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Es ist dringend zu hoffen, daß das Schwurgericht alle die Um- machte mit dem Kasten auf dieselbe Weise Bekanntschaft. stände, welche die Vorgänge von Laurahütte in überaus milderem Das Urteil lautete unter Annahme minderschwerer Fälle Lichte erscheinen lassen, nicht so gänzlich übersehen wird wie die ge- wegen eines Verbrechens der Mißhandlung Untergebener mit nachlehrten Richter, die ungeheuerlich hohe Strafen für geringe Ver- gefolgtem Tode und der Mißhandlung Untergebener während der fehlungen auswarfen. Ausübung des Dienstes, sowie wegen je eines Vergehens der Mißhandlung und Beleidigung Untergebener neben Degradation auf 1 Jahr 4 Monate Gefängnis.
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Das militärische System trägt die Schuld!
Streifbrecher gelenkter Omnibus der Linie Meyanderplatz- Moabit| Grubenarbeiter Fabian. Die ersten beiden Angeklagten find suchung noch festgestellt wurde, hat Bunz sich Ende März oder Anfang in eine aus der Neuen Wilhelmstraße in die Straße Unter den Linden der Rädelsführerschaft angeklagt. Going soll außerdem noch gegen April d. J. eine weitere Soldatenmißhandlung dadurch zu schulden einbiegende Droschke mit solcher Wucht hinein, daß der Fahrgast aus Personen Gewaltthätigkeiten verübt und Sachen zerstört haben. Das kommen lassen, daß er den Grenadier Schmid an der Brust packte der Droschke geschleudert wurde. Glücklicherweise hat der durch das gleiche war dem Angeklagten Mrosek zur Last gelegt, während Weiß, und gegen einen Kasten stieß und dann dermaßen gegen das Fenster Ungeschid eines Streifbrechers auf die Straße geworfene Fahrgast Burczyk, Rott und Karaus Gewaltthätigkeiten gegen Personen be- warf, daß zwei Scheiben in Trümmer gingen. Ein andrer Grenadier keinen ernsten Schaden erlitten. Bei dem gegenwärtigen Zustande ist gangen, Fabian aber nur Sachen zerstört haben soll. es denn auch kein Wunder, daß spekulative Unternehmer bereits Ansichtskarten mit ultigen Streitscenen im Publikum verteilen laffen. Der Absatz solcher Karten ist ein ganz bedeutender. Auf einer derselben liest man unter dem originellen Bilde folgendes launige Poem: Der Omnibum geht nicht mehr rum Die Sechsertour ist bloß geblieben, Die Großen müßt Ihr selber schieben. Daß die Soldatenmißhandlungen nicht der Ausfluß der Roheit Die Direktion scheint sich der geringen Zuverlässigkeit ihres neuen vereinzelter Vorgesetzter sind, sondern daß die Soldaten eine den Tod des Verletzten zur Folge hatte, erhält ein Soldaten Also wegen mehrerer vorsätzlicher Mißhandlungen, von denen Personals denn auch durchaus bewußt zu sein. Nach sechs Uhr abends schinderei im ganzen System unserer heutigen militärischen nämlich läßt sie keinen Omnibus mehr verkehren; vielleicht hat ihr Ausbildung begründet ist, das gesteht nun auch die ultramontane Das Strafgesetzbuch sieht für Körperverlegung mit tödlichem AusSchinder die Gefängnisstrafe von 1 Jahr 4 Monaten Gefängnis. auch die Polizeibehörde einen diesbezüglichen Wink gegeben, in der„ Kölnische Volkszeitung" zu. Unter der Stichmarke:„ Die Kehr- Das Strafgesetzbuch sieht für Körperverlegung mit tödlichem Ausficher nicht unbegründeten Voraussicht, daß bei dem starken Abend- sette" läßt sie sich schreiben: Kehrgang(§ 226), sofern der Tod nicht vorsäglich herbeigeführt berkehr die ungeübten, arbeitswilligen Kutscher doch gar leicht ein größeres Unglück anrichten könnten. Tagsüber rollt solch Gefährt noch immer etwas sicherer durch die Straßen, da die Pferde meistens besser Bescheid wissen wie ihre jetzigen Lenter. Eine große Wirkung auf das Publikum hat nunmehr auch folgendes Flugblatt der Streifenden gehabt, das in Massen verteilt worden ist:
Die Omnibus- Kutscher und-Schaffner streifen! Weshalb? Sie wollen eine Verkürzung der 16-17stündigen Arbeitszeit. Sie wollen im Interesse ihrer Familie eine Erhöhung ihres Lohnes, der jest 15-20 Pf. pro Stunde beträgt. Bürger Berlins ! Leute ohne Fähigkeit als Kutscher fahren! Bürger, seid auf Eurer Hut! Schützt Euch und Eure Gesundheit! Eure heilen Glieder sind in Gefahr! Arbeiter Berlins ! Streifbrecher fahren die Wagen! Die denkfähigen Arbeiter halten es unter ihrer Würde, diese Wagen zu benuben! Bürger Berlins ! Unterstützt uns und unsre Bewegung, helft uns ein menschenwürdiges Dasein zu erkämpfen! Helft uns im Interesse unsrer Familien! Die Lohnkommission.
Politische Ueberficht.
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„ Der Fall des Unteroffiziers Breidenbach , der vom Oberkriegsgericht wurde, Zuchthaus nicht unter 3 Jahren oder Gefängnis nicht unter wegen Soldatenschinderei zu acht Jahren Gefängnis und Degradation 3 Jahren vor! Selbst fahrlässige Körperverlegung wird mit verurteilt worden ist, beschäftigt die gesamte Tagespreise. Allenthalben Gefängnis bis zu 2 Jahren bestraft wozu auch eine Buße von wird in bürgerlichen Streisen das Urteil mit Befriedigung auf 6000 M. treten kann! Ein militärischer Vorgesetzter, genommen, und man kann ja auch diese Auswüchse soldatischer der durch eine Mißhandlung den Tcd eines Untergebenen verursacht, Erziehungsmittel nicht scharf genug verurteilen. Aber ein wichtiges kommt billiger davon! Moment der Erklärung der Mißhandlungen wird dabei gewöhnlich übersehen. Der Vorgesetzte, der sich zu einer Miß- Ein andrer Fall. Das Kriegsgericht der 15. Division in handlung Untergebener verleiten läßt, wird das selten aus reiner Koblenz verhandelte am 23. September gegen den UnterBosheit und Roheit thun. Er sezt doch seine ganze offizier B. von der 7. Compagnie des Fuß- Artillerie- Regiments Existenz und alle Vorteile einer längeren Nr. 9 wegen Mißhandlung und vorschriftswidriger Behandlung des Dienstzeit aufs Spiel. Was kann ihm denn Kanoniers H. B. ist Kammer- Unteroffizier und verlangte als solcher daran liegen, ob der Mann die nie beim Ererzieren von dem Kanonier, daß er ein Paar Stiefeln, das dieser abdurchdrücken kann oder nicht? Welchen Wert hat es für liefern wollte, vorher schmieren solle. H. gab an, keine ihn, ob der Untergebene seinen Namen im Hemd eingenäht, Schmiere zu haben; er besige auch kein Geld, um sich solche zu fein Drillichzeug gewaschen, seine Stiefel gereinigt hat und was kaufen.( Es wird festgestellt, daß die Schuhschmiere durch die dergleichen tausend Dinge mehr sind oder nicht? Gar keinen! Compagnie beschafft wird.) Der Unteroffizier ließ darauf den sollte man meinen. Vom militärischen Standpunkte aus Kanonier mehreremale in die Stube und aus der Stube laufen. aber liegt die Sache etwas anders. Der Unteroffizier wird in Nach seiner Ansicht habe der Mann das zu langsam ausgeführt, der weitaus den meisten Fällen vom Feldwebel, vom Lieutenant, vom Angeklagte sagt: Wenn ich befehle, muß der Mann laufen. Es Compagniechef persönlich dafür verantwortlich gemacht, daß jeder wird hierbei festgestellt, daß der Mann nicht schneller gehen Mann seiner Korporalschaft wie aus dem Gi gepellt" zum Dienst fonnte, weil er um einige Betten herum gehen erscheint, oder wie ein Afrobat seine Uebungen aus- mußte. Dann befahl der Angeklagte dem Mann, mehreremal die führt. Sie sind mir dafür verantwortlich! Bringen Sie Treppe herauf und hinunter zu laufen, faßte ihn am Kragen, daß mir den Mann so weit!" oder:„ Ich hab' Sie nicht die Halsbinde zerriß, warf ihn wider die Stubenthüre, gab ihm drei danach gefragt!" oder:„ Wenn Sie mir den Mann noch Ohrfeigen und einen Stoß ins Gesicht, befahl ihm, sich auf- und einmal so zum Dienst bringen, stehen Sie nächstens mit Ihrer niederzulegen und Kniebeuge zu machen mit ausgestreckten Stiefeln. ganzen Korporalschaft morgens um 5 Uhr feldmarschmäßig vor Am nächsten Tage, als H. auf die Kammer ging, um Schmiere meiner Thüre." Das sind die Antworten, die der Korporatschafts- zu empfangen, soll der Unteroffizier ihm gedroht haben: führer nicht selten zu hören bekommt, wenn er sagt, daß wenn ich Dich mal unter vier Augen habe, werde des Mannes Gliedmaßen die gewünschte elegante Figur nicht zu ich Dir schon Stiefelschmiere beibringen. Trotzdem stande bringen können, oder daß er dem Manne den Befehl zur einige Zeugen die Vorfälle so schildern wie der Mißhandelte, stellt Ausführung der bezüglichen Arbeit bereits wiederholt gegeben der Unteroffizier die Sache anders dar, und erklärt, die Zeugen habe. Was soll der Unteroffizier thun? Sein Aerger wird sich hätten sich dies untereinander abgesprochen. Die Zeugen bestreiten nunmehr gegen den Untergebenen richten und er versucht es dann das entschieden. Ein Beisiger des Gerichts läßt noch feststellen, daß einmal auf„ andre Weise", d. h. er greift zu dem verwerflichen an dem Tage vor den Mißhandlungen der Major den Unters Mittel der körperlichen Züchtigung. Vom ersten Schlag bis zur offizieren auf das strengste untersagt habe, einen Unterrohesten Mißhandlung ist dann oft nur ein Schritt. Das Mittelchen gebenen anzufassen. Das Gericht erkannte auf zehn Tage wird öfter probiert, bis eines Tages der Krach kommt und die Mittelarrest und spricht den Angeklagten von der Beschuldi. ganze Geschichte an das Tageslicht gezogen wird. Natürlich fliegt" gung der Bedrohung frei. der Unteroffizier jetzt feste" rein und das mit Recht. Alle Welt Auch dies Urteil zeichnet sich durch unverständliche steht entrüstet. Er wird gehörig verdonnert, und die letzten Ur- Milde aus.- heber der ganzen tollen Geschichte" gehen frei aus, oder tommen mit einem Verweis davon, weil sie es angeblich an der nötigen Aufsicht haben fehlen lassen. Es ist unzählige Male dieselbe Geschichte.
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Parteitag und bürgerliche Presse.
Ein Teil der Parteipresse hat über die Verhandlungen des Dresdener Parteitages so alles Gleichgewicht verloren, daß es sich empfiehlt, hier das Urteil einiger bürgerlichen Blätter über denfelben anzuführen, vielleicht daß dann das gestörte Gleichgewicht wiederkehrt.
Milde Beurteilung eines Wahlercesses. Man schreibt uns: In krassem Widerspruche zu dem Urteil wegen des Laurahütter Wahlfrawalles steht ein andres Urteil, das am Dienstag das Schöffengericht zu Friedberg in Hessen wegen eines ähnlichen Ercesses fällte. Der Sachverhalt ist kurz folgender: Am Tage der Hauptwahl, am 16. Juni, kam es in dem zum Wahlkreise Fried berg - Büdingen gehörigen Dorse Burggräfenrod zu einem argen Exceß. Aber die Excedenten waren in diesem Falle keine bethörten Arbeiter, sondern Kriegervereinspatrioten, die ihrem Aerger über den Ausfall der Wahl nach Hunnenart Luft machten. Daraus erflärt es sich auch, daß die bürgerliche Presse damals die Sache völlig totgeschwiegen hat. Der Gastwirt Kohl in Burggräfenrod hatte unfren Genossen am 12. Juni seine Hofraithe zum Abhalten einer socialdemokratischen Versammlung überlassen. Schon das erregte bei den Patrioten des Grafen Oriola großen Unwillen, zumal dem Bürgermeister von Burggräfenrod als lleberwachenden ziemlich bös mitgespielt wurde, weil er sich während des Referats Einreden und Bemerkungen erlaubte, die wohl seinem politischen Eifer, nicht aber seiner politischen Einsicht Ehre machten. Dazu kam dann, daß am 16. Juni ziemlich biel Stimmen für den socialdemokratischen Kandidaten abgegeben wurden. Das brachte das Blut der Kriegervereinler in Wallung. Eine Kinderei als Kapitalverbrechen behandelt hat die Strafs Nachdem man sich gehörig am Bier begeistert, zogen die gräflichen fammer in Halberstadt , die 13 junge Dorfbewohner aus BadersKnüppelhelden bewaffnet mit Knüppeln, Mistgabeln und andren leben wegen Verspottung der Abendmahlsceremonie " geistigen Waffen", nach dem Kohlschen Wirtschaftsgebäude Genau dasselbe haben die socialdemokratischen Kritiker von zu schweren Gefängnisstrafen verurteilte. Die Verurteilten hatten, und demolierten dort alles, was ihnen unter die Hände jeher ausgeführt. Sie wurden freilich der„ gehässigen Ueber- nachdem sie die Freuden des Schüßenfestes genossen, in einer Wirtfam. Die Fenster, Läden, das Hofthor, das Wirtschafts- treibung" geziehen. Allerdings ging die Socialdemokratie der Sache schaft die Abendmahlsfeier faritierend nachgeahmt und erhielten inventar, alles schlugen die wütenden Patrioten" furz noch tiefer auf den Grund. Sie erklärte auch, weshalb die Feld- dafür Gefängnisstrafen von 2 bis 9 Monaten zu Wer sich zur Wehre setzte, bekam Prügel. Der Wirt webel, Lieutenants und Compagniechefs die Unteroffiziere in eine so diftiert. Die beiden jüngsten Verurteilten sind erst 16 Jahre alt.- Kohl wurde so verlegt, daß er mehrere Tage im Bett liegen unangenehme Situation bringen. Sie werden wieder von ihren mußte. Einem Arbeiter Stiller wurde ein Backstein mit solcher Vorgesetzten scharf gemacht, und das alles schließlich wegen des Wucht an die Stirn geworfen, daß das Schild feiner Müze durch- thörichten Gamaschendrills, der aus dem vernünftigen Menschen eine schlagen wurde und er eine klaffende Wunde davontrug. Maschine zu machen sucht. Und so lange mit diesem System nicht Hierauf zogen die Knüppelhelden unter Gegröhle nach dem gebrochen wird und damit hat es gute Wege, werden sich die Wohnhaus eines als Socialdemokrat verschrieenen Arbeiters Stiller Soldatenmißhandlungen nicht mindern, selbst wenn die Militärjustiz und riefen dort: Heraus mit ihnen( gemeint waren die Söhne des nicht so oft eine unbegreifliche Milde walten ließe." Stiller), wir schlagen alle drei tot! Auch hier suchte man Fenster und Thüren einzuschlagen. Als Frau Stiller in die Hausthür trat, um den Unholden gütlich zuzureden, erhielt sie von dem Sohn des Bürgermeisters Moscherosch , einem der Hauptkrachmacher, einen Hieb mit einem Lattenstück über den Kopf und der junge Stiller erhielt von dem felben Helden einen Wurf mit einem Bankbein in den Rücken. Wie schrecklich die Wüteriche gehaust, geht daraus hervor, daß NachbarLeute sich nicht getrauten, auf das Hilfegeschrei den Bedrängten beizuspringen. Und Polizei und Nachtwache war an dem Abend nicht zu sehen. Ja einer der Ortsnachtwächter meinte zu einem jungen Manne, der ihn auf die bedrängte Lage des Wirtes Kohl aufmerksam machte:" Geh, wenn Du ein Kerl wärst, thät'st Du auch mit draufhauen!" Der Erceß war planmäßig organisiert und vorbereitet. Man durfte deshalb um so mehr darauf gespannt sein, wie die Staatsanwaltschaft die Sache beurteilen würde. Die hessischen Behörden haben aber einen wesentlich milderen Maßstab bei der Beurteilung des Excesses angelegt, wie die schlesischen Justizbehörden in Laurahütte, obwohl es sich in Burggräfenrod um einen wohlüberlegten Plan reifer Männer, in Laurahütte aber um die unüberlegte That unreifer und vorher provozierter junger Leute handelte. Einem Antrag der Verletzten auf Erhebung der Anklage wegen Landfriedensbruchs gab die Staatsanwaltschaft in Gießen nicht statt, vielmehr begnügte Von andrer Seite wird diese Meldung bestritten. Es lägen sie sich damit, die Ercedenten wegen Sachbeschädigung, Körper noch keine abschließenden Erfahrungen vor, auch sei Krupp noch berlegung, groben Unfugs zu verfolgen, woraus es sich auch erklärt, feineswegs mit einer etwaigen Umarbeitung der Geschüße betraut. daß sie nicht vor die Strafkammer, sondern vor das Schöffengericht Nach dem„ Berliner Tageblatt" dementiert auch das Kriegszur Aburteilung tamen. Angeklagt waren 16 Personen, zumeist ver- ministerium sämtliche Angaben ganz entschieden. Auf alle Fälle Heiratete Leute. Die Beweisaufnahme ergab im wesent hätten wir es auch nur mit einem Provisorium zu thun gehabt lichen die obige Schilderung der Vorgänge. Nur suchten dem das dicke Ende der Forderung völlig neuer Geschütze bald genug sich einige der Angeklagten zu rechtfertigen, daß nicht sie, nachfolgen dürfte. Soll doch auch England wieder die Einführung Socialdemokraten sondern die die Urheber des Krawalls eines völlig neuen Feldgeschützes des angeblich besten GeschützesDer gewesen seien. Amtsanwalt beantragte gegen die beabsichtigen. Haupt- Radauhelden mit Rücksicht auf die bekundete Roheit Freiheitsstrafen, während vier Anwälte sich bemühten, der Sache einen
überpatriotischen Eifers hinzustellen.
Eine provisorische Artillerievorlage
wird in verschiedenen Blättern angekündigt. Die Blätter erklären, daß dem Reichstag im nächsten Frühjahr eine Vorlage zugehe, die 12 bis 15 Millionen Mark für die Einführung der RohrrücklaufGeschütze fordert:
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" Die während der Kaisermanöver mit diesen neuen Geschüßen erzielten Resultate waren zufriedenstellend, sie dienen mit den vorhergegangenen Schießversuchen( in Meppen usw. in Gegenwart des Kaisers) als Unterlage zu der neuen Vorlage. Bekanntlich sollen die jetzt im Gedrauch befindlichen Geschütze in Rohrrücklauf Geschüße umgearbeitet werden. Diese Aenderung kostet für jedes Geschüt etwa 2000 Mart, so daß mit dem oben erwähnten Betrag die ganze Artillerie, soweit sie in Betracht kommt, renoviert und verbessert werden kann; eine Summe, die wegen der großen Wichtigkeit der Rohrrücklauf- Geschütze nicht sehr groß genannt werden kann. Soweit wir informiert sind, find an den in Betracht kommenden Stellen alle Vorbereitungen für eine schnelle Erledigung der Geschüßänderung getroffen worden. Neben den staatlichen Geschützfabriken wird die Firma Krupp den Hauptanteil an der Arbeit haben."
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Soldatenmishandlungen und kein Ende.
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möglichst harmlosen Austrich zu geben und den Erceß als Ausfluß Der„ Fall Bunz" beschäftigte am 21. September das KriegsDas Urteil fiel sehr milde aus. Von den 16 Angeklagten gericht der 27. Division in Ulm Am Abend des 3. Juni warf der erhielten wegen Sachbeschädigung oder Körperverlegung der Landwirt Unteroffizier Bunz von der 10. Compagnie des Grenadier - Regiments Jakob Friedrich Kost 230 M., der Landwirtschaft Richard Moscherosch Nr. 123 dem Gefreiten Hils aus geringfügigem Anlaß ein Kochgeschirr ( Bürgermeistersohn) 150 M., Ser Landwirt Richard Bolz 150 M., an den Kopf. Der Gefreite trug eine ca. 3 Centimeter lange und der Schweizer Wilhelm Bender 100 M., der Dienstknecht Konrad bis auf den Knochen reichende Wunde am linken Scheitelbein davon, Meinhard 50 M., der Landwirt Friedrich Dörr 100 M., der die im Revier provisorisch verbunden und noch am gleichen Bahnarbeiter Moritz Traband 100 M. und der Knecht Konrad Blum Abend im Lazarett mit zwei Nadeln genäht wurde. Hils blieb 30 M. Geldstrafe. Der übrige Teil der Angeklagten( Socialdemo- drei Tage in der Revierfrankenstube, mußte dann aber in das fraten!) wurde freigesprochen, weil dargethan wurde, daß sie an dem Lazarett übergeführt werden, weil sich hohes Fieber ein Erceß keine Schuld trugen. Bald zeigten sich die charakteristischen Symptome der Man vergleiche mit diesem Urteil die drakonischen Strafen, die stellte.
in Laurahütte verhängt wurden, man vergleiche damit die vielen Stopf- und Wanderrose und am 27. Juni starb Hils. Vorher gab Monate Gefängnis gegen Arbeiter, welche etiva ein unbedachtes Wort der Gefreite noch an, daß er von Bunz vorsätzlich verlegt worden gegen einen, Arbeitswilligen" geäußert, und man wird gestehen: in Fried- sei. Er habe bis dahin fälschlich bekundet, der Unteroffizier hätte berg war Madame Justitia einmal sehr gnädig gestimmt. ihn fahrlässig mit dem Kochgeschirr getroffen. Ihm sei nahegelegt worden, so auszusagen, um die Ehre der Compagnie zu wahren."
Bor dem Schwurgericht zu Beuthen werden am 28. September Auch habe er den Unteroffizier schonen wollen. Der Compagniechef Hauptvon neuem Verhandlungen über Wahltrawall- Beteiligte von Laura- mann Lutz und der Feldwebel, welche als Zeugen befragt wurden, ob sie hütte beginnen. Dem Schwurgericht ist die Aburteilung derjenigen Hils oder andre Personen zu beeinflussen versucht hätten, stellten dies Bersonen überwiesen worden, die sich bei den Vorgängen am entschieden in Abrede. Dagegen wurde im Laufe der diesmaligen 21. Juni als Rädelsführer hervorgethan, Gewaltthätigkeiten gegen Personen begangen oder Sachen geplündert, vernichtet Beweisaufnahme festgestellt, daß ein Unteroffizier Hinze, der f.3. oder zerstört haben sollen. Angellagt find acht Personen: mehrere Leute zum ersten gerichtlichen Verhör führte, bei dieser Gelegenheit Schlepper Goiny, Klempner Graiczaret, Arbeiter Mroset, Monteur geäußert hat, sie hätten den Mund halten sollen. Die Zunge müßte Weiß, Grubenarbeiter Burczyk, Zimmerhäuer Nott, Häuer Karaus, ihnen am Gaumen fleben bleiben“. Wie im Laufe der Vorunter
In der Nr. 217 äußert sich der nationalliberale„ Stadtanzeiger zur Kölnischen Zeitung" unter anderm: „ Nicht schwächer, sondern eher noch stärker wird fie( die Socialdemokratie) aus dem Tornado des Parteis tages hervorgehen. Der Reif der ideellen und parteipolitischen Gemeinsamkeit gegenüber der bestehenden Ordnung und ihrer parlamentarisch- staatlichen Vertretung ist zu fest, als daß der brausende Most der jugendlichen Machtfülle, wie er in der Socialdemokratie im Grunde genommen sogar recht imposant und an Kräften reich gärt, ihn sprengen könnte. Nicht so unrecht hatte ein Redner des Parteitages, daß es schon etwas Bedeutendes sei, solche Dinge in boller Deffentlichkeit verhandeln fönnen. Besser, man giebt das ruhig zu, anstatt mit seichtem Wit angequälter Vornehmheit darüber hinwegzugehen! Was Intelligenz, Kraft und Idealismus anbelangt, so könnte man davon dem socialdemokratischen Parteiwein genügend große Mengen abzapfen, um ein Dußend andre Parteien damit zu versorgen, ohne daß die an ausgezeichneten Köpfen und opfervollen Seelen überreiche Partei der Genossen darum merklich ärmer würde. Und das bezieht sich gerade auch auf die Partei, deren Stellung in der Deffentlichkeit durch eine Art von innerm Anachronismus, der zu den krankhaften Merkwürdigkeiten unsrer unsrer merkwürdigen Tage gehört, so überaus geräuschvoll geworden ist: auf das Centrum. Man sehe sich doch nur solch einen Katholikentag an! Immer wieder dieselbe Leier, ein ausgeblasenes Ei, aber hochwichtig herausdrapiert, als handelte es sich um reinsten geistigen Edelstein. Eine Omelette, aber lärmboll serviert. Tant de bruit etc.!( Soviel Lärm um einen Eierkuchen!) Eine Einigkeit, die schon mehr ewiger Schlaf ist, wird einem da Jahr für Jahr vorgezaubert, sie erscheint auf den bloßen Anruf wie der Geist in„ Hamlet " oder wie ein starres„ lebendes Bild" auf der Vereinsbühne in feenhafter" bengalischer Beleuchtung. Kein erregter Meinungsaustausch bezeugt bezeugt da geistiges Leben; Leben; da ist alles nur einer Meinung, der Meinung der Meinungslosigkeit. Und ob ein Redner deutsch , Lateinisch, italienisch oder türkisch spricht immer ist ihm der langanhaltende, begeisterte Beifall" der Menge gewiß, ob sie's num versteht oder nicht. Solcher Kämpfe im vollen Lichte der Deffentlichkeit, wie sie jest in Dresden ausgefochten werden ohne Schaden für die Partei, ist keine andre Partei im Deutschen Reiche fähig- am wenigsten aber die Centrumspartei, die darum sehr unrecht thut, auf Dresden mit dünkelhaftem Hochmut hinzublicken, weil dort soviel wüste Schimpferei" getrieben worden sei."
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Und die Mühlheimer Zeitung", ebenfalls ein liberales rheinisches Blatt, schreibt:
Wenn auch der Parteitag den Erdgeruch des Proletariertums nicht verleugnet habe und das fachliche Moment oft hinter persönlichen Bänkereien zurückgetreten sei, so dürfe man das nicht für die Hauptsache halten, sondern müsse das schon im eignen Interesse anerkennen, daß ein bewunderungsiverter Zug der Initiative, des Welteroberertums durch die Dresdener Tagung gegangen fei. Man müsse sogar sagen, die innere Einheit der Partei sei so groß, daß sie es ruhig wagen dürfe, ihre Parteiwäsche vor den Augen von ganz Europa zu waschen.
Hat ein Teil unsrer Parteipreffe vergessen, was sie der Partei schuldet? Und ist das die Parteipresse, die es mit einer Welt von Feinden aufnehmen soll
A. B.