtschaftlichen und politischen Zustände die Blüte des Erzbergbaues und die Blüte der Hausindustrie. wo wir in Dresden unter dem Belagerungszustand wählten, und da haben uns auf diese Bahn gedrängt, und auf dieser Bahn müssen Es war also nur ganz natürlich, daß, als zu Anfang des 16. Jahr- war es mit den Siegen zu Ende. Aber endlich haben wir auch tir ständig fortschreiten.( Lebhafter Beifall.) Die herrschenden hunderts im Deutschen Reich der große Geisteskampf ausbrach, der Sachfens Hauptstadt wieder erobert, zum erstenmal 1898, glänzender Gewalten wurden unterſtügt durch den Unverstand der mehr oder weniger die ganze Kulturwelt ergriff, Reformation ge- und großartiger in diesem Jahre, und wir dürfen hoffen, daß unter Massen; es war unsre erste Pflicht, diesen Unverstand nannt, ein so vorgeschrittenes Bolt auch in diesem Kampfe Partei dem heutigen Wahlrecht niemals mehr daran zu denken ist, daß zu beseitigen, damit jene Massen Schulter an Schulter nahm und in seiner großen Mehrheit auf die Seite der Neuerer, der uns Sachsens Hauptstadt oder einer der andrem Bezirke Sachfens mit uns fämpften. Ausnahmegesetze wurden über uns ber- Reformatoren, trat. Und nicht allein das! Gerade in jenen Gegenden, genommen wird. hängt, aber trotz alledem gelang es nicht, uns in unfrem Vor- die damals die Hauptsize der industriellen Entwicklung waren, Ich glaube also, wir haben alle Ursache, uns nicht nur dieses marich aufzuhalten. Die alte Garde kämpfte mit dem Feuer der im Erzgebirge und der Zwickauer Gegend, war es, wo die am Sieges, fondern auch speciell barüber zu freuen, daß wir Gelegen­Jugend, die Jugend folgte der alten Garde und schlug sich genau so weitesten vorgeschrittene Richtung der Reformation, die Thomas heit haben, diesen Parteitag in den Dresdener Mauern zu begehen. tapfer wie diese. Den Einfluß und die Macht, die wir errungen Münzer leitete, ihren Hauptanhang fand. Die Marienkirche zu Wir waren von vornherein überzeugt, daß die Dresdener Genoffen haben, die haben wir errungen durch innere Kraft. Darum, Ge­Zwidau war es, to Münzer seine revolutionären Brandreden an die alles aufbieten würden, um uns die Tage hier so angenehm als nossen und Genoffinnen, möge auch auf diesem Parteitag das Bergknappen und die Hausweber hielt, an alle die Leute, die von möglich zu machen. Im übrigen schließe ich mich voll und ganz Bestreben obwalten, die Partei nach innen zu festigen und zu stärken. jeher in religiöser Beziehung auf einem freieren Standpunkt geben Schlußworten meines verehrten Borrebners an und damit will ich Unfre Gegner feßen ihre Hoffnung lediglich auf einen Zwiespalt in standen haben, als sonst irgendwo in Deutschland . Und so ist es in meine offizielle Begrüßung schließen. uniren Reihen. Sie müssen sich täuschen. Wir haben die Ver- Sachsen die ganzen Jahrhunderte trotz der schauderhaften Miß­pflichtung übernommen, thatfräftig für die Wohlfahrt des wirtschaft seiner Regierungen gegangen. Als zu Anfang des vorigen tag für eröffnet. Ich bitte Sie, nunmehr die Vorsitzenden zur Ich erkläre hiermit im Namen des Parteivorstandes den Partei­Wolfes zu wirken; das Volt hat uns sein Vertrauen Jahrhunderts Napoleon tam und mit eisernem Besen den befundet und diesem Vertrauen müssen wir durch Einig- Schutt aus Deutschland hinausfegte, der sonst nur Leitung der Verhandlungen zu wählen. Wie üblich wählen wir auf feit und innere Straft genügen.( Lebhafter Beifall.) Ich bin revolutionärem Wege hätte beseitigt werden können, da war es nicht einen ersten und zweiten Präsidenten, sondern zwei Präsidenten überzeugt, daß Sie alle in diesem Punkte mit mir überein- vielleicht nicht so ganz zufällig, daß der damalige König von Sachsen mit gleichen Rechten. stimmen und sich der Verantwortlichkeit bewußt find. Möge daher es für angemessen erachtete, sich auf die Seite Napoleons zu schlagen. auch der Streit der Meinungen auf diesem Parteitage entbrennen Ich will meine historische Erfurfion nach dieser Richtung hin nicht wenn er getragen wird von dem guten Willen, der Partei zu nügen, weiter ausdehnen, aber Thatsache ist, daß jenes französische Element, so dann wird er auch seine Früchte tragen. Deffen wollen wir ein sehr man es vom deutsch - nationalen Standpunkt aus verurteilte, gedenk sein. Wir wollen neue Waffen schmieden auf diesem Partei- im Deutschland jener Zeit die Rolle einer revolutionären Be­tage, um den Stampf gegen die Reaktion siegreich zu führen. Wir wegung gespielt hat. milfsen tämpfen und streiten, wir dürfen nach diesem glänzenden Siege nicht stille stehen, sondern wollen überall den Feind verfolgen, ihn zerschmettern und niederschmettern! Unfre Parole muß dauernd und immer die alte bleiben wie feit fast 40 Jahren:" Auf zum Rampf, auf zum Sieg!"( Stürmischer Beifall.)

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Darauf nimmt, von der Versammlung mit lang anhaltendem Beifall und Händeklatschen begrüßt,

Bebel

war man

Lienau- Neumünster : Ich schlage Singer und Kaden vor. Beide werden einstimmig gewählt.

nehmen. Meine Aufgabe ist damit erledigt.( Lebhafter Beifall.) Bebel bittet die beiden Gewählten, die Geschäfte in die Hand zu

Singer,

mit stürmischem Beifall begrüßt, dankt zugleich in Kadens Namen für das Vertrauen, das die Wahl ihnen beweise. Wir werden be­müht sein, die Geschäfte so zu führen, daß wir den Aufgaben, die dieser Parteitag hat, voll gerecht werden zum Nußen der Partei. ( Bravo !)

Ebenso natürlich war es, daß, als 1831 in Frankreich , wo im vorigen Jahrhundert so oftmals das Banner der Freiheit und Gleichheit erhoben wurde, die Juni- Revolution ausbrach, auch in Sachsen die Bewegung losging. Die sächsische Regierung wurde gezwungen, dem Wolfe eine Verfassung im modernen Geiste der dreißiger Jahre Ich will die trefflichen Ausführungen, die wir eben gehört haben, des vorigen Jahrhundert zu gewähren, die in ihren Grundlagen bis nicht vermehren. Aber daran möchte ich doch erinnern in dem auf den heutigen Tag leider noch besteht. Das Jahr 1848 freilich Augenblick, wo dieser Parteitag zusammentritt nach einer glorreichen fegte auch jene Verfassung hinweg, die Regierung war genötigt, das Wahlschlacht, wo die Augen der ganzen Welt auf uns gerichtet das Wort. Parteigenoffen! Ich glaube im Sinne und Geifte aller, denkbar freieste Wahlrecht zu geben, aber nur sich fügend dem Druck waren, wo die Bruderparteien aller Länder uns ihre Sympathie die hier zum Parteitag zusammengekommen sind, zu handeln, wenn von unten, der Gewalt von unten. Und sobald man glaubte, es für unsre Wahlerfolge ausdrückten, daß wir dem Tage entgegen­ich unsrem alten Vorkämpfer August Kaden denn auch er gehört wieder wagen zu können, da entriß man dem Volke alle Errungen- gehen, wo vor 25 Jahren das Socialistengeses erlassen wurde, das bereits zu den Alten- unfren herzlichsten Dant ausspreche für die schaften des tollen Jahres und das Bolt bekam die alte Stände ein Ausnahmerecht schuf für die Partei, bie die Befreiung aller ebenso schwungvollen wie gutgemeinten Grüße und Beglück verfassung von 1881 in unverfürztem Maße und nach verschiedenen Unterdrückten auf ihre Fahne geschrieben hat. Jenes Gesez, das wünschungen, die er soeben ausgesprochen hat. Wenn irgend Richtungen hier verschlechtert wieder. Aber 1849 war es neben die Socialdemokratie bernichten sollte, es hat auch in jemand, so haben gerade die Dresdener Genossen und speciell Baden speciell auch wieder Sachsen , das sich für die Reichsverfassung Sachsen gewütet. Wenn es ein Land giebt, in dem die wieder August Kaden das Recht, hier jubelnd zu verkünden die in die Schanze schlug. Hier in Dresden wurden bekanntlich die Schergen dieses brutalen Gesetzes auf das eifrigste bemüht großen Siege, die uns der Wahlkampf in den Schoß geworfen schweren Kämpfe gegen die preußische Soldateska, die ins Land tam, waren, die Socialdemokratie in als Partei und Wohl waren wir auf große Erfolge gefaßt wohl weil man sich auf die eignen Landestinder nicht mehr verlassen Mitgliedern zu schädigen, dann war es auch Sachsen.( Lebhafte Bu

hat.

ihren