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Nr. 215. 20. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 15. September 1903.

Parteitag der socialdemokratischen Partei Deutschlands .

( Fortsetzung aus der 1. Beilage.)

Ich nehme an, daß es nicht in der Absicht des Parteivorstandes lag, eine solche Deutung zulassen zu wollen. Da aber der Wort­laut der Erklärung dehnbar ist, so möchte ich den Parteivorstand bitten, nicht nur mir gegenüber zu erklären, daß die Mitarbeit an wissenschaftlichen Organen durch seine Stellungnahme vom 2. März nicht getroffen werden soll, sondern diese seine Auffassung auch nach außen hin zu dokumentieren, da sonst in denjenigen Partei­treisen, welche die Absicht haben, die Stellungnahme des Partei­vorstandes sich zur ausschließlichen Richtschnur zu machen, die Erklärung zu großen Mißverständnissen Anlaß geben würde."

Sie sehen also: Calwer wollte sich die Deklaration des Partei­borstandes zur Richtschnur nehmen, während die Beschwerdeführer felber ja erklären, daß sie ihre eigne Meinung haben und sich durch die Deklaration des Parteivorstandes nicht beirren lassen. Der Barteivorstand hat dem Genossen Calwer folgende Antwort gegeben: Werter Genosse! Ihre Annahme trifft zu. Der Vorstand hat mit seiner Erklärung die Mitarbeit an wissenschaftlichen Zeitschriften und Organen nicht treffen wollen. Von einer speciellen Namhaft­machung ist indessen abgesehen, da auch der Fall eintreten kann, daß wissenschaftliche oder der Unterhaltung dienende Organe und Zeit­schriften die Partei in einer Art und Weise schmähen können, daß es sich für einen Parteigenossen nicht geziemt, an solchen Organen mitzuarbeiten.( Sehr richtig!)

Singer teilt mit, daß Telegramme von ungarischen Social- Diskussion und die Erklärung des Parteivorstandes im September demokraten in Berlin und von Genossen aus Westerland einge- erschienen wäre statt im Frühjahr, ich glaube, es wäre auch noch Zeit laufen sind.

Um 1 Uhr beginnt die Mittagspause.

Nachmittags- Sizung.

31 Uhr. Den Vorsitz führt Singer.

Die Diskussion über den Punkt Mitarbeit von Genossen an der bürgerlichen Presse" wird eröffnet.

Heinrich Braun- Berlin :

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genug gewesen, und jedenfalls hätte der Parteivorstand eines ver­hütet daß Kandidaten mitten im schwierigsten Wahlkampfe wegen ihrer höchst harmlosen und gleichgültigen Mitarbeit an bürgerlichen Blättern in der niederträchtigsten Weise angegriffen wurden. ( Sehr wahr und Widerspruch.) Das ist ein Fall, der in der Begrüßungs- Telegramme einer von 2000 Arbeitern besuchten Geschichte der Socialdemokratie einzig dasteht.( Gelächter; Ruf: Versammlung in Rotterdam , der Parteileitung der Luxemburgischen Wirklich einzig!) Ja, es ist wirklich einzig, daß Kandidaten mitten im Socialdemokraten, des Socialdemokratischen Leseklubs Paris , des Wahlkampfe in so unerhörter Weise kompromittiert worden vor ihren 6. Kongresses der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften zu Wählern. Ganz besonders kompromittiert wurde Göhre, von mir Berlin , der Gräfenthaler Genossen werden verlesen. will ich nicht reden.( Ruf: Natürlich nicht!) Nach meiner Meinung ist es richtig, daß wie seit 40 Jahren diese Dinge dem Taft und dem persönlichen Verantwortlichkeitsgefühl des Einzelnen überlassen ge­blieben sind, ohne daß die Partei einen nennenswerten Schaden davon genommen hat, wir es auch fünftighin so halten. Und zwar giebt Ich bin Litterat; für die Würde und Bedeutung des schrift- es dafür einen recht guten Grund. Sie können nämlich in ftellerischen Berufs habe ich eine tiefe Empfindung, trotzdem, oder Wirklichkeit nichts andres thun. Alles, was Sie ausflügeln an richtiger vielleicht gerade deshalb, sind mir litterarische Streitig Rundgebungen in dieser Frage, wie sie beispielsweise der Partei­feiten, Litteratengezänt und Litteratenpolitik aufs äußerste verhaßt. vorstand erlassen hat, trifft daneben. Es ist nicht möglich, dies Nicht meine Schuld ist es, daß die kostbare Zeit des Parteitages mit komplizierte und viel verschlungene Problem begrifflich zu fassen und dergleichen in Anspruch genommen wird. Zu dreivierteln ist der festzustellen: das ist erlaubt und das ist verboten! Das ist ganz Gegenstand dieses Punktes der Tagesordnung Litteratengezänt und und gar nicht möglich, es giebt nur einen Weg, vielleicht werden zwar Litteratengezänk der allergehässigsten Art. Es ist aber un- wir den noch beschreiten, einen Index aufzustellen! Der Parteis umgänglich, daß wir uns jetzt mit der Sache beschäftigen, da es im vorstand fönnte eine Inder Kongregation etablieren und hohen Rat des Vorstandes nun einmal unwiderruflich so be- dann alle Vierteljahr neben dem Verzeichnis der Parteiblätter fchloffen ist. Nachträglich scheint allerdings der Vorstand über die auch ein Verzeichnis derjenigen Blätter veröffentlichen, an denen ganze Sache ein etwas beklemmendes Gefühl zu haben.( Lachen und Socialdemokraten nicht mehr mitarbeiten dürfen. Vielleicht kommen Widerspruch. Bebel ruft: In keiner Weise 1) Ich will Ihnen einen wir auch noch weiter, er veröffentlicht alle Vierteljahre ein Ver­Hinweis geben, der diese Behauptung etwas überzeugender macht. zeichnis von bürgerlichen Blättern, die wir nicht mehr lesen dürfen. Da derartige Fälle eintreten können, find wir des Weiteren Wäre es anders, dann hätte der Vorstand den Briefwechsel, den ich( Lachen und Zustimmung.) Wir wollen es abwarten. Jedenfalls nicht in der Lage, Ihren Wunsch zu erfüllen, nach außen hin die und einige Genossen mit ihm geführt haben, in den wirklich ent- trifft diese Kundgebung des Parteivorstandes zum größten Teil das von Ihnen gewünschte Deklaration zu geben. Dagegen bestätigen scheidenden Punkten in seinem Parteibericht mitgeteilt. Der Partei- neben. Nach seinen Vorschriften iſt es durchaus ge wir Ihnen gern, daß Ihre Mitarbeit an der Zeitschrift" Der Arbeits- bericht fagt ausdrücklich: Die entscheidende Stelle der Beschwerde- stattet, im Lokal- Anzeiger", der Woche" und dergleichen markt" und der damit verbundenen Korrespondenz" zur Zeit völlig schrift lautet" und fährt dann fort mit Anführung einer Stelle. vortrefflichen Organen mitzuarbeiten; die sind niemals hämisch einwandsfrei ist und ermächtige Sie, nötigenfalls von dieser Ich glaube, daß folgendes zweifellos zu den entscheidenden Stellen und gehässig gegen unsre Partei.( Sehr gut! und Gelächter.) Bestätigung geeigneten Gebrauch zu machen."( Zustimmung.) gehört und das findet sich im Bericht nicht: Die Unterzeichneten Ich bin nun ganz im Gegensatz zu der Ansicht mancher Genossen Sie haben gehört, daß das, was die Beschwerdeführer als möchten wünschen, daß die Angegriffenen nicht genötigt werden, in der Meinung, daß es durchaus unvermeidlich ist, wie es 40 Jahre Grund ihrer Beschwerde angeben, im Artikel der Neuen Zeit" nicht unvermeidlicher Notwehr zur öffentlichen Antwort zu greifen." Unfre lang hervorragende Genossen gethan haben, sich der bürgerlichen enthalten gewesen ist, und deshalb auch eine Rektifikation der Absicht war es, diese Angelegenheit im Rahmen der Kompetenz des Presse gelegentlich zu bedienen. Bedienen, nicht ihr dienen! Das Redaktion der Neuen Zeit" nicht vorzunehmen war. Daß die Parteivorstandes entscheiden zu lassen, dem die Aufsicht über die Presse ist selbstverständlich. Aber das Anmutige bei allen diesen Dis­Deklaration des Parteivorstandes den Genossen, die die Beschwerde zusteht. Ich glaube, es tvar in keinem Falle notwendig, daß der kussionen ist ja leider, daß alles wie Kraut und Rüben durcheinander ge­eingelegt hatten, nicht erwünscht war, ist selbstverständlich, und daß Vorstand diese Angelegenheit zu einer öffentlichen gemacht hat. mengt wird, daß man sich den Anschein giebt, als handle es sich die Genossen sich auch der Tragweite dieser Deklaration selbständig Die Frage der Mitarbeit von Genossen an bürgerlichen Blättern darum, ob ein Socialdemokrat im Sinne der bürgerlichen Blätter an bewußt waren, darüber giebt ja die Auslassung, die Genosse Braun ist außerordentlich verwickelt und es ist unmöglich, sie mit einem ein- bürgerlichen Blättern mitarbeiten darf. Das ist selbstverständlich aus­dem Parteitag unterbreitet hat, vollständigen Aufschluß. Braun sagt fachen Ja oder Nein zu beantworten. Es spielen da unzählige geschlossen. Um Lumpereien fümmern wir uns nicht. Immer nur da folgendes: Nuancen mit, Imponderabilien, ganz unberechenbare Dinge lautet die Frage, dürfen wir uns der bürgerlichen Bresse bedienen, Das Interesse der Partei würde immer noch weit besser erschweren das Urteil. Eins ist sicher, daß wir niemals eine Zeit um diejenigen aufzuklären, zu denen sonst das socialistische Wort gewahrt sein, wenn wirklich Taft und Verantwortlichkeitsgefühl von gehabt haben, feit mehr als 40 Jahren, in der Socialdemokraten nicht dringt? Dieses Problem beantworte ich dahin, daß wir, soweit Barteischriftstellern in ihrer Thätigkeit für bürgerliche Zeitungen an nichtsocialdemokratischen Blättern nicht mitgearbeitet haben. es unsre Pflicht gegen die Partei gestattet, auch dieses Programm tausendmal fehlgegriffen, als wenn nur zu einem Tausendstel das Und die besten und hervorragendsten unsrer Genossen, Marg und erfüllen müssen. Freilich, die Neue Zeit" denkt in dieser Beziehung Recht der freien Meinungsäußerung der Parteigenossen eine grund- Engels, Liebknecht und Vollmar, Bernstein ganz ebenso wie Kautsky anders. Nach meiner Ueberzeugung besteht fein Unters fäßliche Einschränkung erführe. 280 immer und in welcher Richtung haben an nichtsocialdemokratischen Blättern mitgearbeitet.( Hört, hört!) schied zwischen einer solchen Mitarbeit und dem Vorkommnis, auch dieses Princip angetastet wird, es ist ein unerträglicher Zustand Aber freilich wird mir eingewandt- und Kautsky hat es ja bereits wenn jemand in eine feindliche Versammlung geht und in und die Meinungsfreiheit würde hier und überall gefährdet sein. gethan: Bei den Blättern, an denen diese mitgearbeitet haben, durfte dieser Versammlung zu Gegnern spricht. Es ist für mich kein Unter­Der Parteivorstand, zu dem wir volles Vertrauen haben, hat das geschehen. Ebenso hat der Parteivorstand und in Uebereinstimmung schied, ob ich rückhaltlos bor Zweitausenden meine Meinuung zum meiner Ansicht nach die Konsequenzen seiner Kundgebung sich nicht mit ihm Herr Dr. Franz Mehring. ( Bebel ruft: Herr Dr. Franz Ausdruck bringe, oder ob ich ebenso rückhaltlos in einem gegnerischen völlig klar gemacht. Er im ganzen und jedes einzelne feiner Mit- Mehring!") Jawohl, Genosse Bebel: Herr Dr. Franz Mehring! Blatte zu Zehn- oder Hunderttausenden spreche( Lachen) glieder hat so außerordentliche Verdienste um die Partei( Gelächter.( Bebel ruft: Herr Dr. Heinrich Braun! Großer Lärm.) lachen Sie nicht... Es ist da gar nichts zu lachen Bebel ruft:" Sehr schmeichelhaft!"), daß er ohne im aller­mindesten seiner Autorität zu vergeben, zugestehen könnte, er habe in diesem Fall einen Irrtum begangen. Sollte er bei nochmaliger Ueberlegung dieser Frage zu dieser Ansicht kommen, so würde er zu seinen vielen Verdiensten um die Partei ein neues fügen, wenn er den Irrtum einfach anerkennen wollte."( Lebhafter Widerspruch und große Heiterkeit.)

Man kann ja darüber geteilter Meinung sein. Aber selbst wenn die Deklaration des Vorstandes irgendwie eine Einschränkung der freien Meinungsäußerung bedeutete, so kann es doch unter Um­ständen wie es ja auch im Staatswesen der Fall ist, im Interesse der Partei liegen, sich aus Gründen des demokratischen Princips einmal eine solche Einschränkung der Meinungsäußerung gefallen zu laffen, wenn vitale Interessen der Partei in Frage kommen.( Sehr richtig!) Nun sagt man, das soll man dem Taft des einzelnen über­laffen. Wenn aber doch nach Ansicht des Vorstandes das persönliche Tattgefühl des Einzelnen nicht das Richtige trifft, so ist es doch das Recht und unter Umständen die Pflicht des Vorstandes, diese Meinung auszusprechen Was ist den eigentlich das Verbrechen des Vorstandes Braun sagt in seiner Broschüre am Schluß von Seite 10 und am Anfang von 11:

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Gegenüber dem bisherigen Zustand, wo es dem persönlichen Taft und dem politischen Verantwortungsgefühl des einzelnen Parteigenossen überlassen blieb, ob und für welches bürgerliche Blatt er etwa schreiben wollte, und in dieser Beziehung keinerlei Beschränkung der Freiheit der Meinungsäußerung herrschte, empfiehlt der Parteivorstand selbstverständlich nur als seine fubjektive Meinung, denn eine zwingende Gewalt befigt er auf Grund unfres Organisationsstatuts nicht die Anerkennung bestimmter Grund­fäße."

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Singer: Es ist nicht üblich, Parteigenossen anders als bei ihrem Ehrentitel Genosse" anzureden.( Lebhafter Beifall; große Unruhe.) Was Genossen im Privatberuf sind, wissen wir; aber diese Kenn­zeichnung gehört nicht hierher und war bisher nicht üblich. Ich bitte, auch auf diesem Parteitag es bei der guten alten Gepflogenheit zu belaffen.( Lebhafter Beifall.)

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Ach,

Ju Nr. 47 der Neuen Zeit" vom 22. August 1903 wird num gesagt: Deshalb ist es ein, nicht nur auf einem, sondern auf beiden Füßen hinkender Vergleich, wenn gesagt wird: ja, ein socialdemokratischer Redner, der in einer gegnerischen Vers fammlung das Wort ergreift, erntet großes Lob, aber wir Unglüc lichen werden getadelt, wenn wir in gegnerischen Blättern die Partei­Dr. Heinrich Braun( fortfahrend): Ich gestehe dem Vorsitzenden principien vertreten. Dieser Vergleich würde erst zutreffen, wenn zu, daß es eine alte, gute Gepflogenheit ist, von den Mitgliedern ein socialdemokratischer Redner in einer gegnerischen Versammlung unsrer Partei als" Genossen" zu sprechen. Aber es giebt Aus- auf die Bedingung hin spräche, daß er das Konzept seiner Rede nahmen von jeder Regel, und ich gestatte mir hier eine Ausnahme! erst dem gegnerischen dem gegnerischen Vorsitzenden zur Prüfung einreichte. ( Unruhe.) Ein Parteigenosse, Redner, der sich auf diese Bedingung ein­Singer: Und ich gestatte dem einzelnen Redner nicht, solche ließe, würde unsres Erachtens alles eher in der Partei ernten Ausnahmen zu machen!( Lebhafte Rufe: Sehr richtig!) Wenn folche als großes Lob." Hier supponiert die Neue Zeit" wie sie es liebt, Ausnahmen gemacht werden sollen, so hat der Parteitag darüber zu irgend einen natürlich ganz unmöglichen Fall. Wenn ein Sociala bestimmen. Vorläufig stehen wir auf dem Boden der gefaßten Parteitags- demokrat in einem bürgerlichen Blatt arbeitet und ihm Artikel zur beschlüsse, wonach wir uns gegenwärtig mit Genossen" anzureden Veröffentlichung zusendet, so ist es für jeden Socialdemokraten haben. Die Redner haben allerdings die Freiheit, einfach den Namen selbstverständlich unbedingte Voraussetzung, daß der Artikel, so wie zu nennen. Voraussetzung auf unsren Parteitagen ist aber, daß er geschrieben wird, gedruckt oder unveröffentlicht zurückgegeben wird. sämtliche Mitglieder Genossen sind.( Lebhafte Zustimmung.) ( Sehr richtig!) Es giebt in ganz Deutschland kein so unanständiges Blatt, Heinrich Braun( fortfahrend): Ich werde von der mir ein- das anders verfahren würde; ich habe zu viel gesagt: außer der geräumten Freiheit Gebrauch machen und nur den Namen nennen. Leipziger Volkszeitung "!( Große Unruhe!) Außer der Leipziger Genosse Kautsky ist der Meinung, daß diejenigen bürgerlichen Volkszeitung" Wenn Sie sich die Mühe nehmen wollen, meine Blätter, an denen er mitarbeitet, einen andren Charakter Broschüre zu lesen, so finden Sie darin den aftenmäßigen Beweis haben als andre Blätter, ant denen andre Parteigenossen für die Unanständigkeit der Leipziger Volkszeitung ". mitgearbeitet haben. Diese Blätter sind nämlich keineswegs Ich habe Ihnen kurz meinen fachlichen Standpunkt dargelegt. hämisch" und gehäffig". Er beruft sich da insbesondere auf die Die Angelegenheit hat aber auch eine persönliche Seite. Wie ist Frankfurter Beitung". Ich halte die Frankfurter Zeitung ", neben denn der ganze Streit entstanden? Der ganze Streit nahm seinen bei gefagt, für das beste deutsche Blatt, aber das ist ja gleichgültig. Ausgang von dem Artikel Franz Mehrings gegen den Genossen Ich will nur sagen, daß diese Auffassung des Genossen Kautsky in Bernhard in der Neuen Zeit". Ohne Franz Mehring hätte nach Bezug auf die Frankfurter Zeitung " in den Kreisen der Partei- dem Artikel von Bernhard fein Hahn gekräht.( Sehr richtig!) Ge­Ja, wenn die Erklärung des Vorstandes nach der Meinung des genossen durchaus keine unbestrittene ist. Ein Parteigenosse, den noffe Bernhard hatte den Vorzug, ein ganz unbekannter Genoffe zu Genossen Braun nur eine subjektive Meinungsäußerung ist, der eine Stautsty gewiß sehr respektiert, sagt über die Frankfurter Zeitung " fein und die Zukunft" dringt nicht in Arbeiterkreise.( Hoffmann­zwingende Gewalt nicht zur Seite steht, dann weiß ich nicht, warum folgendes er spricht über die Bekanntmachung des Vor- Hamburg: Doch!) Ei, tommt doch ein Exemplar in Arbeiter­der Genosse Braun sich so entschieden gegen die Veröffentlichung standes und sagt: Diese Bekanntmachung läßt sich meines freise!...( meister: Das sind ja nur faule Wiße, die Sie da dieser Deklaration wendet!( Sehr richtig!) Gewiß, fein Mensch ist Erachtens furz dahin zusammenfassen, daß es bei uns in Deutsch machen!) ohne Fehler. Der Parteivorstand könnte geirrt haben. Aber dem land für einen ehrlichen Genossen überhaupt keine Möglichkeit giebt, Singer: Jch bitte die Zwischenrufe zu unterlassen. Gefühl der großen, überwiegenden Mehrheit der Partei hat er mit an einem politischen bürgerlichen Blatte mitzuarbeiten, da sie alle-( Meister: Es ist aber doch wahr!) diefer Deklaration Ausdruck gegeben.( Lebhafte Zustimmung.) Daß von der Frankfurter Zeitung " bis zur Kreuz- Zeitung " in ge Heinrich Braun( fortfahrend): Franz Mehring hat eine gewiffe es Genossen giebt, die dieser Erklärung Folge zu leisten die Absicht hässiger und hämischer Kritik an unsrer Partei Erfleckliches leisten." Aehnlichkeit mit dem Chamäleon; aber er unterscheidet sich wieder haben, geht aus dem Briefe des Genossen Calwer hervor. Der Genosse fügt dann hinzu, daß ihm vielleicht mit Ausnahme der in ganz bestimmter Weise von ihm. Wenn das Chamäleon wütend Wenn andre Genossen das anders halten, so ist eben ihr Berliner Bolts- Zeitung" tein Blatt bekannt sei, auf das obige wird, dann wechselt es die Farbe. Wenn aber Franz Mehring die Tattgefühl ein andres; ich stehe durchaus nicht an, auch diesen Ge- Voraussetzung nicht im reichsten Maße zuträfe. Man sieht schon daraus, Farbe wechselt, dann wird er wütend gegen seine früheren Freunde, nossen den guten Glauben, daß sie im Interesse der Partei handeln, wie außerordentlich schwankend und unsicher die Begriffsbestimmungen Giner dieser zärtlich geliebten Freunde war Harden. Kein Wunder, zuzubilligen. Aber ich meine, dem Vorstand kann das Recht nicht eines Blattes sind, an dem man mitarbeiten darf oder nicht. Die daß Mehring nach der eigentümlichen Manier des Chamäleons jede bestritten werden, da, wo er es für gut hält, seiner Meinung über Begriffe gehäffig" und" hämisch" sind eben Kautschutbegriffe. Ein Gelegenheit, auch die unpassendste benutzt, um sich an Harden zu Parteifragen Ausdruck zu geben.( Sehr richtig!) Wenn dann in andrer Parteigenosse, dem ich die allergrößte Verehrung zolle, hat rächen.( Bebel: Der Vergleich macht Ihnen Ehre!) Ueber meine dem Schreiben an den Vorstand noch Redewendungen enthalten find an einem bürgerlichen Blatte mitgearbeitet, obwohl es ohne allen Ehre seien Sie ganz unbesorgt.( Bebel: Und Sie ebenso über wie die: der Vorstand handele nach Art bürgerlicher Ministerien, so Bweifel gehässig und hämisch gegen unsre Partei aufgetreten ist, meine!) Lassen Sie mir mir meine Ehre und ich Ihnen die Ihrige! glaube ich, daß der verlesene Briefwechsel ergiebt, daß nicht die und zwar mitgearbeitet unter Umständen, die die Sache noch sehr Wenn die Sache eine komische Seite hat, so hat sie auch eine leiseste Berechtigung zu einer derartigen Aeußerung vorliegt. Tomplizierten. Es handelt sich um die Mitarbeit des Genossen Lieb- sehr ernste Seite. Sie zu behandeln bin ich herausgefordert durch Franz Aber der Vorstand ist nicht so empfindlich; er kann das ver- knecht an der Fackel". Genoffe Dr. Viktor Adler aus Wien hat Mehring und seinen Artikel in der letzten Nummer der Leipz. Volksztg." tragen. Ich meine, nachdem solche Dinge passiert waren, hätte an seinem eignen Leibe erfahren, daß die Fadel" so ziemlich In diesem Artikel der Leipziger Volkszeitung " wird mir die Parteileitung ihre Pflicht versäumt( Sehr richtig!), wenn das niederträchtigste und unverschämteste Blatt ist in Angriffen auf Genosse Auer ist dabei erwähnt worden, obwohl er mir versichert sie nicht ihrer Meinung öffentlich Ausdruck gegeben hätte( Lebhafte unsre Partei und auf meinen Freund Dr. Adler ganz besonders. hat, er wisse nicht, wie das zuginge; es fönne ja sein, daß er bei Zustimmung), zumal die Mehrheit der Genossen eine solche Nichtsdestoweniger hat Liebknecht an der Fadel" mitgearbeitet, und dem Verbot der Volkszeitung ein paar freundliche Zeilen an die Meinungsäußerung längst erwartet und teilweise darum ersucht zwar nicht etwa mit einem harmlosen belletristischen Auffah, Redaktion geschrieben habe entgegengehalten, daß ich ja Mehring hatte.( Sehr richtig Ich bitte Sie also, dem Antrag 7 zuzu- sondern mit einem sehr wichtigen politischen Aufsatz, obwohl er sich der Partei zugeführt habe. Ich will den Sachverhalt Klarstellen. stimmen und damit die übrigen Anträge zu erledigen.( Lebhafter fagen mußte, daß er mit diesem Artikel einer Bruderpartei die Es thut mir leid, daß ich Sie mit diesen Angelegenheiten beschäftigen Beifall.) allergrößten Verlegenheiten bereiten fonnte.( Hört! hört!) Er muß( Unruhe); es ist aber unvermeidlich, nach dem letzten Artitel Aur Geschäftsordnung beantragt hat einen Artikel über die Dreyfus Affaire veröffentlicht, Mehrings in der Leipziger Boltszeitung". Wie kam ich denn dazu, Segitz- Fürth, die Beschränkung der Redezeit für die Diskussion dessen Stellungnahme der französischen Partei damals und meine Hand dazu zu bieten, daß Mehring wiederum in Be­über diesen Punkt aufzuheben. Der Parteitag soll bestehende noch auf Jahre hinaus ganz außerordentliche Schwierigkeiten bereitete. ziehungen zur Partei gelangte? Ich gehöre zu den älteren Partei­Differenzen feststellen, eventuell aufhellen und beseitigen, aus diesem Das zeigt Ihnen auch, wie vorsichtig und zurückhaltend man in genossen, und es werden im nächsten Jahre 25 Jahre sein, Grunde hat der Parteitag aus dem Bericht des Vorstandes verschie dieser Beziehung urteilen muß. Wie es sicher ist, daß es seit daß ich wegen Verbreitung verbotener Schriften auf Grund des dene Punkte ausgeschieden, die speciell zur Diskussion gestellt und 40 Jahren niemals eine Zeit gegeben hat, in der Socialdemokraten Socialistengesetzes als Student in Straßburg in Untersuchung kam. wofür die Beschränkung der Redefreiheit aufgehoben werden soll. nicht an bürgerlichen Blättern mitgearbeitet haben, so ist es noch Ich habe deshalb wenige Monate nach Erlaß des Socialistengesetzes Ob der uns jetzt beschäftigende Gegenstand zu diesen Punkten ge- biel sicherer, daß es teine Zeit gegeben hat, in der Socialdemokraten die ganze Niederträchtigkeit und Büberei, mit der die bürgerlichen hört, darüber bestehen Zweifel; nach meiner Auffassung gehört er dazu. weniger an bürgerlichen Blättern mitgearbeitet haben, als in den Parteien und ihre Presse in den ersten Jahren des Socialistengefeßes ( Sehr richtig!) Um die Frage klarzustellen, habe ich meinen Antrag legten Jahren. So gingen feit 40 Jahren die Dinge ihren Gang, uns verfolgten und wie Mörder und Strolche behandelten, selbst gestellt. Ich bitte Sie, ihn anzunehmen; gerade hier sind die und es war wirklich kein dringender Anlaß, gerade mitten durchlebt und erfahren. Sie können sich demnach vorstellen, wie es Differenzen ebenso tiefgehend und wichtig wie bei den andren im Wahlkampf diese Frage aufzugreifen.( Sehr richtig! auf mich gewirkt hat, daß in den Jahren 1886 und 1887 die, Volks­Buntten.( Beifall.) und Widerspruch.) Und hier kann ich, so leid es mir Beitung" für uns eingetreten ist. Ich tani, da ich durchaus gerecht zu Der Antrag Segis wird angenommen. Ithut, dem Parteivorstand einen Vorwurf nicht ersparen. Wenn diese sein mich bemühe, nichts andres sagen, als daß in jenen Jahren die Bolts­

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